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Archiv "Die Fallzahlen stagnieren - trotz ,,wachsender Arztzahlen''" (23.07.1982)

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Die

Fallzahlen stagnieren - trotz

,,wachsender Arztzahlen''

Die Zahl der abgerechneten Kran- kanfälle wächst kaum mehr. Dies jedenfalls ist die "frohe Botschaft"

einer vom Wissenschaftlichen In- stitut der Ortskrankenkassen (WI- dO), Sonn-Bad Godesberg, und dem Zentralinstitut für die kassen- ärztliche Versorgung in der Bun- desrepublik Deutschland (ZI), Köln, seit zweieinhalb Jahren ge- meinsam durchgeführten reprä- sentativen Analyse der Fallzahlen niedergelassener Kassenärzte bei den RVO-Kassen.

Eine gängige Hypothese wurde widerlegt

Sind die Krankenfälle im Jahres- durchschnitt 1980 noch leicht um 1,5 Prozent gewachsen, so sta- gnierten sie mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent fast im Jahr 1981.

Dieses Ergebnis ist vor dem Hin- tergrund wachsender Arztzahlen (je nach Betrachtungsquartal zwi- schen 1,7 und 1,9 Prozent im Ver- gleich zum Vorjahr) deshalb von großer Bedeutung, weil damit zum ersten Mal belegt wird, daß eine wachsende Zahl von Ärzten nicht notwendigerweise zu einem ent- sprechenden Wachstum der Kran- kanfälle führt. Vielmehr zeigte sich eine deutliche Parallele zu der Entwicklung der Zahl der Versi- cherten, die 1980 mit durch- schnittlich noch 0,7 Prozent ge- wachsen ist und 1981 sogar sta- gnierte.

Ursächlich dafür ist derzeit ein Rückgang bei der Mitgliederent-

wicklung in der Krankenversiche-

rung der Rentner. Dieser mittelfri- stige Trend ist eine Folge der Ge-

burtenrückgänge während des Er- sten Weltkrieges und danach. Ob sich dieser sich bis zum Jahr 1990 fortsetzende Trend allerdings aus- gabenmindernd bei den gesetzli- chen Krankenkassen auswirkt, ist derzeit noch nicht absehbar, weil der aus dieser Entwicklung poten- tiell resultierende Kostendämp- fungseffekt durch die ansteigende Lebenserwartung überlagert wer- den kann.

Die Information:

Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

der Zahlen bei den Allgemeinärz- ten zwischen 0,1 Prozent und 0,7 Prozent zu verzeichnen war.

Wenn man die Abgabe eines Origi- nalscheines als einen Indikator für die Primärinanspruchnahme aner- kennt, zeigt sich, daß trotz rück- läufiger Fallzahlen bei den Allge- meinärzten heute auf diese Grup- pe immer noch etwa 60 Prozent der Primärinanspruchnahme ent-

Abbildung: Veränderung der Gesamtfallzahlen, der Original- scheine und Sekundärscheine im Jahresdurchschnitt 1980 und 1981 für Gebietsärzte und Allgemeinärzte

Fal lzahlen absolut in Mio.

35

)0

25

20

15

10

+ 843 064 (+ 2,4 •>.

- 750 806 (- 2. 3 %)

+ 653 406 (+ ),6 %)

- 676 048 (- 2. 2 •>

Fach-

ärzte Allgemein-

'80 '81 '80 '01

+ 109 658 (+ 1,1 %)

Fallzahlen ges. Or:-iginalscheine Sekundärscheine

Strukturverschiebungen

..,. Kritisch beleuchtet die Studie allerdings die sich andeutende Strukturverschiebung in der kas- senärztlichen Versorgung zwi- schen Allgemein- und Gebietsärz- ten. Der Nettozuwachs an Ärzten der vergangenen Jahre ging aus- schließlich auf das Konto der Ge- bietsärzte, die zwischen 3,2 Pro- zent und 4,0 Prozent, je nach Betrachtungsquartal, gewachsen sind, wohingegen eine Abnahme

fällt. Allerdings wird in der Studie deutlich, daß während des Be- trachtungszeitraumes eine Verla- gerung der Primärinanspruchnah- me von zwei Prozentpunkten auf die Gebietsärzte hin stattgefunden hat.

676 000 Originalscheine wurden im Betrachtungszeitraum bei den

Allgemeinärzten weniger abge-

rechnet und dafür von den Ge- bietsärzten 653 000 mehr (vgl. Ab-

bildung). l>

Ausgabe B DEUTSCHES ARZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 29 vom 23. Juli 1982 13

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

Berücksichtigt man die Tatsache, daß die Analyse sich nur auf eine repräsentative Stichprobe von 40 Prozent bei den RVO-Kassen zu- gelassener Ärzte bezieht, so läßt sich die Gesamtverschiebung von den Allgemeinärzten zu den Ge- bietsärzten im Jahr 1981 auf etwa 2 bis 2,5 Millionen Originalscheine berechnen.

Mehr Originalscheine wanderten zu

den Fachärzten

Der Zuwachs der Originalscheine bei den Fachärzten ist mit 3,6 Pro- zent etwas höher als das Wachs- tum der Fachärzte selbst. Die Überweisungsscheine bei den Fachärzten haben ebenfalls zuge- nommen, aber mit 1,1 Prozent Zu- wachs deutlich unterproportional.

Die Ursachen der Zunahme der Überweisungsscheine konnten in dieser Studie nicht eindeutig ge- klärt werden. Vermutet wird je- doch, daß die Zunahme der Über- weisungen innerhalb der Fach- arztgruppe sich aus Überweisun- gen zur Absicherung oder Erwei- terung der Diagnose oder aber aus falschen Erstkontakten seitens der Patienten zusammensetzen könnte.

Vorsichtig beurteilt die Studie die Punktzahl-Entwicklung, in der sie grundsätzlich einen Indikator für die Leistungsintensität in den ein- zelnen Fachgruppen erkennt. Es wird zwar festgestellt, daß die Ent- wicklung der Punktzahlen trotz stagnierender Fallzahlen einen deutlichen Zuwachs zu verzeich- nen hat, aber gleichzeitig einge- schränkt, daß hieraus keine unmit- telbaren Schlüsse auf den Zu- wachs im Ausgabenvolumen der gesetzlichen Krankenversiche- rung gezogen werden können, weil preisregulierende Vereinba-

rungen in den Gesamtverträgen, wie etwa über die Laborpauscha-

le, den Zuwachs der Punktzahl- entwicklung nicht im gleichen Umfang auf die Ausgaben der Krankenkassen durchschlagen

lassen. Br

Verstümmelungs- versuch

Die „Arbeitsgemeinschaft für me- dizinische Ethik des Leiterkreises der Evangelischen Akademien in Deutschland" hat eine umfängli- che Stellungnahme zur Katastro- phenmedizin erarbeitet. Sie wurde der Redaktion von Pfarrer Dr. Joa- chim Schwarz, Bad Boll, ans Herz gelegt, weil es nicht gut sei, wenn sich die Ärzteschaft in dieser Sa- che spalte und man nicht mehr miteinander spreche. Der kirchli- che Ethikerkreis wolle vielmehr die Verständigungsbereitschaft fördern.

So weit, so christlich.

Die Worte indes, mit denen Pfarrer Schwarz dieselbe Stellungnahme seiner Arbeitsgemeinschaft dem Evangelischen Pressedienst (epd) ans Herz legte, und die epd-Zu- sammenfassung der Ethikstel- lungnahme lassen am Verständi- gungswillen zweifeln.

Uns stört nicht, daß sich der Pfar- rer mit Hilfe von epd über Denekes tagesaktuellen Kommentar in Heft 40/1981 des DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATTES nochmals in aller Öf- fentlichkeit ärgert; merkwürdiger mutet uns schon an, daß er heute, Monate später, glaubt, nachkarten zu müssen — und das auch noch im Zeichen der Versöhnung.

Doch um Denekes oder Schwar- zens Meinungen geht es uns hier gar nicht, 'sondern um eine offen- bare Manipulation (die Schwarz und der epd womöglich gar unter- bewußt unterlaufen ist): Sie grei- fen nur Deneke, dessen Meinung ihnen nicht schmeckt, an, verlie- ren aber kein Wort über den Anlaß, den eine ärztliche Gruppierung seinerzeit geboten hat: die öffent- liche Verweigerung von Fortbil- dung (aus welchen Gründen auch immer, das steht hier nicht zur Dis- kussion).

Das manipulierende Verfahren wird vollends deutlich, wenn man

den Text der Ethikerstellungnah- me mit dem, was epd daraus ge- macht hat, vergleicht. epd zitiert, was in den Kram paßt, schnippelt weg, was in seinem Klischee stört.

Zitiert wird etwa: Die Planung von Hilfsmaßnahmen für einen Atom- krieg könne zu einem trügeri- schen Sicherheitsgefühl führen;

oder: Mit der Verteilung von Zu- ständigkeiten für den Fall eines Atomkrieges bestehe die Gefahr einer Normalisierung; oder: Dem Mißverständnis, als sei ein Atom- krieg ein ganz natürliches Risiko des menschlichen Fortschritts und Katastrophenmedizin nichts anderes als Unfallmedizin großen Ausmaßes, werde Vorschub gelei- stet.

Das steht tatsächlich in der Stel- lungnahme aus Bad Boll und ist im Gesamtzusammenhang der Stellungnahme richtig und ein- sichtig. Stutzig macht, daß epd bei Ziffer 8 der Stellungnahme die Zi- tiererei beendet und ausgerechnet die Gretchenfrage, die die Ärzte- schaft so berührt, unterschlägt: In Ziffer 10 stellen die Bad Boiler Ethiker nämlich fest, Information über das Ausmaß der Katastrophe wie über die Möglichkeiten des Schutzes und der medizinischen Behandlung und ihre Chancen ge- hörten „mit der Bereitschaft im Notfall soweit noch mogtfei "Zu helfen und sich darum auf den Einsatz für den Notfall vorzuberei- ten, zusammen". In diesem Satz steckt, drückt man es weniger ge- wunden aus, die Übereinstim- mung mit der von verantwortlicher ärztlicher Seite vertretenen Forde- rung, sich auch für einen solchen Fall fortzubilden.

Die Arbeitsgemeinschaft für me- dizinische Ethik hat diese ent- scheidende Forderung in ihrer Stellungnahme zwar wohl ver- steckt, aber niemandem, der mit- bekommen hat, worüber die in- nerärztliche Diskussion geführt wird, kann sie entgangen sein.

Auch epd müßte darüber gestol- pert sein, zumal er von Pfarrer Schwarz gewiß sachverständig informiert wurde. NJ

14 Heft 29 vom 23. Juli 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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