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Archiv "Tropenmedizinische Fortbildung: Lernen in Liverpool" (23.08.2004)

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ie nahe liegende Assoziation, wenn der Begriff „Tropenmedi- zin“ fällt, ist sicher nicht „Liver- pool“. Und doch zählt die Stadt zu den wichtigsten Zentren der Tropen- medizin. Die 1898 gegründete Liver- pool School of Tropical Medicine, ur- sprünglich eine gemeinnützige, der Uni- versity of Liverpool untergeordne- te Institution, war weltweit die erste Einrichtung, die sich auf die Erfor- schung und Behandlung von Tropen- krankheiten konzentrierte. Heute for- schen die Mitarbeiter der Schule welt- weit zu Themen wie HIV, Meningitis oder Schlafkrankheit, helfen in Krisen- gebieten oder beim Aufbau von Basis- gesundheitsdiensten. Unterstützt wer- den sie dabei von der Weltgesundheits- organisation, der Europäischen Union und der Bill and Melinda Gates Foun- dation.

Aber auch in Liverpool selbst ist man sehr aktiv: Die Schule betreibt eine reisemedizinische Beratungsstelle mit Tropenambulanz, behandelt von den Hausärzten der Region überwiesene Patienten und ist konsiliarisch für das nahe gelegene Royal Hospital tätig.

Außerdem ist die Schule nationales Re- ferenzzentrum für Malaria und andere infektiologische Erkrankungen. Wich- tigste Aufgabe ist aber nach wie vor die Lehre: Jedes Jahr vertiefen dort 500 Studierende aus 70 Ländern ihr Wissen in Tropenmedizin, Mikrobiologie, Viro- logie, Parasitologie,Vektorbiologie, Ge- sundheitsarbeit und Ernährung. Je nach Art und Dauer der Kurse (wenige Tage bis mehrere Monate) schließen sie diese

mit einem „certificate“, einem „diplo- ma“ oder einem „master“ ab.

Der dreimonatige „Course of Tropical Medicine and Hygiene“ ist einer der am besten besuchten. Er ist gerade für deut- sche Ärztinnen und Ärzte interessant, da zum Führen der Zusatzbezeichnung

„Tropenmedizin“ neben einem klini- schen Jahr in den Tropen und einem Jahr in einer deutschen oder europäischen Einrichtung, die sich schwerpunktmäßig mit Tropen- und Reisemedizin befasst, auch die Teilnahme an einem dreimona- tigen Kurs verlangt wird.

Der „Course of Tropical Medicine and Hygiene“ startet jeweils im Februar und im September. Ziel ist es, „dem Arzt das Wissen und die Fähigkeiten zu vermit- teln, die notwendig sind, um in den Tro- pen zu arbeiten und die Ge-

sundheit dort zu fördern“. Damit rich- tet sich der Kurs zum einen an Ärztin- nen und Ärzte aus den Industrielän- dern, die beispielsweise in der Entwick- lungshilfe tätig werden wollen, zum anderen aber auch an Mediziner aus den von Tropenkrankheiten betroffenen Ländern, die in Liverpool ihr Wissen auf den neuesten Stand bringen wollen. Dar- über hinaus wendet man sich aber auch an Ärzte, die bei ihrer Tätigkeit in den Industriestaaten mit der zunehmenden Zahl importierter Krankheiten konfron- tiert werden.

Am Ende des Kurses sollten die Teil- nehmer in der Lage sein, die wichtigsten tropentypischen Krankheiten zu erken- nen und zu behandeln, die Stadien der Parasiten, die bei den Erkrankungen ei- ne Rolle spielen, sicher zu identifizieren sowie Maßnahmen der Vektorkontrolle zu benennen. „Public Health“ ist ein weiterer Schwerpunkt. Am Ende des Kurses sollten die Teilnehmer die ge- sundheitlichen Bedürfnisse einer Dorf- gemeinschaft oder eines Distrikts er- kennen können, entsprechende Maß- nahmen zur Verbesserung der Situation einleiten und bei der Einrichtung von Gesundheitsdiensten und Kontrollpro- grammen soziale, kulturelle und ökono- mische Aspekte berücksichtigen kön- nen. Der Kurs ist straff or- ganisiert. Er beginnt mor- gens um neun Uhr und en- det zwischen 16 und 17 Uhr. Auf dem Programm stehen Vorlesungen, prak- tische Übungen und Revi- sionen, die didaktisch sinn- voll ineinander greifen. So wird zum Beispiel vor- mittags der Vektor einer Krankheit in der Vorlesung besprochen, anschließend werden lebende und tote Vertreter dieser Spezies im Labor präsentiert, nachmit- tags folgt eine Vorlesung über Kontroll- und Be- kämpfungsmöglichkeiten.

Nach der erfolgreichen schriftlichen und prakti- schen Prüfung erhält man das „Diploma in Tropical Medicine and Hygiene“

der University of Liver- pool. Teilnahmevorausset- T H E M E N D E R Z E I T

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A2298 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004

Tropenmedizinische Fortbildung

Lernen in Liverpool

Jedes Jahr vertiefen 500 Studierende aus 70 Ländern an der Liverpool School of Tropical Medicine ihr Wissen.

Kontakt: Liverpool School of Tropical Medicine, Pembroke Place, Liverpool L3 5QA, UK, Joanne Collins. E-Mail: j.collins@liver pool.ac.uk; Telefon: 00 44/1 51/7 08 93 93;

Fax: 00 44/1 51/7 05 33 70, Internet: www.

liv.ac.uk/lstm/

Foto:Stefan Kütter

Die 1898 gegründete Liverpool School of Tropical Medicine war weltweit die erste Einrichtung, die sich auf die Erfor- schung und Behandlung von Tropenkrankheiten konzentrierte.

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T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004 AA2299

Tropenmedizin

Arbeitsmedizin auf Madagaskar

Um Mitarbeiter reisemedizinisch beraten zu können, benötigen Ärzte entsprechende Erfahrungen.

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ine Voraussetzung für die Ermäch- tigung nach dem Berufsgenossen- schaftlichen Grundsatz G 35 „Ar- beitsaufenthalt im Ausland unter be- sonderen klimatischen und gesundheit- lichen Bedingungen“ ist ein mindestens 14-tägiger entsprechender Auslands- aufenthalt. Ein Anbieter solcher wis- senschaftlichen Reisen ist Dr. med. Jo- hannes Wantzen. Der Tropenmediziner hat vier Jahre lang für die deutsche Ge- sellschaft für Technische Zusammenar- beit (GTZ) in Mahajanga auf Madagas- kar gearbeitet. Kontakte zur dortigen Universitätsklinik und anderen Kran- kenhäusern, zur GTZ, zu den Behör- den und zu einem arbeitsmedizinischen Zentrum ermöglichen den Teilnehmern seiner Kurse Einblicke in das Arbeitsle- ben und das Gesundheitswesen der mit 250 000 Einwohnern drittgrößten Stadt Madagaskars. Mahajanga liegt an der Nordwestküste, die Temperaturen lie- gen bei 35 Grad Celsius, die Luftfeuch- tigkeit beträgt 90 Prozent. Die Anforde- rung „unter besonderen klimatischen Bedingungen“ ist mithin erfüllt.

Der Fortbildungskurs besteht aus Vorträgen, Besichtigungen von Gesund- heitseinrichtungen und Arbeitsplatzbe-

gehungen. Die Vorträge behandeln ge- sundheitliche und soziale Aspekte eines Arbeitseinsatzes in den Tropen, Pro- phylaxe, Diagnostik und Therapie von Tropen- und Reisekrankheiten wie Ma- laria, Bilharziose, Pest, Cholera, Filario- sen, Trypanosomiasis und Wurmerkran- kungen, Impfungen, Flugreisemedizin, Aspekte der Tauchmedizin, Gifttiere und Vergiftungen sowie reisemedizi- nisch relevante Hauterkrankungen. Se- minarleiter sind deutsche und Deutsch sprechende madagassische Ärztinnen und Ärzte. Dabei wird klar, was den

entsandten Mitarbeiter in medizini- scher Hinsicht auf Madagaskar erwar- tet – ein für den beratenden Betriebs- arzt wichtiges Kriterium in der reiseme- dizinischen Sprechstunde.

Zu den Besichtigungen zählen Ein- richtungen der medizinischen Grund- versorgung, aber auch die Universitäts- klinik Mahajanga. Diese verfügt über fast alle Abteilungen der operativen und nichtoperativen Medizin, ein mo-

dernes Labor, konventionelle Röntgen- abteilung und Sonographie. Ein CT, MRT oder eine endoskopische Abtei- lung sucht man allerdings vergeblich.

Das arbeitsmedizinische Zentrum in Mahajanga versorgt neben 6 000 Ar- beitnehmern auch deren Familienan- gehörige. Es verfügt über eine zahnärzt- liche, eine HNO- und eine gynäkologi- sche Abteilung, ein modernes Labor, OP und eine Bettenstation. Die allge- meinmedizinische Ambulanz versorgt in erster Linie Atemwegsinfekte, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Malaria und andere Tropen- krankheiten.

Das Besichtigungs- programm umfasst ferner je nach Verfüg- barkeit zwei Crevet- ten verarbeitende Be- triebe und eine Tex- tilfabrik. Auffällig ist der relativ hohe Stand des Arbeitsschutzes.

Anschauliche Pikto- gramme warnen vor Gefahren und fordern zu ergonomischem Ar- beiten auf. Die Arbei- terinnen und Arbeiter tragen Schutzausrü- stung. Die Hygienevorschriften in den Crevetten verarbeitenden Betrieben sind vorbildlich.

Der Kurs ist mit 20 Fortbildungs- punkten auf das Diplom der Deutschen Tropengesellschaft anrechenbar: Ein Kurs aus der Praxis für die Praxis an ei- nem für den Zweck idealen Ort. In- formationen: Dr. med. Johannes Want- zen,Telefon: 01 70/7 60 16 88, www.tropen doktor.de. Dr. med. Michael Neuber

zungen sind ein abgeschlossenes Medi- zinstudium, die Begeisterung für Tro- penkrankheiten sowie gute Englisch- kenntnisse. Man sollte sich mindestens ein halbes Jahr im Voraus bewerben, da die Plätze rar und die Bewerber zahl- reich sind. Die Kursgebühr beträgt stattliche 1 900 Britische Pfund.

Trotz der gewaltigen Stoffmenge ist der Kurs gut organisiert: Vor allem die praktischen Übungen werden so oft wiederholt, bis auch der Letzte alles im

Schlaf beherrscht. Die Vorlesungen sind unterhaltsam, dauern meist 50 Minuten, und keine einzige kommt ohne Power- point-Präsentation und handouts aus.

Liverpool selbst ist keineswegs die trostlose Stadt im Nordwesten Eng- lands, sondern lebendig, gepflegt und modern. Kneipen, Clubs, Pubs, Loun- ges, Discos – alles findet man hier. Kul- turell besonders erwähnenswert sind die Royal Philharmony, Tate Liverpool, das Beatles Museum, Merseyside Mari-

time Museum, Walker Art Gallery und die aufwendig restaurierten Albert Docks. Die Zeiten hoher Arbeitslo- sigkeit wegen des Niederganges der Werft- und anderer Industrien schei- nen vorüber. Mit der University of Liv- erpool und der John Moores Uni- versity ist Liverpool eines der Zentren für Forschung und Lehre im Nordwe- sten, die medizinische Fakultät steht in dem Ruf, eine der besten des Landes zu sein. Stefan Kütter, Christian Haug

In einigen Gebieten Afrikas, wie hier in der Ashanti-Region in Gha- na, sind fast 100 Prozent der Bevölkerung mit Malaria infiziert.

Foto:laif

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