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Archiv "Depressive Patienten zeigen veränderte Stressreaktivität" (16.03.2012)

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A 508 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 11

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16. März 2012 Patientenschutz:

Noch ist unklar, ob Schmerzmittel künf- tig nur noch in klei- nen Mengen frei in Apotheken verkauft werden dürfen.

Foto: Photothek

Auf der Suche nach Biomarkern der Depression konnten molekulare Veränderungen mit hohem Aussagewert im Blut von Patienten identifiziert werden. Nachweisbar wurden die charakteristi- schen Änderungen an Genaktivitäten jedoch erst in Reaktion auf Stress. Bei über 80 Prozent der untersuchten depressiven Patienten war ei- ne veränderte Reaktivität des Glukokortikoid- Rezeptors messbar. Wissenschaftler des Max- Planck-Instituts für Psychiatrie in München for- dern daher, dass zukünftige Medikamente zur Behandlung der Depression bei den beteiligten Molekülen ansetzen sollten.

Das Team um Prof. Dr. med. Florian Hols - boer hatte bei depressiven Patienten spezifi- sche molekulare Veränderungen in Blutzellen identifiziert. Dies war umso erstaunlicher, da die Depression durch eine veränderte Kommunika- tion zwischen Nervenzellen im Gehirn charakte-

risiert ist. Diese Kommunikation jedoch wird auch durch Stresshormone aus dem Blut, wie beispielsweise Kortisol, beeinflusst. Dieses Hormon bindet den Glukokortikoid-Rezeptor (GR) und steuert so die Aktivität der unter- schiedlichsten Gene, um stressbedingte zellu- läre Anpassungen zu bewirken.

Frühere Blutuntersuchungen konnten bei rund 30 Prozent der depressiven Patienten ei- ne gestörte Regulation durch das Stresshor- mon Kortisol nachweisen. Die Empfindlichkeit des Glukokortikoid-Rezeptors, Kortisol zu bin- den, ist verändert. Deshalb suchten die Max- Planck-Forscher nach einer einfachen und sensitiveren Methode zum Nachweis der GR- Funktionalität. Im Rahmen einer Studie wurde bei den Teilnehmern medikamentös das GR- Stresssystem aktiviert. Die resultierenden Gen- aktivitäten in Blutzellen von depressiven Pa-

tienten wurden mit denen von gesunden Kon- trollpersonen verglichen. 24 der 29 depressi- ven Patienten zeigten dabei ein charakteristi- sches Aktivitätsprofil ihrer Gene.

Damit konnte erstmalig nachgewiesen werden, dass bei über 80 Prozent der depres- siven Patienten eine veränderte GR-Funktio- nalität vorliegt. „Zu unserem Erstaunen zeigen die meisten Patienten mit Depression eine veränderte molekulare Reaktion auf die Akti- vierung ihres Glukokortikoid-Rezeptors. Das bestätigt unsere langjährige Annahme, dass es sich bei der Depression in erster Linie um eine Stresserkrankung handelt. Eine medika- mentöse Behandlung sollte daher auch ur- sächlich, zum Beispiel am Glukokortikoid-Re- zeptor selbst, ansetzen“, sagt Dr. med. Elisa- beth Binder, Arbeitsgruppenleiterin am Max-

Planck-Institut. EB

DEPRESSIVE PATIENTEN ZEIGEN VERÄNDERTE STRESSREAKTIVITÄT

Bei der Rezeptpflicht von Schmerz- mitteln bleibt zunächst alles unver- ändert. Der Sachverständigenaus- schuss für Verschreibungspflicht beim Bundesinstitut für Arzneimit- tel und Medizinprodukte hat am 27.

Februar zwei Anträge vertagt. Kon- kret geht es um den Vorschlag, die Packungsgröße bei bestimmten Analgetika im freien Verkauf auf vier maximale Tagesdosen zu be- grenzen. Betroffen wären Acetylsa- licylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen, Phenazon und Propy- phenazon. Die Befürworter argu- mentieren, eine einheitlich kleine Packungsgröße signalisiere den Pa- REZEPTFREIE SCHMERZMITTEL

Entscheidung zur Packungsgröße vertagt

tienten, dass die Präparate nicht un- bedenklich seien.

Die Sachverständigen vertagten außerdem den Antrag, Paracetamol komplett der Verschreibungspflicht zu unterstellen. Wegen seiner leber- schädigenden Wirkung ist die re- zeptfrei erhältliche Menge bereits auf zehn Gramm beschränkt. Aus Sicht der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ist diese

Mengenbegrenzung ausreichend.

„Für problematisch halte ich insbe- sondere Mischpräparate, die Para- cetamol enthalten“, erklärte deren Mitglied Priv.-Doz. Dr. med. Ale- xander Brack. Hier könne es unbe- absichtigt zur Toxizität kommen.

Die vorgeschlagene Beschränkung bei den anderen Nicht-Opioidanal- getika auf vier Tagesdosen hält Brack für zu restriktiv. BH

Das Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung (ZI) fördert in diesem Jahr mit bis zu 250 000 Euro Projekte aus der Versorgungs- forschung. Informationen zur Ab- gabe einer Interessenbekundung so- wie ein Muster für die Formulie- rung einer Projektskizze können auf der Homepage des ZI (www.zi-ber lin/cms/das-zi/forschungsfoerde- rung) abgerufen werden. Einsende- schluss ist der 20. April. Die Pro- jekte sollten sich mit einem der fol- genden Themen befassen:

VERSORGUNGSFORSCHUNG

Zentralinstitut fördert Projekte

Regionale Unterschiede im Versorgungsniveau: Determinanten individueller Unterschiede in der Leistungsinanspruchnahme und Er- klärungsmodelle für überregionale Mitversorgungs- und Zentrumsbil- dung

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A K T U E L L

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