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Hören und Sehen

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Academic year: 2022

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EDITORIAL

ARS MEDICI 12 | 2021 345

Zwar ist es nicht explizit – etwa auf der Titelseite oder im Inhaltsverzeichnis – entsprechend kenntlich ge- macht, aber für gewöhnlich beschäftigt sich jede Aus- gabe von ARS MEDICI schwerpunktmässig mit einem speziellen Bereich aus dem weiten Feld der Medizin, das ja vor allem Sie, die Hausärzte und Leser unserer Zeit- schrift, im beruflichen Alltag stets möglichst umfas- send im Blick haben müssen. Mal fachbezogen (z. B.

Rheumatologie, Kardiologie), mal eher patientenorien- tiert (z. B. Medizin für die Frau/im Alter) gebündelt, bildet das Kerngebiet mit seinen unterschiedlichen Aspekten den roten Faden, der dann zusammen mit zusätzlichen Themen am Ende jeweils einen hoffent- lich abwechslungsreichen und informativen Lesestoff ergibt.

Die inhaltliche Klammer dieses Hefts stellen Augen und Ohren, die wohl komplexesten und auch empfind- lichsten unserer Sinnesorgane, und ihre Erkrankungen dar. Letztere sind so mannigfaltig und oft so speziell, dass sie eigene medizinische Fachgebiete begründeten – wenn auch zum Glück nicht immer entsprechend ge- fährlich. Aber vor allem mit zunehmendem Alter kön- nen uns Hören und Sehen vergehen. So beschäftigt sich denn auch ein Teil der Beiträge auf den folgenden Seiten mit den typischen ophthalmologischen und otologi- schen Sujets fortgeschrittener Lebensphasen wie Ma- kuladegeneration, Glaukom oder Hörminderung nebst den entsprechenden technischen Hilfsmitteln.

Die herkömmlichen Gerätschaften zur Korrektur von Sehfehlern, die Brillen, avancierten mit ihrer inzwischen schier unüberschaubaren Vielfalt längst zu modischen Accessoires, die auch im Zuge filigraner augenoptischer

Weiterentwicklungen in Gestalt der Kontaktlinsen nicht an Akzeptanz eingebüsst haben – wohl auch weil Letztere vergleichsweise in der Handhabung umständ- licher und zudem eben nicht «stylish» sind. Dagegen haftet den Hörhilfen trotz der in den letzten Jahren erzielten enormen Verbesserungen und der Imagekam- pagnen der Hörgeräteakustiker aus Sicht vieler (poten- zieller) Träger vielfach immer noch der Makel des un- weigerlichen Zurschaustellens einer (Alters-)Schwäche an. Diese Diskrepanz zur Brille ist offensichtlich para- dox und psychologisch so merkwürdig wie im individu- ellen Fall nicht selten durchaus tragisch.

Altersbedingter Hörverlust ist ein schleichender Pro- zess und wird häufig von den Betroffenen zunächst kaum wahrgenommen, ist jedoch gemäss Beobach- tungsstudien mit höheren Raten an Behinderung, Pfle- gebedarf, sozialer Isolation, Depression und kognitivem Abbau bis hin zu Demenz (siehe dazu die Kurzvorstel- lung einer neuen Studie auf S. 350) vergesellschaftet.

Ein aktueller systematischer Review der US Preventive Services Task Force (1) hat die Datenlage zum Nutzen eines Hörscreenings bei Personen ab 50 Jahren sondiert und kommt zu dem Schluss, dass sich ein klarer Zu- sammenhang zwischen der frühzeitigeren Entdeckung einer Hörminderung und der Versorgung mit Hörgerä- ten anhand der verfügbaren Daten nicht eindeutig be- legen lässt. Auch unter den gescreenten und für eine Hörgeräteversorgung als geeignet erachteten Perso- nen war die Bereitschaft zur Nutzung von Hörhilfen nicht besonders ausgeprägt – entweder wegen subjek- tiver Zweifel an deren Notwendigkeit, aus Kosten- oder Bequemlichkeitsgründen oder aber aus Sorge vor Stig- matisierung, wie weiter oben angedeutet. Dabei könnte der Gebrauch von Hörhilfen die mit dem Hören assozi- ierten kognitiven Funktionen grundsätzlich verbessern, auch wenn Beweise für die Langzeitwirkung, etwa auf die Demenzentwicklung, noch fehlen.

Gerade beim Thema Hörverlust erscheint somit noch vieles in Bewegung, woraus sich auch für den Hausarzt die Aufgabe ableiten liesse, seine älteren Patienten auch in dieser Hinsicht genau anzuschauen und ihnen zuzuhören. Wir hoffen, die vorliegende Lektüre kann

Ihnen dabei dienlich sein. s

Ralf Behrens

1. US Preventive Services Task Force; Krist AH et al.: Screening for hearing loss in older adults: US Preventive Services Task Force recommendation statement. JAMA 2021; 325(12): 1196–1201.

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