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Bei Vaginalinfektion handeln!

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120 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2017 | www.diepta.de

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ie menschliche Va- ginalschleimhaut ist mit Millionen von Keimen besie- delt, wobei es sich meist um Milchsäurebakterien (Laktoba- zillus) handelt. Das von ihnen ausgeschiedene Laktat schafft ein saures Klima (pH-Wert: 3,8-

4,5), in dem pathogene Bakte- rien, Pilze und Einzeller nicht gut gedeihen können. Nimmt die Zahl der Milchsäurebakte- rien drastisch ab, steigt der pH- Wert an, was das Wachstum solcher Keime und damit das Entstehen von Scheideninfektio- nen begünstigt. Sie zählen nicht

ohne Grund zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, denn die Ursachen für die ge- störte Balance der Scheidenflora können vielfältig sein. So kann sich die Zahl der Milchsäurebak- terien durch Infekte, Stress oder hormonelle Zyklusschwankun- gen verringern, aber auch durch

übertriebene Intimhygiene, fal- sche Kleidung, Antibiotika oder manche Kontrazeptiva.

Infektionen durch Bakte- rien Eine bakterielle Vaginose wird durch anaerobe Bakterien ausgelöst, wobei vor allem der Keim Gardnerella vaginalis eine Rolle spielt. Er kann beim Ge- schlechtsverkehr übertragen werden, findet sich aber auch bereits in der gesunden Schei- denflora und in größerer Menge im Darm, von wo er durch Schmierinfektion in die Scheide gelangen kann. Typisches Sym- ptom einer Infektion ist ein nach Fisch riechender, grau- weißer Ausfluss, während Juck- reiz und Brennen eher selten sind. Die Hälfte der betroffenen Frauen bemerkt keinerlei Sym- ptome, sodass die Vaginose erst im Rahmen der normalen Vor- sorgeuntersuchungen entdeckt wird. Unbehandelt kann die Erkrankung zu einer aufstei- genden Infektion führen. Bei Schwangeren wurde hierbei eine Korrelation mit der Häu- figkeit einer Frühgeburt festge- stellt, jedoch konnte nicht ge- zeigt werden, ob die Infektion wirklich die Ursache war.

Behandelt wird die bakterielle Vaginose hauptsächlich mit den

B ei Vaginalinfektion handeln!

Gerät die Scheidenflora aus der Balance, verliert sie ihre Abwehrfunktion.

Dann können sich krankheitserregende Bakterien und Pilze sehr stark vermehren und Infektionen der Vagina hervorrufen.

© Wavebreakmedia Ltd / Wavebreak Media / Thinkstock

PRAXIS GESCHLECHTSKRANKHEITEN

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Antibiotika Metronidazol oder Clindamycin in Form von Tab- letten, Vaginalzäpfchen oder -creme. Schwangere sollten, wenn möglich, erst nach dem ersten Trimester behandelt werden, dann mit Clindamycin oral. Muss bereits im ersten Tri- mester therapiert werden, wird Metronidazol eingesetzt. Hier- bei sollten Nutzen und Risiko jedoch genau abgewogen wer- den, da sich Metronidazol in Tierversuchen als karzinogen erwies. Wie lange die Medi- kamente angewendet werden müssen, hängt von der Schwere der Infektion und der Störung der Scheidenflora ab. Eine Mit- behandlung des Geschlechts- partners ist nicht nötig. Studien haben gezeigt, dass die Therapie dann zwar erfolgreicher, die Rückfallquote jedoch genau so hoch ist.

Chlamydien Auch Chlamy- dia trachomatis, einer der drei unter dem Sammelbegriff

„Chlamydien“ bekannten Sero- typen, kann ernst zu nehmende Schäden verursachen. Eine In- fektion äußert sich durch Bren- nen beim Wasserlassen, einer Entzündung des Muttermunds oder Zwischenblutungen. Das Tückische daran: Die Bakte- rien können auch völlig be- schwerdefrei ihr Werk ver- richten, sie können die Eilei- ter verkleben und zu Unfrucht- barkeit führen. Die Infektion wird durch Geschlechtsver- kehr übertragen; Männer spü- ren häufig keinerlei Beschwer- den. Antibiotika wirken hier sehr gut; beide Partner sollten behandelt werden.

Auch eine Infektion durch Tri- chomonaden, die durch ihre heftigen Symptome nicht unbe- merkt bleibt (grünlich-schau- miger Ausfluss, starke Entzün- dungsanzeichen) sollte sofort ärztlich behandelt werden. Be- sonders für Schwangere ist das wichtig. Sie haben das zusätz- liche Problem, dass der pH- Wert in der Scheide sich durch die Schwangerschaft ändern kann. Deshalb: bei Beschwer- den sofort zum, Arzt!

Infektion durch Hefepilze Eine Scheideninfektion kann auch durch Pilze der Candida- Gruppe, meist Candida albi- cans, ausgelöst werden. Sie siedeln vor allem im Darm und können durch Schmierinfek- tion, zum Beispiel bei falscher Toilettenhygiene oder manchen sexuellen Praktiken, auf die Va-

ginalschleimhaut gelangen.

Leitsymptome eines Scheiden- pilzes sind starkes Jucken oder Brennen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr sowie ein geruchsneutraler, bröckeliger Scheidenausfluss.

Ein Scheidenpilz wird über mehrere Tage mit Scheiden- zäpfchen und -salbe behandelt;

in schweren Fällen kann auch eine systemische Therapie nötig sein. Anders als bei der bakteri- ellen Vaginose sollte der Part- ner mitbehandelt werden, da- mit es nicht zu einem Ping- Pong-Effekt kommt.

Ein schwacher Trost: Candida albicans braucht Estrogen, um zu wachsen, deshalb sind meist nur Frauen vor den Wechsel- jahren betroffen.

Balance wieder herstellen Wer häufiger unter bakterieller Vaginose oder Scheidenpilz lei- det, sollte daran arbeiten, die Scheidenflora langfristig wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Hierzu kann das Bekämpfen anderer bestehender Infektio- nen ebenso beitragen wie die Vermeidung von Stress, der das Immunsystem schwächt. Dar- über hinaus sollte man pH-neu- trale Seifen nutzen und mög- lichst weite, atmungsaktive Kleidung und Unterwäsche tragen. Unterstützen kann man die Scheidenflora durch die Einnahme von Prebiotika, zum Beispiel als Vaginalzäpfchen.

Die hierin enthalten Milchsäu- rebakterien können wesentlich dazu beitragen die fehlende Ba- lance wiederherzustellen.

Dies belegen auch Studien:

Bakterielle Vaginosen heilen

schneller, wenn eine Rezidiv- prophylaxe mittels Lactoba- zillen verabreicht wurde. Die

„Döderleinschen Stäbchen“, wie sie genannt werden, er- niedrigen den pH-Wert wieder auf den normalen Wert und machen Pilzen und Bakterien das Leben schwer.

Schnelltests Viele Frauen sind bei Scheidenausfluss ver- unsichert, sie wissen nicht, ob sie eine bakterielle Vaginose oder einen Scheidenpilz haben.

Schnelle Aufklärung darüber können Schnelltests liefern, die Sie empfehlen können. Ergibt der Test, dass es sich um einen Pilz handelt, können Ihre Kun- dinnen die Infektion sogar zeit- nah ohne einen Besuch beim

Gynäkologen behandeln. Das ist sinnvoll, wenn die Symp- tome am Wochenende auftre- ten oder kurzfristig kein Termin beim Frauenarzt zu bekommen ist. Raten Sie Ihren Kundinnen aber trotzdem, die Diagnose so- bald wie möglich ärztlich bestä- tigen zu lassen. Frauen, die zum wiederholten Mal eine Vaginal- pilz-Infektion haben, kennen die Symptome meist recht ge- nau und müssen nur zum Arzt geschickt werden, wenn das Antimykotikum nicht wirken sollte.

Falscher Alarm Treten keine Bauchschmerzen, kein Jucken und Brennen und kein unan- genehmer Geruch auf, han- delt es sich vielleicht um einen Ausfluss, der keine Krankheit darstellt. Vor der ersten Mens- truation tritt bei jungen Mäd-

chen häufig der so genannte Weißfluss auf. Der Körper be- ginnt, immer mehr weibliche Geschlechtshormone zu pro- duzieren, der Fluor albus ist ein Anzeichen dafür. Auch der Schleim, der wie ein Pfropf die Gebärmutter verschließt, verändert im Laufe des Zyklus seine Konsistenz: Nur an den fruchtbaren Tagen ist er glas- klar, durchsichtig und nahezu flüssiger, ansonsten eher zäh und trübe. ■

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

Nur keine falsche Scham: Fast jede Frau hat schon einmal mit einer Vaginose zu tun gehabt.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2017 | www.diepta.de

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