Anpassungsstrategien der Pflanzen und Tiere an verschiedene
Standortbedingungen
Der Große und Kleine Galgenberg
Mit einer Höhe von 136,4 m ü. NN stellt der Große Galgenberg den höchsten natürlichen Punkt im Stadtgebiet Halles dar. Aber auch der Kleine Galgenberg kann sich mit einer Höhe von 129,6 m ü. NN durchaus sehenlassen.
Besonders bemerkenswert ist die Entstehung der beiden Galgenberge, die sich im nördlichen Randgebiet der Stadt befinden. Sie gehören zur Porphyrhügelkette, die sich zwischen den Stadtteilen Kröllwitz und Trotha erstreckt. Entstanden ist diese durch vulkanische Tätigkeit unter der Erdoberfläche. Dabei kam es nicht zu einem Vulkanausbruch, sondern das Magma verblieb unterirdisch und erstarrte zu Gestein.
Dieses Gestein, das Quarzporphyr oder auch Hallescher Porphyr genannt wird, ist deutlich an seiner roten Farbe zu erkennen. Diese Färbung macht es zu etwas ganz Besonderem, da sie nur in unserer Region typisch ist. Aufgrund dessen, und der besonderen Härte des Quarzporphyrs, erfolgte ab dem 20. Jahrhundert der Abbau des Gesteins, welcher zu den heute gut sichtbaren Zerklüftungen und zur Entstehung der großen Schlucht führte.
Ihren Namen erhielten die Galgenberge infolge der seit dem 14. Jahrhundert durchgeführten Hinrichtungen am Galgen, vollzogen durch das Hochgericht des Amtes Giebichenstein.
Von 1950 an wurden die beiden Galgenberge für die Naherholung genutzt. Dabei sind besonders erwähnenswert die Abschlusskonzerte der Händelfestspiele in der großen Galgenbergschlucht.
Seit 1995 sind der Große und der Kleine Galgenberg als Geschützter Landschaftsbestandteil, mit einer Fläche von 17,4 Hektar, unter Schutz gestellt. Deren besondere natürliche Ausstattung ist sehr vielfältig und reicht von ausgedehnten Felsfluren, Trocken- und Halbtrockenrasen bis hin zu den wärmeliebenden Gebüschgesellschaften. Diese unterschiedlichen Biotope werden zu den geschützten Biotopen nach § 22 NatSchG (Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt) gezählt.
Sie sind Lebensraum, sowohl für bedrohte Pflanzen- und Insektenarten, als auch für Kleinsäuger wie Igel und Feldspitzmaus.
Im Schutzgebiet leben auch nach der Bundesartenschutzverordnung geschützte Tier- und Pflanzenarten, darunter die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda
caerulescens), die Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) und die GemeineGrasnelke (Armeria maritima).
Daraus ergeben sich besondere Verhaltensregeln für den Menschen, wie z. B.:
kein Niedertreten, Ausgraben und Abpflücken von Pflanzen;
kein Hinterlassen von Müll im Gebiet;
kein Stören, Fangen, Verletzen oder Töten von Tieren;
keine nachteilige Veränderung der Lebensbereiche von Tieren und Pflanzen;
kein Verlassen der vorgegebenen Wege im Gebiet.
Mauerpfeffer
G_1 Pflanzliches Leben an Trockenstandorten
Koordinaten: N51°30.385 E11°58.409
Wer denkt, dass an trockenen Standorten direkt am Felsen kein Leben zu finden ist, der irrt. Denn auch hier hat die Natur sich etwas ganz Geniales ausgedacht - so haben Pflanzen an diesen Standorten oft dickfleischige Blätter, in denen sie sehr viel Wasser speichern können. Diese
Überlebensstrategie nennt man Sukkulenz. Ein Beispiel dafür ist der gelbblühende Mauerpfeffer, der zwischen den Steinen und Mauerspalten wächst.
Die Kartäusernelke (auch Steinnelke genannt) nutzt eine andere Strategie, um an trockenen, warmen Standorten zurechtzukommen. Durch niedrigen Wuchs (bis maximal 45 cm) und schmale Blätter, ist sie perfekt an ihre Umgebung angepasst. Diese beiden Merkmale verringern die Verdunstung des Wassers und verhindern so ein Austrocknen. Die Kartäusernelke blüht von Juni bis September, besitzt aufrecht stehende Blüten mit fünf pinkfarbenen
Blütenblättern. Da die Kartäusernelke so selten ist und nur auf warmen, trockenen Standorten vorkommt, ist sie etwas ganz besonders für den Galgenberg. Sie ist ein Grund dafür, dass der Galgenberg ein „Geschützter Landschaftsbestandteil“ (sozusagen ein Mini-Naturschutzgebiet) ist.
Kartäusernelke
Tipp: Hier am höchsten Punkt des Großen Galgenberges, in 136,4 m Höhe, hast du einen tollen Ausblick auf die Schlucht. Wenn du eine kleine Pause auf der Bank einlegst, bist du dem Geheimnis schon verdammt nah.
G_2 Flechten – Leben in
Symbiose!
Koordinaten: N51°30.327 E11°58.276 Flechten sind eine enge Lebensgemeinschaft (Symbiose) aus Pilz und
Alge. Der Pilz liefert der Alge Wasser, sicheren Halt auf der Oberfläche sowie Schutz vor schneller Austrocknung, Hitze und intensivem Licht. Die Alge betreibt Photosynthese und produziert damit Nahrung in Form von Zucker und Stärke für sich und den Pilz.
Flechten wachsen nur sehr langsam, dafür aber auf den ungewöhnlichsten Orten wie auf Felsen, Steinen, Baumrinden und am Boden. Wenn Du Dich genau umschaust, kannst Du sie hier bestimmt entdecken!
Flechten gibt es in verschiedenen Farben
Flechten werden manchmal auch mit Moosen verwechselt, die gehören aber zu den Grünpflanzen
Tipp: Genieße die schöne Aussicht auf Halle. Wenn du dich an der Aussichtsplattform umsiehst, verbirgt vielleicht die Mauer ein kleines Geheimnis. Achtung: nicht an der Treppe stolpern!
Hopfen hat Rankentriebe mit Kletterhaaren
G_3 Achtung Kletterpflanzen!
Koordinaten: N51°30.353 E11°58.298
Wenn Du Dich hier umschaust, entdeckst Du viele verschiedene Pflanzen.
Darunter die Brombeere, den Hopfen und den Efeu. Diese Pflanzen sind alle Kletterpflanzen. Jede der drei Pflanzen nutzt eine andere Strategie, um sich festzuhalten.
Die Brombeere besitzt Stacheln mit denen sie sich an anderen Pflanzen festhalten und so weiter nach oben ranken kann.
Der Hopfen hat schraubenförmig gewundene Triebe mit Kletterhaaren. Wenn Du die langen Triebe des Hopfens berührst, kannst Du diese Kletterhaare spüren. Übrigens wird Hopfen zum Bierbrauen und für Tees verwendet.
Die Stängel des Efeus bilden überall dort, wo sie mit hartem Untergrund oder feuchter Erde in Berührung kommen, feine Wurzeln mit denen sie sich am Untergrund festhalten. Das sind Haftwurzeln.
Brombeere mit Stacheln
Efeu mit Haftwurzeln
Tipp: Siehst Du den kleinen Teich? Dann hast Du Glück, er verschwindet nämlich immer mal wieder.
Wenn das Gewässer (oder die Stelle, wo es sonst zu finden ist) vor Dir liegt, solltest Du ruhig mal etwas genauer nachschauen und dabei die alte Wurzel im Blick behalten.
G_4 Der stille Vulkan
Koordinaten: N51°30.391 E11°58.250
Bekannt ist die Region Halle für ihr rotes Gestein, das heute immer noch in der Ortschaft Löbejün, unweit von Halle, abgebaut wird.
Dieses Gestein wird Quarzporphyr oder auch Hallescher Porphyr genannt und diente vor allem als Baustoff für Häuser und Kirchen sowie als
Kopfsteinpflaster, Schotter und Splitt für Straßen und zum Beispiel auch den Tennisplatz am Galgenberg.
Entstanden ist Quarzporphyr durch Vulkanismus. Wir stehen hier also auf einem Vulkan, allerdings einem kalten Vulkan. Es kam hier nie zu einem klassischen Vulkanausbruch, sondern, das Magma erstarrte schon unter der Erdoberfläche. Dadurch wurde der Boden nach oben gewölbt und der „Große Galgenberg“ (136,4 m hoch) und der „Kleine Galgenberg“ (129,6 m hoch) entstanden.
Die Schluchten sind keine Vulkankrater, sondern ehemalige Steinbrüche, aus der Zeit, als man hier wegen der besonders auffälligen roten Farbe und der besonderen Härte des Quarzporphyrs im 20. Jahrhundert begann, das Gestein abzubauen.
Der Sockel der Pauluskirche in Halle besteht aus Quarzporphyr
Tipp: Mitten auf dem mit Wiese bewachsenen Hang kann man an einigen Stellen den Quarzporphyr gut erkennen. Wenn du oberhalb des Hanges den Wanderweg benutzt, solltest du die Baumgruppen am Rande der Wiese im Auge behalten.
Linde Ulme Vergleich Spitz- und Bergahorn
G_5 Hölzerne Vielfalt – heimische Bäume
Koordinaten: N51° 30.371 E11° 58.337
Etwa 200 Baum- und Straucharten kommen natürlich in Deutschland vor.
Einige davon findest Du hier in der Galgenbergschlucht. Du kannst sie gut an der Form ihrer Blätter erkennen:
Die Linde hat herzförmige Blätter. Bei der Ulme sind die beiden Hälften der Blätter nicht spiegelbildlich zueinander (asymetrisch). Bei der Eiche haben die Blätter stumpfe Buchten am Rand. Die Esche hat aus vielen Blättchen
zusammengesetzte Blätter. Bei der Lärche sind die Blätter als weiche Nadeln ausgebildet.
Die Blätter von Spitzahorn und Bergahorn sind gelappt, unterscheiden sich aber an den Zipfeln am Blattrand. Auch der Feld-Ahorn hat gelappte Blätter, diese sind aber viel kleiner als beim Berg-Ahorn und Spitz-Ahorn.
Eiche Buche Lärche
Tipp: Mit der kleinen Brücke im Rücken bist du schon auf dem richtigen Weg, immer geradeaus
„getrampelt“. Dort, wo es nicht mehr weiter geht, wird es richtig heiß. Halte dich rechts, welcher Stein passt hier nicht ins „moosige“ Bild?
Karte Galgenberg
Bahnsteig Haltestelle Treffpunkt Parkplatz Netto
Treffpunkt
Galgenbergschlucht