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"Flüchtlinge, die psychisch leiden, sind oft nicht in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen, vertrauensvolle soziale Beziehungen einzugehen oder eine neue Sprache zu erlernen.&#34

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So bewältigen Flüchtlinge Traumata

Gewalt, Verlust und Lebensgefahr – wer als Flüchtling nach Deutschland kommt, hat oft Furchtbares erlebt. Und das hat nicht nur Folgen für den Betroffenen, warnen Experten.

Von Martina Herzog

Zaun, Flucht, Ausbildung: Flüchtlinge sind oft voller schlimmer Erlebnisse aber auch Hoffnungen.

© ViennaFrame / stock.adobe.com

HALLE. Viele Flüchtlinge brauchen nach Einschätzung von Wissenschaftlern dringend psychologische Betreuung. Traumatische Erfahrungen wie Krieg, Verlust und Lebensgefahr führten häufig zu

psychischen und körperlichen Krankheiten, schreibt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit Sitz in Halle. Das habe nicht nur für die Betroffenen selbst Folgen.

"Bleiben psychische Beeinträchtigungen der Flüchtlinge unerkannt und unbehandelt, können sich mittel- und langfristig empfindliche Veränderungen des sozialen Zusammenhalts der Gesellschaft entwickeln", warnen die Wissenschaftler in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme.

"Flüchtlinge, die psychisch leiden, sind oft nicht in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen, vertrauensvolle soziale Beziehungen einzugehen oder eine neue Sprache zu erlernen."

Bei Ankunft Situation klären

Das könne zu Problemen nicht nur bei der Integration führen, sagte der Psychologe Professor Frank Rösler, Sprecher einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema und Präsidiumsmitglied an der Leopoldina.

"Der eine sackt in eine Depression ab, der andere in die Gewalttätigkeit." Belastungen der Eltern wirkten sich auch noch auf die nächste Generation aus.

Die Experten empfehlen, dass Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Deutschland standardmäßig Fragen zu ihrer psychischen Situation beantworten sollen. Zudem sollten Hausärzte, Sozialarbeiter oder Lehrer für den Umgang mit traumatisierten Menschen geschult werden.

Um den großen Bedarf an psychologischer Begleitung zu decken, sollten sogenannte Peer-Berater eingesetzt werden. Dafür kämen zum Beispiel Psychologie-Studenten mit Migrationshintergrund und den nötigen Sprachkenntnissen in Frage, erläuterte Rösler.

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Hilfe durch "Peer-Berater"

Schwer traumatisierte Flüchtlinge bräuchten zwar eine Therapie, erklärte Rösler. "Peer-Berater"

könnten aber unterstützen oder in leichteren Fällen Begleitung anbieten, ihrerseits begleitet von Experten. Schon der Versuch, die eigenen Erlebnisse zu sortieren, könne hilfreich sein: "Das Problem ist ja oft, dass Betroffene ihre Ängste und Belastungen nicht zuordnen können. Das Gehirn funkt dann quer: Jemand sieht einen Uniformierten, hat auf einmal wahnsinnige Angst und weiß nicht, woher das kommt."

Auch Rösler kann nur mutmaßen, wie viele Flüchtlinge mit gravierenden psychischen Problemen kämpfen. "Es gibt einen Schätzwert aus Baden-Württemberg, wonach ein Viertel möglicherweise traumatisiert ist", sagte er – aber das sei noch nicht belastbar. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom November lebten Ende 2016 rund 1,6 Millionen Schutz suchende Menschen in Deutschland.

Die Leopoldina-Forscher zitieren eine Untersuchung, wonach mehr als 60 Prozent der erwachsenen und über 40 Prozent der jugendlichen Flüchtlinge Gewalt erfahren haben – als Opfer oder Täter.

Es bleiben noch mehr Ungewissheiten. "Man muss auch klären: Lassen die Leute sich darauf ein? Da gibt es ja auch kulturelle Schranken", erläuterte Rösler. Den Leopoldina-Experten zufolge werden Depressionen je nach Kulturkreis verschieden erlebt. Psychotherapie sei in den Heimatländern zudem weniger verbreitet als in Deutschland.

Die Forscher räumen in ihrer Stellungnahme aber auch ein, dass es derzeit nicht genügend

Psychotherapeuten gebe, die adäquat für die Behandlung von Trauma-Folgestörungen ausgebildet seien. Dadurch könnten sich Versorgungsengpässe ergeben. "Wir empfehlen eine Weiterentwicklung und Ausweitung von Fort- und Weiterbildungsangeboten für Psychotherapeuten zur Diagnose und Therapie von Trauma-Folgestörung", heißt es in dem Papier.

Die Autoren der Leopoldina hoffen nun auf offene Ohren in der Politik. "Unsere Absicht ist zu zeigen:

Leute, hier gibt es ein Problem, und das hat eine gesamtgesellschaftliche Dimension", sagte Präsidiumsmitglied Rösler. (dpa/bar)

Ärzte Zeitung online, 26.04.2018

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