Zu 'Antaras Mu'allaqa Von Uto Melzer
In seinem Aufsatz „Zur Entstehungsgeschichte der alt¬
arabischen Qaside" führt Gustav Richter auf Seite 562 des
92. Bandes der ZDMG den 34. und 35. Vers aus der Mu'allaqa
'Antaras in der Übersetzung Nöldeke's auf:
34. Wenn du (Geliebte) dich vor mir hinter dem
Schleier birgst (so tröste ich mich mit anderen Dingen):
ich verstehe es, den gepanzerten Reiter zu packen.
35. Sage mir zum Lobe, was du weißt; denn ich bin
sanft im Umgange, wenn man mir keine Ungebühr antut.
Richter meint dazu, Nöldeke deute in der eingeklam¬
merten Ergänzung den Wortlaut vielleicht nicht im ursprüng¬
lichen Sinn. Naheliegender erscheine es, „der Dichter wolle
sich nicht einen Trost vorsprechen, sondem das bewußt
gegenübergestellte Lob seiner männlichen Jugend vor der
Geliebten hervorkehren."
Der 34. Vers ist aber doch wohl so zu verstehen:
Wenn du dich auch hinter dem Schleier birgst (nützt
es dir doch nichts, denn) ich verstehe es, den gepanzerten
Reiter zu packen.
Wie sich nämlich der Reiter im Panzer birgt, so die Ge¬
liebte hinter dem Schleier. Beides ist 'Antara gegenüber ver¬
gebens. Nun schließt sich auch der folgende Vers sinngemäß
an. Die Verschleierung ist die Ungebühr, die 'Antara hindern
würde, sanft im Umgang zu sein. Die Gehebte soll daher ihre
Sprödigkeit aufgeben und sich dem Dichter gefällig zeigen,
indem sie ihn zunächst lobt. Und im weitem Verlauf führt
nun der Dichter selbst an, was sie an ihm loben könnte.
An den Folgerungen Richter's ändert das nichts.
Bücherbesprechungen
Faiez J. Aoun, Fawzl Ma'lüf et son oeuvre. Paris 1939.
199 S.
In seinen mannigfachen Bemühungen um die Verbreitung
der Kenntnis von der arabischen Literatur der Gegenwart
hatte sich G. Kampffmeyer auch mehrfach mit der syrisch-
hbanesischen Dichterfamihe al-Ma'lüf beschäftigt (s. beson¬
ders MSGS Bd. XXXI, 1928, Abt. II, S. 154 fT., wo weitere
Literatur angegeben ist, und MSGS XXXIV, 1931, Abt. II,
S. 158 ff.). Einem Mitghed dieser belcannten und geachteten
Familie, dem begabten, kaum dreißigjährig verstorbenen
Fauzi Ma'lüf hat Faiez J. Aoun eine eingehende und ver¬
ständnisvolle Studie gewidmet.
Gleich vielen andern Angehörigen der Intelligenzschicht
Syriens glaubte auch Fauzi sein Heil in der Emigration suchen
zu müssen. Infolge der Enttäuschungen über die seitens der
Alliierten unerfüllt gebliebenen Versprechungen der Unab¬
hängigkeit entschloß sich der junge Dichter im September
1921 seinen Oheimen nach Brasilien zu folgen. Hier blieb er
zunächst als Kaufmann in dem Handelshause seiner Ver¬
wandten in Säo Paulo, bis er später eine Filiale in Rio grün¬
dete, die er zur Blüte brachte. Aber schon im Januar 1930
erlag er einer Operation. Es war ihm nicht vergönnt, in seiner
geliebten libanesischen Heimat zur letzten Ruhe gebettet zu
werden, wohl aber ehrte ihn die Regierung des Libanon durch
eine nach dem Tode verliehene goldene Medaille und durch
eine Statue, die in einem Garten seiner Geburtsstadt Zahle
errichtet wurde.
In Brasilien wurde Fauzi Ma'lüf bald der Mittelpunkt
eines literarischen Zirkels von Arabern und Ibero-Amerika¬
nern. Unter den letzteren hatte der Dichter viele Bewunderer.
S