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MFA-Ausbildung lässt zu wünschen übrig

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Academic year: 2022

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Bayerisches Är zteblatt 11/2012

Sie sind auf der Suche nach einer kompe- tenten, freundlichen, selbstständig arbei- tenden Medizinischen Fachangestellten (MFA)? Sie suchen eine echte Fachkraft, die zu Ihrem eingespieltem Team passt, die das Herz am rechten Fleck hat, mit Ihrem gepflegten Erscheinungsbild ein Aushän- geschild der Praxis darstellt, selbstver- ständlich das Arbeitstempo Ihrer Praxis souverän bewältigt, dabei routiniert alle Ausnahmeregeln der zehn Euro Praxisge- bühr ebenso beherrscht, wie sie die DMP- Meldebögen zuverlässig und fristgerecht bearbeitet, die Vorgaben des Qualitätsma- nagments umsetzt, die völlig ungestresst für Patienten und Sie als Chef ein allzeit gut gelaunter Ansprechpartner ist?

Fehlanzeige... Der Markt ist wie leergefegt, die- se „Perlen“ werden in den Praxen gehegt und gepflegt, selbstverständlich übertariflich be- zahlt und mit allen erdenklichen steuerrecht- lich vertretbaren Zusatzbelohnungen bei Laune gehalten.

Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich die Anforderungen an das Berufsbild der MFA um ein Vielfaches erhöht, die ehemalige „Arzt- helferin“ ist zu einer perfekten Managerin des Praxisalltages mutiert, die nicht nur un- ter permanentem Zeitdruck Termine an kran- ke, hilfesuchende Menschen vergibt, sondern auch wirtschaftlich gewinnorientierten Zielen gerecht werden muss. Sicher im Umgang mit Routineuntersuchungen wie Blutentnahmen, Messungen von Vitalfunktionen und Labor- untersuchungen, wird auch das Beherrschen von medizinischen Geräten neuester Genera- tion ebenso selbstverständlich vorausgesetzt wie der Umgang mit dem Praxiscomputerpro- gramm, dessen letztes Update gerade mal eben während der Mittagspause zwischendurch auf- gespielt wird.

Im krassen Gegensatz dazu, ja geradezu er- schreckend, stellt sich das Niveau des drei Jahre lang ausgebildeten Nachwuchses dar.

60 Prozent der Prüflinge sind in der Abschluss- prüfung nicht in der Lage einen alltäglichen Fall zur Zufriedenheit des beisitzenden ärztli- chen Prüfers (der selbst eine Kassenarztpraxis führt) vollständig zu bearbeiten. Einfachste Grundlagen, wie etwa eine Blutdruckmessung mit richtigem Ergebnis, die Durchführung ei-

ner Blutentnahme, das Messen des Blutzuckers oder die Interpretation eines Urintests mittels eines Teststreifens werden ebenso wenig be- herrscht wie eine vollständige Dokumentation, die korrekte Abrechnung wird in den meisten Fällen schlicht vergessen.

Das ist nicht mit Prüfungsangst zu begründen, es fehlen schlichtweg die Grundkenntnisse.

Wäre da nicht die Eine, die fast bei jeder Prü- fung aus dem Rahmen fällt – die, die mit be- herztem, souveränem Auftreten die Prüfung aus dem Ärmel schüttelt –, müsste das ganze Ausbildungskonzept in Frage gestellt werden. Es handelt sich dann ausnahmslos um eine Nach- wuchskraft, die von ihrem Ausbilder während der Ausbildungszeit gewissenhaft betreut wurde.

Nachdenklich stimmt jedoch die Befragung der jungen Damen bezüglich der Ausbildung in den Praxen: 90 Prozent (!) der Auszubildenden füh- len sich von ihrem Arbeitgeber unzureichend unterstützt, eine Prüfungsvorbereitung findet nicht statt; die Vorgaben (Module) des Ausbil- dungsvertrages würden im Praxisalltag nicht angesprochen, es erfolgt keine Übung unter Anleitung und nachfolgender Lernerfolgskon- trolle, Berichtshefte würden vom Ausbilder nicht angesehen.

Viele Ärzte, die eine Auszubildende beschäf- tigen, sind der Meinung, das Vermitteln von Lerninhalten und der Grundfertigkeiten sei Aufgabe der Berufsschulen, die sich wieder- um nur verantwortlich sehen, das theoretische Grundgerüst zu vermitteln. Eine Aufgabe, die sich anhand der Anzahl der Fehltage mancher Berufsschülerin als schwierig genug darstellt.

Kaum bei den Ausbildungsbetrieben bekannt ist, dass die Lerninhalte auf der Homepage der BLAEK unter www.blaek.de ( Assistenzberufe

 Ausbildung  Prüfung – Bausteine: - Kom- munikation/Medizin/Verwaltung) ebenso ver- öffentlicht sind wie Übungsaufgaben prakti- sche Prüfung.

Es macht keinen Sinn, über die gesellschafts- politische Fehlentwicklung zu debattieren und auf eine grundlegende Verbesserung durch Schulreformen oder Ähnliches zu warten. Die Anforderungen an die MFA werden in Zukunft nicht geringer werden.

Unbestritten ist jedoch, dass weder Haus- noch Facharztpraxen den Alltagsbetrieb ohne qua- lifiziertes Fachpersonal aufrechterhalten kön- nen, mehr noch, die Daseinsberechtigung der ambulanten Medizin wird in Frage gestellt!

Verlassen wir uns nicht auf Andere, bieten Sie Ausbildungsstellen an, kommunizieren Sie mit den Berufsschulen, stellen Sie sich der Aufgabe!

Es lohnt sich!

MFA-Ausbildung lässt zu wünschen übrig

Dr. Martin Engel, Taubenbergweg 1, niedergelassener Allgemeinarzt, ärztlicher Lehrer in den Fachklassen für MFA, 83666 Waakirchen, E-Mail:

engeldoc@web.de

Foto: BilderBox.com

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