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ie Informations- und Kommunikationstechnik für das Gesundheitswe- sen nimmt im Rahmen der Medica einen immer größe- ren Raum ein. Durch die ge- plante Einführung der elek- tronischen Gesundheitskarte einschließlich der notwen- digen Telematikinfrastruktur wird sich der informations- technische Ausbau in Arzt- praxen und Krankenhäusern noch beschleunigen. Die Kar- te soll schrittweise ab 2006 bundesweit eingeführt wer- den. Sie enthält zusätzlich zu administrativen auch medizi- nische Daten und soll zusam- men mit dem elektronischen Heilberufsausweis den Zu- gang zur elektronischen Pati- entenakte ermöglichen.In einigen Regionen haben bereits Modellversuche be- gonnen. So wird in Flensburg beispielsweise das elektroni- sche Rezept als Anwendung der „Gesundheitskarte Schles- wig-Holstein“ unter Verwen- dung von E-Mail-Servern er- probt. Im sächsischen Land- kreis Löbau-Zittau nutzen Ärzte in einem Projekt be- reits die HPC zum Signieren von Befunden und künftig
auch für den Zugriff auf elek- tronische Patientenakten. In Trier soll ab November die patientenzentrierte elektro- nische Gesundheitsakte („vi- ta-X“) mit einem Prototypen der Gesundheitskarte starten.
Auch Nord-Württemberg will sich als Modellregion profi- lieren und hat das Projekt
„eCommunication für Ver- tragsärzte“ vorgestellt, das als Plattform für die Einführung der elektronischen Gesund- heitskarte dienen soll. Reali- siert ist die Lösung auf der Grundlage von D2D („Doc- tor-to-Doctor“) und der Pa- dok-Technologie des Fraunho- fer-Instituts St. Ingbert. Nach- dem Arztbriefe bereits elek- tronisch ausgetauscht werden können, soll die systemüber- greifende Kommunikation schrittweise um weitere An- wendungen, wie die elektro- nische Überweisung, das elek- tronische Rezept und die elektronische Patientenakte, erweitert werden.
Gleichzeitig wird auch im stationären Sektor die hori- zontale und vertikale Vernet- zung weiter vorangetrieben.
Dies ist das Ergebnis einer Studie, die Jörg Stadler, Lei- V A R I A
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Medica 2004: Gesundheitstelematik
Auf dem Weg zur
vernetzten Versorgung
Ein zentrales Thema ist die Einführung der elektroni- schen Gesundheitskarte und der Aufbau der Telema- tikinfrastruktur. Erste Anwendungen, wie das elek- tronische Rezept, werden auf der Messe vorgestellt.
Foto:Isis Multimedia Net
Röntgenbilder und Patienten- daten können in Gesundheitsnet- zen künftig über einfache DSL- Internet-Verbin- dungen ausge- tauscht werden.
ter des Wieslocher Symposiums 2004
„Digitale Patientenakte“ (EPA; www.
digitale-patientenakte.net), vorgestellt hat. Danach hat sich die Funktionalität der in Krankenhäusern eingesetzten EPA – sowohl, was die Zahl der Neuin- stallationen als auch, was den Ausbau bestehender Installationen betrifft – signifikant gesteigert. Durch die Inte- grierte Versorgung und regionale Ge- sundheitsnetze wird sich dieser Trend weiter beschleunigen.
Neben den Anbietern von Kran- kenhausinformationssystemen und Pra- xisverwaltungssoftware interessieren sich zunehmend auch große System- häuser und IT-Dienstleister für den ex- pandierenden Markt der Gesundheits- telematik und präsentieren auf der Messe Produkte und Dienstleistungen für diesen Bereich.
> So zeigt beispielsweise T-Com (www.t-com.de) ein hochsicheres Bran- chennetz für das Gesundheitswesen, das die einrichtungsübergreifende Da- tenkommunikation unterstützt. Arzt- praxen können sich aus dem Festnetz über ISDN und DSL oder aus dem Mo- bilfunknetz einwählen. Mit „eHealth Connect“ stellt das Unternehmen eine Anwendung zur Erstellung und zum si- cheren Austausch elektronischer Pati-
entenakten und E-Mails vor. Dabei werden die medizinischen Dokumente verschlüsselt und signiert auf einem
„Akten-Server“ abgelegt und können mit Einwilligung des Patienten von je- dem berechtigten Anwender abgeru- fen werden. T-Systems bietet eine Smartcard-Lösung an, mit der sich me- dizinisches Personal an jeder Arbeits- station anmelden und seine personali- sierten Anwendungen ortsunabhängig abrufen kann. Die „Server based med- ical Solution“ ist nicht nur für her- kömmliche Endgeräte (PCs, Note- books, Tablet-PCs) geeignet, sondern auch für Thin Clients. Spezialgeräte wie Kartenleser, Scanner und Sprach- erkennung lassen sich direkt anschlie- ßen. (Halle 16/E22)
> T-Systems Austria (www.t-sy stems.at) und GSD Berlin präsentie- ren das Krankenhausinformationssy- stem (KIS) „i.s.h. med“. Das in SAP in- tegrierte System wurde um das Modul
„Pathways“ zur Definition und Do- kumentation von Behandlungsabläu- fen erweitert. Der „Klinische Auftrag“
deckt von der profilgestützten Erfas- sung durchzuführender Maßnahmen über die Kommunikation und das Terminmanagement den gesamten Workflow ab, der zwischen der ärztli- V A R I A
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Medica Media
Die Sonderschau „Medica Media“ (Halle 17) gibt einen Überblick über die medizinische Telematik. Eine Veranstaltungsreihe wid- met sich der Gesundheitskarte(Mitt- woch, 24. November, 14.00 bis 17.00 Uhr).
Dabei informieren das Bundesgesundheits- ministerium, die Selbstverwaltung (Pro- jektbüro Protego.net; www.protego-net. de)
und die Industrie über den Stand der Vorbe- reitungsarbeiten zur Einführung der Karte und über die Konzepte einer Lösungsarchi- tektur. Diskutiert werden Fragen zum Doku- mentationsaufwand, zur Sicherheitsinfra- struktur und zur Authentizität ärztlicher Do- kumentation (Stichwort: elektronische Heil- berufsausweise). Weitere Aspekte sind Pati-
entenschutz und -autonomie sowie die Ak- zeptanzproblematik.
Darüber hinaus gibt es zwei weitere The- men: Im Schwerpunkt Gesundheitstele- matikwerden unter anderem Geschäfts- und Finanzierungsmodelle für telemedizi- nische Anwendungen diskutiert, und der Themenschwerpunkt Effizienzsteigerung präsentiert aktuelle Entwicklungen der Bildverarbeitung und Archivierung sowie Lösungsansätze zur Integrierten Versor- gung und Vernetzung für Arztpraxen und Krankenhäuser.
Das Symposium „Meet the Expert“ be- schäftigt sich mit dem Thema Telemedi- zin in der Phoniatrie.Im Zentrum ste- hen Diagnostik, Therapie und Forschung bei Stimmstörungen, kindlichen Hörstörun- gen, Störungen der Sprachentwicklung, er- worbenen Sprech- und Sprach- sowie Schluckstörungen. Das Symposium zeigt live verschiedene endoskopische Untersu- chungstechniken des Kehlkopfes beim Sprechen und Singen sowie Methoden zur Beurteilung der stimmlichen Leistungs- fähigkeit. Demonstriert wird auch der Ein- satz digitaler Speicher- und Übertragungs- möglichkeiten via Internet.
Foto:Messe Düsseldorf
chen Anordnung und der Be- handlungsdokumentation liegt.
(Halle 16/C57)
> Siemens Medical Solu- tions (www.medical.siemens.
com) zeigt auf der Medica, wie ein integriertes digitales Krankenhaus aussehen kann.
Zentrales Element ist die Software „Soarian“, die sämt- liche Prozesse steuert, überwacht und opti- miert – von der Patien- tenaufnahme über Dia- gnostik und Kranken- zimmer bis hin zur Buchhaltung und Mate- rialwirtschaft. Die enge Anbindung der Modali- täten wie CT, MRT und Ultraschall, die über- wiegend über eine ein- heitliche Bedienober- fläche „syngo“ gesteu- ert werden, erhöht die Effizienz. Die aus diesen Sy- stemen gewonnenen Bildda- ten werden über das PACS- System „Sienet“ verwaltet und gespeichert. Darüber hinaus widmet sich das Unter- nehmen auch dem Thema
„Telematikinfrastruktur“. Das
Unternehmen ist technischer Partner des Telemedizinpro- jekts „TempoBy“ (www.tem poby.de). Das Portal fungiert für die Bayerischen Univer- sitätskliniken und das Deut- sche Herzzentrum sowie ihre Partner – zuweisende und weiterbehandelnde Arztpra- xen, Krankenhäuser und Re-
hakliniken – als Informations- plattform für medizinische Dokumente aus bildgeben- den Diagnoseverfahren und als Anlaufstelle für Zweitdia- gnosen und Befunde. Außer- dem liefert das Unterneh- men auch die technische Platt-
form für die „Gesundheitskar- te Schleswig-Holstein“. (Halle 10/A18)
> Mit dem KIS „fd-klini- ka“ von fliegel data, Höxter (www.fliegel-data.de), können Krankenhäuser Open-Source- Technologie nutzen. Das Soft- warehaus unterstützt alle gän- gigen Betriebssysteme und relationalen Datenbanken.
Mit der Freigabe der Open- Source-Datenbank „MySQL“
für das Release 04.02 können die Krankenhäuser sowohl beim Betriebssystem als auch bei der Datenbank Open Source einsetzen und damit Kosten sparen. Für die Zu- sammenarbeit zwischen Kran- kenhaus, Arztpraxis und wei- teren Partnern steht mit „poli- klinika“ ein Modulpaket zur Verfügung. Dieses umfasst die Online-Reservierung und Module für das klinische Pro- zessmanagement. Der „Pro- zessmanager“ dient als medi- zinisches Navigationssystem, das den Behandlungsablauf des Patienten begleitet und allen Beteiligten notwendige Informationen für einen abge- stimmten Behandlungs- prozess liefert. (Halle
16/D40)
> Mit der Teleme- dizin-Lösung, die Isis Multimedia Net, Düs- seldorf (www.isimed.
de), vorstellt, können Ärzte und Kranken- häuser Röntgenbilder und Patientendaten über eine einfache und kosten- günstige DSL-Internetverbin- dung austauschen. Auch ge- meinsame Online-Befundun- gen in Echtzeit sind möglich.
Über einen zentralen Teleme- dizin-Server können die be- teiligten Einrichtungen die Daten für die Zeit der Be-
handlung auf einem Kommu- nikationsserver bei Isis able- gen und abrufen. Für die Si- cherheit bei der Datenüber- tragung sorgt ein Virtual Pri- vate Network. Je nach Bedarf können die Ärzte die Bilder im komprimierten oder im unverschlüsselten DICOM- Befundungsstandard betrach- ten. (Halle 16/A71)
> Magrathea Informatik, Hannover (www.magrathea.
de), stellt die Lösung „Time- Base RA“ vor, die speziell für Ambulanzen und Tagesklini- ken entwickelt wurde. Sie um- fasst die Leistungsdispositi- on, das Ressourcenmanage- ment und die Abrechnung.
Die Software führt eine Plau- sibilitätsprüfung durch und schlägt auf Basis dieser auto- matisiert Termine vor. Neben den für Ambulanzen vor- geschriebenen Abrechnungs- modi ist auch die Provisions- abrechnung für Mitarbeiter, Ärzte und Therapeuten inte- griert. Mit „OP-KAP“ bietet das Unternehmen ein Man- agement-Tool für klinisch-ope- rative Einrichtungen an. Das Dispositionssystem unterstützt die Patienteneinbestellung durch die Verknüpfung mit Operation- und Bettenres- sourcen. Bei der Terminverga- be folgt die Anwendung ei- nem typischen Gespräch zwi- schen Klinik und zuweisen- dem Arzt. Neu im Terminma- nagementsystem „TimeBase“
ist das Modul „TimeBase XO“
auf XML-Basis. Der grafische Verordnungsbogen dient der direkten Verordnung von Lei- stungen und der Angabe von Planungskriterien per Order Entry. (Halle 16/D40)
Heike E. Krüger-Brand (Die Produktnachrichten beruhen auf Firmenangaben.)
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Prototypen von Gesund- heitskarte und Arztaus- weis