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Archiv "Müssen Formulare sein?" (05.03.1993)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

DER KOMMENT

Psychiatrie-Anfrage: Eine Pflichtübung

Über die Situation der psychisch Kranken in der Bundesrepublik Deutschland wollte sich die SPD- Bundestagsfraktion Anfang 1992 in einer großen Anfrage informieren.

Von der Bundesregierung wurde zum Beispiel Auskunft erbeten über den Stand der Versorgung im ambu- lanten, stationären und komplemen- tären Bereich und die damit verbun- denen Probleme, über die Defizite in den neuen Bundesländern bis hin zur Versorgung einzelner Patienten- gruppen und zu deren sozialrechtli- cher Absicherung. Die Antwort der Bundesregierung liegt nun vor (Bun- destags-Drucksache 12/4016).

Deutlich wird, was in Deutsch- land nach bald 20 Jahren Psychia- triereform immer noch nicht möglich ist: nämlich eindeutig zum Stand der Psychiatriereform Stellung zu bezie- hen. Resignation verantwortlicher Planungsinstanzen wird offenbar, wenn die in Zusammenarbeit von Psychiatriereferenten der Länder und dem Bundesgesundheitsministe- rium gesammelten Daten aneinan- dergereiht werden, ohne die Zahlen vergleichbar zu machen, wider- sprüchliche Zahlenangaben zu erläu- tern oder offensichtlich falsche Zah- len zu korrigieren.

Der häufige Hinweis auf die fö- derale Struktur der Bundesrepublik

Ja, ganz klar, Formulare müssen sein. Nur so weiß man, was man und wo man was angeben muß, um ein Anliegen zu formulieren. Formlose Anträge sind ein Greuel. Sie rut- schen leicht irgendwo unter, landen im falschen Ordner oder werden beim Durchblättern eines Formular- ordners übersehen. Oder sind nicht vorgelocht. Nur ein Beispiel: Die von vielen Ärzten geübte Praxis, ambu- lanten Behindertensport auf einem Rezept zu verordnen, DIN A 6, statt DIN A 4, lediglich in aller Kürze die wichtigsten Daten, obwohl es seit Jahren Vordrucke der DGPR gibt, DIN A 4, gelb.

Deutschland und den Datenschutz verstellt den Blick auf die Tatsache, daß Deutschland in der Gesund- heitsberichterstattung weit hinter andere Industrieländer zurückgefal- len ist. Der eigentliche Mangel liegt aber nicht so sehr in der Qualität der Stellungnahme der Bundesregie- rung, sondern darin, daß die Bundes- regierung nicht bereit ist, die keines- wegs von ihr allein zu verantworten- den Defizite unmißverständlich zu benennen. Vermutlich überwiegt die Sorge, für öffentlich angesprochene Mängel eintreten zu müssen. Zu hof- fen ist jedoch, daß in einer Zeit, in der die Sorgen anderer im Vorder- grund stehen, die Belange der Psych- iatrie nicht ganz untergehen.

Die Mischung aus Gesundheits- berichterstattung und politischem.

Urteil kann nicht befriedigen. Offen- bar wird die Notwendigkeit einer präziseren und wertfreieren Gesund- heitsberichterstattung. Eine solche Aufgabe könnte eine „Stiftung Psychiatrie", übernehmen, wie sie seit der Psychiatrie-Enqu"&e von 1975 gefordert wird. Viele der in der großen Anfrage angeschnittenen Themenbereiche wären von einer solch unabhängigen Instanz kompe- tenter und ohne politischen Recht- fertigungsdruck zu beantworten.

PD Dr. Wulf Rössler, Mannheim

Es war erfreulich und an der Zeit, daß im Deutschen Ärzteblatt, Heft 44 vom 28. Oktober 1992, veröf- fentlicht wurde, daß gemäß Abstim- mung aller wichtigen Gremien ab 1.

Juli 1992 neue Formulare — vom Ta- xischein bis zur Verordnung von Be- hindertensport — zu verwenden sind. Gerade hier ist der Fortschritt auf den ersten Blick zu erkennen, denn es wird endlich wieder der Be- griff „ambulante Koronargruppe"

verwendet, den man vor einigen Jah- ren aus nicht nachvollziehbaren Gründen verlassen hat. Heute weiß doch jeder, daß man am Herzen ein- zig und allein die Koronarien trainie-

ren kann und nicht etwa die Herz- klappen, die leiern höchstens aus.

Im Deutschen Arzteblatt war übrigens der Verlag abgedruckt, der die Formulare herstellt. Der Verlag teilte auf Nachfrage mit, die Vor- drucke könne man nur über die KV bekommen. Die KV ließ mich wis- sen, neue Formulare seien im Hause nicht bekannt, das sei Sache der Ärz- tekammer. Die Ärztekammer gab mir den Rat, mich an den Verlag zu wenden. Nun gut, ich will hier nicht verschweigen, daß ich in Schleswig- Holstein wohne, und das ist auf der Wetterkarte kaum von Dänemark zu unterscheiden. In Kiel kriegt man ei- nen Kühlschrank auch nicht gleich, wenn er in München schon ein Ver- kaufsschlager ist. Außerdem war die Sachbearbeiterin der Ärztekammer sehr freundlich und rief mich zurück.

Ich müsse mich an die Zentralstelle einer größeren Krankenkasse wen- den. Da wollte ich sowieso nochmal anrufen und mich bedanken, daß am 5. November 1992 noch ein alter Vordruck — Verordnung von Behin- dertensport — akzeptiert worden war — trotz der Schwierigkeiten, die so etwas bereiten kann.

Die „Krankenkasse" war inzwi- schen wohl im Zusammenhang mit dem Seehofergesetz in „Gesund- heitskasse" umbenannt worden. In der Formularabteilung wußte nie- mand etwas von neuen Formularen, aber man war bereit, die Frage sofort mit der Vertragsabteilung zu klären.

Diese hatte am 5. November von je- dem der neuen Formulare einen Mustervordruck in der richtigen Far- be und Größe erhalten, mit der Auf- lage, sie ab 1. November 1992 zu ver- wenden. Es wurde versprochen, die erforderlichen Vordrucke bald beim Verlag zu bestellen und diese mir dann zuzustellen. Nicht 50 Vordruk- ke, wie erbeten, aber auf jeden Fall 20.

Wenn ich die Formulare eines Tages bekomme, werde ich allen Le- bensstiländerungen zum Trotz allen Patienten in unserer ambulanten Herzgruppe ein Glas Sekt spendie- ren, denn man muß sich auch über einen echten Fortschritt einmal aus- gelassen freuen können.

Dr. med.

Andreas Walther-Behrends, Kiel

Müssen Formulare sein?

Ai-610 (18) Dt. Ärztebl. 90, Heft 9, 5. März 1993

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