• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Börsebius zu Aktien: Weiche Knie" (10.10.2003)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Börsebius zu Aktien: Weiche Knie" (10.10.2003)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Es gibt keine unverwässer- lichen Weine.

Ein kurzes Abtauchen in der Politik – und schon kommen sie reingewaschen wieder nach oben.

Wasser hat nie Balken, aber oft Ölteppiche.

Wie tröstlich: Warmer Regen und kalte Dusche bestehen aus H2O.

Oben auf der Welle denke ans Wellental.

Unsere Flüsse können den Bächen nicht das Wasser reichen.

Mitten im reißenden Strom lobt man sogar das unbe- kannte Ufer.

Alle Weine müssten rot werden (frage die Produzen- ten!).

Kalkutta liegt am Ganges – und alles an uns.

Nicht jedes Antikobjekt, das wir aus dem Fluss fischen, muss ein Moses im Körbchen sein.

Alles ist im Flusse: Plastik- buddeln und Giftmüll.

Wer an der Quelle sitzt, fragt nicht nach dem Wasserstand weiter unten.

Wem das Wasser bis zum Hals steht, der hat Überblick.

Immer, wenn Blut fließt, kommt es später zu Mangel- erscheinungen.

Wer Mittel in eigene Taschen fließen lässt, muss mit Durchnässung und Flecken- bildung rechnen.

Käme endlich einer, der heil- sames Öl auf die Wogen in Nah- ost gösse – er bekäme es mit den Gewässerschützern zu tun.

Polschmelze? Surferparadies!

Die Welle nippt am Tou- ristenstrand – und zieht sich eilends wieder zurück.

Wären die Fische nicht stumm – sie würden „Kadmium, Kad- mium“ rufen. Bernd Juds

S

o schnell kann es gehen.

Keine vier Wochen ist es her, dass ich die Gefahr eines Rückschlages im DAX als sehr real eingeschätzt ha- be (DÄ, Heft 38/2003). Von seinem Hoch von 3 640 In- dexpunkten purzelte das Kurs- barometer in nur wenigen Ta- gen auf einen Indexstand von 3 200 und hinterließ mal wie- der jede Menge frustrierter Börsianer, die an ein Fortdau- ern der schönen Hausse ge- glaubt hatten.

Die Gründe für den mehr als zehnprozentigen Verlust sind schnell ausgemacht. Einer ist so banal, dass er der Erwäh- nung nur deswegen bedarf, weil mit schöner Regelmäßig- keit jede Menge Leute darauf hereinfallen. Wenn die Kurse steigen, fassen etliche Bank- berater Mut und empfehlen ihren Kunden genau die Akti- en, an die sie sich Wochen zu- vor nicht getraut haben.

Die Pleite folgt meist auf dem Fuße. Einen Wert nur des- wegen attraktiv zu finden, weil er eine Weile lang bei steigen- den Umsätzen gestiegen ist,be- deutet bloß,dass andere vorher viel schlauer waren. Daraus ein Kaufargument zu basteln, wor- auf besonders Chartanhänger als Apostel der Trendverlän- gerung hereinfallen, ist ein be- sonderes Merkstück der Saga

„Wie schaffe ich es, an der Bör- se immer schief zu liegen?“.

Außerdem kommen solche Gegenbewegungen wie die eben erlebte,nicht aus heiterem Himmel,zumindest nicht,wenn sich gesunder Menschenver- stand und ökonomische Ver- nunft die Hand reichen. Wenn die (zu stark gestiegenen) Bör-

senkurse in der Realwirtschaft Unternehmensgewinne abbil- den, die von den Firmen selbst in den nächsten ein,zwei Jahren gar nicht erwirtschaftet werden können, dann ist per se größ- te Vorsicht geboten. Überra- schende gesamtwirtschaftliche Meldungen wie etwa eine Dros- selung der Ölförderung oder das Überschießen einer Wäh- rung führen zusätzlich zu Fieber- attacken an den Finanzmärkten.

Wer sich dieser Phänomene bewusst ist, kann dann auch nicht auf dem falschen Fuße er- wischt werden. Wen nimmt es denn wunder, dass an solchen schwachen Börsentagen genau die Werte unter die Räder kommen, die gemeinhin als

„Konjunkturzykliker“ angese-

hen werden? ThyssenKrupp et- wa dürfen hier als Paradebei- spiel fungieren. Vor einem Mo- nat kostete die Aktie noch knapp 14 Euro,heute sind es sat- te 17 Prozent weniger. Das Düs- seldorfer Technologie- und Stahl- unternehmen gehört eben in ei- ner Aufschwungphase zu den Papieren mit den größten Zu- wächsen, und das gilt vice versa ebenso, wenn die Börsianer wie jetzt weiche Knie bekommen.

Auch bei SGL Carbon lässt sich diese Regel ganz gut an- wenden. Der Automobilzulie- ferer hat sogar einen noch größeren Kursabschlag hin- nehmen müssen, auch, weil gerüchteweise von einer Ge- winnwarnung die Rede ist.

In der Untertreibung nach unten stecken auch wieder Chancen. Wer heute auf die größten Verlierer setzt (Thys- senKrupp, SGL Carbon) und mutig kauft, kann durchaus in Bälde frohlocken. ) S C H L U S S P U N K T

[52] Deutsches ÄrzteblattJahrgang 100Heft 4110. Oktober 2003

Alles ist im Fluss

Verwässertes und Unverwässertes

zu Aktien

Weiche Knie

Börsebius

Post Scriptum

Zeichnung:Reinhold Löffler

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Und die Einstellung war auch in Beilngries nicht an- ders: „Bei Säuglingen trö- stet man sich, dass man ih- nen sowie nicht viel helfen kann, weil sie nicht spre-

Nach Angaben der Com- merzbank gaben die Bundes- deutschen im vergangenen Jahr für Auslandsreisen gut 42 Milliarden DM aus, was einem nochmaligen Anstieg von rund 7 Prozent

In aller Deutlichkeit bleibt aber festzuhalten, daß diese Börse wegen der starken Kursausschläge nach beiden Seiten nur für risikobewußte Anleger geeignet ist und von Leuten

Seiner Meinung nach werden die Turbulenzen in Japan beginnen; dann auf die New Yorker Stock Exchange übergreifen und schließlich auf die anderen internationa- len

Die Höhe der Arbeitslo- senhilfe richtet sich auch für die Teilzeitbeschäftigten, wie bei Vollbeschäftigten grund- sätzlich nach jenem Entgelt, das zuletzt der

Tarivid soll Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase sowie Schwangeren und Stillen- den nicht verabreicht werden, da keine Erfahrungen über die Sicherheit der Anwendung

Fatal scheint mir auch zu sein, daß die Telekom den Einbruch der Wettbewerber in das angestammte Geschäft völlig unterschätzt hat und sich jetzt nur noch mit aggres-

„Wieso fällt dieses blöde Stück immer weiter, der Titel muss doch wissen, wie ich ihn eingekauft habe.“ So wird al- so der ach so anonymen Aktie nun plötzlich Leben einge- haucht