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Seidl, I., Fry, P., & Joshi, J. (2003). Verknüpfter Boden- und Biodiversitätsschutz als Herausforderung für die Akteure. GAIA: Ecological Perspectives for Science and Society, 12(3), 187-195. https://doi.org/10.14512/gaia.12.3.8

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Academic year: 2022

Aktie "Seidl, I., Fry, P., & Joshi, J. (2003). Verknüpfter Boden- und Biodiversitätsschutz als Herausforderung für die Akteure. GAIA: Ecological Perspectives for Science and Society, 12(3), 187-195. https://doi.org/10.14512/gaia.12.3.8"

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B

oden- und Biodiversitätszerstörung zählen zu den drängenden globalen Umweltproblemen. Beide Prozesse zer- stören die Ergebnisse Jahrhunderte und Jahrtausende währender Entwicklungen innerhalb kurzer Frist und vernichten damit evolutionär entstandene zentrale Le- bensgrundlagen der Menschen [1]. Die bis- herige Bodenpolitik und Biodiversitätspo- litik vermochten es nicht, dem zu- nehmenden Nutzungsdruck auf Boden und Biodiversität zu begegnen 1), obwohl be- reits viele Problemursachen identifiziert und Lösungen vorgeschlagen wurden.2)

Ausgangspunkt dieses Beitrages ist die These, daß sowohl der Boden- als auch der Biodiversitätsschutz erfolgreicher wären, wenn die relevanten Akteure die Interdependenz von Boden und Biodiver- sität, also ihre wechselseitige Abhängig- keit, vermehrt wahrnehmen und in ihren Aktivitäten berücksichtigen würden.

Ebenso müßten sie enger zusammenar- beiten. Wie wir weiter unten argumentie- ren, bleibt alleiniger Bodenschutz oder Biodiversitätsschutz oft wenig erfolg- reich, wenn beim Bodenschutz nicht auch der Biodiversitätsschutz mitgedacht wird und beim Biodiversitätsschutz nicht auch der Bodenschutz.

Doch selbst in der Biodiversitäts-Kon- vention von Rio de Janeiro 1992 wird die Interdependenz von Boden und Biodiver-

sität nicht explizit erwähnt. Vielmehr be- schränkt sich die Konvention auf die Empfehlung, Ökosysteme und Lebens- räume zu erhalten. Hingegen werden in manchen Deklarationen und Dokumen- ten zum Bodenschutz die Folgen von Bo- dendegradation und -zerstörung auf Bio- diversität angesprochen.3)

Im Folgenden (Kapitel 1) beschreiben wir zunächst die Begriffe "Boden" und

"Biodiversität“ sowie die Gefährdungen beider Ressourcen und diskutieren exem- plarisch einige Forschungsarbeiten, die die Interdependenz zwischen Boden und Bio- diversität behandeln. In Kapitel 2 wenden wir uns jenen Akteursgruppen zu, die im Hinblick auf die Nutzung und den Schutz von Boden und Biodiversität relevant sind, nämlich der Forschung, Verwaltung, Land- wirtschaft und den Bodeneigentümern/- innen. Hier wird deutlich, daß die man- gelnde Reflexion der Zusammenhänge von Boden und Biodiversität stark mit den unterschiedlichen Zielen und Herange- hensweisen dieser Gruppen zu tun hat. Im Rahmen der Diskussion werden in Kapi- tel 3 Ansätze vorgestellt, die geeignet sind, Boden- und Biodiversitätsschutz gleich- zeitig anzugehen.

1. Boden, Biodiversität und ihre Interdependenz

1.1 Boden und Bodengefährdung Boden ist ein Alltagsbegriff, der von der Bodenkunde wissenschaftlich be- schrieben wird. Vereinfacht gesagt ist der

»Boden die äußerste Schicht der Erd- kruste, die durch Lebewesen geprägt

wird. Im Boden findet ein reger Aus- tausch von Stoffen und Energie zwischen Luft, Wasser und Gestein statt.«4)

Im Alltagsgebrauch und im Rahmen dieser Abhandlung bezeichnet der Begriff

"Boden" drei verschiedene Sachverhalte:

(i) den strukturierten Erdkörper, der sich in Ober- und Unterboden unterscheiden läßt, (ii) das landwirtschaftlich genutzte Land, also die horizontale Ausdehnung des bearbeiteten Oberbodens, und (iii) die Oberfläche des Bodens, die in der Regel für die Bebauung vorgesehen ist.

Die Bodenbildung umfaßt vier Prozesse – Verwitterung, Humusbildung, Tonverla- gerung und Gefügebildung –, die unter dem Einfluß der bodenbildenden Faktoren Klima, Ausgangsgestein, Relief und der Aktivität von Pflanzen und Bodenorganis- men stattfinden [11]. Die Gesamtheit der Bo- denorganismen setzt sich aus einer unbe- kannt hohen Anzahl und Vielfalt von Lebewesen zusammen, vor allem aus Bak- terien, Pilzen, Algen, Protozoen, Nemato- den, Anneliden und Arthropoden. Während der Bodenbildung werden mineralische Teile, die bei der Verwitterung von Gestein entstehen, mit organischen Stoffen tieri-

Verknüpfter Boden-

und Biodiversitätsschutz als

Herausforderung für die Akteure

Irmi Seidl*, Patricia Fry, Jasmin Joshi

* Postadresse: PD Dr. I. Seidl Eidgenössische Forschungsanstalt WSL Zürcherstraße 111

CH-8903 Birmensdorf (Schweiz) E-Mail: irmi.seidl@wsl.ch

Böden und die Vielfalt in und auf Böden lebender Organismen sind durch ungezählte Wechselwirkungen verbunden. Akteursgruppen mit unterschiedlichen Interessen nutzen

und/oder beeinflussen Böden und Biodiversität auf verschiedene Art und Weise.

Sie tun dies – so die These des folgenden Beitrags – überwiegend ohne diesen Wechselwirkungen Rechnung zu tragen und unabhängig voneinander.

Damit vergaben sie in der Vergangenheit die Chance, beide Ressourcen wirkungsvoll zu schützen. Welche Ansätze sind potentiell geeignet, den Schutz von Boden und Biodiversität zu verknüpfen? Abstract & Keywords ê p. 239

1)Für die Schweiz siehe [2], für Deutschland siehe [3].

2)Zu Boden vergleiche [4], Schweizerisches Nationales Forschungsprogramm 22 "Nutzung des Bodens" [5, 6]; zu Biodiversität vergleiche [7–9].

3) Vergleiche [5] sowie verschiedene Bodenschutz- initiativen von Nichtregierungsorganisationen wie [10] oder die Vorschläge für eine "Boden- konvention" [6].

4) Bodenkundliche Gesellschaft Schweiz (BGS). Für die detaillierte Definition siehe Homepage der BGS (www.soil.ch).

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scher und pflanzlicher Herkunft angerei- chert und neu zusammengefügt. Boden be- steht also aus Umwandlungsprodukten mi- neralischer und organischer Herkunft [12], wobei das vorhandene Gemisch unter we- sentlichem Einfluß von Bodenorganismen in ein bodentypisches Gefüge aus Krümeln und Hohlräumen umgearbeitet wird. Diese Umwandlungs- und Strukturierungspro- zesse bewirken eine langsame, kontinuier- liche Bodenbildung. Je nach Standort haben die Böden in Mitteleuropa ein Alter zwischen Hunderten und Tausenden von Jahren. Böden entstehen also unter Mit- wirkung von Lebewesen in Abhängigkeit von Umweltbedingungen. Sie sind einem ständigen Wechsel unterworfen: sie wach- sen, reifen, können altern und zugrunde gehen [13].

Bodenschutz verfolgt vor allem die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Diese wird je nach Akteursgruppe unter- schiedlich definiert: Produktionsorien- tierte Akteure verstehen darunter einen ertragsreichen und produktiven Boden, während ökologisch motivierte Akteure einen Boden als fruchtbar ansehen, wenn

»er eine für seinen Standort typische ar- tenreiche, biologisch aktive Lebensge- meinschaft und typische Bodenstruktur ... aufweist« [14](siehe auch [15]).

Boden erfüllt eine ganze Reihe von existentiellen Funktionen (Tabelle 1). Ei-

nige dieser Funktionen schließen sich je- doch aus: Beispielsweise können Öko- systemfunktionen wie Wasserspeicherung oder biologisch-chemische Reaktorfunk- tionen (Abbau und die Freisetzung orga- nischer Substanzen und Nährstoffe) kaum von einem versiegelten, überbauten Boden erbracht werden. Ein solcher Boden hat dann allerdings die Funktion einer Sachwertanlage. Welche Funktionen ein Boden erfüllen soll, wird in oft kon- fliktträchtigen politischen Entscheidun- gen bestimmt, beispielsweise bei der Ein- teilung von Flächen in Landwirtschafts-, Bau-, Gewässerschutz- oder Natur- schutzzonen.

Unbebaute, fruchtbare Böden sind ver- schiedenen Gefährdungen ausgesetzt.

Quantitative Gefährdungen gehen vor allem von Überbauungen mit Siedlungen und Straßen aus. Beispielsweise ver- schwinden in der Schweiz pro Sekunde 0.9 Quadratmeter Kulturland zugunsten von Siedlungsflächen [18]. In Deutschland, das fast neunmal so groß ist, sind es sogar 15 Quadratmeter pro Sekunde [19]. Qualitative Gefährdungen entstehen besonders durch schädliche organische und anorganische Einträge, durch physikalische Belastungen, die zu Verdichtung und Erosion führen, sowie durch biologische Belastungen (etwa durch invasive, bodenbürtige Patho- gene). Eine weitere Belastung der Boden-

qualität kann von einer verminderten ober- irdischen Diversität und Biomasse ausge- hen. So gibt es Studien, in denen eine er- höhte Nitratauswaschung nach einem Waldkahlschlag [20]oder dem Anbau von Graslandmonokulturen festgestellt wurde

[21]. Was die Reversibilität der genannten Belastungen betrifft, so ist es sinnvoll, zwi- schen Bodenzerstörung (irreversibel) und Bodendegradation (reversibel) zu unter- scheiden.

1.2 Biodiversität und Biodiversitätsverlust

Biodiversität ist ein wissenschaftlicher Begriff, der in der Biologie und Ökologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts definiert wurde 5) und durch verschiede- ne internationale Initiativen [26]sowie die Biodiversitäts-Konvention von Rio de Janeiro 1992 in die naturschutzpolitische Diskussion eingegangen ist. Als Bio- diversität wird gemäß dieser Konvention

»die Variabilität unter lebenden Organis- men jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologi- schen Komplexe, zu denen sie gehören [verstanden]; dies umfaßt die Vielfalt innerhalb der Arten [genetische Vielfalt]

und zwischen den Arten [Artenvielfalt]

sowie die Vielfalt der Ökosysteme [Öko- systemvielfalt]« [27]. Die Biodiversität er-

Ökologische Funktionen des Bodens

• Lebensraum für eine Vielzahl von Organismen

• Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen

• Filter-, Puffer-, Regel- und Speicher- sytem (z.B. Wasserkreislauf, Einträge)

• Biologisch-chemischer Reaktor (z.B.

Abbau und Freisetzung organischer Substanzen und Nährstoffe)

Sozio-ökonomische Funktionen des Bodens

• Produktionsgrundlage für Nahrungs- und Futtermittel sowie pflanzliche Rohstoffe

• Fläche für Siedlung, Arbeit, Verkehr und Erholung

• Entsorgungsstätte für Abfälle

• Energiequelle

• Sachwertanlage

Immaterielle Funktionen des Bodens

• Prägendes Landschaftselement

• Erlebnis- und Erholungswert

• Archiv der Natur- und Kulturgeschichte

BODEN

Immaterielle Funktionen der Biodiversität

• Erlebnis- und Erholungswert

• Vermächtniswert

• Religiöse, ästhetische, emotionale Bedeutung

• Inspiration für Kunst, Musik, Literatur Ökologische Funktionen der

Biodiversität

• Filter-, Puffer- und Regelsytem (z.B.

Wasserkreislauf, Kleinklima, Einträge, Schädlingspopulation)

• Stabilitätsfaktor

• Fixierung von Sonnenenergie

• Produkt von und Bedingung für Evolution

BIODIVERSITÄT

Sozio-Ökonomische Funktionen der Biodiversität

• Lieferantin von Nahrungs- und Futtermitteln sowie Rohstoffen

• Touristische Attraktivität

• Versicherung (Lawinen, Muren, Erosion, Ernteschwankungen und Erntebefall)

• Fundus für Heilmittel

• Inspiration für Forschung (z.B. Bionik)

• Frühwarnung für Schadstoff- belastungen

Tabelle 1. Funktionen des Bodens und der Biodiversität. Entwickelt nach [16,17].

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füllt zahlreiche existentielle Funktionen (siehe Tabelle 1). Sie ist das Resultat von Evolution (Selektion von Variabilität, die durch Mutation, Rekombination, Genfluß und genetische Drift [28]sowie durch Sym- biogenese 6)entstanden ist). Biodiversität entsteht also durch natürliche und fort- dauernde Prozesse und unterliegt gleich- zeitig menschlichen Eingriffen in diese Prozesse. Solche Eingriffe können die Biodiversität verringern oder aber auch ihre Erhöhung und Erhaltung fördern, etwa durch landwirtschaftliche Nutzung und landwirtschaftliche Züchtungen.

Doch eine der zentralen Ursachen für die Gefährdung von Biodiversität in Mitteleuropa ist die landwirtschaftliche Boden- und Flächennutzung [30,31] 7). Nachteilige landwirtschaftliche Aktivitä- ten sind die Homogenisierung der Böden zu nährstoffreichen, dränierten, ebenen und bezüglich Körnung und Steingehalt vereinheitlichten Flächen, der Monokul- tur- und Intensivanbau, die Verwendung von Agrarchemikalien, die Bodenbear- beitung und die ständige, brachelose Bo- dennutzung. Diese Aktivitäten gefährden oberirdische Pflanzen- und Tierarten oder löschen sie aus und verkleinern, schädi- gen oder zerstören Habitate und Öko- systeme [32]. Ebenso schädigen oder be- einträchtigen diese Aktivitäten die Boden- organismen und ihre Vielfalt [33, 34]. Eine zweite wichtige Biodiversitätsgefährdung geht von der siedlungs- und infrastruk- turbedingten Flächennutzung aus [31]. Diese bedeutet Versiegelung, Zersiede- lung und Zerschneidung und geht meist zulasten von Natur- und Kulturflächen.

Die negativen Auswirkungen sind seit den 1980er Jahren bekannt und zum Teil auch wissenschaftlich untermauert [30, 35, 36].

1.3 Interdependenz von Boden und Biodiversität

Der Boden ist Lebensgrundlage für Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganis- men und wird zugleich durch sie gebildet und geprägt (Figur 1). Wir wissen jedoch noch wenig über den Einfluß des leben- den Systems Boden, insbesondere der unterirdischen Diversität, auf die oberir- dische Biodiversität und über die Rück- wirkungen dieser auf Bodenlebewesen [37]. Auch die Forschung über den Einfluß der biologischen Diversität im Boden auf Ökosystemprozesse wie Nährstoff- und Wasseraufnahme und -abgabe, die die bo- denchemischen Eigenschaften beeinflus- sen, steht erst am Anfang [38, 39]. In den letzten Jahren wurden jedoch einige Stu- dien zur Wechselwirkung von Boden und Biodiversität veröffentlicht. Obwohl durch diese einzelnen Studien noch keine endgültigen Aussagen zum Zusammen- hang zwischen oberiridischer und unter- iridischer Biodiversität und zu ihren Aus- wirkungen auf Ökosystemfunktionen gemacht werden können, gibt es doch ei- nige interessante Beobachtungen. So wurde in experimentellen Kleinökosyste- men beobachtet, daß eine erhöhte Vielfalt an Mykorrhizapilzen (symbiontische Pilze an Pflanzenwurzeln) die Pflanzen- diversität und -produktivität positiv be- einflußt [40]. In einer weiteren Studie wurde gezeigt, daß mit zunehmendem Ar- tenreichtum von Ektomykorrhizapilzen an Birken deren Aufnahmevermögen für Phosphor erhöht wurde [41]. In einem ka- nadischen Experiment waren die negati- ven Folgen einer verringerten Pflanzen- diversität auf die Bestandesproduktivität signifikant geringer, wenn Mykorrhiza- pilze im Boden vorhanden waren im Ver- gleich zu Ökosystemen, die auf sterili- sierten Böden wuchsen [42]. Umgekehrt kann auch die oberirdische Diversität Rückwirkungen auf den Boden haben. In experimentellen Wiesenökosystemen wurde mit zunehmendem Artenreichtum eine abnehmende Nitratauswaschung [21], eine größere funktionelle Vielfalt an kul- tivierbaren Bodenbakterien [43]und eine zunehmende Regenwurmdichte [44]ge- funden. Da die Regenwurmaktivität die Bodenfruchtbarkeit, das Wasserrückhal- tevermögen des Bodens und die Boden- belüftung beeinflußt, ist gerade eine er- höhte Regenwurmdichte bei erhöhter pflanzlicher Diversität von praktischer Relevanz für den Bodenschutz. Insgesamt zeigen die wenigen genannten experi- mentellen Studien, daß sowohl die Arten- zahl als auch die Artenzusammensetzung der Vegetation vielfältige Einflüsse auf Bodenprozesse und Bodenlebewesen aus- üben [39]. Umgekehrt beeinflussen abioti-

sche Bodeneigenschaften wie der pH- Wert oder der Nährstoffgehalt die Vege- tationszusammensetzung, was die Geo- botanik, Pflanzenökologie und Boden- kunde schon früh thematisiert haben.

Diese ureigene Interdependenz von Boden und Biodiversität bedeutet, daß die Nutzung von Boden oder von Biodiver- sität starke wechselseitige Rückwirkun- gen haben kann und, wie im Beispiel mit der Nitratauswaschung gezeigt [21], ein Verlust oberiridischer Biodiversität sich in veränderter Bodenqualität und poten- tiell verminderter Grundwasserqualität auswirken kann.

Die obigen Beispiele verdeutlichen die Interdependenz von Boden und Biodiver- sität. Das Wissen um diese Interdepen- denz beeinflußt den Umgang mit Boden und Biodiversität und damit auch die ent- sprechenden Schutzaktivitäten. Fehlt die- ses Wissen, so kann dies die Wirkung von Maßnahmen im Bodenschutz und Biodi- versitätsschutz einschränken, vielleicht sogar untergraben. Beispielsweise werden dann im Boden- und Biodiversitätsschutz Synergien verkannt und ungenutzt gelas- sen oder inhaltliche Konflikte werden übersehen und nicht gelöst.

Figur 1.

Das genaue Betrachten von Boden und Biodiversität macht verschiedene Interdependenzen sichtbar.

(Zeichnung: Esther Schreier, Basel)

5) Der Biologe E. Mayr [22] schreibt zur Genese der Biodiversitätsforschung: »Diversity in recent decades has moved more and more into the center of attention of the ecologists. ... there has been a flood of investigations on the relation between latitude, altitude, area, habitat, vegetation, and species diversity.« Zur naturwissenschaftlichen und naturschutzpolitischen Diskussion des Begriffs siehe auch [23]. Bücher, in denen der Begriff definiert und diskutiert wird, sind beispielsweise [24, 25].

6)Lynn Margulis [29] hat folgenden Sachverhalt als Symbiogenese bezeichnet: die Integration ver- schiedener Lebewesen in einer neuen Lebensform komplexerer Organisationsstufe. Ein Beispiel sind die Chloroplasten in Pflanzenzellen, von denen angenommen wird, daß sie aus endosymbiontisch lebenden photosynthetisierenden Prokaryoten innerhalb eukaryotischer Zellen entstanden sind.

7) Anzumerken ist, daß die vorindustrielle Landwirtschaft zu einer hohen Agrarbiodiversität beigetragen hat (beispielsweise durch Züchtung und Bewirtschaftungspraktiken) und daß auch die gegenwärtige Landwirtschaft durchaus Biodiversität erhält.

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2. Die vier zentralen Akteursgruppen

Im Rahmen dieser Untersuchung iden- tifizieren wir vier für die Nutzung und den Schutz von Boden und Biodiversität relevante Akteursgruppen: die Forschen- den, die Fachleute der Verwaltung, die Landwirte/innen und die (Boden-)Immo- bilieneigentümer/innen.

Wir betrachten die Ziele (Interessen) und Herangehensweisen (Methoden) die- ser vier Akteursgruppen (siehe Tabelle 2).

Damit untersuchen wir unsere These, daß die unzureichende Thematisierung der Interdependenz von Boden und Biodiver- sität mit den unterschiedlichen Zielen und Herangehensweisen der Akteure erklärbar ist. Die bislang unbefriedigenden Erfolge des Boden- und Biodiversitätsschutzes legen eine stärkere Thematisierung der Interdependenz und eine intensivere Zu- sammenarbeit der Akteure nahe.

2.1 Forschende

Ziele: Die Entwicklung und Überprü- fung von Theorien zur Erklärung natür- licher Phänomene ist das zentrale Ziel von Forschenden, so auch von Boden- und Biodiversitätsforschenden. Zur Inter- dependenz von Boden und Biodiversität gibt es nur einige wenige Theorien [39]. Dies gilt auch unter Berücksichtigung von Theorien der Geobotanik und Pflan- zensoziologie [45]sowie der Bodenkunde des frühen letzten Jahrhunderts [46,47].

Der wesentliche Grund für das häufige Ausblenden der Interdependenz von Boden und Biodiversität dürfte am For- schungsobjekt liegen: Die Wechselwir- kungen zwischen Boden und Biodiver- sität sind komplex und vielfältig und es sind unterschiedliche räumliche und zeit- liche Skalen involviert (so etwa vom klei- nen Habitat zum Biom, von der momen- tanen, unsichtbaren Bodenerosion zur Jahrtausende dauernden Bodenbildung).

Entsprechend ist die Forschung metho- disch anspruchsvoll, sie erfordert einen teuren Forschungsapparat, hohen Zeit- aufwand und gleichzeitig Kompetenz in unterschiedlichen wissenschaftlichen Dis- ziplinen.

Das Theorie- und Forschungsdefizit zur Interdependenz von Boden und Biodiver- sität wird seit einigen Jahren durch die Biodiversitäts- und Bodenforschung auf- gearbeitet: Die Biodiversitätsforschung beschäftigt sich vermehrt mit der Erfor- schung von Ökosystemen [48]und die dis- ziplinär orientierte Bodenforschung, die sich in den letzten Jahrzehnten vor allem mit bodenchemischen und bodenphysi- kalischen Forschungen beschäftigt hat, wendet sich seit einiger Zeit auch boden- biologischen Fragen zu [49].

Herangehensweise: Um Theorien auf- zustellen und zu überprüfen, werden For- schungsobjekte beschrieben und Prozes- se und Mechanismen anhand von Feld- oder Laborexperimenten mit Hilfe quan- titativer Methoden erforscht. Gegebenen-

falls werden Forschungsobjekte und -er- gebnisse durch mathematische Modelle verallgemeinert. Dieses Vorgehen kann einerseits zum Ausschluß von Fragen füh- ren, die sich mit den verfügbaren Metho- den nicht erforschen lassen und führt an- dererseits zu sehr detailliertem, spe- zifischem und spezialisiertem Wissen, was disziplinenübergreifende Forschung, die Interdisziplinarität, erschwert.

Resümee: Boden- und Biodiversitäts- forschende verfolgen wissenschaftlich ähnliche Ziele (vor allem Wissensgewinn und Theoriebildung) und verwenden dazu eine prinzipiell gleiche Methodik. Sie ar- beiten meist zu unterschiedlichen mono- disziplinären Themen. Interdisziplinäre Forschung vermag zwar die Interdepen- denz aufzugreifen, ist jedoch zeit- und geldintensiv und daher selten.

2.2 Verwaltung

Die Fachleute in der Verwaltung ver- folgen das Ziel, die Gesetze zu vollzie- hen, den Vollzug zu überwachen und Politik zu gestalten. Innerhalb der Ver- waltung und in Gestalt von Sektoralpoli- tiken werden jedoch im Hinblick auf Boden und Biodiversität unterschiedliche und teilweise widersprüchliche Ziele ver- folgt. Sektoralpolitiken wurden in einer Umfrage im Auftrag der EU als wichtige Ursache für Biodiversitätszerstörung ge- nannt [31]. Für die vorliegende Fragestel- lung relevante Sektoralpolitiken in der Schweiz sind der Bodenschutz, die

Ziele • Entwickeln und

Überprüfen von Theorien

• Erklären von Prozessen und Mechanismen

• Bodenforschende

• Biodiversitäts- forschende

• Vollzug der Gesetze

• Überwachung

• Politikgestaltung der vier Politikbereiche

• Bodenschutz

• Raumplanung

• Natur- und Land- schaft

• Landwirtschaft

• Pflanzen- und Tier- produktion Landwirte/-innen

• Kapitalanlage

• Werterhaltung und -vermehrung Bodeneigentümer/- innen

Forschung Verwaltung Landwirtschaft Immobilienbereich

Herangehensweisen Beschreibung, Experiment, Quantifizierung, Modellbildung

Quanitative, qualitative und ordnungsrechtliche Maßnahmen

Boden- und Land- bewirtschaftung

Flächen- (Kapital-) bewirtschaftung Tabelle 2. Ziele und Herangehensweisen der vier Akteursgruppen. Entwickelt nach [15].

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Raumplanung, der Natur- und Heimat- schutz und die Landwirtschaftspolitik.

Ziele: Konkret verfolgen die genannten Sektoralpolitiken folgende boden- und biodiversitätsrelevante Ziele (folgendes bezieht sich exemplarisch auf die Schwei- zer Politik):

Die Fachleute im Bodenschutzverfol- gen einerseits das qualitative Ziel, die Bo- denfruchtbarkeit zu erhalten (gemäß Um- weltschutzgesetz), und andererseits das quantitative Ziel, den Boden als natür- liche Ressource zu bewahren (gemäß Raumplanungsgesetz). Biodiversitäts- schutz ist kein primäres Ziel des Boden- schutzes, auch wenn er über eine ökolo- gisch orientierte, breite Definition von Bodenfruchtbarkeit (siehe 1.1) in die Zielsetzung des Bodenschutzes eingehen könnte. Auf den Vollzug des Boden- schutzes hat diese breite Definition von Bodenfruchtbarkeit noch keine erkenn- baren Auswirkungen.

Die Fachleute der Raumplanunghaben die Aufgabe, den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden und Land- schaft (in Form von quantitativem Bodenschutz) sicherzustellen (gemäß Raumplanungsgesetz). Andere Ziele der Raumplanung wie die Schaffung der räumlichen Voraussetzungen für die Wirt- schaft (Raumplanungsgesetz) führen teil- weise zu internen Widersprüchen. Die ge- setzliche und teilweise institutionelle Trennung in quantitativen und qualitati- ven Bodenschutz (zuständig sind Raum- planung beziehungsweise Bodenschutzfach- stellen) äußert sich in mangelnder Ab- stimmung zwischen den Fachpolitiken [50].

Die Fachleute des Natur- und Heimat- schutzessind maßgeblich für Biodiversi- tätsschutz zuständig. Sie sollen die einhei- mische Tier- und Pflanzenwelt und ihren natürlichen Lebensraum schützen (Art. 1 Natur- und Heimatschutzgesetz [51]). Nicht explizit zuständig ist der Natur- und Hei- matschutz für Bodenschutz – auch wenn den Vertretern des modernen Naturschut- zes bekannt ist, daß Natur- und Arten- schutz nur mit Biotopschutz und damit Bodenschutz möglich ist.

Die Schweizer Landwirtschaftspolitik hat zum Ziel, eine nachhaltige Landwirt- schaft zur Erhaltung der natürlichen Le- bensgrundlagen zu verwirklichen (Bun- desverfassung und Landwirtschafts- gesetz) und die Pflege der Kulturland- schaft zu gewährleisten. Eine vielver- sprechende Umsetzung dieser Absicht ist die Öko-Qualitätsverordnung aus dem Jahr 2001, deren Inhalte und Praktikabi- lität sich allerdings noch beweisen müs- sen. Konflikte mit Umweltzielen ergeben sich durch andere grundlegende Ziele der Landwirtschaftspolitik, nämlich der Si-

cherung der bäuerlichen Einkommen und der Produktion zu weltmarktkompatiblen Preisen.

Herangehensweise: Die Fachleute der schweizerischen Verwaltung realisieren ihre Ziele durch Maßnahmen wie Inven- tare und Statistiken, Öffentlichkeitsarbeit, Verordnungen und finanzielle Anreize.

Die Mittelwahl der vier Sektoralpolitiken unterscheidet sich.

Die Fachleute der kantonalenBoden- schutzfachstellen, die für den qualitativen Bodenschutz zuständig sind, konzentrieren sich bislang vor allem auf die Überwa- chung von Schadstoffbelastungen und phy- sikalischen Bodenbelastungen. Zudem bie- ten sie Beratung an (zum Beispiel für den Bodenschutz in der Landwirtschaft) und sprechen gesetzliche Verbote aus (zum Beispiel Baustopp auf Großbaustellen bei zu nassen Böden). Kantonale Raumpla- ner/innen formulieren Richtpläne, erlassen kantonale Raumplanungsgesetze und stim- men mit den Gemeinden deren Nutzungs- pläne ab. Die Bundesebene gibt den Kan- tonen als Rahmen Nutzungspläne und Sachpläne vor und koordiniert die kanto- nalen Raumpläne. Die Fachleute des Natur- und Heimatschutzes weisen schüt- zenswerte und geschützte Objekte (zum Beispiel schützenswerte Lebensräume, Na- tionalparks) aus, gewähren Kompensa- tionszahlungen und Finanzhilfen und füh- ren Nutzungsbestimmungen ein (zum Beispiel Listen geschützter Arten, Jagdbe- stimmungen). Die Umsetzung der Land- wirtschaftspolitikliegt im wesentlichen in den Händen des Bundes. Beschränkungen der Mineraldüngerzufuhr und des Pesti- zidverbrauchs, deren Kontrolle und die landwirtschaftliche Beratung tragen zum Bodenschutz bei, während der Biodiversi- tätsschutz durch finanzielle Förderung ökologischer Ausgleichsflächen und den Erhalt von Nutztierrassen gefördert wer- den soll [52]. Eine Verbindung von Boden- und Biodiversitätsschutz ist bislang aller- dings nicht erkennbar [53].

Die kurzen Beschreibungen der Ziel- setzungen und Herangehensweisen inner- halb der Verwaltung zeigen, daß die unterschiedliche inhaltliche Fokussierung der Verwaltungsfachleute beziehungs- weise der Sektoralpolitiken deutliche An- strengungen verlangt, um Bodenschutz und Biodiversitätsschutz zu koordinieren und gleichzeitig anzugehen. Dabei müs- sen auch sektorenübergreifende Konflik- te überwunden werden, wie die folgenden Beispiele zeigen: (i) Naturschutzbeauf- tragte lassen an ausgewählten Flächen den nährstoffreichen Oberboden abschä- len, um Magerwiesen anzusäen. Diese Maßnahme erhöht die Artenvielfalt der Gräser und Insekten, wird aber vom Bo-

denschutz kritisiert. (ii) Landwirte kön- nen verdichtete Flächen, auf denen im Winter Wasser steht und die Nahrungs- quellen für Zugvögel bieten, als Natur- schutzflächen deklarieren und Zahlungen beantragen. Dieser Anreiz wirkt Boden- schutzbemühungen entgegen. (iii) Im Bo- denschutz gelten mit Schwermetallen be- lastete Böschungen an Straßen und Bahngleisen als Sanierungsfall, während der Naturschutz diese oft gerne als Rep- tilienstandorte belassen sieht – dieses Bei- spiel zeigt, daß sich bei der Bewertung von Flächen Naturschutz und Boden- schutz widersprechen können.

Resümee: Die Verwaltung verfolgt glei- che übergeordnete Ziele, vor allem den Gesetzesvollzug. Diesem liegen aller- dings innerhalb einzelner Sektoralpoliti- ken und sektorenübergreifend sehr unter- schiedliche und teilweise widersprüch- liche Ziele zugrunde. Gleichzeitiger Boden- und Biodiversitätsschutz wird von keiner Sektoralpolitik verfolgt. Der Hauptgrund sind die unterschiedlichen, zum Teil widersprüchlichen Ziele und die nicht koordinierten Herangehensweisen und Instrumenteneinsätze im administra- tiven Boden- und Biodiversitätsschutz.

2.3 Landwirte und Landwirtinnen Ziele: Die Ziele der Landwirte/innen bestehen im allgemeinen darin, Pflanzen und Tiere zu produzieren, um mit dem Erlös ihre Existenz zu sichern, die Be- triebssubstanz zu erhalten und den Be- trieb an die nächste Generation weiterzu- geben. Sehen Landwirte/innen ihren Boden in erster Linie als Immobilie, so rücken die Ziele von (Boden-)Immobi- lieneigentümern/innen in den Vorder- grund (siehe 2.4). Die Realisierung neu- erer landwirtschaftlicher Ziele wie die Pflege der Kulturlandschaft nehmen die Landwirte/innen eher als Nebenergeb- nisse ihrer eigentlichen Arbeit oder als von außen herangetragene Aufgaben denn als ureigene Ziele wahr [54].

Herangehensweise: Landwirte/innen erreichen ihre Ziele, indem sie Boden mit landwirtschaftlichen Produktionsmitteln bearbeiten. Erfolgreiches Arbeiten erfor- dert Erfahrung, Geschick und Können im Umgang mit dem Boden und den zweck- mäßigen Einsatz der Produktionsmittel.

Dabei ist Boden eine Ausgangsgröße, ein Mittel zum Zweck, nicht Zielgröße.

Landwirte/innen nehmen jedoch ver- schiedene Beziehungen zwischen Boden- und Pflanzeneigenschaften auf ihren Fel- dern durchaus wahr [15]. Die genannten Ziele und Bearbeitungsmethoden der mo- dernen Landwirtschaft führen in der Regel zu einer produktionsorientierten, einseitigen Betrachtung des Bodens.

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Demgegenüber erfährt Biodiversität selbst keine besondere Aufmerksamkeit, auch wenn die Vielfalt von Pflanzen und Tieren zum Teil wahrgenommen wird.

Den Landwirten ist das Wort "Biodiver- sität" unbekannt [55], biologische Vielfalt leistet aus ihrer Sicht kaum einen Beitrag zur Verwirklichung ihrer Ziele. Biodiver- sitätsschutz wird von Landwirten folglich kaum betrieben 8). Selbst finanzielle An- reize für Biodiversitätsschutzmaßnahmen, wie sie beispielsweise in Ackerstreifen- programmen angeboten werden, wirken nur begrenzt. Die landwirtschaftliche Pra- xis im Hinblick auf Biodiversität und Boden wie auch die Wahrnehmung von Boden und Biodiversität ist von den monokulturellen Agrarleitbildern der mo- dernen Landwirtschaft geprägt. Eine Ver- knüpfung von Boden- und Biodiversi- tätsschutz ist in diesen Leitbildern nicht angelegt. Eine Ausnahme bildet der öko- logische Landbau, in dem die biologische Bodenaktivität und die Bodenfruchtbar- keit Grundlage und Ausgangspunkt sind.

Der Umgang mit Boden im ökologischen Landbau und das weitgehende Verbot von Agrarchemikalien wirken sich förderlich auf die Biodiversität aus, insbesondere auf die Bodenbiodiversität [34]. Diese Er- gebnisse werden von der Kritik über- schattet, im ökologischen Landbau be- schränke sich Biodiversitätsschutz auf Randflächen, während die ökologisch in- tensive, wenig biodiversitätsfördernde Pra- xis auf der Hauptfläche stattfindet [57].9)

Resümee: Zentrales Ziel der Landwir- te/innen ist die Pflanzen- und Tierpro- duktion zur Existenzsicherung. Dieses Ziel und die daraus folgende Herange- hensweise machen Biodiversitätsschutz sowie seine Verknüpfung mit Boden- schutz nicht zu einer Zielgröße der Land- wirtschaft.

2.4 (Boden-)Immobilieneigentümer/

innen

Ziele: Zentrale Ziele von (Boden-) Im- mobilieneigentümern/innen sind der Wer- terhalt und, wenn möglich, die Wertver- mehrung des Bodens. Dazu tragen Qua-

litäten wie Bodenfruchtbarkeit oder Bio- diversität gewöhnlich nichts bei. Die ge- nannten Ziele führen, zusammen mit At- tributen von Bodeneigentum wie weit- gehende Unvergänglichkeit, Vererbbarkeit über Generationen, sichere Anlagemög- lichkeit und Grundpfandsicherheit, zu einem hohen ökonomischen Druck auf Boden und zu Forderungen nach Liberali- sierung beschränkter Verfügungsrechte [59].

Herangehensweise: (Boden-)Immobi- lieneigentümer/innen verwirklichen ihre Ziele über die Bewirtschaftung des Bodens (der Fläche) im Sinne einer Kapitalbewirt- schaftung. Sie werden versuchen, Ein- schränkungen der Verfügungsrechte (zum Beispiel durch Zuteilung zu Nutzungszo- nen) abzuwehren, eine dem Wert bezie- hungsweise der Beleihung entsprechende Nutzungsintensität (Rendite) zu realisieren und von steigenden Bodenpreisen zu pro- fitieren (das heißt zu verkaufen oder zu spekulieren). Es sei angemerkt, daß Land- wirte, die zugleich Bodeneigentümer sind, zum Teil gleichzeitig entgegengesetzte Interessen haben: zum Beispiel ein Inte- resse an niedrigen und an hohen Boden- preisen; vergleiche [59].

Resümee: Ziele der Bodeneigentü- mer/innen sind Werterhalt oder -vermeh- rung. Dazu tragen weder die ökologische Dimension des Bodens und der Biodiver- sität, noch ihre Interdependenz etwas bei.

Anstrengungen zu Boden- und Biodiver- sitätsschutz sind folglich von den Boden- eigentümern/innen, bei denen die Funk- tion des Bodens als Immobilie im Vordergrund steht, nicht zu erwarten, geschweige denn eine Berücksichtigung der Interdependenz von Boden und Bio- diversität.

3. Boden und Biodiversität schützen

3.1 Die Rolle der Akteure

Die Interdependenz von Boden und Biodiversität kann drei verschiedene For- men annehmen: (1) positive Rückwir- kung, das heißt Bodenschutz wirkt sich förderlich auf Biodiversität aus und um- gekehrt; (2) negative Rückwirkung, das heißt Bodenschutz wirkt sich nachteilig auf Biodiversität aus und umgekehrt; (3) Bodenschutz setzt Biodiversitätsschutz voraus und umgekehrt.

Diese fallspezifischen Interdependen- zen müssen die relevanten Akteure aus Forschung, Verwaltung, Landwirtschaft und Bodeneigentum besser kennen und stärker berücksichtigen, damit beide Ressourcen wirksamer geschützt werden können. Die Interdependenz wird aber kaum thematisiert, weil, so unsere Aus-

gangsthese, die Akteure unterschiedliche Ziele verfolgen und unterschiedliche Her- angehensweisen zur Zielverwirklichung einsetzen.

Unsere Analyse zeigt, daß innerhalb der Akteursgruppe Boden- und Biodiversi- tätsforscher/innengleiche Oberziele und Herangehensweisen verfolgt werden, es aber bislang wenig Forschung zur Inter- dependenz von Boden und Biodiversität gibt. Letzteres hat seinen Grund in den dafür notwendigen komplexen, an- spruchsvollen und zeit- und geldinten- siven Forschungsdesigns. Notwendig wäre die Förderung solcher Vorhaben durch die Forschungspolitik. Ähnlich wie bei der Forschung ist es bei der Verwal- tung: Die relevanten Sektoralpolitiken tei- len zwar ein Oberziel, nämlich den Ge- setzesvollzug, doch die gesetzgeberischen Ziele der Sektoralpolitiken und die reali- sierten Herangehensweisen sind unter- schiedlich und oft widersprüchlich. Prio- ritäre Aufgabe von Politik und Verwaltung muß ein problemorientiertes Vorgehen sein, ein Bereinigen der Zielwidersprüche durch ein sektorenübergreifendes Formu- lieren und Harmonisieren der Politiken und Herangehensweisen. Bei den Land- wirten/innenist prinzipiell praktische Er- fahrung zur Interdependenz von Boden und Biodiversität zu erwarten. Primäres Ziel landwirtschaflticher Praxis ist jedoch die kurz-, mittel- und langfristige Exi- stenzsicherung, wozu Boden- und Bio- diversitätsschutz dank landwirtschafts- politischer Finanzanreize erst seit kurzer Zeit beizutragen beginnen. Die Heran- gehensweise ist häufig durch die vorherr- schenden, wenig boden- und biodiversi- tätsschützenden Landwirtschaftspraktiken bestimmt. Dem Boden- und Biodiversi- tätsschutz und seiner Interdependenz kommt eine nachgeordnete Rolle zu. Um dies zu ändern, sind das verstärkte An- bieten finanzieller Anreize für den kom- binierten Boden- und Biodiversitätsschutz und das Nutzbarmachen der impliziten praktischen Erfahrung der Landwirte/

innen zur Interdependenz von Boden und Pflanzenvielfalt notwendig. Die(Boden-) Immobilieneigentümer/innenschließlich bilden jene Akteursgruppe, deren Ziele und Herangehensweisen am weitesten von jenen der anderen drei Akteursgrup- pen entfernt sind, weil für sie die ökolo- gische Dimension von Boden sowie Bio- diversität keine Bedeutung hat. Diesem Ignorieren der ökologischen Bedeutung von Boden und von Biodiversität läßt sich mit Einschränkungen der Verfügungs- rechte (zum Beispiel durch Nutzungsauf- lagen, Zoneneinteilung oder Besteuerung) zum Schutz von Boden und Biodiversität begegnen. Aufgrund der hohen gesell-

8)Der gender-bewußten Forschung stellt sich die Frage, ob diese Aussagen auch für Landwirtinnen gelten. Gemäß [56] wägen Landwirtinnen in ihren Arbeitsbereichen (zum Beispiel Gartenarbeit) wie ihre Männer zwischen Ertrag und Aufwand ab, sie sind kaum umweltbewußter und ihr Einfluß auf ihre Männer, was ökologische Einstellungen und Arbeitspraxis betrifft, ist gering. Die Gartenpraxis der Frauen und Feldpraxis der Männer sind weit- gehend kongruent.

9)Die Arten- und Ökosystemvielfalt auf einem landwirtschaftlichen Betrieb hängt weitgehend von der individuellen Praxis ab, kaum von der an- gewendeten Methode [58].

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schaftlichen und ökonomischen Bedeu- tung von privatem Grundeigentum stoßen solche Einschränkungen allerdings auf beträchtlichen Widerstand.

3.2 Ansätze der Praxis

Damit Boden- und Biodiversitätsschutz ein gemeinsames Anliegen der jeweils re- levanten Akteure werden kann, müssen, abgesehen von der formalen Harmoni- sierung von Zielen und Herangehenswei- sen durch die Politik, spezielle Ansätze und Instrumente eingesetzt werden, um den Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb der und zwischen den Akteurs- gruppen zu ermöglichen.

Ein praktizierter Ansatz, die Ziele und Herangehensweisen von Akteursgruppen auszutauschen, ist der unterstützte Wis- sens- und Erfahrungsaustausch zwischen verschieden Akteuren in Tauschzonen [60, 15]. Damit sind vor allem informelle, organi- sierte oder unorganisierte Begegnungen im konkreten und virtuellen Raum ge- meint. Dieser Austausch zwischen Fach- leuten geschieht beispielsweise bei Flur- begehungen, im Internet, beim Apéro an Fachtagungen, in Kaffee-Ecken, bei äm- terübergreifenden Anlässen oder auf so- genannten Plattformen. Dort wird fach- spezifisches Wissen ausgetauscht und Perspektiven werden erweitert, welche neue Lösungsmöglichkeiten eröffnen können – sowohl innerhalb der beschrie- benen Akteursgruppen als auch zwischen ihnen. Beispiele für die Umsetzung die- ses Anliegens sind die "Plattform Boden- schutz" der Bodenkundlichen Gesell-

schaft Schweiz (www.soil.ch) sowie das

"relais – Praxis und Forschung für Natur und Landschaft" (www.wsl.ch/relais/).

Beide Plattformen fördern den Austausch zwischen Forschung und Verwaltung zu den jeweiligen Themen. Thema einer wei- teren Plattform könnte der verknüpfte Boden- und Biodiversitätsschutz sein. Ein zweiter möglicher Ansatz ist der Einsatz von intermediären Fachleuten (in Anleh- nung an intermediäre Organisationen[61]).

Damit wird dem Problem begegnet, daß Wissensaustausch zwischen Fachleuten verschiedener Disziplinen oft durch unterschiedliche Sichtweisen und damit verbundene Wertsysteme und Kulturen erschwert ist. Intermediäre Fachleute ge- hören gleichzeitig verschiedenen Diszi- plinen und Akteursgruppen an, vereinen die verschiedenen Wertsysteme in sich und können dadurch als Bindeglied fun- gieren. Sie können beispielsweise gleich- zeitig der Verwaltung und der Forschung angehören, gleichzeitig in verschiedenen Abteilungen in der Verwaltung tätig sein oder gleichzeitig in der Verwaltung und auf dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb arbeiten. Im Kanton Bern, Fachstelle Bo- denschutz, und im Kanton Aargau, Fach- stelle für Natur und Landschaft, ist dieser Ansatz umgesetzt, wenngleich nicht als offizielles Konzept. Dort sind einzelne Fachleute angestellt, die den Bodenschutz und den Natur- und Landschaftsschutz aus zwei verschiedenen Perspektiven ken- nen: Sie vollziehen den Bodenschutz be- ziehungsweise den Natur- und Land- schaftsschutz von der kantonalen Fach-

stelle aus und führen selbst einen land- wirtschaftlichen Betrieb. Sie vereinen zum Beispiel die vollziehende Verwal- tungspraxis und das praktisch-handelnde Vorgehen auf landwirtschaftlichen Be- trieben sowie die sozialen Praktiken der dörflichen Gemeinschaft in einer Person.

Sie kennen die unterschiedlichen Heran- gehensweisen und die unterschiedlichen Sprachen, bringen diese durch eigene Lernprozesse in Einklang und können aufgrund ihrer Positionen auch verschie- denes Wissen und verschiedene Heran- gehensweisen vermitteln.

Ein dritter Ansatz, durch den der Boden- und Biodiversitätsschutz in der Landwirt- schaft gefördert werden kann, ist die ge- zielte Gestaltung und Entwicklung der Landschaft ausgehend von den natur- räumlichen Gegebenheiten des Landwirt- schaftsbetriebes. Konzeptionelle Ansatz- punkte dafür bieten die Konzepte der Farm Individuality [62]und des Holistic Resource Management[63]. Im ersten Konzept geht es vor allem um eine Landschaft mit "star- ker Individualität", einer optimalen Ba- lance zwischen landwirtschaftlichen, öko- logischen und ökonomischen Qualitäten sowie um Gesundheit und Identität des landwirtschaftlichen Betriebes. In der Konkretisierung führt dies zu einem star- ken Augenmerk auf den Boden und die biologische Vielfalt [62]. Im zweiten Kon- zept, dem Holisitic Resource Management, geht es vor allem um die Förderung der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Be- trieben. Durch gezielte Landschafts- planung soll Biodiversität gefördert und

Der Baukran rückt näher. Der Boden- und Biodiversitätsschutz ist gefordert, den anhaltend hohen Flächenverbrauch einzudämmen.

(Photo: Peter Longatti, WSL)

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sollen Ökosystemprozesse unterstützt wer- den. Boden(flächen)management wird hier also in den Dienst von Biodiversitäts- management gestellt. Ansätze wie die vor- gestellten haben noch keine große Ver- breitung. Um ihre Verbreitung und Wei- terentwicklung zu fördern, sind die (Land- wirtschafts-)Politik mit Anreizinstru- menten und landwirtschaftliche Labeling- Verbände (für ökologische und integrierte Produktion) gefragt. Letztere sollten ihre Labeling-Kriterien um solche des gleich- zeitigen Boden- und Biodiversitätsschut- zes erweitern.

Ein vierter Ansatz, der zu einem ver- besserten Boden- und Biodiversitäts- schutz beitragen kann, ist die kooperati- ve räumliche Planung. Ein noch junger, ökologisch motivierter, kooperativer Pla- nungsansatz ist das Landschaftsentwick- lungskonzept(LEK) [64]. Dabei geht es um die Verbindung von Natur- und Land- schaftsschutz unter dem Dach eines ge- samtheitlichen Verständnisses von Land- schaft. Dieses Konzept wird außerhalb und innerhalb des Siedlungsraumes an- gewendet (im Kanton Zürich gab es An- fang 2002 17 LEKS). Dabei wird Land- schaft als multifunktional verstanden, in ihrer Gesamtheit zu erfassen versucht und die Erarbeitung des Konzeptes möglichst breit abgestützt, wodurch zugleich Boden- und Biodiversitätsschutz in die Konzepterarbeitung eingehen. Es beste- hen also im Rahmen dieses Konzepts gute Voraussetzungen – wenngleich keine Ga- rantie – daß Boden- und Biodiversitäts- schutz als verzahnt erkannt werden oder zumindest die Interdependenz unbeab- sichtigt zum Tragen kommt. Zur Zeit wer- den mit LEKS Erfahrungen gesammelt.

Wie sie auf Boden- und Biodiversitäts- schutz wirken, ist zu untersuchen.

Ein offenes Problem kooperativer Pla- nungsverfahren ist die Tatsache, daß diese Verfahren kaum dem hohen Flächenver- brauch durch Suburbanisierung beikom- men [65]. Hier bedarf es harter, sprich ho- heitlicher Instrumente, die – soweit zweckmäßig – mit kooperativen Instru- menten der Raumplanung verknüpft wer- den können [65].

4. Ausblick

Ausgangsthese dieses Beitrags ist, daß sowohl der Boden- als auch der Biodi- versitätsschutz wirkungsvoller werden könnten, wenn die betroffenen Akteure die Interdependenz von Boden- und Bio- diversität stärker berücksichtigen würden.

Dies ist inhaltlich gerechtfertigt (verglei- che Kapitel 1) und politisch geboten, wie der unbefriedigende Erfolg sowohl des Boden- als auch des Biodiversitätsschut-

zes zeigt. Als wesentlichen Grund, wes- halb die genannte Interdependenz kaum thematisiert wird, haben wir die unter- schiedlichen Ziele und Herangehenswei- sen der Akteursgruppen identifiziert (Ka- pitel 2). Zwei Ansatzpunkte, um zu einem verbesserten Boden- und Biodiversitäts- schutz zu kommen, sind folgende: einer- seits die Abgleichung der Ziele und Her- angehensweisen innerhalb und zwischen den Akteursgruppen (zum Beispiel Bo- denschutz- und Landwirtschaftspolitik;

Forschung und Verwaltung), andererseits der Einsatz von Instrumenten (Kapitel 3), die – im Zusammenhang mit konkreten Problemen – helfen, die unterschiedlichen Ziele und Herangehensweisen bewußt zu machen und gemeinsame Ziele und Her- angehensweisen im Hinblick auf Boden- und Biodiversitätsschutz zu definieren und zu koordinieren.

Danksagung

Unser Dank für die konstruktive Durch- sicht früherer Versionen dieses Beitrags und für wertvolle Anregungen gilt Dr. Martin Held, Tutzing, und Prof. B.

Schmid, Zürich, sowie den anonymen Gutachtern/innen. Dr. A. Bosshard dan- ken wir für die Hinweise zur Interdepen- denz von Boden und Biodiversität in Anwendungszusammenhängen.

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(Eingegangen am 18. Februar 2003, überarbeitete Fassung angenommen am 04. Juli 2003; AJ; US)

Irmi Seidl: Geboren 1962 in Holzkirchen/Bayern. Studium der

Volkswirtschaftslehre/Sciences Economiques in München, Aix-en-Provence und Paris. Doktorat in St. Gallen (1993) zu ökologischer Innovation und Unternehmenskultur. In Leipzig und München wissenschaftlich tätig.

1995-2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich und Habilitation.

Seit September 2002 Co-Leiterin der Abteilung Ökonomie, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf. Forschungsschwerpunkte: Ökonomie des Biodiversitäts- und Naturschutzes; Ökonomische Instrumente in der Raumentwicklung.

Patricia Fry: Geboren 1964 in London. Studium der Biologie an der Universität Zürich von 1983 bis 1990. Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bodenschutzfachstelle des Kantons Aargau und an der ETH Zürich von 1991 bis 1998. Kollegiatin am Collegium Helveticum der ETH Zürich 1997/1998.

Transdisziplinäre Dissertation zum Thema bäuerliche und naturwissen- schaftliche Wahrnehmung von Bodenfruchtbarkeit (2000). Seit 2001 selb- ständig tätig auf dem Gebiet des Wissensaustausches zwischen Forschung, Verwaltung und Praxis im Büro für Wissensaustausch im Umweltbereich,

Zürich (Forschung, Beratung, Lehre).

Jasmin Joshi: Geboren 1968 in Zofingen/Schweiz. Studium der Biologie I an der Universität Basel von 1988–1994. Doktorat an der Universität Zürich (2000) über den Einfluß von pflanzlicher Diversität auf das Funktionieren von Graslandökosystemen. 2001–2002 Postdoktorandin an der Universität Leiden/Niederlande und seit Juli 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich. Forschungsarbeiten zum Einfluß der Pflanzendiversität auf Diversität im Boden und zum Thema evolutionäre Ökologie invasiver Pflanzen.

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