Bo04GebHELM 1.vjj Gerhard Bosch
Institut A rbeit u n d Technik Institut A rbeit u n d Technik
Kulturwissenschaftliches
Institut Institut Arbeit und Technik Wissenschaftszentrum
Nordrhein-Westfalen Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
Gerhard Bosch
Demographischer Wandel, Arbeitsmarkt und Zuwanderung
Kolloquium zum 80. Geburtstag von
Prof. Dr. Ernst Helmstädter
Institut Arbeit und Technik Gelsenkirchen, 5. Mai 2004
Prof. Dr. Gerhard Bosch
Institut Arbeit und Technik, Munscheidstr. 14, D - 45886 Gelsenkirchen Tel: +49 209/1707147, Fax: +49 209/1707124, email: bosch@iatge.de
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Demographischer Wandel, Arbeitsmarkt und Zuwanderung
Gliederung1. Langfristige Qualifikationsentwicklung in Deutschland 2. Demographischer Wandel und Vorruhestand
3. Beschäftigung Älterer
4. Zuwanderung
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1 Langfristige Qualifikationsentwicklung in Deutschland (1)
19,3% 20,2% 24,1%
14,4% 14,6%
16,4%
28,4% 29,2%
30,1%
17,9% 16,6%
13,6%
20,1% 19,6% 15,7%
1991 1995 2010
Hilfstätigkeiten
Einfache Tätigkeiten
Qualifizierte Fachtätigkeiten
Fachtätigkeiten mit Führungsaufgaben
Hochqualifizierte Tätigkeiten Erwerbstätige (ohne Auszubildende) nach Tätigkeitsniveaus
1991 bis 2010 in Deutschland
Quelle: MittAB 4/2002, S. 583
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1 Langfristige Qualifikationsentwicklung in Deutschland (2)
MEGATREND
Die Qualifikationsanforderungen an die
Beschäftigten steigen:Einfache Arbeit verringert sich oder wird verlagert.
GEFAHR
Unterinvestition in Bildung– Kombination von hoher Arbeitslosigkeit gering Qualifizierter und Fachkräftemangel
NOTWENDIG
„Vorauswirtschaft“(Helmstädter):
Investition in Bildung zur Verringerung der Arbeitsmarktungleichgewichte sowohl im Segment gering als auch hoch Qualifizierter ERGEBNISSE
EINER OFFENSIVE
STRATEGIE
Innovationsfähigkeit und ausgeglichene Einkommensstruktur
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Fachkräftemangel wird zum entscheidenden Wachstumshemmnis
Studienanfänger an den Universitäten und Fachhochschulen 1975 - 2000
Quelle: Initiative D21: Die Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Hochschulplätze für IT-Fachkräfte in Deutschland. Frankfurt/Stuttgart, p. 24
19751976197719781979198019811982198319841985198619871988198919901991199219931994199519961997199819992000
0 5 10 15 20 25 30 35
40 Informatik
Maschinenbau
Elektrotechnik Mathematik
Physik In Tausend
1 Langfristige Qualifikationsentwicklung in Deutschland (3)
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2. Demographischer Wandel und Vorruhestand (1)
9,5 9,7 9,7 9,4 8,7
12,6 10,7 9,1 9,2 9,6
11,1 12,5
12,8 10,9 9,4
9,5 10,4 11,9 13,7
14,4
2000 2005 2010 2015 2020
Alter 50+
Alter 40-49
Alter 30-39
Alter 16-29
42,8 43,2 43,5 43,2 42,1
Quelle: Prognos, 2002: 62
Erwerbspersonenpotenzial in Mio. Personen
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2. Demographischer Wandel und Vorruhestand (2)
35,1 38,4
47
64,2
70,7
66,3
62,1
16,7
34,6
30,0
49,9
65,9
53,2
44,7
B F D DK SWE USA UK
Quelle: OECD, 2003 Männer Frauen
Beschäftigungsquote* der 55- bis 64-jährigen Männer und Frauen im internationalen Vergleich 2002
* Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung in dieser Altersgruppe
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2. Demographischer Wandel und Vorruhestand (3)
Arbeitsvolumen 45-64jähriger nach Qualifikation
0 5 10 15 20 25 30 35 40
B D L NL A I F GB E IRL DK FIN NOR CH EL S P Land
Arbeitsvolumen (in Stunden)
Arbeitsvol.
Niedrige Qual.
Arbeitsvol.
Mittlere Qual.
Arbeitsvol.
Hohe Qual.
Quelle: Europäische Arbeitskräftestichprobe 2002; Berechnungen Sebastian Schief, IAT
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2. Demographischer Wandel und Vorruhestand (4)
Das Arbeitspotential älterer Männer wird in Deutschland durch den Vorruhestand weitgehend stillgelegt
Stillgelegt wird vor allem das Arbeitspotential gering Qualifizierter
Das Arbeitspotential älterer Frauen wird aufgrund traditioneller Rollenteilung kaum genutzt
Gleitende Übergänge ins Alter sind europaweit die Ausnahme
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0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
19 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 bis 64 Jahre
kein beruflicher Ausbildungsabschluss betriebliche oder
Überbetriebliche Berufsausbildung Schul. Berufsausbildung/
Meisterprüfung o.ä.
Beamtenausbildung Fachhochschule-/
Hochschulabschluss
Gesamt 90,1%
74,9%
59,5%
40,5%
Teilnahme an beruflicher Weiterbildung
nach Altersgruppen und beruflichem Ausbildungsabschluss
Quelle: INFAS, 2004 in %
Teilnahmequote
Altersgruppen
3. Weiterbildung Älterer (1)
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3. Weiterbildung Älterer (2)
Die Weiterbildungsteilnahme Älterer ist unterdurchschnittlich Das „Alter“hat keinen eigenständigen Erklärungswertfür die
Nichtteilnahme an Weiterbildung
Erklärungsfaktoren für Nichtteilnahme sind:
Bildungsniveau(schulisch und beruflich)
Art der Arbeit(ausführend, qualifiziert, selbständig) Berufliche Anforderungen
(schneller vs. langsamer Wandel im Betrieb)
Lernformen Älterer unterscheidensichwenigvon denen anderer Altersgruppen
Überforderungführt bei Älterenzum Exit nicht zur Weiterbildung, bei den anderen erhöht sie nicht die Weiterbildung
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71,7% 71,5%
68% 67,3%
54,6%
52,7% 51,8%
34,5%
0 10 20 30 40 50 60 70 80
25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 bis 64 Jahre EHER JA EHER NEIN
Fähigkeiten entsprechen den beruflichen Anforderungen
Gesamt
70,2%
50,8%
in %
Teilnahmequote
Altersgruppen Quelle: INFAS, 2004
Teilnahme an beruflicher Weiterbildung nach Altersgruppen und Einschätzung der eigenen Fähigkeiten
3. Weiterbildung Älterer (3)
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3. Weiterbildung Älterer (4)
ANSATZPUNKTE
Schulische und berufliche Voraussetzungenzum
Lebenslangen Lernen
schaffenSchaffung lernförderlicher Arbeitsorganisation Innovationim Betrieb
Verbesserung betrieblicher Lernmöglichkeiten vor dem 50. Lebensjahr, vor allem Abbau der Segmentation beim Zugang zum Lernen(wie bei VW 5000x5000) Ausweitung der Möglichkeiten „einer zweiten Chance“
fürs individuelle Lernen (Erwachsenenbafög)
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4. Zuwanderung (1)
Deutschland ist Einwanderungsland
Alle Langfristprognosen gehen von einer positiven Wanderungsbilanz in Höhe von rund 200 000von Jahr im nächsten Jahrzehnt aus
Profil der Zuwanderungnach Deutschland:
Vor allem Personen ohne beruflichen Abschluss
(z.B. 71% der türkischen Männer und 74% der türkischen Frauen) Ausländerbevölkerung ist jünger als die deutsche. Anteil
der Zuwanderer an den 15- 30jährigen wird bis 2015 auf 25% steigen
2002: 7,34 Mio. Ausländer,
928 000 eingebürgerte Ausländer,
3,2 Mio. Spätaussiedler, insgesamt 12,6%
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4. Zuwanderung (2)
Beschäftigungsprobleme für Ausländer haben sich verschärft
Beschäftigungsquote der Ausländer ist zwischen 1082 und 2000 um 10% zurückgegangen (Deutsche +4%)
Nur noch 20% der türkischen Männer (105 der Frauen) über 50 Jahre sind noch beschäftigt
Seit 1974 liegt die ALQ der Ausländer über der der Deutschen
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4. Zuwanderung (3)
Nur 65% der Ausländer geben an, gut deutsch zu sprechen (49% gut zu schreiben)
Nur 76% der Aussiedler geben an, gut deutsch zu sprechen (61% gut zu schreiben)
Nur 37,8% der ausländischen Jugendlichen haben einen Ausbildungsplatz (Deutsche 65,9%)
Die Teilnahmequote der Ausländer an beruflicher Weiterbildung liegt bei 12% (Deutsche 30%)
Der Zugang zu Bildung wird für Ausländer durch die Segmentierung der Wohnquartiere nach Nationalität erschwert
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4. Zuwanderung (4)
Wir brauchen Zuwanderung, um Arbeitskräfteengpässe und Fachkräftemangel zu vermeiden
Zuwanderung hilft nicht automatisch,
Fachkräfteengpässe zu schließen, sondern kann Arbeitsmarktungleichgewichte verschärfen
Deutschland gilt weltweit unter Zuwanderern, vor allem bei den Qualifizierten als „schwierig“
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4. Zuwanderung (5)
NOTWENDIG
Zugang ausländischer Jugendlicher zu Ausbildung
Zuwanderungsgesetz, dass
Integrations- und Sprachkurse nicht nur für Zuwanderer sondern auch für ansässige Ausländer vorsieht Den unkomplizierten Zugang von
Fachkräften zum deutschen Arbeitsmarkt
Die Verhinderung des Zuwanderungsgesetz ist standortfeindlich
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SCHLUSSFOLGERUNG
„Vorauswirtschaft“
„Vorauswirtschaft“
in einer alternden Gesellschaft erfordert umfassende Veränderungen
der Arbeitsorganisation, des Bildungssystems und der Zuwanderungspolitik
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Es ist schlimm, rief Eduard, dass man jetzt nichts mehr für sein ganzes Leben lernen kann.
Unsere Vorfahren hielten sich an den Unterricht, den sie in ihrer
Jugend empfangen; wir aber müssen jetzt alle fünf Jahre umlernen, wenn wir nicht ganz aus der Mode kommen wollen.
J.W. Goethe, Die Wahlverwandtschaften, Erstveröffentlichung 1809