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Academic year: 2022

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Farbe – Kommunikation im Raum

(2)

Meerwein Rodeck Mahnke

Farbe –

Kommunikation im Raum

Birkhäuser

Basel

Boston

Berlin

(3)

Titel der deutschen Originalausgabe:

Mensch – Farbe – Raum.

Grundlagen der Farbgestaltung in Architektur, Innenarchitektur, Design und Planung Gründliche Neubearbeitung von Text und Bildteil erfolgte durch G. Meerwein und B. Rodeck.

Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erschienen:

Colour – Communication in Architectural Space, ISBN 3-7643-7596-5.

Die Durchsicht der Übersetzung ins Englische besorgte F. H. Mahnke.

Cover:

Nadine Rinderer, Basel. Als Grundlage für die Covergestaltung diente eine Fotografie

der Agentur Panama in Stuttgart. Architektur: zipherspaceworks; Farbgestaltung: Stefan Gabel.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speiche- rung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten.

Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

Originalausgabe 1998

4., überarbeitete Ausgabe 2007

© 2007 Birkhäuser Verlag AG Basel Boston Berlin

Postfach 133, CH-4010 Basel, Schweiz

Ein Unternehmen von Springer Science+Business Media

Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff, TCF

Printed in Germany

ISBN-10: 3-7643-7595-7 ISBN-13: 978-3-7643-7595-9

9 8 7 6 5 4 3 2 1

http://www.birkhauser.ch Wir danken den Firmen

création baumann, Kvadrat, DLW und Ruckstuhl AG für die Bereitstellung von Materialien.

Ganz besonders danken wir der Ruckstuhl AG auch für die Unterstützung zur Drucklegung.

(4)

Einleitung 9

1 Der Mensch – Zentrum der Gestaltung 10

2 Die Sinne als Kommunikationsinstrumente 13

3 Farbe – Element der Umwelt 16

Farbe – Kommunikation im Raum 17

4 Mensch und Farbe 18

Was ist Farbe? 18

Farbensehen 18

Farbwahrnehmung 19

Farberleben/Farbwirkung 19

Farberlebnisraum 20

Biologische Reaktion auf einen Farbstimulus Kollektives Unbewusstes

Bewusste Symbolik und Assoziationen Kulturelle Eigenart

Trends, Mode, Stile Persönliche Faktoren

Physiologische und neuropsychologische Aspekte 22 Reizarmut – Reizüberflutung

Optische Muster

Physiologische Wirkungen Psychologische Aspekte Synästhesien

Symbolik der Farben 28

5 Gestaltungsgrundlagen der Farbe 32

Grundmerkmale der Farbe 33

Farbkreis und Farbordnungssysteme 33

Wirkung von Farbkontrasten 35

Hell-Dunkel-Kontrast Bunt-Unbunt-Kontrast Bunt-Kontrast

Gegenfarben-Kontrast Intensitäts-Kontrast Quantitäts-Kontrast Flimmer-Kontrast

Physiologische Kontrastphänomene 37 Simultan-Kontrast

Sukzessiv-Kontrast

6 Licht und Farbe 39

Lichttechnische Grundlagen – Größen und

Einheiten 40

Lampen und ihre Eigenschaften 42

Aspekte visueller Ergonomie 44

Struktur des Auges Augenmuskeln Blendung und Glanz

Leuchtdichteunterschiede und Flächenfarbe

Biologische Wirkung des Lichts 47

7 Material und Farbe 50

8 Architektonische Aspekte des Raumes 56

Aspekte der Wahrnehmung 56

Aspekte des Gestaltungsprozesses 56

Was bedeutet Gestalten? 57

Eigenschaften von Elementen 58

Beziehungen zwischen Elementen 61

Beziehungen zwischen Elementen und dem

wahrnehmenden Menschen 62

9 Kommunikation Mensch – Farbe – Raum 63

Interdisziplinäre Aspekte 63

Gestaltungsrelevante Bedürfnisse des

Menschen 65

Aspekte der Farbwahrnehmung im Raum 68

10 Praxis der Farbgestaltung 70

Aspekte innenarchitektonischer Farbgestaltung 70 Bezug der Farbe zum Menschen

Physiologische Anforderungen Psychologische Anforderungen

Bezug der Farbe zur Gebäude- und Raumfunktion Bezug der Farbe zum Raum und seinen

Elementen Orientierung

Umwelt- und gesundheitsverträgliche Materialien und Farben

Ästhetische Qualität

Raum als sinnesanregendes Milieu 76

Methodik 77

Semantisches Differenzial 78

INHALT

(5)

7

2 INHALT

11 Gestaltungsfelder 83

Bildungsstätten 83

Kindergarten 84

Schulen 86

Seminarräume/Erwachsenenbildung 90

Personenkreise 90

Kleinkinder

Schüler/Kinder und Jugendliche Erwachsene in Weiterbildung Pädagogen

Anmutung und Visualisierung 92

Farb- und Materialgestaltung wesentlicher

Funktionsbereiche 93

Sportstätten 94

Anmutung und Visualisierung, Farb- und

Materialgestaltung 95

Wellness-Einrichtungen 95

Anmutung und Visualisierung, Farb- und

Materialgestaltung 97

Arbeitsstätten 97

Umweltpsychologische Aspekte 97

Büroarbeitsplätze 101

Großraumbüros 103

Einzel- und Kombibüros 103

Anmutung und Visualisierung, Farb- und

Materialgestaltung 105

Bildschirmarbeitsplatz 106

Gewerbliche Arbeitsplätze 107

Anmutung und Visualisierung in

Arbeitsräumen 107

Kompensation und Konsonanz Farbe als Information

Sicherheits- und Ordnungsfarben Maschinenfarben

Zusammenfassung der wichtigsten Gesichts-

punkte guter Arbeitsplatzgestaltung 113

Therapeutische Einrichtungen 115

Therapeutische Einrichtungen für

Kurzaufenthalte 116

Anmutung und Visualisierung 116

Farb- und Materialgestaltung wesentlicher

Funktionsbereiche 117

Therapeutische Einrichtungen für Langzeit-

aufenthalte 124

Psychiatrische Kliniken 125

Personenkreise 126

Bewohner Betreuer

Anmutung und Visualisierung 127

Farb- und Materialgestaltung wesentlicher

Funktionsbereiche 128

Seniorenheime 130

Anmutung und Visualisierung 133

Farb- und Materialgestaltung wesentlicher

Funktionsbereiche 133

Alternativkonzepte 135

Häusliche Pflege 135

Hospize 137

Anmutung und Visualisierung, Farb- und

Materialgestaltung 137

Kinderhospize 137

Anmutung und Visualisierung, Farb- und

Materialgestaltung 139

Restaurants 140

Anmutung und Visualisierung, Farb- und

Materialgestaltung 142

Wohnung/Wohnhaus 145

Anmutung und Visualisierung, Farb- und

Materialgestaltung 145

Schlussbemerkung 147

Anhang 148

Literaturverzeichnis 148

Fotonachweis 151

(6)

EINLEITUNG

„Farbe – Kommunikation im Raum“ ist die aktualisierte, über- arbeitete Ausgabe von „Mensch – Farbe – Raum“, welche 1998 erstmals erschienen ist.

Diese revidierte Fassung hebt verstärkt den kommunikativen Stellenwert der Farbe im Raum hervor. Dabei werden vor al- lem physiologische und psychologische Aspekte sowie die Zu- sammenhänge der visuellen Ergonomie ins Blickfeld gerückt.

Farbmoden und Farbtrends sollen ausgeklammert werden, substanzielle Hinweise zur Farbgestaltung in Architektur und Innenarchitektur hingegen stehen im Zentrum dieser Publika- tion. Ein wichtiger neuer Gesichtspunkt stellt dabei die Be- deutung des Materials in der Farbgestaltung dar. Das Buch soll den Blick für differenzierte architektonische und innenarchi- tektonische Aufgabenstellungen schärfen; es will ein grundle- gendes Wissen über Wesen und Wirkung der Farbe sowie an- gewandte Farbenpsychologie vermitteln. Prägende Raum- Milieus der wesentlichen Lebensbereiche des Menschen wer- den analysiert. In den Kapiteln 1–10 vermittelt „Farbe – Kom- munikation im Raum“ allgemein gültiges Wissen als Grund- lage für jede Gestaltungsaufgabe mit Farbe; im Kapitel 11 werden Beispiele aus der Praxis beschrieben.

Das Buch wendet sich vor allem an Architekten, Innenarchitek- ten und Farbdesigner sowie auch an Studierende und enga- gierte Praktiker. Kommunale Baubehörden, Entscheidungs- träger, Pädagogen, Psychologen und Mediziner finden hier für ihre Arbeit ebenfalls wertvolle Anregungen.

An dieser Stelle danken wir allen, die uns bei der Arbeit an die- sem Buch unterstützt haben:

Professor Dr. Renate Gebeßler: sie hat uns mit ihren Aufsät- zen im Verständnis der großen Gesamtzusammenhänge sehr bestärkt,

Professor Werner Spillmann für seine kritischen Anmerkun- gen im Bereich der Farbsysteme,

Herrn Dipl. Physiker Ulrich Radzieowski für seine fundierte Beratung zum Thema Licht,

Frau Véronique Hilfiker Durand für ihr aufmerksames Lek- torat,

Frau Muriel Comby für ihre einfühlsame Gestaltung des Layouts,

Frau Petra Becker und Frau Solenn Borchers für ihre gedul- dige Ausarbeitung des grafischen Materials.

Gerhard Meerwein Bettina Rodeck Frank Mahnke

(7)

10

Modulor-Konstruktion, Le Corbusier >

Der Mensch steht im Zentrum der Gestaltung. Um Umwelt menschengerecht zu gestalten, bedarf es eines ganzheitlichen Menschenbildes. Es bedarf ebenso der Kenntnis über Entwick- lungs- und Lebensphasen wie über die Lebensbereiche des Menschen einschließlich seiner damit verbundenen Umwelt- bedürfnisse. Ein ganzheitliches Menschenbild findet sich in den anthropologischen Grundpositionen der Humanistischen Psychologie. Danach ist der Mensch ein Leib-Seele-Geist-We- sen, eng verbunden mit den materiellen und immateriellen Komponenten seiner Lebenswelt. Lebenswelt bedeutet die Gesamtheit der menschlichen Lebensbedingungen. Sie ist synonym für Umwelt im Sinne eines ganzheitlichen Lebens- raumes mit biologischen, physikalischen, physiologischen, psychologischen, sozialen und ästhetischen Grundlagen.

Auch Viktor E. Frankl, international bekannter Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie, betrachtet den Men- schen als dreidimensionale Einheit, bestehend aus Leib, See- le und Geist. Das bedeutet, dass der Mensch immer ganzheit- lich agiert und reagiert. Alle drei Dimensionen Leib, Seele und Geist sind in der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt ak- tiv beteiligt.

Die leibliche Dimension umfasst alle körperlichen Prozesse

organischen Zellprozesse

biologisch-physiologischen Körperfunktionen und die damit verbundenen chemischen und physikalischen Prozesse.

Diese Dimension ist aktives Zentrum für die Entfaltung physi- scher, materieller Handlung. Sie bezieht sich auf die physi- sche, materielle Wechselwirkung mit der Umwelt.

Die seelische Dimension umfasst Emotionen, Gefühle und Stimmungen intellektuelle Begabungen

Instinkte, Triebe, Affekte und Gewohnheitsmuster soziale Prägungen und erworbene Verhaltensmuster.

Diese Dimension ist Erlebniszentrum für das, was wir körper- lich und seelisch erleben. Sie bezieht sich auf die seelische, qualitative Wechselwirkung mit der Umwelt.

Die geistige Dimension umfasst

selbstständige und freie Willensentscheidungen sachliche und künstlerische Interessen

schöpferisch-visionäre Einstellungen, gerichtet auf die menschliche Entwicklung

humanes Verstehen und ethische Kompetenz.

1

DER MENSCH – ZENTRUM DER GESTALTUNG

(8)

Diese Dimension ist Zentrum für Erkenntnis, innere Weisheit, Humanität und Bewusstheit. Sie bezieht sich auf die geistige, sinnfindende und erkenntnisbetonte Wechselwirkung mit der Umwelt.

Aufgrund seiner geistigen, spezifisch humanen Dimension ist der Mensch seinem Wesen nach wert- und sinnorientiert. Er ist reflektierendes, Stellung nehmendes und entscheidendes Sein, verantwortlicher Mitgestalter seiner Existenz und Um- welt. Mit Leib, Seele, Geist und allen Sinnen kommuniziert der Mensch mit der Umwelt. Als Individuum und soziales We- sen befindet er sich in lebendiger Interaktion mit ihr.

Auf der Grundlage eines ganzheitlichen Menschenbildes klassisch-humanistischer Vorstellungen begreifen wir den Menschen als Maß für den ihn umgebenden Raum, seine ar- chitektonische und innenarchitektonische Gestaltung mittels Form, Material, Licht und Farbe.

Im Hinblick auf humane Gestaltung lassen sich folgende Thesen entfalten:

Humane Gestaltung

bezieht sich auf den ganzen Menschen als Leib-Seele-Geist- Einheit

dient dem Menschen und seinen Umweltbedürfnissen.

Humane Gestaltung

ist sinnvoll und verantwortlich

berücksichtigt emotionale und funktionale Aspekte.

Humane Gestaltung

ist ein interaktiver Prozess, der Kommunikation, Zusammen- arbeit und einen lebendigen Dialog erfordert.

Humane Gestaltung

ist ein interdisziplinärer Prozess, der humanwissenschaftli- che, naturwissenschaftliche und gestalterische Disziplinen in- tegriert.

Humane Gestaltung hat soziale Qualität zeigt Einfühlungsvermögen

fördert Gesundheit und Wohlbefinden.

1 DER MENSCH – ZENTRUM DER GESTALTUNG

(9)

12

>

Geistig orientierte

erkenntnisbetonte Sinne

handlungsbetonte Sinne

Leiblich orientierte

anmutungsbetonte Sinne

Seelisch orientierte Gedankensinn

Sprachsinn

Hörsinn Proportionssinn

Wärmesinn

Sehsinn

Anmutungsraum

Geschmackssinn Qualitätssinn

Geruchssinn

Gleichgewichtssinn Bewegungssinn Vitalitätssinn

Behagenssinn Tastsinn

Ich-Sinn

Handlungsraum Bedeutungsraum

Spektrum der Sinne

(10)

Unsere Sinne sind die Kommunikationsinstrumente, die uns die Beziehung zur Umwelt ermöglichen. Sie vermitteln uns In- formationen und wirken mit bei der Aneignung der Umwelt durch Sinneseindrücke und Sinneserfahrungen: Wir können uns selbst und die Umwelt wahrnehmen, erleben, erkennen, beurteilen und gestalten. Jedes Sinnesorgan hat spezifische Strukturen, welche ihm die Aufnahme spezifischer Sinnesrei- ze ermöglichen. Der Mensch-Umwelt-Beziehung liegen nach der neueren Sinnesphysiologie und Sinnesphänomenologie zwölf Sinne zugrunde. Diese beziehen sich auf drei Raumka- tegorien: den Handlungsraum, den Anmutungsraum und den Bedeutungsraum.

Zur Aktivität und Bedeutung der einzelnen Sinne:

Die vier leiblich orientierten Sinne – Tastsinn, Vitalitäts- sinn/Behagenssinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn – sind willens- und handlungsbetont.

Tastsinn:

Der Tastsinn ist der elementarste Sinn: Durch ihn kommen wir leiblich unmittelbar in Kontakt mit der Umwelt – mit an- deren Lebewesen und der Materie von Gegenständen. Beim Tasten erleben wir die Grenze und Trennung zwischen dem eigenen Leib und der Außenwelt. Diese Erfahrung ist grund- legend für das Gewahrwerden und die Gewissheit der eige- nen Existenz.

Vitalitätssinn/Behagenssinn:

Der Vitalitäts- oder Behagenssinn gibt Aufschluss über unse- re Befindlichkeit und die Qualität unseres Lebensgefühls. Er regt sich oft erst dann, wenn im Organismus Symptome von Unwohlsein wahrnehmbar sind. Ein sensibilisierter Vitalitäts- sinn führt dazu, dass der Mensch unmittelbar spürt, was sein Wohlbehagen fördert und was nicht.

Bewegungssinn:

Der Bewegungssinn lässt uns die Bewegungen des eigenen Leibes empfinden; er wirkt als Kontrollorgan für unsere Bewe- gungen und Bewegungsabläufe sowie für alle Bewegungsar- ten, -formen und -prozesse in der Umwelt. Er aktiviert den Willen, aus einer Motivation heraus, ein Ziel zu setzen und dieses in angemessener Bewegungsdynamik zu erreichen.

Bewegung ist Leben, Aktivität, Dynamik, Veränderung. Allen Bewegungsabläufen liegt ein ständiger Rhythmus von Ge- staltung und Wandlung zugrunde, der mit dem Bewegungs- sinn wahrnehmbar ist.

Gleichgewichtssinn:

Durch den Gleichgewichtssinn ist der Mensch in der Lage, auf- recht zu stehen und sich aufrecht zu bewegen. Der Gleichge- wichtssinn ermöglicht, einen unabhängigen, eigenen Stand- punkt im Raum zu finden. Er ist grundlegend für unser räumliches Orientierungsvermögen. Er sucht nach Balance und Ordnungsstruktur.

2

DIE SINNE ALS KOMMUNIKATIONSINSTRUMENTE

(11)

14

Die vier seelisch orientierten Sinne – Geruchssinn, Ge- schmackssinn/Qualitätssinn, Sehsinn und Wärmesinn – sind einfühlungs- und anmutungsbetont.

Geruchssinn:

Der Geruchssinn vermittelt uns Informationen über die Sub- stanzen der Umwelt und das Wesen der Materie. Er gibt Auf- schluss über feinste Nuancen und Qualitäten der Inhaltsstof- fe. Gerüche beeinflussen unmittelbar die Atmosphäre. Darauf reagiert der Mensch spontan mit Behagen oder Unbehagen, Sympathie oder Antipathie.

Geschmackssinn/Qualitätssinn:

Geruchs- und Geschmackssinn sind eng verbunden. Der Ge- schmackssinn gibt Aufschluss über die chemische Zusam- mensetzung und Komposition der Geschmacksnuancen wie auch über die Qualität der Nahrung, die wir aufnehmen. Er ak- tiviert unsere Wahrnehmung für Echtes und Natürliches sowie für Unechtes und Künstliches. Im übertragenen Sinne akti- viert er unsere Wahrnehmung für Ästhetik, Qualität und An- gemessenheit.

Sehsinn:

Von allen Sinnen ermöglicht uns der Sehsinn die umfassend- sten Wahrnehmungen. Er wirkt mit den anderen Sinnen unter- stützend und ergänzend zusammen. Mit dem Sehsinn können wir alles Sichtbare wahrnehmen, Formen und Bewegungen vi- suell nachvollziehen, Formen und Materialien visuell abtas- ten, Sichtbares ordnen. Der Sehsinn erschließt uns die Welt des Lichtes und der Farbe bis in die feinsten Nuancen sowie

die Vielfalt sichtbarer Umweltqualitäten. Empfindungen des sichtbaren Schönen, Wohltuenden, Harmonischen oder auch des Hässlichen, Unbehaglichen, Disharmonischen sind Emp- findungen des Behagens, die mit der visuellen Wahrnehmung vernetzt sind.

Wärmesinn:

Mit dem Wärmesinn nehmen wir unsere Körperwärme und Temperaturen in der Außenwelt wahr. Mit Empfindungen des Wärmesinns verbinden sich eng körperliches und seelisches Erleben – Sympathie und Antipathie, Behagen und Unbeha- gen. Zu seinem Wohlbefinden benötigt der Mensch einen ihm entsprechenden Grad an Wärme. Dieser bezieht sich auf die Temperatur, auf die Anmutungsqualität von Räumen, sowie auf soziale Beziehungen. Wärme schafft Nähe, Kälte schafft Distanz.

Die vier geistig orientierten Sinne – Hörsinn, Sprachsinn, Ge- dankensinn und Ich-Sinn – sind erkenntnisbetont.

Hörsinn/Proportionssinn:

Der Hörsinn umfasst all das, was wir an Geräuschen, Tönen und Klängen aufnehmen können. Dem Hörsinn wird vermit- telt, was dem Auge verborgen bleibt. Mitunter geben Tonfall und Klang der Stimme eines Menschen besser Auskunft über sein Befinden und seine seelische Verfassung als sein Aus- sehen. Auch die inneren Qualitäten von Gegenständen und Beschaffenheit von Materialien werden im Klang hörbar.

Hans-Jürgen Scheurle zufolge kann das Tonempfinden gleich- bedeutend mit dem Empfinden für Proportion verstanden

(12)

2 DIE SINNE ALS KOMMUNIKATIONSINSTRUMENTE

werden, das auch mit dem Empfinden für Harmonie zu tun hat.

Sprachsinn:

Nimmt der Hörsinn das akustische und musikalische Element der Sprache wahr, vermittelt uns der Sprachsinn die Wahrneh- mung vom Wesen der Sprache, ihrer Ausdrucksform und Ge- staltung, ihrer Klarheit und Prägnanz. Jede Sprache hat ihre eigene Architektur und Klangfarbe. Die jeweilige Klangquali- tät lässt Mentalität und Stimmung mitschwingen und durch den Sprachsinn erfassen. Auch nonverbale Ausdrucksformen – Gestik und Mimik –, Elemente der Körpersprache sind dem Wahrnehmungsgebiet des Sprachsinns zuzurechnen.

Gedankensinn:

Der Gedankensinn bezieht sich auf das Wahrnehmen der ge- danklichen Sprachinhalte, auf die tieferliegende Bedeutung des Gesagten, auf das Entdecken hintergründiger oder ver- steckter gedanklicher Intentionen und Botschaften. Das Wahrnehmen von Gedanken erfordert Einfühlsamkeit und Intuition. Gedanken lassen sich auch auf nonverbale Weise vernehmen – durch die Sprache des Körpers, durch Gestik und Mimik. Mit dem Gedankensinn suchen wir die innere Wahrheit zu ergründen.

Ich-Sinn:

Mit dem Ich-Sinn erfasst der Mensch das Ich eines anderen, seine Individualität, seinen Wesenskern. Die Tätigkeit des Ich- Sinns erfordert wache Distanz, Abstand vom eigenen Ich zu nehmen, sich zu befreien von Vorurteilen, von Sympathie und

Antipathie. Der Ich-Sinn ist das Sinnesinstrument für die zwi- schenmenschliche Begegnung. Seine Betätigung ist von he- rausragender sozialer Bedeutung. Durch Tätigsein des Ich- Sinns im Dialog mit dem anderen lassen sich Missverstehen und Befremden überwinden und Verstehen aufbauen.

Alle Sinne sind miteinander vernetzt, sie arbeiten interaktiv, ergänzen sich und unterstützen einander. Auch sind alle Sin- ne mit Erkenntnisgehalt, Gefühlsgehalt und Behagensempfin- dungen verbunden.

Die Entfaltung und Pflege der Sinne sind grundlegend zur Sensibilisierung und Differenzierung der Wahrnehmung Entdeckung von Neuem

Anregung des Gefühlslebens Vertiefung der Erlebnisfähigkeit Stärkung des Urteilsvermögens Stärkung der Entscheidungskraft

Bewusstheit im Denken, Fühlen und Handeln.

Die Entfaltung und Pflege der Sinne sind ebenso grundlegend für

die Entwicklung der Kreativität

eine schöpferische, sinnerfüllte Lebensgestaltung die Bildung unserer Persönlichkeit

unsere zwischenmenschlichen Beziehungen die Gestaltung unserer Lebenswelt.

(13)

16 3

FARBE – ELEMENT DER UMWELT

Farben sind elementare Bestandteile unserer visuellen Wahr- nehmung und Umwelterfahrung; sie sind auch Erlebnisin- halte unserer Umwelt. Wohin wir auch sehen, begegnen und umgeben uns Farben: Sie begleiten uns in vielfältigen Erschei- nungsweisen, stets verbunden mit Licht und beeinflusst von Licht in der natürlichen und vom Menschen gestalteten Um- welt. In der Natur erscheint uns Farbe im Licht des Himmels, beim Anblick von Gewässern und Landschaften. Wir erblicken sie an Hölzern und Gesteinen, Pflanzen, Früchten und Blüten.

Wir begegnen Farben in vielfältigen Kombinationen im Tier- reich: an den Häuten, Panzern, Trachten, Gefiedern und Fellen der Tiere. Auch die Haut, Augen, Haare und Kleidung der Men- schen haben verschiedene Farben. Die vom Menschen gestal- tete Umwelt ist farbig: Straßen und Geschäfte, Gebäude und Räume. Wir erblicken Farben in aller Vielfalt an den unter- schiedlichsten Gegenständen und kulturellen Erzeugnissen.

In allen Bereichen sind Farben von wesentlicher Bedeutung.

Sie erfüllen zahlreiche unterschiedliche Funktionen. Farben dienen der Information, der Kommunikation und der Gestal- tung. Sie

vermitteln symbolische Botschaften signalisieren

dienen der Tarnung und Abschreckung leisten Orientierungshilfe

lenken die Aufmerksamkeit

tragen zur Ordnung und Unterscheidung bei bezeichnen besondere Funktionen

sind geographisches, ethnisches und kulturelles Merkmal sind Mode- und Stilmerkmal

sind persönliches sowie gruppenspezifisches Identitätsmerk- mal

sind Imagefaktor und Statussymbol sind Marketingfaktor

zeigen stilistische Tendenzen und Designtrends an

sind Indikator und Ausdruck des Zeitgeistes, der dem Wandel unterworfen ist

beeinflussen entscheidend die Aussage, Wirkung und Akzep- tanz von Gegenständen und Räumen.

Farbe ist weitaus mehr als eine ästhetische Aussage: Sie ist Teil lebensspendender und lebenserhaltender Vorgänge. Sie ist Teil der Bedingungen, unter denen der Mensch lebt und er- lebt: Neben anderen Sinneswahrnehmungen orientiert sich der Mensch mittels optischer Signale und lernt durch visuelle Botschaften. Somit ist Farbe für die Deutung der Umwelt wie auch für das Zusammenwirken des Menschen mit der Umwelt von tragender Bedeutung. Das, was uns die Farbigkeit unse- rer Umwelt offenbart, das, was uns Farben mitteilen, berührt

(14)

immer auch unsere Emotionen. Wir alle werden von Farben beeinflusst und befinden uns in einer lebendigen Beziehung zu ihnen. Farben wirken auf uns ein und sprechen unsere Gefühlswelt an, auch dann, wenn wir sie nicht bewusst wahr- nehmen.

FARBE – KOMMUNIKATION IM RAUM

Kommunikation erfolgt personal im Austausch von Infor- mationen in zwischenmenschlichen Beziehungen wie auch nicht personal durch Symbolgehalte der Umwelt. Farbe ist ein wesentliches Medium visueller Kommunikation in der Mensch-Umwelt-Beziehung: Sie vermittelt dem Menschen symbolische Botschaften und ästhetisch-atmosphärische In- formationen.Wesentliche Aspekte der Farbe in der Architektur beziehen sich auf die Kommunikation zwischen Mensch und Raum und auf die darin stattfindenden Interaktionen. Raum ist Rahmen für soziale Beziehungen und menschliche Aktivi- täten. So liegt ein grundlegender Aspekt in der Funktion der Farbe als Kommunikationsfaktor verbunden mit ihrer interak- tiven Eigenschaft. „Farbe existiert an sich, sie verbindet die Dinge miteinander und die Dinge mit dem Menschen“ (Pieter Uyttenhoven).

3 FARBE – ELEMENT DER UMWELT

(15)

18

>

Sehnerv Netzhaut

Licht Netzhaut

Zapfen Stäbchen Horizontalzelle Bipolarzelle Amakrinzelle Ganglienzelle Hypophyse

Schnitt durch die Netzhaut

Um die komplexen Zusammenhänge der Beziehung zwischen Mensch und Farbe verstehen zu können, werden zu Beginn des folgenden Kapitels die drei Parameter Farbensehen, Farbwahr- nehmung, Farberleben/Farbwirkung detailliert betrachtet.

WAS IST FARBE?

Alle Farberscheinungen entstehen aus dem Zusammenwirken von sichtbarer Strahlung und Materie. Einer allgemein gülti- gen Definition zufolge ist Farbe die Bezeichnung für eine spe- zifische visuelle Empfindung, die durch sichtbare Strahlung, den so genannten Farbreiz, ausgelöst wird. Ein Farbreiz ent- steht dann, wenn sich das Licht einer natürlichen oder künst- lichen Lichtquelle an einem Gegenstand oder an Staubteil- chen bricht. Dabei werden die auffallenden Lichtstrahlen je nach der Beschaffenheit der Materie unterschiedlich absor- biert oder reflektiert. Das heißt, es werden aus dem Farbspek- trum des Lichts Teile herausgefiltert, während die Reststrah- lung als Farbreiz in unser Auge gelangt. Trifft zum Beispiel das Gesamtlicht auf eine blaue Fläche, so werden alle Spektralan- teile des Lichts außer dem blauen absorbiert und lediglich das Blau reflektiert. Die farbige Erscheinung von Gegenständen ist aber abhängig von der Lichtart: vom Tageslicht oder von verschiedenen künstlichen Lichtarten. Farben verändern sich durch unterschiedliche Lichtqualität.

FARBENSEHEN

Farbensehen ist ein Sinneserlebnis, das von folgenden Vo- raussetzungen abhängig ist:

von der Existenz des Lichtes

von der Fähigkeit des Auges, Farbreize aufzunehmen und wei- terzuleiten

vom Vermögen, die vermittelten Farbreize als visuelle Sinnes- empfindung wahrzunehmen und zu verarbeiten.

Das Auge ist ein optisches System, das die Aufgabe hat, sicht- bare Strahlung auf die Netzhaut zu richten. Auf dieser befin- den sich die einzelnen Rezeptoren, die Stäbchen und Zapfen, die den physikalischen Reiz entschlüsseln und in eine physio- logische Erregung umwandeln. Während die Stäbchen der Unterscheidung von Hell und Dunkel dienen und nur die Hel- ligkeitswerte der Farben registrieren, dienen die Zapfen der Unterscheidung von Farben. Sie reagieren auf die unter- schiedliche spektrale Zusammensetzung des Lichts. Die Young-Helmholtz-Theorie geht davon aus, dass es bei den farbempfindlichen Zapfen drei verschiedene Typen für kurz-, mittel- und langwellige Lichtstrahlen gibt, die blauempfind- lich, grünempfindlich und rotempfindlich sind. In der Wissen- schaft gibt es auch Verfechter der Hering’schen Theorie, die von vier Rezeptortypen ausgeht, zwei antagonistischen Sys- 4

MENSCH UND FARBE

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