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Archiv "Rauschtrinken im Kindes- und Jugendalter – Epidemiologie, Auswirkungen und Intervention: Schlusswort" (11.09.2009)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 37

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11. September 2009 595

M E D I Z I N

DISKUSSION

Jugendliches Rauschtrinken

Die Ausführungen von Stolle et al. wollen wir um eini- ge wichtige Aspekte ergänzen, welche in unseren zitier- ten Übersichtsarbeiten ausführlicher dargestellt sind.

Zum Thema „besondere Risikokonstellationen“ wei- sen wir auf die vorliegenden umfassenden Arbeiten zum Einfluss genetischer Schutz- und Risikofaktoren hin, die mehr als die Hälfte des Risikos für exzessiven Alkoholkonsum und die Entwicklung von Alkoholab- hängigkeit erklären. Bei Kindern und Jugendlichen ist ihr Effekt unter Anderem durch Wechselwirkungen mit Stressbelastungen nachgewiesen, welche bereits weit vor dem ersten Alkoholkonsum stattfinden können (1–3). Für die erwähnten externalisierenden Verhal- tensstörungen des Kindesalters sind mittlerweile einige Mechanismen bekannt, über die sie das Risiko für Alkoholstörungen erhöhen können. Mehrere Therapie- studien weisen darauf hin, dass hier sowohl medika- mentöse als auch verhaltenstherapeutische Interventio- nen das Risiko für spätere Alkoholstörungen senken können (1).

Neben den von Stolle et al. betonten mittelbaren Ri- siken und Schäden übermäßigen Alkoholkonsums durch Unfälle, suizidale Handlungen und riskante Ver- haltensweisen ist auch die unmittelbar alkoholinduzier- te Gehirnschädigung von Bedeutung. Sie ließ sich in mehreren Studien bereits bei Jugendlichen anhand ver- minderter Leistungsfähigkeit in neuropsychologischen Tests sowie durch funktionelle bildgebende Verfahren nachweisen (3).

Das Wissen um diese sehr heterogenen Risikofakto- ren könnte sich für Präventionsbemühungen nutzen las- sen, indem es ermöglicht, Kinder und Jugendliche mit besonders hoher Suchtgefährdung rechtzeitig zu identi- fizieren und sie nach den Grundsätzen der motivieren- den Gesprächsführung möglichst früh über diese Tat - sache und ihre Hintergründe aufzuklären. Dies kann die Betroffenen dazu veranlassen, sich aktiv mit ihrer Gefährdung auseinanderzusetzen und dazu führen, dass sie von sich aus zu richtigen Schlussfolgerungen bezüglich risikoverringernder Verhaltensänderungen kommen.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0595a

LITERATUR

1. Zimmermann US, Blomeyer D, Laucht M, Mann KF: How gene- stress-behavior interactions can promote adolescent alcohol use: the roles of predrinking allostatic load and childhood behavior disorders. Pharmacology, Biochemistry and Behavior 2007; 86:

246–62.

2. Laucht M, Treutlein J, Schmid B, et al.: Impact of psychosocial adver- sity on alcohol intake in young adults: Moderation by the LL genotype of the serotonin transporter polymorphism (5-HTTLPR). Biol Psychi- atr, im Druck. doi:10.1016/j.biopsych.2009.02.010

3. Zimmermann US, Mick I, Mann K: Neuobiologische Aspekte des Al- koholkonsums bei Kindern und Jugendlichen. Sucht 2008; 54:

335–45.

4. Stolle M, Sack PM, Thomasius R: Binge drinking in childhood and adolescence: epidemiology, consequences, and interventions [Rauschtrinken im Kindes- und Jugendalter: Epidemiologie, Auswir- kungen und Intervention]. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(19): 323–8.

PD Dr. med. Ulrich S. Zimmermann Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Technische Universität Dresden Fetscherstraße 74

01307 Dresden

E-Mail: ulrich.zimmermann@uniklinikum-dresden.de

Prof. Dr. med. Manfred Laucht Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit 68159 Mannheim

E-Mail: manfred.laucht@zi-mannheim.de

Schlusswort

Die Kollegen Zimmermann und Laucht weisen be - züglich der Risikokonstellationen zum jugendlichen Rauschtrinken richtigerweise auf die Bedeutung gene- tischer Schutz- und Risikofaktoren hin, die ihre Wir- kung im Zusammenhang mit frühen Stressbelastungen entfalten. Auch in unserer Übersicht haben wir der Gen-Umwelt-Interaktion beziehungsweise -Korrelation einen angemessenen Stellenwert beigemessen.

Die von Zimmermann angesprochenen alkoholindu- zierten Gehirnschädigungen haben wir in unserem Bei- trag ebenfalls benannt. Ergänzend weisen wir auf die Arbeit von de Bellis et al. (2005) hin, die bei Jugend - lichen mit alkoholbezogenen Störungen (inklusive Rauschtrinken) eine Volumenverminderung des prä- frontalen Cortex sowie eine Verringerung der dort loka- lisierten weißen Substanz fanden.

Unter Berücksichtigung der multikonditionalen Ge- nese von Alkoholmissbrauch und Suchtgefährdung (neurobiologische Aspekte, komorbide psychische Stö- rungen, psychosoziale Einflussfaktoren) lassen sich Kinder und Jugendliche mit einem besonders hohen Er- krankungsrisiko identifizieren. Kritisch sehen wir die Schlussfolgerung der Kollegen, dass diese Hochrisiko- kinder und -jugendlichen nach den Grundsätzen der motivierenden Gesprächsführung über ihr persönliches Risiko aufgeklärt und dadurch in eine aktive Auseinan- dersetzung mit ihrer Gefährdung gebracht werden kön- nen, aus der sie dann die richtigen Schlussfolgerungen ziehen würden. Die motivierende Gesprächsführung zielt eben nicht allein auf Informationsvermittlung ab.

Die Präventionsforschung hat gezeigt, dass bei solchem zu dem Beitrag

Rauschtrinken im Kindes- und Jugendalter:

Epidemiologie, Auswirkungen und Intervention

von Dr. med. Martin Stolle, Dr. phil. Peter-Michael Sack, Prof. Dr. med. Rainer Thomasius in Heft 19/2009

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596 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 37

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11. September 2009

M E D I Z I N

2. Miller WR, Rollnik S: Motivierende Gesprächsführung. Freiburg im Breisgau: Lambertus 2009.

3. Thomasius R, Stolle M, Sack PM: Entwicklungspsychopathologisches Modell. In: R Thomasius, M Schulte-Markwort, UJ Küstner, P Riedes- ser (Hrsg.): Handbuch der Suchtstörungen im Kindes- und Jugendal- ter. Stuttgart: Schattauer 2009; 139–46.

4. Stolle M, Sack PM, Thomasius R: Binge drinking in childhood and adolescence: epidemiology, consequences, and interventions [Rauschtrinken im Kindes- und Jugendalter: Epidemiologie, Auswir- kungen und Intervention]. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(19): 323–8.

Dr. med. Martin Stolle

Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes und Jugendalters Univeritätsklinkum Hamburg-Eppendorf

Martinistraße 52 20246 Hamburg E-Mail: M.Stolle@uke.de

Interessenkonflikt

Die Autoren beider Beiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

Vorgehen der Widerstand befördert werden kann (Thomasius et al. 2009). Die motivierende Gesprächs- führung entfaltet ihre Wirksamkeit vielmehr durch eine empathische Grundhaltung mit Verzicht auf Konfronta- tion sowie die Förderung von Diskrepanzwahrnehmun- gen („wenn ich weiter in dieser Art Alkohol konsumie- re, werde ich weder den Führerschein erlangen noch die Schule schaffen“). Ferner wird mit dieser Technik der Aufbau von Vertrauen in die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen verfolgt (Miller und Rollnik 1999).

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0595b LITERATUR

1. De Bellis MD, Narasimhan A, Thatcher DL, Keshavan MS, Soloff P, Clark DB: Prefrontal cortex, thalamus, and cerebellar volumes in ado- lescent and young adults with adolescent-onset alcohol use disor- ders and comorbid mental disorders. Alcohol Clin Exp Res 2005; 9:

1590–600.

Sechs Gründe, wissenschaftliche Übersichts- und Originalarbeiten im Deutschen Ärzteblatt zu publizieren

1. Die Reichweite des Deutschen Ärzteblattes

– Das Deutsche Ärzteblatt ist mit einer Auflage von rund 400 000 Exemplaren nicht nur die mit Abstand größte medizinische Zeitschrift in Deutschland, sondern auch eine der größten Fachzeitschriften der Welt.

– Einen cme-Artikel im Deutschen Ärzteblatt bearbeiten im Durchschnitt mehr als 19 000 Teilnehmer.

– Der wissenschaftliche Teil des Deutschen Ärzteblattes wird mit steigender Tendenz auch in der meinungsführenden Publikumspresse als wichtige Quelle wahrgenommen.

2. Die englische Ausgabe: Deutsches Ärzteblatt International

Alle wissenschaftlichen Artikel des Deutschen Ärzteblattes werden vollständig und kostenfrei übersetzt und in unserer englischen Online-Zeitschrift Deutsches Ärzteblatt International publiziert. Damit sind Artikel im Deutschen Ärzteblatt inter- national zitierfähig.

3. Die Präsenz in allen wichtigen Datenbanken

Alle wissenschaftlichen Artikel im Deutschen Ärzteblatt sind durch ihre Publikation in der englischen Ausgabe Deutsches Ärzteblatt International in Medline gelistet und darüber hinaus in fünfzehn weiteren Datenbanken vertreten.

4. Der Impact-Faktor

Bereits seit 2009 wird Deutsches Ärzteblatt International in der Datenbank Science Citation Index geführt.

Dies bedeutet, dass die Zeitschrift für das Jahr 2011 erstmals einen Impact-Faktor erhalten wird.

5. Das Autorenhonorar

Das Deutsche Ärzteblatt zahlt allen korrespondenzführenden Autoren ein Honorar von 1 000 Euro nach Publikation.

6. Der freie Zugang zu allen Artikeln

Alle Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sind im Internet frei zugänglich (open access). Dies gilt für die deutsche und für die englische Fassung.

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