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80 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2012 | www.pta-aktuell.de

PRAXIS TATORT APOTHEKE

E

ine Kundin, etwa 65 Jahre alt und der PTA nicht be- kannt, steht interessiert vor dem neuen Aufsteller, der ein chininhaltiges Arzneimittel zur Behandlung von Wadenkrämpfen bewirbt. „Wissen Sie, ich habe nachts oft mit Krämpfen zu tun und ich möchte einmal etwas anderes versu-

chen als Magnesium. Ist das wohl wirksamer?” Die PTA erkundigt sich, wie oft und seit wann die Patientin unter den Krämpfen leidet und ob sie derzeit Magnesium einnimmt. „Nein, die Brausetabletten, die ich hatte, sind schon seit ein paar Wochen leer und jetzt wollte ich mir eine neue Packung

holen, weil ich seit einigen Tagen wie- der nachts die Beschwerden habe. Ich habe aber auch beim letzten Arztbe- such abgeklärt, dass die Krämpfe kei- ne schwerwiegende Ursache haben.”

Die PTA fragt die Betroffene nach be- stehenden Dauererkrankungen, Ein- nahme sonstiger Medikamente und Unverträglichkeiten. Dabei stellt sich heraus, dass sie seit gestern Erythro- mycintabletten einnimmt. Diese sol- len noch sechs Tage fortgeführt wer- den. Außerdem hat sie leicht erhöh- ten Blutdruck, den sie mit Lisinopril unter Kontrolle hat.

Pharmakologischer Hintergrund Chininsulfat zählt zu den peripheren Muskelrelaxanzien. Es dämpft die Übererregbarkeit der Muskulatur, indem es die Reizübertragung von Nerven auf die Muskulatur – aber auch die Sensibilität der Muskeln für die Stimulation – reduziert. So wirkt Chininsulfat rasch krampflösend, ohne die Muskelfunktion zu beein- trächtigen. Bezüglich seiner Wir- kungsweise ist Chininsulfat eine geeignete Alternative zur Magnesi- umsubstitution, um gegen Waden- krämpfe anzugehen. Chininsulfat hat aber eine Reihe von Kontraindikatio- nen, die im Beratungsgespräch abge- klärt werden sollten. Es darf nicht eingenommen werden, wenn Patien- ten gleichzeitig Arzneimittel anwen- den, die Torsade de pointes hervorru- fen und/oder das QT-Intervall ver- längern. Zusammen mit Erythromy- cin könnte sich das Risiko für diese Nebenwirkung potenziell lebensbe- drohlicher ventrikulärer Herzrhyth-

musstörungen vom Typ Torsade de pointes erhöhen. Die gleichzeitige Gabe von Chinin und Makrolidanti- biotika ist laut Herstellerangaben kontraindiziert. Eine Reihe von Wirk- stoffen zeigen diese Nebenwirkung und einige sind bereits wegen eines zu hohen Risikos vom Markt gerufen worden, zum Beispiel Astemizol, Ter- fenadin oder Clobutinol. Wenn mög- lich sollte eine gleichzeitige Gabe mehrerer Arzneimittel mit diesem Risiko nicht erfolgen. Zu dieser Gruppe von Wirkstoffen gehören zum Beispiel auch Erythromycin, Fluoxetin, Ketoconazol, Terbinafin oder Amiodaron. Eine vollständige Liste der betroffenen Stoffe ist unter www.qtdrugs.org zu finden. Außer- dem sollten Hemmstoffe des CYP- vermittelten Abbaus der QT-verlän- gernden Arzneistoffe nicht gleichzei- tig eingenommen werden.

Zurück zu unserem Fall Wegen der derzeitigen Verordnung von Ery- thromycin rät die PTA von Chinin zur Behandlung der Wadenkrämpfe ab. Sie erklärt, dass es zwischen dem Antibiotikum und dem anderen Me- dikament zu Wechselwirkungen kom- men kann, die gefährliche Herz- rhythmusstörungen auslösen. Sie gibt der Kundin den Rat, zunächst noch einmal mit Magnesium gegen die Krämpfe anzugehen. Wenn die Anti- biotikabehandlung beendet ist, spricht allerdings nichts dagegen, das Arzneimittel mit Chinin einmal aus- zuprobieren.

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Dr. Katja Renner, Apothekerin

Neben Magnesium gilt auch Chinin als erfolgreicher Wirkstoff zur

Prophylaxe oder Therapie nächtlicher Wadenkrämpfe. Doch zusammen mit Erythromycin besteht das Risiko von Herzrhythmusstörungen.

Die PTA ermittelt

Die PTA ermittelt.

© Jayson Punwani / iStockphoto.com

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