Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Arzneimittelforschung
und Kakaobohnen bekannt. Auf- merksamkeit verdienen auch Stof- fe zur Behandlung der sich immer mehr ausbreitenden Pilzinfektio- nen, die u. a. aus Enziangewäch- sen isoliert wurden. Herz- und kreislaufwirksame Substanzen so- wie Verbindungen mit Einfluß auf das Nervensystem wurden aus Apocyanaceen und verschiedenen Ingwerarten, aus Maulbeerbäu- men und aus dem Weißdorn iso- liert. Insgesamt zeigt sich, daß hö- here Pflanzen immer noch ein re- spektables Reservoir neuer Struk- turen mit unter Umständen nutz- baren physiologischen Aktivitäten darstellen. Als immunstimulierend wirkende Substanzen nannte H.
Wagner, München, Aristolochia- säure, Alkaloide, Sesquiterpenlac- tone, Diterpene, Ubichinone, Alkyllysophospholipide, Polysac- charide, Lipopolysaccharide, Pro- teine, Glykoproteine und Nucleoti- de; besonders auch die Lektine, Polysaccharide aus niederen und höheren Pilzen sowie saure Hete- roglykane aus Echinacea pur- purea.
Nach P. H. Hofschneider, Martins- ried, ist mit der gentechnischen Synthese von Humaninsulin der Beweis erbracht, daß auf diesem Weg Pharmaprodukte hergestellt werden können. Weiter konnte ei- ne Reihe von Genen so kloniert werden, daß die gewünschten Produkte z. B. menschliches Somatostatin, menschliches und tierisches Wachstumshormon, menschliches Somatotropin, das Core-Antigen des Hepatitis-B-Vi- rus, Leukozyten-, Fibroblasten- und Immun-Interferon, das VP,- Protein des Maul- und Klauenseu- che-Virus, Urokinase, Serumal- bumin, Affeninsulin u. a. von ge- netisch modifizierten Bakterien hergestellt werden. Es ist fest da- mit zu rechnen, daß diese Produk- te in einer berechenbaren Frist für den medizinischen und veterinär- medizinischen Bereich verfügbar werden. Die Gentechnologie als unentbehrliche Methode der bio- logischen Grundlagenforschung, verbunden mit neuentwickelten Methoden der Biochemie (Mikro-
sequenzierung von Proteinen, DNA-Sequenzanalyse und DNA- Synthese), hat völlig neue Voraus- setzungen für die Synthese und Untersuchung medizinisch inter- essanter Substanzen geschaffen, und es wäre höchst unwahr- scheinlich, wenn als Konsequenz dieser Arbeiten nicht auch neue, therapeutisch einsetzbare Wirk- stoffe entstehen würden. Erwähnt sei die Gruppe der Lymphokine, die für die physiologische Funk- tion der Immunabwehr wichtig ist.
Ein für die Praxis wichtiges Ge- biet, die Chronopharmakologie stellte B. Lemmer, Frankfurt, vor.
Vom Einzeller bis zum Menschen sind biologische Rhythmen in phy- siologischen Funktionen nachzu- weisen. So zeigen die Schmerz- empfindung und die Wirkung von Analgetika oder Anästhetika bei Mensch und Tier ausgesprochen tageszeitabhängige Unterschiede auf. Der wohl bekannteste zirka- diane Rhythmus ist der der Korti- solkonzentration im Plasma, aber auch für andere Hormone wie Re- nin, Aldosteron, Insulin, Wachs- tumshormon, Noradrenalin, Adre- nalin u. a. konnten ebenfalls zirka- diane Rhythmen nachgewiesen werden. Entsprechend ist die Wir- kung von Antihistaminika, die Empfindlichkeit der Atemwege auf Allergene und bronchokonstrikto- risch wirkende Substanzen, die Glukose-Insulin-Regulation, die Toxizität von Zytostatika, die Wir- kung von (3-Rezeptoren-Blockern und Nitroglyzerin von der Tages- zeit abhängig. Auf Grund einer Fülle chronobiologischer und chronopharmakologischer Befun- de scheint es unabdingbar, den Applikationspunkt eines Arznei- mittels bzw. die zirkadiane Pha- senlage der untersuchten oder therapierten Spezies als weitere Einflußgröße auf Wirkung und Ki- netik eines Arzneimittels mit ein- zubeziehen.
Professor Dr. phil. Hans D. Reuter Lehrstuhl für Innere Medizin I Universität Köln
Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41
FÜR SIE GELESEN
Hochdosierte i. v. Gabe von IgG bei Erwachsenen mit Autoimmun-
Thrombozytopenie
Eine Untersuchung über die Wir- kung hochdosierter intravenöser Gaben von IgG bei 25 Erwachse- nen mit Autoimmun-Thrombozyto- penie bestätigte den vorhersehba- ren Anstieg der Thrombozytenzahl während der Infusion, der vorher schon bei Kindern beobachtet worden war. Im Gegensatz zu den Untersuchungen bei Kindern gab es jedoch keinen verstärkten An- stieg der Thrombozytenzahl, wenn die IgG-Infusion nicht direkt mit einer Splenektomie in Zusammen- hang stand.
Es gab keinerlei Korrelation zwi- schen dem Vorhandensein von Thrombozyten-Autoantikörpern oder der lg-Klasse der Autoanti- körper und der Reaktion auf die Infusion. Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß die anfängliche Thrombozytenreaktion das Resul- tat einer vorübergehenden Blok- kade des retikuloendothelialen Sy- stems einschließlich des F c-Re- zeptorenmechanismus der Makro- phagen ist. Die Langzeitreaktion bei einigen Patienten erfordert ei- ne weitere Erklärung und könnte auf eine spezifischere immuno- suppressive Wirkung der hochdo- sierten IgG-Infusion zurückzufüh- ren sein. Die Splenektomie kann die Wirkung verstärken, da mit der Milz ein wichtiger Thrombozyten- Autoantikörper-Produzent ent- fernt wird.
Der Rückgang der Fehlschläge nach Splenektomie bei Erwachse- nen ermutigt daher — so die Auto- ren — zu einer früheren Operation und setzt diese Patienten damit weniger der Wirkung von zytotoxi- schen Präparaten aus. Dpe
Newland, A. C.; Treleaven, J. G.; Minchinton, R. M.; Waters, A. H.: High-Dose Intravenous IgG in Adults with Autoimmune Thrombocy- topenia, The Lancet I (1983) 84-87, A. C. New- land, Department of Haematology, The Lon- don Hospital, Whitechapel, London El •1 BB, England
48 Heft 26 vom 1. Juli 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A