V
or dem Hintergrund der schrittweisen Einfüh- rung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und des elektronischen Heilbe- rufsausweises ab 2006 ist der Ausstellungsbereich der In- formations- und Kommuni- kationstechnologien beson- ders interessant für die Ärzte.Im Rahmen der Sonder- schau Medica Media (Kasten) präsentieren sich die Modell- regionen der Bundesländer mit ihren Projekten und In-
itiativen zur Einführung der eGK auf einer gemeinsamen Demonstrationsplattform (www.telematik-modellregio nen.de, Halle 17/A81). Ärzte können sich dort realitätsnah vorführen lassen, wie zum Beispiel künftig das elektro- nische Rezept oder die Klä- rung des Zuzahlungsstatus der Versicherten als Pflicht- anwendungen der eGK ab- laufen sollen. Außerdem wer- den erste Ergebnisse aus be- reits gestarteten Piloten, bei-
spielsweise in Schleswig-Hol- stein (Flensburg), Rheinland- Pfalz (Trier) und Sachsen (Löbau-Zittau), vorgestellt.
Die Projekte in den Regio- nen setzen unterschiedliche Schwerpunkte und beschrän- ken sich nicht nur auf die Pflichtfunktionalitäten der eGK, sondern erproben auch freiwillige Applikationen, wie zum Beispiel die Arzneimit- teldokumentation mittels eGK oder die elektronische Pati- entenakte.
In einer „Route eGK“ ha- ben sich Aussteller in den Hallen 16 und 17 vernetzt und präsentieren verschiede- ne Funktionen und Verfahren der Gesundheitskarte. Messe- besucher können sich eine persönliche eGK ausstellen lassen und diese in unter- schiedlichen Anwendungen an den Ständen der Route- Teilnehmer „live“ testen.
Industrieunternehmen und Softwarehäuser, wie Siemens, IBM, T-Systems, Intercom- ponentware, Compugroup, Orga Kartensysteme und an- dere, haben Lösungen für die Telematikplattform „in der Schublade“ und beteiligen sich an vielen Projekten. Sie sind jedoch darauf angewie- sen, dass die gematik als Be- triebsgesellschaft der Selbst- verwaltung die endgültigen Spezifikationen der Lösungs- architektur vorlegt, bevor sie V A R I A
Gesundheitstelematik
Die große Kartenschau
Die Medica 2005 ermöglicht einen kompakten Überblick über die IT-Trends im
Gesundheitswesen. Zentrale Themen sind netzbasierte Anwendungen, Mobil-
kommunikation, digitale Archivierung und die elektronische Gesundheitskarte.
die erforderlichen Kompo- nenten für die Telematikin- frastruktur produzieren kön- nen. Dazu zählen Lesegeräte und Kartensysteme sowie die Konnektoren, die als zentral registrierte und mit Sicher- heitsfunktionen ausgestattete Geräte den sicheren Zugang zum Medizinnetz ermögli- chen sollen. Weil sich die ge- matik in wesentlichen Punk- ten bei der Lösungsarchitek- tur nicht einigen konnte, will das Bundesgesundheitsmini- sterium über eine Rechtsver- ordnung den Einstieg in die Testphase der eGK beschleu- nigen und hat inzwischen
auch einen Entwurf dazu vor- gelegt.
Elektronischer Heilberufsausweis
Weit fortgeschritten ist dage- gen die Entwicklung des elek- tronischen Arztausweises.Am 16. November wird der Ge- sundheitsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Karl- Josef Laumann, gemeinsam mit Vertretern mehrerer Ärz- tekammern die ersten elek- tronischen Arztausweise nach der mit allen Leistungserbrin- gern abgestimmten Spezifika- tion 2.09 übergeben (Halle
3/C80).Auch auf die Ausgabe- piloten hat sich der Vorstand der Bundesärztekammer be- reits verständigt: Als erste werden die Ärztekammern Sachsen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Nordrhein und Westfalen Lippe die neu- en Arztausweise für ihre Modellregionen herausgeben und das Ausgabeverfahren er- proben. Als mögliche Zertifi- zierungsdiensteanbieter, die nach dem Signaturgesetz die elektronische Signaturen auf den Ausweisen erstellen, sind zurzeit die Firmen D-Trust, Medisign, Telesec und TC- Trustcenter/Cybertrust im Gespräch.
Digitale Archivierung
Ein weiteres Thema ist die di- gitale Archivierung in Arzt- praxen und Krankenhäusern.
Zurzeit gibt es viele unter- schiedliche, teilweise unter- einander nicht kompatible Lösungen für die einzelnen Fachrichtungen. Am weite- sten mit einer Standardisie- rung sind die Anbieter radio- logischer Archiv- und Infor- mationssysteme (PACS/RIS).
So hat Siemens Medical Solu- tions (www.medical.siemens.
com; Halle10/A18) die Lösung
„Sienet“ mit einem Werkzeug zur Integration der Befunde in elektronische Patientenak- ten ausgestattet, sodass Rönt- genbilder von jedem Arbeits- platz eines Krankenhauses aufgerufen werden können.
Die Firma Medos (www.me
dos.de; Halle 16/F41) hat ihr Bildarchiv „med PACS“ an das elektronische Aktensy- stem „med RMS“ gekoppelt.
Auch bei der Firma medidok (www.medidok.de; Halle 17/C41) liegen die Ausstel- lungsschwerpunkte bei der Bild- und Dokumentenar- chivierung und beim digita- len Röntgenarchiv „medidoc PACS“.
Für die Langzeitarchivie- rung ihrer Datenbestände können größere medizinische Einrichtungen gegebenen- falls das Outsourcing in Er- wägung ziehen. Das Gemein- schaftsprodukt „ePACS“, das die Firma Isis präsentiert (http://isis.de; Halle16/A79), ermöglicht Krankenhäusern die sichere Auslagerung digi- taler radiologischer Daten, auf die diese bei Bedarf über eine breitbandige Datenlei- tung zugreifen können.
Eine Plattform für die be- weissichere Langzeitarchivie- rung von elektronisch si- gnierten Dokumenten stellt das Fraunhofer Institut Siche- re Informationstechnologie (www.sit.fraunhofer.de) mit dem System „ArchiSoft“
vor (Halle 10/F5). Medistar (www.medistar.de) hat eine lückenlose Protokollfunktion als optionalen Bestandteil für seine Arztsoftware ent- wickelt, mit der nachträglich geprüft werden kann, wer an welchem Arbeitsplatz wann welche Änderungen an der medizinischen Dokumentati- on vorgenommen hat (Halle V A R I A
A
A3130 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 45⏐⏐11. November 2005
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung informiert auf der Mes- se gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein über die Technik-Komponenten, die Abläufe in der Arztpraxis und die Sy- stemvoraussetzungen für den Einsatz der eGK (Halle 17/A81).
Foto:dpa
17/C40, C28). Die Protokoll- daten können künftig über ein externes Trustcenter mit einem Zeitstempel als einem zusätzlichen Sicherheitsmerk- mal versehen werden.
Sichere Datenkommunikation Der sichere elektronische Aus- tausch von Patientendaten zwischen Haus- und Fach- ärzten, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen ist ei- ne zentrale Voraussetzung für die eGK-Anwendungen. Die Gesundheitsdaten müssen da- bei vor Viren, Hackerattacken und anderen Angriffen bei der Online-Kommunikation geschützt werden. Eine Mög- lichkeit hierfür sind medizini- sche Intranets, wie sie bei- spielsweise die Firma Telemed (www.telemed.de) betreibt (Halle 17/A39).
Die strukturierte, elektro- nische Patientenakte „Ho- WoS-Netzarzt“ von Gimtec (www.gimtec.de) ist für sek- torübergreifende Netzwerke zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärz- ten konzipiert. Sie ermöglicht dem niedergelassenen Arzt den Einblick in die Doku- mente des Patienten in der Klinik. Der Datenschutz wird dabei durch verschiedene Si-
cherheitsmechanismen ge- währleistet (Halle 17/C78).
Microsoft und Intel prä- sentieren die gemeinsam ent- wickelte Telematikplattform eHIP (E-Health Interopera- bility Plattform). Sie unter- stützt die Umsetzung der In- tegrierten Versorgung und ermöglicht telemedizinische Anwendungen. Als Integra- tions- und Kommunikations- Plattform ist eHIP auch auf den Betrieb der künftigen Gesundheitskarte ausgerich- tet (www.microsoft.com/ger many/government/gesund heitswesen.mspx; www.intel.
com/go/healthcare). (Halle 16/F06)
Die Intercomponentware AG (www.icw.de) entwickelt Lösungen, um isolierte Syste- me unterschiedlicher Herstel- ler klinikübergreifend zu in- tegrieren. Auch die wesentli- chen Komponenten der eGK- Infrastruktur kann das Unter- nehmen bereits präsentieren.
Dazu zählen Lösungen zur Anbindung der Leistungser- bringer sowie netzbasierte Dienste für die obligatori- schen und die freiwilligen An- wendungen der Karte. Mit
„Lifesensor“ stellt das Unter- nehmen außerdem eine elek- tronische Gesundheitsakte vor (Halle 17/C62).
Bei IBM (Halle 16/G75) kann man sich unter anderem ein Testsystem für die künfti- ge Gesundheitskarte ansehen.
Darüber hinaus präsentiert das Unternehmen anhand von zwei Anwendungsbei- spielen, wie sich die Arznei- mittelversorgung in Gesund-
heitseinrichtungen mit Funk- technologie verbessern lässt.
Mit RFID (Radio Frequency Identification) überwacht der
„intelligente Arzneischrank“
Patiententabletts und weist auf fehlende Medikamente hin. Technisch wird die Lö- sung über eine webbasierte V A R I A
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 45⏐⏐11. November 2005 AA3131
Sonderschauen auf der Medica (www.medica.de) meet.IT-Forum(Anwenderforum, Halle 16/H05–06)
>16. November: „Interoperabilität – Lösungen aus der Praxis; HL7/IHE als Grundlage für offene Kommunikation“
>17. November: „IT-seitige Umsetzung integrierter Versorgungsverträge“
und „Strukturelle Veränderungen in der Krankenhauslandschaft – helfen die Zusammenschlüsse?“
>18. November: „IT in der Pflege: Hilfe oder Belastung?“
Außerdem wird die Initiative „Intersektorale Kommunikation“ des Verbandes der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen (VHitG) vorgestellt, die den intersektoralen elektronischen Austausch von Nachrichten und struk- turierten medizinischen Dokumenten auf der Basis internationaler Standards ermöglichen will.
Medica Media(Medizinische Informationssysteme und Telemedi- zin, www.medicamedia.de; Halle 17/C78 –82)
>Heilberufsausweis und elektronische Gesundheitskarte:Anwen- derforum zum Stand der Einführung und der weiteren Planung
>Mobile Kommunikation:Workshop-Programm zu den Möglichkeiten der mobilen Kommunikation und von Personal-Health-Monitoring-Systemen
>Integrierte Versorgung:Anwenderforum zu politischen, rechtlichen und ökonomischen Grundlagen sowie zu ärztlichen Qualitätsnetzen als Basis der IV
>Expertensysteme:Workshop-Programm zu Stand und Möglichkeiten des Einsatzes von medizinischen Wissensbasen und Expertensystemen
>Digitale Archivierung:Workshop-Programm zur Archivierung von Pati- entendaten, zur Rechtsproblematik und zum Entwicklungsstand von Sicher- heitskonzepten, mit Lösungsansätzen und Beispielen
Applikation umgesetzt, die den aktuellen Schrankinhalt anzeigt. Auch die Arzneimit- telversorgung in Krankenhäu- sern kann mit den Funkchips kontrolliert werden. RFID- Kennungen an Tablett und Bett der Patienten werden miteinander verglichen und überprüft. So lässt sich sicher- stellen, dass die Tablettenaus- gabe fehlerfrei verläuft und der Patient die richtigen Medi- kamente erhält.
Telemedizin
Telemedizinische Anwendun- gen machen große Fortschrit- te: Telepathologie und Telera- diologie beispielsweise werden inzwischen vielerorts erfolg- reich genutzt. Neue Möglich- keiten bietet das Telemonito- ring, die telemedizinische Be- treuung von chronisch Kran- ken. Ein Beispiel hierfür ist
das „Home Monitoring Sy- stem“ von Biotronik (www.bio tronik.de) für die Telekardio- logie. Mit dieser Technologie lassen sich biometrische Daten vom implantierten Herz- schrittmacher oder Defibrilla- tor eines Herzpatienten an den
„CardioMessenger“ funken, ein handyähnliches Gerät, das die Daten automatisiert per Mobilfunknetz zur Überwa- chung an ein Servicecenter überträgt. Die Datenübertra- gung vom Implantat erfolgt über einen speziellen Sender mit integrierter Antenne.
Eine andere Anwendung ist das Fernmonitoring von Wunden:Via Handy wird eine Wundanamnese mit Foto an den Arzt gesandt, der vom Bildschirm aus den Heilungs- prozess überwachen und bei Bedarf kurzfristig eingreifen kann. (Gedim AG, Halle 3/C60). Heike E. Krüger-Brand
V A R I A
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 45⏐⏐11. November 2005
E
ines ist schon jetzt klar:grundlegend neue, bislang unbekannte bildgebende Verfahren wird es auf der Me- dica 2005 nicht zu bestaunen geben. Aber wie in den ver- gangenen Jahren wird es auch diesmal wieder eine ganze Reihe von Verbesserungen bekannter Techniken zu se- hen geben. Dies betrifft insbe- sondere den Trend zu immer kleineren und immer leichte- ren Geräten. Beispiel Ultra- schall: Im Jahr 2003 stellte So- noSite erstmalig sein mobi- les Ultraschallsystem TITAN vor. Herzstück ist die ASIC- Technologie (Application Specific Integrated Circuit) bei der Millionen von Transi- storen auf einem Chip ver- einigt werden. Das 3,5 kg schwere Gerät ist in zwölf Sekunden einsatzbereit und kann zum Behandlungsort ge- tragen werden. Davon profi- tieren insbesondere Schwer- kranke, die nun nicht mehr eigens in die Ultraschallab- teilung transportiert werden müssen. Auf der Medica stellt SonoSite nun einen neuen Schallkopf für TITAN vor.
Damit werden die Anwen- dungsmöglichkeiten des Ge- rätes, das ursprünglich nur für den Einsatz in der Kardiolo- gie gedacht war, erheblich er- weitert. Die neue Version wurde speziell entwickelt, um zum Beispiel beim Legen ei- nes Katheters oder bei ultra- schallgesteuerten Blockade- techniken in der Regional- anästhesie die Genauigkeit des Eingriffs zu verbessern.
Die DICOM-Fähigkeiten des Gerätes wurden erweitert, um eine schnellere Übertragung der Bilder in das Kranken- haus-Netzwerk oder andere Rechner zu ermöglichen (Halle 09/ E 31).
Siemens setzt zur Verbes- serung der Ultraschalldiagno- stik unter anderem auf eine
ganz neue Generation von Kontrastmitteln, die Micro- Bubbles. Das sind mikrosko- pisch kleine Gasbläschen, die dem Patienten über die Vene injiziert werden und sich an verdächtigen Stellen anrei- chern. Mithilfe einer von Sie- mens eigens entwickelten Tech- nologie, dem Pulssequenzver- fahren, kann der Arzt diese Anreicherung sicher und schnell erkennen.
Mikrobläschen als Kontrastmittel
Anders als die Kontrastmittel der ersten Generation, die nach dem ersten Kontakt mit den Ultraschallwellen zer- platzten und dadurch nur ein einmaliges Bild lieferten, blei- ben die Mikrobläschen bei dem neuen Verfahren mit niedriger Schallleistung bis zu etwa 15 Minuten im Kreis- lauf des Patienten. Auf dem Bildschirm ist mit Kontrast- mittel gefülltes Lebergewe- be zum Beispiel hell zu erken- nen, Metastasen erscheinen sehr viel dunkler. Das neue, Patienten schonende Verfah- ren wird aktuell in der Dia- gnostik von Lebertumoren eingesetzt; weitere medizini- sche Anwendungsgebiete sind noch in der Erforschung. Sie- mens hat das Pulssequenz-
Erweiterte Anwendungsmöglich- keiten für den Titan von SonoSite
Bildgebende Verfahren
Erweiterte Anwendungsgebiete
Werkfoto