Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
Briefe an die Redaktion
ÜBER BAHRO
In Heft 44/1978 erschien eine Rezension über Bahros Buch „Die Alternative". Zwi- schen einem Leser der Rezension und dem Rezensenten entspann sich ein Briefwechsel.
Galilei?
... In der Buchbesprechung von
„TK" wird mit keinem einzigen Wort darauf hingewiesen, daß Bahro na- türlich Kommunist ist! Darüber hin- aus bekennt sich Bahro im Vorwort zum politischen Mord. Außerdem hält Bahro, auch im Vorwort, die Stalin-Ära mit all ihren Schrecken und Untaten für notwendig und wichtig. Wenn solche Bekenntnisse eines Kommunisten unterschlagen werden, kann der Leser der Rezen- sion ein völlig falsches Bild bekom- men und möglicherweise daraufhin das Buch kaufen.
Prof. Dr. med. H.-J. Maurer Landhausstraße 25
6900 Heidelberg 1
Habe ich nicht für jedermann deut- lich zum Ausdruck gebracht, daß es sich bei Bahro um einen überzeug- ten, gläubigen Kommunisten han- delt, dessen Ausführungen gerade deshalb so interessant sind, weil sie uns einen Einblick in das innere Ge- triebe des DDR-Zwangsstaates ge- ben? Wünschen Sie etwa, daß sich die Auseinandersetzung mit „An- dersgläubigen" nach dem Vorbild Papst gegen Galilei abspielen soll?
Ich verstehe die freie Atmosphäre der Bundesrepublik so, daß man auch ein Buch empfehlen kann, mit dessen Tendenz man nicht überein- stimmt ... TK
... Für mich ist es immer wieder interessant, zu sehen, daß bei pro- minenten Flüchtlingen aus dem Ost- block bei uns übersehen wird, daß diese „Abweichler" nach wie vor Kommunisten bzw. Marxisten blei- ben — abgesehen von einigen weni- gen Ausnahmen. Dadurch entsteht meiner Ansicht nach sehr häufig ei- ne falsche Einschätzung dieser Menschen. Keineswegs meine ich, daß mit ihnen verfahren werden soll- te, wie es die Kirche seinerzeit mit
Galilei getan hat. Aber, das enthebt uns nicht der Aufgabe, weiterhin wachsam zu sein. Gerade die Aus- einandersetzung mit derartigen
„Abweichlern" muß daher sauber geführt werden, wobei zunächst ein- mal klargestellt werden muß, auf welcher Basis sich die Betreffenden bewegen ... Prof. Maurer
REKLAME
Eine Klage über die Informationsflut
Ohne Unterbrechung
Trotz eines Ordinationsraumes von ca. 35 qm mußte ich die angesam- melten Berge von medizinischen Zeitschriften und Informationsblät- tern abbauen, um für die laufenden weiteren Zusendungen Platz zu be- kommen. Dabei sind 3 medizinische Zeitschriften von mir abonniert, alle übrigen 25 medizinischen „Informa- tionen" kommen automatisch ins Haus. Bevor eine dieser medizini- schen Zeitschriften und Informa- tionsblätter, in der Größenordnung zwischen einem Lokalblatt und ei- nem Neckermann-Reisekatalog schwankend, zur Altpapiersamm- lung freigegeben wird, ist eine Sich- tung jedes einzelnen Blattes erfor- derlich, wenn man nicht laufende zusammenhängende medizinische Veröffentlichungen oder wichtige berufspolitische Mitteilungen weg- werfen will. Die Aufmachung sämtli- cher medizinischer Zeitschriften ist gekennzeichnet durch eine systemi- sche Unterbrechung der einzelnen Artikel mit Reklameseiten, die ent- weder als ganze Blätter die Veröf- fentlichungen alternierend unter- brechen oder eine Hälfte des medizi- nischen Berichtes mit Reklame- druck dekoriert sind. Will man den wertvollen medizinischen Beitrag wenigstens aufbewahren, so muß man mit viel Geschick die einzelnen Seiten aus dem festen Verband ge- waltsam herausreißen und vielfach die dazwischengemixte Reklame mitsammeln ...
Warum kann man nicht hier dem Le- ser eine echte Hilfe geben und zu- sammenhängende medizinische Be-
richte ohne Unterbrechung der Re- klameseiten so einbinden, daß sie auch ohne große Schwierigkeit her- ausgetrennt werden können. Dies trifft auch für Ihr DEUTSCHES ÄRZ- TEBLATT zu. In jeder wöchentlich erscheinenden Ausgabe finden sich mindestens 2 bis 3 Artikel, die von namhaften Autoren geschrieben, wichtig genug sind, um nicht zur Altpapiersammlung gegeben zu werden. Dies gilt auch für einzelne berufspolitische Berichte. Deshalb meine dringende Bitte an die Redak- tion Ihres Blattes ebenso wie an die Redaktionen aller medizinischen Zeitschriften und Informationsblät- ter. Sucht Mittel und Wege, medizi- nische Veröffentlichungen und wichtige berufspolitische Berichte ohne Reklameunterbrechung leicht aus einem Heft heraustrennbar dem Leser anzubieten, dabei kommt die Reklame der Pharmazie bei der Be- achtung ihrer Veröffentlichung kei- nesfalls schlechter weg, wenn sie nicht ständig die medizinischen Ver- öffentlichungen unterbricht, son- dern sich auf Abschnitte der Zeit- schrift stärker konzentriert. Sicher- lich wird sich mein Vorschlag nicht von heute auf morgen und nicht bei jedem Verlag realisieren lassen, zu-
mindest aber sollte es der Redaktion des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES ein Denkanstoß sein, ob sie nicht mit gutem Beispiel vorangehen kann ..
Dr. med. Max Span
Facharzt für Innere Medizin Josef-Retzer-Straße 47 a 8000 München 60 (Pasing)
PS der Redaktion: Der Deutsche Ärzte-Verlag ist schon vor einem Jahrzehnt mit gutem Beispiel voran- gegangen und läßt seitdem die er- sten 20 oder 22 Seiten des inneren Textteiles völlig anzeigenfrei (ein Verlustgeschäft, wie sich leicht er- kennen läßt, während andere Zeit- schriften kaum einmal vier Textsei- ten ohne Reklame bieten). Solange andere vergleichbare Zeitschriften nicht wenigstens gleichgezogen ha- ben, kann auch das Ärzteblatt nicht weiter vorangehen. Ob der neuerli- che Leser-Appell bei diesen Blättern gehört wird? DÄ