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Astprobenuntersuchungen 2002/2003: Ein Jahr mit Rekorden

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HEINRICHHÖHN, HANSULRICHHÖPLI UNDBENNOGRAF, EIDGENÖSSISCHEFORSCHUNGSANSTALTWÄDENSWIL

D

ie Astprobenresultate 2003 stützen sich auf 341 Einzelproben von Apfelbäumen aus 110 Betrie- ben der Deutschen Schweiz. Interessierte Produzen- ten sowie Mitarbeiter der kantonalen Zentralstellen, des Forschungsinstituts für biologischen Landbau, der chemischen Industrie und der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wädenswil (FAW) trugen mit Pro- benahmen und Auszählungen dazu bei, die langfristi- gen und aktuellen Trends bei einigen Schädlingen und Nützlingen aufzuzeigen. Diese Erhebungen hel- fen uns, auf Änderungen zu reagieren und geeignete Strategien zu entwickeln. Die Erkenntnisse fliessen in die Pflanzenschutzempfehlungen und -mitteilungen ein und geben uns Hinweise auf Probleme, die spezi- ell angegangen werden müssen. Die hier zusammen- gefassten Resultate zeigen allgemeine Tendenzen auf, können jedoch nicht als generelle Begründung für all- fällige Behandlungen verwendet werden. Nur mit Astprobenkontrollen in der eigenen Anlage ist eine Aussage für einige Arten (Rote Spinne, Frostspanner, Schildläuse) möglich. Oft geben die Ergebnisse auch Hinweise für Arten, die zu einem späteren Zeitpunkt mit visuellen Kontrollen überprüft werden müssen.

Astprobenuntersuchungen werden an der FAW seit über fünfzig Jahren durchgeführt; die Methodik wurde vor einigen Jahren neu überarbeitet und be- schrieben (Höhn et al. 1993). Eine Einzelprobe be- steht aus zwei Metern zwei- bis dreijährigem Frucht- holz (10 x 20 cm). Pro Anlage werden in der Regel drei Einzelproben (3 Sorten) entnommen.

Entsprechend den angewendeten Pflanzenschutz- massnahmen unterscheiden wir heute noch drei ver- schiedene Pflegeprogramme:

S = Erwerbsanlagen mit selektiven, raubmilben- schonenden Pflanzenschutzmassnahmen (Anbau und Mittelwahl nach ÖLN/IP-Richtlinien).

B = Erwerbsanlagen mit Pflanzenschutz nach bio- logischen Anbaurichtlinien.

U = Bäume oder Anlagen ohne Einsatz von Pflan- zenschutzmitteln.

Gemäss der heute gängigen Obstproduktion stammt der weitaus grösste Anteil – fast drei Viertel der Proben – aus der ersten Kategorie (S-Proben). Der Anteil der B- und U-Proben hat sich in den letzten Jah- ren bei rund 10 bis 15% eingependelt. U-Proben kom- men zu einem grossen Teil von Hochstämmen. Ganz vereinzelt gibt es noch Proben, die nicht den drei Gruppen zugeteilt werden können, da die Pflege nicht nach Richtlinien durchgeführt oder ein stark re- duzierter Pflanzenschutz eingesetzt wird (z.B. Most- obstproduktion). Die Zahlen dieser Proben, die früher noch unter der Kategorie K (konventionell) und R (re- duziert) liefen, sind heute wegen der geringen Zahl nur noch im Gesamtdurchschnitt berücksichtigt.

Die Resultate (Durchschnittswerte der Betriebe) wurden wieder nach verschiedenen Gesichtspunk- ten sortiert und zusammengefasst (Tab. 1 und Tab. 2).

Die Resultate einiger ausgewählten Arten über die letzten fünf Jahre (Abb. 1) zeigen, dass sich bei vielen Arten die Populationen nur unbedeutend veränder- ten und nur bei wenigen deutlichere Abweichungen gegenüber dem Vorjahr festgestellt werden konnten (z.B. Austernschildlaus, Blutlaus und Blattsauger).

Astprobenuntersuchungen 2002/2003:

Ein Jahr mit Rekorden

In diesem Winter wurden knapp 350 Einzelproben aus über einhundert Apfelanlagen unter- sucht. Obwohl einige Rekorde verzeichnet wurden, sind die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr nicht sehr spektakulär. Der Durchschnittswert der Wintereier der Roten Spinne sank zwar auf den tiefsten Stand seit unseren Aufzeichnungen und bei den Austernschildläusen wurde noch nie ein so hohes Befallsniveau wie in diesem Winter erreicht. Der Besatz indifferenter Mil- ben, Raubmilben und Raupenschädlinge bewegt sich jedoch im Bereich der letzten Jahre und wird auf rund zwei Drittel der Betriebe gefunden

Tab. 1: Astprobenresultate 2003, Mittelwerte der Betriebe pro Region.

(Anzahl/zwei Meter)

Insekt/Milbe Voralpen Mittelland Rheintal Nordschweiz

Rote Spinne 174 284 262 123

Blattläuse 32,4 32,3 37,1 32,1

Blattsauger 3,6 3,5 16,6 3,5

Gr. Obstbaumschildlaus 10,2 1,9 2,7 1,3

Kommaschildlaus 3,0 4,2 12,5 2,0

Austernschildläuse (inkl. SJS) 8,7 7,6 2,4 9,7

Blutlaus 5,0 1,2 0,1 0,8

Frostspanner 0,3 0,2 0,2 0,2

Blindwanzen 0,1 0,1 0,2 0,3

Knospen-/Schalenwickler 0,2 0,1 0,0 0,2

Raubmilben 53,7 30,7 9,1 47,6

Anzahl Proben 108 145 33 55

(2)

Die San-José-Schildlaus(SJS), die ja nicht mehr als Quarantäneschädling gilt, wurde zahlenmässig bei den Austernschildläusen miterfasst. Sie wurde wei- terhin im schon seit längerem bekannten Befallsherd in Hüneberg ZG auf unbehandelten beziehungsweise reduziert behandelten Hochstämmen gefunden so- wie in Anlagen am rechten Zürichseeufer. Es wird sich zeigen, ob sie sich in den nächsten Jahren weiter ausbreiten wird. Da die SJS, im Gegensatz zu den an- deren Schildläusen, zwei Generationen pro Jahr aus- bildet, ist das Vermehrungspotenzial innert einer Sai- son viel grösser und sie ist deshalb ganz besonders im Auge zu halten.

Blatt- und Blutläuse, Blattsauger

Blattläuse zeigten gegenüber dem Vorjahr noch ein- mal einen leichten Rückgang; die durchschnittliche Dichte der Blattlauseier liegt aber weiterhin auf ei- nem mittleren Niveau. Blattlauseier wurden auf fast allen Betrieben und auf 90% aller Proben gefunden.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Pfle- geprogrammen und Regionen waren dieses Jahr eher gering (Tab. 1 und 2), einzig die B-Proben zeigten ei- nen leicht höheren Befall. Überall wurden aber so- wohl Proben mit hoher Dichte (> 100 Eier pro Probe) wie auch Proben mit geringem Besatz (< 10 Eier pro Probe) ausgezählt, die Befallszahlen variierten von 0 bis 400. Obwohl die Ausgangspopulation durchaus

einen Einfluss auf den Blattlausbefall im Frühjahr hat, zeigt die Erfahrung jedoch, dass dies in Erwerbsanla- gen von geringer praktischer Bedeutung ist. Bei der Mehligen Apfelblattlaus können bereits tiefste Aus- gangspopulationen zu Problemen führen, während die Apfelgraslaus auch bei hohen Populationen kaum gefährlich wird. Da die Eier der verschiedenen Blatt- lausarten bekanntlich nicht unterschieden werden können, sind sorgfältige Kontrollen vor und nach der Blüte als Entscheidungsbasis für die richtigen Mass- nahmen unumgänglich. Für eine gezielte Bekämp- fung stehen heute verschiedene Mittel zur Verfü- gung, sodass eine sinnvolle Bekämpfung kaum Schwierigkeiten bietet (Höhn et al. 2003).

Die Blutlaushat einen Rekord nur ganz knapp ver- passt. Dieses Jahr wurde der zweithöchste Durch- schnittswert seit über 15 Jahren beobachtet. Eine Be- fallszunahme wurde in allen Pflegeprogrammen fest- gestellt; S-Proben zeigten aber wie bereits in den drei vorangegangenen Jahren den höchsten Durch- schnittswert (Tab. 2). Obwohl die durchschnittliche Zahl pro Probe gegenüber dem Vorjahr noch einmal zugenommen hat (Abb. 1), nahm die Verbreitung ge- genüber den beiden Vorjahren deutlich ab, sodass sie nur noch auf jedem fünften Betrieb beziehungsweise auf knapp 12% aller Proben gefunden wurde. Erfreu- licherweise wurden auch in vielen Betrieben parasi- tierte Läuse gefunden. Regional wurden die höchsten Besatzziffern im Mittelland verzeichnet, gefolgt von der Nordwestschweiz (Tab. 1), während sie im Rhein- tal nach einem vorübergehenden Anstieg im Vorjahr wieder am tiefsten sind.

Blattsaugereierwurden, wie immer, vorwiegend auf U-Proben gefunden. Gegenüber dem Vorjahr wurde jedoch eine deutliche Populationsabnahme um mehr als 50% verzeichnet, was zum tiefsten Durchschnitts- besatz seit fünfzig Jahren führte. Obwohl auf fast 50%

aller Proben Eier gefunden wurden, waren die Popu- lationen in den S- und B-Proben weiterhin tief und völ- lig unbedenklich (Tab. 2). Apfelblattsauger (Cacopsyl- la mali)reagieren recht empfindlich auf verschieden- ste Pflanzenschutzmassnahmen, sind deshalb fast nur auf unbehandelten Bäumen zu finden und sind dem- entsprechend auch ein wichtiger Indikator für einen selektiven Pflanzenschutz. Der höherer Besatz im St.

B Austernschildlaus

0%

25%

50%

75%

100%

U B S

Grosse Obstbaumschildlaus

0%

25%

50%

75%

100%

U B S

Kommaschildlaus

0%

25%

50%

75%

100%

U S

Abb. 3: Schildläuse: prozentualer Anteil der Proben in den drei verschiedenen Befallsklassen (dunkelblau = über 30, hellblau = weniger als 30 und weiss = 0 Schildläuse pro Probe, bzw.

Schwellenwert 50 bei der Grossen Obstbaumschildlaus) für die U-, B- und S-Betriebe.

Abb. 4: Rotes Winter- ei der Roten Spinne neben gelben Blatt- saugereiern. Beide sind auf dem tiefsten Stand seit der zah- lenmässigen Erfas- sung. (Foto: Alfred Staub, FAW)

(3)

Winter bei den S- und U-Proben am höchsten (42 bzw. 39%) und bei den B-Proben mit 18% am tiefsten (Tab. 2). Es ist aber erfreulich, dass sich die Raubmil- ben in den letzten Jahren trotz Schwefeleinsatz auch in den B-Betrieben recht gut etablieren konnten, was vielleicht auch auf eine Reduzierung der eingesetzten Schwefelmenge zurückzuführen ist.

Indifferente Milben(verschiedene Arten) haben sich in den letzten Jahren auf einem durchschnittlichen Niveau von etwa dreissig Milben pro Probe einge- pendelt und werden wie in den Vorjahren auf jeder zweiten Probe gefunden. Die höchsten Besätze wer- den weiterhin auf unbehandelten und damit älteren Bäumen mit vielen Verstecken beobachtet. In den S- Proben waren die Populationen vier mal tiefer als in den U-Proben und in den B-Proben war das Auftreten unbedeutend (Tab. 2). Ähnlich wie bei den Raubmil- ben dürfte der tiefe Besatz von indifferenten Milben in den B-Proben auch auf den Schwefeleinsatz zurückzuführen sein.

Schildläuse

Schildläuse zeigen weiterhin je nach Art, Pflegepro- gramm und Region sehr unterschiedliche Entwick- lungen. Komma- und Grosse Obstbaumschildlaus sind insbesondere in U-Proben relativ weit verbreitet und auch bei Austernschildläusen nimmt die Verbrei- tung zu, obwohl sich der Befall oft nur auf einzelne Sortenblöcke oder Bäume beschränkt. Die Schaden- schwellen wurden jedoch bei allen Arten nur auf ei- nem geringen Anteil der Proben überschritten.

Der durchschnittliche Besatz durch die Grosse Obstbaumschildlaus hat zwar gegenüber dem Vorjahr um 50% zugenommen, liegt aber noch deutlich unter den Werten von 2001 (Abb. 1) oder den Jahren 1989 und 1990. Knapp 60% aller Betriebe wiesen Befall auf. Ähnliche Befallsdichten von rund fünf Schildläu- sen pro Probe zeigten S- und U-Proben, während der Besatz in den B-Proben deutlich tiefer lag, was den Trend der letzten fünf Jahre bestätigt (Tab. 2). 60%

der U-Proben, knapp 50% der B-Proben und lediglich 28% der S-Proben wiesen Befall auf, die Schaden- schwelle von fünfzig Schildläusen pro zwei Meter Holz wurde jedoch nur auf zwei Proben in einem S- Betrieb überschritten. Eine gezielte Bekämpfung die- ser Schildlausart dürfte also auch dieses Jahr nur in

ganz wenigen Ausnahmefällen gerechtfertigt sein.

Meistens wird sie mit Behandlungen, die gegen ande- re Schädlinge eingesetzt werden, genügend reduziert (Höhn et al. 1993).

Die Kommaschildlaus wurde dieses Jahr auf knapp einem Drittel aller Proben und fast in jedem zweiten Betrieb gefunden. Über 60% der U-Proben wiesen Be- fall auf, bei den S-Proben lag der Anteil unter 30 und bei B-Proben gar unter 10% (Abb. 3). Der durch- schnittliche Befall ist mit 4,3 Schilden mit Eiern pro Probe ähnlich wie im Vorjahr (Abb. 1) und, wie meistens, auf U-Proben mit 10,8 am höchsten und auf B-Proben am niedrigsten (Tab. 2). Die Schaden- schwelle von dreissig eibesetzten Schilden pro zwei Meter wurde in B-Betrieben auf keiner, in S-Betrieben auf 3% und in U-Betrieben gar auf 16% der Proben überschritten (Abb. 3). Auf einigen Proben wurde auch eine beträchtliche Parasitierung beobachtet.

Die Gegenspieler scheinen aber, auch in ungestörten Anlagen, nicht in der Lage zu sein, die Populationen jederzeit unter der Schadenschwelle halten zu kön- nen. Aufgrund der Befallszahlen in den unter- schiedlichen Pflegeprogrammen kann man schlies- sen, dass verschiedene Pflanzenschutzmassnahmen sowohl in Bio wie auch in IP einen hemmenden Ein- fluss auf die Vermehrung ausüben. Insbesondere in S- Betrieben liegen aber vereinzelt Populationen über der Schadenschwelle. Um zu entscheiden, ob eine Bekämpfung notwendig ist, können jetzt noch Kon- trollen in der eigenen Anlage gemacht werden. So- fern eine gezielte Bekämpfung der Kommaschildlaus notwendig wird, muss diese Mitte bis Ende Mai erfol- gen (Höhn et al. 2003).

Mit einem Befall von 7,8 Austernschildläusenpro Pro- be wurde der höchste durchschnittliche Besatz seit der zahlenmässigen Erfassung vor über 15 Jahren er- zielt. Auch die Verbreitung nimmt zu, zeigten doch über 46% der untersuchten Betriebe auf einer oder mehreren Proben Befall. Während bei den B-Betrie- ben fast nur jede zehnte Probe Befall aufwies, war bei den S- und U-Proben rund ein Drittel aller Proben be- setzt (Abb. 3). Die S-Proben wiesen den höchsten durchschnittlichen Befall auf (Tab. 2) und die Scha- denschwelle von über dreissig Schildläusen pro zwei Meter wurde nur in S-Betrieben überschritten, knapp 12% dieser Betriebe zeigten auf einzelnen Proben höheren Befall. Ähnlich wie bei den Kommaschildläu- sen wurde auch bei Austernschildläusen oft eine be- achtliche Parasitierung festgestellt. Wie weit diese Pa- rasitierung durch den Pflanzenschutzmitteleinsatz be- einflusst wird, entzieht sich leider unserer Kenntnis.

Zieht man aber die Unterschiede zwischen S- und U- Proben in Betracht, ist ein negativer Einfluss der Pflan- zenschutzmittel auf die Gegenspieler kaum auszu- schliessen. Die tiefen Befallswerte in den B-Betrieben sind dagegen eher auf Nebenwirkungen der Pflanzen- schutzmittel auf die Schildlaus selbst zurückzuführen.

Regional waren die Unterschiede gering, mit Ausnah- me des Rheintals, wo – wie so oft – der tiefste Besatz festgestellt wurde (Tab. 1). Mit einzelnen Befallsnes- tern muss aber überall gerechnet werden. Nur eine re- gelmässige Überwachung der eigenen Obstanlagen kann vor unliebsamen Überraschungen schützen.

0%

25%

50%

75%

100%

U B S

Abb. 2: Rote Spinne:

prozentualer Anteil der Proben in den vier verschiedenen Befallsklassen (dun- kelblau = über 2000, mittelblau = 1000 – 2000, hellblau = we- niger als 1000 und weiss = 0 Eier pro Probe) für die U-, B- und S-Betriebe.

(4)

Rote Spinne, Raubmilben und andere Milben

Der durchschnittliche Besatz durch Wintereier der Roten Spinnehat gegenüber dem Vorjahr noch einmal abgenommen und liegt mit nur noch 221 Eiern weit unter der Schadenschwelle von 1000 Eiern pro zwei Meter (Abb. 1). Mit diesem Wert wurde der tiefste Be- satz seit der zahlenmässigen Erfassung der Roten Spinne vor über dreissig Jahren erreicht. Die Abnah- me beruht hauptsächlich auf einer Reduktion in den Bio-Betrieben, während die S- und U-Betriebe etwa auf dem Vorjahresniveau blieben. Dieser tiefe Besatz wurde sicher durch verschiedene Faktoren beein- flusst, nicht zuletzt dürfte auch die letztjährige nasse Herbstwitterung ihren Teil dazu beigetragen haben.

Der durchschnittliche Besatz ist aber weiterhin in den B-Proben am höchsten (Tab. 2), was sicher auch auf den tieferen Raubmilbenbesatz in diesen Betrie- ben zurückzuführen ist (siehe unten).

In 25% aller Betrieb waren alle drei Proben völlig frei von Wintereiern der Roten Spinne. Bei 9% der B- Betriebe wiesen eine oder mehrere Proben einen Be- satz von über 1000 Eiern aus, bei den S-Betrieben lag dieser Anteil bei 4%. Auf 57% aller Proben wurden Ei- er der Roten Spinne gefunden, die Schadenschwelle von 1000 Eiern pro Probe wurde jedoch nur auf knapp 6% aller Proben überschritten, wobei dieser Anteil in den U-Proben am höchsten und in den S-Pro- ben am tiefsten war (Abb. 2). Die U-Proben zeigen, dass die Rote Spinne zum normalen Inventar des Ap- felbaums gehört. Damit ist eigentlich auch immer das Potenzial für ein Auftreten und eine mehr oder weni- ger starke Vermehrung vorhanden; zum eigentlichen Schädling wird die Rote Spinne jedoch erst bei einer hohen Dichte. Bekanntlich haben Pflegemassnah- men (Düngung, Pflanzenschutz, Schnitt u.a.) einen grossen direkten oder indirekten Einfluss auf die Be- fallsentwicklung. Damit erklärt sich auch die ausge- prägte Streuung in den B- und S-Proben, während die

Bandbreite der Befallsdichte zwischen den einzelnen Proben in den U-Betrieben eher gering ist.

Raubmilbenkonnten sich in den letzten vier Jahren auf dem Niveau von etwa 40% aller Proben halten (Abb. 1) und treten auf rund 60% aller untersuchten Betriebe auf. Vergleicht man den Besatz durch Rote Spinne und das Auftreten von Raubmilben, zeigt sich weiterhin ein deutlicher Zusammenhang. Der Anteil der raubmilbenbesetzten Proben lag auch in diesem Tab. 2: Astprobenresultate (Anzahl/m2)der verschiedenen Pflegeprogramme.

(Mittelwerte der Betriebe 2003 und fünfjähriges Mittel 1999–2003)

Insekt/Milbe Selektiv (S) Biologisch (B) Unbehandelt (U) Durchschnitt aller Betriebe

2003 99-03 2003 99-03 2003 99-03 2003 99-03

Rote Spinne 142 176 679 1261 386 394 221 397

Blattläuse 31,5 35,1 44,4 43,4 31,3 42,7 32,8 37,1

Blattsauger 3,1 9,3 3,9 4,2 21,5 64,1 5,2 13,6

Grosse Obstb.sch.l. 5,0 5,9 2,1 1,7 4,9 5,3 4,6 5,2

Kommaschildlaus 3,9 3,5 0,4 0,1 10,8 11,9 4,3 3,8

Austernschildläuse 8,8 5,9 0,6 0,4 5,4 8,4 7,8 5,4

Blutlaus 2,8 1,7 0,9 1,6 0,3 0,4 2,3 1,5

Frostspanner 0,2 0,2 0,9 0,7 0,1 0,1 0,3 0,2

Wickler 0,1 0,1 0,4 0,3 0,2 0,4 0,1 0,2

Futteralmotte 0 0 0,1 0,1 1,1 1,9 0,2 0,2

Blindwanzen 0,1 0,1 0,4 0,2 0,4 0,9 0,1 0,2

Indifferente Milben 15,6 16,4 2,5 2,7 67,6 91,2 31,2 27,8

Raubmilben 1) 42 42 18 12 39 36 39 37

Anteil Proben in % 78,0 73,2 9,7 12,4 10,6 9,3 341 2) 354 2)

1)Anteil Proben (%) mit Raubmilbenbesatz 2)Anzahl Proben total

Rote Spinne (>1000) Raubmilben (% der Proben)

Blattläuse

Blutlaus

Grosse Obstbaum- schildlaus (>50)

Austernschildläuse (>30)

Kommaschildlaus (>30)

Frostspanner (>5) Knospen- und Schalenwickler (>1)

221 39%

32,8 2,27

4,60 7,82

4,32

0,25

0,13 Anzahl pro Probe 2003

1999 2000 2001 2002 2003

Abb. 1: Fünfjahres- Trend ausgewählter Arten (Durchschnitt aller Betriebe); die Werte in Klammern bezeichnen die kriti- schen Befallszahlen (Schadenschwelle).

(5)

Galler-/Bündner-Rheintal (Tab. 1) ist, ähnlich wie bei der Kommaschildlaus, darauf zurückzuführen, dass in dieser Region der Anteil unbehandelter Proben grös- ser ist als in den übrigen Regionen.

Raupenschädlinge

Alle erhobenen Schmetterlingsarten (Lepidoptera)ha- ben sich gegenüber dem Vorjahr nur unwesentlich verändert und sind im Allgemeinen auf einem tiefen Befallsniveau (Abb. 1).

Obwohl die Verbreitung leicht zugenommen hat (% befallene Proben und Betriebe), blieb die durch- schnittliche Zahl der Frostspannereierauf dem Vorjah- resniveau. Wie bereits im letzten Jahr wurden die höchsten Durchschnittswerte auf B-Proben beobach- tet. In den U- und S-Proben waren die Populationen rund viermal tiefer und in den letzten Jahren schon immer auf einem sehr tiefen Niveau. Frostspanner treten also nur noch selten in Erscheinung, es ist des- halb auch dieses Jahr kaum mit grösseren Problemen in Apfelanlagen zu rechnen. Trotzdem sind Vorblüte- kontrollen angebracht, weil die Populationen lokal sehr unterschiedlich sein können.

Auch bei Schalen- und Knospenwickler sind nur ge- ringe Veränderungen zu verzeichnen, sie waren be- reits auf tiefem Niveau und haben gegenüber dem Vorjahr noch einmal leicht abgenommen (Abb. 1).

Obwohl gewisse Unterschiede zwischen Regionen und Pflegeprogrammen beobachtet werden (Tab. 1 und 2), sind die beobachteten Populationen kaum praxisrelevant. Mehr noch als beim Frostspanner sind aber die lokalen Befallssituationen sehr unterschied- lich und stark von den Behandlungen in der jeweili- gen Anlage abhängig. Es ist deshalb anzunehmen, dass in einzelnen Anlagen die Populationen über der Schadenschwelle liegen. Über allfällig zu treffende Massnahmen können nur Befallskontrollen in der ei- genen Anlage vor und während der Blüte oder im vo- rangegangenen Sommer beziehungsweise die Ernte- kontrolle Auskunft geben.

Der kaum schädliche Graue Obstbaumwickler (Rho- pobota naevana)und die noch weniger gefährlichen Futteralmottentrifft man weiterhin hauptsächlich in U- Proben, vereinzelt in B-Betrieben und selten auf S- Proben. Die Populationen haben sich kaum verän- dert. Beide Arten reagieren recht sensibel auf ver- schiedene Pflanzenschutzmittel und insbesondere auf Raupenmittel im Vorblütestadium. Hingegen hat das Schalenwickler-Granulosevirus, das vor allem in B-Betrieben eingesetzt wird, und natürlich auch die Pheromon-Verwirrungstechnik keinen Einfluss auf diese Raupen.

Dank

Für die grosse Arbeit, die wieder im Rahmen der Ast- probenuntersuchungen geleistet wurde, möchten wir allen Beteiligten bestens danken.

Literatur:

Höhn H., Höpli H.U. und Graf B.: Astprobenuntersuchungen im Obstbau. Schweiz. Z. Obst- Weinbau 129, 62–71, 1993.

Höhn H., Höpli H.U. und Graf B.: Mehrjähriger Einsatz verschiede- ner Bekämpfungsverfahren gegen Apfel- und Schalenwickler: Aus- wirkung auf Ziel- und Nichtzielorganismen. Schweiz. Z. Obst- Wein- bau 134, 437–439, 1998.

Höhn H., Siegfried W., Graf B., Rüegg J., Holliger E., Stadler W., Gut D. und Neuweiler R.: Pflanzenschutzempfehlungen für den Er- werbsobstbau 2003 (Flugschrift Nr. 122). Schweiz. Z. Obst-Wein- bau 139 (1/03), 56 S., 2003.

Analyses des échantillons de branches 2002/2003 : quelques records

La Station fédérale de recherches à Wädenswil (FAW), épaulée par des centres spécialisés, des produc- teurs et autres intervenants, effectue depuis cinquante ans des prélèvements d'échantillons de branches dans plus de cent pommeraies de Suisse alémanique. Les résultats sont ensuite ventilés en fonction des régions et des programmes de traitement. Dans l'ensemble, les changements par rapport à l'an dernier ont été plutôt insignifiants, mais quelques records sont quand même tombés cet hiver.

Les populations d'araignées rouges et de psylles du pommier ont été les plus basses jamais enregis- trées depuis que les premiers recensements de ces ravageurs ont été effectués il y a trente et cinquan- te ans respectivement. En revanche, l'infestation par les cochenilles ostréiformes n'a encore jamais été aussi forte. Pour les acariens en tout genre, les typhlodromes, les pucerons et les chenilles ravageuses en revanche, le taux d'infestation se situe dans les normes des années précédentes. Pour le puceron la- nigère, la quote-part d'échantillons et d'exploitations touchés est en recul, mais les sujets affectés étaient plus fortement infestés partout, en particulier dans les exploitations PI, où l'on a atteint la deuxième valeur jamais enregistrée

R

ÉSUMÉ

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