Dokumentation des bundesweiten Aktionstages
„Gleiche Chancen. Immer.“
im Themenjahr 2014 gegen Rassismus
18. September 2014
Wieso gab es den Aktionstag?
Mehr als ein Viertel aller Beratungsanfragen an die Antidiskriminierungsstelle betreffen die Themen Rassismus und ethnische Herkunft. Menschen berichten uns z. B. von gezielten Ausweiskontrollen durch die Polizei wegen ihrer Hautfarbe oder ihres Aussehens (sogenanntes Racial Profiling). Wer einen ausländisch klingenden Namen hat, wird häufig bei der Wohnungssuche abgewiesen. Die Chancen, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, sind für Menschen mit einem ausländisch klingenden Namen bis zu 24 Prozent geringer.
Ob Schulfest, Lesung, Diskussion oder Konzert – beim bundesweiten Aktionstag am 18. September setzten Men- schen sich auf vielfältige Weise gegen Rassismus und für ein gemeinsames Leben frei von Vorurteilen ein.
Unterstützt wurden die Aktionen von prominenten Botschafterinnen und Botschaftern wie Jérôme Boateng, Patrice Bart-Williams und Mola Adebisi. Viele der Aktionen waren öffentlich und konnten daher von zahlreichen Interessier- ten besucht werden.
Anders als in den vergangenen Jahren wurde diesmal ein Aktionstag statt einer Aktionswoche veranstaltet. Damit wurden die Aktivitäten gebündelt, um ein stärkeres Signal gegen Rassismus und Diskriminierung zu senden.
Prominente Botschafterinnen und Botschafter
Mola Adebisi Moderator, Schauspieler, Synchronsprecher, Tänzer,
Musiker und Amateur-Rennfahrer
„Ich glaube an das Gute in allen Menschen und dass wir alle gleich sind. Deswegen engagiere ich mich für eine bessere Völkerverständigung. Denn der Weg zur Besse- rung beginnt ganz klein bei uns und unserem Umfeld. Mein Ziel ist es, wie ein Weltbür- ger zu leben und zu denken."
Mo Asumang Schauspielerin, Sängerin, Fernsehmoderatorin,
Regisseurin und Synchronsprecherin
"Rassismus schadet nicht nur den Menschen persönlich, sondern auch dem Wirt-
schaftsstandort Deutschland. Toleranz und Weltoffenheit gehören zu einem modernen Land."
Quelle: JOYCE ILG
Patrice Bart-Williams Musiker
„Ich bin lebendiger Beweis für erfolgreichen kulturellen Austausch. Somit freue ich mich auf die Möglichkeiten, die das Amt des Botschafters innehält. Mein Fokus liegt klar auf den Gemeinsamkeiten und Vorteilen, die ein gutes Miteinander von allen in Deutsch- land lebenden Menschen mit sich bringt. Um dies zu bestärken, setze ich mich für Chancengleichheit als Grundrecht ein. In unserer heutigen Welt ist dies, meines Erach- tens, der einzig zeitgemäße Ansatz.“
Jérôme Boateng Fußballer
„Ich habe in meiner Jugend öfter erlebt, wie weh es tut, beschimpft zu werden. Nur weil ich anders aussehe als andere. Dabei bin ich in Berlin geboren und aufgewachsen.
Es ist wichtig, fremde Kulturen zu verstehen und Menschen zu verstehen, die anders leben als man selbst. Sie bedrohen uns nicht, sie bereichern unser Leben.
Wir können voneinander nur lernen, um in einer friedlichen Welt miteinander zu leben.
Mir ist es wichtig, dass Menschen nicht wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Für Rassismus gibt es keinen Platz. Dafür
Quelle: Sabine Rukatukel
Marius Broening Leichtathlet
Als langjähriger Leistungssportler habe ich selber erlebt, welch wichtige Bedeutung der Sport bei der Integration spielt. Sport bietet wunderbare Möglichkeiten, Menschen ver- schiedener Herkünfte, Religionen, Hautfarben und verschiedenen Alters zusammenzu- bringen, indem sie durch Bewegung gemeinsame Ziele verfolgen.
Gegen Rassismus sollten wir alle gemeinsam vorgehen und alle müssen mitziehen.
Nazan Eckes Moderatorin, Autorin
„Ich wünsche mir eine kunterbunte Gesellschaft, in der sich niemand für seinen Nach- namen, seine Religion oder seine Hautfarbe rechtfertigen muss. Und in der es völlig selbstverständlich ist, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft bei der Jobsuche bzw. Jobvergabe exakt die gleichen Chancen haben. Vielfalt tut uns allen gut. Vielfalt ist modern und Teil unserer europäischen Kultur. Rassismus dagegen ist nicht nur in
Zohre Esmaeli Model
„Meine Karriere verdanke ich vielen netten und hilfsbereiten Menschen, die mir viel ge- geben haben und ich sehe es als meine Pflicht an, etwas zurückzugeben.
Ich möchte mich für die neue Generation einsetzen, damit sie nicht dasselbe durchle- ben muss wie ich.“
Quelle: privat
Kübra Gümüșay Journalistin, Bloggerin und Netz-Aktivistin
„Rassismus ist kein Problem der politischen Ränder dieses Landes, weit weg von uns und unserer Erlebniswelt in der Mitte der Gesellschaft. Nein, Alltagsrassismus kommt mittendrin vor, inmitten unseres Alltags, auf der Arbeit, der Straße, in der Schule oder in der Arztpraxis. Das Benennen des Problems und die Diskussion darum ist der erste Schritt, der zweite ist es, das Problem konkret anzugehen - die Verantwortung hierfür liegt bei uns allen, der gesamten Gesellschaft.“
Steffi Jones ehemalige Fußballerin, Direktorin Frauen- und
Mädchenfußball beim Deutschen Fußball-Bund
„Wir müssen Rassismus endlich ernst nehmen: ‚Stell Dich nicht so an!‘ oder ‚Das war doch nicht so gemeint!‘ ist nicht akzeptabel. Es geht um Respekt und Fairplay gegen- über allen Menschen.“
Arabella Kiesbauer Fernsehmoderatorin, Autorin
"Rassismus begegnet einem in Deutschland auf jeder gesellschaftlichen Ebene: im Be- rufsleben, wenn es darum geht, eine Wohnung zu finden, aber auch im privaten Be- reich. Manchmal handelt es sich dabei um eine bewusste Ausgrenzung, manchmal ein- fach um Unwissenheit. Ich hoffe, dass kommende Generationen mit Chancengleichheit besser umgehen werden und ein harmonisches Miteinander verschiedener Kulturen zur Selbstverständlichkeit wird. Als Opfer einer rassistisch motivierten Briefbombe ist es mir ein persönliches Anliegen, mich für Toleranz, Aufklärung und Zivilcourage zu engagieren."
Quelle: Corwin von Kuhwede
Sebastian Krumbiegel Musiker
„Wir können, wenn wir wollen, immer nach Dingen suchen, die uns voneinander unter- scheiden, nach Dingen, die wir einander wegnehmen - viel konstruktiver ist es, nach Dingen zu suchen, die uns miteinander verbinden, nach Dingen, die wir uns gegensei- tig geben können, mit denen wir unser Leben bereichern. Rassismus ist ausgrenzend und Ausgrenzung ist immer ungesund.“
Ilja Richter Schauspieler, Synchronsprecher, Sänger und Fernsehmoderator
„Allein die Tatsache, dass es ein 'Themenjahr gegen Rassismus' gibt, zeigt, dass dies ein Thema weit über das Jahr hinaus sein wird. Der Versuch, Unterschiede in Ausse- hen, Hautfarbe, Kultur, Religion, etc. als negativ darzustellen, anstatt all das als Berei- cherung wahrzunehmen, ist ein geistiges "Erbe", welches zu überwinden erste Bürger- pflicht sein sollte.“
Yasemin Şamdereli Deutsche Filmregisseurin und Drehbuchautorin mit
kurdischen Wurzeln
“Never judge a book by its cover! Rassismus in welcher Form auch immer ist nicht ak- zeptabel.“
Quelle: Raffay Zsófi
Ferenc Snétberger Jazz-Gitarrist
„Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sind noch immer allgegenwärtig.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, ausgegrenzt zu sein.
Oft ist es die Angst vor dem Unbekannten, dem Fremden, die zu Intoleranz führt.
Als Botschafter habe ich die Möglichkeit, auf Missstände hinzuweisen, den Menschen unsere Kultur näher zu bringen und dabei zu helfen, mit Klischees und Vorurteilen auf- zuräumen.“
Francis C. Winter Schauspieler, Autor, Filmdozent
"Ist es nicht gut, wenn so viele Nationen in einem Land wie dem unseren miteinander leben, arbeiten, fühlen, sich ineinander verlieben? Wunderbar! Leider aber viel zu oft nicht die Norm. Ein Theaterstück von mir über latenten Rassismus, was im In- und Aus- land auf großes Interesse stieß, zeigte mir, wie wichtig es ist, das Thema Rassismus, welches sich durch alle Bevölkerungsschichten zieht, immer wieder neu und vielschich- tig ‚auf‘s Tablett‘ zu bringen."
Übersicht über die Aktionen
18.09.2014 Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben e.V.
Ausstellung
„Gleiche Chancen. Immer. – Spandau gegen Rassismus“
Berlin
18.09.2014 AWO UB Dortmund, Terno Drom e.V., Nordmarkt Grundschule, u.a.
Luftballon-Aktion "Willkommen zu Hause"
Dortmund
18.09.2014 Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e.V. (TBB) Musikperformance und Diskussionsrunde
„Leid, Anklage und Vertrauen“
Berlin
18.09.2014 idm – International Society for Diversity Management Dialogforum „Traumfußball – Rassismus im Abseits“
Nürnberg
18.09.2014 Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.
Abendveranstaltung #AuchIchBinKöln
Köln
18.09.2014 Korientation e.V. & Ballhaus Naunynstraße Podiumsdiskussion
„Rassismus im Kulturbetrieb – Herausforderungen und Perspektiven für ein diskriminierungsfreies Theater“
Berlin
18.09.2014 Interkulturelle Arbeitsstelle für Forschung, Dokumentation, Bildung und Beratung e.V.
Abendveranstaltung
„Yilmaz? Tut mir leid, die Wohnung ist belegt!...“
Oldenburg
19.09.2014 Terno Drom c/o Projekt MIGoVITA Themenabend
„Blickwechsel Roma“
Köln
19.09.2014 Antidiskriminierungsverband Schleswig Holstein e.V.
Fachtagung
"Rassismus und ethnische Diskriminierung im Schulalltag"
Flensburg
27.09.2014 und 10.10.2014
U.N.U. Records Live Performance
Themenjahr-Song „Gleiche Chancen. Immer.“
Neu-Ulm
01.10.2014 Ferdinand-von-Miller-Realschule & Jérôme Boateng
Schulfest “Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage”
Fürstenfeldbruck
16.10.2014 Steffi Jones und Christine Lüders zu Gast bei der Wilhelm-Heinrich-von-Riehl-Schule
Wiesbaden
19.10.2014 Ferenc Snétberger Konzert „My People“
Berlin