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Archiv "Fondation Beyerle: Monet und der digitale Impressionismus" (07.06.2002)

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rstklassige Werke in großer Zahl: Aufgrund der guten Kontakte des Galeristen Ernst Beyeler scheint dessen Baseler Fon- dation problemlos jedes ge- wünschte Kunstwerk zur Ausleihe zu erhalten. Doch nicht nur dies erstaunt, son- dern auch der bei anderen Museen so seltene Mut zu kühnen Ausstellungsthesen:

Man begibt sich schließlich in Gefahr, danebenzugreifen.

Die derzeitige Baseler Schau

„Von Monet bis zum digitalen Impressionismus“ zumindest ist ein Wagnis. Die elektroni- sche Ästhetik in der Video- und Computerkunst als Er- füllung der Visionen Claude Monets?

Er, dessen 1874 ausgestell- tes Hafenbild „Impression, soleil levant“ einer ganzen Kunstrichtung den Namen

„Impressionismus“ eintrug, interessierte sich schließlich nicht für Bits und Bytes, sondern für das Wechselspiel von Farbe und Licht.Vier An- sichten der Kathedrale von

Rouen in der Fondation er- hellen die Ziele Monets treff- lich. Die Bildausschnitte sind ähnlich, die Farben nicht:

Monet studiert die Verände- rungen der Gegenstandsfar- ben unter wechselnden at- mosphärischen Bedingungen, denn er erkennt, dass die Ka- thedrale im Morgenlicht an- ders erscheint als abends. Der Maler trägt dem auch durch seine Tupfentechnik Rech- nung, bei der er reine Farb- flecken nebeneinander setzt.

Das Gebäude wirkt dadurch flirrend und bleibt eine Er- scheinung, die immer nur ei- nen bestimmten Augenblick widerspiegelt.

Monets Bilder der 1890er- Jahre sagen damit anderes über die Motive aus, als ei- ne bloße Dokumentation es könnte. Ein grün-blaues Farbrauschen, ein länglicher Schatten und ein orangener Fleck würde man niemals als

„Waterloo Bridge“ identifi- zieren können, aber das Bild charakterisiert die Atmo- sphäre um diese im Londoner Nebel liegende Brücke ein- drucksvoll.

Die Ausstellung konzen- triert sich auf das Spätwerk von Monet und knüpft dabei an ein riesiges Bild im Besitz der Fondation an. Es hängt dort in einem Raum, dessen großes Fenster auf einen See- rosenteich blickt, ein Gewäs-

ser, wie der Maler es in den neun Meter langen „Nym- phéas“ festgehalten hat. Fast drei Jahrzehnte beschäftigt Monet sich in zahlreichen Werken mit dem Seerosen- teich und dem blumenreichen Garten seines Hauses in Gi- verny. Er stiftet dem franzö- sischen Staat schließlich ei- ne entsprechende Bilderreihe für die Orangerie in den Pari- ser Tuilerien, wo sie 1927 ein- geweiht wird. In der Orange- rie ist der Betrachter von ei- nem Seerosenteichpanorama umgeben. Erst indem der Be- trachter, ähnlich wie in der Ausstellung, sich durch seine Bewegung dem Motiv an- nähert, vollendet er es.

Haltlos fühlt man sich in ei- nem anderen Raum, wo riesi- ge Bildformate von amerika- nischen Malern der 50er-Jah- re ein Energiefeld erzeugen, das den Betrachter hin- und hertaumeln lässt. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitet man, ganz ähnlich wie Monet, an der Idee eines Bildes ohne Mitte und teilweise, wie zum Beispiel bei Sam Francis, an- geregt von ihm. Die Jahre ei- nes Monet-Revivals setzen ein. Doch nicht immer ist der Einfluss des Franzosen so ein-

sichtig wie bei Roy Lichten- steins serieller Übernahme des Motivs der Kathedrale von Rouen im Stil der Pop-Art.

Manchmal wird die Stichhal- tigkeit der Ausstellung durch Bilder verwässert, die nichts mit Monet zu tun haben.

Computer- und Videokunst Gespannt, aber ahnungsvoll steigt man schließlich in das Untergeschoss herab, wo Bezüge der zeitgenössischen Computer- und Videokunst zu Monet gezeigt werden sollen.

Aber außer pixelgesättigten Monitoren, die ihr Bild eben auch aus einzelnen Punkten zusammensetzen wie der Franzose, gibt es dort keine Belege zu sehen. – Vergessen wir also den „digitalen Im- pressionismus“ ganz schnell und zappen thesenfrei durch die Videowelt. Wenn man dann im letzten Raum auf dem Teppich liegt und sich Pipilotti Rists psychedelischer Video-Installation von 1996 hingibt, die mit einer Kamera den Kapriolen einer blubbern- den Badenixe durch den Oze- an folgt, fühlt man sich fast schon wieder ausgesöhnt mit der Ausstellung. Bernd Apke V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 23½½½½7. Juni 2002 AA1609

Fondation Beyerle

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Die Baseler Ausstellung ist

zumindest als Wagnis zu bezeichnen.

Die Ausstellung „Claude Monet (1840–1924) und der digitale Im- pressionismus“ ist bis 4. August in der Fondation Beyeler, Baselstraße 101, CH-4125 Riehen/Basel, zu se- hen. Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 20 Uhr. Ein Katalog ist für 59 Franken erhältlich. Eintrittskarten- Vorverkauf: www.beyeler.com Claude Monet: „Nympheas“,

1916–1919, 200 cm x 180 cm

Claude Monet: „La Cathédrale“, 1893, 107 cm x 74 cmFotos: Fondation Beyerle Feuilleton

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