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Archiv "Die optimale Krankenhausverweilzeit" (27.07.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Bordarzt bei einem Flug um die Welt

seumsbesuch in Saigon mit Erbre- chen kollabierte. RR 110/90, Blässe, Schweißausbruch, Puls arrhyth- misch. Er saß bereits im Omnibus zur Rückfahrt mit dem Ziel: Flugha- fen und Flug nach Hongkong. Eine Unterbrechung der Fahrt zum Flug- hafen von 30 Minuten für den Be- such eines Warenhauses war vorge- sehen. Er bekam eine Injektion mit einem Antihypotonikum. Im Waren- haus konnte er auf eine Liege gelegt werden. Der Zustand war unverän- dert schlecht, ein Infarkt nicht aus- zuschließen. Nach Aussage der Ehe- frau hatte der Patient bereits einmal einen derartigen Anfall und sich da- nach in einigen Stunden erholt. Er bekam noch eine Injektion, wurde ins Flugzeug gebracht und erholte sich dort rasch. In Hongkong war er bereits ohne Beschwerden.

In Hongkong kollabierte an einem Nachmittag ein weiterer Reiseteil- nehmer, ebenfalls ein älterer Herr, den ich nicht gesehen habe. Er war an Land, während ich auf einer Ha- fenrundfahrt war, und wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht. Dort wurde ein Infarkt angenommen und eine schlechte Prognose gestellt.

Nach 2 Tagen wurde dieser Patient entlassen und trat selbständig mit seiner Frau die Heimreise an. Unsere Gesellschaft war bereits in Tokio.

Weitere Inanspruchnahme des Arz- tes: Eine Dermatomykose, eine aku- te Harnröhrenentzündung, eine Konjunktivitis, aber viel wesentli- cher: Nach Wiedereintritt in das ge- mäßigte Klima von Tokio, also nach Verlassen des Warmklimas von Ran- goon bis Saigon eine ganze Reihe heftiger Bronchitiden und Rhiniti- den, für die sich nichts in der Arztta- sche fand. Außerdem ergab sich, daß eben doch die Selbstversorgung mit Antidiarrhoika nicht ausreichte und sowohl Depots der Reisebeglei- ter wie der Reserven aus der Arztta- sche in Anspruch genommen wer- den mußten.

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Ich muß nach der – wenn auch ge- ringen – Einsicht in die Erkran- kungsmöglichkeiten Reisender auf großen Flügen im subtropischen

Breitengradbereich und bei großen Gruppen annehmen, daß die Kreis- laufbelastung nicht durch den Flug als solchen, der eher eine stimulie- rende Wirkung hat, als durch die ört- lichen Klimata und die Zeitverkür- zung beim West-Ost-Flug ein Pro- blem ist, das den Einsatz eines kar- diologisch geschulten Arztes not- wendig macht.

Wieweit die Anzeige der Anwesen- heit eines „Bordarztes" im Vorpro- gramm für derartige Flugreisen ei- nen Einfluß auf die Reisebereit- schaft auf kreislauflabile und in Be- handlung stehende Patienten hat, wäre zu bedenken. Die ausführliche Vorinformation der Reisenden über medizinische Probleme und not- wendige Präventivmaßnahmen, in unserem Fall also auch über die not- wendige Mitnahme von Medikamen- ten, wäre zweckmäßig auch für kür- zere Reisen zu empfehlen, ggf. auch auf Mückenschutzmittel, Hustensaft und Erkältungsmittel zu erweitern, wobei festzustellen ist, daß wir auf dieser Reise an keiner Stelle unter Insekten zu leiden hatten. Auch die Klongs in Bangkok waren ohne Mücken. Aber es war November und überall ein optimales Wetter.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Peter Beckmann Heimgartenstraße 8 8115 Ohlstadt/Oberbayern

ZITAT

Wahlleistungsangebot

„Je enger der finanzielle Spielraum der Krankenhäuser wird, desto mehr müßten sie Wert auf eine Ausweitung des privaten Sektors legen. Das bedingt ein attraktiveres Wahlleistungsangebot und ei- ne leistungsgerechte Preisge- staltung."

Dr. jur. Christoph Uleer, Di- rektor des Verbandes der pri- vaten Krankenversicherung, Köln –, im: „Handelsblatt"

vom 21. Juni 1978

FORUM

Die optimale Krankenhaus- verweilzeit

Zu dem Aufsatz

von Dr. med. Kurt Fritz in Heft 8/1978, Seite 445 ff.

Bei der Gegenüberstellung des eige- nen chirurgischen Krankenguts in bezug auf die Verweildauer mit dem des Bundesverbandes der Ortskran- kenkassen (BdO) zeigt sich eine be- trächtliche Differenz. Sie beträgt beispielsweise bei der Appendizitis etwas mehr als sechs Tage, bei der Cholelithiasis schon 17 Tage. Dabei muß man sich fragen, ob die sehr kurze Verweildauer etwa Richt- schnur für das Optimum sein müßte.

Ich glaube nicht.

Bleiben wir bei der durchschnittli- chen Verweildauer der Appendizitis von 6,45 Tagen, dann werden die Appendektomien am 5. Tag post operationem mit noch liegenden Fä- den entlassen, also mit einer noch nicht abgeschlossenen Wundhei- lung. Rechnerisch könnte man bei den zugrunde liegenden 61 Patien- ten von 18 bis 70 Jahren annehmen, daß ein ebenso großer Anteil am vierten und sechsten Tag entlassen wird. Wenn nur drei dieser Patienten die durchschnittliche Verweildauer von 12,75 Tagen erreicht hätten, könnte so gut wie keiner nach dem fünften Tag entlassen worden sein.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß bei einem solchen Patientengut sich ein perforierter Appendix befindet oder eine gangränöse Appendizitis mit umschriebener Peritonitis. Auch können keine Störungen im post- operativen Heilverlauf vorgekom- men sein, die sich bei Patienten in höherem Alter mit Risikofaktoren hin und wieder einstellen. Bei einer solch durchschnittlich kurzen Ver- weildauer muß man unterstellen, daß es sich durchweg um harmlose

„Blinddarmreizungen" gehandelt hat, die wahrscheinlich auch ohne Operation in noch kürzerer Zeit und ohne Krankenhausaufenthalt geheilt

1756 Heft 30 vom 27. Juli 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

wären. Diese kurzen Verweilzeiten sollten Anlaß geben, die Indikation zur Operation zu überprüfen. Die Gegenüberstellung von 6,48 Tagen zu 12,75 Tagen in anderen Häusern zeigt, daß offensichtlich die risiko- reichen Patienten mit Appendizitis beim Nachbarkollegen operiert wer- den.

Die Fragen an Patienten: „Wußten Sie, daß die Behandlung hier so kurz ist und sind Sie hierher gekommen, weil Sie einen kurzen Krankenhaus- aufenthalt wünschen", deutet auf ein selektioniertes Krankengut hin, mit dem es leicht ist, optimale Kran- kenhausverweilzeiten zu erzielen.

Wenn bei Gallenwegsoperationen eine Verweildauer von 7,7 Tagen an- gegeben wird, also die Kranken- hausentlassung durchschnittlich am sechsten Tag postoperativ erfolgt, muß man sich auch fragen, ob nur Gallensteinträger operiert wurden, die außer ihren Steinen nichts Krankhaftes mehr aufzuweisen hat- ten. Ein beneidenswertes Opera- tionsgut mit guter Heilhaut und ei- nem vorbildlichen sozialen Back- ground, der die Nachbehandlung übernimmt. Eine Chirurgie, die of- fensichtlich keine Schwierigkeiten, keine Gefährdung und keine Kom- plikationen kennt und deshalb eine durchschnittliche längere Kranken- hausverweildauer nicht benötigt.

Dr. med. Paul Schumacher Chefarzt des

Rosman n-Kranken hauses 7814 Breisach

Schlußwort

Optimal ist die Dauer eines Kranken- hausaufenthaltes bei Berücksichti- gung der in der Arbeit aufgeführten Gründe dann, wenn sie sich auf die für die Erreichung des Heilerfolges notwendige Zeit beschränkt und wenn die Wahl dieses Zeitpunktes vom Patienten akzeptiert wird. Früh- zeitige Entlassungen setzen aller- dings die Möglichkeit zur ambulan- ten Nachbehandlung, gelegentlich auch einmal die Bereitschaft zu ei- nem Hausbesuch, voraus. Eine Pra-

xisklinik ist zur Erfüllung dieser Be- dingungen besonders geeignet. — Es sei daran erinnert, daß die Kassen gerne Hauspflege gewähren, wenn dafür Krankenhaustage eingespart werden können. Es ist dazu kein be- sonderer sozialer Background und keine „gute Heilhaut" nötig, son- dern nur oft ein bißchen Mühe, alles entsprechend zu regeln.

In der Arbeit wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, daß bei den Gallenwegserkrankungen eine Aus- wahl erfolgt ist. Für die anderen Krankheitsgruppen entspricht die Gefährdung — wie auch aus der Al- tersstruktur ersichtlich ist — dem Durchschnitt. Im übrigen ist eine Be- grenzung des Leistungsangebotes für eine kleine Klinik selbstverständ- lich. Sie entspricht auch dem Be- streben der Krankenhausbedarfs- pläne, ein Krankenhaussystem mit unterschiedlichen Leistungsstufen aufzubauen. Die Appendektomien, in der Regel der häufigste Eingriff in der Chirurgie, machen nur 6,1 Pro- zent der eigenen Fälle aus, wohl der beste Beweis gegen die Unterstel- lung, daß kritiklos appendektomiert wird.

Sicher ergibt sich eine gewisse Se- lektion allein dadurch, daß in einer Stadt mit 100 000 Einwohnern die Gepflogenheiten eines Hauses be- kannt sind. Wie die Untersuchungs- ergebnisse zeigen, ist es aber gera- de die Aussicht auf eine kurze Liege- zeit, die einen großen Patientenkreis motiviert, diese Klinik aufzusuchen.

Im übrigen dürfte es schwerer sein, eine durchschnittliche Verweildauer von beispielsweise 17,3 Tagen bei einfachen Leistenbrüchen (seit mehr als zehn Jahren unverändert!) medizinisch zu vertreten als die ei- gene von 6,3 Tagen. Auf keinen Fall sind solche Zeiten auf die Dauer fi- nanzierbar. Hier nach Abhilfe zu su- chen und Möglichkeiten zu erörtern ist deshalb die Aufgabe eines jeden, der es mit der Kostendämpfung im Gesundheitswesen ernst meint.

Dr. med. Kurt K. Fritz Chirurgische PriVatklinik Pestalozzistraße 19-21 7100 Heilbronn

INTERESSENVERTRETUNG

An die Zeiten direkter Abhängigkeit der einzelnen Ärzte von den Krankenkassen fühlt sich offenbar ein Leser erinnert, der sich gegen einen Fall von direkter Kas- senpropaganda wendet:

An den Landesverband der Ortskrankenkassen in Bayern

Betr.: Ihr Schreiben vom 1. Juni 1978

„an die bayerischen Kassenärzte".

Sehr geehrte Herren, ich habe Ihr o. g. Schreiben mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Es ist ein zumindest ungewöhnlicher Vor- gang, wenn Ihre Spitzenvertreter un- ter Umgehung der gewählten ärztli- chen Standesvertreter versuchen, direkt an die ärztliche Basis zu ge- langen. Dieses Vorgehen läßt ver- muten, daß Sie hierfür bestimmte Gründe haben.

Wollen Sie bitte zur Kenntnis neh- men, daß die Ärzteschaft mündig ge- nug ist, zu wissen, wen sie zur Ver- tretung ihrer Interessen bestimmt.

Wollen Sie bitte ferner zur Kenntnis nehmen, daß es auch in der Ärzte- schaft eine Standessolidarität gibt, welche Versuche, von außen her mitzumischen, außerordentlich übel vermerkt.

Ich kann mich des unangenehmen Eindrucks nicht erwehren, daß Sie zwischen die gewählten Standesver- treter und die Basis der Kassenärzte einen Keil zu treiben bemüht sind, wobei Sie eben nicht — wie Sie be- haupten — den Arzt Dr. Sewering, sondern die Person des Präsidenten der Landesärztekammer und ehe- maligen Präsidenten der Bundesärz- tekammer aufs Korn genommen ha- ben. Aus eigener Kenntnis könnte ich Ihnen nämlich zahlreiche Kolle- gen benennen, denen gegenüber Ihr umstrittenes rechtliches und politi- sches Vorgehen zumindest ver- ständlicher wäre, die jedoch keine Spitzenvertreter unseres Standes sind.

Dr. med. Rigolf Hennig Aichacher Straße 1 a 8904 Friedberg

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 30 vom 27. Juli 1978 1757

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