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A986 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 15½½½½12. April 2002
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ie ersten Patientenquittun- gen sind Anfang April in Rheinhessen ausgestellt wor- den. Das regionale Modell- projekt soll den gesetzlich krankenversicherten Patien- ten mehr Einblick in die vom Arzt erbrachten Leistungen und deren voraussichtliche Vergütung geben. Das offene- re Abrechnungsverfahren sor- ge für mehr Transparenz, sag- te die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer. Zudem fördere die In- formation über ärztliche Lei-stungen das Kostenbewusst- sein der Patienten.
Rund 100 niedergelassene Ärzte erproben das Modell ein Jahr lang. 63 der beteilig- ten Ärzte verschicken die Quittung am Ende eines Quartals, 32 händigen sie un- mittelbar nach der Konsultati- on aus. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinhes- sen, die Krankenkassen und das rheinland-pfälzische Ge- sundheitsministerium haben das Modellprojekt gemeinsam entwickelt. Das Zentralinsti-
tut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) wertet es wis- senschaftlich aus. „Sollte der Versuch erfolgreich verlaufen, werden wir uns für eine bun- desweite Einführung der Pati- entenquittung einsetzen“, sag- te der Vorsitzende der Kas- senärztlichen Bundesvereini- gung, Dr. med. Manfred Rich- ter-Reichhelm, zum Start des Modells. Er bedauerte es, dass den Patienten aufgrund des derzeitigen Honorarsystems nur eine ungefähre Kosten- übersicht ausgehändigt wer- den könne. Er mahnte deshalb eine Gebührenordnung mit festen Euro-Beträgen an.
Für die Ausstellung einer Quartalsquittung erhalten die Ärzte 2,25 Euro, für die „Ta- gesquittung“ 1,50 Euro. Insge- samt stehen für das Projekt rund 770 000 Euro zur Verfü- gung. Den größten Teil der Kosten tragen die Kranken- kassen. Die Kosten für die wissenschaftliche Begleitung in Höhe von rund 74 000 Euro übernimmt das ZI.
Startschuss für das Modell- projekt „Patientenquittung“
in Rheinhessen (v. r. Günter Gerhard, Vorsitzender der KV Rheinhessen, Malu Dreyer, Manfred Richter-Reichhelm, Walter Bockemühl, Vorsitzen- der der AOK Rheinland-Pfalz)
Veranstaltung
Tag der
Freien Berufe
Bundesverband diskutiert am 24. April über künftige
Herausforderungen.
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er Bundesverband der Freien Berufe (BFB) veranstaltet am 24. April in Berlin den „Tag der Freien Berufe 2002“. Ne- ben Diskussionen mit Po- litikern und Workshops steht um 15 Uhr eine Kundgebung auf dem Programm, an der auch Bundeskanzler Gerhard Schröder teilnehmen will.Vier Workshops beschäf- tigen sich mit den The- men: Notwendige wirt- schaftliche Rahmenbe- dingungen, Herausforde- rung Europa, Verantwor- tung in Ausbildung und Arbeitsmarkt sowie Qua- litätssicherung in Eigen- verantwortung. Informa- tionen: BFB, Postfach 04 03 20, 10062 Berlin, Telefon: 0 30/28 44 44-40, E-Mail: info-bfb@freie- berufe.de
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twa 15 Prozent der Deut- schen leiden an Neuroder- mitis. Im vergangenen Jahr gelang es der Forschergruppe um Dr. Young-Ae Lee von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie/Immunologie der Berliner Charité, die lange vermutete erbliche Ursache der Hauter- krankung zu erhärten. Sie fand in einer Studie, an der
sich 199 Familien mit Kin- dern, die an schwerer Neuro- dermitis litten, beteiligt hat- ten, dass die Erkrankung mit einem bestimmten Abschnitt des Chromosoms Nr. 2 ver- erbt wird.
In dieser Region (q21) muss sich ein Gen befinden, das im Fall einer Mutation ur- sächlich für die Neurodermi- tis ist. Derselbe Genabschnitt
enthält außerdem eine Erban- lage, die die Neigung zur Bil- dung allergischer Antikörper gegen Umweltallergene ver- erbt. Dies könnte erklären, warum Kinder, die zunächst an Neurodermitis erkranken, später sehr häufig auch an all- ergischen Erkrankungen der Atemwege leiden. Vielleicht aber beruhen auch beide Erkrankungen auf Verände- rung(en) eines einzigen Gens.
Um diese Frage zu klären, bittet die Arbeitsgruppe, dass Familien mit minde- stens zwei Kindern, die an schwerer Neurodermitis lei- den oder litten, sich einem Bluttest unterziehen. Im Ge- genzug erhalten diese die Möglichkeit, sich kostenfrei auf Allergie gegen Pollen, Gräser, Milben, Haustiere und Nahrungsmittel testen zu lassen. Der Zeitaufwand liegt bei einer halben Stunde;
die Kosten für die Anreise aus dem Umland werden er- stattet.
Interessenten melden sich unter Telefon: 0 30/45 05-6 66 36, 45 05-6 64 37, 94 06-25 10 oder Fax: 0 30/45 05-6 69 38
Patientenquittung
Modellprojekt gestartet
Rheinhessische Ärzte informieren Patienten über Leistungen und Honorar.
Neurodermitis
Teilnehmer für Studie gesucht
Charité untersucht die
genetischen Ursachen der Hauterkrankung.
Foto: KV Rheinhessen Foto: Alexanderhaus