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Glättli, E. (2000). Forschungszusammenarbeit mit Osteuropa – Ziele, Erfahrungen, Aussichten. In Forum für Wissen: Vol. 2000. Naturwerte in Ost und West. Forschen für eine nachhaltige Entwicklung vom Alpenbogen bis zum Ural (pp. 31-35). Eidgenössische For

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Academic year: 2022

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Forschungszusammenarbeit mit Osteuropa – Ziele, Erfahrungen, Aussichten

Evelyne Glät t li

Schw eizerischer Nat ionalf onds zur Förderung der w issenschaf t lichen Forschung, Wildhainw eg 20, CH-3001 Bern, Schw eiz

E-mail: eglaet t li@snf .ch

Nach der ersten Euphorie über die Öffnung erleben osteuropäische Forscherin- nen und Forscher eine harte Realität: die Löhne sind unzulänglich, die For- schungseinrichtungen veraltet; es fehlen Mittel für neue A pparaturen und für Reisen ins A usland. U m das gefährdete Wissen zu erhalten, fördert das Osteuro- paprogramm des Schweizerischen Nationalfonds seit Beginn der Neunzigerjahre die Zusammenarbeit mit den Staaten Osteuropas und der GU S. D ie osteuropäi- sche Forschung hat trotz – oder gerade wegen – ihrer A bschottung zu Zeiten des Kommunismus teilweise spezifische Forschungskapazitäten und einmaliges Know- how hervorgebracht. D iese Errungenschaften sollten sowohl im Interesse der wirtschaftlichen Zukunft dieser Länder als auch der internationalen – und damit auch der schweizerischen – Wissenschaft unbedingt erhalten bleiben. D ie schwei- zerische Forschungszusammenarbeit kann hier einen wertvollen Beitrag leisten.

wie neu auf Institutspartnerschaften statt. So wurden 131 Forschungspro- jekte und 64 Institutspartnerschaften in Mittel- und Südosteuropa sowie in R ussland und der U kraine finanziert.

A usserdem konnten über zweihundert osteuropäische Forscherinnen und For- scher an Konferenzen in der Schweiz teilnehmen. Schliesslich wurde auch eine intensivere Z usammenarbeit mit den Förderorganisationen in O steuro- pa in die Wege geleitet. E nde 1999 lancierte der SNF eine neue Phase des wissenschaftlichen Kooperationspro- grammes mit O steuropa. E s nennt sich SCO PE S 2000–2003 (Scientific co-ope- ration between E astern E urope and Switz erland), ist mit einem Budget von 14 Millionen Schweizer Franken aus- gestattet und umfasst folgende Part- nerländer: A lbanien, A rmenien, A ser- baidschan, Belarus, Bosnien-H erzego- wina, Bulgarien, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Mazedonien, Moldawien, R umänien, R ussland, Tadschikistan, Turkmenistan, U kraine, U sbekistan.

1.2 Zielsetzung

D as Forschungsprogramm SCO PE S bezweckt, den Transformationsprozess in Osteuropa Richtung Demokratie und sozialer Marktwirtschaft durch koope- rative Forschungsaktivitäten zu unter-

stützen. D ie spezifischen Z iele von SCO PE S sind:

– Stärkung von exzellenten For- schungsgruppen durch Verbesse- rung ihrer A rbeitsbedingungen im R ahmen von spezifischen For- schungsprojekten (Stärkung von Kapazitäten);

– Stärkung von Forschungs- und Bil- dungsinstitutionen durch Bereitstel- lung von Know-how und Infrastruk- tur (Stärkung von Institutionen);

– Förderung der Integration von For- schungsgruppen und -einrichtungen in internationale Netzwerkaktivitä- ten;

– Stärkung von Förderorganisationen, welche ihre finanziellen Mittel auf Basis von Wettbewerb und Peer- R eview vergeben.

1.3 Förderinstrumente

D as Programm SCO PE S umfasst vier Förderaktivitäten:

1.3.1 Konferenzbeiträge (Conference Grants)

Konferenzbeiträge ermöglichen die Teilnahme von Forschenden aus den Partnerländern an internationalen wis- senschaftlichen Konferenzen, welche in der Schweiz stattfinden. Für diesen Z weck erhalten die schweizerischen Konferenzorganisatoren einen finan- ziellen Beitrag für die R eise- und A uf- enthaltskosten der Teilnehmer aus den oben erwähnten Partnerländern.

1.3.2 Gemeinsame Forschungs- projekte (Joint Research Projects, JRP)

G emeinsame Forschungsprojekte er- möglichen Forschenden aus den Part- nerländern, gemeinsam mit Wissen- schaftern aus der Schweiz innovative Forschung zu einer spezifischen Frage-

1 Ziele

1.1 Einleitung

D er Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist seit 1990 vom E idgenössi- schen Departement für A uswärtige A n- gelegenheiten (E D A ) mit der D urch- führung eines wissenschaftlichen Ko- operationsprogramms mit O steuropa betraut. D iese Initiative ist Teil der umfassenden Bemühungen der Schweiz, die wirtschaftlichen, wissen- schaftlichen und kulturellen Beziehun- gen mit diesen Ländern zu stärken.

Z wischen 1990 und 1998 sind insgesamt rund 19,6 Millionen Schweizer Fran- ken vom E D A (17,6 Mio.) sowie vom Nationalfonds (2 Mio.) in dieses Pro- gramm investiert worden. Im Verlaufe des Programmes wurden mehr Länder einbezogen und die einzelnen A ktivi- täten mit mehr Mitteln versehen.

In der Programmphase 1990–1992 wurden rund 400 A ktivitäten (Klein- forschungsprojekte, Kurzaufenthalte, Konferenzbeiträge) in Polen, U ngarn und der damaligen Tschechoslowakei finanziert. In der Phase 1993–1995 wur- de etwa die gleiche A nzahl A ktivitäten unterstützt, aber nun in sämtlichen Län- dern Mittel- und O steuropas sowie der G U S. In der Phase 1996–1998 fand eine Konzentration auf weniger, aber finan- ziell grössere Forschungsprojekte so-

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stellung durchzuführen, wobei alle G ebiete der G rundlagenforschung in Frage kommen. Mindestens eine For- schungsgruppe aus O steuropa und eine aus der Schweiz müssen sich an einem Projekt beteiligen. D ie Forschungsar- beiten werden an den jeweiligen Insti- tuten durchgeführt; es sind jedoch ge- genseitige Besuche sowie Kurzaufent- halte von Forschenden aus O steuropa in der Schweiz möglich. Pro Forschungs- projekt steht maximal ein Betrag von 60’000 Schweizer Franken zur Verfü- gung. 80% davon sind für die O stpart- ner bestimmt. Finanziert werden Le- bensunterhaltsbeiträge (= individual grants), R eise- und A ufenthaltskosten, Verbrauchsmaterial, A pparate, allge- meine U nkosten (= overhead) sowie Koordinationskosten.

1.3.3 Institutspartnerschaften (Institutional Partnerships, IP) Institutspartnerschaften sollen zur Weiterentwicklung und Modernisie- rung von institutionellen A spekten in Forschung und Lehre beitragen. D urch Verbesserung der R ahmenbedingun- gen sollen die A ttraktivität und die in- ternationale Wettbewerbsfähigkeit von osteuropäischen Forschungs- und Lehr- einrichtungen erhöht werden. Instituts- partnerschaften sind nicht auf die Be- handlung von konkreten Forschungs- fragen angelegt (keine Finanzierung von Forschungsprojekten), sondern umfassen folgende A ktivitäten: R eor- ganisation und/oder administrative R estrukturierung von Forschungs- einrichtungen; neue Initiativen in der Lehre (z.B. Verbesserung und Moder- nisierung von Lehrmethoden, E nt- wicklung von neuen Curricula und Text- büchern); Verbesserung von A usbil- dungsaktivitäten (z.B. Organisation von Sommerschulen, A ustausch von Wis- senschaftern); E rneuerung und/oder A usbau von Infrastruktur und ande- rem Bedarf für Forschung und Lehre (z.B. A pparaturen, A usrüstung, Com- puter, Literatur). Für die Finanzierung von A usrüstung, Mobilität, U nterver- träge mit D ritten und Koordinations- kosten stehen pro Partnerschaft maxi- mal 105 000 Schweizer Franken zur Verfügung.

1.3.4 Zusammenarbeit mit Förderorganisationen in den Partnerländern

D iese A ktivität soll zur Stärkung von Forschungsförderorganisationen in den

Partnerländern beitragen, welche ihre Fördermittel auf der Basis von Wettbe- werb und Peer-R eview vergeben und sich in erster Linie auf nicht-kommerzi- elle G rundlagenforschung konzentrie- ren. Für diesen Z weck sind – je nach den Bedürfnissen der Förderorgani- sationen – verschiedene A ktivitäten denkbar, z.B. Informations- und Know- how-Transfer, D urchführung von ge- meinsamen Seminaren und/oder for- schungspolitischen Diskussionsrunden, A ustausch von administrativem Perso- nal.

1.4 Ausschreibungen

G esuche können nur im R ahmen von A usschreibungen, welche vor allem zu Beginn einer Programmphase stattfin- den, eingereicht werden. A lle A us- schreibungen werden vom SNF über das Internet publiziert. G esuche müs- sen durch einen Partner in der Schweiz eingereicht werden, welcher in den be- willigten Projekten auch als Koordina- tionsperson agieren wird.

2 Erfahrungen

Im folgenden werden in erster Linie E rfahrungen aus der Phase 1996–1998 vorgestellt, die im wesentlichen den Z wischen- und Schlussberichten der geförderten Projekte und Partnerschaf- ten entnommen wurden oder aus di- rekten Kontakten mit Beteiligten stam- men.

2.1 Interesse, Beteiligung

D as Interesse an SCO PE S ist seit 1990 ungebrochen. Für die Forschenden in O steuropa sind G elder aus internatio- naler Z usammenarbeit von vitaler Be- deutung, um in ihrem Land weiterhin

wissenschaftlich tätig sein zu können, da die nationalen Fördermittel nicht ausreichend sind. Doch auch auf schwei- zerischer Seite, wo die finanziellen A spekte weniger attraktiv sind, ist das Interesse gross, verfügen doch die Län- der O steuropas und der G U S über vie- le hochqualifizierte Wissenschafterin- nen und Wissenschafter, die ein einma- liges Spezialwissen besitzen.

2.2 Resultate K onferenz beiträge

D urch die Beiträge konnten mehr als 350 osteuropäische Wissenschafter und Wissenschafterinnen an etwa 70 inter- nationalen Konferenzen in der Schweiz teilnehmen. D ie Konferenzbeiträge ermöglichten den E ingeladenen, sich über den neuesten Stand der Forschung zu informieren, sich durch die Präsen- tation von Forschungsarbeiten einem internationalen Publikum bekannt zu machen, mit anderen Forschungsgrup- pen ihres Fachgebiets in Kontakt zu kommen und künftige Kooperations- partner kennenzulernen.

G em einsam e Forschungsprojek te Praktisch alle Projekte haben mehrere A rtikel in international anerkannten wissenschaftlichen Z eitschriften publi- ziert und somit die internationale R e- putation der osteuropäischen For- schungsgruppen vergrössert. D ie Q ua- lität der in den Schlussberichten prä- sentierten R esultate wurde in den meisten Fällen als gut, häufig sogar als exzellent beurteilt. D ie Projektergeb- nisse wurden auch an etlichen Konfe- renzen präsentiert.

Institutspartnerschaften

D ie R esultate der Partnerschaften sind sowohl quantitativ als auch qualitativ schwieriger zu erfassen als diejenigen der Forschungsprojekte. Neben den Schlussberichten, die über die durch-

E ingereichte und bewilligte G esuche im R ahmen des O steuropaprogrammes:

Programm- Budget Förder- A nzahl A nzahl Bewilligungs-

phasen instrument eingereichter bewilligter rate

G esuche G esuche 1990–1992 3,5 Mio.

1993–1995 4,5 Mio.

1996–1998 11 Mio. JR P 492 131 26,6%

IP 232 64 27,6%

2000–2003 14 Mio. JR P 245 90 36,7%

Weitere A usschreibungen folgen

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geführten A ktivitäten orientieren, ha- ben die Projektbeteiligten in einem Fragebogen des SNF angegeben, wel- che hauptsächlichen Wirkungen (Im - pacts) die Partnerschaften ihrer A n- sicht nach gezeitigt haben:

– U nterstützung/Förderung von mit- telfristigen wissenschaftlichen Ko- operationen zwischen schweizeri- schen und osteuropäischen Institu- tionen;

– U nterstützung/Förderung von mit- telfristigen wissenschaftlichen Ko- operationen mit anderen Ländern (z.B. durch Einbezug in europäische/

internationale Netzwerke);

– Förderung von wissenschaftlichem Nachwuchs;

– Verbesserung der Infrastruktur (z.B.

A pparate, Computer);

– Verbesserung der Kommunikation (z.B. E -Mail, Internet);

– Bessere Integration von Lehre und Forschung (für die Lehre waren und sind die U niversitäten zuständig, für die Forschung primär die Institute der A kademien);

– Verbesserung der Methodik, E nt- wicklung von Curricula;

– Beitrag an ökonomische und gesell- schaftliche Bedürfnisse;

– A ndere (z.B. E rhalten von zukunfts- trächtigen Forschungsprojekten und -strukturen).

A m kritischsten war sicherlich die durch die R ahmenbedingungen von SCO PE S bedingte kurze Laufzeit (15–21 Mona- te) der IP. E s muss unbedingt eine A usrichtung der U nterstützung auf mehrere Jahre angestrebt werden.

Z usam m enarbeit m it Schwesterorgani- sationen

In jedem Partnerland hat der SNF ei- nen H auptansprechpartner identifi- ziert, wobei er zwischen eigentlichen Schwesterorganisationen, d.h. Förder- organisationen, deren H auptaufgabe in der Finanzierung von nicht kommerzi- eller Forschung besteht und die sich der im Westen üblichen Methoden der Mittelverteilung unter Wettbewerbsbe- dingungen bedienen, und anderen Part- nerorganisationen unterscheidet. In den letzten Jahren sind in einigen Partner- ländern solche neue unabhängige För- derorganisationen entstanden, in an- deren Ländern sind die A nsprechpart- ner des SNF vorerst Wissenschafts- und Forschungsministerien. In erster Linie wurden einige Praktikumsaufenthalte für Vertreter(innen) von Förderorga-

nisationen aus O steuropa in der G e- schäftsstelle des Schweizerischen Na- tionalfonds finanziert. Kontakte mit anderen Förderorganisationen helfen den neuen E inrichtungen, sich zu ori- entieren und zu konsolidieren und mehr G ewicht im Wissenschaftssystem ihres Landes zu erhalten. D a die Z usam- menarbeit mit Förderorganisationen wahrscheinlich einiges Transformati- onspotential enthält, müssten weitere Projektformen mit ihnen geprüft wer- den.

Faz it

Was die Förderung insgesamt nun ge- bracht hat, ist sehr schwierig zu beurtei- len. O bwohl der SNF sich bemüht, durch A uswertung von Z wischen- und Schlussberichten, durch Besuche vor O rt, durch O rganisation von Veran- staltungen und direkte Kontakte mit geförderten Wissenschaftern direkte und konkrete eigene E indrücke zu ge- winnen, neige ich persönlich dazu, zu sagen: «Man wird es nie ganz wissen.»

D enn eine solche E valuation hat G ren- zen, und manche Frage bleibt unbeant- wortet, zumal nach Beendigung eines Projekts. Wird der durch die Förde- rung qualifizierte wissenschaftliche Nachwuchs im Wissenschaftsbereich bleiben? Werden neu erworbene Kennt- nisse in Lehre und Forschung tatsäch- lich eingesetzt? Werden die in gemein- samer A rbeit erstellten Lehrmateriali- en und Curricula auch über die Pro- jektlaufzeit hinweg und von anderen Beteiligten eingesetzt werden? Trotz- dem lässt sich festhalten, dass die inter- nationale Forschungsförderung insge- samt, an der sich die Schweiz durch direkte und indirekte Beiträge betei- ligt, ohne Z weifel von beträchtlicher R elevanz für die Transformation der Länder O steuropas und der G U S im Forschungs- und Bildungsbereich ist.

Wissenschaft und Forschung sind in jeder modernen G esellschaft von zen- traler Bedeutung. D ie Förderung des SNF, die nicht flächendeckend sein kann, sondern nur selektiv und oft auch eher zufällig ist, trägt aber doch zur

«H umusbildung» im Wissenschafts- und Bildungsbereich O steuropa bei.

2.3 Problembereiche

Partnerschaftlicher A nsatz

D as E rfordernis eines schweizerischen Kooperationspartners – als A ntragstel- ler und Beitragsempfänger dem SNF

gegenüber für die inhaltliche, organisa- torische und finanzielle Planung und A bwicklung von Vorhaben verantwort- lich – erweist sich nach wie vor als un- verzichtbar, um mit den vorhandenen Kapazitäten beim SNF die Projekte verwalten zu können. E s bedeutet aber zugleich auch einen unübersehbaren E ngpass, da der kleinen Schweiz ein R aum gegenübersteht, welcher gegen- wärtig rund 300 Millionen Menschen umfasst (Länder O steuropas und der G U S).

D ie JR P und IP werden im Wettbe- werbsverfahren abgewickelt und stär- ken damit die Vertrautheit der osteu- ropäischen Partner mit diesem Verfah- ren; nun wäre zu prüfen, ob und wie sie vermehrt in die Projektauswahl und -koordination integriert werden könn- ten.

Inform ations- und K om m unik ations- problem e

O bwohl der SNF versucht, über ver- schiedene Kanäle (Botschaften, Mini- sterien, A kademien) die Forschungs- gemeinschaft in O steuropa über das Kooperationsprogramm zu informieren, ist es häufig sehr zufällig, wer schluss- endlich die Informationen erhält. H äu- fig werden Informationen in den Län- dern nicht weitergeleitet, weil Vertei- lungssysteme fehlen oder Information Macht bedeutet, von der man andere fernhalten möchte. In einigen R egio- nen bzw. Ländern drängt sich eine be- wusste Förderung der Nachfrage durch den SNF auf (z.B. durch die O rganisa- tion von Informationsveranstaltungen), da wahrscheinlich gerade die schwach nachfragenden Länder den stärksten Nachholbedarf in Bezug auf Transfor- mation und Vernetzung aufweisen.

Internationale Zusammenarbeit zwi- schen Wissenschaftern ist ohne E -mail praktisch nicht möglich. A lle anderen Kommunikationsmittel sind entweder zeitaufwendig, unzuverlässig und/oder teuer. D er direkte Kontakt wird als wichtigstes Kommunikationsmittel für eine gute Z usammenarbeit genannt.

G eldtransfer

Die bewilligten Mittel wurden vom SNF an die Koordinationspersonen in der Schweiz bzw. an deren U niversitäten überwiesen. D iese sind für die Ü ber- weisung der Mittel an ihre Projektpart- ner zuständig. D ie schweizerischen Koordinationspersonen werden vom SNF angehalten, die G eldmittel an Pri- vatpersonen und nicht an Forschungs-

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einrichtungen zu überweisen, weil die- se sonst nicht die betroffenen For- schungsgruppen erreichen. In den Län- dern Mittel- und O steuropas erfolgte der G eldtransfer meist auf Bankkon- ten der osteuropäischen Partner. In Bulgarien, R ussland und der U kraine wurden die Gelder nicht selten von einer am Projekt beteiligten Person persön- lich überbracht, insbesondere nachdem die Bankensysteme in verschiedenen Ländern zusammengebrochen waren (Bulgarien: Frühjahr 1997, R ussland:

Sommer 1998). R elativ häufig wurde auch die U nterstützung der Schweizer Botschaften in diesen Ländern in A n- spruch genommen. E s gibt aber auch verlässliche Bankverbindungen, die mit niedrigen Margen arbeiten.

Infrastruk tur

Bezüglich Infrastruktur und Forschungs- apparaturen sind die Forschungseinrich- tungen sehr unterschiedlich ausgestat- tet. E inige sind adäquat ausgerüstet, andere haben grösste Probleme nur schon mit Wasser und Strom. In eini- gen Ländern (z.B. U kraine) schien und scheint die Situation an einigen For- schungsinstituten derart prekär zu sein, dass selbst R outinearbeiten nicht mög- lich sind.

A ustausch von M aterial, L ieferungen von A pparaturen

E in grosser Teil der finanzierten G erä- te betreffen Computer, die meist in den betreffenden Ländern gekauft werden.

Kleinere G egenstände werden häufig im persönlichen G epäck transportiert.

G rössere Materiallieferungen aus dem A usland und A ustausch von Material sind wegen Z ollformalitäten und lan- gen Transportzeiten aufwendig und schwierig und sollten möglichst früh- zeitig angemeldet und mit Papieren der entsprechenden Botschaften versehen sein.

K ulturelle Unterschiede

Bei internationalen Forschungsprojek- ten und Partnerschaften wird von allen Partnern eine gewisse interkulturelle Kompetenz erwartet. Insbesondere in den G eistes- und Sozialwissenschaften, wo Sprache und unterschiedliche Wert- systeme mehr zum Tragen kommen als bei den Naturwissenschaften, ist ein sensibles Vorgehen angezeigt, um die Partner nicht zu verletzen und zu über- fahren.

2.4 Nutzen für Osteuropa und die Schw eiz

O steuropa

Bei vielen unterstützten Forschungs- gruppen waren die finanziellen Mittel der Schweiz – und anderer internatio- naler Kooperation – ein wesentlicher, wenn nicht der massgebliche Betrag des Forschungsbudgets. E ine grosse Flexibilität bei der Verwendung der G elder ist unabdingbar. D ie D rittmit- tel erlauben den osteuropäischen Part- nern wieder eine kurzfristige Planung, was mit den nationalen Mitteln nicht mehr gewährleistet ist. Neben dem fi- nanziellen A spekt wird häufig auch die moralische U nterstützung und das G e- fühl, wissenschaftlich nicht isoliert zu sein, als positiver Punkt der Z usam- menarbeit unterstrichen.

D ie Lebensunterhaltsbeiträge (= in- dividual grants) des SNF, die zusätzlich zu den vom Staat bezahlten Salären entrichtet werden, erlauben den For- schenden, sich wieder mehr auf die Forschung zu konzentrieren. So wur- den im R ahmen der gemeinsamen For- schungsprojekte ganze Forschungs- teams finanziert.

In den meisten Projekten treffen sich die Partner mindestens einmal pro Jahr persönlich. D ie Wissenschafter aus der Schweiz verbringen meist nur wenige Tage im O sten, während die osteuro- päischen Wissenschafter häufig für ei- nige Wochen in der Schweiz weilen und die Z eit nutzen, neue Techniken zu lernen, technisch aufwendige For- schungsarbeiten durchzuführen und Literaturrecherchen zu machen.

D a bei allen bi- und multilateralen Forschungskooperationen die wissen- schaftliche Q ualität das H auptkriteri- um bei der E valuation der eingereich- ten Forschungsprojekte ist, hat die in- ternationale Forschungszusammenar- beit den Nebeneffekt, dass ein Teil der qualitativ hochstehenden und aktiven Forschungsgruppen und -institutionen in den Partnerländern identifiziert wird.

H äufig gewinnen diese Institute natio- nal an R eputation und erhalten in der Folge mehr Mittel aus nationalen Q uel- len.

N utz en für die Schweiz

D ie Länder O steuropas und der G U S verfügen über viele hochqualifizierte Wissenschafterinnen und Wissenschaf- ter, die ein einmaliges Spezialwissen besitzen, so dass sie auch für die For- schungsgruppen im Westen interessant

sind. Z udem bietet sich in einigen D is- ziplinen Z ugang zu neuem U ntersu- chungsmaterial (z.B. soziale Forschung, medizinische Forschung u.a.). Schliess- lich sind gemäss A ussagen der schwei- zerischen Koordinatoren die Solidari- tät, das trotz schwierigen R ahmenbe- dingungen beeindruckende E ngage- ment der osteuropäischen Forschenden sowie die neuen E rfahrungen Beweg- gründe für die Z usammenarbeit.

3 Aussichten

Stefanie G ronwald von der R uhr-U ni- versität Bochum hat bei einem R ück- blick auf die knapp zehn Jahre Koope- ration zwischen R ussland und D eutsch- land drei Phasen der Z usammenarbeit ausgemacht, die auch für die O stzu- sammenarbeit anderer Länder gelten dürften (GR O NWA LD 2000). D ie erste Phase («Pionierphase») war durch eine euphorische A ufbruchstimmung – vor allem im Westen – gekennzeichnet. D ie zweite Phase («Blütephase») ist durch viel Input sowohl materieller als auch ideeller Natur charakterisiert. D ie drit- te Phase («Fazitphase») bezeichnet die gegenwärtige Z eit, in der man die ein- stigen E rwartungen mit den erlangten E rgebnissen und Fortschritten ab- gleicht. D ie Bilanzen, die gezogen wer- den, sind jedoch nicht für alle Länder O steuropas dieselben.

3.1 M itteleuropa

In der neuen Programmperiode 2000–

2003 sind Polen, die Slowakei, die Tschechische R epublik und U ngarn nicht mehr teilnahmeberechtigt. D ie Staaten Mitteleuropas sind im Trans- formationsprozess am weitesten fort- geschritten. Sie beteiligen sich mit E r- folg an vielen europäischen Initiativen.

D ie Bedeutung der G rundlagenfor- schung ist in den meisten Ländern er- kannt und es werden – im U mfang des Möglichen – entsprechend Mittel be- reitgestellt. In den meisten Ländern sind neue Förderorganisationen ent- standen, die Forschungsmittel auf Ba- sis von Wettbewerb und Peer R eview vergeben.

3.2 Südosteuropa

Z ur Z eit finden auf mehreren E benen (E uroparat u.a.) Ü berlegungen statt,

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wie die H ochschullandschaft im frühe- ren Jugoslawien und besonders im Ko- sovo, aber auch in Mazedonien und A lbanien im R ahmen der Wiederauf- bauarbeit und der H erstellung ziviler demokratischer Verhältnisse rekon- struiert werden kann. Nach den Krie- gen und U nruhen existieren verschie- dene Bildungs- und Forschungseinrich- tungen praktisch nicht mehr. E ine koordinierte, baldige und effektive U nterstützung ist notwendig, um mög- liche Kerne nationalistischer Strömun- gen zu verhindern, die Integration in die internationale Wissenschaftsge- meinschaft zu fördern und Q ualifika- tionen und berufliche Perspektiven zu schaffen.

3.3 GUS-Staaten

In vielen Ländern ist die Situation im Wissenschaftsbereich eher schlechter geworden. Trotz jahrelanger D iskus- sionen sind in manchen Ländern keine Bildungs- und Wissenschaftskonzep- tionen erkennbar. D ie finanziellen Z uwendungen des Staates an die H och- schulen und die Forschungseinrichtun- gen machen einen Bruchteil der G e- samtaufwendungen aus. Trotz Finanz- krise lassen sich einige Veränderungen konstatieren. Sie sind teils auf das Ne- beneinander von sich konkurrierenden staatlichen und privaten H ochschulen, teils auf die Einführung von neuen Lehr- einheiten zurückzuführen. D ie U niver- sitätsverwaltungen und die A kademi- en sind aber nach wie vor sehr stark hierarchisch geprägt.

Viele Forschungsinstitutionen, die G rundlagenforschung betreiben und von teuren Präzisionsgeräten abhängig sind, sehen sich zunehmend mit der Tatsache konfrontiert, dass sie sich nur über Wasser halten können, wenn sie Projekte zusammen mit ausländischen Partnern durchführen. In vielen Fällen handelt es sich im Prinzip um reine A uftragsarbeiten. D ie permanente U nterfinanzierung führt somit in vie- len Ländern zu einem bedenklichen Forschungsrückstand gegenüber den hochindustrialisierten Ländern. Trotz der schwierigen Situation im H och- schul- und Forschungsbereich sind die Bildungssysteme in den meisten Län-

dern immer noch in der Lage, hervor- ragende junge Wissenschafter auszu- bilden.

3.4 Künftige Bedürfnisse

A nlässlich einer vom SNF organisier- ten Veranstaltung in Moskau im Som- mer 1998 wurden die russischen For- schungspartner aufgefordert, ihre Wün- sche und Bedürfnisse an ein künftiges Kooperationsprogramm zu formulie- ren. D iese dürften stellvertretend auch für andere Länder gelten:

– D ie Mehrzahl der Wissenschafter stimmen überein, dass die Förde- rung von jungen Wissenschaftern die wichtigste A ufgabe ist. Im R ahmen von solchen Kooperationsprogram- men sollten auch D oktoranden un- terstützt werden können.

– E in vernünftiges A uskommen ist unabdingbar, um jungen Leuten eine wissenschaftliche Laufbahn schmack- haft zu machen. A nsonsten wandern sie in andere Wirtschaftsbereiche oder ins A usland ab (B rain drain).

– Finanzielle Mittel für R eisen und A ufenthalte im A usland sollten un- bedingt fortgesetzt werden, um Z u- gang zu westeuropäischen Ländern zu bieten und die Teilnahme an dort stattfindenden Konferenzen und Se- minaren zu ermöglichen.

– D ie Forschungsbeiträge sind im all- gemeinen ausreichend für kleine und mittlere Forschungsapparaturen. In der Physik wäre eine limitierte A n- zahl von «large scale projects» wün- schenswert.

– Für Forschungsprojekte in den Be- reichen Medizin und Biologie sind finanzielle Mittel für teure R eagen- zien und Chemikalien sehr hilfreich.

– Forschende in den G eistes- und So- zialwissenschaften haben je länger je mehr für die Beschaffung von (A rchiv)daten zu bezahlen.

– E infuhr von G eräten und R eagenti- en und A ustausch von Material ist immer noch schwierig und zeitauf- wendig. E s gibt Probleme beim Z oll;

substantielle Taxen müssen bezahlt und viele Papiere ausgefüllt werden.

Spezielle D okumente von seiten der Förderorganisationen und der Bot- schaften für die Z ollbehörden wä- ren hilfreich.

– D er Z ugang zu wissenschaftlicher Literatur ist immer noch ein Pro- blem für viele Forschende. Z eit- schriften und Bücher sollten zentra- lisiert und für jedermann zugänglich sein. Ä hnlich steht es mit der Ver- breitung von Information; interne Informationssysteme fehlen in vie- len Forschungseinrichtungen weit- gehend.

D as schweizerische E ngagement im Bildungs- und Wissenschaftsbereich zugunsten des O stens fügt sich in ein breites internationales Engagement ein.

Seit 1990 ist ein umfangreicher interna- tionaler A ustausch- und U nterstüt- zungsprozess in G ang gekommen, der für die Wissenschaftssysteme in den Ländern O steuropas und der G U S von vitaler Bedeutung ist. D iskussionen über Z ielsetzungen und R esultate wer- den auf G eberseite erst seit kurzem international geführt. Die meisten west- lichen Programme finanzieren nach wie vor eine grosse Z ahl von E inzelprojek- ten in allen akademischen Bereichen.

E in beträchtlicher Prozentsatz der ge- förderten Projekte in osteuropäischen Ländern wird mit Mitteln internationa- ler Programme finanziert, womit der westliche Beitrag von grosser potenti- eller R elevanz ist.

Der SNF plädiert für eine Fortfüh- rung der wissenschaftlichen Zusammen- arbeit, wobei zu beachten ist, dass die Voraussetzungen in den verschiedenen Partnerländern im Wissenschafts- und Forschungsbereich derart unterschied- lich sind, dass auch künftig nur ein dif- ferenziertes Instrumentarium erfolg- versprechend sein kann. Neben der Förderung von Institutspartnerschaf- ten sollte weiterhin die U nterstützung von Individuen möglich sein, welche zu künftigen Leistungsträgern und Vor- reitern im Transformationsprozess wer- den können.

4 Literatur

GR O NWA LD, S., 2000: D ie R eform in R uss- land: E rwartungen und E rfahrungen – ein Fazit. In: EIME R MA CH E R, K.; HA R T-

MA NN, A . (H rsg.) Fluchtlinien – Topo- graphie der Bildungslandschaft R uss- lands. Bochum. 47–57.

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