Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
tionen. Die Restniere zeigt die übli- che kompensatorische Vergröße- rung (Abbildung 7) bei normaler glo- merulärer und tubulärer Funktion (Cr.-EDTA-Clearance: 98 ml/min;
Jod-131-Hippuran-Clearance: 442 ml/min). Drei Jahre nach der autolo- gen Nierentransplantation ist der Junge jetzt weiterhin metastasenfrei und bietet bei normaler somatischer Entwicklung einen sehr guten Allge- meinzustand (Abbildung 8).
Tumoren in Einzelnieren oder bilate- rale Nierentumoren sind relativ sel- ten. Wilms-Tumoren treten jedoch bei 2,3 Prozent (National Wilms' Tu- mor Study) der Patienten gleichzei- tig oder auch zeitlich versetzt bilate- ral auf, wobei oft nicht sicher zu entscheiden ist, ob der Wilms-Tu- mor primär oder erst sekundär, das heißt durch Metastasierung doppel- seitig ist (7, 8, 9). Wenn keine diffuse Metastasierung oder diffuse Infiltra- tion der befallenen Niere besteht, ist der Versuch der operativen Tumor- entfernung in jedem Falle indiziert.
Ist sie in situ nicht möglich, sollte die extrakorporale Operationstechnik in Erwägung gezogen werden. Sie kann bei Problemfällen im Kindesal- ter ein wesentlicher Schritt zur Ver- besserung der Prognose sein, da ne- ben der frühzeitigen Diagnose die gleichzeitig radikale operative Tumorentfernung entscheidend und mit der zentrale therapeutische Ein- griff ist.
Die technischen Probleme der Nie- rentransplantation sind heute weit- gehend gelöst. Die Grenze operati- ven Vorgehens wird jedoch da er- reicht, wo bei Säuglingen oder Kleinkindern eine homologe Nieren- transplantation nach bilateraler Tumornephrektomie diskutiert wird, da die dabei anstehenden Wachs- tumsprobleme unter immunsupres- siver Therapie noch nicht gelöst sind. Bei diesen Patienten muß aus- schließlich die extrakorporale Nie- rentumorchirurgie in die therapeuti- schen Erwägungen mit einbezogen werden. Auf Grund längerer Nach- beobachtungen wird derzeit allge- mein davon ausgegangen, daß nach zweijähriger Rezidivfreiheit mit einer Heilung der Patienten zu rechnen
N ieren-Autotransplantation
ist. Bei unserem Patienten beträgt die rezidivfreie Überlebenszeit nach Autotransplantation einer Solitär- niere jetzt drei Jahre. Mit entschei- dend für diesen Erfolg war neben der engen Zusammenarbeit von Operateur und pädiatrischem Onko- logen die Kooperation mit dem Hausarzt. Eingriffe dieser Art sind selten und können nur an Zentren mit spezieller Erfahrung und mit ent- sprechenden Einrichtungen durch- geführt werden. Anhand dieses Fal- les sollte demonstriert werden, über welche Möglichkeiten die organer- haltende Urochirurgie heute verfügt.
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Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med. Manfred Ziegler Dr. med. Hans-Bernhard Kastert Dr. med. Wolfgang Wahlen Urologische Klinik und Poliklinik der Universität des Saarlandes 6650 Homburg/Saar
FÜR SIE GELESEN
Abgestufte Therapie bei Zervixkarzinom
Nach einem geschichtlichen Über- blick und einer statistischen Aus- wertung der Ergebnisse der letzten Jahre wird dargestellt, daß sowohl die Häufigkeit des Zervixkarzinoms abnimmt als auch die Morbidität nach den durchgeführten radikalen Operationen. Dies wird als Folge der Früherkennung und der Weiterent- wicklung der operativen Technik in der Medizin gewertet. Der Verfasser unterscheidet zwischen Carcinoma in situ, Mikrokarzinom und invasi- vem Karzinom der Portio. Die Dia- gnose kann beim Carcinoma in situ und bei Mikrokarzinom lediglich an dem histologisch aufgearbeiteten Konus gestellt werden.
Beim Carcinoma in situ wird im Re- gelfall die vaginale Hysterektomie empfohlen. Lediglich bei jüngeren Frauen, meist noch mit Kinder- wunsch, ist die Portioamputation mit nachfolgender engmaschiger zytologischer Kontrolle indiziert.
Beim Mikrokarzinom sollte eine ra- dikale Operationsmethode gewählt werden. Beim invasiven Karzinom ist die radikale Operation nach Wert- heim mit Lymphadenektomie nach Meigs obligat. Man sollte einen möglichst großen Scheidenanteil belassen und bei jüngeren Frauen eines oder beide Ovarien. Besonde- rer Wert muß jedoch auf die sorgfäl- tige Ausräumung der regionalen Lymphknoten gelegt werden.
Da diese sorgfältige Lymphadenek- tomie nur abdominal erfolgen kann, sind die vaginalen Operationsver- fahren (s. Schauta — Amreich) nicht mehr empfehlenswert. Bei klinisch noch operablen Stadien des invasi- ven Karzinoms ist die erweiterte Ra- dikaloperation nach Wertheim- Meigs der Bestrahlung vorzuziehen, da (der Verfasser bezieht sich hier auf von Dr. Baltzer, München, vorge- legte Untersuchungen) der radioge- ne Effekt hinsichtlich der Morbidität den der Operation übertrifft. Hro
Ober, K. G.: Die abgestufte operative Therapie des Zervixkarzinoms, Geburtsh. u. Frauen- heilk. 38 (1978) 671-684 — Universitäts-Frauen- klinik, Universitätsstraße 21-23,8520 Erlangen.