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Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. Tiroler Gewerbeblatt 1909

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Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

Tiroler Gewerbeblatt 1909

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Qroler

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Organ Ses LèwerbefôrSem ngsînstttutes

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Oewerbekammer

Innsbruck

LLII. Jahrgang. Innsbruck - Januar ^909. Nr . 1.

Die Mitglieder des „Tiroler Gewerbevereines " erhalten dieseZeitschrift unentgeltlich. Dieselbe erscheint monatlich einmal.

Der Bezugspreis für Nichtmitgleder beträgt jährlich H

Schriftleitun g : Innsbruck , Saggengasse Nr. — Verwaltung: Innsbruck , Neinhardstraße Nr . ^2 (Gewerbeförderungs-Institut ).

Jubiläumrkeier de; llorrtander der Tiroler Lewerbevereiner.

Am Freitag , den 29. Jänner , fand im Tiroler Gewerbe¬

verein die 20jährige Jubiläumsfeier des Obmannes Herrn kais. Rat Dr . A. Kofler statt , zu welcher sich eine große Anzahl von Mitgliedern eingefunden hatte . Obmann -Stellvertreter Direktor A. Hellmessen schilderte in längerer Rede die Ver¬

dienste des Obmannes des Vereines , die er sich nicht nur um den Verein selbst, sondern auch in anderen Angelegenheiten, die mit dem Gewerbestande in innigem Kontakte stehen, er¬

worben hat . Als sichtbares Zeichen der Liebe und Anerkennung, die sich der kaiserl. Rat Dr . Kofler erworbem hat , wurde ihm eine schöne, künstlerisch ausgestattete Wanduhr überreicht. Sicht¬

bar gerührt , dankte der Gefertigte für die ihm gewordene Ehrung und gab das Versprechen, auch künftighin dem Verein ein treuer Freund zu bleiben . Bemerkt wird noch, daß der Ent¬

wurf der Uhr sowie auch das künstlerisch in Kupfer und Silber getriebene Zifferblatt von Herrn Prof . August Biendl stammt, das Werk sowie die Montierung der Uhr in der Werkstätte des Vereinsmitgliedes und hiesigen Uhrmachermeisters Herrn Wilhelm Seifert hergestellt wurde.

Das Museum für Gewerbe und tirolische Ärmst.

In den Räumen des ersten Stockwerkes des Handels¬

kammergebäudes (Meinhardstraße ) ist bekanntlich ein großer Teil der Sammlungen für das zukünftige „Museum für Ge¬

werbe und tirolische Kunst " in Innsbruck provisorisch unter¬

gebracht. Bisher wurden die einzelnen Gegenstände ohne be¬

sondere Unterscheidung einfach aufgespeichert, um später einmal ihrem eigentlichen Bestimmungsorte zugeführt zu werden . Im Laufe der Zeit hatte sich aber eine solche Unmasse von Ob¬

jekten angesammelt , daß nicht nur wegen des nötigen Ueber- blickes, sondern auch wegen der besseren Ausnützung des zur Verfügung stehenden Raumes eine beiläufige Ordnung und Einteilung der Sammlung dringend geboten erschien. Dieser mühseligen , nicht bloß Geduld , sondern auch große Sachkenntnis erfordernden Arbeit hat sich Prof . Edgar Meyer unterzogen.

Nun ist alles nach Möglichkeit geordnet und gesichtet, so daß man sich jetzt schon ein ungefähres Bild machen kann , was das zukünftige Museum eigentlich wird : es wird im besten Sinne des Wortes ein „tirolisches Nationalmuseum ".

Die provisorisch mit den entsprechenden Möbeln ein¬

gerichteten Stuben und eine gotische Kapelle lassen die Grund¬

idee, nach der das neue Museum eingerichtet werden soll, schon deutlich erkennen. Natürlich konnten in den Räumen der Handelskammer , wie schon erwähnt , nicht alle für das Museum schon gesammelten Objekte Platz finden . Die Täfelungen der einzelnen Stuben rc., ein großer Teil der vorhandenen Möbel und Geräte , mußten anderswo untergebrachr werden . Man kann sich leicht einen Begriff von der Größe und Reichhaltig¬

keit des Museums machen, wenn man bedenkt, daß dort etwa 20 bis 30 getäfelte Stuben , darunter allein 12 bis 15 gotische, aufgestellt werden.

Der im Handelskammergebäude untergebrachte Teil der Sammlung ist nun soweit einheitlich geordnet , daß die ganze kolossale Zinnsammlung in einem Raume vereinigt ist ; jetzt sieht man erst, welche Schätze diese Riesenkollektion enthält.

Auch die Skulpturen wurden übersichtlich arrangiert . Es be¬

findet sich neben alten Grabsteinen , Votivbildern rc. auch eine außerordentlich große Anzahl von gotischen Holzskulptüren.

Die Eisensammlung besteht aus allen möglichen Gegenständen, darunter Werkzeugen, Koch- und Küchengeräten , Fenstergittern und Grabkreuzen . Ganz besonders interessant und reichhaltig ist die Sammlung von Schlüsseln , in der alle Formen und Arten , von den primitivsten bis zu den kunstvollst gearbeiteten, von der Römerzeit bis auf den heutigen Tag , systematisch geordnet sind. Weiter sind auch Eisenschlösser, Türbänder, Beschläge in großer Auswahl vorhanden , wohl an die tausend Stücke.

In der Holztechnik findet man vom kunstreichst geschnitzten Schranke und anderen Möbeln alles bis zum einfachsten Haus¬

gerät . Sehr stark ist die tirolische Kerbschnitt -Technik vertreten.

Wir finden da die wertvollsten romanischen , gotischen, Re¬

naissance-, Barock-, Rokoko-Skulpturen bis zu den heute noch fabrizierten Grödner Arbeiten . Eine Spezialsammlung bilden die in Holz geschnitzten Karrikaturen . Wiegen , Truhen , alle erdenklichen Kästchen, Dosen und Schachteln gibt es in vielen Hunderten . Unter den schönen, gut erhaltenen Lederwaren befindet sichauch eine interessante Sammlung von Ledergurten und wahre Prunkstücke von kunstreichen Lederkassetten. Weiter sieht man eine heute in solcher Vollständigkeit sicher nicht mehr vorkommende Sammlung von Glocken und Glockenriemen

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für Almvieh ; ferner Pferdegeschirre, Schellengeläute , Sensen¬

scheiden, Wetzsteinbehälter (Kumpfen ).

Dann gibt es wieder Glasgemälde , Miniaturen , Bücher in alten Einbänden , alte Porträts , Trachtenbilder und Kostüme, alle möglichen Zunftgegenstände , Schilder , Waffen , Musik¬

instrumente , Majoliken , Oesen, Stoffe , altgewebte und gestickte Tisch- und Leinentücher in allen Mustern zu Hunderten . Sehr schön ist die Krippensammlung , in der sich auch die Bruggersche Krippe und die von Gheri befindet . Im zweiten Stocke, wo auch ein Sitzungsraum mit schönen Jntarstamöbeln durchwegs in tirolischer Renaissance eingerichtet ist, ist eine hochinteressante Sammlung von Uhren und Uhrenständern untergebracht . Kurz, die Fülle des Vorhandenen ist überwältigend , es wäre des Aufzählens kein Ende.

Jedenfalls kann man jetzt schon so viel ersehen, daß das zukünftige Museum für Innsbruck ein Anziehungspunkt ersten Ranges werden wird . Es wird ein Bild von Tirols kultu¬

reller , künstlerischer und völkischer Entwicklung geben, wie man es nirgends mehr so finden wird und wie niemand es noch für möglich gehalten hätte . Diejenigen , die wissen, wie schwer es heute ist, alte kunstgewerbliche und Kunstgegenstände über¬

haupt noch zu bekommen, werden staunen über diese Reich¬

haltigkeit der Sammlung und erst in späteren Tagen wird man mit verdientem Danke jener Männer gedenken, die sich dieser Mühen unterzogen haben und unterziehen , diese Riesen¬

arbeit vorzubereiten und durchzuführen . Es ist mit Sicherheit zu hosten und zu erwarten , daß , wenn das Museum einmal vollendet und dem Publikum geöffnet ist und letzteres sieht, von welcher Bedeutung das Museum für das Land und speziell für Innsbruck ist, das Unternehmen dann auch finanziell durch Schenkungen oder leihweise Überlassung von geeigneten Ob¬

jekten unterstützt werden wird.

Soll man klagen?

Nachdruck verboten.

u . U . Gelegentlich des Jahresschlusses und dem mit diesem Zeitpunkte auch meistens zusammenfallenden Geschäfts -, bezw. Bücherabschluß wird jedem Geschäftsmann wiederum eine Reihe von Konten solcher Kunden vor Augen geführt , die mit der Bezahlung im Rückstand geblieben sind und die trotz ener¬

gischer Mahnbriefe ihren Verpflichtungen nachzukommen nicht für notwendig gehalten haben . Nun steht er vor der Frage, ob die Forderung eingeklagt werden soll oder nicht. Es gibt noch viele Geschäftsleute , die vor jeder Klage zurückschrecken, weil sie der Ansicht sind, daß dabei doch nichts herauskommt und nur noch Geld zum Fenster hinausgeworfen wird . Das mag in einzelnen Fällen wohl zutreffen , darf aber für einen Geschäftsmann absolut kein Grund fein , den Klageweg über¬

haupt nicht zu beschreiten. Man sollte niemals die Kosten scheuen und selbst die faulen Außenstände einklagen und nicht einfach abschreiben, um sie dann schließlich verjähren zu lassen.

Allerdings sollte man , bevor zur Klageerhebung ge¬

schritten wird ,sich erst einmal vergegenwärtigen , ob es doch nicht angebrachter ist, bei diesem oder jenem Kunden noch weiter Nachsicht zu üben . Denn man kann die Schuldner im all¬

gemeinen in zwei Gruppen teilen , erstens in solche, die wohl gern zahlen möchten, aber augenblicklich vielleicht nicht dazu in der Lage sind, und dann in solche, die einfach nicht wollen.

Das sind die böswilligen . Bei denen nun , die tatsächlich im Augenblick ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, ihre gute Absicht aber durch Abschlagszahlungen oder sonstwie betätigen , ist ein schroffes Vorgehen meistens nicht am Platze, weil die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, daß solche Leute durch Klageerhebung mit nachfolgender Zwangsvollstreckung ihrem wirtschaftlichen Ruine entgegengehen . Dadurch würde man also nichts gewinnen , sondern schließlich noch sämtliche Kosten zu tragen haben , während man bei ruhigem Zuwarten vielleicht doch noch zu seinem Gelde kommt.

Bei den böswilligen Schuldnern ist aber jede Nach¬

sicht unangebracht . Diese Art Leute bequemen sich in der Regel erst dann zur Zahlung , wenn sie hart angefaßt werden und sie sehen, daß es ein Entrinnen nicht mehr gibt . In solchen Fällen schreite man also ohne weiteres zur Klage¬

erhebung , sofern man alle außergerichtlichen Schritte schon ohne Erfolg angewendet hat . An solchen außergerichtlichen Mitteln fehlt es ja nicht, und oft genügen sieauch, um selbst bei hart¬

näckigen Schuldnern zu dem gewünschten Ziele zu gelangen.

Bei offenbarer Zahlungsunfähigkeit , also in solchen Fällen, wo der Schuldner bereits den Offenbarungseid geleistet hat, sind selbstverständlich solche Wege zwecklos; diesen Kunden ist wohl nur selten beizukommen.

Besonders eine durch einen Rechtsanwalt erlassene Zahlungsaufforderung , der gleichzeitig eine Drohung mit Klage¬

erhebung angefügt ist, wird vielfach mit Erfolg angewendet.

Die dadurch entstehenden Kosten hat der Schuldner zu bezahlen.

Auch die Einziehung solcher Beträge durch ein zuverlässiges Schulden -Einziehungs - oder Inkasso -Institut wird , da diese mit großer Energie und Rücksichtslosigkeit vorzugehen pflegen, häufig erfolgreich sein.

In der Mehrzahl der Fälle wird es allerdings ohne eine Klage nicht abgehen . Sieht man sich zu diesem Schritt ge¬

zwungen , dann erwirke man , sofern anzunehmen ist, daß ein Widerspruch seitens des Schuldners nicht erfolgen wird , einen Zahlungsbefehl . Auf diese Weise erlangt man schneller und vor allen Dingen billiger einen vollstreckbaren Titel . Im anderen Falle strenge man sofort Klage im ordentlichen Ver¬

fahren an.

Wie schon gesagt , ist es keineswegs empfehlenswert, wenn der Geschäftsmann grundsätzlich niemals klagt, das fördert unserer Ansicht nach nur die Laxheit im Geschäfts¬

verkehr. Geht man dagegen den hartnäckigen und gegen außergerichtliche Mittel abgebrühten Schuldnern energisch zu Leibe, verklagt sieprompt , beantragt dann Zwangsvollstreckung und eventuell noch Ableistung des Offenbarungseides , dann hat man nicht nur für sich selbst die Beruhigung , zur Wieder¬

erlangung seines Geldes das möglichste getan zu haben , sondern hat auch durch Brandmarkung solcher böswilliger Schuldner mit zur Klärung der allgemeinen Kreditverhältnisse etwas

beigetragen . L.. 8t.

Line Brandprobe mit einem feuersicheren Strohdach.

Von Karl Krum mâcher (Worpswede).

Unlösbar verknüpft mit der Vorstellung des nieder - und norddeutschen und ebenso des Schwarzwälder Bauernhauses ist das Strohdach . fi Das dicht an die Berglehne geschmiegte mehrstöckige Schwarzwaldhaus mit seinen Holzgalerien und Holzverkleidungen und seinem weit überragenden mächtigen Strohdach ist ein ganz anderes Wesen als das den Stürmen ausgesetzte ziegelbekleidete Fachwerkhaus der niederdeutschen Tiefebene, als der nordfriesische „Hauberg " oder die primitiven Lehmkathen und weidengeflochtenen Scheunen des Moor - und Geestlandes . Aber welche Arten und Spielarten strohgedeckter Bauernhäuser (z. B . in Skandinavien , England , Rußland, Oesterreich, Italien ) sich aufstellen lassen, immer wirken sie echt und bodenständig in der landschaftlichen Umgebung . In Farbe und Linie hat sich das Strohdach der Natur angepaßt , es ist kein Fremdkörper mehr , sondern ein mit ihr verwachsenes organisches Gebilde . Und faßt man einmal die großen Farben¬

komplexe der Landschaft zum Bilde zusammen , so bilden die Farben des Strohdachs einen, man möchte sagen , unentbehr¬

lichen Akzent und Ausgleich . Was es auch sei, Heide, Acker, ffAuch inmanchen GegendenTirolsfinden wir das Strohdachheimisch;

wirgeben deshalb folgenden Zeilen Raum.

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-3 Sand , Wiese , Busch und einzelne Bäume , alles steht wunder¬

bar zu deu Tönen des langgestreckten , tief herabgezogenen Strohdachs , zu dem Violettgrau und Rotgrau mit der bei zunehmender Feuchtigkeit immer leuchtender und kräftiger grün schimmernden Moosdecke . Und das Grün erscheint wieder als wirkungsvoller Gegensatz zu den roten Ziegeln und dem lustig gestrichenen Fachwerk , zu dunkelbraunem Holz (Schwarzwald¬

haus ), zu gelben Lehmwänden und weiß verputzten Mauer- flächen.

Aber leider Gottes werden die alten anheimelnden Stroh¬

dachhäuser immer weniger , jetzt merken wir den Verlust erst recht und lernen ihre Schönheit immer mehr schätzen, nachdem ein unglaublich nüchternes oder noch schlimmer — mit städtischem Zierat versehenes Wohnhaus an seine Stelle ge¬

treten ist . Hier ein mißgestaltetes Zwittergeschöpf zwischen Land - und Stadtwohnung und dort , wo früher die weiden¬

geflochtene Strohdachscheune stand , eine Pappdachscheune mit eisernen Fensterrahmen , öde und unerfreulich wie ein Fabrik¬

schuppen . Beim Bauernwohnhause wird nun das Strohdach im besten Falle ersetzt durch rote Dachpfannen , die meist ganz schmuck aussehen , aber doch nicht überallhin passen , dann aber durch Schiefer , Zementplatten und die schon erwähnte Dach¬

pappe . Und das ist sicher, all dieses Material , selbst der Schiefer , wo er nicht heimisch ist , paßt nicht mehr recht in unsere Zeit der Hygiene und Bequemlichkeit . Für die alte Art des Wirtschaftsbetriebs war die Einrichtung sinnreich und zweck¬

entsprechend : alles in einem Raum geborgen zu wissen , Men¬

schen, Vieh und Kornfrüchte , von der Feuerstelle alles zu über¬

sehen , das Vieh zu beobachten und jeden Eintretenden im Auge zu behalten . Anderseits : Wem von unseren Lesern möchte man es angesinnen , in einer lichtlosen Hütte zu wohnen , wo der Rauch anstatt durch den Kamin und Schornstein , durch die Haustür und die Sparrenritzen abzieht ? Wo liegt nun die Grenze ? Was gehört zum Veralteten , Rückständigen , das man unbedingt dem Zeitfortschritt opfern muß , was zu dem schönen , und , praktischen Alten , das man pietätvoll ?,erhalten und bewahren möchte ? Zweifellos ist uns das Strohdach eines der wertvollsten Stücke aus dem Inventar der guten alten Zeit . Seine praktischen Vorzüge sind mindestens ebenso in die Augen springend wie die ästhetischen . Im Sommer hält es die pralle Sonnenglut ab , im Winter die Kälte und nicht minder die Feuchtigkeit , ferner gestattet es eine beständige Luft¬

zirkulation , die dem Vieh wohltätig und den auf dem Boden lagernden Kornfrüchten unbedingt nötig ist . Nur einen Uebel¬

stand hat das Strohdach , es ist sehr feuergefährlich . Wenn der Blitz gezündet hat oder auf andere Weise Feuer entstanden ist, so findet die Flamme am Dachstroh die denkbar beste Nah¬

rung . In ein paar Minuten schießt es , von den Dachsparren losgelöst , herunter und versperrt so die Ausgänge des Hauses.

In Mecklenburg werden deshalb auch besondere Schutzgitter angebracht , die das herabrutschende brennende Stroh auffangen.

Das Feuer greift aber jedenfalls so schnell um sich, daß die bedrängten Bewohner kaum Zeit finden , ihr Vieh aus dem Stalle zu ziehen und ihr wertvollstes Hab und Gut in Sicher¬

heit zu bringen . Man bedenke , auf dem Lande ist man mit dem Löschen nicht so schnell bei der Hand und häufig oder meistens stürzt das Haus schon zusammen , ehe die Brandspritze gefüllt und zur Stelle ist . Und wo nun die Nachbarhäuser

meist ebenfalls strohgedeckt nicht allzuweit entfernt liegen , da droht ihnen das gleiche Verhängnis in Gestalt des in der Windrichtung forttreibenden Flugfeuers . Kein Wunder also , wenn die Feuerversicherungen unter diesen Umständen die Prämien für die noch vorhandenen Strohdächer beständig in die Höhe treiben.

Nun hat vor einigen Jahren ein mecklenburgischer Land¬

wirt nainens Gernentz die Erfindung gemacht , das Dachstroh zu imprägnieren , wozu eine nach und nach auftrocknende und das Stroh verhärtende Flüssigkeit , eine Mischung von Lehm, Gips und Gallwaffer benutzt wird . Die einzelnen Teile , die

wir kurz Strohmatten neunen wollen , werden reihenweise über¬

einander gelegt und mit Draht an den Sparren und Latten verknüpft . Die stufenförmige Lage erinnert dann an das süd¬

deutsche Schindeldach . Wird aber das überstehende Stroh zu einer glatten Fläche geschoren , so unterscheidet sich das Dach in keiner Weise von dem früheren feuergefährlichen Strohdach.

Für den Preis des ersteren ist zu berücksichtigen , daß die Mehr¬

kosten bei der Imprägnierung geringfügig sind und auch die Kosten harter Bedachungen nicht übersteigen . Nach der Be¬

schreibung scheint überdies das Imprägnieren sowohl wie das Befestigen des Strohs ff leicht erlernbar und ausführbar zu sein.

Im Anfang des vorigen Jahres hat nun der bekannte Worpsweder Maler Hans am Ende mit Unterstützung des dor¬

tigen Verschönerungs -, bezw . Heimatschutz -Vereins (dessen Inter¬

esse er wachgerufen ) einen besonderen Versuchsschuppen bauen lassen , an welchem erst im letzten Jahre und zwar am 14 . Juni die Brandprobe vollzogen wurde . Aus dem überaus günstigen Ergebnis darf man wohl für die Zukunft hoffen , daß die Be¬

mühungen am Endes , das Strohdach zu erhalten , bezw . wieder einzuführen , namentlich von der Regierung tatkräftig gefördert werden . Die maßgebenden Persönlichkeiten und Sachverstän¬

digen , die von fern und nah herbeigekommen waren , sprachen sich sehr befriedigt über den Verlauf des Brandversuchs aus, der übrigens auch für die nach Tausenden zählende Land¬

bevölkerung ein lehrreiches und interessantes Schauspiel bot.

Zu der Kommission , welche das Protokoll verfaßte und unter¬

zeichnete , gehörten : Als Regierungsvertreter : Regierungspräsi¬

dent Freiherr v . Reiswitz (Stade ), Geh . Baurat Peltz (Stade ), Landrat Dr . Becker (Osterholz ) , Regierungsaffeffor v . Leipzig (Lilienthal ) , Regierungsbaumeister Wallbrecht (Verden ), ferner als Vertreter der Landschaftlichen Brandkaffen Hannover Bau¬

rat Freiherr v . Hodenberg (Hannover ), als Vertreter der Han¬

noverschen Feuerversicherungsgesellschaft Konkordia Justizrat Dr . Domizlaff (Hannover ), sodann als Vertreter des Vereins für niedersächsisches Volkstum Architekt Hugo Wagner (Bremen ), Architekt Lotz und Architekt Schwally (Bremen ), Dr . Schäfer (Bremen ), Maler Müller - Scheeffel (Bremen ) und endlich als Vertreter des Worpsweder Verschönerungsvereines die Maler Hans am Ende und Heinrich Vogeler (Worpswede ).

Im Anschluß an das Protokoll wollen wir nun hier die Brandprobe kurz beschreiben . Die verschiedenen Deckungs¬

arten sind (nach einer Illustration ) numeriert . Es waren Streifen verschiedenen Materials von 1 m Breite angeordnet, nur Nr . 1 Garnentz - Dach war 4 in breit und Nr . 7 gewöhn¬

liches Strohdach 3 m breit . Vor der eigentlichen Probe wurde versucht , das imprägnierte Dach durch eine an verschiedenen Stellen daruntergehaltene Petroleumfackel in Brand zu stecken.

Es war nirgendwo möglich . Nachdem um Zffä Uhr das unter dem Schuppen bis zum First angehäufte Brennmaterial , Reisig, Stroh , Kienholz , Teertonnen , Balken angezündet war , schlug die Flamme , wie vorauszusehen war , an dem mit gewöhn¬

lichem Stroh gedeckten Teil (Nr . 7) nach ganz kurzer Zeit (30 Sekunden ) durch , nach 2ffz Minuten rutschte das Stroh herab und es entwickelte sich ein starkes Flugfeuer , während nach 7 ^ 2 Minuten die ausgebrannten Reste zusammenstürzten.

Beim Zementplattendach (Nr . 4 ) dauerte es 3 Minuten , ehe die Flamme durchbrach , in 7 Minuten fielen schon die Platten und nach einer weiteren Minute die ganze Lage zusammen.

Interessant war übrigens zu beobachten , wie das schmutzig¬

graue , unansehnliche Material , das neuerdings in der ganzen Gegend benutzt wird , durch die starke Glut zersprang und dann zu einer mürben und weichen Masse zusammenschmolz , die mit der Hand zerdrückt werden konnte . Bei früheren Bränden war übrigens dasselbe beobachtet worden . Natürlich stellte sich auch

Die genaue Beschreibung , wie das feuersichere Strohdach herzustellen ist , sowie das amtliche Protokoll im Originalwortlaut mit erläuternden Ab¬

bildungen ist vom Verjchonerungsverein Worpswede zum Preise von 1 Mark zu beziehen.

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bei der Dachpappe <Nr . 6) die Feuerwirkung sehr schnell ein.

In ein paar Minuten brannte bie Dachpappe lichterloh und war bereits nach acht Minuten völlig zerstört . Aber auch beim Ziegelpfannendach Nr . 2 schlugen die Flammen bald durch. Die ersten Ziegel stürzten , vermutlich durch das Ab¬

springen der sogenannten Nasen , nach 6 Minuten herab , wäh¬

rend die letzten Ziegel im ganzen 14 Minuten standhielten.

Nun aber das imprägnierte Stroh . Es handelte sich um die Streifen Nr . 5 und 3 und die ganze , schon im vorigen Jahre hergestellte Ecke Nr . 1. Zunächst dauerte es länger , ehe die ersten Flämmchen am First züngelten (2 und 4 Minuten ).

Ohne daß der First brannte , schlugen die Flammen aus den Sparren nach 12 Minuten heraus . Trotz der kolossalen Glut bemerkte man indes nicht, daß das Dach selber irgendwo in Brand geriet . Es schien hier und da zu glimmen , und nach dem Abräumen ergab sich, die Strohplatten waren wohl ange¬

sengt, aber in ihrer Form vollkommen erhalten . Vorher beim Brande — ein höchst malerisches und merkwürdiges Schau¬

spiel — zog der Qualm in Schwaden durch das Strohdach hin¬

durch, während ein sehr starkes Feuer darunter brannte und die nahestehenden Zuschauer zu immer weiterem Rückzüge nötigte . Es zeigte sich hier also die poröse Eigenschaft auch des imprägnierten Strohs , eine Eigenschaft , die für die prak¬

tische Verwendung gar nicht hoch genug angeschlagen werden kann . Die Sparren auf der Längs - und Giebelseite zerbrachen

nach 151/4 Minuten infolge Durchbrennens der Dachlatten

ohne vorheriges Abrutschen von Strohteilen . Von einem Flug¬

feuer war auf allen drei Lagen nicht das mindeste zu bemerken.

Also alles in allem : der Äersuch ist nach Ausspruch des Re¬

gierungsvertreters ausgezeichnet gelungen . Das imprägnierte Stroh ist also im Brandfalle der harten Bedachung als min¬

destens gleichwertig anzusehen . Bei bedeutend dickeren Pfosten und Sparren , d. h. von normaler Stärke eines Hausdaches, würde es zweifellos erheblich längeren Widerstand geleistet haben , so daß alles im Hause hätte gerettet werden können.

Es steht demnach zu hoffen, daß die Regierungen sich mit den Ergebnissen der Brandprobe vertraut machen und der Wieder¬

einführung des Strohdaches in dieser Form Vorschub leisten werden . (Aus derDürer-Bundes-Korrespondenz.)

Die Anmeldung zur j)ensionsversicherung.

Von der Allgemeinen Pensionsanstalt für Angestellte wird folgendes verlautbart:

Am 1. Jänner 1909 tritt das Gesetz, betreffend die Pen¬

sionsversicherung der privaten Angestellten ohne jede Aende¬

rung in volle Wirksamkeit . Die Vorschläge zu einer Nivel¬

lierung dieses Gesetzes haben nicht einmal die Beratung des sozialpolitischen Ausschusses des Abgeordnetenhauses passiert.

Es sind daher alle Dienstgeber , welche verstcherungspslichtige Angestellte beschäftigen, zur unverzüglichen Anmeldung der¬

selben verpflichtet . Diese Anmeldung hat alle Bediensteten mit Beamtencharakter , sowie überhaupt alle jene bediensteten Per¬

sonen , die ausschließlich oder doch vorwiegend geistige Dienst¬

leistungen zu verrichten haben , zu umfassen . Es liegt im eigenen Interesse der Dienstgeber , daß sie ihre sämtlichen in dieser Hinsicht in Betracht kommenden Angestellten , insbeson¬

dere auch jene, deren Versicherungspflicht ihnen zweifelhaft er¬

scheinen sollte , anmelden , um dadurch eine Entscheidung über die Versicherungspflicht dieser Angestellten herbeizuführen . Da nämlich die Pensionsanstalt vermöge des ihr zustehenden Kon¬

trollrechtes in der Lage ist, die nicht angemeldeten versiche¬

rungspflichtigen Angestellten zu ermitteln , würde der Dienst¬

geber seiner Anmeldepflicht nicht nur nicht entgehen , sondern er würde auch wegen der Unterlassung der Anmeldung bestraft und zur Nachzahlung der rückständigen Prämien samt vier¬

prozentigen Verzugszinsen verhalten werden.

Dem Dienstgeber würde ein weiterer Schaden noch da- durch erwachsen, daß er von der den Angestellten treffenden Quote nur die drei letzten Monatsprämienraten im Wege des Gehaltsabzuges hereinbringen könnte. Allen diesen unan¬

genehmen Konsequenzen entgeht der Dienstgeber durch die ord¬

nungsmäßige Erstattung der Anmeldungen . Diese letztere hat aber für den Dienstgeber noch andere sehr gewichtige Vorteile.

Wenn nämlich in späterer Zeit durch eine Aenderung in der Auslegung der den Umfang der Versicherungspflicht um¬

schreibenden Bestimmungen des Gesetzes (etwa infolge einer Aenderung in der Judikatur des Verwaltungsgerichtshofes) eine bis dahin für nicht oersicherungspflichtig erklärte Ange¬

stelltenkategorie als versicherungspflichtig anerkannt werden sollte, müßte diese Aenderung für alle Personen , über deren Versicherungspflicht eine rechtskräftige Entscheidung nicht vor¬

liegt , rückwirkende Kraft erlangen , während hinsichtlich solcher Angestellter , über deren Versicherungspflicht rechtskräftige Be¬

scheide hinausgegeben wurden , die Versicherungspflicht nur für die Zukunft ausgesprochen werden könnte. Es liegt demnach im eminenten Interesse der Dienstgeber , Entscheidungen über die Versicherungspflicht herbeizuführen.

Selbstverständlich wird , wenn durch eine Aenderung des geltenden Gesetzes der Kreis der Versicherungspflichtigen und daher anzumeldenden Personen eine Aenderung erfahren sollte, alles vorgekehrt werden , daß die in Betracht kommenden An¬

gestellten sofort aus der Versicherung ausgeschieden und die Dienstgeber von der Abfuhr der Prämien entlastet werden.

Die Anmeldungen sind bei der politischen Behörde erster Instanz (k. k. Bezirkshauptmannschaft , Stadtmagistrat , magistr.

Bezirksamt in Wien ) zu erstatten , in deren Sprengel der Be¬

trieb gelegen ist, in welchem ein oder mehrere versicherungs¬

pflichtige Angestellte beschäftigt werden . Dortselbst , ferner bei den Landesstellen der allgemeinen Pensionsanstalt , sind auch die erforderlichen Formulare sowie eine Belehrung hinsichtlich der nach dem Pensionsversicherungsgesetze erstmalig zu er¬

stattenden Anmeldungen kostenlos erhältlich.

Aunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg

von Karl Atz , Priester zu Terlan , k. k. Konservator der Kunstdenkmale . Zweite Auflage.

Wer sich berufsmäßig oder auch als Liebhaber mit der heimischen Kunst befaßt hat , dem ist das Buch von Atz längst ein treuer Berater gewesen. Bevor man an die Behandlung irgend einer kunstgeschichtlichen Frage herantrat , nahm man den „Atz" vom Spind und war sicher, wenigstens wertvolles Material über die vorhandenen Werke, literarische Hinweise und in manchen Gebieten auch bereits ausführlichere Zu¬

sammenstellungen zu finden . Naturgemäß konnte dieses 1885 erschienene Werk als erster Versuch einer zusammenfassenden Darstellung der tirolischen Kunst noch keine vollkommene , ab¬

geschlossene Kunstgeschichte bilden . Es war vor mehr als dreißig Jahren ein kühnes Unternehmen , sich an ein solches Unternehmen heranzuwagen , denn abgesehen davon , daß da¬

mals der bedeutende Apparat an photographischen Reproduk¬

tionen , die heute das kunstgeschichtliche Studium so sehr erleich¬

tern , noch nahezu ganz fehlte, konnte sich der Verfasser nur auf wenige Vorarbeiten stützen, viele Gebiete der komplizierten, durch deutsche und italienische Einflüsse geleiteten Kunstübung unseres Landes waren noch dunkel. Es gehörte also ein eiserner Fleiß und eine umfassende, auf Autopie gestützte Kenntnis des Materials dazu , um den gewaltigen Stoff zu formen und wenigstens einigermaßen in ein System zu bringen.

Der Erfolg und die Beliebtheit des Werkes , kurz gesagt seine Unentbehrlichkeit für jeden, der sich für unsere Kunst inter¬

essierte, verursachten , daß die erste Auflage bald vergriffen war, auch antiquarisch war der „Atz" einfach nicht mehr aufzutreiben.

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Es fehlte auch nicht an Versuchen von anderer Seite , eine Neuauflage zustande zu bringen , aber die Schwierigkeiten waren nicht zu überwinden.

Da machtesich der greise Schöpfer selbst noch daran , sein Werk zu verjüngen und nun liegt es mit seinen 1048 Seiten vor uns als ein Denkmal tirolischen Fleißes und unermüd¬

licher Arbeitskraft.

Diese zweite Auflage ist nun nicht etwa ein durch neues Jllustrationsmaterial und etliche Ergänzungen vervollkommter Neudruck, es ist eine nahezu vollständige Umarbeitung unter fleißiger Benützung des inzwischen erschienenen literarischen Materials , wodurch das Buch mehr als den doppelten Um¬

fang erhielt.

Alle Abschnitte wurden ergänzt und erweitert ; die frühere, etwas lose Anordnung des Stoffes ist nun in ein strafferes System gebracht, so daß das Buch nicht bloß eine genaue Inventarisierung , sondern auch eine systematische Entwicklungs¬

darstellung bietet . Die früher nur nebenbei behandelte Profan¬

kunst ist nun ausführlich berücksichtigt, so ist namentlich eine zusammenfassende Darstellung im Umfange von nicht weniger als 72 Seiten den tirolischen Burgen gewidmet , die sich haupt¬

sächlich auf die sorgsam benützten Werke von Piper und Schwarz stützt; auch die romantische Plastik und Malerei wurden viel eingehender behandelt.

Die Gotik , namentlich die Architektur , war als Lieblings¬

gebiet des Autors wohl bereits in der ersten Auslage am aus¬

führlichsten berücksichtigt worden ; so hat Atz nun auch in der neuen Auflage darauf ein Hauptgewicht gelegt . Wir finden da namentlich eine ganz neue und umfangreiche Studie über die gesamte gotische Plastik und Malerei Tirols . Wenn auch die topographische Anordnung der Darstellung festgehalten ist, so wird doch der Entwicklungsgang klar hervorgehoben und es ist dies hinsichtlich der Plastik unseres Wissens die erste zusammenfassende Darstellung auf diesem Gebiete.

In dem Abschnitte über die gotische Malerei mußte die umfangreiche Spezialliteratur verarbeitet werden ; es ist bei den vielen Hypothesen keine Kleinigkeit , den leitenden Faden nicht zu verlieren , der durch die mancherlei verworrenen Gänge dieses Labyrinthes leitet . Dabei fand der vielumstrittene, verrestaurierte Brixner Kreuzgang die verdiente Würdigung, wobei sich der Verfasser hauptsächlich auf die grundlegende Arbeit Sempers und den Führer Walcheggers stützt.

Auch der Abschnitt über die Renaissance und die Barock¬

kunst wurden erweitert , wenn auch nicht in dem Maße , wie die vorgenannten . Am kürzesten wurde die Kunst des 19. Jahr¬

hunderts behandelt , namentlich die profane . Das Illustrations- Material hat eine gewaltige Vermehrung erfahren , namentlich die Abschnitte über gotische Plastik und Malerei , ferner auch die Malerei des 18. Jahrhunderts sind geradezu glänzend illustriert , wie man es selbst in großen Kunstgeschichten nicht in reicherem Maße findet . (900 Abbildungen .) Der Wagnersche Verlag hat in dieser Hinsicht eine bewundernswerte Munifizenz bewiesen ; außerdem verdient hervorgehoben zu werden, daß eine Reihe von Faktoren in dieser Hinsicht durch Ueberlaffung von Klischees lobenswert mitwirkten.

Wir werden noch eine eingehende Besprechung dieses Buches bringen . Alles in allem ist die neue Kunstgeschichte von Atz ein Werk, auf das nicht nur Autor und Verlag , son¬

dern das Land Tirol mit vollster Berechtigung stolz sein wnnen ; wohl kaum ein zweites Kronland dürfte sich rühmen rönnen , em ähnliches zu besitzen. Dem greisen Gelehrten in der snllen Arbeitsklause im rebenumkränzten Terlan bringen

^luckuchen Bewältigung dieser ebenso schwierigen als mühevollen Ausgabe unseren herzlichsten Glückwunsch dar.

Mögen rhm noch viele Jahre beschieden sein.

Laßt den Aaufzwang fallen!

Nachdruck verboten.

L . U . Wohl das erste Geheimnis der Warenhauserfolge ist der Mangel des Kaufzwanges . Kein Kaufzwang , aber ungeniertes , zeitlich unbegrenztes Besichtigen, verpflichtungs¬

freies Fragen . Unterhaltung und Stoff für Auge, Ohr und schließlich den Mund , das sind Dinge , die dem modernen Warenhaus eigen, die seiner großen Erfolge Begründungen sind.

Man sollte gerade vom Warenhaus lernen , deshalb kann man es ruhig befeinden, ist doch der beste Lehrmeister im Kamps des Lebens und Berufs stets der Gegner , der Mit¬

bewerber. Wenngleich nun nicht alles , was man vom Waren¬

haus lernen könnte, Anwendung finden kann im mittleren und selbst größeren Detailbetrieb , so sollte man aber Mittel und Wege zu finden sich einmal recht ernstlich bemühen , den von der breiten Masse des Publikums allgemein fest voraus¬

gesetzten Kaufzwang aufzuheben und — für den Fall , daß solcher nicht besteht — Mittel und Wege suchen, dieses Nicht¬

bestehen eines Kaufzwanges dem breiten Publikum als ab¬

solute Tatsache zu unterbreiten.

Wie viele Käufer würden diesen oder jenen Laden be¬

treten , wenn sie nicht die durch den Kaufzwang herrschenden Unannehmlichkeiten fürchteten ; so z. B . beim Nichtkauf von den hämischen Blicken anderer Käufer oder dem vielsagenden Lächeln des Kommis oder der Verkäuferin oder dem verärgerten, brummigen Gesichtsausdruck des Geschäftsgewaltiqen hinaus¬

begleitet zu werden.

Wie viele, die hinsichtlich des Kaufobjektes noch un¬

schlüssig sind, würden ihre Schlüssigkeit schnell finden , hielt sie der Kaufzwang nicht ab, lediglich der Besichtigung halber dies oder jenes Lokal zu betreten ; aber sie lassen es, um der anderen Unannehmlichkeit aus dem Wege zu gehen, von ge¬

schäftseifrigen Gehilfen und Gehilfinnen in die Enge getrieben zu werden , sie fürchten (mit Recht) das zudringliche Zusetzen, das nionotone Aufdrängen der Ware , das Zureden und alle sonstigen Mittelchen , die die gewandt sein wollenden Verkäufer anwenden , um die Kauflust anzuregen.

Laßt den Kaufzwang fallen , den ihr vielleicht gar nicht selbst wollt , der aber in unzähligen Fällen von den Verkäufern und Verkäuferinnen ausgeht ! Diese müssen zuerst einmal belehrt , zugestutzt werden , wie es in einem Verkaufslokal ohne Kaufzwang auszusehen hat . Oder ist es „kein" Kaufzwang, wenn jemand nur um Besichtigung der Waren ausdrücklich brttet oder fragt und auf Schritt und Tritt tönt ihm das Angebot der Ware , deren Preis , deren Vorteile in die Ohren?

Diese Fälle lassen sich verzehnfachen.

Also : zunächst das Personal erziehen, dem Publikum einen Kaufzwang vermissen zu lassen. Nach außen hin suche man die Geschäftsdevise „Kein Kaufzwang " durch Reklame und in die Augen fallende Schilder zu verbreiten , denn nur langsam kann es der breiten Masse beigebracht werden , daß man gelernt hat , auch im Kleinbetriebe den Zwang des Kaufes abzuschaffen. Selbstredend kann die totale Freiheit , die be- zuglich Kaufs oder Nichtkaufs in den internationalen Waren¬

häusern herrscht, nicht voll und ganz in den kleineren Betrieb hmübergenommen werden . Es soll nur der Grundgedanke, sucht zu drängen zum Kauf , Platz fassen, denn , wenngleich ein stummer Verkäufer eine Null des Geschäfts ist, so ist auf der anderen Seite die losgelassene Suada eines anderen Verkäufers oft so unsäglich widerlich, daß man das Wiederkommen gründlich vergißt . Der Verkäufer muß suchen, ob er es nicht lernen kann, zu sehen, wer gefragt , wer nicht gefragt sein will — die Kunst des Verkaufs gipfelt nicht mehr im täglich gleichen „Zureden ", das stets den Charakter des „Aufschwatzens " an sich trägt, sondern in der Ergründung , wie der oder jener Besucher be¬

handelt sein will . Man mühe sich, den Absichten des Besuchers gerecht zu werden und setze, und zwar im eigenen Interesse, vorerst die eigene Absicht, Waren abzusetzen, hintenan.

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Gelegenheit macht Diebe . Mit noch größerem Recht läßt sichaber sagen : Gelegenheit macht Käufer ! Die Gelegenheit kann aber nur im beseitigten Kaufzwang , in der Möglichkeit eines ungenierten Aus - und Eingangs ' des Publikums im Kaufraum gipfeln . Wer diese Gelegenheit seinen Besuchern aber verschafft, muß natürlich stets darauf bedacht sein, daß die Gelegenheit ihren Zweck erfüllt , nämlich die Kauflust rege macht. Rege macht nicht durch Zureden , Angreifen , Aufschwatzen, sondern durch die viel beredtere Sprache der gewählten Waren¬

ausstellung . Hier soll — in einem besonderen Abteil des Geschäfts , einer hübschen. Hellen Ecke usw . — alles in einem guten Exemplar zu finden sein, was es zu kaufen gibt . In dieser kleinen Ausstellung darf kein eifriger Geschäftsjünger den Kundenfang betreiben . Das besichtigende Publikum muß sich hier eben bewegen können, wie in einer allgemeinen Aus¬

stellung öffentlichen Charakters . Man lasse sich stets fragen,

— angeregte Kauflust fragt stets selbst, dann ist's noch Zeit genug , in zurückhaltender Art und Weise den Kauf perfekt zu machen.

Will man die Aufhebung des wirklichen Kaufzwanges einführen , so muß das Lokal selbst und der Verkäufer hinsicht¬

lich der Tatsache des Mangels eines Kauf -Zwanges keinen Augenblick Zweifel aufkommen lassen. Besonders muß die mühelose Besichtigung der Waren in freiester Weise durchgeführt sein — wenn man merken läßt , daß die Besichtigung dem Angestellten Mühe und Zeit raubt , so hat der Besucher schon das unangenehme Gefühl , einen Dienst entlohnen zu müssen.

Er kauft eine Kleinigkeit und — kommt nicht wieder.

Das Lossagen vom Kaufzwang ist gleichzeitig ein Lehr¬

meister zur Ausgestaltung der Innendekoration der Verkaufs¬

räume ; denn je mehr hier ein ungezwungener , dem Auge ge¬

fälliger , mehr oder minder künstlerischer Geist herrscht, um so sympathischer ist die Wirkung auf den Besucher, um so schneller die Möglichkeit des Absatzes. Was beim Abschaffen des Kaufzwanges die Redekunst der Verkäufer unbedingt fallen und bezw. aufgeben muß , dies muß doppelt und dreifach die redende Schönheit und praktische Anlage der inneren Laden- dekoration ersetzen. Hand in Hand muß mit dieser Innen¬

dekoration die Außendekoration (Schaufensterdekoration , Be¬

leuchtung usw .) gehen, soll der Erfolg ein ganzer sein.

__ Vo1§61'.

Wll Schützt unsere Alleebäume ! Aus allen Gegen¬

den Deutschlands mehren sich die Hilferufe gegen die Barbarei, die an unseren alten Bäumen geübt wird . Sie wendet sich nicht nur gegen ihrer einzelne, nein , gleich ganzen Alleen wird der Untergang geschworen. Alleen der prächtigsten alten Linden, Kastanien , Platanen . Welcher Tiefstand natürlichen Empfin¬

dens (gelind gesagt ) und nicht minder welche gedankenlose Unwirtschaftlichkeit dabei oft zum Ausdruck kommt , ist gar nicht zu sagen . Ihr Freunde der Natur und des Volkes er¬

hebt Euch in Hellen Scharen zu flammendem Protest , daß es diesen Unternehmern endlich heiß werde ! Mit welchem Rechte dürfen sie uns die Heimat , an der unser Herz hängt und die wir als Scholle des Glückes unsern Kindern zurücklassen wollen, zur Wüste und Öde machen, sobald es ihnen beliebt ? Hat unser Staat und Volk hier nicht ein höheres Recht, Einhalt zu gebieten, solange es noch Zeit ist ? Oder glaubt man wirklich, daß es noch gute Weile hätte , ehe es zu spät wäre?

Blind und taub müßten wir ja sein ! Unsere Kinder werden gar bald ganze Reisen unternehmen müssen, wenn sie wissen wollen , wie alte Bäume ausschauen . Was fragen jene Leute etwa danach, welche Freude es einem von langer Eisenbahn¬

fahrt ermüdeten Reisenden gewährt , wenn in seine rollende Zelle eine Allee alter , schöner Bäume grüßt uud freundlich zu seinem Herzen spricht. Wie haftet der ermunterte Blick auf ihnen , wie möchte er jedem einzelnen dieser Altehrwürdigen seine Betrachtung widmen , wenn sie nicht zu schnell an ihm vorbeirauschten ; wie beneidet er jene, die in heißer Sommers¬

zeit im Schatten ihres grünen Daches der erquickenden Luft

genießen oder nach getaner Arbeit am linden Abend dem Ge¬

sang der Drosseln in ihren Zweigen lauschen ! Und welche große Zahl anderer gefiederter Gäste nistet hier oder kehrt hier ein, um als treue , geschickte und unentbehrliche Helfer dem Un¬

geziefer auf den Leib zu rücken, das in heimlicher, zerstörender Kleinarbeit gegen den Ertrag der Felder und Obstgärten flei¬

ßiger Bürger und Landleute wütet . Ist das alles nichts?

Aber verlaßt Euch drauf , daß jene Leute schlechte Rechenmeister sind in wirtschaftlichen Dingen . Augenblicksmathematiker mit einem Horizont von Kirchturmhöhe . Und wenn sie uns bei ihrer Heimatsverwüstung mit der Volkswirtschaft kommen, so sei ihnen gesagt, daß sie wahrlich nur an deren Oberfläche haften und ihnen geraten , ein wenig tiefer hineinzugucken, ob sich da nicht etwa Dinge finden , von denen sich ihre Schul¬

weisheit bis jetzt nichts träumen ließ. Nein , so darf es nicht weiter gehen. Die Barbarei gegen unsere alten Bäume ist ein untrügliches Zeichen für eine Gefahr , die unserer Kultur droht . Viclsant oonsulsb!

Mgemeinr geverblicbe Mgelegenbeitei,.

wan - ermeisterkurs für Herrenschneider in Aus- stein. Das Gewerbeförderungsinstitut derHandels- und Ge¬

werbekammer in Innsbruck veranstaltet in der Zeit vom 8. Februar bis 5. März l. I . in Kufstein einen Wandermeister¬

kurs für Kleidermacher . Mit dem Kurse wird bezweckt, den in Kufstein und Umgebung ansässigen Kleidermachern die Kenntnis des Maßnehmens , Schnittzeichnens , Zuschneidens , der neuzeitlichen Arbeitsweise und dgl. zu vermitteln . Der Kurs dauert vier Wochen; der Unterricht findet an Wochentagen täg¬

lich, und zwar 5 Stunden statt . Ein Unterrichtshonorar wird nicht eingehoben . Den Kursbesuchern werden die Lehrmittel, als : Papier , Lineale , Maßstäbe rc. unentgeltlich überlassen.

Teilzunehmen berechtigt sind sämtliche in Kufstein und Um¬

gebung ansässigen Meister und Gehilfen österreichischerStaats¬

bürgerschaft . Den Vorzug erhalten Meister vor Gehilfen und unter letzteren wieder solche, die vor ihrer Selbständigmachung stehen. Die Zahl der Teilnehmer ist auf 26 beschränkt. Die Kursbesucher haben sich der bestehenden Disziplinarordnung zu fügen . Die Interessenten , die den Kurs zu besuchen beab¬

sichtigen, haben sich bei der Genossenschaft der Kleidermacher in Kufstein zu melden.

Aurs für künstliche Haararbeiten . Am 14. Jänner l. I . begann im Gewerbeförderungsinstitute ein Kurs für künstliche Haararbeiten , zu welchem sich 18 Teilnehmer ein¬

gefunden haben . Der Unterricht erstreckt sich auf sämtliche Haararbeiten , als : Anfertigung von Zöpfen , Perücken, Transfor¬

mationen rc. und findet jeden Montag und Donnerstag von Uhr bis si/zll Uhr abends statt . Die Unterrichtserteilung wurde Herrn Heinrich Ballak übertragen . Der im Vorjahre veranstaltete Kurs für künstliche Haararbeiten erzielte einen sehr guten Erfolg und es ist vorauszusehen , daß auch der heu¬

rige Kurs mit einem gleich günstigen Resultate abschließen wird.

wandermeisterkurs für Schuhmacher in Telfs.

In der Zeit vom 22. Februar bis 27. März findet in Telss ein Wandermeisterkurs für Schuhmacher statt , an welchem sämtliche in Telfs und Umgebung ansässigen Meister und Gehifen teilzunehmen berechtigt sind. Ausgeschlossen vom Kurs- besuche sind Lehrlinge und Ausländer . Der Unterricht findet mit Ausnahme von Sonn - und Festtagen täglich , und zwar durch fünf Stunden statt . Als Vortragender wird ein Fach¬

lehrer des k. k. Gewerbeförderungsamtes in Wien nach Telfs entsendet . Die Anmeldungen zu dem Kurse nimmt entgegen:

die Genossenschaft der Schuhmacher in Telfs (Obmann Herr Alois Spiegl ).

Aalkulatisns - und Buchhaltungskurs für Bäcker.

Ende Februar wird im Gewerbeförderungsinstitute ein Kalku- lations - und Buchhaltungskurs für das Bäckergewerbe zur

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