Eifelhöhen:
Wachstum ohne Betten
Die Eifelhöhen-Klinik AG (EHK), Bonn, schloss das Ge- schäftsjahr 2002 mit einem Konzernüberschuss in Höhe von 1,54 Millionen Euro ab.
Dies sind 300 000 Euro weni- ger als das Gesamtergebnis des Vorjahres (2001: 1,862 Millionen Euro). Ursächlich war vor allem die Entwick- lung der im August 2001 er- worbenen Reha Düsseldorf GmbH, einer Einrichtung, die sich hauptsächlich in der am- bulanten und teilstationären Rehabilitation engagiert hat.
Angepeilt war in Düsseldorf für das Jahr 2002 ein Umsatz von mehr als zwei Millionen Euro. Aufgrund der schlep- penden Bewilligungspraxis für
die Versorgungsverträge und anderer „Sonderentwicklun- gen“ – durch Sonderabschrei- bungen bedingt – musste mit 1,074 Millionen Euro ein höher als prognostizierter Ver- lust hingenommen werden.
Dagegen hatte die vor ein- einhalb Jahren erworbene Aatalklinik Bad Wünnenberg (Nordrhein-Westfalen) einen wesentlichen Anteil am ins- gesamt positiven Ergebnis des Konzerns. Zur positiven Um- satzentwicklung und verbes- serten Ertragslage hat auch die 1996 neu errichtete Kaiser- Karl-Klinik GmbH, Grau- rheindorfer Straße, Bonn, bei- getragen. Diese Fachklinik für rehabilitative Medizin (EHK- Konzernbeteiligung: 100 Pro- zent) mit 124 Betten (Planbet- ten und aufgestellte Betten) erzielte eine weitaus verbes- serte Kapazitätsauslastung. Im Dezember 2002 wurden für das gesamte Jahr 42 088 Pfle-
getage und 1 900 Fälle regi- striert. Dagegen haben sich im Stammhaus des Konzerns in Marmagen/Eifel sowohl die Belegung als auch die Fallzahl gegenüber dem Vorjahr ver- ringert. Die Rehabilitations- klinik, die in vier Indikatio- nen engagiert ist, betreibt zur- zeit 446 Planbetten. Im De- zember 2002 wurden für das gesamte Jahr 105 049 Pflege- tage gezählt (Dezember 2001:
107 911). Die Fallzahl verrin- gerte sich von 4 331 auf 4 187.
Das Krankenhaus Wetter (Ruhr) GmbH, das der Kli- nikkonzern im Jahr 2002 ge- meinsam mit Neue Perga- mon mit 104 Planbetten über- nahm, erzielte im vergangenen Jahr ein ausgeglichenes Ergeb- nis. Mit 1,542 Millionen Euro lag der Konzernjahresüber- schuss bei dem Klinikkonzern niedriger als im Vorjahr (1,862 Millionen Euro). Die Aktio- närsversammlung am 24. Sep- tember in Bonn beschloss, für das Geschäftsjahr 2002 eine Dividende von 0,12 je Stück- aktie auszuschütten, insgesamt 374 400 Euro. Rund 233 000 Euro wurden in die Gewinn- rücklagen eingestellt.
Ursprünglich wurde im jüng- sten Aktionärsbrief für das ge- samte Jahr 2003 ein Konzern- überschuss zwischen einer Mil- lion und 1,5 Millionen Euro prognostiziert. Aus „Vorsichts- gründen“ wurde Ende Sep- tember ein Ergebnis von rund 700 000 Euro für 2003 progno- stiziert. Künftig will sich der Konzern verstärkt im neuen Geschäftsfeld Blut und Plas- maprodukte in enger Koope- ration mit der Deutschen Ge- sellschaft für Humanplasma e.V. engagieren. An verschie- denen Standorten sollen Plas- mapheresezentren betrieben werden, so unter anderem in Wuppertal. Begünstigt durch geänderte gesetzliche und fi- nanzielle Rahmenbedingun- gen infolge der Gesundheits- reform, soll der Service ausge- weitet werden, und Ärzte- häuser und Gesundheitszen- tren sollen nach dem Motto
„Wachstum ohne Betten“ ge- gründet, an ihnen sich beteiligt oder über Management-Ver- träge geleitet werden.
V A R I A
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A3188 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4828. November 2003
tation und der Anschlussre- habilitation spürbar steigen.
Grund: Infolge der Verweil- dauerverkürzung und der Lei- stungsverdichtung im Akut- sektor werden systematisch kostenträchtigere Fälle, ohne dass das Schnittstellenpro- blem und die Finanzierungs- frage gelöst worden wäre, in den Bereich der Rehabilitati- on und der Pflege verlagert.
Deshalb drängen der Bun- desverband Deutscher Privat- krankenanstalten e.V. und die Deutsche Gesellschaft für Me- dizinische Rehabilitation e.V.
auf eine rasche Lösung der Probleme. Das Fallpauscha- lensystem aus dem Akutkran- kenhaussektor analog in den Rehasektor zu übertragen sei nicht sinnvoll, weil hier ande- re Planungsvoraussetzungen und vor allem die finanziellen Grundlagen grundverschieden
sind (monistische versus dua- listische Finanzierung). Auch seien für die Rehabilitations- kliniken weniger die Indikati- on und die Nebendiagnose ausschlaggebend, wie das im Sektor der Akutkrankenhäu- ser der Fall ist, sondern viel- mehr die Schwere des „Fal- les“, der Grad der Rehabilitati- on, Wiedereingliederung und die Möglichkeit zur Teilhabe am beruflichen und gesell- schaftlichen Leben. Auch gebe es im Sektor der Rehabilitati- on noch keinerlei Erfahrun- gen mit pauschalisierten, fall- bezogenen Entgelten – im Gegensatz etwa zu den USA.
Ein Schlaglicht auf die ak- tuelle Situation im Bereich Rehabilitationskliniken, Pfle- geeinrichtungen und Heime werfen die jüngsten Hauptver- sammlungen und Geschäfts- ergebnisse.
Klinikkonzerne
Umsatzeinbrüche bei der Rehabilitation
Guter Schnitt im Bereich Pflege
Wirtschaft
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ie jüngsten Geschäftsbe- richte für das Jahr 2002, die Zwischenberichte für das laufende Jahr und die Be- wertung von Branchenanaly- sten zeigen, dass das Geschäft der börsennotierten Klinik- konzerne im Reha-Geschäft krisenanfällig ist. Dagegen steigen die Umsätze bei den konzerneigenen Pflege- und Senioreneinrichtungen.Die meisten kleineren bör- sennotierten Klinikkonzerne und Betreiber von Einrich- tungen der Alten- und Heim- pflege registrieren im laufen- den Geschäftsjahr 2003 und im abgeschlossenen Jahr 2002 eine gegenläufige Entwick- lung: Während die Akutkran- kenhäuser weiter prosperie- ren und relativ gut ausgelastet sind, die Umsätze im Bereich Pflege und anderer Service- leistungen boomen, sind die Umsätze im Geschäftsseg- ment Rehabilitation in den letzten beiden Jahren wegge- brochen. Dies zeigt, dass das Rehabilitationsgeschäft stark konjunkturabhängig ist, mit der Arbeitsmarktsituation ein- hergeht und vor allem vom Vertragsgeschäft mit den Ren- tenversicherungsträgern be- einflusst wird. Dies bekamen drei Klinikträger, die in dem Segment der Rehabilitation engagiert sind, besonders zu spüren: die Eifelhöhen-Klinik AG, die Maternus-Kliniken AG und die Marseille Klini- ken AG. Bei den jüngsten Hauptversammlungen wie- sen die Vorstände auf die ne- gative Gesundheitspolitik und den Reformstau hin. Infolge des diagnosebezogenen Fall- pauschalensystems, das zum 1. Januar 2004 für stationäre und semistationäre Leistun- gen im Akutkrankenhaus ob- ligatorisch wird, dürfte der Leistungs- und Kostendruck vor allem von Einrichtungen der medizinischen Rehabili-
Maternus: In der Verlustzone
Der Klinikkonzern Maternus- Kliniken AG, Langenhagen bei Hannover, ist in die Ver- lustzone geraten; die Rehabili- tationssparte schreibt zurzeit rote Zahlen. Dagegen floriert das Segment Seniorenwohn- und Pflegeeinrichtungen. Die Kapazitätsauslastung stieg von 92,4 auf 94 Prozent,dagegen ist die Auslastung im Geschäfts- feld Rehabilitation von 80,3 auf 77,3 Prozent zurückgegan- gen. Im ersten Halbjahr 2003 wurde ein anteiliger Jahres- fehlbetrag in Höhe von 1,4 Mil- lionen Euro verbucht. Im Vor- jahr betrug der Jahresüber- schuss des Konzerns noch 0,6 Millionen Euro. Die schwierige finanzielle Lage wird von der Geschäftsleitung auch auf die höheren Forderungsabschrei- bungen gegenüber den Reha- bilitationskliniken aufgrund der anhaltenden Verlustsitua- tion sowie wegen der geringe- ren Beteiligungserträge aus den Seniorenwohn- und Pflege- einrichtungen zurückgeführt.
Maternus AG betreibt derzeit zwei Rehabilitationseinrich- tungen, und zwar in Bad Oeyn- hausen und in Cham, sowie 18 Pflegeheime, die in sieben Bundesländern ihren Standort haben.
Marseille:
Kerngeschäft Altenpflege
Auch die Marseille-Kliniken AG, die mit der EHK AG ko- operiert, erlitt Umsatzeinbu- ßen im Sektor Rehabilitation.
Dagegen expandiert deren Kerngeschäft Altenpflege wei- ter. Mit insgesamt 56 Einrich- tungen und 7 138 Betten, da- von 70 Prozent im Bereich Pflege und 30 Prozent in der Rehabilitation, ist der Kon- zern (Sitz: Hamburg/Berlin) nach der Marktkapitalisierung die Nummer 2 der acht deut- schen börsennotierten statio-
nären Gesundheitsversorger – hinter der Rhön-Klinikum AG, Neustadt an der Saale.
Die Zahl der Pflegeeinrich- tungen hat sich gegenüber dem Geschäftsjahr 2002/2003 um acht Einrichtungen erhöht.
Die Kapazität im der Pflege ist zum 31. März 2003 auf 5 337 Betten gestiegen. Die Zahl der Betten in den 11 konzernei- genen Reha-Kliniken ist von 8 118 auf 1 801 Betten zum Stichtag 31. März 2003 zurück- gegangen. Das Kerngeschäft von Marseille liegt im Gegen- satz zu den Mitkonkurrenten nicht im Akutsektor, sondern in der Pflege und der Reha- bilitation. Die weitere Ent- wicklung bei der medizini- schen Rehabilitation wird vor allem wegen der schlechten Konjunktur pessimistisch be- urteilt. Die Konzernleitung führt die unklare Entwicklung auf den Zusammenhang mit der Gesundheitsreform 2003 zurück. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2002/ 2003 stieg der Umsatz im operativen Geschäft um 8,1 Millionen Euro auf 143 Mil- lionen Euro. Der Umsatzzu- wachs resultiert vor allem aus den Erträgen im Pflegesektor.
Curanum: Pflegedienstleister
Besser steht die Curanum AG, München, da, der größte pri- vate börsennotierte Pflege- dienstleister in Deutschland.
Die Konzernleitung peilt eine nachhaltige Rendite von min- destens acht Prozent je Jahr infolge des gestiegenen Kon- zernergebnisses (vor Abschrei- bungen, Zinsen und Steuern) an. Curanum betreibt 47 Ein- richtungen und/oder ist mit diesen in Managementverträ- gen verbunden. 5 708 Pflege- plätze und 747 Plätze im Be- treuten Wohnen werden be- trieben. Die Firmengruppe bie- tet sowohl die voll stationäre Dauerpflege als auch die voll stationäre Kurzzeitpflege an.
Darüber hinaus verfügt der Konzern über Einrichtungen der ambulanten Pflege in ver-
schiedenen Spezialpflegeein- richtungen. Die Firmengruppe wurde 1981 gegründet. Die der- zeitige Kapazitätsauslastung liegt bei rund 95 Prozent. Für das Geschäftsjahr 2002 wurde eine Dividende in Höhe von 0,18 Euro je Aktie ausge- schüttet. Bei einem Aktien- kurs von rund 1,80 Euro ent- spricht dies einer Dividenden- rendite in Höhe von zehn Pro- zent. Im ersten Halbjahr 2003 stiegen die Umsatzerlöse von 80,6 Millionen auf 81,9 Millio- nen Euro. Zu diesem Um- satzplus trugen die Pflegeein- richtungen und Spezialdienst- leistungen mit 91,5 Prozent bei. Das Vor-Steuer-Ergebnis betrug 3,6 Millionen Euro – nach 3,2 Millionen Euro im Jahr davor.
Euromed:
Schwieriges Geschäft
Einen erheblichen Umsatz- rückgang verzeichnete der 1992 in Fürth gegründete Kli- nikkonzern Euromed AG. Im ersten Halbjahr 2003 ging der Konzernumsatzerlös die- ses kleinsten und jüngsten bör- sennotierten Konzerns um 13,4 Prozent auf 8,724 Millionen Euro zurück. Die im Jahres- abschluss zum 31. Dezember 2002 in Höhe von 200 000 Eu- ro gebildeten Wertberichtigun- gen konnten bis zum 30. Juni
2003 nur mit 57 000 Euro auf- gelöst werden, wie die Kli- nikleitung kürzlich mitteilte.
Der Klinikvorstand führt die schwierige Geschäftslage auch auf die rechtlichen Rahmen- bedingungen zurück. Am 12.
März 2003 hatte der 4. Se- nat des Bundesgerichtshofs ein Urteil zur Erstattungspflicht der privaten Krankenversiche- rung (PKV) gefällt, der sich nachteilig für Euromed AG auswirkte. In einem Rechts- streit, an dem der Klinikkon- zern nicht beteiligt war, ver- weigerte eine private Kran- kenversicherung die Erstat- tung an Patienten, da die be- rechneten pauschalierten Pfle- gesätze als nicht angemessen eingestuft wurden. Es wurde moniert, dass den PKV-Unter- nehmen und deren Versicher- ten nicht zumutbar sei, die Kosten des Klinikaufenthaltes zu überprüfen. Es bestehe ei- ne grundsätzliche Erstattungs- pflicht der Versicherung.
Die Verschuldung von Eu- romed AG verringerte sich um acht Prozent auf 7,858 Millio- nen Euro. Die Eigenkapital- quote verbesserte sich von 30,5 Prozent auf 32,2 Prozent.
Von noch vor drei Jahren zu hörenden Expansionsgelüsten (so in NRW) hat der Konzern inzwischen offenbar Abstand genommen. 1999 ging Euro- med an die Börse, zugleich wurde im November 1999 der Erweiterungsbau der Euro- medClinic begonnen. 2001 wurde der Neubauabschnitt er- öffnet. Dr. rer. pol. Harald Clade V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4828. November 2003 AA3189