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Hans Jürgen Baltes

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Academic year: 2022

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Hans Jürgen Baltes

Soziale Netzwerke als Modell gemeinde-diakonischer Seniorenarbeit WS 1999/2000, Beiträge zur Diakoniewissenschaft N.F. 111, 68 Seiten

Einleitung in die Themenstellung der Arbeit

Die Aufmerksamkeit, die das Thema Altern in unserer Gesellschaft erfährt, leitet sich in der sozialpoliti- schen und öffentlichen Diskussion zunächst vordergründig aus drei Entwicklungen her: dem zuneh- menden Ausmaß der direkten und indirekten Betroffenheit, der Erwartung stark steigender gesell- schaftlicher Kosten und der Erwartung einer zunehmenden Dauer der Altersphase jedes einzelnen.

Aus demographischer Sichtweise betrifft Altern mit seinen spezifischen Problemen und Bedürfnissen derzeitig ca. ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland. Im Zahlenvergleich mit dem Jahr 1950 hat sich der Anteil der über 60-jährigen bis zum Jahr 2030 voraussichtlich fast auf 21 Millionen Menschen verdoppelt und der Anteil der über 80-jährigen auf fast 4 Millionen Menschen vervierfacht. Alter wird auch unter gesellschaftspolitischen Aspekten zu einem drängenden Problem, da ca. ein Drittel des Sozialbudgets und der größte Teil der Gesundheitskosten für ältere Menschen aufgebracht werden muss. Unter kultur- und sozial-geschichtlichem Blickwinkel fällt in modernen Gesellschaften die Verantwortung für alte und hochbetagte Menschen zunehmend nicht mehr dem familiären Netzwerk, sondern immer stärker gesellschaftlichen Institutionen zu.

Diese gravierenden Veränderungen als Herausforderung zu begreifen und bei der sozialen Ausge- staltung unserer Gesellschaft mitzuwirken, wird in Zukunft für die Glaubwürdigkeit von Kirche und Diakonie von entscheidender Bedeutung sein. Gleichzeitig sind beide, Kirche und Diakonie, selbst von diesem gesellschaftlichen Umwandlungsprozeß betroffen. Sinkende Haushaltsmittel in Kirche (weniger steuerzahlende Erwerbstätige, Kirchenaustritte) und Diakonie (Abbau des Sozialstaates, Einschnitte ins Soziale Netz) werfen neue Diskussionen um einen flächendeckenden Erhalt kirchlich-diakonischer Handlungsfelder auf. Hinzu kommt, dass die Überalterung der Gesellschaft die Kirchen (eine ergraute Kirche in einer ergrauten Gesellschaft) im Vergleich zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung überproportional betreffen wird.

Für die gemeinde-diakonische Seniorenarbeit ergeben sich damit verbunden ganz neue Frage- stellungen und Aufgabenfelder. Zum einen werden Altenarbeit und Altenhilfe sowie die vielfältigen Formen von freiwilligem sozialen Engagement an Bedeutung zunehmen. Zum anderen wird die Dis- kussion um die „diakonische Gemeinde“ bzw. deren Beitrag zur sozialen, gesellschaftspolitischen und ökumenischen Gestaltung der Zukunft neu zu bedenken sein. Die Arbeit verfolgt in diesem Kontext drei miteinander korrespondierende Fragestellungen:

Aufbau und Fragestellungen der Arbeit

1. Welche sozial-diakonischen Herausforderungen ergeben sich aufgrund der demographischen und gesellschaftspolitischen Veränderungsprozesse in unserer Gesellschaft?

2. Welche Bedeutung wird den beiden Dimensionen Solidarität und Spiritualität innerhalb von verbandli- cher Diakonie und verfasster Kirche beigemessen?

3. Wie können Kirche und Diakonie auf die gesellschaftspolitischen Herausforderungen im Bereich der gemeinde-diakonischen Seniorenarbeit reagieren bzw. aktiv werden?

Hauptteil 1 betrachtet zunächst die demographischen Entwicklungen, die Tendenzen in der Sozial- struktur des Alterns und die daraus resultierenden Aufgaben und Zielsetzungen von Altenpolitik näher, und setzt sich dann mit dem Wertewandel in modernen Gesellschaften und der Entwicklung und den Motiven bürgerschaftlichen bzw. freiwilligen sozialen Engagements auseinander.

Hauptteil 2 sucht auf dem Hintergrund der Diskussion um die Gemeinde-diakonie nach Möglichkeiten, Solidarität durch Strukturen erfahrbar zu machen, und fragt nach Möglichkeiten, in denen sich christliche Spiritualität unter den Rahmenbedingungen von heutiger Diakonie und Kirche entfalten kann.

Hauptteil 3 will anhand einer qualitativen Befragung einen möglichst praxisnahen Einblick in die gegenwärtige Situation gemeinde-diakonischer Seniorenarbeit aufzeigen, und Beispiele für bürger- schaftliches bzw. freiwilliges-soziales Engagement (Freiwillige Solidaritätsnetze, Seniorenbüros, Frei- willigen- Zentren) vorstellen, die im Kontext von Gemeindediakonie innovative Ansätze von Senio- renarbeit darstellen.

Resümee der Arbeit

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß im Hinblick auf eine konzeptionelle wie finanzielle Be- teiligung an sozialen Netzwerk-Modellen (wie z.B. Seniorenbüros) das Klima in Kirche und Diakonie eher

Diplomarbeit am Diakoniewissenschaftlichen Institut

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als abwartend bis verhaltend bezeichnet werden kann. Gerade aber die neuen Formen und Modelle freiwilligen-sozialen Engagements könnten eine zukunftsweisende Chance für die gemeinde- diakonische Seniorenarbeit sein, Solidarität und Spiritualität als wechselseitige Verbundenheit von Menschen wahrzunehmen.

Referenzen

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