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initiativ

september 2003

rundbrief nr. 104

Sonderheft zur

„Erd-Charta“

Editorial

Diese Ausgabe von initiativ ist etwas anders geworden: Sie erscheint als Sonderheft zur „Erd-Charta“. Ausgangspunkt der meisten Texte in diesem Rundbrief ist eine Tagung, die wir bereits im September 2001 in Zusammenarbeit mit dem BUND und dem INES Ethik-Komitee in der Evangeli- schen Akademie Mülheim/Ruhr veranstaltet haben: „Die

Erd-Charta: Entwurf einer Ethik der Nachhaltigkeit“.

Eigentlich wollten wir diese Tagung damals dokumen- tieren. Aber dann haben sich in der Folgezeit einige Beiträge weiterentwickelt und sind zum Teil als Ar- tikel in der österreichischen Zeitschrift „Natur und Kultur“ erschienen. Diese ausführlichen Artikel, die Hintergründe und Zusammenhänge der Erd- Charta darstellen, möchten wir gerne einem grö- ßeren Leserkreis zugänglich machen. Um nicht eine neue Publikation „erfinden“ zu müssen, ha- ben wir diese Form des Sonderheftes gewählt.

Mit ihrem Engagement für die „Erd-Charta“

will die ÖIEW dazu einladen, sich intensiver mit den ethischen Grundlagen des Leitbildes

„nachhaltige Entwicklung“ auseinander zu setzen und dafür Sorge zu tragen, dass dies tägliche Realität für alle Menschen in der Ei- nen Welt wird. Damit sind wir nicht allein.

„Educating for Sustainable Living with the Earth Charter“ – so lautet der Name eines weltweiten Bildungs-Projektes, das das in- ternationale Erd-Charta-Sekretariat in Costa Rica als Partnerschaftsprojekt beim Welt- gipfel für Nachhaltige Entwicklung in Johan- nesburg vereinbart hat. Im Austausch mit den anderen nationalen Koordinierungs- stellen werden wir unsere Möglichkeiten da- bei einbringen und neue Impulse bekommen.

Wir wollen den globalen Dialog, aus dem die Erd-Charta entstanden ist, vertiefen und aus- dehnen.

Hermann Garritzmann Projekt-Koordinator Erd-Charta Unsere größte Herausforderung

in diesem Jahrhundert besteht darin,

ein scheinbar abstraktes Konzept - nachhaltige Entwicklung - zu einer täglichen Realität

für alle Menschen der Welt zu machen.

Kofi Annan

Inhalt:

Was ist und was will die Erd-Charta? 2 Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben:

Von Albert Schweitzer zur Erd-Charta 3 Andreas Lienkamp

Die Ethik und das Leitbild

der Nachhaltigkeit 16

Matthias Seiche

Auf dem Weg zu globalem Recht -

Die Erd-Charta aus juristischer Sicht 20 Klaus Bosselmann

Die 16 Grundsätze der Erd-Charta 30

Impressum 34

(2)

Die „Erd-Charta“ erhebt einen globalen ethischen Anspruch in einer Zeit, in der mit Recht von Orientierungslosigkeit und von einem ethischen Vakuum die Rede ist.

Darum wird ihr mit großer Skepsis be- gegnet werden. Für dieses ethische Vaku- um sehe ich zwei Hauptgründe.

Der eine ist der postmoderne Relativis- mus im Namen individualistischer Frei- heit, der sagt: Jede(r) hat seine eigene Ethik, auf eine gemeinsame Ethik wollen und können wir uns nicht mehr einigen.

Eine solche wäre notwendig ideologisch und enthielte eine Nötigung für anders Denkende.

Der andere Grund ist die Dominanz der Naturwissenschaften in der wissenschaft- lich-technischen Zivilisation. Dazu sagt Hans Jonas: „Die Bewegung des modernen Wissens in Gestalt der Naturwissenschaft hat die Grundlagen fortgespült, von denen Normen abgeleitet werden konnten und hat die bloße Idee von Norm als solcher zer- stört. Nun zittern wir in der Nacktheit des Nihilismus, in der größte Macht sich mit größter Leere paart, größtes Können mit ge- ringstem Wissen wozu.“

Ähnlich sieht es Wolf Lepenies, der un- längst schrieb: „Der Wissenschaft als gan- zer kommen die mores abhanden. Nun haben wir eine Wissenschaft ohne Moral und stehen in der technisch-wissenschaft- lichen Zivilisation, die sich ihrer Gottferne rühmt, ohne ein Wertesystem da.“

In diese Situation kommt nun die Erd- Charta hinein und wird, ich wiederhole mich, großer Skepsis begegnen. Den er- sten Hauptgrund dieser Skepsis hat sie, so meine ich, selbst schon widerlegt: Es ist eine Einigung möglich. Die Erd-Char- ta ist Ergebnis eines weltweiten Konsens- Prozesses. Es gibt bei aller Pluralität der Meinungen und Religionen doch so etwas wie einen Grundkonsens, der vielleicht viel weiter reicht, als man für möglich hält.

Und es ist eine zwanglose Einigung gewe- sen, die ideologischer Nötigung nicht be- durfte. Das deutet darauf hin, dass sich dieser Konsens nicht auf eine wie immer geartete Ideologie beruft. Worauf aber dann? Diese Frage möchte ich an unsere Tagung richten.

Woher nimmt die Erd-Charta ihre Auto- rität, ihren Geltungsanspruch? Allein da-

her, dass sie so etwas wie eine breite Mehrheitsauffassung darstellen könnte?

Dies bemüht den zweiten Grund der Skep- sis. Der ist schwer zu entkräften. Er be- ruht darauf, dass man meint, nur noch naturwissenschaftliches Wissen könne Geltung beanspruchen. Das meint ja Hans Jonas, wenn er sagt, dieses habe die Grund- lagen fortgespült, von denen Normen ab- geleitet werden konnten.

Zu zeigen wäre, dass mit diesem Spülen sozusagen das Kind mit dem Bade ausge- schüttet wurde. Es ist das, wovon oder aus dem Normen überzeugend abgeleitet werden können, nämlich das Leben selbst, das eben nicht nur Chemie ist, wie auf der EXPO im Themenpark verkündet wur- de: Leben ist Chemie. Nein, Leben ist mehr, und das, was es mehr ist, bedarf der Ethik, ja ist vielleicht sogar – recht ver- standen – Ethik.

Dr. Hans-Jürgen Fischbeck hat als damali- ger Referent der Evangelischen Akademie Mülheim an der Ruhr die Tagung zur Erd- Charta im September 2001 mit vorbereitet.

Der vorstehende Text ist seiner Einführung in die Thematik der Tagung entnommen.

Die „Erd-Charta“ ist für mich …

- ein Manifest für neue soziale Bewegungen - ein Leitfaden zur Bewusstseinsbildung

- eine Möglichkeit zur Reflexion des eigenen Verhaltens - Ausdruck der Suche nach einem gemeinsamen Nenner - ein Papier, das mein ganzes Leben beschreibt

- eine gute Möglichkeit, meine Position zu finden - ein schönes Papier ohne Konsequenzen

- eine Art Grundgesetz für die ganze Erde

So haben einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Abschlussrunde eines Workshops zur Erd-Charta in Berlin ihren ersten Eindruck zusammengefasst. Das können wieder- um „Denkanstöße“ sein, sich einmal intensiver mit dem Text zu beschäftigen.

Die „Erd-Charta“ versteht sich als eine inspirierende Vision grundlegender ethischer Prinzipien für eine nachhaltige Ent- wicklung und sie soll ein verbindlicher Vertrag der Völker auf der ganzen Welt werden. Nachdem es in einem weltweiten Dialogprozess gelungen ist, im Konsens einen gemeinsamen Text zu entwerfen, sind heute die Ziele der internationalen Erd-Charta-Initiative:

· Die Verbreitung, Unterzeichnung (Endorsement) und Um- setzung der Erd-Charta durch die Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Regierung zu fördern.

· Mut zu machen und Hilfen zu geben, damit die Erd-Charta in Schulen, Universitäten, Glaubensgemeinschaften und in an- deren Zusammenhängen einge-

setzt wird.

· Die Unterstützung und An- erkennung der Erd-Charta durch die Vereinten Nationen zu erreichen suchen.

Für mich ist die Erd-Charta- Initiative mein Arbeitsplatz, den viele Spenderinnen und Spender durch ihre Zusagen bis Ende 2006 weiter ermöglicht haben. Herzlichen Dank für diese Unterstützung der Initia- tive!

Hermann Garritzmann

Woher nimmt die Erd-Charta ihre Autorität?

Einleitende Fragen von Hans-Jürgen Fischbeck

(3)

„Bitte zeigen Sie Respekt für die Erde – betreten Sie die Weltkarte nur ohne Schu- he!“ So lautete die Aufforderung am Ran- de einer zweidimensionalen, begehbaren Darstellung unseres Planeten – zu sehen im Rahmen der Luftbilder-Schau „Die Erde von oben“ des Fotografen Yann Arthus-Bertrand. Nicht wenige – keines- wegs alle – folgten dem Aufruf zu dieser symbolischen Geste. Die Veranstalter wollten mit ihrer Bitte ganz offenbar auf die „Heiligkeit“, aber auch die Verletz- barkeit unseres Planeten aufmerksam machen, denn schon in biblischen Zeiten galt es als Ausdruck der Ehrfurcht, an heiliger Stätte die Schuhe abzulegen.1 Szenenwechsel. Im September 2001 rich- teten die Evangelische Akademie Mülheim, die Ökumenische Initiative Eine Welt, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sowie das Ethik-Komitee des International Network of Engineers and Scientists for Global Responsibility eine international besetzte Fachtagung aus, bei der die „Erd-Charta“ einem größe- ren Publikum vorgestellt und in die poli- tische Diskussion eingebracht wurde.

Während dieser Veranstaltung lud der Buddhist Paul Köppler unter dem Motto

„Wir geben der Erde unsere Füße“ zu ei- nem meditativen Gang durch den Park

ein, bei dem die Teilnehmerinnen und Teil- nehmer gebeten wurden, schweigend, langsam und mit Bedacht Schritt für Schritt zu tun und dabei besonders be- hutsam zu gehen, die Erde also nicht mit Füßen zu treten, sondern ihr die Hände bzw. die Füße zu reichen (GARRITZMANN 2001). (Siehe auch S. 19 in diesem Heft.) In beiden Szenen geht es um Achtung und Ehrfurcht vor der Erde und vor dem Le- ben auf ihr, dem jetzigen und künftigen, sowie um Sensibilisierung und praktische Einübung in diese Haltungen. Aber, so lässt sich fragen, reichen solche gut ge- meinten pädagogischen Akzente, reicht ein Bewusstseins- und Lebensstilwandel selbst vieler Einzelner aus, um die not- wendige Wende im Umgang mit dem viel- fältig bedrohten menschlichen und nicht- menschlichen Leben herbeizuführen?

Basistugenden

nachhaltiger Entwicklung

Sustainable Development, so die späte- stens seit dem Erdgipfel von Rio de Ja- neiro (1992) international etablierte umweltethische und -politische Zielvor- gabe (LIENKAMP 2000b), bedarf unbe- streitbar nicht nur eines veränderten Bewusstseins, sondern auch geeigneter

Normen, Institutionen, Verfahren und Strukturen, die eine nachhaltige Entwick- lung ermöglichen. Damit aber nicht ge- nug. Es braucht eben auch Subjekte, In- itiativen, Bewegungen und Organisatio- nen, die sie tragen und die nicht nachlas- sen, ihnen – entgegen neoliberalen und umweltvergessenen Trends – zur Durch- setzung zu verhelfen. Dazu wiederum sind nicht nur strategisch-taktische, tech- nisch-instrumentelle, phronetisch-krea- tive und sozial-kommunikative Fähigkei- ten vonnöten, sondern auch entspre- chende Tugenden, also aus Werten gespei- ste und in der Praxis bewährte „feste Grundhaltungen“ (Aristoteles)2, die dem Handeln individueller und kollektiver Ak- teure erst Ausdauer, Kraft, Richtung, Authentizität und damit Glaubwürdig-

Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben

Von Albert Schweitzer zur Erd-Charta

Von Andreas Lienkamp

1 Vgl. Exodus 3,5; Josua 5,15; Apostelge- schichte 7,33.

2 Vgl. dazu WILSU. MIETH 1992, 195f.: „Der Tugend eignet klassisch – bei Aristoteles und Thomas von Aquin – ein operationales Ele- ment. Klassisch gesehen ist Tugend nicht ein- fach ein Gesinnungselement oder eine Ab- sichtserklärung. Es genügt nicht, dass ich sage: ich halte mich [...] an den Sinngehalt

‚Leben’, und ich habe deswegen die Wert- orientierung ‚Achtung vor dem Leben’, wenn diese Einstellung nicht als solche auch vollzogen und damit zur Haltung geworden ist.“

Die im März 2000 veröffentlichte Erd-Charta bietet ein Konzept für eine nachhaltige Entwicklung und will zugleich einen weltweiten Dialog über gemeinsame Werte fördern. Einer der zentralen Werte und

„Tugenden“ in diesem Dokument ist die Achtung bzw. Ehrfurcht vor dem Leben. Damit greift die Erd- Charta unverkennbar auf den Theologen und Philosophen Albert Schweitzer zurück, der den Begriff ge- prägt und eine darauf basierende Ethik universaler Verantwortung entworfen hat. Eine von Schweitzer ausgehende Spurensuche zeigt, dass die Ethik der Achtung bzw. Ehrfurcht vor dem Leben nicht erst in der Erd-Charta, sondern zuvor schon in (umwelt-) ethischen Veröffentlichungen der christlichen Kirchen in Deutschland sowie in der von Vertreterinnen und Vertretern der Weltreligionen 1993 verabschiedeten

„Erklärung zum Weltethos“ rezipiert und modifiziert wurde. Dabei werden interessante Konvergenzen, aber auch Akzentverschiebungen gegenüber dem Werk Schweitzers sichtbar.

Die „Spurensuche“ in diesem Text gliedert sich in folgende Schritte:

- Basistugenden nachhaltiger Entwicklung 3

- Albert Schweitzers Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben 5 - „Ehrfurcht vor dem Leben“ in kirchlichen Dokumenten 10 - Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben in der Erd-Charta 12 - Albert Schweitzer: ein Vorläufer der Erd-Charta 13

(4)

keit sowie – im Falle zu Grunde liegender universalisierbarer Werte – auch Morali- tät verleihen (können).

Dass sich auch Tugenden als moralische ausweisen müssen, dass es demnach auch unmoralische Tugenden gibt, wirkt zwar auf den ersten Blick wie eine Contradictio in adjecto, gilt doch Tugend (im Singular) als Inbegriff des Strebens nach dem sitt- lich Guten. Der Hinweis auf bürgerliche, preußische oder militärische Tugenden (im Plural) mag jedoch als Beleg für die Ideo- logieanfälligkeit des Tugendbegriffs genü- gen. Dass die Tugenden Achtung bzw.

Ehrfurcht vor dem Leben hingegen die Universalisierbarkeitsprüfung bestehen, kann man leicht selbst anhand des Kant’schen Kategorischen Imperativs in seiner formalen Fassung testen: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jeder- zeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

Dialektik von (ökologischer) Individual- und Sozialethik

Wenn in diesem Beitrag Achtung bzw. Ehr- furcht vor dem Leben als Basistugenden nachhaltiger Entwicklung entfaltet wer- den, so wird damit ökologische Ethik kei- nesfalls auf eine Tugendlehre reduziert.

Vielmehr gilt es, die Dialektik von (ökolo- gischer) Individual- und Sozialethik in ih- rer Vernetzung und gegenseitigen Verwie- senheit wahr- und ernst zu nehmen. Grün- de dafür, dass die Tugendethik in den letz- ten Jahren eine Renaissance erlebte, lie- gen in einer „neuen Unübersichtlichkeit“

der Verhältnisse sowie in dem Versuch, deren vielfach überfordernde Komplexi- tät auf ein handhabbares Maß zu verrin- gern. Dies geschieht etwa durch eine Ver- lagerung der Ethik weg von den sozial- strukturellen Problemen (z.B. der Wirt- schaftordnung) hin zu den relativ über- schaubaren Fragen individueller Haltun- gen und persönlicher Lebensstile.

Eine solche Reduktion der Ethik wird je- doch den tatsächlichen Problemkonstel- lationen nicht gerecht. Darum sei aus- drücklich betont, dass nicht „konserva- tiv-resignative Kapitulation vor der Kom- plexität ethischer Urteilsbildung in der Moderne“ (WILSU. MIETH 1992, 182) die nachstehende „tugendethische“ Reflexi- on leitet, sondern die Überzeugung, dass eine ökologische Sozialethik der Nachhal- tigkeit der Ergänzung (nicht der Erset- zung) durch eine Ethik flankierender

basaler Haltungen – wie insbesondere der Achtung bzw. Ehrfurcht vor dem Leben

– bedarf.

Nach einer kurzen Begriffsklärung ver- suche ich darum im folgenden, ausgehend von Albert Schweitzer (1875-1965), der den Terminus der „Ehrfurcht vor dem Leben“ wirkmächtig geprägt und eine ent- sprechende Ethik wohl erstmals entwor- fen hat,3 eine Brücke zu schlagen zu neue- ren Dokumenten der christlichen Kirchen in Deutschland, dem Projekt Weltethos so- wie zu der im März 2000 veröffentlich- ten Erd-Charta – Texte, die zum Teil ex- plizit, zum Teil implizit auf Schweitzers ethische Konzeption zurückgreifen. Mit dieser Spurensuche geht es darum, den keineswegs beliebigen Ursprungskontext der „Ehrfurcht vor dem Leben“ in Erin- nerung zu rufen, der über dem beinahe inflationären Gebrauch des Ausdrucks in Vergessenheit zu geraten droht. Darüber hinaus geht es aber auch um den Ausweis bislang kaum registrierter Konvergenzen, die die Bildung neuer Koalitionen und ein gemeinsames Handeln erleichtern könn- ten.4

Ehrfurcht – zum Begriff

In seiner Studie „Die verlorene Ehr- furcht“ geht Gerhard Marschütz der The- se nach, dass in der Moderne nicht nur das Wort, sondern auch die damit cha- rakterisierte Haltung weitgehend abhan- den gekommen sei. „Man betrachtet die Ehrfurcht weithin als ein altmodisches und verstaubtes Wort, das in unsere mo- derne Zeit nicht hineinpasst und deshalb zu Recht verloren gegangen ist“

(MARSCHÜTZ 1992, 1f.). Dass dem kei- neswegs so ist, will der vorliegende Bei- trag zeigen.

„Ehrfurcht“ verstehe ich hier mit Gerhard Mertens als „eine Grundeinstellung, die es mit dem Achtbaren, Bewundernswür- digen und zugleich Verletzlichen zu tun hat, das es gegebenenfalls vor drohenden Übergriffen zu schützen gilt“ (MERTENS 1998, 529). Ein Blick auf das Wortfeld lässt drei Dimensionen hervortreten: eine sinnlich-ästhetische (Staunen, Bewunde- rung), eine ethische (Achtung, Achtsam- keit, Beachtung, Respekt, Rücksichtnah- me, Bejahung, Anerkennung, Hochach- tung, Wertschätzung) und eine religiös- kontemplative (Scheu, Verehrung, Ehrer- bietung, Pietät, Frömmigkeit, Demut) (ebd., 531ff.). „Furcht“, der zweite Be-

standteil des Kompositums, ist dabei nicht im Sinne von Angst, sondern als Scheu bzw. Zurückhaltung zu verstehen (MARSCHÜTZ 1995, 512). Objekt der Ehr- furcht kann alles sein, was als wertvoll angesehen oder erfahren wird. Sie kann sich auf Gott bzw. das Heilige, die Mit- menschen, die eigene Person sowie die außermenschliche – biotische und abioti- sche – Natur beziehen.

In der Bibel sind es Gott und Jesus Chri- stus, „große“ Menschen, wie Propheten, Priester, Könige, aber auch die Eltern, Großeltern bzw. allgemein alte Menschen, denen gegenüber man sich ehrfürchtig verhalten soll. Über Gott und Mensch hinaus fällt auf, dass auch die Gebote selbst, also die religiös-sittlichen Weisun- gen Gottes, mit Ehrfurcht zu behandeln sind5. Hingegen wird die außermensch- liche Natur zwar als Gottes gute Schöp- fung gepriesen, trotz der Aufforderung zu einem haushälterischen und sorgenden Umgang mit ihr (Genesis 2,15) aber nicht

3 Auch bei Schweitzers katholischem Zeitge- nossen Theodor Steinbüchel (1888-1949) spielt die Ehrfurcht vor dem Leben eine zen- trale Rolle. Vgl. LIENKAMP 2000a, 401, 470, 571f., 604 sowie 655f.

4 Die Nähe zwischen Schweitzer und der Erd- Charta wird auch auf Seiten der „Association internationale pour l’oeuvre du Docteur Al- bert Schweitzer de Lambaréné“ (AISL) so- wie des „Deutschen Hilfsvereins für das Al- bert-Schweitzer-Spital in Lambarene e.V.“

gesehen. Vgl. die Beiträge von Mark, P.: Ehr- furcht vor dem Leben – die Inspiration der Erd-Charta. In: Protokoll – Berichte – News (AISL-Organ, ohne Jahresangabe und Heft- nummer), http:// www. schweitzer. org/

doku/ heft2. pdf, sowie Mertens, P. (2002):

Der Umweltgipfel in Johannesburg und die Ehrfurcht vor dem Leben. In: Albert Schweit- zer Rundbrief Nr. 94, 21-25.

5 Vgl. Das Buch der Sprichwörter 13,13.

Jahwe Gott nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er

ihn bebaue und hüte.

Genesis 2,15

mit der Aufforderung zur Ehrfurcht be- legt. Angesichts dieses Befundes über- rascht es, dass der Theologe und Bibel- wissenschaftler Albert Schweitzer den für sein Werk grundlegenden Imperativ der

„Hingebung an Leben aus Ehrfurcht vor dem Leben“ (SCHWEITZER 1996, 328) auf das nichtmenschliche Leben ausweitete.

Wie kam es dazu?

(5)

„Albert Schweitzer ist vielen Menschen heute noch als jemand bekannt, der seine wissenschaftliche Karriere in Europa auf- gab, um in Afrika ein Spital zu gründen.

Als der gutmütige Urwalddoktor wurde er berühmt – und doch zugleich verharm- lost“. Denn Schweitzer, so Harald Schütz- eichel weiter, habe mit seinem Kranken- haus nicht nur ein Zeichen der Humani- tät setzen wollen. „Sein Anliegen reicht tiefer: Zeit seines Lebens bemühte er sich im Denken und Handeln um die Lösung der grundlegenden Frage, wie der Mensch seiner Verantwortung gegenüber seinem eigenen Leben wie auch gegenüber den vielfältigen anderen Lebensformen auf dieser Erde gerecht werden könne“

(SCHÜTZEICHEL 1994, 7).

Mit dem zweiten Aspekt dieser Frage, der von Ausnahmen abgesehen „völlig außer- halb des Blickfeldes abendländischer Ethik“ lag, betrat Albert Schweitzer Neu- land philosophischen und ethischen Den- kens (MERTENS 1998, 529). „Die Idee der Menschheit ist nur das Mittelgebirge, hin- ter dem sich das Hochgebirge der Idee der Zusammengehörigkeit aller Wesen erhebt“ (SCHWEITZER 1999, 218).

Der 1875 im (damals deutschen) Elsass geborene Schweitzer ist ein vielseitig ge- bildeter Wissenschaftler. Seine Studien in Straßburg, Berlin und Paris schließt er mit Promotionen in Philosophie, evangeli- scher Theologie und Medizin sowie mit einer theologischen Habilitation ab. Ins- besondere das historische Leben Jesu und die Botschaft vom Reich Gottes als einer gegenwartsrelevanten und vom Menschen mitzugestaltenden Größe faszinieren ihn.

Daneben ist er ein bedeutender Kultur- forscher, Bachinterpret und Schriftstel- ler. „Aber was immer Schweitzer in seiner Vielseitigkeit war, sein Leben hat eine al- les zusammenbindende Mitte: Ehrfurcht vor dem Leben“ (GßER 1999, 675).

1913 gründet Schweitzer in Lambaréné in Französisch-Äquatorialafrika, dem heutigen Gabun, ein erstes Spital, 1924 dann an gleicher Stelle – nach zeitweiliger Internierung als „feindlicher Ausländer“

in Frankreich – ein größeres Kranken- haus, in dem er selbst, immer wieder zwi- schen Europa und Afrika pendelnd, über 30 Jahre lang wirkt. „Sein Dienst als Arzt unter den Bewohnern des tropischen Ur- walds in Zentralafrika ist existentielle

Konkretion dieses Postulats einer Huma- nität, die er als konsequente Erweiterung und säkulares Äquivalent des Liebes- gebots Jesu verstanden wissen wollte“

(HILPERT 2000, 337).6

Angesichts des beginnenden Ersten Welt- kriegs sieht Schweitzer seine These vom Niedergang der geistigen und ethischen Kultur bestätigt: „Nunmehr hatte ich es mit der fundamentalen Frage zu tun, wie eine Dauer habende, tiefere und lebendi- gere ethische Kultur aufkommen könne.

Die Genugtuung, das Problem erkannt zu haben, hielt nicht lange an. Monat auf Monat verging, ohne dass ich in seiner Lösung auch nur um einen Schritt voran- gekommen war. Alles, was ich aus der Phi- losophie über Ethik wusste, ließ mich im Stich“ (SCHWEITZER 1994, 50).

Offenbarungserlebnis am Fluss

Auf dem 200 Kilometer langen Flussweg zu einer Patientin hat er dann im Septem- ber 1915 auf dem Ogowe die lebens- prägende Intuition (SCHWEITZER 1994, 51): „Auf einer Sandbank, zur linken, wan- derten vier Nilpferde mit ihren Jungen in derselben Richtung wie wir. Da kam ich, in meiner großen Müdigkeit und Verzagt- heit plötzlich auf das Wort ‚Ehrfurcht vor dem Leben’, das ich, so viel ich weiß, nie gehört und nie gelesen hatte. Alsbald be- griff ich, dass es die Lösung des Problems, mit dem ich mich abquälte, in sich trug.

Es ging mir auf, dass die Ethik, die nur mit unserem Verhältnis zu den anderen Men- schen zu tun hat, unvollständig ist und dar- um nicht die völlige Energie besitzen kann.

Solches vermag nur die Ethik der Ehr- furcht vor dem Leben. Durch sie kom- men wir dazu, nicht nur mit Menschen, sondern mit aller in unserem Bereich be- findlichen Kreatur in Beziehung zu ste- hen und mit ihrem Schicksal beschäftigt zu sein, um zu vermeiden, sie zu schädi- gen, und entschlossen zu sein, ihnen in ih- rer Not beizustehen, soweit wir es ver- mögen. [...] Ich konnte es nicht fassen, dass mir der Weg zur tieferen und stärke- ren Ethik, den ich vergebens gesucht hat- te, wie im Traum offenbar geworden war“.

Der Ethik Schweitzers liegt damit ein spi- rituelles, um nicht zu sagen ein Offenbarungserlebnis zu Grunde, ein Er- griffensein vom „Schauer des Geheimnis- ses“, die mystische Erfahrung der geheim-

nisvollen Verbundenheit alles Lebendigen

– eine Erfahrung, die keineswegs einem elitären Zirkel vorbehalten ist, sondern schon kleinen Kindern bei ihrer ersten Naturbegegnung vermittelt werden kön- ne (SCHWEITZER 1994, 129). Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen, sei schon an dieser Stelle darauf hingewie- sen, dass sich Schweitzer ausdrücklich zu einem „Vertrauen in das vernunftmäßige Denken“ (ebd., 99) bekennt und eine be- tont rationale Ethik entwickelt.

6 Stefan Zweig, ein Freund Schweitzers, er- läutert die tiefere Motivation für dieses Pro- jekt: „Dieser eine Mensch will für seine Per- son jenes ungeheure, unsagbare Unrecht süh- nen, das wir Europäer, wir, die angeblich so kulturelle weiße Rasse, an dem schwarzen Erdteil seit hunderten Jahren begangen ha- ben.“ (ZWEIG 1932, 12).

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben,

das leben will.“

Im selben autobiografischen Text, in dem er die Entstehung seiner Lehre von der Ehrfurcht vor dem Leben nachzeichnet, fällt dann auch der „Zentralsatz seiner Ehrfurchtsethik“ (GßER 1999, 679):

„Die fundamentale Tatsache des Bewusst- seins des Menschen lautet: ‚Ich bin Le- ben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will‘“ (SCHWEITZER 1994, 51).

In diesem Diktum sieht Gerhard Mertens

„die unmittelbare Evidenzerfahrung“, die Schweitzer „der intellektuellen Cartesiani- schen Selbsterfahrung des ‚cogito ergo

Schweitzers Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben

(6)

sum‘ kontrapunktisch entgegenstellt“

(MERTENS 1998, 530). Dem „armseligen, willkürlich“ vom denkenden Ich ausge- henden Ansatz René Descartes (1596- 1650) (SCHWEITZER 1996, 330), seiner dualistischen Unterscheidung von Bewusstsein (res cogitans) und Materie (res extensa) sowie seiner Theorie vom lebendigen Organismus als einer Maschi- ne – Tiere sind für ihn Automaten ohne Empfindung7 – setzt Schweitzer den so- zial und ökologisch immer schon einge- bundenen, denkenden und aktiv (mit-) fühlenden Menschen gegenüber, der an der Geheimnishaftigkeit des Lebens trotz aller naturwissenschaftlichen Durchdrin- gung und Entzauberung ehrfürchtig fest- hält und alles Leben als heilig betrachtet.

„Compassion“ als Wurzel

Biografisch8 wie logisch steht am Beginn dieses ethischen Denkens die „com- passion“, das Mitleid oder besser: das Mit- empfinden. Der ethische Geist, so Schweitzer in seiner Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises, sei „zu der Ein- sicht gelangt, dass das Mitempfinden, in dem die Ethik wurzelt, seine rechte Tiefe und Weite nur hat, wenn es nicht einzig auf Menschen, sondern auf alle lebendi- gen Wesen geht. Neben die bisherige, der letzten Tiefe und Weite und Überzeu- gungskraft ermangelnde Ethik ist die Ehr- furcht vor dem Leben getreten und fin- det Anerkennung“ (SCHWEITZER 1997, 124).9

vernichten, Leben schädigen, entwickel- bares Leben niederhalten. Dies ist das denknotwendige, universelle, absolute Grundprinzip des Ethischen“ (SCHWEIT-

ZER 1994, 52). Kants kategorischer Im- perativ, der in seiner materialen Fassung die unbedingte Achtung vor der Würde des Menschen, vor seiner Selbstzweck- lichkeit einfordert10, wird hier aus seiner anthropozentrischen Enge befreit und auf alles Lebende erweitert: „Ethik ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegen alles, was lebt

“

(SCHWEITZER 1996, 332).

Auch bei Schweitzer handelt es sich dabei (wie bereits angedeutet) keineswegs bloß um eine Intuition – dies scheidet ihn ein- deutig vom Irrationalismus, etwa der ma- terialen Wertethik (GÜNZLER 1990) –, sondern um eine im Erleben und Denken erkannte und anerkannte Pflicht (SCHWEITZER 1994, 40). Günzler charak- terisiert deshalb Schweitzers Ethik, m.E.

sehr treffend, auf der Grundlegungsebene als eine naturbezogene, biophile Vernunftethik und auf der Handlungs- ebene als eine motivationale Haltungs- ethik (GÜNZLER 1996, 87, 119, 144f.).

„Der Unterschied zu allen Irrationalismen liegt darin, dass diese von Anfang an auf emotionale Zugänge zur Wirklichkeit bau- en, während Schweitzer das rationale Denken bis zu seiner Grenze ausloten möchte und erst dann über diese Grenze hinaus in das Erlebnishaft-Arationale vor- stoßen will, um die Beziehung zwischen Ich und Universum ‚lebendiger’ zu erfas- sen, als es die pure Rationalität vermag.

In diesem Sinne versteht er Mystik als Denkmystik, eben ‚die durch den Ratio- nalismus hindurchgegangene Mystik’.“

(GÜNZLER 1996, 104)

Die biblische Begründung für diese Hal- tung liegt für Schweitzer einerseits im Liebesgebot und andererseits in der Selbstidentifikation Jesu mit dem Kleinen und Unscheinbaren, die in der Gerichts- rede zum Ausdruck kommt (Matthäus 25) und die der Neutestamentler – eben- so wie das Gebot der Nächstenliebe – über die Menschheit hinaus auf alle Geschöpfe ausdehnt, ein Schritt, der für ihn einer Revolution gleichkommt (SCHWEITZER

1997, 95, 97, 156). „‚Was ihr getan habt einem dieser Geringsten, das habt ihr mir getan’ – dies Wort Jesu gilt nun für uns alle, was wir auch der geringsten Kreatur tun“ (SCHWEITZER 1994, 135). Nicht zu- fällig ist Schweitzer ein – wie er selbst schreibt – Verehrer des Franz von Assisi (1182-1226), dieses „tiefsten der Heili- gen“. Er habe die „Verbrüderung der Men- schen mit der Kreatur“ als eine himmli- sche Botschaft verkündet (SCHWEITZER 1994, 57).11

7 Vgl. SCHWEITZER 1994, 76 und 155, SCHWEIT-

ZER 1997, 92, sowie HIRSCHBERGER 1980, Bd.

2, 113.

8 Vgl. SCHWEITZER 1994, 44: „Von meiner frü- hesten Jugend an fühlte ich mich genötigt, Mitleid mit den Tieren zu haben.“

9 Schweitzer hatte 1953 rückwirkend für das Jahr 1952 den Friedensnobelpreis erhalten.

Am 4. November 1954 sprach er anlässlich der Preisverleihung in Oslo über „Das Pro- blem des Friedens in der heutigen Welt“.

10 „Handle so, dass du die Menschheit so- wohl in deiner Person als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, nie- mals bloß als Mittel brauchest.“ Vgl. dazu GÜNZLER 1990, 93 und 99f.

11 Vgl. BURGGRAF 2002, 6: „Nicht umsonst wurde Franziskus 1979 von Papst Johannes Paul II. zum Patron des Umweltschutzes er- nannt. Die ältesten Berichte über Franziskus sprechen einmütig davon, dass er sich ‚in Liebe zu allen Geschöpfen hingezogen fühlte’. Die Welt, in der Franziskus lebt, ist durchweht von unendlicher Zärtlichkeit und ‚unerhör-

„Schont den blauen Planeten!“

Eine Arbeit von SchülerInnen des Hüffert-Gymnasiums in Warburg

Ethik ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung

gegen alles, was lebt.

Schweitzers neuartiger erkenntnistheore- tischer Ansatz hat massive Auswirkun- gen auf die Grundlegung seiner Ethik, die er als das „Suchen nach einem in sich be- gründeten Grundprinzip des Sittlichen“

versteht (SCHWEITZER 1996, 117f.), sowie auf die von ihm vorgenommene Neu- bestimmung von Gut und Böse. Kriteri- um dafür ist, ob und inwieweit das jewei- lige Handeln der „Hingebung an Leben aus Ehrfurcht vor dem Leben“ entspricht.

Der denkend gewordene Mensch erlebe die Nötigung, „allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben ent- gegenzubringen, wie dem seinen. Er er- lebt das andere Leben in dem seinen. Als gut gilt ihm, Leben erhalten, Leben för- dern, entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert bringen. Als böse: Leben

(7)

Die „destruktive Schattenseite des Naturgeschehens“

Für Schweitzer ist allerdings offensicht- lich, dass menschliches Leben, ja Leben insgesamt nicht ohne Schädigung ande- ren Lebens möglich ist. Mit Charles Dar- win (1809-1882) sieht er die Natur vor- nehmlich als „Kampffeld konkurrieren- der Lebensansprüche“ (GÜNZLER 1996, 99), sie kenne keine Ehrfurcht vor dem Leben: „Dass wir gezwungen sind, vielfäl- tig Leben zu vernichten, sei es für unsere Erhaltung, sei es, um Tiere, die geboren werden und die wir nicht erhalten kön- nen, abzuschaffen, sei es, um uns vor schädlichen Tieren zu schützen: das ist das furchtbare Gesetz der Entzweiung des Willens zum Leben, dem wir unterworfen sind. Nie dürfen wir uns gedankenlos dar- ein ergeben. Immer ist es uns gleich furchtbar, gleich unheimlich. Aber das eine müssen und können wir tun: die Verant- wortung in jedem einzelnen Fall erwägen, die Notwendigkeit prüfen und dann auf die schonendste Art vorgehen“ (SCHWEIT-

ZER 1994, 134).

Das grausige Schauspiel der Selbst- entzweiung des Willens zum Leben for- dere eine bewusste persönliche Entschei- dung und Stellungnahme im Zeichen von Humanität und Leidüberwindung (GÜNZLER 1996, 114). In der die eigenen Ansprüche zurückstellenden, ja auch sich selbst aufopfernden, rettenden Hinge- bung, d.h. verantwortlichen Fürsorge für das fremde Leben, kann dann sogar das furchtbare Gesetz und damit die „de- struktive Schattenseite des Naturge- schehens“ (ebd., 94), wenn auch nur punktuell, durchbrochen werden. Bei sol- chen Eingriffen stellt sich aber, „gerade angesichts von Jäger-Beute-Systemen, das Problem, wem geholfen werden soll“ (IRR-

GANG/BAMMERLIN 1998, 403), insbeson- dere wenn die Rettung eines Lebewesens den Tod eines oder mehrerer anderer nach sich zieht.

Schweitzer weigert sich jedoch, über das universelle, absolute Grundprinzip des Ethischen hinaus allgemein gültige Nor- men zur Regelung typischer Entschei- dungsfälle im Umgang mit der Natur an- zugeben: „Nur das Grundprinzip des Ethi- schen ist einfach und allgemein gültig. Ihm einfache und allgemein gültige Ausfüh- rungsbestimmungen beizugeben, ist un- möglich. Von Fall zu Fall, aus tiefstem und stets lebendigem Verantwortungsgefühl heraus, hat der Einzelne zu entscheiden,

wie [er] ihm Genüge tun [kann]. Ethik ist das Absoluteste, auf subjektivste und relativste Weise verwirklicht“ (SCHWEIT-

ZER 1999, 247). Die Philosophie wolle sich die Ethik als „ein wohl geordnetes System von wohl durchführbaren Pflichten und Geboten“ vorstellen (SCHWEITZER 1997, 96). Aber keine Philosophie könne hin- sichtlich des entgrenzten Verantwor- tungsbereichs „moralische Anweisungen mit annähernd rational befriedigender Be- gründung formulieren“ (SCHWEITZER

1994, 70). Stattdessen zwinge die Ethik den Einzelnen, in jeder Situation neu sei- ne ganz persönliche Entscheidung zu tref- fen: „Die Entscheide können so oder so ausfallen. Wenn du nur nach Verantwor- tung und Gewissen handelst – und nicht nach Gedankenlosigkeit, bist du im Rech- te“ (ebd., 133).

Vertrauen in das denkende Subjekt

Auch das folgende Zitat wirft die Frage auf, ob Schweitzer damit nicht jede nor- mative Ethik, im Sinne einer Begründung sittlicher Urteile, zurückweist und einem ethischen Subjektivismus und Relativis- mus das Wort redet: „Dem wahrhaft ethi- schen Menschen ist alles Leben heilig, auch das, das uns vom Menschenstandpunkt aus als tiefer stehend vorkommt. Unter- schiede macht er nur von Fall zu Fall und unter dem Zwange der Notwendigkeit, wenn er nämlich in die Lage kommt, ent-

scheiden zu müssen, welches Leben er zur Erhaltung des anderen zu opfern hat. Bei diesem Entscheiden von Fall zu Fall ist er sich bewusst, subjektiv und willkürlich [sic!] zu verfahren und die Verantwortung für das geopferte Leben zu tragen zu ha- ben“ (SCHWEITZER 1931, 173).12

Dennoch weist Schweitzer den Vorwurf des Subjektivismus zurück: „Das freie Denken, das Tiefe hat, verfällt nicht in Subjektivismus.“ (SCHWEITZER 1997, 148).

Dass Schweitzer dennoch so sehr auf das Subjekt setzt, hat vor allem zwei Gründe:

zum einen ein aufklärerisches Vertrauen in das denkende Ich, zum anderen die Sor- ge, die personale Verantwortung könne durch detaillierte Normvorgaben außer Kraft gesetzt werden (GÜNZLER 1996, 82,

12 Vgl. SCHWEITZER 2000, 153: „Hier können wir nicht anders als uns eingestehen, dass solches einer ethischen Absicht entsprunge- ne Handeln ein willkürliches und kurzsichti- ges Eingreifen in das Naturgeschehen bedeu- tet.“ Ganz ähnlich SCHWEITZER 1999, 224.

ter Hingebung und Liebe’ zu allen Dingen.

Er hing ‚mit besonderer und inniger Liebe an allen Geschöpfen. Deshalb ging er über Fel- sen nur mit Ehrfurcht, aus Rücksicht auf den, der Fels genannt wird; von den Wegen las er die Würmer auf, damit sie von den Menschen nicht zertreten würden; und im Winter gab er den Bienen Honig und Wein, damit sie nicht vor Kälte und Hunger umkämen.“

Burggraf zitiert hier Boff, L. (1983): Zärt- lichkeit und Kraft. Franz von Assisi mit den Augen der Armen gesehen. Patmos, Düssel- dorf, 58f.

„Verlobung mit der Natur“:

Der Künstler Edward Allington schlingt einen goldenen Ring um eine Eiche.

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129). Das denkende Ich, das die univer- selle Richtlinie der „Hingebung an Leben aus Ehrfurcht vor dem Leben“ als plausi- bel eingesehen und persönlich angenom- men habe, „bedarf danach keiner unter- geordneten Normen oder Regeln mehr, sondern trifft seine konkreten Entschei- dungen unmittelbar vom Leitprinzip her“

(ebd., 129). Schweitzer baue deshalb „ex- klusiv auf die subjektive Verantwortung des vom Prinzip geleiteten Ichs. Dieses muss entscheiden, wie es seine konkrete Verantwortung unter dem Anspruch des Prinzips zu realisieren hat; normative Sub- systeme können ihm dabei nicht helfen, ja würden die Verantwortung eher ent- schärfen“ (ebd.).

Schweitzer freut sich zwar über die neuen Medikamente gegen die lebensbedrohli- che Schlafkrankheit, die es ihm ermög- lichten, Menschenleben zu retten, wo er zuvor qualvollem Siechtum zusehen musste. „Jedesmal aber, wenn ich unter dem Mikroskop die Erreger der Schlaf- krankheit vor mir habe, kann ich doch nicht anders, als mir Gedanken darüber zu machen, dass ich dieses Leben vernich- ten muss, um anderes zu erretten“

(SCHWEITZER 1931, 173).

Das geringere Übel - auch ein Übel

Die Sensibilität und Ernsthaftigkeit, die er hier unter Beweis stellt, sind sicher au- ßergewöhnlich. Das Schuldgefühl, das schlechte Gewissen jedoch, das Schweit- zer nicht nur selbst empfindet, sondern – m.E. völlig unnötig – auch anderen auf- bürdet, stellt einen nicht unproblemati- schen Aspekt seines Werkes dar. Alles Vernichten und Schädigen von Leben, „un- ter welchen Umständen es auch erfolgen mag“, sei nach der Ethik der veneratio vitae als böse zu qualifizieren. Auch wer sich im Einzelfall der Notwendigkeit von Vernichtung und Schädigung von Leben unterwerfe, lade Schuld auf sich. Darum ist das gute Gewissen für Schweitzer „eine Erfindung des Teufels“ (SCHWEITZER 1996, 339f.).

„Allerdings“, so verdeutlicht Bruno Schüller, „etwas guten Gewissens tun heißt nicht ohne weiteres auch etwas in- nerlich unbeschwert und leichten Herzens tun. [...] Die Stellungnahme zu jedem Übel ist das Bedauern und die darin eingeschlos- sene Bereitschaft, es möglichst zu besei- tigen oder zu verhindern. Aber unter in-

nerem Widerstreben das geringere Übel verursachen, um auf diese einzig mögli- che Weise das schlimmere Übel zu ver- hindern, heißt nicht, ‚mit schlechtem Ge- wissen’ handeln müssen. Man ist in einer solchen Situation nur für die Differenz zwischen dem schlimmeren und weniger schlimmen Übel verantwortlich, nicht aber dafür, dass in jedem Fall mindestens das weniger schlimme Übel geschieht oder bestehen bleibt“ (SCHÜLLER 1980, 212).

Denn, so das aus dem römischen Recht in die Ethik eingegangene Axiom, zum Un- möglichen kann niemand verpflichtet werden (ultra posse nemo obligatur). Sol- len setzt nun einmal Können im Sinne von Freiheit und Fähigkeit voraus. Auch Claus Günzler merkt kritisch an, dass Schuld in ethischer Hinsicht Freiheit und damit Zu- rechenbarkeit voraussetze, „so dass hier eine andere begriffliche Bestimmung des Gemeinten sicherlich überzeugender wäre“ (GÜNZLER 1990, 97).

Dennoch, darin ist Günzler ebenso zuzu- stimmen, gibt das Tun des sittlich Richti- gen, das mit der nicht primär intendier- ten Nebenfolge der Tötung oder Schädi- gung fremden Lebens einhergeht, keinen Anlass zu einer „vorschnellen moralischen Selbstzufriedenheit“ (ebd., 98) – zu einer Verurteilung durch das eigene Gewissen allerdings ebenso wenig: „Man kann im religiösen Sinne Respekt vor Viren haben, aber mit gutem Grund und ohne Schuld- gefühl sich sittlich verpflichtet sehen, diese zu bekämpfen, wenn sie Menschen schä- digen oder gefährden“ (IRRGANG/ BAMMERLIN 1998, 402f.).

In der Alltagspraxis hat auch Schweitzer selbst immer wieder Güterabwägungen vorgenommen. Er hat Tiere getötet bzw.

töten lassen, wie u.a. aus seinem Brief an Jack Eisendraht aus dem Jahre 1951 her- vorgeht: „Eben habe ich einen Moskito getötet, der mich umflog beim Lampen- licht. In Europa würde ich ihn nicht tö- ten, obgleich er mir lästig ist. Aber hier, wo er die gefährlichste Form der Malaria verbreitet, nehme ich mir das Recht, ihn zu töten, obwohl ich es nicht gerne tue.“

13 Zur begrifflichen Unterscheidung der ver- schiedenen umweltethischen Theorien vgl.

STENMARK 2002, 136-139, GORKE 2000, 87ff., sowie HANDELNFÜRDIE ZUKUNFTDER SCHÖP-

FUNG 1998, Ziffern 86ff.

Das gute Gewissen - eine Erfindung des Teufels

wird es 2-3 Monate dauern, bis ihnen die Flügel nachgewachsen sind und sie in der Freiheit existieren können. Ich habe ei- nen Fischer angestellt, der die nötigen Fi- sche zu ihrer Ernährung fängt. Jedesmal tun mir die armen Fische in der Seele weh.

Aber ich habe nur die Wahl, entweder die 4 Pelikane zu töten, die dem Hungertode ausgeliefert wären, oder die Fische. Ob ich Recht tue, mich für dies statt für das andere zu entscheiden, weiß ich nicht.“

(SCHWEITZER 1987, 207)

Widerspruch zwischen

Grundprinzip und Ausnahmen

Genau hier liegt aber ein weiteres Problem der Position Schweitzers, vor dem aller- dings jede starke Biozentrik steht, die auf der Ebene der ethischen Grundlegung von dem gleichen Wert allen Lebens ausgeht13. So sehr Schweitzer in seinen Schriften auf dem gleichen Lebenswillen und -recht al- len Lebens insistiert, so sehr zeigt sich in seinem Handeln die theoretisch nicht wei- ter durchdrungene Position einer abgestuf- ten Eigenwertigkeit allen Lebens, das heißt etwa in Konflikten, in denen Leben gegen Leben steht, dass er menschliches Leben zu Lasten von nichtmenschlichem Leben Nur wo die Not es gebiete, dürfe man schädigen und töten. Dies sei das Wesent- liche. Die „Kasuistik der Fälle“ sei dann etwas für sich. „Man hat mir vier junge arme Pelikane gebracht, denen gefühllose Menschen die Flügel übel beschnitten ha- ben, so dass sie nicht fliegen können. Nun

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schützt. Der Vorwurf, der sich hier erhe- ben lasse, so Günzler, „ist der, dass Schweit- zer das Problem von Grundprinzip und praktischen Ausnahmen im Hinblick auf die Ehrfurchtsethik nicht systematisiert hat“ (GÜNZLER 1990, 96).

Obwohl Schweitzer betont, dass alle Ge- schöpfe eine Bedeutung und einen Wert an sich haben (SCHWEITZER 1997, 93), und obwohl er unterstreicht, dass die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben „den Unter- schied zwischen höherem und niederem, wertvollerem und weniger wertvollem Leben nicht geltend mache“ (SCHWEITZER 1994, 109), differenziert er selbst an an- derer Stelle ausdrücklich zwischen kost- barstem – hier: Mensch – und niederstem Leben – hier: Tuberkelbazillus (ebd., 120f., 134, 136).

Der primäre Grund dafür, dass er „das Unternehmen, allgemein gültige Wert- unterschiede zwischen den Lebewesen zu statuieren“, zurückweist (SCHWEITZER 1994, 109), liegt nach Günzler in der Ein- sicht Schweitzers begründet, „dass es kei- ne begrifflich zwingende Begründung sol- cher Rangordnungen gibt“ (GÜNZLER 1990, 90). Ein weiterer Grund für die ab- lehnende Haltung Schweitzers ist der mögliche Missbrauch entsprechender Rangordnungen, in deren Gefolge die An- sicht aufkomme, dass es wertloses Leben gäbe, dessen Schädigung und Vernichtung nichts auf sich habe. „Unter wertlosem Leben werden dann, je nach den Umstän- den, Arten von Insekten oder primitive Völker verstanden.“ Zu Recht richtet er an diese Position die auch für die aktuelle Biodiversitätsdiskussion relevante Frage:

„Wer von uns weiß, was das andere Leben an sich und in dem Weltganzen für eine Bedeutung hat?“ (SCHWEITZER 1994, 109).

Schweitzers Inkonsequenz ...

Wie viele radikale Gesinnungs- bzw.

Prinzipienethiker ist er also in der Praxis zu unausweichlichen Kompromissen ge- nötigt und auch bereit, ohne dass er dies innerhalb seiner Ethik noch einmal ein- holen würde. Möglicherweise liegt darin auch eine gewisse Inkonsequenz Schweitzers begründet, die etwa dort zum Ausdruck kommt, wo er sich einerseits gegen die „furchtbare Gedankenlosig- keit“, Schnittblumen als Zimmerschmuck aufzustellen, wendet, andererseits aber das Töten von Tieren zu Nahrungs- zwecken legitimiert (SCHWEITZER 1994, 130f.).

Die Moskito- und Pelikan-Beispiele ver- anschaulichen darüber hinaus, dass sich eine starke Biozentrik wohl auf der Gesinnungsebene, nicht aber in den konfliktiven Entscheidungssituationen des Alltags durchhalten lässt. Zu dieser Bewertung gelangt auch Gerhard Marschütz. Da Schweitzer „die Ehrfurcht vor dem Leben, das ohne Rangunterschie- de prinzipiell als unantastbar gilt, als ab- solutes und im jeweiligen Subjekt fundier- tes ethisches Handlungsprinzip bestimmt, sind keine Kriterien für die in der Praxis notwendigen und unvermeidbaren Konfliktentscheidungen angebbar“

(MARSCHÜTZ 1995, 513). Damit deckt sich auch Erich Gräßers Urteil: „Objek- tiv geltende Wertunterschiede lässt die Ehrfurchtsethik nicht gelten. Ihr ist jedes Leben heilig [...]. Unter dem Anspruch dieses Prinzips vermag der einzelne ‚nur subjektive Entscheide ... in den ethischen Konflikten’ zu treffen, die ihm niemand mit objektiven Kriterien abnehmen kann“

(GßER 1999, 679)14.

... und Schweitzers Verdienst

Auch wenn Schweitzer an dem Dilemma leidet, nimmt er in seinem Handeln (bzw.

seinen Anordnungen) auf Grund von – letztlich doch verantwortungsethischen – Güterabwägungen faktisch Wertungen zwischen Leben und Leben vor (Mensch vor Moskito, Pelikan vor Fisch), ohne ih- nen jedoch eine über die Situation und das entscheidende Subjekt hinausgehende Be- deutung zuzumessen. Tut man aber Schweitzer mit dieser Kritik Unrecht?

Zieht man seiner Ethik damit vorschnell einen heilsam verunsichernden Stachel?

Entledigt man sich zu schnell seiner un- bequemen, aber doch weiterführenden Provokationen?

Eine rationale Ethik verpflichtet m.E.

dazu, die rein subjektiven Wertungen ver- nünftig und intersubjektiv nachvollzieh- bar zu begründen, um sie der Willkür der

bzw. des Einzelnen zu entziehen und sie für die Gestaltung von Gesellschaft, Poli- tik und Wirtschaft fruchtbar zu machen.

Schweitzer vertritt im Grunde einen sehr engen, geradezu aseptischen Begriff von Ethik. Er verbannt den Kompromiss und distanziert sich von jeder angewandten, in seinen Augen bloß relativen Ethik, die nichtethische Aspekte wie den der Not- wendigkeit mit Ethik vermische und da-

14 Gräßer bezieht sich auf den Brief Schweitzers an Oskar Kraus vom 7.11.1931:

„Ja, lieber Freund, und wenn ihr mich tot- schlagt, so erkenne ich keine objektiv gelten- den Wertunterschiede im Leben an. Jedes Leben ist heilig! … Wertunterschiede machen wir aus subjektiver Notwendigkeit, aber dar- über hinaus gelten sie nicht. Der Satz, dass alles Leben heilig ist, erlaubt keine Steigerung.

Darin werde ich immer Ketzer bleiben. Es ist eine Principienfrage, aber eine, die tief in das Fundament der Weltanschauung hinab- reicht.“ SCHWEITZER 1987, 119.

„Tor zur Welt“

Das mächtige Tor aus Eichenholz ist im Oktober 1992 anlässlich der

500jährigen Erinnerung an die

„Entdeckung“ Lateinamerikas in Puchheim bei München als ein Mahnmal errichtet worden. Es erlaubt seitdem den „Durchblick“

sowohl über die trennenden Bahn- gleise in den Süden Puchheims wie auch symbolisch in die ausgebeuteten Kontinente im Süden unserer Einen Erde. Die Inschrift darauf lautet:

„Nur ein Wir – nur eine Erde.“

(Siehe Seite 8!)

(10)

mit eine ungeheure Verwirrung und Ver- dunkelung des Begriffs des Ethischen an- richte (SCHWEITZER 1996, 339).

Ethik hätte m.E. jedoch die Aufgabe, bei der Suche nach verantwortbaren Antwor- ten hinsichtlich der Fragen „Was soll ich, was sollen wir tun?“, „Welche Normen sollen wir aufstellen?“, „Welche Institu- tionen und Strukturen sind gerecht und zielführend?“ argumentative Hilfestellun- gen anzubieten. Sie muss vom Gipfel der reinen Ethik in die Niederungen der Klä- rung dilemmatischer Entscheidungs- situationen herabsteigen und auch hier ihre Qualitäten unter Beweis stellen.

Trotz der geäußerten Anfragen und Be- denken gegenüber der Ethik der Ehr- furcht vor dem Leben stimme ich Erich Gräßer uneingeschränkt zu, wenn er Schweitzers entscheidendes Verdienst darin erblickt, die „anthropozentrische Beschränkung der traditionellen Ethik“

aufgebrochen und den Weg zu einer glo- balen Verantwortungsethik frei gemacht zu haben. „Die Theorie, auf der sie grün- det, ist längst gefunden. Sie lautet Ehr- furcht vor dem Leben“ (GßER 1999, 680). Eine Theorie, deren Wirkungs- geschichte bis heute nicht abgebrochen ist.

Im Jahre 1985 legen der Rat der Evange- lischen Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz mit ihrer gemeinsamen Erklärung „Verantwortung wahrnehmen für die Schöpfung“ eine amtliche Verlautbarung vor, in der die Kir- chen – noch ohne den Namen Schweitzers zu nennen – seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben aufgreifen: „Nicht allein menschliches, sondern auch tierisches und

Dies erfordert Rücksicht, Selbstbegren- zung und Selbstkontrolle“ (VERANTWOR-

TUNGWAHRNEHMENFÜRDIE SCHÖPFUNG 1985, Ziffer 34). Dieser Abschnitt wirkt geradezu wie eine Kurzfassung der ethi- schen Position Schweitzers. Allerdings lie- gen nicht weniger als 70 Jahre zwischen seiner Intuition am Ogowe und diesem ökumenischen Text.

„Gott ist ein Freund des Lebens“

Vier Jahre später veröffentlichen die christ- lichen Kirchen in Deutschland mit der ge- meinsamen Erklärung „Gott ist ein Freund des Lebens“ ein weiteres Doku- ment zu den „Herausforderungen und Aufgaben beim Schutz des Lebens“ – so der Untertitel –, das nun erstmals explizit auf Schweitzer Bezug nimmt: „Es gibt Grund für die Erwartung, dass Menschen, die Leben in der Haltung dankbaren Stau- nens wahrnehmen, ihm auch mit mehr Achtung und Scheu begegnen. Der Grund- satz der ‚Ehrfurcht vor dem Leben‘, der vor allem mit dem Namen von Albert Schweitzer in Verbindung gebracht wird, ist nicht notwendig ein Gegensatz zum In- teresse an der Verwertung nicht- menschlichen Lebens, aber sehr wohl ein Korrektiv und ein Gegengewicht“ (GOTT IST EIN FREUNDDES LEBENS 1989, Ziffer III.1).15 Auch Schweitzer hatte sich der Sache nach nicht gegen jegliche „Verwer- tung nichtmenschlichen Lebens“ ausge- sprochen, sondern „nur“ – aber dies mit besonderem Nachdruck – gegen dessen Schädigung ohne Notwendigkeit, eine Be- dingung, deren Vorliegen in jedem Einzel- fall kritisch zu prüfen sei.

In dem gemeinsamen Wirtschafts- und Sozialwort der Kirchen „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ geht es vermutlich erneut auf die evangelische Seite zurück, dass im Abschnitt „Nach- haltigkeit“ ein Bezug zu Schweitzer her-

15 Vgl. auch GOTTISTEIN FREUNDDES LEBENS 1989, Ziffer I.1: „Dem Menschen ist Leben immer vorgegeben. Er findet sich vor als ‚Le- ben inmitten von Leben’ (Albert Schweit- zer). Ohne sein Zutun lebt er in einer Welt, die über unvorstellbar lange Zeiträume Le- ben ermöglicht hat und – sofern die Grund- lagen des Lebens nicht zerstört werden – weiter ermöglichen wird.“

„Wir malen uns Menschen und Erde aus.“

Die Malaktion des Vereins „World in Union“ mit Schülerinnen und Schülern - ein Beispiel für „nachhaltiges Lernen“ und Bewusstseinsbildung.

„Ehrfurcht vor dem Leben“

in kirchlichen Dokumenten

Das Leben ist dem Menschen vorgegeben; es ist seine Aufgabe, dieses Leben zu achten und zu bewahren.

pflanzliches Leben sowie die unbelebte Natur verdienen Wertschätzung, Achtung und Schutz. Die Ehrfurcht vor dem Le- ben setzt voraus, dass Leben ein Wert ist und dass es darum eine sittliche Aufgabe ist, diesen Wert zu erhalten. Das Leben ist dem Menschen vorgegeben; es ist sei- ne Aufgabe, dieses Leben zu achten und zu bewahren. Es obliegt seiner Verantwor- tung, Sorge für seine Umwelt zu tragen.

(11)

gestellt wird: „Die besondere Stellung des Menschen begründet kein Recht zu einem willkürlichen und ausbeuterischen Um- gang mit der nicht-menschlichen Schöp- fung. Vielmehr nimmt sie den Menschen in die Pflicht, als Sachwalter Gottes für die geschöpfliche Welt einzustehen, ihr mit Ehrfurcht zu begegnen und scho- nend, haushälterisch und bewahrend mit ihr umzugehen“ (FÜREINE ZUKUNFTIN SOLIDARITÄT UND GERECHTIGKEIT 1997, Ziffer 123).16

Wie bei Schweitzer wird hier der Begriff der „Ehrfurcht“ auf die gesamte geschöpfliche Welt bezogen. Deutlicher aber als Schweitzer selbst setzt das ge- meinsame Wort den primären Akzent auf die rechtlichen, ökonomischen und sozia- len Verhältnisse, ohne die Verantwortung der Einzelnen auszublenden: „Während früher Gesellschaftsformen nach außen abgegrenzt und aus kleinen Einheiten übersichtlich zusammengesetzt waren, sind moderne Gesellschaften durch das komplexe Zusammenwirken einer Viel- zahl institutioneller Teilordnungen unter- schiedlicher Reichweite gekennzeichnet,

fer Kritik an einer den Menschen und sei- ne Bedürfnisse absolut setzenden Anthro- pozentrik (Ziffer 84) – ebenfalls mit ei- ner neuen Akzentsetzung auf: „Den außermenschlichen Naturwesen und -bereichen kommt eine abgestufte Eigen- wertigkeit zu. Diesem Eigenwert entspre- chen als geforderte menschliche Haltun- gen Ehrfurcht und Sorgfalt im praktischen Umgang. Wo die Natur von ihrer Schöpf- ungsqualität her verstanden wird, kann sie nicht mehr unter das ausschließliche Vor- zeichen ökonomischer Nutzungsinteres- sen gestellt werden“ (Ziffer 90).

logisch verpflichtete soziale Marktwirt- schaft) sowie

·

eine „ökologische Weltordnung“ mit supra- und internationalen Handlungs- und Regelungsstrukturen, Solidarität zwi- schen Industrie- und Entwicklungslän- dern im Bereich der Aufwendungen für den (globalen) Umweltschutz und Mit- verantwortung der multinationalen Un- ternehmen (Ziffer 55).

Nach Günzler hatte Schweitzers „einsei- tiges Vertrauen auf das denkende Ich … ihm den Blick dafür versperrt, dass auch das kollektive Handeln, die Welt der In- stitutionen, moralischer Spielregeln be- darf“ (GÜNZLER 1996, 163). Trotz des Vorrangs, den Schweitzer der Individual- gegenüber der Sozialethik einräumt (ebd., 49, 81), steht die hier vorgenommene Ausweitung m.E. nicht im Widerspruch zu seiner Position, sondern bedeutet eine legitime Fortschreibung einer Haltung, die u.a. in dem Plan zu seiner (nicht reali- sierten) „Kulturphilosophie IV“18 sowie in seinem friedenspolitischen Denken und Handeln deutlichen Niederschlag fand.19

18 Vgl. GÜNZLER 1999, 22: „Zur Kultur- philosophie IV, die den Titel Der Kulturstaat tragen sollte, ist es … nicht gekommen. Hier sollte offenbar das aus Kulturkritik, Ethik und neuer Weltanschauung [dies sind die Themen der ersten drei Bände der Schweitzer’schen

„Kulturphilosophie“; A.L.] erhoffte Gesamt- konzept in das Institutionelle überführt, also das Modell eines Staates entworfen werden, in dem die Ehrfurchtsethik als Richtlinie auch für die Normbildung in Recht, Wirtschaft, Wissenschaft, Sozialwesen und überhaupt al- len gesellschaftlichen Bereichen zugrunde- gelegt wird.“

19 Vgl. u.a. http:// www. nobel. se/ peace/

laureates/ 1952/ schweitzer-lecture. html, sowie SCHWEITZER 1997, 113-128.

16 Vgl. auch FÜREINE ZUKUNFTIN SOLIDARI-

TÄTUND GERECHTIGKEIT 1997, Ziffer 98: „Ach- tung vor dem Leben“.

17 Vgl. HANDELNFÜRDIE ZUKUNFTDER SCHÖP-

FUNG 1998, Ziffer 84: „Dem christlichen Schöpfungsglauben geht es vielmehr um eine Haltung der Ehrfurcht, die die Unversehrt- heit, Schönheit und Sinnhaftigkeit der Schöp- fung inmitten von Leid und Konflikt immer wider neu zu entdecken und zu schützen sucht.“ Hier wären auch der Katechismus der Katholischen (Welt-) Kirche (Ziffer 2415) und der zweite Band des von der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebenen Katho- lischen Erwachsenenkatechismus von 1995, Leben aus dem Glauben (272, 299), zu nen- nen, die im ersten Fall die „Ehrfurcht vor der Unversehrtheit der Schöpfung“ (KKK 2415) und im zweiten Fall unter direkter Bezug- nahme auf Schweitzer die „Ehrfurcht vor dem Leben“ in das Glaubensgut der katholischen Kirche integrieren.

vor allem der rechtlichen, ökonomischen und sozialen Verhältnisse, unter denen Menschen ihr Leben führen“ (ebd., Zif- fer 128).

„Handeln für die Zukunft der Schöpfung“

Auch das Schreiben „Handeln für die Zu- kunft der Schöpfung“ der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, das sich selbst als Fortschreibung und Vertiefung vor allem „der ökologischen Aspekte des gemeinsamen Wortes der Kirchen“ ver- steht (HANDELN FÜR DIE ZUKUNFT DER SCHÖPFUNG 1998, Ziffer 7), rezipiert Schweitzers Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben17, wartet allerdings – trotz schar- welche verschiedene Leistungen hervor- bringen und unterschiedliche Anforde- rungen an die Handelnden stellen. Hier genügt es nicht mehr, allein das Handeln von Personen einer ethischen Beurteilung zu unterziehen. Zu bedenken sind ebenso die Regeln und Bedingungen, unter denen das Handeln der Individuen sich vollzieht und bestimmte Wirkungen zeitigt. Inwie- weit die Würde aller Menschen respek- tiert wird, wie groß die sozialen Ungleich- heiten sind und inwieweit die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt oder ausge- beutet werden, ist nicht nur eine Frage des individuellen guten Willens, sondern

Wo die Natur von ihrer Schöpfungsqualität her ver- standen wird, kann sie nicht

mehr unter das ausschließli- che Vorzeichen ökonomischer

Nutzungsinteressen gestellt werden.

Die Annahme einer abgestuften Eigen- wertigkeit, wie sie hier vertreten wird, hät- te Schweitzer auf der Theorieebene nicht mitvollzogen. Ist die Bezugnahme auf sei- nen Ansatz dennoch legitim, oder entfernt sich das Dokument damit so weit von sei- nem Vordenker, dass es sich eigentlich nicht mehr auf ihn berufen dürfte?

Handlungsoptionen

Bedenkenswert sind die praktischen Orientierungslinien und Lösungs- perspektiven, die das Dokument im Sinne einer Zusammenfassung bisheriger kirch- licher Texte zur ökologischen Frage dar- bietet. Auch hier wird – wie schon im Wirtschafts- und Sozialwort und wieder- um deutlicher als bei Schweitzer – die tugendethische mit der politisch-struktu- rellen Ebene verknüpft und versucht, die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben auf der Mikro-, Meso- und Makroebene in konkrete Handlungsoptionen zu überset- zen. Notwendig seien

·

ein grundlegender Gesinnungswandel hinsichtlich des Mensch-Natur-Verhält- nisses,

·

ein verantwortliches Handeln des bzw.

der Einzelnen (einfacherer Lebensstil, In- tensivierung der Umweltpädagogik, Be- reitschaft zu bürgerschaftlichem und um- weltpolitischem Engagement),

·

ein verantwortliches Handeln der Ge- meinden und Kirchen,

·

eine umfassende „Ökologiepolitik“, die entsprechende Rahmendaten setze (öko-

(12)

Albert Schweitzers Leitsatz der „Ehr- furcht vor dem Leben“ und das dahinter stehende ethische Konzept wurden und werden allerdings nicht nur in kirchlichen und religiösen Dokumenten rezipiert.

Der Rückgriff darauf kann vielmehr für die gegenwärtige Umweltdiskussion ins- gesamt als „paradigmatisch“ angesehen werden (MERTENS 1998, 530). So über- rascht es nicht, dass auch ein „säkularer“

Text wie die Erd-Charta darauf Bezug nimmt.

Die Erd-Charta selbst, die u.a. vom Um- weltprogramm der Vereinten Nationen unterstützt wird (TÖPFER 2001, 3), prä- sentiert sich als eine inspirierende Vision g r u n d l e g e n d e r

ethischer Prinzipi- en für eine nach- haltige Entwick- lung: „Grundle- gend sind die Ach- tung vor der Natur, die allgemeinen Menschenrechte, soziale und wirt- schaftliche Ge- rechtigkeit und eine Kultur des Friedens. Die Grundsätze der Erd-Charta erge- ben zusammen ein Konzept für eine nachhaltige Ent- wicklung und stel- len grundlegende Richtlinien für den Weg dorthin dar“

(DIE ERD-CHARTA 2001, 4).

Der Text versteht sich aber auch als ein

„empowering document“, d.h. er will zei- gen, wie man in einer nachhaltigen Art und Weise zusammen leben kann, und ist be- strebt, einen breiten Dialog über gemein- same Werte zu initiieren (ebd., 5). So will die die Erd-Charta tragende Initiative deren Verbreitung und Umsetzung durch Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Regie- rung fördern, sie will Mut machen und Hilfen geben, damit die Charta in der schu- lischen und außerschulischen Bildung ein- gesetzt wird, und sie will die Unterstüt- zung und Anerkennung durch die Verein- ten Nationen erreichen mit dem Ziel, dass

die Erd-Charta ein verbindlicher Vertrag der Völker auf der ganzen Welt werde.20 In der deutschen Fassung steht das Wort

„Ehrfurcht“ zwei Mal, und zwar an den beiden – herausragenden – Stellen, an de- nen in der englischen Fassung der Aus- druck „reverence“ verwendet wird: Er- stens in der Präambel sowie zweitens in der Schlusspassage „Der Weg, der vor uns liegt“.

In der Präambel heißt es: „Der Geist menschlicher Solidarität und die Einsicht in die Verwandtschaft alles Lebendigen werden gestärkt, wenn wir in Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Seins, in Dank- barkeit für das Ge- schenk des Lebens und in Bescheiden- heit hinsichtlich des Platzes der Men- schen in der Natur leben” (DIE ERD- CHARTA 2001, 8).

Die Erd-Charta schließt mit der A u f f o r d e r u n g :

„Lasst uns unsere Zeit so gestalten, dass man sich an sie erinnern wird als eine Zeit, in der eine neue Ehrfurcht vor dem Leben er- wachte, als eine Zeit, in der nach- haltige Entwick- lung entschlossen auf den Weg ge- bracht wurde, als eine Zeit, in der das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden neuen Auftrieb bekam und als eine Zeit der freudigen Feier des Lebens“ (ebd.).

Erscheint in der Präambel die Haltung der Ehrfurcht als Voraussetzung für ein Er- starken mitmenschlicher Solidarität und ein wachsendes Bewusstsein der Vernet- zung von Natur und Zivilisation (Retini- tät: VOGT 1998), so in der Schlusspassage als eine Antriebskraft für nachhaltige Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden.

20 Vgl. Erd-Charta-Themen 06, März 2003, hrsg. von der Ökumenischen Initiative Eine Welt e.V., 6.

Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben in der Erd-Charta

Infostand der Erd-Charta im „Weidendom“

auf der Internationalen Gartenbau- Ausstellung (IGA) in Rostock 2003

Literatur zum Thema:

Bosselmann, K. (2002): Die Erd-Char- ta: Entwurf einer Ethik der Nachhal- tigkeit. In: Natur und Kultur 3, 57-72.

Burggraf, W. (2002): Schwester Mutter Erde als Lebensraum für alle. Die Erd- Charta aus franziskanischer Perspekti- ve. In: Erd-Charta-Themen 03, 4-6.

Die Erd-Charta (2001), hrsg. von der Ökumenischen Initiative Eine Welt e.V.

und dem Bund für Umwelt und Natur- schutz Deutschland e.V.

Für eine Zukunft in Solidarität und Ge- rechtigkeit (1997):

Wort des Rates der Evangelischen Kir- che in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland. Ein- geleitet und kommentiert von M. Heim- bach-Steins und A. Lienkamp (Hrsg.), unter Mitarbeit von G. Kruip und St.

Lunte. Bernward bei Don Bosco, Mün- chen.

Garritzmann, H. (2001): Wir geben der Erde unsere Füße. In: Erd-Charta-The- men 02, 1.

Gorke, M. (2000): Was spricht für eine holistische Umweltethik? In: Natur und Kultur 1, 86-105.

Gott ist ein Freund des Lebens (1989):

Herausforderungen und Aufgaben beim Schutz des Lebens.

Gemeinsame Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz, hrsg. vom Kirchenamt der Evangeli- schen Kirche in Deutschland und vom Sekretariat der Deutschen Bischofs- konferenz. Paulinus, Trier.

Gräßer, E. (1999): Art. Schweitzer. In:

Theologische Realenzyklopädie, Bd.

XXX. Walter de Gruyter, Berlin, New York.

Grober, U. (2002): Konstruktives braucht Zeit. Über die langsame Ent- deckung der Nachhaltigkeit. In: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 31/32 vom 5.8.2002 (zit. nach http:// www.

das-parlament. de/ 2002/ 31_32/ Bei- lage/ 000.html).

Referenzen

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