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(1)715 Zur Textkritik des Kudatku Bilik

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715

Zur Textkritik des Kudatku Bilik.

Von

Dr. med. Otto Alberts (Berlin).

Durch die im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissen¬

schaften zu St. Petersburg bewirkte Herausgabe eines Pacsimile

der uigurischen Handschrift des Kudatku Bilik (St. Petersburg 1890)

hat Herr Prof. Dr. W. Radlofi' sich ein grosses Verdienst um die

Sprachwissenschaft erworben. Die von demselben bekannten Ethno¬

logen und Linguisten redigierte und 1891 erschienene kritische

Textausgabe , die mit einer sehr wertvollen Einleitung ausgestattet

ist, führt den Titel: Das Kudatku Bilik des Jusuf Cbass-Hadschib

aus Bälasagun.

Es ist der Zweck dieser Zeilen, nachzuweisen, dass die beiden

letzten Worte „aus Bälasagun« fortfallen müssen, weil sie auf un¬

richtiger Lesung des Originaltextes beruhen.

Da nirgends sonst im Texte die Stadt Bälasagun erwähnt wird,

so handelt es sich lediglich um die Lesung des Originaltextes

S. 3, Zeile 11 bis 13 v. o.

Radloff hat diese Stelle folgendermassen transskribiert*):

,pu hidäpni äm qoSuqny (ajmys) Palazagun mawlutluq

pargys (?) idizi är turur", und folgendermassen übersetzt^):

„Dieses Buch, diese Verse (hat verfasst) ein Mann, der aus

Belassagun gebürtig und der Besitzer ist«.

Vergleicht man die Radloff'sche Transskription mit dem Original¬

text, so ist zunächst zu konstatieren, dass, um die Stelle verständ¬

lich zu machen , Radloff geglaubt hat , die beiden Worte äm und

1) Fol. XCU b, Zeile 6—4 v. u. des transskribierten Textes. St. Peters¬

burg 1891.

2) Fol. nib, Zeile 10—18 v. o. des Facsimile - Textes. St. Peters¬

burg 1890.

Bd. LI. 47

(2)

716 Alberts, Zur Textkritik des Kudatku Bilik.

ajmyä einschieben , bezw. ergänzen zu müssen : geben die Worte

des Originaltextes ohne die Radloff'schen Zusätze , also die Worte :

„pM kidäpni qoiiuqny Palazaifun mawlutluq pargys (?) idizi dr

turur", für sich betrachtet, keinen verständlichen Sinn? Ich glaube

wohl , vorausgesetzt , dass man die beiden zwischen qosuqny und

mawlutluq stehenden, getrennt geschriebenen Worte nicht, wie

R. gethan, als ein Wort und Palazagun, sondern als zwei Worte

und pilä sanaqat liest und vorausgesetzt, dass man in pargys das

pers. perhiz = Diät, Enthaltsamkeit wiedererkennt, in ärturur das

osman. erdirir = lässt gelangen. Das pilä in qosuqny pilä der

streitigen Stelle ist ebenso geschrieben, wie das pilä in aiqarlary-

pilä auf Seite 2, Zeile 10 v. o. ; es liegt kein zwingender Grund

vor, hier pilä, dort pala zu lesen. Da ferner das finale un von

dem finalen t in der uigurischen Schrift nur dann zu unterscheiden

ist, wenn, was hier nicht geschehen, durch einen diakritischen

Punkt über dem finalen n angedeutet ist, dass nicht t, sondern

un zu lesen ist , so liegt ebensowenig ein zwingender Grund vor,

hier un zu lesen und , wie R. will , sagun. Zweifellos ftingt das

Wort mit s an und hat an drittletzter Stelle den Konsonanten

eain oder gain , der vor dem finalen t (welches ich an Stelle des

un lese) dem Worte subskribiert ist. Erwägt man nun , da.ss

zwischen dem Anfangs-« und Schluss-^ sechs Erhebungen des kalem

mit der Lupe zu unterscheiden sind, so zwar, dass erst den beiden

letzten, dem Wortende näheren beiden Erhebungen das eain sub¬

skribiert ist, so muss man sanaqat lesen: auf die 3a je eine, auf

n eine , auf q = eain zwei Erhebungen , zusammen sechs. Noch

mehr springt das in die Augen , wenn man das saqantin = sa-

qatin^) = sacatin Seite 103, Z. 1 v. o. zur Vergleichung heran¬

zieht , auch bezüglich der Stelle des subskribierten eain ; ebenso

die drei verschiedenen Schreibweisen von qanaqat Seite 4, Z. 1 v. o.

und Z. 6 V. 0. und Seite 5, Z. 2 v. o.

Die Porm erdirdi = liess gelangen, findet sich z. B. Seite 16,

Z. 18 V. 0. Dass statt synacat = Kunst sanacat geschrieben ist,

beweist nichts gegen meine Lesung ; man hört z. B. osm. statt

mysqab (Bohrer) matqab , statt myihare (Lederflasche) matara ;

kom. statt insan (Mensch) asan u. a. m., das Wort ist also ge¬

schrieben, wie es gesprochen wurde.

Endlich korrespondiert meine Lesart mit der Einleitung in

Versen Seite 7, Zeile 4 v. o. ff., wo hüner liq er dem sanacat

idizi entspricht, kisiler baäy dem mawlutluq idizi und fezail

oquslar bile araste dem perMz idizi. Es ist also zu übersetzen:

Dieses Buch und diese Verse lässt (zu uns) gelangen d. h.

1) Cfr. S. 8, Z. 18 V. 0. dewiet syfanty statt syfaty ist dialektische euphonische Epenthesis eines n vor t, wie z. B. im cag. tilmanc (Dolmetscher), im koman. alpant = dem ar. elbette, natürlich. Im osm. fyrsant statt fyrsat (Gelegenheit).

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Alberts, Zur Texthritik des Kudatku Bilik. 717

verdanken wir einem künstlerisch hochbegabten,

hochgeborenen und sehr tugendhaften Manne.

Schliesslich will ich es nicht unterlassen, noch hervorzuheben,

dass auch Vämbery (Uigurische Sprachmonumente und das Kudatku

bilik. Innsbruck 1870. S. 45) schon die fragliche Stelle zwar

nicht übersetzt, aber doch, so weit er sie entziifern zu können

glaubte , folgendermassen transskribiert hat : Bu kitabm koSultm

bile saat mewlucUik idisi er turur. Man braucht also

nur sana'at statt saat zu lesen und zwischen mewludlik und

idisi das Wort perhiz einzuschalten, um den unverstümmelten Text

zu erhalten.

47*

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Aufruf.

Nachdem Seine Majestät der Kaiser darch Allerhöchsten

Erlass vom 10. Mai 1897 die Mittel zur Herausgabe eines Wörter¬

buches der ägyptischen Sprache Allergnädigst bewilligt haben,

haben die Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, die

Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, die Königl.

Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig und die Königl.

Akademie der Wissenschaften'zu München eine Kommission

zur Leitung dieser Arbeit eingesetzt, die aus den Unter¬

zeichneten besteht.

Das „Wörterbuch der ägyptischen Sprache" soll den ge¬

samten Sprachschatz umfassen, den die in hieroglyphischer (bez.

hieratischer) Schrift geschriebenen Texte uns bewahrt haben;

die demotischen und koptischen Texte sollen dagegen nur so

weit herangezogen werden, als es die Erklärung hieroglyphisch

geschriebener Worte verlangt.

Die Sammlung des Materiales erfolgt vermittelst des be¬

sonderen bei dem „Thesaurus linguae latinae" ausgebildeten

"Verfahrens, das es erlaubt, flir jedes Wort sämtliche Belegstellen

mit verhältnismässig geringer Mühe zu vereinigen. Bei der

schliesslichen Verarbeitung dieses Materials werden dann natür¬

lich nur die wesentlichsten dieser Belegstellen angeführt. —

Die Dauer der Arbeit bis zum Beginn des Druckes ist auf etwa

elf Jahre berechnet.

Die Durchführung dieses grossen Unternehmens hat aber

zur "Voraussetzung, dass den Bearbeitern die erhaltenen Texte

in möglichster Vollständigkeit und Genauigkeit vorliegen; es

müssen auch solche Inschriften und Papyrus verarbeitet werden

können, die noch unveröffentlicht sind, und es muss freistehen,

die schon veröffentlichten Texte, wo es nötig erscheint, nach¬

zuprüfen.

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