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Archiv "Kinderhilfswerk Plan" (04.06.2004)

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Jahren – Zahlen, die so finster sind, dass man den Eindruck gewinnen könnte, Afrika habe seinen Beinamen „der schwarze Kontinent“ der medizinischen Unterversorgung seiner Bevölkerung zu verdanken.

Im Dorf Koundou gibt es einen von der Kinderhilfsorganisation Plan einge- richteten Gesundheitsposten. In einem Raum befinden sich ein Stufenbett und eine Petroleumlampe – „Geburtszen- trum“ nennt Salamanan Sandouno das karge Zimmer. Sandouno ist der Chef von zwölf medizinischen Gemeindehel- fern, die von Plan in die Präfektur Koun- dou entsandt wurden, um wenigstens die Basisversorgung sicherzustellen. Zusam- men mit den Dorfbewohnern bauen sie Gesundheitsposten und Latrinen, boh- ren Brunnenlöcher und klären über die Gefahren von Aids und Malaria auf – und sind dennoch viel zu häufig auf ihr Improvisationstalent angewiesen. Wenn bei einer Geburt ein Kaiserschnitt not-

wendig wird, muss der Krankenwagen der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Gren- zen“ aus der nächstgrößeren Stadt geru- fen werden. Zwei Stunden dauere die Fahrt über die kaum passierbaren Wege, und oft sei es für Mutter und Kind zu spät, sagt Sandouno.

Siba Bilivogui hat es einfacher. „Wenn ich weiß, an welcher Krankheit ein Pati- ent leidet, gehe ich in den Wald und suche die passenden Kräuter“, erklärt der kaum 1,60 Meter große Mann, der im Dorf Goboela als traditioneller Heiler arbeitet. In einer Hütte bewahrt er kleine Tütchen mit getrockneten Blättern, Rin- den und Kräutern auf, die gegen Schlan- genbisse und Knochenbrüche, Durchfall und Impotenz helfen sollen. Mit religiö-

sem Firlefanz habe das nichts zu tun, be- tont der 61-Jährige. Das Wissen um die Heilkraft der Natur sei Jahrtausende alt, werde vom Vater auf den Sohn vererbt und sei in vielen Fällen erfolgreicher als die westliche Schulmedizin. Der Gesund- heitsposten, den Plan auch in Goboela eingerichtet hat, und die sieben traditio- nellen Heiler des Dorfes machen sich je- denfalls keine Konkurrenz. Jeder wisse, was der andere könne, meint Bilivogui, und selbst bei Epilepsie werde meist auf die Kraft der Naturheilkunde vertraut.

Ein erfolgreiches und vor allem we- sentlich billigeres Modell, um die Ge- sundheitsversorgung Guineas auf Vor- dermann zu bringen? Camara Mamadi hat seine Zweifel. Der Chefgesundheits- planer von Plan prognostiziert eine dü- stere Zukunft. Eine internationale Stu- die, an der Mamadi mitgearbeitet hat, zeigt, dass sich HIV/Aids inzwischen auch in Guinea ausbreiten. Verglichen mit dem südlichen Afrika, wo ganze Ge- nerationen von dem Virus dahingerafft

werden, ist eine Infektionsrate von 2,8 Prozent allerdings noch niedrig.

Doch auch die relative politische Sta- bilität Guineas hat ihre Schattenseiten.

Weil das Land in den vergangenen Jah- ren von Bürgerkriegen weitgehend ver- schont blieb, flüchten viele Bewohner aus Liberia, Sierra Leone, Elfenbeinkü- ste, Mali und Guinea-Bissau bei Unru- hen und Hungersnöten nach Guinea. Ex- perten schätzen, dass 600 000 bis 1,3 Mil- lionen Flüchtlinge vor allem in der so ge- nannten Waldregion um die Provinz- hauptstadt N’Zerekore leben. Eine un- geheure Belastung für die ohnehin kaum vorhandene soziale Infrastruktur. „Viele Menschen kamen in den vergangenen Jahren wegen des Bürgerkriegs aus El- fenbeinküste zu uns“, erklärt Camara Mamadi,„und dort liegt die Infektionsra- te mit Aids bereits bei zwölf Prozent.“ Ei- ne Gefahr, gegen die auch in den Wäl- dern, in denen der traditionelle Heiler Si- ba Bilivogui seine Arzneien sucht, kein Kraut gewachsen ist. Armin Jelenik T H E M E N D E R Z E I T

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A1662 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004

Kinderhilfswerk Plan

Plan ist eines der ältesten und größten Kinderhilfswerke der Welt, das nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland half. Derzeit sind die Helfer in 45 Ländern aktiv. Die Arbeit wird hauptsächlich über Paten finanziert, die eine Patenschaft in Höhe von 25 Euro für ein Kind in einem Entwicklungsland übernehmen. In Deutschland gibt es etwa 150 000 Paten.

Mit dem Geld werden in dem Dorf des Kindes von den Plan-Mitarbeitern Projekte zur Selbst- hilfe angestoßen. Die Dorfgemeinschaft muss einen Beitrag zum Bau von Gesundheitspo- sten, Latrinen, Brunnen oder Schulen leisten. So kommt das Geld aus den Patenschaften dem gesamten Dorf und nicht einer einzelnen Familie zugute.

Wer sich für diese besondere Form der Entwicklungshilfe interessiert, kann sich beim deutschen Plan-Büro in Hamburg melden:Telefon: 0 40/61 14 00, E-Mail: info@plan-deutschland.de. jel Gelbfieberimpfung in Goboela: Spenden ermöglichten diese Impfung. Die Auf- klärungsarbeit der Mitarbeiter von Plan International hat den Großteil der Dorfbe- völkerung vom Sinn der Impfung überzeugt.

Apotheke in Gueckedou: Alle vorrätigen Me- dikamente liegen in der Auslage. Der Apothe- ker kann wegen der häufigen Stromausfälle keine Medikamente lagern, die gekühlt wer- den müssen.

Fotos:Karin Rummel

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