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Astprobenuntersuchungen 2004/2005

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HEINRICHHÖHN, HANSULRICHHÖPLI, JÖRGSAMIETZ UND

WALTERVETSCH, AGROSCOPEFAW WÄDENSWIL heinrich.hoehn@faw.admin.ch

D

er diesjährige Bericht über die Astprobenresultate 2005 stützt sich auf die Resultate von 368 Einzel- proben von Apfelbäumen aus 115 Betrieben der Deutschen Schweiz. Die Probenahmen und Auszäh- lungen durch interessierte Produzenten sowie Mitar- beiter der Fachstellen und von Agroscope FAW Wä- denswil helfen mit, langfristige und aktuelle Trends bei einigen Schädlingen und Nützlingen zu erkennen und aufzuzeigen. Aufgrund der Resultate können wir positive oder negative Veränderungen feststellen, darauf reagieren und geeignete Strategien ent- wickeln. Diese Erkenntnisse fliessen in die Pflanzen- schutzempfehlungen und -mitteilungen ein. Die hier zusammengefassten Resultate zeigen allgemeine Ten- denzen auf, können jedoch nicht als generelle Be- gründung für allfällige Behandlungen in den einzel- nen Parzellen verwendet werden. Nur mit Astpro- benkontrollen in der eigenen Anlage ist eine Aussage für einige Arten (Rote Spinne, Frostspanner, Schild- läuse) möglich. Oft geben die Ergebnisse auch Hin- weise auf Arten, die zu einem späteren Zeitpunkt mit visuellen Kontrollen überprüft werden müssen.

Astprobenuntersuchungen werden an der FAW seit über fünfzig Jahren grundsätzlich nach derselben Methode durchgeführt. Allerdings wurden im Laufe der Jahre gewisse Kriterien und Auswertungen je- weils den neuen Gegebenheiten angepasst, letztmals vor rund zehn Jahren (Höhn et al. 1993). Eine Einzel- probe besteht aus 2 m zwei- bis dreijährigem Frucht- holz (10 ҂20 cm). Pro Anlage werden in der Regel drei Einzelproben (3 Sorten) entnommen.

Entsprechend den angewendeten Pflanzenschutz- massnahmen unterscheiden wir drei verschiedene Pflegeprogramme:

S = Erwerbsanlagen mit Anbau und Pflanzen- schutzmassnahmen nach ÖLN/IP-Richtlinien.

B = Erwerbsanlagen mit Pflanzenschutz nach bio- logischen Anbaurichtlinien.

U = Bäume oder Anlagen ohne Einsatz von Pflan- zenschutzmitteln.

Entsprechend der heute gängigen Obstprodukti- on stammt der weitaus grösste Anteil, rund drei Vier- tel der Proben, aus der ersten Kategorie (S-Proben).

Der Anteil der B- und U-Proben hat sich in den letz- ten Jahren bei rund 10 bis 15% eingependelt. U-Pro- ben kommen zu einem grossen Teil von Hochstäm- men. Ganz vereinzelt gibt es noch Proben, die nicht den drei Gruppen zugeteilt werden können, da die Pflege nicht nach Richtlinien durchgeführt oder ein stark reduzierter Pflanzenschutz eingesetzt wird (z.B. Mostobstproduktion). Wegen der geringen An- zahl dieser Proben (früher K = Konventionell und R

= Reduziert) werden sie nur noch im Gesamtdurch- schnitt berücksichtigt. Bezüglich Sortenaufteilung zeigt Golden Delicious mit 17.7% aller Proben den grössten Anteil, gefolgt von Idared (11.7%), Jonagold (10.6%) und Boskoop (9.0%). Zwischen 6 und 2.5%

liegen Gala, Rubinette, Elstar, Maigold und Graven- steiner; Topaz liegt mit 2.2% an zehnter Stelle.

In den Tabellen 1 und 2 sind die Resultate (Durch- schnittswerte der Betriebe) wie in den Vorjahren nach Regionen und Pflegeprogrammen sortiert und zusammengefasst. Die Fünfjahrestrends einiger aus- gewählter Arten sind in Abbildung 1 aufgezeigt.

Astprobenuntersuchungen 2004/2005

Knapp 370 Astproben aus 115 Apfelanlagen wurden in diesem Winter untersucht. Die Resulta- te sind teilweise sehr erfreulich, teilweise aber auch unerfreulich. Positiv ist der Rückgang des Besatzes durch Wintereier der Roten Spinne und die stabile Situation bei den Raubmilben. Eine Abnahme zeigte sich auch bei Frostspannern und Kommaschildläusen. Grosse Obstbaumschild- läuse und Austernschildläuse blieben jedoch auf dem relativ hohen Vorjahresniveau. Ein uner- freulicher Trend zeigte sich auch bei Blindwanzen und teilweise bei Blutläusen.

Tab. 1: Astprobenresultate 2005, Mittelwerte der Betriebe pro Region (Anzahl pro 2 m).

Insekt/Milbe Voralpen Mittelland Rheintal Nordschweiz

Rote Spinne 193 419 280 172

Blattläuse 43.5 23.7 18.9 8.3

Blattsauger 8.8 0.2 16.1 0.2

Grosse Obstbaumschildlaus 43.4 3.3 4.0 0.7

Kommaschildlaus 14.8 3.8 21.1 2.6

Austernschildläuse (inkl. SJS) 10.9 3.0 1.3 15.3

Blutlaus 0.6 0.9 0.1 1.8

Frostspanner 0.1 0.1 0.0 0.2

Knospen-/Schalenwickler 0.1 0.3 0.3 0.1

Raubmilben 1) 35 45 39 52

Anzahl Proben 109 139 30 109

1)Anteil Proben (%) mit Raubmilbenbesatz.

(2)

Erfreuliche Entwicklung der Raubmilben in den B-Betrieben

Da der vergangene Sommer, im Gegensatz zum ausser- gewöhnlich warmen Sommer 2003, wettermässig eher dem Durchschnitt entsprach, hat sich auch die Situati- on der Roten Spinne (Panonychus ulmi) wieder nor- malisiert. Der Besatz 2005 hat gegenüber dem Vorjahr (2004) deutlich abgenommen (Abb. 1) und damit na- hezu wieder das sehr tiefe Niveau der beiden früheren Jahre (2002 und 2003) erreicht. Die Abnahme wurde in allen Regionen und in allen Pflegeprogrammen ver- zeichnet, wobei sie in den B- und U-Proben mit 70 bis 80% aber deutlich stärker ausfiel als in den S-Proben (27%). Der Durchschnittswert aller Proben liegt bei 296 Wintereiern und damit nicht viel höher als der Wert in

den S-Proben (254), aber deutlich über den U-Proben (195). Diese Beobachtung ist eher aussergewöhnlich, wurden doch in den vergangenen Jahren in den S-Pro- ben jeweils deutlich tiefere Werte als in den U-Proben beobachtet. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass nicht alle S-Betriebe die Rote Spinne völlig im Griff haben.

Über 5% aller S-Proben lagen über dem Besatz von 1500 Eiern pro Probe und damit deutlich über der Schaden- schwelle von 1000. Dies zeichnete sich bereits im ver- gangenen Sommer in einigen Betrieben ab, die bei der Spinnmilbenbekämpfung einige Schwierigkeiten hat- ten. Obwohl die B-Proben wie üblich die höchsten Wer- te (646 Eier) aufzeigen, ist die Situation hier recht er- freulich, wurden doch in den letzten 15 Jahren, mit Ausnahme von 1997 (531 Eier), sonst nie so tiefe Wer- te verzeichnet.

Raubmilben (Typhlodromus pyriu.a.) wurden die- ses Jahr in über 72% aller untersuchten Betriebe be- ziehungsweise auf 43% aller Proben (Abb. 1) gefun- den. Damit konnten die erfreulich guten Werte des Vorjahres gehalten werden. Ganz erfreulich ist die Entwicklung in den letzten Jahren in den B-Betrieben:

Wurden Anfang dieses Jahrtausends erst bei knapp einem Drittel aller Betriebe Raubmilben gefunden, fand man sie in diesem und im letzten Winter in drei Vierteln der Betriebe. Damit ist die Situation in den B- und S-Betrieben auf sehr ähnlichem Niveau. Wie in Tabelle 2 aufgeführt, ist auf Basis der Einzelproben der Anteil mit Raubmilben bei den B-Proben (38%) aller- dings noch leicht tiefer als bei den S-Proben (43%).

Bei den indifferenten Milben (verschiedene Arten) ist die Situation recht stabil. Erfreulicherweise konn- ten sie sich sowohl in den S- wie auch in den B-Pro- ben auf einem durchschnittlichen Niveau von etwa 20 Milben pro Probe halten und wurden in beiden Pflegeprogrammen auf rund 50% der Proben gefun- den. Höhere Besatzzahlen wurden allerdings, wie üb- lich, in den U-Betrieben beobachtet, wo auch über drei Viertel der Proben indifferente Milben aufwie- Tab. 2: Astprobenresultate (Anzahl pro 2 m) der verschiedenen Pflegeprogramme.

(Mittelwerte der Betriebe 2005 und fünfjähriges Mittel 2001–2005)

Insekt/Milbe Selektiv Biologisch Unbehandelte Durchschnitt aller

Betriebe Betriebe

2005 01–05 2005 01–05 2005 01–05 2005 01–05

Rote Spinne 254 227 646 1285 195 524 296 391

Blattläuse 28.6 31.0 21.3 36.7 19.7 37.5 26.7 32.7

Blattsauger 0.6 5.2 0.0 3.2 30.7 45.2 4.3 9.0

Gr. Obstbaumschildlaus 19.7 12.5 2.5 2.7 4.4 6.5 15.1 10.4

Kommaschildlaus 10.6 6.9 0.7 0.6 7.5 10.9 8.8 6.5

Austernschildläuse 7.9 7.0 0.6 0.9 13.1 10.4 7.3 6.7

Blutlaus 1.4 2.0 0.0 0.6 0.0 0.2 1.0 1.6

Frostspanner 0.1 0.2 0.1 0.6 0.1 0.2 0.1 0.2

Wickler 0.1 0.1 0.1 0.3 1.1 0.5 0.2 0.2

Futteralmotte 0.1 0 0.0 0.1 1.3 1.4 0.2 0.2

Blindwanzen 0.1 0.1 0.0 0.2 0.6 0.9 0.2 0.2

Indifferente Milben 15.9 17.0 16.7 16.1 86.5 84.9 24.4 29.8

Raubmilben 1) 43 43 38 27 51 45 43 41

Anteil Proben in % 74.2 74.6 13.6 12.4 10.1 10.4 3682) 346 2)

1)Anteil Proben (%) mit Raubmilbenbesatz 2)Anzahl Proben total

2000 2001 2002 2003 2004 Rote Spinne

(>1000) Raubmilben (% der Proben) Blattläuse Blattsauger Blutlaus

Austernschildläuse (>30)

Grosse Obstbaum- (>50)

Kommaschildlaus (>30)

Frostspanner (>5) Schalenwickler (>1)

296 43%

26.7

1.0 15.1 7.1

8.6

0.12 0.22 Anzahl pro Probe 2005

4.3

Abb. 1: Fünfjahres- trend ausgewählter Arten (Durchschnitt aller Betriebe); die Werte in Klammern bezeichnen die kriti- schen Befallszahlen (Schadenschwelle).

(3)

sen. Ähnlich wie bei den Raubmilben konnte in den zwei letzten Wintern gegenüber früheren Jahren in den B-Betrieben eine deutliche Verbesserung festge- stellt werden. Diese Ergebnisse deuten einmal mehr daraufhin, dass zwischen indifferenten Milben und Raubmilben oft ein Zusammenhang besteht und die Entwicklung dieser beiden Milbengruppen durch ähnliche Faktoren beeinflusst wird. Es darf deshalb auch davon ausgegangen werden, dass in B-Betrieben bei den Pflegemassnahmen einiges zu Gunsten einer besseren Raubmilbenentwicklung verändert wurde.

Schildläuse weiterhin auf hohem Niveau

Obwohl es bei den Schildläusen teilweise zu geringen Abnahmen kam, ist die Situation nicht ganz erfreu- lich, da die Durchschnittswerte im langjährigen Ver- gleich bei allen Arten auf relativ hohem Niveau liegen (Abb. 1 und Tab. 2).

Die Grosse Obstbaumschildlaus (Parthenolecani- um corni) hat sich in den letzten Jahren als «Voralpen- Schädling» etabliert, die Durchschnittswerte lagen in dieser Region immer deutlich über denjenigen anderer Regionen (Tab. 1). Bezüglich Pflegeprogrammen sind bei den U-Betrieben zwar fast drei Viertel aller Proben und über 90% der Betriebe befallen, aber nur eine ein- zige Probe liegt über dem Schwellenwert von 50. Die S-Betriebe zeigen mit 19.7 Schildläusen pro Probe wei- terhin den höchsten Durchschnittsbefall (Tab. 2), aller- dings sind anteilsmässig am wenigsten Proben (36%) und Betriebe (62%) befallen. Hingegen liegen 3.7% der S-Proben über der Schadenschwelle von 50 und 4%

zwischen 20 und 50 Schildläusen pro Probe. Eine ge- zielte Bekämpfung dieser Napfschildlaus dürfte also auch dieses Jahr wieder in einigen Ausnahmefällen ge- rechtfertigt sein. Gezielte Massnahmen sind, wie in den Pflanzenschutzempfehlungen (Höhn et al. 2005) er- wähnt, im Frühjahr (Austrieb bis Blühbeginn) möglich.

Oft wird diese Schildlausart aber auch mit Behandlun- gen, die gegen andere Schädlinge eingesetzt werden, genügend reduziert (Höhn et al. 1993).

Die Kommaschildlaus (Lepidosaphes ulmi) hat die- sen Winter nach dem Rekordwert im Vorjahr wieder etwas abgenommen, bleibt aber mit durchschnittlich 8.6 Schilden (Schilde, die mit Eiern besetzt sind) auf relativ hohem Niveau (Abb. 1). Die Kommaschildlaus war während der letzten Jahre immer im Bündner- /St.Galler-Rheintal vorherrschend, erreichte in den beiden letzten Jahren aber auch im Voralpenraum recht hohe Werte (Tab. 1). Im Gegensatz zu früheren Jahren, als jeweils die U-Proben den höchsten Befall aufwiesen, wurde dieser erste Rang in diesem Winter von den S-Proben eingenommen. Zwar sind nur knapp ein Viertel aller S-Proben mit Kommaschildläu- sen besetzt, rund 4% liegen aber im Bereich von 20 bis 50 und 3% der Proben über einem Wert von 50 «ei- besetzten» Schilden. Bei den U-Proben ist der Anteil befallener Proben hingegen bei über 40%, aber nur je eine Probe zeigt einen Befall von 20 bis 50 bezie- hungsweise von über 50 Schilden. Ganz anders ist die Situation in den B-Proben, wo nur 12% der Proben Be- fall aufweisen und der Besatz von 20 nie überschritten wurde. Bereits seit Jahren weisen die B-Betriebe ganz

klar die tiefsten Durchschnittswerte auf. Die Schaden- schwelle von 30 «eibesetzten» Schilden pro 2 m wur- de also in einigen S-Proben eindeutig überschritten, sodass in diesen Fällen eine gezielte Bekämpfung der Kommaschildlaus Mitte/Ende Mai angezeigt ist (Höhn et al. 2005). Um zu entscheiden, ob auch andernorts eine Bekämpfung notwendig ist, können jetzt noch Kontrollen in der eigenen Anlage gemacht werden.

Die Angaben zu den Austernschildläusen (Quadra- spidiotus sp.) umfasst hier die folgenden vier Arten:

sehr häufig die Gemeine und die Nördliche Gelbe Aus- ternschildlaus, vereinzelt die San-José-Schildlaus und selten die Rote Austernschildlaus. Der Durchschnitts- wert aller Proben liegt auf ähnlich hohem Niveau wie in den beiden Vorjahren (Abb. 1). In den U-Proben wur- den, trotz deutlicher Befallsabnahme, auch in diesem Winter die höchsten Durchschnittswerte beobachtet.

Weiterhin sehr tiefe Werte werden in den B-Betrieben verzeichnet, womit dieses Pflegepro- gramm bei Austern- und Kommaschildläusen einen ähnlichen Trend aufweist. Diese tiefen Befallswerte in den B-Betrieben dürften unter anderem auf Nebenwir- kungen der Pflanzenschutzmittel (z.B. Schwefel) auf die Schildlaus selbst zurückzuführen sein. Die S-Proben liegen zwischen U- und B-Proben, zeigten aber im Ge- gensatz zu diesen Betrieben gegenüber dem Vorjahr ei- ne Befallszunahme. Über 50% aller Proben und Betrie- be weisen Austernschildläuse auf, bei den B-Proben sind jedoch lediglich 4% aller Proben befallen, während dieser Anteil bei den S-Proben auf 37% steigt und bei den U-Proben gar 57% beträgt. Der Anteil stär- ker befallener Proben (über 20 Schildläuse pro Probe) ist mit rund 11% in den U- und S-Proben aber gleich hoch. Die Schadenschwelle von über 30 Schildläusen pro 2 m wurde insgesamt auf knapp 10% aller Proben überschritten. Obwohl die höchsten Befallsraten zwar häufig in der Nordwestschweiz beobachtet werden, können während der letzten Jahre keine klaren Trends in der regionalen Verteilung beobachtet werden. Die Rote Austernschildlaus wurde aber weiterhin nur in der Nordwestschweiz gefunden und die San-José- Schildlaus in der Region Cham und am rechten Zürich- seeufer. Mit einzelnen Befallsnestern von Austern- schildläusen muss aber überall gerechnet werden. Nur eine regelmässige Überwachung der eigenen Obstanla- gen kann vor unliebsamen Überraschungen schützen.

Blutläuse mit steigendem Trend in den S-Proben

Blattlauseier (Dysaphis sp., Rhopalosiphum insertum) wurden fast dreimal mehr als im Vorjahr gefunden. Mit einem Durchschnittswert von 26.7 Eiern pro Probe (Abb. 1) liegt der Besatz aber weiterhin auf einem tie- fen Niveau und unter dem langjährigen Durchschnitt.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Pflege- programmen sind unbedeutend, sowohl in der Anzahl pro Probe (Tab. 2) wie auch in der Verbreitung. Über 90% aller Proben und aller Betriebe wiesen Blattlausei- er auf. Hingegen zeigten sich gewisse regionale Unter- schiede (Tab. 1): Niedere Werte (durchschnittlich 8.3 Eier) wurden in der Nordwestschweiz gefunden, die höchsten Werte (43.5) im Voralpenraum. Dieser unter-

(4)

schiedliche Wintereierbesatz erlaubt aber kaum eine Aussage über die zu erwartende Befallssituation, erst die visuellen Kontrollen während der Saison können darüber die richtige Auskunft geben. Wie das letzte Jahr zeigte, war der Befallsdruck durch die Mehlige Apfel- blattlaus, trotz eines sehr tiefen Wintereierbesatzes, sehr hoch, insbesondere nach der Blüte. Da sich meh- rere Generationen auf dem Apfelbaum entwickeln, kann sich aufgrund des grossen Vermehrungspotenzi- als unter günstigen Witterungsbedingungen aus einer sehr kleinen Ausgangspopulation rasch ein Befall auf- bauen, der über der Schadenschwelle liegt.

Bei der Blutlaus (Eriosoma lanigerum) hat der Durchschnittswert aller Proben erfreulicherweise er- neut etwas abgenommen (Abb. 1). Mit 1.01 Läusen pro Probe ist das Befallsniveau aber nicht zu unter- schätzen. Interessant ist die Entwicklung in den un- terschiedlichen Pflegeprogrammen in den letzten fünf Jahren (Abb. 2). Die U-Betriebe zeigten in allen Jahren den tiefsten Besatz, auch die Verbreitung (%

befallene Proben) war am tiefsten. Bei den B-Proben wurde Ende des letzten Jahrtausends der höchste Be- satz und die grösste Verbreitung gefunden, in der Fol- ge wurde aber eine stetige Abnahme (Besatz und Ver- breitung) beobachtet. Eher unerfreulich präsentiert sich die Situation in den S-Betrieben. Der Besatz hat zwar auch hier in den beiden letzten Jahren leicht ab- genommen, liegt aber seit gut fünf Jahren deutlich über den B- und U-Proben. Insbesondere ist aber der Trend in der Ausbreitung zu erwähnen, der eher zu- nehmend ist und damit gerade umgekehrt als in den übrigen Pflegeprogrammen. Regional ist die Blutlaus in der Nordwestschweiz am stärksten aufgetreten

und liegt dort auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr.

Im Mittelland, wo im Vorjahr der stärkste Befall fest- gestellt wurde, konnte dagegen eine deutliche Ab- nahme verzeichnet werden. Im Voralpenraum blieb der Befall auf einem mittleren Niveau wie im Vorjahr und im Bündner-/St.Galler-Rheintal wurden wie in den Vorjahren die tiefsten Werte beobachtet. Auf- grund dieser unterschiedlichen Befallssituation dürf- te deshalb in allen Betrieben eine Überwachung die- ses Schädlings sinnvoll sein und vereinzelt kann si- cher auch eine gezielte Bekämpfung notwendig wer- den. Erfreulicherweise wurden aber auch dieses Jahr in vielen Betrieben von der Blutlauszehrwespe para- sitierte Läuse gefunden (Abb. 3). Sofern dieser natür- liche und effiziente Gegenspieler der Blutlaus vor- handen ist und geschont wird, kann oft auf eine Bekämpfung verzichtet werden.

Bei den Blattsaugereiern (Cacopsylla mali) konn- ten wir gegenüber dem absoluten Tiefenrekord im Vorjahr wieder eine leichte Erholung verzeichnen. Mit einem Durchschnittswert von 4.34 Eiern pro Probe (Abb. 1) ist das Niveau aber immer noch sehr tief und liegt weiterhin unter den Werten, die in den vorange- gangenen fünfzig Jahren erhoben wurden. Wie üblich wurden Blattsauger auf rund einem Drittel aller Be- triebe gefunden und wie immer wurden sie vorwie- gend in U-Proben (70.3% der Proben) beobachtet und nur vereinzelt in S-Proben (14.3%). Schon öfters haben wir den Blattsauger als eine Art Indikator für einen se- lektiven und schonenden Pflanzenschutz bezeichnet.

In diesem Falle müsste die dies- und letztjährige Situa- tion sowohl in S- wie insbesondere auch in B-Betrie- ben als eher unerfreulich bezeichnet werden.

Raupenschädlinge auf tiefem Niveau

Beim Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) wurde erfreulicherweise eine deutliche Abnahme verzeichnet (Abb. 1). Der durchschnittliche Besatz von 0.12 Eiern pro Probe wurde in den letzten fünf- zig Jahren nur im Jahre 2001 unterschritten (0.11).

Die Unterschiede zwischen Pflegeprogrammen und Regionen sind unbedeutend. Trotz des tiefen Befalls- niveaus gibt es auch dieses Jahr zwei Betriebe, bei de- nen die Schadenschwelle von fünf Eiern pro Probe überschritten wurde. Vorblütekontrollen sind also nach wie vor angebracht, weil die Populationen lokal sehr unterschiedlich sein können.

Bei Schalen- und Knospenwicklern konnte eine deutlich Befallszunahme beobachtet werden (Abb. 1).

Der durchschnittliche Besatz von 0.22 Raupen pro Pro- be liegt aber weiterhin tief und deutlich unter den Be- fallswerten der 50er bis 80er Jahre. Obwohl gewisse Unterschiede zwischen Regionen und Pflegeprogram- men beobachtet werden (Tab. 1 und 2), sind die beob- achteten Populationen für die Praxis kaum von Bedeu- tung. Mehr noch als beim Frostspanner sind aber die lo- kalen Befallssituationen sehr unterschiedlich und stark von den Behandlungen in der jeweiligen Anlage abhän- gig. Es ist deshalb anzunehmen, dass in einzelnen Anla- gen die Populationen durchaus über der Schaden- schwelle liegen können. Über allfällig zu treffende Massnahmen können nur Befallskontrollen in der eige-

0,0 1,5 3,0 4,5 6,0

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 0 5 10 15 20

B (Anzahl) S (Anzahl) U (Anzahl)

B (Frequenz) S (Frequenz) U (Frequenz)

Abb. 3: Parasitierte Blutläuse. (Foto:

Hans Ulrich Höpli, FAW)

Abb. 2: Blutlaus: Ent- wicklung während der letzten zehn Jah- re in den drei ver- schiedenen Pflege- programmen. Die Balken geben den durchschnittlichen Besatz pro Probe an und die Kurven zei- gen den prozentua- len Anteil befallener Proben.

(5)

nen Anlage vor und während der Blüte oder im voran- gegangenen Sommer beziehungsweise die Erntekon- trolle Auskunft geben.

Die Eier des kaum schädlichen Grauen Obstbaum- wicklers (Rhopobota naevana) und die noch weniger gefährlichen Futteralmotten (Coleophora sp.) treten weiterhin hauptsächlich in U-Proben auf, wobei bei Rhopobota eine deutliche Zunahme und bei der Futte- ralmotte eine leichte Abnahme registriert wurde. Beide Arten reagieren recht sensibel auf verschiedene Pflan- zenschutzmittel und besonders auf «Raupenmittel» im Vorblütestadium. So ist es nicht weiter erstaunlich, dass diese beiden Arten nur selten in S-Proben auftreten, wo- bei dieses Jahr trotzdem auch hier eine leichte Zunah- me verzeichnet wurde. Etwas unerfreulich ist aber der Trend, dass diese beiden Insekten, die auch ein guter Indikator für die Artenvielfalt sind, in den B-Betrieben deutlich abgenommen haben und diesen Winter unter dem Besatzniveau der S-Betriebe liegen. Hier darf man sich fragen, ob die Einführung neuer Bekämpfungsmit- tel in den B-Betrieben allenfalls einen Einfluss ausüben.

Das Schalenwickler-Granulosevirus und selbstverständ- lich auch die Pheromon-Verwirrungstechnik haben je- denfalls keinen Einfluss auf diese Raupen.

Blindwanzen: wichtige Räuber im Abwärtstrend

In den Astproben findet man auch weitere Insekten, die oft gar nicht oder nur am Rande erwähnt werden.

So werden seit rund zwanzig Jahren auch die Eier ver- schiedener Blindwanzen (Miriden) erfasst, freiliegende von Malacocoris (Abb. 4) und versenkte von anderen Miriden-Arten. Erneut mussten wir eine Reduktion der durchschnittlichen Eizahl und der Verbreitung dieser Wanzen verzeichnen. Dies bewog uns dann auch, die Entwicklung der Wanzenpopulationen in den Astpro- ben über die letzten zwanzig Jahre zurückzuverfolgen (Abb. 5). Der beobachtete Trend (% Besatz auf allen Proben) ist eher unerfreulich, musste doch während dieser Jahre eine markante Abnahme dieser meist nütz- lichen Wanzenarten festgestellt werden. Dieser Trend zeigt sich, zwar deutlich weniger ausgeprägt, auch in den U-Proben, die wie immer die höchsten Besatzzif- fern aufweisen (Tab. 2). Bei der Wahl und beim Einsatz der Pflanzenschutzmittel sind weiterhin die Nützlings-

gefährlichkeiten zu berücksichtigen, wobei der Begriff

«Nützlinge» nicht auf die Raubmilben reduziert wird.

Blindwanzen sind häufig wichtige Räuber, die bei der Regulierung von Blatt- und Blutläusen, Blattsaugern und anderen eine wichtige Rolle spielen.

Dank

Für die grosse Arbeit, die wieder im Rahmen der Ast- probenuntersuchungen geleistet wurde, möchten wir allen Beteiligten bestens danken.

Literatur

Höhn H., Höpli H.U. und Graf B.: Astprobenuntersuchungen im Obstbau. Schweiz. Z. Obst-Weinbau 129, 62–71, 1993.

Höhn H., Höpli H.U. und Graf B.: Mehrjähriger Einsatz verschiede- ner Bekämpfungsverfahren gegen Apfel- und Schalenwickler: Aus- wirkung auf Ziel- und Nichtzielorganismen. Schweiz. Z. Obst-Wein- bau 134, 437–439, 1998.

Höhn H., Siegfried W., Graf B., Rüegg J., Holliger E., Stadler W., Gut D. und Neuweiler R.: Pflanzenschutzempfehlungen für den Er- werbsobstbau 2005 (Flugschrift Nr. 122). Schweiz. Z. Obst-Wein- bau 141 (1/05), 56 S., 2005.

Analyse des échantillons de branches 2004/2005

Depuis plus de cinquante ans, l'Agroscope FAW à Wädenswil et les services spécialisés cantonaux effectuent ensemble des contrôles sur les prélèvements de branches. Cet hiver, l'étude a porté sur 368 échantillons de pommiers prélevés dans 115 exploitations de Suisse alémanique. Chaque échantillon de bois fruitier mesurait 2 m de long. Les résultats regroupés en fonction des programmes de soins et des régions mettent en évidence les évolutions positives et négatives, les tendances du moment et sur le long terme, et permettent de cibler les stratégies et les mesures phytosanitaires. Concernant l'araignée rouge, les nouvelles sont bonnes, même si des problèmes subsistent dans certaines exploitations PI. Même constat pour l'évolution des typhlodromes dans les exploitations bio qui est maintenant similaire à celle dans les exploitations PI. L'in- festation par les cochenilles reste relativement élevée, en particulier dans les exploitations PI et sur les arbres non traités.

Le bilan est moins positif pour les pucerons lanigères dans les exploitations PI où près de 20% des échantillons sont aujourd'hui infestés. Inquiétudes aussi au sujet des punaises de la famille des miridées généralement prédatrices dont les populations sont en régression constante depuis vingt ans dans la PI aussi bien que dans la culture bio.

R

ÉSUMÉ

y = -0,93x + 33,30 R2 = 0,72

0 0.4 0.8 1.2 1.6 2.0

0 10 20 30 40 Malacocoris 50

Andere Blindwanzen

Blindwanzen Frequenz Trendlinie (Frequenz)

1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004

Abb. 5: Langjähriger Trend bei den Blind- wanzen.

Abb. 4: Gelbliche, reiskornförmige Eier der räuberischen (nützlichen) Blind- wanze Malacocoris chlorizans inmitten von roten Winterei- ern der Roten Spin- ne. (Foto: Alfred Staub, FAW)

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