• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die kardiovaskuläre Synkope" (15.07.1976)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die kardiovaskuläre Synkope" (15.07.1976)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST

Die kardiovaskuläre Synkope

Die Synkope ist ein plötzlich auftretender Bewußtseinsverlust von kurzer Dauer — meist Sekunden bis Minuten. Besteht dagegen eine längere Bewußtlosigkeit — Stunden bis Tage — dann spre- chen wir von einem Koma. Ähnlich einer Synkope kann auch ein Koma (zum Beispiel akute Ge- hirnblutung) akut auftreten. Entscheidend für die Synkope ist ihr vorübergehender Charakter. Die Grenzen zum Koma sind aber häufig fließend, so daß sich durchaus aus einer Synkope auch ein Koma entwickeln kann. Eine Synkope stellt vor allem für die Umgebung des Patienten ein dramati- sches Bild dar, was in der Regel zur Folge hat, daß der gerade am besten zu erreichende Arzt her- angezogen wird. Im Rahmen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes wird man aber bei einem synko- palen Anfall mit drei unterschiedlichen Situationen konfrontiert, die das weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen bestimmen:

O Der Patient befindet sich noch im synkopalen Anfall — selten.

Der Patient hat das Bewußtsein spontan wiedererlangt — häufig.

O Infolge der Synkope hat sich der Patient sekundäre Organschädigungen (zum Beispiel Apople- xie) oder Verletzungen (zum Beispiel Platzwunden, Schädelbasisbruch, Subarachnoidalblutung) zu- gezogen.

Die kardiövaskuläre Synkope (kS) ist gekennzeichnet durch eine vorübergehende „Blutleere" des Gehirns. Bei entsprechenden zerebrovaskulären Vorschädigungen kann bereits eine kurzdauernde Synkope bleibende organische Schäden oder auch den Tod des Patienten verursachen. Ursäch- lich unterscheidet man zwischen einer überwiegenden Störung der Herzfunktion (I.) oder der Gefä- ße (II.).

Symptomatik

Fehlen von typischen vege- tativen Erscheinungen wie

Diagnose

Meist trifft der Arzt den Pa- tienten nach überstandener Synkope an. Dann ist eine genaue Anamnese — auch Fremdanamnese — über den Ablauf der Synkope, Ausse- hen des Patienten, Atmung Grundlage der Diagnose.

Auskunft über die letzten ärztlichen Verordnungen so- wie Medikamenteneinnahme.

Falls möglich, Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.

Feststellung etwaiger Verlet- zungen!

1. Störungen der Herzfunktion:

Rhythmusstörungen: ana- mnestische Angaben über

Therapie

Sofort Kopftieflage — bei Kreislaufstillstand Einleitung der Reanimationsmaßnah- men. Vorher Entfernung von Zahnprothesen — Verhinde- rung von Aspirationen.

Nach Synkope:

Stabilisierende Maßnahmen bzw. Entscheidung über et- waige Krankenhauseinwei- sung. Behandlung der Verlet- zungen. Bei gefährdeten Pa- tienten Transportsicherung (venöser Zugang).

Bei Bestehen der Tachykar- die und nicht digitalisierten

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 29 vom 15. Juli 1976 1939

(2)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Kardiovaskuläre Synkope

Symptomatik

Schweißausbrüchen oder Schwindel (vaskuläre Synko- pe). Nach Aufwachen sofort wieder beschwerdefrei und normale Hautdurchblutung.

Während der Synkope „allge- meine Blutleere".

Adams-Stokes-Syndrom:

Blutdruck nicht meßbar, kein zentraler und peripherer Puls tastbar, keine Herztöne. Auf- treten einer langsam zuneh- menden Zyanose. Muskel- krämpfe.

Synkope unter körperlicher Belastung (schweres Heben oder Tragen).

Zentrale Zyanose. Synkope auch meist unter Belastung oder beim Pressen (Schrei- en, Defäkation).

Diagnose

plötzlich auftretende Tachy- kardien oder Tachyarrhyth- mien. Meist gleichzeitig auch Zeichen einer zerebrovasku- lären Insuffizienz. Supraven- trikuläre Tachykardie mit re- gelmäßiger Pulsfreqenz, par- oxysmales Vorhofflimmern mit Tachyarrhythmie und Puls- defizit.

Regelmäßiger Puls, aber ge- häuft enggekoppelte Extrasy- stolen (frustrane Herzaktio- nen) mit längerer postextra- systolischer Pause (Vergleich zentraler und peripherer Puls).

Kreislaufstillstand:

Kreislaufstillstand mit Atem- stillstand. Verschwinden der Kornealreflexe.

Im Gegensatz zur Epilepsie wachen die Patienten plötz- lich auf und zeigen keine Mü- digkeit.

Vermindertes Herzminuten- volumen bei Herzinsuffizienz:

Auskultatorisch Stauungszei- chen in den Lungen. Bei Aor- tenklappenstenose lautes Sy- stolikum.

Angeborene Herzfehler mit Rechts-links-Shunt:

Lange Anamnese, vitiumtypi- scher Auskultationsbefund bei hochgradiger Zyanose.

Therapie

Patienten 0,8-1,0 mg Digo- xin i. v., eventuell lsoptin ®

5 mg i. v.

Versuch von Vagusreizen wie Bulbusdruck.

Karotisdruck nur unter EKG- Kontrolle und nicht bei Zei- chen einer zerebrovaskulä- ren Insuffizienz. Gefahr der Asystolie und der Apoplexie.

Krankenhauseinweisung!

Einleitung der Reanimations- maßnahmen (Herzmassage und Atemspende), bis Pupil- len enger werden bei zuneh- mender Rötung der Haut.

Dann sofort venöser Zugang und Bekämpfung der Azidose (mindestens 100 ml Natrium- bikarbonat) einer 8,4°/oigen Lösung (z. B. Na-bik. Lös.- salvia).

• Transport in das Kranken- haus! (immer mit ärztlicher Begleitung!)

20 mg Lasix® i. v. in Kombi- nation mit Glykosiden, z. B.

Novodigal® 0,4 mg i. v. oder Lanitop ® 0,4 mg i. v., Indika- tion zur

• Krankenhauseinweisung!

Ruhigstellen, falls möglich, Sauerstoffzufuhr. Bei ausge- prägter Zyanose

• Krankenhauseinweisung

— Senkung der erhöhten Blutviskosität.

0

0

0

1

1942 Heft 29 vom 15. Juli 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(3)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Kardiovaskuläre Synkope

Symptomatik

Synkope bei starker Drehung des Kopfes.

Blässe der Haut, RR-Abfall, Venenkollaps, flache und be- schleunigte Atmung, rascher Puls, Schweißausbruch, hoch- gradiges Schwächegefühl, Bewußtlosigkeit.

Diagnose

Karotissinussyndrom:

Anamnestische Angaben wie Auftreten beim Rasieren, Ein- parken oder Blick nach oben.

Karotisdruck nur unter Kli- nikbedingungen!

II. Störungen des venösen Rückflusses (häufigste Syn- kope)

Orthostatischer Kollaps:

Tritt nur in aufrechter Körper- haltung oder bei Lagewech- sel auf. Synkope verschwin- det im Liegen, meist bei Ju- gendlichen (Kirchen- oder

Versammlungsohnmacht) oder nach längerer Bettruhe.

Medikamentös durch Antihy- pertensiva, Saluretika und Laxantienabusus.

Vagovasale Synkope:

Meist psychogen bei Arteri- en- oder Venenpunktion, auch bei Begleitpersonen.

Pressorisch-postpressori- sche Synkope („Husten- oder Lachschlag"):

Vorwiegend bei pressori- schen Anstrengungen bei pyknischen oder athletischen Emphysematikern.

Therapie

Gabe von 0,5 mg Atropin i. v.

• Krankenhauseinweisung

Meist genügt die flache La- gerung des Patienten und Beinhochlagerung. Nur sel- ten Einsatz von Sympathomi- metika wie Sympatol® — 1 Ampulle i. v., oder Effortil®

— 1 Ampulle i. v. Kranken- hauseinweisung nicht not- wendig!

Flachlagerung genügt, even- tuell Beine hochlagern.

Anleitung, ein übertriebenes Pressen zu vermeiden.

Dr. med. Peter v. Smekal Privatdozent

Lehrstuhl für Innere Medizin III

und Abteilung für Kardiologie Josef-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 29 vom 15. Juli 1976

1943

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Was sie jedoch erwarten, ist, dass diese Technologie im Vergleich mit anderen Methoden in rationaler Wei- se beurteilt wird, wobei alle Konsequen- zen – die gegenwärtigen und

Weltbild Verlag, Augs- burg, 1998, 240 Seiten, durchge- hend vierfarbig, gebunden, lami- nierter Pappband, 24,80 DM. Hermann Delbrück: Plas- mozytom –

Es wird befürchtet, dass durch neue Kombinationspräparate hervorgerufene systemische Nebenwirkungen möglicherweise nicht erkannt werden oder Pa- tienten ihre Augentropfen bei

Dabei kann es auch zur Entwicklung einer orthostatischen Synkope kommen, die im Gegensatz zur neurokardiogenen Synkope (s.u.), die erst nach einer stabilen Phase

Dabei kann es auch zur Entwicklung einer orthostatischen Synkope kommen, die im Gegensatz zur neurokardiogenen Synkope (s.u.), die erst nach einer stabilen Phase

Nach wenigen Wochen solch einer Kombinationstherapie sind oft auch verhärtete oder ältere Narben elas- tischer und weniger auffällig.. Andere Präparate zur Narbenbe- handlung

Bei einer Synkope sind die Betroffenen plötz- lich für kurze Zeit bewusstlos und weisen einen Verlust der Haltungskontrolle auf. Die Dauer einer Synkope beträgt weniger als

Als hilf- reich für genderreflektierende Offene Jugendarbeit er- weist sich diesbezüglich, wenn Jugendliche den Raum selbständig nutzen können und sich dabei frei und zu-