Von Skalarprodukten induzierte Normen
Niklas Angleitner 4. Dezember 2011
Sei ein Skalarproduktraum (X,h·,·i) gegeben, daher ein VektorraumX uber¨ Cbzw.Rmit einer positiv definiten Sesquilinearform h·,·i. Wie aus der Funktionalanalysis bekannt, kann mit Hilfe der Cauchy- Schwarz-Ungleichung gezeigt werden, dass durch: ∀x ∈ X : kxk := +p
hx, xi eine Norm auf X definiert wird. Neben dem Satz von Pythagoras und vielen weiteren interessanten Eigenschaften dieser Norm, erweist sich vor allem die sogenannte Parallelogramm-Regel als besonders n¨utzlich:∀x, y∈ X : kx+yk2+kx−yk2 = 2· kxk2+ 2· kyk2. Starten wir n¨amlich mit einem normierten Raum (X,k·k), in dem eben diese Parallelogramm-Regel gilt, so l¨asst sich bereits die Existenz eines Skalarproduktes nachweisen, das die gegebene Norm induziert, d.h.:∀x∈X: kxk2=hx, xi.
Es ist dieser enge Zusammenhang zwischen normierten Vektorr¨aumen und Vektorr¨aumen mit Skalar- produkt das zugrundeliegende Thema dieser Arbeit.
1 Das Jordan/von Neumann-Theorem
1.1 Definition.
Seienk·k eine Norm undh·,·iein Skalarprodukt auf einem VektorraumX. Wir sagen, dassk·k von h·,·iinduziert wird, falls gilt:
∀x∈X : kxk2=hx, xi
1.2 Definition.
Sei (X,k·k) ein normierter Raum ¨uberRoderC. Wir definieren die Parallelogramm-Regel wie folgt:
∀x, y∈X : kx+yk2+kx−yk2= 2· kxk2+ 2· kyk2
1.3 Satz. (Jordan/von Neumann) [JVN35]
Sei (X,k·k) ein normierter Raum ¨uberC, in dem die Parallelogramm-Regel aus Definition 1.2 gilt.
Dann definiert die Polarformel
∀x, y∈X: hx, yi := 1 4·
3
X
k=0
ik·
x+ik·y
2
= 1
4·
(kx+yk2− kx−yk2) +i·(kx+i·yk2− kx−i·yk2)
ein Skalarprodukt aufX mit: ∀x∈X : hx, xi=kxk2.
Es wird also jede Norm, die die Parallelogramm-Regel erf¨ullt, von einem Skalarprodukt induziert.
Beweis.
Schritt 1: ∀x∈X : hx, xi=kxk2 Wir berechnen:
4· hx, xi =
3
X
k=0
ik·
x+ik·x
2
=
3
X
k=0
ik· |1 +ik|2· kxk2
= 4· kxk2
Schritt 2: ∀x∈X : hx, xi ≥0 und hx, xi= 0 ⇔ x= 0
Folgt unmittelbar aus Schritt 1.
Schritt 3: ∀x, y∈X: hy, xi=hx, yi Wir berechnen:
4· hx, yi = (kx+yk2− kx−yk2)−i·(kx+i·yk2− kx−i·yk2)
= (kx+yk2− k(−1)·(x−y)k2)−i·(k(−i)·(x+i·y)k2− k(+i)·(x−i·y)k2)
= (ky+xk2− ky−xk2) +i·(ky+i·xk2− ky−i·xk2)
= 4· hy, xi
Schritt 4: ∀x, y, z∈X : kx+y+zk2=kx+yk2+kx+zk2+ky+zk2− kxk2− kyk2− kzk2 Wir berechnen unter mehrfacher Verwendung der Parallelogramm-Regel:
kx+y+zk2 = 2· kx+yk2+ 2· kzk2− kx+y−zk2
= kx+yk2+kzk2+kx+yk2+kzk2
| {z }
PR.
− kx+y−zk2
= kx+yk2+kzk2+1
2· kx+y+zk2
| {z }
PR.
−1
2· kx+y−zk2
= kx+yk2+kzk2+1
2·(2· kx+zk2+ 2· kyk2− kx−y+zk2)−1
2 · kx+y−zk2
= kx+yk2+kx+zk2+kyk2+kzk2−1
2·(kx−(y−z)k2+kx+ (y−z)k2
| {z }
PR.
)
= kx+yk2+kx+zk2+kyk2+kzk2
| {z }
PR.
− kxk2− ky−zk2
= kx+yk2+kx+zk2+1
2 · ky+zk2+1
2· ky−zk2− kxk2− ky−zk2
= kx+yk2+kx+zk2+1
2 · ky+zk2− kxk2−1
2 · ky−zk2
| {z }
PR.
= kx+yk2+kx+zk2+1
2 · ky+zk2− kxk2−1
2 ·(2· kyk2+ 2· kzk2− ky+zk2)
= kx+yk2+kx+zk2+ky+zk2− kxk2− kyk2− kzk2
Schritt 5: ∀x, y, z∈X : hx+y, zi=hx, zi+hy, zi
Wir berechnen unter Verwendung der in Schritt 4 gezeigten Formel undP3
k=0ik = 0:
4· hx+y, zi =
3
X
k=0
ik·
x+y+ik·z
2
=
3
X
k=0
ik·(kx+yk2+
x+ik·z
2+
y+ik·z
2− kxk2− kyk2−1· kzk2)
= 0 +
3
X
k=0
ik·
x+ik·z
2+
3
X
k=0
ik·
y+ik·z
2+ 0 + 0 + 0
= 4·(hx, zi+hy, zi)
Zu zeigen, dass h·,·i mit der skalaren Multiplikation vertr¨aglich ist, gelingt durch einfaches Umformen leider nicht. Wir w¨ahlen daher den folgenden, etwas umst¨andlich anmutenden Weg ¨uber komplexe Zahlen mit rationalen Real- und Imagin¨arteilen: CQ:={a+i·b| a, b∈Q}
Schritt 6: ∀α∈CQ: hα·x, yi=α· hx, yi Fall 1:α∈ {0,1}:
Einsetzen in die Definition vonh·,·i zeigt die Behauptung.
Fall 2:α∈N≥2:
Verwendung von Schritt 5 und vollst¨andiger Induktion zeigt die Behauptung.
Fall 3:α∈ −N:
Wegen α=−|α|und 0Fall 1= h0·x, yi =h(|α| − |α|)·x, yiSchritt 5= h|α| ·x, yi+h−|α| ·x, yi erhalten wir α· hx, yi=−|α| · hx, yiFall 1/2= − h|α| ·x, yi=h−|α| ·x, yi=hα·x, yi
Fall 4:α=n1 f¨ur einn∈N:
Die Gleichheithx, yi=
n·n1 ·x, yFall 1/2
= n· hα·x, yiliefert bei Division durchndie Behauptung.
Fall 5:α∈Q:
Zusammensetzen der F¨alle 1 bis 4 liefert die Behauptung.
Fall 6:α=i∈i·Q:
4· hα·x, yi = (ki·x+yk2− ki·x−yk2) +i·(ki·x+i·yk2− ki·x−i·yk2)
= (k(−i)·(i·x+y)k2− k(−i)·(i·x−y)k2) +i·(k(+i)·(x+y)k2− k(+i)·(x−y)k2)
= i·
(kx+yk2− kx−yk2) +i·(kx+i·yk2− kx−i·yk2)
= 4·α· hx, yi Fall 7:α∈CQ:
Zusammensetzen der F¨alle 1 bis 6 liefert die Behauptung.
Um die Vertr¨aglichkeit vonh·,·imit der skalaren Multiplikation vonCQauf ganzCfortzusetzen, werden wir ein Approximations-Argument verwenden, f¨ur das wir aber zuerst die Cauchy-Schwarz’sche Unglei- chung ben¨otigen. Wir d¨urfen diese Ungleichung nat¨urlich noch nicht verwenden, da sie ja nur gilt, wenn schon bakannt ist, dass es sich beih·,·i um ein Skalarprodukt handelt. Wir zeigen also:
Schritt 7: ∀x, y∈X: | hx, yi | ≤ kxk · kyk Fall 1:y= 0:
Einsetzen in die Definition liefert die Behauptung.
Fall 2:y6= 0:
Es gilt:
∀α∈CQ: 0 ≤ kx−α·yk2
= hx−α·y, x−α·yi
= kxk2−2·Re(α· hx, yi) +|α|2· kyk2
Da Q×Q ∼= CQ dicht in R×R ∼= C liegt, gibt es eine Folge (αn)n∈N ∈ (CQ)N mit αn
−−−−→n7→∞ hx,yikyk2. Gehen wir also in obiger Ungleichung zu den Grenzwerten ¨uber, so erhalten wir wegen der Stetigkeit der vorkommenden Ausdr¨ucke:
0 ≤ lim
n7→∞
kxk2−2·Re(αn· hx, yi) +|αn|2· kyk2
= kxk2−2·Re hx, yi kyk2 · hx, yi
! +
hx, yi kyk2
2
· kyk2
= kxk2−2·| hx, yi |2
kyk2 +| hx, yi |2 kyk2
Umstellen liefert nun die Behauptung.
Nun haben wir alle Eigenschaften beisammen, um die Vertr¨aglichkeit des potentiellen Skalarprodukts mit der skalaren Multiplikation auf dem gesamten Skalark¨orperCnachzuweisen:
Schritt 8: ∀α∈C: hα·x, yi=α· hx, yi
Sei also α ∈ C. Wieder wegen der Dichtheit von CQ in C gibt es eine Folge (αn)n∈N ∈ (CQ)N mit αn
−−−−→n7→∞ α.
Wegen
0 ≤ | hα·x, yi −αn· hx, yi |
Schritt 5/6
= | h(α−αn)·x, yi |
Schritt 7
≤ |α−αn|
| {z }
−−−−→n7→∞ 0
· kxk · kyk
gilt schließlichα· hx, yi= limn7→∞(αn· hx, yi) =hα·x, yi Wir haben also gezeigt, dass die Polarformel ein Skalarprodukt definiert, wenn nur die G¨ultigkeit der
Parallelogramm-Regel aus Definition 1.2 gefordert wird.
1.4 Korollar.
Sei (X,k·k) ein normierter Raum ¨uberC. Dann sind ¨aquivalent:
• k·k:X−→[0,∞) wird von einem Skalarprodukth·,·i:X×X −→Cinduziert
• ∀U ≤ X mit dimU = 2: k·k |U : U −→ [0,∞) wird von einem Skalarprodukt h·,·iU : U ×U−→Cinduziert
Beweis.
Schritt 1:
”⇓“
Setze einfachh·,·iU :=h·,·i|U.
Schritt 2:
”⇑“
Wir zeigen unter der gemachten Voraussetzung die G¨ultigkeit der Parallelogramm-Regel aus Definition 1.2 und verwenden dann Satz 1.3. Sei alsox, y∈X beliebig undU := span{x, y}.
Fall 1: dimU ≤1:
Es gilt dahery=α·xf¨ur einα∈Cund wegen|1+α|2+|1−α|2= 2+2·|α|2schonkx+yk2+kx−yk2= (|1 +α|2+|1−α|2)· kxk2= 2· kxk2+ 2· kyk2.
Fall 2: dimU = 2:
Laut Voraussetzung gibt es also ein Skalarprodukth·,·iU :U ×U −→Cmit: ∀z∈U :kzk2=hz, ziU. Wir berechnen:
kx+yk2+kx−yk2 = hx+y, x+yiU +hx−y, x−yiU
= kxk2+hx, yiU+hy, xiU +kyk2+kxk2− hx, yiU − hy, xiU+kyk2
= 2· kxk2+ 2· kyk2
Es gilt also in beiden F¨allen die Parallelogramm-Regel.
1.5 Bemerkung.
Es sei hier ohne ausf¨uhrlichen Beweis erw¨ahnt, dass die Aussage des Jordan/von Neumann-Theorems, Satz 1.3, auch f¨ur normierte Vektorr¨aume ¨uber dem Skalark¨orperR gilt. Das Skalarprodukt ist in diesem Fall wie folgt zu definieren:
∀x, y∈X : hx, yi:=1 4 ·
kx+yk2− kx−yk2
Insbesondere gilt daher auch die Aussage des Korollars 1.4 f¨ur normierte Vektorr¨aume ¨uberR.
2 Das DeFigueiredo/Karlovitz-Theorem
Wir werden im Beweis des hier vorgestellten Satzes von DeFigueiredo/Karlovitz, Satz 2.6, von folgenden Resultaten Gebrauch machen:
2.1 Lemma. (Kakutani)
Sei (X,k·k) ein normierter Raum ¨uberRmit dimX ≥3. Falls f¨ur jeden 2-dimensionalen Unterraum U ≤X eine lineare Projektion P : X −→ U mit kPkOP ≤1 existiert, so wird die Norm k·k von einem Skalarprodukt induziert.
(Der Beweis dieser Aussage beruht auf Eigenschaften von Ellipsoiden, die weit vom gew¨ahlten Thema dieser Arbeit abschweifen und soll daher an dieser Stelle entfallen.1)
2.2 Lemma.
Sei (X,k·k) ein normierter Raum ¨uberRundU ≤X ein Teilraum mit dimU <∞. Dann gilt:
∀x∈X :∃u0∈U : kx−u0k= min
u∈Ukx−uk
Beweis.
Sei (un)n∈N∈UNeine Folge mit lim
n7→∞kx−unk= inf
u∈Ukx−uk. Wegen der Dreiecksungleichung gilt nun kunk ≤ kxk+kx−unk, insbesondere ist die Folge (un)n∈Nalso beschr¨ankt. DaU endlich-dimensional ist, erhalten wir nach dem Satz von Bolzano-Weierstraß die Konvergenz einer Teilfolge von (un)n∈N, o.B.d.A.
k¨onnen wir also die Konvergenz der Folge selbst gegen ein u0 ∈ X annehmen. Endlich-dimensionale normierte R¨aume sind, wie aus der Funktionalanalysis bekannt, abgeschlossen, es gilt also sogaru0∈U. Wegen der Stetigkeit der Norm erhalten wir abschließend:
kx−u0k =
x− lim
n7→∞un
= lim
n7→∞kx−unk= inf
u∈Ukx−uk= min
u∈Ukx−uk
2.3 Lemma.
Betrachte eine konvexe Funktionf : [a, b)−→Rmita∈R, b∈R∪{+∞}undf(a)≤f(t),∀t∈[a, b).
Dann istf monoton steigend.
Analog folgt f¨ur f : (a, b]−→Rmita∈R∪ {−∞}, b∈R, konvex, ausf(b)≤f(t),∀t∈(a, b], auch bereits monotones Fallen.
Beweis.
Wir zeigen nur den Fall f¨ur monotones Steigen. Der zweite folgt dann analog.
Seix1, x2∈[a, b) mita≤x1< x2< b, dann gilt x1= (1−t1)·a+t1·x2f¨ur eint1∈[0,1). Wegen der Konvexit¨at vonf auf [a, x2) haben wir somit:
f(x1) =f((1−t1)·a+t1·x2)≤(1−t1)·f(a) +t1·f(x2)≤(1−t1)·f(x2) +t1·f(x2) =f(x2) Des Weiteren wird es zweckm¨aßig sein, die folgende Definition einzuf¨uhren:
1Der besonders interessierte Leser sei verwiesen an: S. Kakutani, Some characterizations of Euclidean space, Jap. J.
Math. 16, (1939), p. 93-97.
2.4 Definition.
Sei (X,k·k) ein normierter Vektorraum ¨uberR. Wir definieren:
X erf¨ullt (P) :⇔ f¨ur allex, y∈X\{0}mit kxk=kyk ist die Funktion φ(·, x, y) :R−→[0,∞) :λ7−→ kx−λ·yk
auf (−∞,−1] streng monoton fallend und auf [1,+∞) streng monoton steigend
2.5 Bemerkung.
Die Funktionφ(·, x, y) aus Definition 2.4 ist als Zusammensetzung stetiger Funktionen selbst stetig und weiters auch konvex:
∀λ1≤λ2∈R,∀t∈[0,1] :
φ((1−t)·λ1+t·λ2, x, y) = kx−((1−t)·λ1+t·λ2)·yk
= k(1−t)·x+t·x−((1−t)·λ1+t·λ2)·yk
≤ k(1−t)·x−((1−t)·λ1)·yk+kt·x−(t·λ2)·yk
= (1−t)·φ(λ1, x, y) +t·φ(λ2, x, y)
2.6 Satz. (DeFigueiredo/Karlovitz) [dFK67]
Sei (X,k·k) ein normierter Raum ¨uberRmit dimX ≥3. Wir definieren die Abbildung:
T:
X −→ X
x 7−→
x f¨urkxk ≤1
x
kxk f¨urkxk >1 Dann sind ¨aquivalent:
• k·k wird von einem Skalarprodukth·,·i induziert
• ∀x, y∈X : kT(x)−T(y)k ≤ kx−yk, d.h.T ist nicht-expansiv
Beweis.
Schritt 1: X erf¨ullt (P) ⇔ T ist nicht-expansiv Wir beginnen mit der Richtung
”⇒“:
Seien alsox, y∈X, dann k¨onnen wir drei F¨alle unterscheiden:
Fall 1:kxk,kyk ≤1:
kT(x)−T(y)k=kx−yk Fall 2:kxk ≤1<kyk:
Der Fallx= 0 liefert sofort die Behauptung, d.h. wir k¨onnenx6= 0 annehmen. Die Vektorenxund kxkkyk·y sind somit ungleich 0 und haben gleiche Norm. Wir k¨onnen daher die zugeh¨orige Funktionφ(·, x,kxkkyk·y)
laut Definition 2.4 verwenden:
kT(x)−T(y)k =
x− y kyk
= φ( 1
kxk, x,kxk kyk ·y)
Monot. auf [1,+∞)
≤ φ(kyk kxk, x,kxk
kyk ·y)
= kx−yk
Fall 3: 1≤ kxk ≤ kyk:
Die Vektoren kxk1 ·xund kyk1 ·y sind ungleich 0 und haben gleiche Norm. Wir k¨onnen also wieder die zugeh¨orige Funktion φ(·,kxk1 ·x,kyk1 ·y) aus Definition 2.4 verwenden:
kT(x)−T(y)k =
x kxk − y
kyk
= φ(1, 1
kxk ·x, 1 kyk ·y)
Monot. auf [1,+∞)
≤ φ(kyk kxk, 1
kxk ·x, 1 kyk ·y)
= 1
kxk · kx−yk
≤ kx−yk
Es folgt also aus der Eigenschaft (P) die Nicht-Expansivit¨at vonT. Nun folgt der Beweis der R¨uckrichtung
”⇐“:
Seien alsox, y ∈X\{0} mit kxk =kyk und φ(·, x, y) die zugeh¨orige Funktion laut Definition 2.4. We- gen |α| ·φ(·, x, y) =φ(·, α·x, α·y),∀α∈Rh¨angt das nun zu untersuchende Monotonie-Verhalten von φ(·, x, y) nicht vom tats¨achlichen Wert von kxk =kyk ab. Wir k¨onnen daher o.B.d.A. annehmen, dass kxk=kyk = 1.
Laut Lemma 2.3 brauchen wir f¨ur die Monotonie von φ(·, x, y) auf [1,+∞) nur mehr φ(1, x, y) ≤ φ(λ, x, y),∀λ∈[1,+∞) zeigen. Dazu verwenden wir die vorausgesetzte Nicht-Expansivit¨at vonT:
∀λ∈[1,+∞) : φ(1, x, y) = kx−yk
kyk=1
=
x− λ·y kλ·yk
kλ·yk=λ≥1
= kT(x)−T(λ·y)k
n.exp.
≤ kx−λ·yk
= φ(λ, x, y) Eine analoge Rechnung zeigt auch, dassφ(·, x, y) auf (−∞,−1] monoton f¨allt.
Zum Abschließen des Beweises ben¨otigen wir nun noch streng monotones Steigen auf [1,+∞) bzw.
Fallen auf (−∞,−1]. (Wir zeigen nur streng monotones Steigen auf [1,+∞), der zweite Teil kann analog bewiesen werden.) Ein Widerspruchs-Beweis f¨uhrt hier zum Ziel:
Sei also λ0 ∈ (1,+∞) mit φ(λ, x, y) = φ(1, x, y),∀λ ∈ [1, λ0]. (Alle anderen Widerspruchs-Annahmen k¨onnen wegen der Konvexit¨at vonφ(·, x, y) sofort ausgeschlossen werden.)
Wir betrachtenz(α) :=α·x+ (1−α)·y,∀α∈(0,1) und berechnen:
φ(1, x, z(α) kz(α)k) =
x− z(α) kz(α)k
=
(kz(α)k −α)·x−(1−α)·y kz(α)k
(∗)= kz(α)k −α kz(α)k ·
x− 1−α kz(α)k −α·y
=
1− α
kz(α)k
·φ( 1−α
kz(α)k −α, x, y)
(∗∗)=
1− α
kz(α)k
·φ(1, x, y)
(∗) Wegen lim
α7→0
kz(α)k−α
kz(α)k = 1>0 kann hier f¨ur hinreichend kleineαder Betrag weggelassen werden.
(∗∗) Wegen lim
α7→0 1−α
kz(α)k−α= 1 und der angenommenen Konstantheit vonφ(·, x, y) auf [1, λ0] stimmt diese Gleichheit f¨ur alle hinreichend kleinenα.
Wir berechnen weiters f¨urδ >0:
φ(1 +δ, x, z(α)
kz(α)k) =
x−(1 +δ)·z(α) kz(α)k
=
(kz(α)k −(1 +δ)·α)·x−(1 +δ)·(1−α)·y kz(α)k
(∗∗∗)
= kz(α)k −(1 +δ)·α
kz(α)k ·
x− (1 +δ)·(1−α) kz(α)k −(1 +δ)·α·y
=
1−(1 +δ)·α kz(α)k
·φ( (1 +δ)·(1−α) kz(α)k −(1 +δ)·α, x, y)
(∗∗∗∗)
=
1−(1 +δ)·α kz(α)k
·φ(1, x, y)
(∗ ∗ ∗) Wegen lim
δ7→0
kz(α)k−(1+δ)·α
kz(α)k = kz(α)k−αkz(α)k und (∗) kann hier f¨ur hinreichend kleineαundδder Betrag weggelassen werden.
(∗∗∗∗) Wegen lim
δ7→0
(1+δ)·(1−α)
kz(α)k−(1+δ)·α = kz(α)k−α1−α und (∗∗) stimmt diese Gleichheit f¨ur alle hinreichend kleinen αundδ.
Zusammensetzen der beiden Gleichungen liefert f¨ur hinreichend kleineαundδ:
φ(1 +δ, x, z(α) kz(α)k) =
1−(1 +δ)·α kz(α)k
·φ(1, x, y)<
1− α
kz(α)k
·φ(1, x, y) =φ(1, x, z(α) kz(α)k) Seien im Folgendenαundδderart gew¨ahlt, dass obige Ungleichung gilt. Nun k¨onnen wir aber (genauso, wie wir es schon f¨urφ(·, x, y) gemacht haben) aus der Nicht-Expansivit¨at vonTauf das monotone Steigen vonφ(·, x,kz(α)kz(α) ) auf [1,+∞) schließen. Damit ergibt sich der gesuchte Widerspruch.
Schritt 2: k·k wird von einem Skalarprodukth·,·iinduziert ⇔ X erf¨ullt (P) Wir beginnen mit der Richtung
”⇒“:
Seien also x, y ∈ X\{0} mit kxk = kyk. Wir zeigen, dass die Funktion φ(·, x, y) aus Definition 2.4 auf [1,+∞) streng monoton steigt. (Das zu zeigende Monotonie-Verhalten auf (−∞,−1] sieht man auf
¨ahnliche Weise.)
F¨ur 1≤λ1< λ2 gilt:
φ(λ2, x, y)2−φ(λ1, x, y)2 = kx−λ2·yk2− kx−λ1·yk2
= hx−λ2·y, x−λ2·yi − hx−λ1·y, x−λ1·yi
=
kxk2−2·λ2· hx, yi+λ22· kyk2
−
kxk2−2·λ1· hx, yi+λ21· kyk2
= kyk2·(λ2−λ1)·(λ2+λ1)−2·(λ2−λ1)· hx, yi
= (λ2−λ1)
| {z }
>0
·
kyk2·(λ2+λ1)−2· hx, yi
| {z }
(∗)
> 0
(∗) Dieser Ausdruck ist echt positiv, weil: 2· hx, yi ≤2· | hx, yi | ≤2· kxk · kyk<(λ2+λ1)· kyk2. Nun folgt der Beweis der R¨uckrichtung
”⇐“:
Wir werden uns im Rest des Beweises auf den Fall dimX = 3 beschr¨anken. Dass dies schon ausreicht, um die Aussage f¨ur Vektorr¨aume beliebiger Dimension gezeigt zu haben, m¨ochten wir kurz erl¨autern: Sei hierzu ˜X ≤X ein Unterraum mit dim ˜X= 3, dessen Normk·kX˜ =k·k |X˜ (wie wir ja zeigen werden) von einem Skalarprodukt h·,·iX˜ induziert wird. Dann erhalten wir Skalarprodukte auf den 2-dimensionalen Unterr¨aumen von ˜X, indem wir einfachh·,·iX˜ auf sie einschr¨anken. Da ˜X beliebig war, wird daher die Norm jedes 2-dimensionalen Unterraums vonX von einem Skalarprodukt induziert. Wegen Bemerkung 1.5 wird also schon die Norm k·k von einem Skalarprodukth·,·i induziert und die Behauptung ist be- wiesen.
Sei o.B.d.A. dimX = 3. Wir verwenden das Lemma 2.1. Betrachte daherU ≤X mit dimU = 2. Wir konstruieren nun eine lineare ProjektionP :X −→U mit OperatornormkPkOP≤1:
Aus Dimensionsgr¨unden k¨onnen wirx0∈X\Uw¨ahlen und wegen Lemma 2.2 gilt:∃u0∈U : kx0−u0k = minu∈Ukx0−uk ≤ kx0−uk ∀u∈U. Mit x0 ∈/ U gilt sicher auch (x0−u0)∈/ U und wir k¨onnen somit jedesx∈X eindeutig auf folgende Weise zerlegen:
∀x∈X:∃!u∈U :∃!α∈R: x=α·(x0−u0)
| {z }
∈X\U
+ u
|{z}
∈U
Nun definieren wir die Abbildung P :
X −→ U x=α·(x0−u0) +u 7−→ u
und zeigen, dass sie die gesuchte Projektion ist: Die Wohldefiniertheit folgt aus der Eindeutigkeit der Zerlegung von x, die Linearit¨at kann einfach nachgerechnet werden. Auch die Projektions-Eigenschaft P ◦P = P folgt aus der Eindeutigkeit der Zerlegung von x. Um schließlich noch eine Absch¨atzung f¨ur die Operator-Norm zu erhalten, betrachten wir nun ein beliebiges x ∈ X mit der Zerlegung x = α·(x0−u0) +u:
Fall 1:u= 0:
In diesem Fall gilt bereitskP xk=k0k= 0≤ kxk.
Fall 2:u6= 0:
Wegenx,kxkkuk ·u∈X\{0}undkxk =
kxk kuk ·u
k¨onnen wir das zugeh¨origeφ(·, x,kxkkuk ·u) aus Definition 2.4 verwenden. Wir werden nun, vorerst noch unmotiviert,φ(kukkxk, x,kukkxk ·u)≤φ(λ, x,kxkkuk ·u),∀λ∈R,
zeigen:
∀λ∈R: φ(kuk kxk, x,kxk
kuk ·u) =
x−kuk kxk ·kxk
kuk ·u
= α· k(x0−u0)k
u0
minimal
≤ α·
x0−
u0−1
α·u+ λ α·kxk
kuk ·u
| {z }
∈U
=
x−λ·kxk kuk ·u
= φ(λ, x,kxk kuk ·u)
Mit dieser Ungleichung haben wir somit gezeigt, dass φ(·, x,kukkxk ·u) bei kukkxk sein Minimum annimmt.
Laut Voraussetzung ist aberφ(·, x,kxkkuk·u) außerhalb von (−1,1) streng monoton steigend, womit schon
kuk
kxk ∈[−1,1] gilt. Anders ausgedr¨uckt:
kP xk=kuk ≤ kxk
Den Beweis der R¨uckrichtung beschließend haben wir also gezeigt: ∀x∈ X : kP xk ≤ kxk bzw.
kPkOP≤1.
Literatur
[dFK67] D. G. de Figueiredo and L. A. Karlovitz. On the radial projection in normed spaces. Bull.
Amer. Math. Soc., 73:364–368, 1967.
[JVN35] P. Jordan and J. Von Neumann. On inner products in linear, metric spaces.Ann. of Math. (2), 36:719–723, 1935.