DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Lebermetastasen
Fortsetzung von Seite 2541 ren Lebermetastasen kolorektaler Karzinome ohne extrahepati- schen Tumorbefall des Stadiums I und II FS nach der Frankfurter Klassifizierung (siehe Tabelle 2).
Da bislang keine Definition für das Ansprechen auf die Behandlung vorliegt, wird das entscheidende Auswertungskriterium die sta- dien-getrennte Überlebenszeit der Patienten sein.
Diskussion
Das Prinzip der transarteriellen Chemotherapie der Leber wird seit zwei Jahrzehnten zunehmend genutzt, wobei neben der Art des Medikamentes die Applikations- weise bei externen Kathetern mit Katheterluxationen, Katheterin- fekten und Fehlperfusionen das Hauptproblem darstellte (12).
Durch die jetzt zur Verfügung ste- henden, total implantierbaren Ap- plikationssysteme — neben den
Pumpen auch sogenannte Port- Systeme (Katheter plus subkutane Infusionskammer) — scheint diese Problematik weitgehend über- wunden. Erstmals ist es möglich geworden, bei weitgehender Standardisierung der Verabrei- chungsart ohne Immobilisation des Erkrankten verschiedene The- rapiekonzepte miteinander zu vergleichen. Nach Art des derzeit am günstigsten erscheinenden Zytostatikums FUDR (Antimetabo- lit) ist eine kontinuierliche Dauer- behandlung grundsätzlich einer Bolustherapie vorzuziehen.
Die bisherigen Erfahrungen las- sen eine Überlegenheit der regio- nalen transarteriellen Che- motherapie der Leber erwarten.
Die diesbezüglich dringend not- wendige statistische Abklärung muß sich jedoch auch mit den Fra- gen beschäftigen, wie die phar- makologische Komponente zu verbessern ist und ob nicht feh- lende systemische Nebenwirkun- gen durch vermehrte lokale toxi-
sche Erscheinungen aufgewogen werden. Bis zu einer Klärung soll- te eine Chemotherapie von Leber- metastasen, sei es systemisch oder regional, nur unter kontrol- lierten Studienbedingungen durchgeführt werden. Es ist der Zweck dieser Mitteilung, vor einer unkontrollierten, aufwendigen Chemotherapie von Lebermeta- stasen zu warnen, die nicht unter den dringend notwendigen Stu- dienbedingungen, einem Leber- metastasen-staging und einer ex- akten Definition von Behand- lungsart und Therapieerfolg statt- findet.
Literatur im Sonderdruck, zu beziehen über den Verfasser.
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Christoph Hottenrott Abteilung für Allgemein- und Abdominalchirurgie Klinikum der Universität Theodor-Stern-Kai 7 6000 Frankfurt (Main)
FÜR SIE GELESEN
Peripartale Kardiomyopathie
Die peripartale Kardiomyopathie ist eine relativ seltene Form der Herzinsuffizienz, die gewöhnlich in den letzten Monaten der Schwangerschaft bis 6 Monate nach der Entbindung diagnosti- ziert wird. Ein wichtiges diagnosti- sches Kriterium ist das Fehlen an- derer Ursachen oder früherer Herzerkrankungen. Die Inzidenz dieser Erkrankung beträgt in den Vereinigten Staaten zwischen 0,08 und 0,03 Prozent aller Gebur- ten, ist jedoch in Afrika wahr- scheinlich viel häufiger.
Wenn die Diagnose einer peripar- talen Kardiomyopathie in Betracht gezogen wird, müssen alle ande- ren Ursachen sorgfältig ausge- schlossen werden, da nicht selten Patienten mit einer bisher kom-
pensierten Herzinsuffizienz wäh- rend der Schwangerschaft auf- grund der Mehrbelastung des Kreislaufs zum erstenmal sympto- matisch werden. Die Dekompen- sation infolge einer vorbestehen- den Herzerkrankung erfolgt je- doch meist schon im ersten Tri- mester, während die Zeichen der peripartalen Kardiomyopathie erst im letzten Trimester auftre- ten. Obwohl mehrere Faktoren angeschuldigt wurden, ist die Ur- sache der peripartalen Kardio- myopathie unbekannt.
Die ersten Symptome bestehen in Erschöpfung, Atemnot, Dyspnoe und Ödemen. Bei der Untersu- chung finden sich die Zeichen der Linksherzinsuffizienz mit Kardio- megalie, Lungenstauung, 3. Herz- ton und Mitralinsuffizienz. Die Mortalität dieser Erkrankung schwankt zwischen 25 und 50 Pro- zent in den USA; die meisten Pa-
tienten versterben innerhalb der ersten 3 Monate nach der Entbin- dung. Todesfälle werden jedoch bis zu 8 Jahre nach Diagnosestel- lung beobachtet.
Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß die Kardiomyopa- thie bei nachfolgenden Schwan- gerschaften zu Rezidiven neigt.
Normalisiert sich die Herzgröße nicht innerhalb von 6 bis 12 Mona- ten nach der Geburt, so ist das Ri- siko bei einer weiteren Schwan- gerschaft besonders hoch. Zur Therapie werden Digitalis, Diureti- ka, Bettruhe, Vasodilatantien, und aufgrund der häufigen Lungenem- bolien Antikoagulation empfohlen.
In therapierefraktären Fällen kann auch eine Herztransplantation in Betracht gezogen werden. shl
Homans DC: PeripartumCardiomyopathy, New Engl. J. Med. 312: 1432-1437, 1985.
University of Minneapolis, Minneapolis, MN 55455, U.S.A.
2546 (46) Heft 36 vom 4. September 1985 82. Jahrgang Ausgabe A