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Archiv "Kompetenzzentren: Fachübergreifende Integration" (24.10.2003)

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T H E M E N D E R Z E I T

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A2774 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4324. Oktober 2003

einheimische Sprachen beherrschen. Sie übersetzen, was der Patient zu erzählen hat, und übermitteln ihm anschließend die Diagnose. Es ist eine neue Erfah- rung, an einem Krankenhaus zu arbei- ten, das keine Hektik ausstrahlt, bei dem nicht auf jede Sekunde geachtet wird. Es ist erstaunlich, Patienten zu se- hen, die trotz einer Wartezeit von mehr als einer Stunde zufrieden darauf har- ren, zum Arzt gehen zu dürfen. Oft schallt schon von weitem das Lachen der Schwestern herüber.

Doch die Idylle wird überschattet von der manchmal überwältigenden Hilflosigkeit. Die Säuglingssterblich- keit liegt auch heute noch bei fast zehn Prozent. Kinder, deren Bäuche durch Unterernährung aufgetrieben sind, werden mit Spezialnahrung im Kran- kenhaus versorgt. Manchmal erschei- nen diese Maßnahmen, die häufig vom Westen gesponsert sind, wie ein Tropfen auf den heißen Stein.Trotzdem ist es ein gutes Gefühl, im Kleinen helfen zu kön- nen, Menschen zu erklären, dass sie ein Moskitonetz kaufen sollen, um die dau- ernde Malariaerkrankung zu umgehen.

Es ist schön zu sehen, wie Dutzende Mütter 50 Cent investieren, um ihre Säuglinge gegen Gelbfieber, Diphtherie und Tetanus impfen zu lassen.

Voneinander lernen

Wichtig ist die Kommunikation zwi- schen Ärzten dieser zwei völlig ver- schiedenen Welten. Während die beni- nischen Ärzte zahlreiche Krankheiten auf den ersten Blick erkennen, brau- chen viele deutsche Ärzte aufwendige Aufnahmen. Bei anderen Krankheiten, denen Ärzte in Deutschland bei Früh- symptomen mit Eile begegnen, lassen sich manche Beniner Zeit – oft mit ver- heerenden Folgen. Darüber hinaus ist der Erfahrungsschatz mit chronischen Krankheiten in Benin noch sehr gering.

Doch auch Diabetes mellitus oder chro- nischer Hypertonus nehmen im Zuge der Entwicklung zu. Entsprechend ist es sinnvoll, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Ebenso be- reichernd ist das Kennenlernen völlig fremder Kulturen – damit man Jacob und seine Lebensart vielleicht besser verstehen kann. Tanja Anheier

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nders als aus der früheren Sicht- weise werden Herz- und Gefäß- krankheiten heute als systemi- sche Erkrankungen eingestuft. Die Be- teiligung von mehreren (mindestens zwei) Gefäßregionen (Gefäßmultimor- bidität) ist häufig und kommt bei 30 Prozent (KHK) bis 70 Prozent (AVK) der Betroffenen vor. Der Hauptrisi- kofaktor der Gefäßmultimorbidität ist Diabetes mellitus Typ 2.

Die zunehmende Spezialisierung der Medizin in getrennte Fachbereiche verhindert ein ganzheitliches Manage- ment von gefäßmultimorbiden Patien- ten. Diese benötigen eine fachübergrei- fende Therapie, um einen optimalen Therapieerfolg zu erzielen. Im kli- nischen Alltag gibt es immer noch Mehrfachuntersuchungen und kompli- zierte Behandlungswege. Dies belastet nicht nur den Patienten, sondern auch das Gesundheitssystem. Mehrfache Vorhaltungen von teuren Geräten, ih- re geringe Auslastung und der wach- sende Druck zur Anschaffung moder- nerer Technologien sind auf Dauer nicht finanzierbar. Die Lösungsansätze durch limitierte interdisziplinäre Ko- operationen und Expansionsbestre- bungen einzelner Fachdisziplinen sind nicht ausreichend. Sie führen im klini- schen Alltag eher zur Verstärkung als zum Abbau der interdisziplinären Kon- kurrenz.

Das panvaskuläre Versorgungskon- zept von Patienten mit Gefäßmulti- morbidität beruht auf der fachüber- greifenden Integration der verschiede- nen Fachdisziplinen mit dem Ziel, die medizinische Qualität und Wirtschaft- lichkeit zu verbessern. Um eine inter- nistische, interventionelle und operati- ve Komplettversorgung von Herz- und Gefäßkranken unabhängig von der Lo- kalisation und Schweregrad der Er-

krankung zu erzielen, werden Teams von Spezialisten mit komplementärer Qualifikation gebildet. Die interdiszi- plinäre Zusammensetzung der panvas- kulären Teams orientiert sich an der re- gionalen Bedeutung und Häufigkeit einzelner kardiovaskulärer Krank- heitskonstellationen an der lokal ver- fügbaren Expertise und an der medi- zintechnischen Ausstattung. Das typi- sche panvaskuläre Team besteht aus konventionell und interventionell tä- tigen Kardiologen und Angiologen, Herz- und Gefäßchirurgen und Radio- logen. Die Beteiligung von Diabetolo- gen, Nephrologen und Neurologen ist notwendig, um das medizinische Profil abzurunden.

Die Behandlung von gefäßmulti- morbiden Patienten wird von demjeni- gen Teammitglied initiiert, dessen Fachbereich für das Leitsymptom der Erkrankung am ehesten infrage kommt. Bei Verdacht auf Gefäßmulti- morbidität wird jeweils nach der Schwere der Erkrankung und in Ab- hängigkeit von der geplanten Behand- lung entweder ein komplettes oder ein begrenztes nichtinvasives Gefäß-Or- ganscreening durchgeführt. Nach Dia- gnosestellung werden die relevanten Teammitglieder in die Planung und Ausführung der Behandlung mit einbe- zogen. Durch das fachübergreifende Vorgehen des Behandlungsteams wird das individuell optimale Vorgehen ge- wählt, und die Behandlungsrisiken werden bereits im Vorfeld deutlich verringert. Daneben induziert eine in- terdisziplinär abgestimmte Behand- lungsstrategie wichtige Synergieeffekte durch gemeinschaftliche Nutzung der Ressourcen. Mehrfachdiagnostik und unvollständige Therapien entfallen. Der direkte interdisziplinäre Austausch am Krankenbett sorgt für Transparenz in der Ablauforganisation und fördert die fachübergreifende Standardisierung und Kompetenz.

Die Grundlagen der Panvaskulären Medizin wurden kürzlich im Lehrbuch- format dargelegt, das erste Deutsche Panvaskuläre Kompetenzzentrum wur- de bereits gegründet.

Dr. med. Peter Lanzer Klinik für Kardiologie und Angiologie Herz-Zentrum Coswig

Lerchenfeld, 106869 Coswig

Kompetenzzentren

Fachübergreifende Integration

Erstes deutsches Panvaskuläres

Zentrum gegründet

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