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ast 30 000 Anleger ban- gen seit ein paar Tagen um ihr Geld. 22 000 da- von dachten, ein ganz beson- ders gutes Geschäft gemacht zu haben, als sie mit der Han- seatische AG (HAG) Elek- trizitätswerk- und Umwelt- technik stille Beteiligungs- verträge abschlossen. Weite- re 7 500 beteiligten sich eben- falls als stille Gesellschafter bei der Eurokapital AG, ge- nauer an deren Fonds Euro Elektrizitätswerk und Euro Center. An der Eurokapital ist wiederum die HAG AG mit 44 Prozent beteiligt.Nun ist also ein stolzes Volumen von 187 Millionen Mark akut gefährdet. Dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BaKred) war nämlich das Gebaren der bei- den Firmen nicht ganz geheu- er. Dabei hatte alles so schön angefangen. Den Anlegern wurde suggeriert, daß die Be-
teiligung an Blockheizkraft- werken und Windkraftanla- gen ein solukratives Geschäft sei, daß in den stillen Gesell- schaftsverträgen ein Verlust ausgeschlossen sei, jedoch ei- ne gute Verzinsung sicher.
Gerade eben der Aus- schluß einer Verlustbeteili- gung und die Zusage einer Verzinsung sprächen nichtfür einen Status als stiller Gesell- schafter, urteilte das BaKred, die HAG beziehungsweise die Eurokapital AG habe vielmehr das sogenannte Ein- lagengeschäft betrieben, das ausschließlich Banken vorbe- halten sei. Konsequent for- derte die Berliner Banken- aufsicht die beiden Misse-
täter auf, die Gelder zurück- zuzahlen.
Die HAG reagierte mit einem Paukenschlag und be- antragte beim Amtsgericht Hamburg die Eröffnung des Konkurses. Sie kam damit weiteren Maßnahmen des Aufsichtsamtes zuvor.
Ich fürchte, daß Mandan- ten der Ango-Käufer-Service GmbH & Co. KG ähnliches passieren könnte. Bei der Bad Iburger Gesellschaft läßt sich prima Geld verdienen, so steht es zumindest im Pro- spekt. Man müsse sich bloß mit einer Einlage von 1 000 Mark oder einem Vielfachen davon beteiligen. Der erste Vorteil dieser Beteiligung sei
eine feste Verzinsung von acht Prozent und der zweite Vorteil eine Gewinnbeteiligung von maximal zwölf Prozent und schließlich der Ango-Bonus.
Daß eine Effektivverzin- sung von 20 Prozent bei Ango erreichbar (und offensichtlich normal) sei, wird im Prospekt mit einer hanebüchenen Rechnung begründet: Man habe soundso viel Aktien- gesellschaften analysiert, und wenn man die Dividenden- rendite betrachte, kämen auch solche stolzen Zahlen zustande. Zum Beispiel hät- ten 81 Aktiengesellschaften elf Mark Dividende oder mehr gezahlt; das entspräche einem Jahresertrag von mindestens 22 Prozent. So ein Quatsch!
Die Rechnung geht nämlich vom Aktiennennwert (fünf Mark und 50 Mark) und nicht vom Kurswert aus. Ich kann so was nur üble Bauernfänge- rei nennen. Börsebius
[36] Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 23, 6. Juni 1997
S C H L U S S P U N K T
Post Scriptum
W
ie schrieb doch der schachspielende Arzt Dr. med.Siegbert Tarrasch: „Man ge- langt vom Eingang aus zunächst in eine hohe,
prachtvolle Rotunde, die – offenbar mit feiner Bezie- hung auf die Herkunft des Schachspiels – im indischen Stil ausgestattet ist. Dies war der durchaus passende, ernste und strenge Tempel Caissas (der Schachgöttin).
Daneben, von ihm nur
durch einen Vorhang abge- schlossen, befand sich das Allerheiligste, ein herrli- cher Saal im pompejani- schen Stil, in welchem die Göttin Fortuna mit rollen-
der Kugel und fallender Karte waltete, das Reich des Roulette und des Bacca- rat. Eine kuriose Zusam- menstellung, Schach und Hasardspiel! Und doch, ich wüßte keine treffendere!“
Welche Ähnlichkeit mit dem letzten deutschen Ärz- teturnier in Wiesbaden – und doch wurden diese Zei- len über die prachtvollen Räume des Kursaals im bel- gischen Seebad Ostende be- reits vor 90 Jahren geschrie-
ben. Schach und Glücks- spiel, Schach ein Glücks- spiel – das läßt mich an Robert Hübner denken.
Nicht nur, weil er sich gerne so in seiner selbstironischen
Art verbreitet(e). Bei sei- nem Kandidatenwettkampf zur WM mit Ex-Weltmei- ster Smyslow in Velden (Österreich), der sinniger- weise vom dortigen Casino gesponsert wurde (Tarrasch wird’s aus dem Schacholymp mit Freude beobachtet ha- ben), mußte bei Gleich- stand der Kontrahenten Fortuna entscheiden. Rot für Smyslow, Schwarz für Hübner. Schwer tat sich die Glücksgöttin, zweimal blieb
die Kugel im seltenen Zero liegen, bevor sie ihre Gunst Smyslow schenkte (vermut- lich wegen Hübners ironi- scher Bemerkungen).
Mit scharfem Kalkül entdeckte Dr. Cimbollek als Weißer am Zug nach einer längeren kombinatorischen Schlagorgie eine Schwach- stelle in seines Gegners (Dr. Wiedemann) Plan, sich nach Schlagen des Springers h1 am Antipoden auf d7 gütlich zu tun und mit einem fetten Turm mehr Caissa Dankesopfer zu bringen.
Wie zerstörte Dr. Cimbol- lek statt dessen jäh solche Träume?
Lösung:
Caissas Tempel in Wiesbaden
DR. MED. HELMUT PFLEGER
Börsebius über Dubioses
Stillgelegt
Nach dem überraschenden
Springeropfer 1.Sf6+! mußte Schwarz die Segel streichen –
auf die erzwungene Annahme
mit 1....
Dxf6 setzt 2.Dd7+
matt. Der vorgestürmte Schim- mel machte nicht nur das Dreh- und Angelfeld d7 für seine eige- ne Dame frei, er zwang auch die gegnerische Dame von dessen