man alles daransetzen, sie so zu be- raten, daß Risiken einer Fehl- oder Mangelernährung vermieden wer- den. So schlägt die holländische Ar- beitsgruppe als Folgerung auf die er- wähnten Ergebnisse bei makrobio- tisch ernährten Kindern vor, zur Verbesserung der Energie- und Fett- versorgung täglich 20 bis 25 g Keimöl zusätzlich anzubieten, und zur Ver- besserung der Proteinversorgung wö- chentlich einmal 100 bis 150 g Fett- fisch mit der Nahrung zu geben. Au- ßerdem sollten regelmäßig Vitamin D und — wenn irgend möglich — auch wenigstens eine geringe Menge an Kuhmilch angeboten werden; aber gerade dieser Vorschlag stößt bei makrobiotisch lebenden Familien auf geringe Akzeptanz.
Kinder aus Familien, die sich auf unkonventionelle Weise ernähren, werden fast immer und häufig be- denkenlos in diese besondere Ernäh- rungsform einbezogen. Vorteile, die sich daraus für Erwachsene ergeben, sind für Kinder nicht immer in glei- cher Weise erkennbar. Risiken sind dagegen um so größer, je strenger die diätetischen Maßnahmen ge- handhabt werden, die erprobte Ver- sorgung mit Vitaminen und Spuren- elementen außer acht gelassen wird und je jünger die Kinder sind. Hier muß die Betreuung und Beratung des Arztes einsetzen, am besten an- läßlich der Vorsorgeuntersuchun- gen, also nicht erst, wenn spezielle Symptome einer Fehl- oder Mangel- ernährung aufgetreten sind.
Hierzu ist es aber natürlich er- forderlich, daß bei den Vorsorgeun- tersuchungen auch die Ernährung des Kindes eingehend besprochen wird; überhaupt müssen gerade auch bei Gedeihstörungen oder Verdacht auf einen Vitaminmangel durch Er- hebung einer detaillierten Krank- heitsvorgeschichte mit Ernährungs- anamnese die Besonderheiten der Ernährung herausgestellt werden. Es ist weiter zu klären, inwieweit sich aus der Art der Ernährung Risiken für das Kind ergeben können, zum Beispiel durch eine unzureichende Proteinzufuhr, einen zu geringen Gehalt an Eisen, Kalzium und Vit- amin B12 in der Nahrung oder durch eine fehlende Rachitisprophylaxe.
Von Bedeutung ist weiter, sich nach
den Gründen zu erkundigen, die zur unkonventionellen Ernährung ge- führt haben und ob die Eltern einer Gemeinschaft angehören, in der sie hinsichtlich ihrer Ernährung beson- ders beraten werden. Hieraus kön- nen Schlüsse gezogen werden über die Einstellung der Eltern bezüglich der üblichen prophylaktischen und ärztlichen Maßnahmen. Sodann ist es erforderlich, die Eltern über die Risiken dieser besonderen Ernäh- rungsform aufzuklären. Nur so wird es möglich sein, Störungen im Ge- deihen der Kinder als Folge einer der unkonventionellen Ernährungs- formen zu vermeiden.
Dt. Ärztebl. 89 (1992) A 1 -688-696 [Heft 9]
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Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. R. Grüttner Reye 11 • W-2000 Hamburg 65
Salmonelleninfektionen übertragen durch
intakte Hühnereier
Salmonelleninfektionen, durch intakte Hühnereier übertragen, spie- len in einigen Ländern der Erde eine zunehmende Rolle. Während man früher davon ausging, daß in erster Linie verschmutzte oder angebro- chene Hühnereier für Salmonellen- infektionen in Frage kamen, haben Untersuchungen der letzten Jahre gezeigt, daß auch intakte Hühnerei- er, die desinfiziert worden waren, bei einer Übertragung eine Rolle spie- len.
Ausgangspunkt der Untersu- chungen war ein Restaurant in Ten- nessee, in dem 81 Gäste an einer Sal- monellen-Enteritis erkrankten. 90 Prozent hatten Sauce Hollandaise oder Bearnaise gegessen, die mit Hühnereiern zubereitet worden wa- ren. Fünf Wochen nach Ausbruch der Salmonellenendemie wurde die Hühnerfarm inspiziert, von der aus die Eier am Vortage angeliefert wor- den waren. In der Legebatterie sowie in den Exkrementen der Vögel konn- te Salmonella enteritidis nachgewie- sen werden. Sowohl auf der Hühner- farm wie bei den Patienten handelte es sich um S. enteritidis Phage-Typ acht. Alle Hühner waren mit Oxyte- tracyclin gefüttert worden, um die Zahl der gelegten Eier zu steigern.
Hühner, die mit S. enteritidis in- fiziert sind, produzieren nur selten infizierte Eier. Nahrungs- und Was- serentzug steigern die Kolonisation, Streß induziert eine vermehrte Aus- scheidung von Salmonellen. Da Sal- monella enteritidis viele traditionelle Kochvorgänge überlebt, ist zu disku- tieren, ob in Restaurants nur pasteu- risierte Eierprodukte verwandt wer- den sollten. Es sei an die Pasteurisie- rung von Milch erinnert: früher war rohe Milch eine häufige Infektions- quelle von Salmonellosen.
Mishu, B., P. Griffin, R. V. Tauxe, D. N.
Cameron, R. H. Hutcheson, W. Schaffner:
Salmonella enteritidis Gastroenteritis Transmitted by Intact Chicken Eggs. Ann.
Int. Med. 115 (1991) 190-194.
From the Centers of Disease Control, Atlanta, Georgia.
A1-696 (60) Dt. Ärztebl. 89, Heft 9, 28. Februar 1992