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Evaluation des Modellversuchs „Islamischer Unterricht“

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Academic year: 2022

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ISB GA

Evaluation des Modellversuchs

„Islamischer Unterricht“

Pippa Gschwind, Caroline Magister, Dr. Veronika Kron-Sperl

Referat Bildungsforschung

11. November 2019

Beri ch t

Gr und satzabteil u ng

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Erarbeitet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus

Herausgeber:

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

Anschrift:

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung Grundsatzabteilung

Referat Bildungsforschung

Pippa Gschwind & Caroline Magister Schellingstr. 155

80797 München

Internet: www.isb.bayern.de

E-Mail: pippa.gschwind/caroline.magister@isb.bayern.de

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Inhaltsverzeichnis

1 Das Wichtigste in Kürze ... 4

2 Konzeption der Befragung ...12

3 Fragestellungen ...14

4 Stichprobe ...15

5 Ergebnisse ...18

5.1 Implementation des Islamischen Unterrichts ...18

5.1.1 Schulorganisatorische Umsetzung ...19

5.1.2 Qualifikation und Ausbildung der Lehrkräfte ...29

5.1.3 Ausgestaltung des Islamischen Unterrichts ...32

5.1.4 Bewertung der Unterrichtsqualität ...38

5.1.5 Sprachlicher Hintergrund und Unterrichtssprache...43

5.1.6 Zufriedenheit mit dem Lehrplan ...46

5.1.7 Bedingungen für die Lehrkräfte an der Schule ...47

5.1.8 Bildungspartnerschaften ...49

5.1.9 Akzeptanz des Islamischen Unterrichts ...52

5.2 Überprüfung der Zielerreichung ...58

5.2.1 Persönlichkeitsbildende Funktion ...60

5.2.2 Gesellschaftlich-integrative Funktion ...65

5.2.3 Auswirkungen auf die Sprachkenntnisse ...68

5.3 Ergebnisse der Befragung der Schülerinnen und Schüler und Schulleitungen der Kontrollgruppen ...70

5.3.1 Gründe für eine Nicht-Teilnahme am Islamischen Unterricht ...70

5.3.2 Einstellung der muslimischen Schülerinnen und Schüler und Schulleitungen der Vergleichsschulen gegenüber einem Islamischen Unterricht ...72

6 Fazit ...75

7 Literatur ...79

8 Anhang ...80

Anhang A - Liste der Modellversuchsschulen ...80

Anhang B - Liste der Schulen in der Kontrollgruppe ...88

Anhang C - Skalen ...96

Anhang D - Statistische Kennwerte... 101

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1 Das Wichtigste in Kürze

Der Modellversuch „Islamischer Unterricht“ wurde zu Beginn des Schuljahres 2009/10 einge- führt (s. KMBek vom 15.01.2010; Az.: III.7-5 S 4402.2-6.422). Er wurde nach fünf Jahren bis zum Ende des Schuljahres 2018/19 verlängert und schrittweise auf aktuell 352 Schulen (über- wiegend Grund- und Mittelschulen) mit rund 16.000 Schülerinnen und Schülern ausgeweitet.

Der Unterricht erfolgt in deutscher Sprache und hat zum Ziel, eine persönlichkeitsbildende sowie eine gesellschaftlich-integrative Funktion zu erfüllen.

Eine erste wissenschaftliche Evaluation erfolgte 2014 durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (Holzberger, 2014). Mit Auslaufen des Modellversuchs zum Schuljahr 2018/19 wurde das ISB beauftragt, den Modellversuch „Islamischer Unterricht“ erneut wissen- schaftlich zu evaluieren (s. KMS vom 25.10.2018; Az. IV.11 - BS 4402.2 - 6a.83 564).

Im Zuge der Evaluation fand im März und April 2019 eine Online-Fragebogenerhebung1 an allen am Modellversuch teilnehmenden Schulen statt. Dabei wurden vor allem an Grund- und Mittelschulen, aber auch an Real- und Berufsschulen sowie Gymnasien Daten erhoben. Zu- sätzlich wurde eine Kontrollgruppe in die wissenschaftliche Erhebung einbezogen, die aus Schulen bestand, an denen kein Islamischer Unterricht angeboten wird (Vergleichsschulen).

Es wurden Schulleitungen, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte für Islamischen Unterricht sowie Erziehungsberechtigte von Schülerinnen und Schülern des Islamischen Unterrichts be- fragt.

Folgende Hauptaspekte sollten mithilfe der Evaluation in den Blick genommen werden:

(1) die Implementation des Islamischen Unterrichts an den Schulen sowie die Wahrnehmung und die Akzeptanz bei den Beteiligten,

(2) das Erreichen der angestrebten Ziele des Modellversuchs (Persönlichkeitsbildung und För- derung der Integration der Schülerinnen und Schüler),

(3) die Gründe aus welchen muslimische Schülerinnen und Schüler der Modellversuchsschu- len nicht am Islamischen Unterricht teilnehmen wollen und die Einstellungen gegenüber dem Islamischen Unterricht in den Vergleichsschulen.

Die Implementation des Islamischen Unterrichts

Die Hauptaspekte der Evaluation lassen sich anhand zentraler Fragestellungen abbilden.

Diese werden im Folgenden zusammenfassend beantwortet.

1. Wie wird der Islamische Unterricht an den Schulen schulorganisatorisch umge- setzt?

Dauer der Teilnahme und Schülerzahlen. Etwa die Hälfte der Schulen nimmt von Beginn an (Schuljahr 2009/10) am Modellversuch teil, ein weiteres Viertel seit den Schuljahren 2016/17

1 Grundschulen konnten die Befragung der Schülerinnen und Schüler online oder wahlweise mit einer Papier-und- Bleistift-Version durchführen.

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und 2017/18. Die Schülerzahlen sind an den meisten Schulen seit Beginn des Modellversuchs entweder gleich geblieben oder sogar angestiegen. Insbesondere in der Gruppe der Realschu- len, Gymnasien und Berufsschulen2 sind die Schülerzahlen gestiegen oder haben sich seither sogar verdoppelt.

Jahrgangsstufen und Klassen mit Islamischem Unterricht. An den Grundschulen wird der Islamische Unterricht in allen vier Jahrgangsstufen angeboten. An fast allen Mittelschulen fin- det er in den Jahrgangsstufen 5 bis 7 statt und an etwa zwei Dritteln der Mittelschulen auch in Jahrgangsstufe 8. In den Jahrgangsstufen 9 und 10 wird der Islamische Unterricht nur noch an wenigen Schulen angeboten. An den befragten Realschulen und Gymnasien findet der Islamische Unterricht in allen Jahrgangsstufen von 5 bis 10 statt. Aufgrund zu weniger Daten aus den Berufsschulen, kann für diese Schulart keine Aussage getroffen werden.

Der Islamische Unterricht findet meist während der regulären Unterrichtszeit statt.

Einsatz der Lehrkräfte. Fast alle Lehrkräfte geben gleichzeitig in vier bis zehn unterschiedli- chen Jahrgangsstufen Islamischen Unterricht. Ein Viertel der Lehrkräfte unterrichtet gleichzei- tig alle Jahrgangsstufen der Grundschule. Zwei Drittel der Lehrkräfte unterrichten sowohl an einer Grund- als auch an einer Mittelschule.

An den meisten Grund- und Mittelschulen unterrichtet eine Lehrkraft alle Klassen, in denen Islamischer Unterricht angeboten wird. In der Gruppe der Realschulen, Gymnasien und Be- rufsschulen hingegen geben an der Hälfte der Schulen mindestens zwei Lehrkräfte Islami- schen Unterricht. Nur wenige Lehrkräfte unterrichten noch weitere Fächer an ihrer/n Schule/n.

2. Wie sind die Lehrkräfte qualifiziert und ausgebildet?

Fast alle Lehrkräfte haben an einem Lehrgang zum Islamischen Unterricht an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen teilgenommen. Knapp die Hälfte der Lehrkräfte verfügt über einen universitären Abschluss im Fach Islamischer Unterricht von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die Lehrkräfte mit Abschluss an der FAU haben häufiger ein Lehramtsstudium mit 2. Staatsexamen oder ein anderes Hoch- schulstudium in Deutschland absolviert, während die Lehrkräfte ohne Abschluss von der FAU häufiger in Besitz eines ausländischen Hochschulabschlusses sind und/oder im Konsulats- dienst tätig waren. Die Lehrkräfte fühlen sich inhaltlich und fachdidaktisch durchweg gut für den Islamischen Unterricht vorbereitet.

3. Wie gestalten die Lehrkräfte den Islamischen Unterricht?

Unterrichtsmaterialien und -methoden. Für die Gestaltung des Islamischen Unterrichts grei- fen fast alle Lehrkräfte auf die Lehrpläne oder auf Unterrichtsmaterialien aus Handreichungen der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung zurück. Nur ein kleiner Teil verwen- det Unterrichtsmaterialien in Arabisch oder Türkisch.

2 Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen stellen nur einen geringen Teil der Modellversuchsschulen dar (n = 9) und wurden daher für die schulartspezifische Auswertung zu einer Gruppe (RGB) zusammengefasst.

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Häufig setzen Lehrkräfte Unterrichtsmethoden wie Diskutieren, Gruppenarbeiten, Malen und Zeichnen sowie Rollenspiele häufig ein. Nie oder eher selten wird im Koran gelesen oder das Auswendiglernen von Koran oder Hadithe verlangt. Fast alle Lehrkräfte verwenden Unter- richtsmaterialien, durch die Schülerinnen und Schüler selbst tätig werden können.

Knapp die Hälfte der Lehrkräfte gibt an, Schwierigkeiten zu haben, Unterrichtsmaterialien in deutscher Sprache zu finden. Rund ein Drittel übersetzt diese aus dem Arabischen oder Tür- kischen selbst ins Deutsche.

Lehrbücher. Hauptsächlich eingesetzte Lehrbücher sind „Mein Islambuch“ (Jahrgangsstufen 1 bis 4), das Arbeitsheft „Bismillah 1-2“, das Lehrbuch „Saphir“ für die Jahrgangsstufen 5 bis 8. Im Durchschnitt sind die Lehrkräfte mit den genannten Schulbüchern eher zufrieden.

Unterrichtsinhalte. Alle Lehrkräfte bestätigen, dass im Islamischen Unterricht die Grundlagen anderer Religionen thematisiert werden, die Schülerinnen und Schüler die Gemeinsamkeiten verschiedener Religionen kennenlernen, die interreligiöse Dialogfähigkeit und das Verständnis für die Sicht Andersgläubiger gefördert wird und die Schülerinnen und Schüler lernen, dass die Religion nicht an eine bestimmte Nationalität gebunden sein muss.

4. Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten treten bei der Umsetzung des Is- lamischen Unterrichts für Schulleitungen und Lehrkräfte auf?

Schulleitungen. Die organisatorischen Abläufe haben sich seit der Einführung des Islami- schen Unterrichts gut eingespielt. Am ehesten stellt die Parallelisierung des Religionsunter- richts, des Islamischen Unterrichts sowie des Ethikunterrichts eine Herausforderung dar. Die- sem Aspekt wird von den Schulleitungen der Grundschulen am stärksten zugestimmt, an de- nen jedoch gleichzeitig auch die meisten Schülerinnen und Schüler für Islamischen Unterricht zu verzeichnen sind.

Lehrkräfte. Insgesamt scheinen die Lehrkräfte ihrer eigenen Einschätzung zufolge kaum mit Schwierigkeiten und Herausforderungen des Islamischen Unterrichts konfrontiert zu sein.

Mögliche Schwierigkeiten wie z. B. mangelnde Motivation der Schülerinnen und Schüler oder der Austausch mit anderen Lehrkräften, die im Fragebogen aufgelistet waren, werden von den Lehrkräften im Durchschnitt als (eher) nicht zutreffend bewertet.

5. Wie zufrieden sind die beteiligten Personengruppen mit der Gestaltung des Islami- schen Unterrichts?

Lehrer-Schüler-Beziehung. Die Lehrer-Schüler-Beziehung wird sehr positiv bewertet. Aus Sicht der Schülerinnen und Schüler kennen sich die Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts gut in ihrem Fach aus, werden von den Schülerinnen und Schülern gemocht, achten auf ge- genseitige Rücksichtnahme in der Klasse, sind von ihrem Fach begeistert und können auch schwierige Fragen beantworten.

Unterrichtsinhalte. Die Inhalte des Islamischen Unterrichts werden von den Schülerinnen und Schülern im Allgemeinen als passend empfunden. Ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler scheint, andere Religionen oder die Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Religio- nen nur in geringem Umfang kennengelernt zu haben. Die Einschätzung der Schülerinnen und

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Schüler hierzu unterscheiden sich von der der Lehrkräfte (s. Frage 3). Die Erziehungsberech- tigten bewerten die Unterrichtsinhalte im Allgemeinen ebenso positiv wie die Schülerinnen und Schüler des Islamischen Unterrichts.

Unterrichtsgestaltung. Die Schülerinnen und Schüler bewerten die Unterrichtsgestaltung des Islamischen Unterrichts durchweg positiv. Der Unterricht zeichnet sich durch eine Varia- tion der Angebote, Phasen der Konsolidierung und Sicherung sowie Klarheit und Strukturiert- heit aus. Auch die Erziehungsberechtigten bewerten die Gestaltung des Islamischen Unter- richts positiv und schätzen den Anforderungsgrad des Unterrichts als passend ein.

6. Welche sprachlichen Hintergründe haben die beteiligten Personengruppen und wie stehen sie der Unterrichtssprache Deutsch gegenüber?

Schülerinnen und Schüler.

Fast alle muslimischen Schülerinnen und Schüler geben an, dass Deutsch nicht ihre Her- kunftssprache ist. In vier Fünfteln der muslimischen Haushalte wird meist eine andere Sprache als Deutsch gesprochen. Die muslimischen Schülerinnen und Schüler, deren Herkunftsspra- che nicht Deutsch ist, schätzen ihre Deutschkenntnisse sehr gut ein. Fast alle Schülerinnen und Schüler finden es gut, dass der Islamische Unterricht in deutscher Sprache stattfindet und die Fachbegriffe in Deutsch gelernt werden.

Erziehungsberechtigte. Auch die Erziehungsberechtigten stehen dem Deutschen als Unter- richtssprache äußerst positiv gegenüber. So gut wie alle Erziehungsberechtigten finden es gut, dass der Islamische Unterricht in deutscher Sprache stattfindet und die Schulbücher in deut- scher Sprache verfasst sind.

Lehrkräfte. Größtenteils ist Deutsch nicht die Muttersprache der Lehrkräfte. Jedoch schätzen alle Lehrkräfte ihre Deutschkenntnisse als (eher) gut ein und als ausreichend für die Durch- führung des Islamischen Unterrichts in deutscher Sprache. Allen Lehrkräften gelingt es prob- lemlos, den Islamischen Unterricht in deutscher Sprache durchzuführen. Inhalte und Begriffe des Islam in deutscher Sprache halten sie für realistisch vermittelbar. Zudem fällt es den meis- ten Lehrkräften nicht schwer, nur die zentralen theologischen Fachbegriffe auf Arabisch oder Türkisch zu lehren.

7. Sind die Lehrkräfte für Islamischen Unterricht mit dem Lehrplan zufrieden?

Die Lehrkräfte sind mit dem Lehrplan sehr zufrieden. Alle Aspekte zu Inhalt, Nutzen und Ver- ständlichkeit werden sehr positiv eingeschätzt. Lediglich der Umfang des Lehrplans und die enthaltenen Anforderungen werden von etwa einem Drittel der Lehrkräfte etwas weniger posi- tiv gesehen.

8. Auf welche Bedingungen stoßen die Lehrkräfte an den Schulen?

Wohlbefinden an den Schulen. Die Lehrkräfte fühlen sich an den Schulen, an denen sie unterrichten, im Allgemeinen und im Kollegium sehr wohl. Sie fühlen sich an den Schulen will-

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kommen und können sich mit dem Leitbild der Schulen identifizieren. Mit der Anzahl der Un- terrichtsstunden sowie der Freiheit der Gestaltung des Islamischen Unterrichts sind die Lehr- kräfte ebenfalls zufrieden.

Kooperation. Die Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen an den Schulen wird positiv bewertet. Fast alle Lehrkräfte kooperieren mit den Lehrkräften der anderen Konfessionen und geben an, dass die deutsche Sprache den Austausch mit diesen Lehrkräften erleichtert. Der Austausch erfolgt zumeist über Themen wie die Anwendung von Unterrichtsmethoden, die Inhalte des Islamischen Unterrichts sowie die Planung und Konzeption von Leistungserhebun- gen.

9. Inwieweit wirkt sich der Islamische Unterricht auf die Bildungspartnerschaft zwi- schen Schule und Erziehungsberechtigten aus?

Muslimische Elternvereine. Die Schulleitungen der Modellversuchsschulen schätzen die Zu- sammenarbeit mit den muslimischen Elternvereinen, sofern diese vorhanden sind, als sehr positiv ein. Aus Sicht fast aller Schulleitungen befürworten die muslimischen Elternvereine den islamischen Unterricht. Kritik an der Konzeption des Islamischen Unterrichts äußern die mus- limischen Elternvereine kaum.

Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten. Die Zusammenarbeit mit den Erzie- hungsberechtigten wird von den Schulleitungen der Modellversuchsschulen insgesamt als zu- friedenstellend bewertet. Eine positive Auswirkung des Islamischen Unterrichts auf das Inte- resse der Erziehungsberechtigten an der Schule im Allgemeinen oder auf die Zusammenarbeit zwischen Schule und Erziehungsberechtigten ist nach Einschätzung Schulleitungen eher nicht zu erkennen. Ein Großteil der Erziehungsberechtigten schätzt den Kontakt zur Lehrkraft des Islamischen Unterrichts insgesamt als ausreichend ein.

10. Wird der Islamische Unterricht von den beteiligten Personengruppen akzeptiert?

Die Akzeptanz des Islamischen Unterrichts ist bei allen vier Befragtengruppen der Modellver- suchsschulen sehr hoch.

Schulleitungen. Alle Schulleitungen der Gruppe der Realschulen, Gymnasien und Berufs- schulen, aber nur ca. die Hälfte der Schulleitungen der Grund- und Mittelschulen nehmen den Islamischen Unterricht als Teil Schulprofils wahr. Gleichzeitig wird, nach Einschätzung der Schulleitungen, der Islamische Unterricht vom gesamten Kollegium getragen. Die Integration der Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts im Kollegium ist gelungen und die Einführung des Islamischen Unterrichts hat im Kollegium nicht zu Ablehnung geführt.

Lehrkräfte. Nahezu alle Lehrkräfte befürworten den Modellversuch und finden es gut, dass die muslimischen Schülerinnen und Schüler in der Schule etwas über ihre Religion lernen. Die aktuelle Konzeption des Islamischen Unterrichts halten sie für ausgereift und sehen darin eine gute Alternative zur Koranschule. Aus Sicht der meisten Lehrkräfte, lassen sich die Inhalte des Islamischen Unterrichts nicht in einem Fach wie Ethik alleine vermitteln.

Schülerinnen und Schüler. Alle Schülerinnen und Schüler finden den islamischen Unterricht gut ebenso wie die Tatsache, in der Schule etwas über ihre Religion zu lernen. Sie möchten

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nicht lieber die Fächer evangelische oder katholische Religionslehre bzw. Ethik besuchen.

Obwohl der Islamische Unterricht bei den Schülerinnen und Schülern eine hohe Akzeptanz findet, scheint die Koranschule darüber hinaus dennoch für drei Viertel der Schülerinnen und Schüler eine bedeutsame Rolle zu spielen: Knapp die Hälfte der Schülerinnen und Schüler des Islamischen Unterrichts besucht zusätzlich die Koranschule ihrer Moschee. Diejenigen, die angegeben haben, keine Koranschule zu besuchen, wurden gefragt, ob sie lieber eine solche besuchen würden. Die Hälfte dieser Schülerinnen und Schüler bestätigte diese Frage.

Erziehungsberechtigte: Fast alle Erziehungsberechtigten schätzen den Islamischen Unter- richt sehr und finden es gut, dass ihre Kinder in der Schule etwas über ihre Religion lernen.

Drei Viertel der Erziehungsberechtigten befürworten es, wenn ihr Kind im Islamischen Unter- richt andere Religionen kennenlernt.

Überprüfung der Zielerreichung

Die Teilnahme am Islamischen Unterricht soll bei den Schülerinnen und Schülern eine persön- lichkeitsbildende Funktion sowie eine gesellschaftlich-integrative Funktion erfüllen. Darüber kann der Islamische Unterricht einen weiteren Nutzen, beispielsweise in Bezug auf den Spracherwerb haben. Die zwei Hauptaspekte wurden über verschiedene Teilaspekte messbar gemacht.

11. Erfüllt der Islamische Unterricht eine persönlichkeitsbildende Funktion?

Schülerinnen und Schüler. Die muslimischen Schülerinnen und Schüler haben sehr häufig Kontakt mit nicht-muslimischen Menschen in ihrer Umgebung und pflegen darüber hinaus sehr häufig interreligiöse Freundschaften. Alle Schülerinnen und Schüler (muslimisch und nicht- muslimisch) schätzen sich selbst als sehr respektvoll gegenüber Menschen anderer Glaubens- richtungen ein. Die Fähigkeit, sich in Andere hineinzuversetzen und das Interesse und die Kenntnissen über andere Religionen und die Zusammenhänge von Religionen sind überwie- gend ausgeprägt.

Muslimische Schülerinnen und Schüler, die den Islamischen Unterricht besuchen unterschei- den sich hinsichtlich dieser Aspekte nicht von muslimischen oder nicht-muslimischen Schüle- rinnen und Schülern die das Fach Ethik besuchen. Die Mittelwerte zu den erhobenen Aspekten sind in allen Gruppen sehr hoch.

Schulleitungen. Die Schulleiterinnen und Schulleiter der Modellversuchsschulen sind über- wiegend der Meinung, dass der Islamische Unterricht dabei hilft, das fächerübergreifende Bil- dungs- und Erziehungsziel der Wertebildung zu erreichen und zum Erwerb interkultureller Kompetenz bei den Schülerinnen und Schülern beitragen kann.

12. Erfüllt der Islamische Unterricht eine gesellschaftlich-integrative Funktion?

Schülerinnen und Schüler. Die Schülerinnen und Schüler aller Gruppen schätzen die In- tegration in die Klasse, die Schule und die Gesellschaft insgesamt sehr positiv ein.

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Die Integration in die Klasse wird von den Schülerinnen und Schülern des Islamischen Unter- richts positiver eingeschätzt als von den Schülerinnen und Schülern der Ethikklassen. Die Schülerinnen und Schüler, die den Islamischen Unterricht besuchen, nehmen das Klima in den Klassen des Islamischen Unterrichts positiver wahr, als die Schülerinnen und Schüler der Ethikklassen.

Die Schülerinnen und Schüler fühlen sich durch das Angebot des Islamischen Unterrichts sehr wertgeschätzt.

Schulleitungen. Die Schulleiterinnen und Schulleiter der Modellversuchsschulen schätzen die positiven Auswirkungen des Islamischen Unterrichts auf das Schulklima, den Zusammen- halt und die Integration der Schülerinnen und Schüler an der Schule als eher gering ein.

Lehrkräfte. Die Lehrkräfte schätzen die Auswirkungen des Islamischen Unterrichts hingegen sehr positiv ein. So wirkt sich der Besuch des Islamischen Unterrichts aus Sicht der Lehrkräfte positiv auf den Zusammenhalt der Schülerinnen und Schüler in der Klasse aus und verstärkt den Kontakt zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Schülerinnen und Schülern. Die Lehrkräfte sind der Meinung, dass der Islamische Unterricht förderlich für die Integration der Schülerinnen und Schüler an der Schule und in Deutschland ist. Die Angaben der Lehrkräfte zu den Auswirkungen des Islamischen Unterrichts unterscheiden sich demnach deutlich von den Einschätzungen der Schulleitungen.

13. Gibt es Auswirkungen des Islamischen Unterrichts auf die Sprachkenntnisse?

Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler der Erziehungsberechtigten und der Lehrkräfte, gibt an, dass sich die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler durch den Besuch des Islamischen Unterrichts verbessern. Mehr als die Hälfte der Erziehungsberechtigten berichtet darüber hinaus von einer indirekten Verbesserung ihrer eigenen Deutschkenntnisse.

Es besteht außerdem ein Zusammenhang zwischen der Muttersprache bzw. der zu Hause gesprochenen Sprache und dem wahrgenommenen Einfluss des Islamischen Unterrichts auf die Sprachkenntnisse: Vor allem in Familien, in denen Deutsch nicht die Muttersprache oder die zu Hause gesprochene Sprache ist, geben die Schülerinnen und Schüler etwas häufiger an, durch die deutsche Sprache im Islamischen Unterricht besser Deutsch zu lernen.

Für die Erziehungsberechtigten lässt sich dieser Zusammenhang ebenfalls feststellen. Er gilt einerseits hinsichtlich der Einschätzungen der Deutschkenntnisse ihrer Kinder und anderer- seits in Bezug auf ihre eigenen Deutschkenntnisse.

Ergebnisse der Befragungen an den Vergleichsschulen

14. Welche Gründe sprechen für muslimische Schülerinnen und Schüler der Modellver- suchsschulen gegen eine Teilnahme am Islamischen Unterricht?

Warum sich einige muslimische Schülerinnen und Schüler gegen den Besuch des Islamischen Unterrichts entscheiden, bleibt eher unklar. Teilweise wird der Besuch des Koranunterrichts in der Moschee oder die Notwendigkeit der Aufteilung in Gruppen für den Religions-, den Ethik- und den Islamischen Unterricht als Grund angegeben, den Islamischen Unterricht nicht besu- chen zu wollen.

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15. Wie wird der Islamische Unterricht an Schulen wahrgenommen, die keinen Islami- schen Unterricht anbieten?

Schülerinnen und Schüler. Insgesamt ist die Einstellung gegenüber Islamischem Unterricht an der Schule sehr positiv. Fast alle befragten Schülerinnen und Schüler der Vergleichsschu- len geben an, dass es wichtig ist, in der Schule etwas über den Islam zu lernen, sie gerne mehr über den Islam erfahren würden und sie sich Islamischen Unterricht in der Schule wün- schen.

Schulleitungen. Die Einstellung der Schulleitungen der Vergleichsschulen ist im Vergleich zu der der Schülerinnen und Schüler weniger positiv. Jeweils nur etwa ein Fünftel der Schullei- tungen gibt an, dass die Schule großes Interesse an einem Islamischen Unterricht hätte und sie es bedauern, dass ihre Schule nicht am Modellversuch teilnehmen konnte. Dies steht den positiven Einschätzungen der Schulleitungen der Modellversuchsschulen entgegen, die die genannten Befürchtungen nicht bestätigen und an deren Schulen der Islamische Unterricht bei den Befragten breite Akzeptanz findet.

Nur ein sehr kleiner Teil der Vergleichsschulen hat vor Ort einen muslimischen Elternverein.

Diese würden nach Einschätzung der Schulleitungen den Islamischen Unterricht befürworten.

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2 Konzeption der Befragung

Zu Beginn des Schuljahres 2009/10 wurde vom damaligen Staatsministerium für Unterricht und Kultus der Modellversuch „Islamischer Unterricht“ eingeführt (s. KMBek vom 15.01.2010 Az.: III.7-5 S 4402.2-6.422). Der zunächst auf fünf Jahre angelegte Modellversuch wurde bis zum Ende des Schuljahres 2018/19 verlängert und schrittweise auf aktuell 352 Schulen (über- wiegend Grund- und Mittelschulen) mit rund 16.000 Schülerinnen und Schülern ausgeweitet.

Der Unterricht erfolgt in deutscher Sprache und hat zum Ziel, dass die Teilnahme am Islami- schen Unterricht bei den Schülerinnen und Schülern eine persönlichkeitsbildende sowie eine gesellschaftlich-integrative Funktion erfüllt.

Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat mit Schreiben vom 23.07.2013; Az. III. 5 S 4402.2-6a.76625 eine erste Evaluation des Modellversuchs „Islamischer Unterricht“ in Auftrag gegeben (Holzberger, 2014). Mit Auslaufen des Modellversuchs zum Schuljahr 2018/19 wurde das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) beauftragt, den Modellversuch

„Islamischer Unterricht“ erneut wissenschaftlich zu evaluieren (Az. IV.11 - BS 4402.2 - 6a.83 564 vom 25.10.2018).

Die Evaluation hat die folgenden Hauptaspekte berücksichtigt:

(1) Erstens wurde die Implementation des Islamischen Unterrichts an den Schulen in den Blick genommen, die u. a. die Umsetzung des Islamischen Unterrichts sowie die Wahrnehmung und die Akzeptanz bei den Beteiligten überprüft.

(2) Zweitens wurde ermittelt, ob die angestrebten Ziele des Modellversuchs (Persönlichkeits- bildung und Förderung der Integration) erreicht werden konnten.

(3) Drittens sollte eine Einschätzung über den Islamischen Unterricht gewonnen werden, von Schülerinnen und Schülern, die sich gegen den Islamischen Unterricht entschieden haben und von Schulen, die nicht am Modellversuch teilnehmen.

Im März und April 2019 fand eine Fragebogenerhebung an allen am Modellversuch teilneh- menden Schulen statt. Zusätzlich wurde eine Kontrollgruppe in die wissenschaftliche Erhe- bung einbezogen, die aus Schulen bestand, die nicht am Modellversuch teilnehmen und an denen daher kein Islamischer Unterricht angeboten wird. Für die Auswahl der Vergleichsschu- len wurde ein Abgleich mit den Modellversuchsschulen nach Regierungsbezirk, Schulart, So- zialraum, Urbanisierungsgrad etc. durchgeführt. Im besten Fall wird dabei jeder Modellver- suchsschule eine Vergleichsschule zugeordnet, die hinsichtlich der genannten Merkmale mit der Modellversuchsschule vergleichbar ist. Für die Stichprobe zur wissenschaftlichen Beglei- tung des Islamischen Unterrichts konnte in 341 Fällen eine passende Vergleichsschule gefun- den werden. Eine Auflistung der beteiligten Modellversuchs- und Vergleichsschulen befindet sich im Anhang A und Anhang B. Für die Erhebung wurden an den beteiligten Schulen ver- schiedene Personengruppen um Teilnahme gebeten. Dies sind:

 Schulleitungen und Schülerinnen und Schüler der Modellversuchs- und der Vergleichs- schulen,

 Lehrkräfte für den Islamischen Unterricht sowie

 Erziehungsberechtigte der Schülerinnen und Schüler des Islamischen Unterrichts.

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Die Schulen im Modellversuch gehören unterschiedlichen Schularten an. Die Datenerhebung fand daher an Grundschulen, Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen statt, wobei die Gruppe der Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen (RGB) nur einen geringen Teil der Modellversuchsschulen ausmacht.

Die Befragungen der Schulleitungen, der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen wurden als Online-Erhebungen durchgeführt. Die Grundschulen konnten entscheiden, ob sie die Befragung der Schülerinnen und Schüler online oder mit einer Papier-und-Bleistift-Version durchführen wollten. Die Befragung der Schülerinnen und Schüler fand in der Regel während der regulären Unterrichtszeit im Klassenverband statt.

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3 Fragestellungen

Die Evaluation hat die folgenden Hauptaspekte berücksichtigt:

(1) Erstens wurde die Implementation des Islamischen Unterrichts an den Schulen in den Blick genommen, die u. a. die Umsetzung des Islamischen Unterrichts sowie die Wahrnehmung und die Akzeptanz bei den Beteiligten überprüft.

(2) Zweitens wurde ermittelt, ob die angestrebten Ziele des Modellversuchs (Persönlichkeits- bildung und Förderung der Integration) erreicht werden konnten.

(3) Drittens sollte eine Einschätzung über den Islamischen Unterricht gewonnen werden, von Schülerinnen und Schülern, die sich gegen den Islamischen Unterricht entschieden haben und von Schulen, die nicht am Modellversuch teilnehmen.

Um Aussagen zu den genannten Hauptaspekten machen zu können, wurden die folgenden Fragestellungen formuliert, die mithilfe der wissenschaftlichen Evaluation beantwortet werden sollen:

1. Wie wird der Islamische Unterricht an den Schulen schulorganisatorisch umgesetzt?

2. Wie sind die Lehrkräfte qualifiziert und ausgebildet?

3. Wie gestalten die Lehrkräfte den Islamischen Unterricht?

4. Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten treten bei der Umsetzung des Islami- schen Unterrichts für Schulleitungen und Lehrkräfte auf?

5. Wie zufrieden sind die beteiligten Personengruppen mit der Gestaltung des Islamischen Unterrichts?

6. Welche sprachlichen Hintergründe haben die beteiligten Personengruppen und wie ste- hen sie der Unterrichtssprache Deutsch gegenüber?

7. Sind die Lehrkräfte für Islamischen Unterricht mit dem Lehrplan zufrieden?

8. Auf welche Bedingungen stoßen die Lehrkräfte an den Schulen?

9. Inwieweit wirkt sich der Islamische Unterricht auf die Bildungspartnerschaft zwischen Schule und Erziehungsberechtigten aus?

10. Wird der Islamische Unterricht von den beteiligten Personengruppen akzeptiert?

11. Erfüllt der Islamische Unterricht eine persönlichkeitsbildende Funktion?

12. Erfüllt der Islamische Unterricht eine gesellschaftlich-integrative Funktion?

13. Gibt es Auswirkungen des Islamischen Unterrichts auf die Sprachkenntnisse?

14. Welche Gründe sprechen für muslimische Schülerinnen und Schüler der Modellversuchs- schulen gegen eine Teilnahme am Islamischen Unterricht?

15. Wie wird der Islamische Unterricht an Schulen wahrgenommen, die keinen Islamischen Unterricht anbieten?

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4 Stichprobe

Es wurden die Schulleitungen aller 352 Modellversuchsschulen3 um eine Teilnahme an der Evaluation gebeten. Zusätzlich wurde eine Kontrollgruppe in die wissenschaftliche Begleitung einbezogen, die aus Schulen bestand, die nicht am Modellversuch teilnehmen und an denen daher kein Islamischer Unterricht angeboten wird. Für die Auswahl der Vergleichsschulen wurde ein Abgleich mit den Modellversuchsschulen nach Regierungsbezirk, Schulart, Sozial- raum, Urbanisierungsgrad etc. durchgeführt. Über dieses Verfahren konnten 341 Vergleichs- schulen gefunden werden, die hinsichtlich der genannten Merkmale mit einer Modellversuchs- schule vergleichbar sind.

Die folgenden Personengruppen wurden um ihre Teilnahme an der Befragung gebeten:

 Alle Schulleitungen der Modellversuchs- und der Vergleichsschulen,

 alle Lehrkräfte, die Islamischen Unterricht geben sowie

 alle Erziehungsberechtigten der Schülerinnen und Schüler, die den Islamischen Unter- richt besuchen.

 An Schulen mit Islamischem Unterricht:

o Schülerinnen und Schüler, die den Islamischen Unterricht der höchstmöglichen Jahrgansstufe ihrer Schule besuchen.

o Schülerinnen und Schüler, die den Ethikunterricht besuchen. Davon alle Schü- lerinnen und Schüler des Ethikunterrichts derselben Jahrgangsstufe, in der auch die Schülerinnen und Schüler des Islamischen Unterrichts befragt wurden.

 An Schulen ohne Islamischen Unterricht:

o Alle Schülerinnen und Schüler einer – analog zu den Modellversuchsschulen – ausgewählten Jahrgangsstufe, die den Ethikunterricht besuchen.

Die Schulen im Modellversuch und die Vergleichsschulen gehören unterschiedlichen Schular- ten an. Es wurden pro Schule lediglich die Schülerinnen und Schüler der höchstmöglichen Jahrgangsstufe befragt. Für die einzelnen Schularten bedeutet das in der Regel:

 Grundschule: Jgst. 4,

 Mittelschule: Jgst. 9 oder 10,

 Realschule: Jgst. 10,

 Gymnasium: Jgst. 7 bzw. 104,

 Berufsschule: Jgst. 11.

3 233 Grund- sowie 110 Mittelschulen, vier Realschulen, drei Gymnasien und zwei Berufsschulen

4 Die Gymnasien wurden individuell darüber informiert, welche Jahrgangsstufe einzubeziehen ist.

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Insgesamt liegen Daten von 458 Schuleiterinnen und Schulleitern aus 249 Modellversuchs- schulen und 209 Vergleichsschulen vor. Das entspricht einer Ausschöpfungsquote von 66 Pro- zent. 69 Prozent der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter sind an einer Grundschule und 27 Prozent an einer Mittelschule tätig.5

Zusätzlich wurden die Daten von 2330 Schülerinnen und Schülern aus 213 Modellversuchs- und 1359 Schülerinnen und Schülern aus 155 Vergleichsschulen ausgewertet. Auf Schul- ebene entspricht dies einer Ausschöpfungsquote von insgesamt 53 Prozent. Ca. drei Viertel der Schülerinnen und Schüler der Modellversuchsschulen besuchen den Islamischen Unter- richt (n = 1656). Die anderen Schülerinnen und Schüler besuchen eine Ethikklasse (s. Tabelle 1). In den Daten liegt der Anteil an muslimischen Schülerinnen und Schülern in den Ethikklas- sen der Modellversuchsschulen bei 46 Prozent, in den Ethikklassen der Vergleichsschulen bei 66 Prozent.

An der Befragung nahmen zudem 82 Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts teil. Dies ent- spricht einem Rücklauf von ca. 81 Prozent aller Lehrkräfte für Islamischen Unterricht. 28 Pro- zent geben an zwei oder drei, 61 Prozent an mehr als drei Schulen Islamischen Unterricht. 60 Prozent der befragten Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts sind sowohl an Grund- als auch an Mittelschulen tätig, 28 Prozent ausschließlich an Grundschulen, maximal 5 Prozent der Lehrkräfte unterrichten an einer Realschule, einem Gymnasium oder einer Berufsschule.

Weiterhin liegen Befragungsdaten von 344 Erziehungsberechtigten der Schülerinnen und Schüler vor, die den Islamischen Unterricht besuchen. Die Kinder der teilnehmenden Erzie- hungsberechtigten besuchen 132 verschiedene Modellversuchsschulen. Dies entspricht einer Ausschöpfungsquote für die befragten Erziehungsberechtigten von 38 Prozent auf Schul- ebene. 342 Erziehungsberechtigte geben Auskunft über die Schulart, die ihr Kind besucht. 74 Prozent der Erziehungsberechtigten berichten, dass ihr Kind eine Grundschule besucht. 25 Prozent der Erziehungsberechtigten haben ein Kind an einer Mittelschule. 1,5 Prozent der Er- ziehungsberechtigten geben Realschule oder Gymnasium als Schulart ihres Kindes an.

5 Das entspricht in etwa der Verteilung der Schularten in der Grundgesamtheit aus insgesamt 693 Modellversuchs- und Vergleichsschulen, die sich zu 66 Prozent aus Grundschulen, zu 31 Prozent aus Mittelschulen und zu drei Prozent aus Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen zusammensetzt.

(17)

Tabelle 1: Stichprobe nach Teilnahme am Modellversuch, Schulart und ggf. Fach.

(MS = Modellversuchsschule, VS = Vergleichsschule, SL = Schulleitungen, SuS = Schülerinnen und Schüler, IU = Islamischer Unterricht, E = Ethik, LK = Lehrkräfte, EB = Erziehungsberechtigte.)

Schulart

SL SuS

LK EB

MS VS Ges. MSIU MSE VS Ges.

Grundschule 175 142 317 1122 354 827 2303

73*

253

Mittelschule 65 59 124 361 241 373 975 84

Realschule

8 7 15**

88 28 41 157

8**

Gymnasium 44 23 61 128 5**

Berufsschule 41 7 56 104

Gesamt 248 208 456 1656 653 1358 3667 81 342

keine Angabe 1 1 2 21 1 22 1 2

Gesamt 249 209 458 2330 1359 3689 82 344

*davon 23 Lehrkräfte ausschließlich an Grundschulen.

** aus Gründen des Datenschutzes werden die Rücklaufzahlen der drei Schularten Realschule, Gym- nasium und Berufsschule zusammengefasst berichtet.

(18)

5 Ergebnisse

In den folgenden Abschnitten werden die Ergebnisse der Befragungen der beteiligten Perso- nengruppen berichtet. Die Darstellung der Ergebnisse ist in drei Abschnitte gegliedert:

 Implementation des Islamischen Unterrichts

 Überprüfung der Zielerreichung

 Ergebnisse der Befragung der Kontrollgruppen

Für die Befragung wurden überwiegend Instrumente eingesetzt, die bereits bei der ersten Eva- luation des Modellversuchs Islamischer Unterricht zum Einsatz kamen (Holzberger, 2014). Ei- nige der Instrumente sind in der Literatur beschrieben, andere wurden eigens für die wissen- schaftliche Evaluation des Islamischen Unterrichts entwickelt.

Der Großteil der Aspekte wurde über verschiedene Fragen oder Aussagen erfasst, zu denen die Befragten ihre Einschätzung abgeben sollten. Meist wurden sie gefragt, wie sehr die je- weiligen Aussagen ihrer Meinung nach zutreffen. Die Antwortskala war in der Regel vierstufig mit den Ausprägungen 1 = trifft nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = trifft eher zu und 4 = trifft zu. Die Antwortskala der Schülerinnen und Schüler umfasste ebenfalls vier Stufen von 1 = nein, 2 = eher nein, 3 = eher ja bis 4 = ja6. Die Mitte dieser Antwortskalen (Skalenmittel- wert) liegt bei 2,5.

Sofern möglich, wurden mehrere Fragen oder Aussagen bei der Auswertung zu Skalen zu- sammengefasst, die den jeweiligen Aspekt verlässlich abbilden (s. Anhang C für statistische Details). Für die Darstellung der Ergebnisse wurden die Angaben der Befragten aus den Re- alschulen, Gymnasien und Berufsschulen aufgrund der geringen Fallzahlen und der damit ver- bunden Problematik beim Datenschutz i.d.R. zusammengefasst (RGB).

5.1 Implementation des Islamischen Unterrichts

Der erste Hauptaspekt der wissenschaftlichen Evaluation bezieht sich auf die Implementation des Islamischen Unterrichts an den Schulen. Die Ergebnisse hierzu werden nach den folgen- den Teilaspekten gegliedert dargestellt:

 Schulorganisatorische Umsetzung,

 Qualifikation und Ausbildung der Lehrkräfte,

 Ausgestaltung des Islamischen Unterrichts,

 Zufriedenheit mit dem Lehrplan,

 Bedingungen für die Lehrkräfte an der Schule,

 Unterrichtsqualität,

6 In einer der Skalen wurden Aussagen mit Verneinungen verwendet. Da diese zusammen mit der beschriebenen Antwortskala zu schwer verständlichen doppelten Verneinungen geführt hätten, wurde hier die Antwortmöglichkeit angepasst: 1= stimmt nicht, 2 = stimmt eher nicht, 3 = stimmt eher, 4 = stimmt.

(19)

 Bildungspartnerschaften sowie

 Akzeptanz des Islamischen Unterrichts.

Zu diesen Teilaspekten liegen Daten von Schulleitungen, Lehrkräften, Erziehungsberechtigten und Schülerinnen und Schülern, die den Islamischen Unterricht besuchen, vor.

5.1.1 Schulorganisatorische Umsetzung

Die Schulleitungen der Modellversuchsschulen sowie die Lehrkräfte des Islamischen Unter- richts sollten Angaben zur schulorganisatorischen Umsetzung des Islamischen Unterrichts an ihrer Schule machen. Hierzu gehören Aspekte wie

 die Dauer der Teilnahme der Schule am Modellversuch,

 die Entwicklung der Schülerzahlen im Islamischen Unterricht,

 die Zahl der Jahrgangsstufen, Klassen und Lehrkräfte mit bzw. für Islamischen Unter- richt,

 die Organisation des Islamischen Unterrichts sowie

 Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der schulorganisatorischen Umsetzung des Islamischen Unterrichts.

Dauer der Teilnahme am Modellversuch

An gut der Hälfte der Schulen, von denen Angaben vorliegen, wird der Islamische Unterricht bereits seit Beginn des Modellversuchs im Schuljahr 2009/10 angeboten. Vor allem in den Schuljahren 2016/17 und 2017/18 kamen weitere Schulen hinzu. Dabei handelt es sich zu- meist um Grund- und Mittelschulen. Im Schuljahr 2017/18 wuchs besonders die kleine Gruppe der Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen (RGB) an (s. Abbildung 1).

(20)

Abbildung 1: Schuljahr der Einführung des Islamischen Unterrichts. Angaben der Schulleiterinnen und Schulleiter.

Entwicklung der Schülerzahlen

Insgesamt hat sich Teilnehmerzahl am Islamischen Unterricht seit dem Beginn des Modellver- suchs an den Schulen entweder nicht verändert oder ist angestiegen (s. Abbildung 2). Im Ein- zelnen bedeutet dies, dass die Zahl

 an mehr als der Hälfte der Mittelschulen gleich geblieben ist,

 an Grundschulen überwiegend gleich geblieben (ca. 41 %) oder leicht gestiegen (ca. 34 %) ist und

 an Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen (RGB) angestiegen ist und sich die Schülerzahl in gut einem Drittel der Fälle sogar mindestens verdoppelt hat.

 Auch zum Zeitpunkt der Evaluation des Schulversuchs von 2014 gaben die Schullei- tungen an, dass die Schülerzahl gleich geblieben oder leicht bis stark gestiegen ist (vgl.

Holzberger, 2014, S. 12). Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die den Islami- schen Unterricht besuchen, scheint also seit Beginn des Schulversuchs im Schuljahr 2009/10 mindestens das gleiche Niveau aufzuweisen bzw. kontinuierlich anzuwach- sen.

57,1 4,8 4,1 2,7 1,4 2,7 12,2 11,6 3,4

41,5 3,8 11,3 1,9 1,9 1,9 20,8 9,4 7,5

50,0 12,5 12,5 25,0

0 20 40 60 80 100

2009/10 10/11 11/12 12/13 13/14 14/15 15/16 16/17 17/18 18/19

Prozent

Grundschule (n=147) Mittelschule (n=53) RGB (n=8)

(21)

Abbildung 2: Entwicklung der Teilnehmerzahl des Islamischen Unterrichts seit der Einführung des Mo- dellversuchs an der Schule. Angaben der Schulleiterinnen und Schulleiter.

Jahrgangsstufen mit Islamischem Unterricht

An ca. 57 Prozent der Grundschulen, ca. 42 Prozent der Mittelschulen sowie an 75 Prozent der RGBs (insgesamt 133 Schulen) findet der Islamische Unterricht jahrgangsstufenspezifisch, d. h. nicht jahrgangsstufenübergreifend statt.

Die Schulleitungen dieser Schulen wurden gebeten anzugeben, in welchen Jahrgangsstufen der Islamische Unterricht an ihrer Schule angeboten wird (s. Abbildung 3).

 An den Grundschulen wird der Islamische Unterricht gleichmäßig über die Jahrgangs- stufen 1 bis 4, etwas seltener in Jahrgangsstufe 1, angeboten.

 An fast allen Mittelschulen findet der Islamische Unterricht in den Jahrgangstufen 5 bis 7; an zwei Drittel dieser Schulen auch in der Jahrgangsstufe 8 statt. In den Jahrgangs- stufen 9 und 10 wird Islamischer Unterricht nur noch selten angeboten.

 In allen befragten Realschulen (n = 4) und Gymnasien (n = 2) findet der Islamische Unterricht in allen Jahrgangsstufen von 5 bis 10 statt.7

7 Für eine Aussage über die Berufsschulen liegen zu wenige Daten vor.

3,7

8,5

40,9

33,5

13,4 4,9

14,8

54,1

14,8 11,5

12,5

50,0

37,5

0 20 40 60 80 100

halbiert und weniger

leicht gesunken gleich geblieben leicht gestiegen verdoppelt und mehr

Prozent

Grundschule (n=164) Mittelschule (n=61) RGB (n=8)

(22)

Abbildung 3: Jahrgangsstufen, in denen der Islamische Unterricht stattfindet. Angaben der Schulleite- rinnen und Schulleiter. Mehrfachantworten waren möglich.

Die Lehrkräfte wurden gebeten anzugeben, in welchen Jahrgangsstufen sie unterrichten. Ent- sprechend der Angaben der Schulleitungen über die Jahrgangsstufen, in denen Islamischer Unterrichts angeboten wird (s. Abbildung 4),

 unterrichtet der Großteil der Lehrkräfte in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 (jeweils ca.

80 %).

 In den Jahrgangsstufen 5 und höher unterrichten mit maximal 63 Prozent deutlich we- niger Lehrkräfte. Der Anteil nimmt mit zunehmender Jahrgangsstufe kontinuierlich auf 22 Prozent in Jahrgangsstufe 10 ab.

 In den Jahrgangsstufen 11 und 12 unterrichtet jeweils nur noch ein Prozent der Lehr- kräfte.

 Über 90 Prozent der Lehrkräfte unterrichten mindestens in vier verschiedenen Jahr- gangsstufen gleichzeitig (s. Abbildung 5). Ein Viertel unterrichtet in genau vier Jahr- gangsstufen. Dies sind in allen Fällen die Jahrgangsstufen 1 bis 4 der Grundschule.

Ein weiteres Drittel der Lehrkräfte unterrichtet parallel in Klassen über acht, neun oder sogar zehn verschiedene Jahrgangsstufen hinweg Islamischen Unterricht.

89,9

96,0 97,0 99,0

85,2 85,2 85,2

66,7

29,6

11,1 0

20 40 60 80 100

Jgst. 1 Jgst. 2 Jgst. 3 Jgst. 4 Jgst. 5 Jgst. 6 Jgst. 7 Jgst. 8 Jgst. 9 Jgst. 10 Grundschule

(n=99)

Mittelschule (n=27)

Prozent

(23)

Abbildung 4: Jahrgangsstufen, in denen die Lehrkräfte im aktuellen Schuljahr Islamischen Unterricht geben (n=82). Angaben der Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts. Mehrfachantworten waren möglich.

79,3 79,3 82,9 82,9

63,4 61,0 56,1

48,8 35,4

22,0

1,2 1,2 0

20 40 60 80 100

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Prozent

Jahrgangsstufe

(24)

Abbildung 5: Anzahl von verschiedenen Jahrgangsstufen, in denen die Lehrkräfte im aktuellen Schuljahr Islamischen Unterricht geben (n = 79). Angaben der Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts.

Anzahl der Klassen mit Islamischem Unterricht

Die Schulleitungen der Schulen, an denen der Islamische Unterricht jahrgangsstufenspezifisch angeboten wird, sollten außerdem angeben, ob es pro Jahrgangsstufe eine oder mehrere Klassen mit Islamischem Unterricht gibt. Die jeweiligen Angaben für die einzelnen Jahrgangs- stufen wurden im Folgenden zusammengefasst (s. Abbildung 6):

 An durchschnittlich 60 Prozent der Schulen gibt es über alle angebotenen Jahrgangs- stufen hinweg eine Klasse mit Islamischem Unterricht.

 Mehr als zwei Klassen mit Islamischen Unterricht werden an durchschnittlich 27 Pro- zent der Schulen angeboten.

 Die Häufigkeit des Vorkommens von mehr als zwei Klassen nimmt mit steigender Jahr- gangsstufe von 34 auf 11 Prozent ab, während die Häufigkeit des Vorkommens von einer Klasse mit Islamischem Unterricht gleichzeitig von 54 auf 89 Prozent ansteigt.

 An etwa 45 Prozent der Grundschulen, 34 Prozent der Mittelschulen bzw. 23 Prozent der RGBs gibt es über alle angebotenen Jahrgangsstufen hinweg mindestens zwei Klassen des Islamischen Unterrichts.

3,8

3,8

25,3 5,1

15,2 8,9

12,7 12,7 12,7

0 20 40 60 80 100

eine zwei drei vier fünf sechs sieben acht neun zehn

Prozent

Anzahl der Jahrgangsstufen

(25)

Abbildung 6: Anzahl der Klassen mit Islamischem Unterricht in den einzelnen Jahrgangsstufen. Anga- ben der Schulleiterinnen und Schulleiter. Zu den Jahrgangsstufen 11 und 12 liegen keine Angaben vor.

54,1 11,8

34,1

57,4 11,7

30,9

53,8 19,8

26,4

56,7 17,5

25,8

62,1 6,9

31,0

63,3 13,3

23,3

69,0 10,3

20,7

72,0 12,0

16,0

85,7 14,3

88,9 11,1

0 20 40 60 80 100

1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen 1 Klasse 2 Klassen

> 2 Klassen

Jgst 1 (n=85)Jgst 2 (n=94)Jgst 3 (n=91)Jgst 4 (n=97)Jgst 5 (n=29)Jgst 6 (n=30)Jgst 7 (n=29)Jgst 8 (n=25)Jgst 9 (n=14)Jgst 10 (n=9)

(26)

Anzahl der Lehrkräfte für Islamischen Unterricht

Die Schulleitungen wurden um eine Angabe gebeten, wie viele Lehrkräfte für Islamischen Un- terricht an ihrer Schule tätig sind (s. Abbildung 7).

 An 79 Prozent der Grund- und 89 Prozent der Mittelschulen unterrichtet eine Lehrkraft alle Klassen, in denen Islamischer Unterricht angeboten wird.

 An den Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen (RGB) hingegen unterrichten an der Hälfte der Schulen mindestens zwei Lehrkräfte pro Schule Islamischen Unterricht.

Passend zu diesem Deputat für eine Lehrkraft pro Schule, geben ca. 85 Prozent der Lehrkräfte an, keine weiteren Fächer neben dem Islamischen Unterricht zu unterrichten (s. Abbildung 8).

Abbildung 7: Anzahl der Lehrkräfte für den Islamischen Unterricht. Angaben der Schulleiterinnen und Schulleiter.

Abbildung 8: Weitere Unterrichtsfächer. Angaben der Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts.

78,5

15,7 5,8

89,2

9,2 1,5

50,0

37,5

12,5 0

20 40 60 80 100

1 Lehrkraft 2 Lehrkräfte mehr als 2 Lehrkräfte

Prozent

Grundschule (n=172) Mittelschule (n=65) RGB (n=8)

84,6 15,4

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Unterrichten Sie neben dem Islamischen Unterricht noch weitere Fächer? (n=82)

nein ja

(27)

Zeitpunkt und Organisation des Islamischen Unterrichts

Der Islamische Unterricht wird an 90 bis 100 Prozent der Schulen in den Vormittagsunterricht integriert. Nur an einigen Grund- und Mittelschulen (11 bzw. 15 %) findet er im Anschluss an den regulären Unterricht oder während der Nachmittagsbetreuung statt. (s. Abbildung 9).

Abbildung 9: Zeitpunkt des Islamischen Unterrichts. Angaben der Schulleiterinnen und Schulleiter.

Herausforderungen und Schwierigkeiten bei der schulorganisatorischen Umsetzung

Die Schulleitungen der Modellversuchsschulen sollten angeben, welchen Herausforderungen oder Schwierigkeiten sie bei der Organisation des Islamischen Unterrichts ggf. begegnen (s.

Abbildung 10):

 Die Zustimmung zur Aussage, dass die Organisation des Islamischen Unterrichts eine große Herausforderung für schulorganisatorische Abläufe darstellt, liegt an Grund- so- wie Mittelschulen um die Skalenmitte von M = 2,5 herum.

 An Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen (RGB) scheinen die schulorganisato- rischen Abläufe durch den Islamischen Unterricht kaum tangiert.

 Trotz der großen Herausforderung an Grund- und Mittelschulen scheinen sich die Ab- läufe seit der Einführung des Islamischen Unterrichts an allen Schulen gut eingespielt zu haben.

89,0

11,0 84,6

15,4 100,0

0 20 40 60 80 100

In die reguläre Unterrichtszeit integriert Im Anschluss an den regulären Schulbetrieb/während der

Nachmittagsbetreuung

Prozent

Grundschule (n=173) Mittelschule (n=65) RGB (n=8)

(28)

Abbildung 10: Schulorganisatorische Abläufe. Angaben der Schulleiterinnen und Schulleiter. Mittel- werte auf einer Skala von 1 = trifft nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = trifft eher zu, 4 = trifft zu.8

Werden die Schulleitungen nach konkreten Schwierigkeiten gefragt, so zeigt sich, dass (s. Ab- bildung 11)

 die meisten Schwierigkeiten eher selten auftreten,

 die größte Schwierigkeit – vor allem an den Grundschulen – in der Parallelisierung des Religions- und Ethik- sowie des Islamischen Unterrichts liegt und

 vor allem an den Grundschulen zusätzlich räumliche Schwierigkeiten auftreten.

Von Schwierigkeiten mit der Teilnehmerzahl berichten vor allem die Grund- und Mittelschulen.

Diese Schulleiterinnen und Schulleiter wurden um eine Präzisierung gebeten, ob die Teilneh- merzahl zu hoch oder zu niedrig war. An den Grundschulen geben 53 Prozent der Schullei- tungen an, die Teilnehmerzahl sei zu hoch. An den Mittelschulen geben 56 Prozent der Schul- leitungen an, die Teilnehmerzahl sei zu niedrig.

Insgesamt berichten die Schulleitungen von den gleichen Problemen wie bereits zum Zeit- punkt der Evaluation im Jahr 2014 (vgl. Holzberger, 2014, S. 14).

8 Sichtbare Unterschiede bei identischen Angaben von Mittelwerten bei den Schularten sind auf das Auf- bzw.

Abrunden des Mittelwertes für die Angabe in der Abbildung zurückzuführen.

2,6

3,2 2,4

3,2 1,5

3,5

1 2 3 4

Das Unterrichtsangebot des Islamischen Unterrichts stellt große Herausforderungen für

schulorganisatorische Abläufe dar.

(n=170; 65; 8 | SD=1,16; 1,10; 0,76)

Seit der Einführung des Islamischen Unterrichts haben sich die organisatorischen Abläufe gut

eingespielt.

(n=172; 62; 8 | SD=0,86; 0,90; 0,76)

Grundschule Mittelschule RGB

(29)

Abbildung 11: „Wenn die Organisation mit Schwierigkeiten verbunden ist, inwieweit treten folgende Schwierigkeiten auf?“. Angaben der Schulleiterinnen und Schulleiter. Mittelwerte auf einer Skala von 1 = trifft nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = trifft eher zu, 4 = trifft zu.9

5.1.2 Qualifikation und Ausbildung der Lehrkräfte

Die Lehrkräfte wurden um Angaben zu ihrer beruflichen Qualifikation gebeten. Es zeigt sich dass,

 knapp die Hälfte der Lehrkräfte einen universitären Abschluss im Fach Islamischer Un- terricht von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat (s. Abbildung 12) und

 86 Prozent an einem Lehrgang zum Islamischen Unterricht an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen teilgenommen haben (s. Abbildung 13).

9 Sichtbare Unterschiede bei identischen Angaben von Mittelwerten bei den Schularten sind auf das Auf- bzw.

Abrunden des Mittelwertes für die Angabe in der Abbildung zurückzuführen.

3,1

2,4

1,6

1,7

2,6

1,8

1,6

2,0 2,3

2,0

1,3

1,3

1 2 3 4

Schwierigkeiten bei der Parallelisierung des Religionsunterrichts (evang., kath.), des Islamischen Unterrichts sowie des Ethikunterrichts

(n=153; 59; 4 | SD=1,12; 1,22; 0,96)

Räumliche Schwierigkeiten (n=150; 57; 4 | SD=1,12; 1,00; 1,41)

Schwierigkeiten aufgrund verschiedener islamischer Glaubensrichtungen der Schülerinnen

und Schüler

(n=148; 53; 4 | SD=0,79; 0,84; 0,50)

Schwierigkeiten mit der Teilnehmerzahl für den Islamischen Unterricht

(n=150; 56; 4 | SD= 0,98; 1,03; 0,50)

Grundschule Mittelschule RGB

(30)

Abbildung 12: Universitärer Abschluss im Fach Islamischer Unterricht. Angaben der Lehrkräfte des Is- lamischen Unterrichts.

Abbildung 13: Teilnahme am Lehrgang zum Islamischen Unterricht an der Akademie für Lehrerfortbil- dung und Personalführung in Dillingen. Angaben der Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts.

Die Lehrkräfte wurden außerdem nach ihrer pädagogischen Qualifikation gefragt. Insgesamt haben die meisten Lehrkräfte – wie auch schon bei der Evaluation des Schulversuchs von 2014 (vgl. Holzberger, 2014, S. 17) – ein ausländisches Hochschulstudium abgeschlossen.

Dabei handelt es sich zumeist um ein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch als Fremd- sprache oder Deutsch als Zweitsprache oder ein allgemeines erziehungswissenschaftliches Studium. Stellt man die Gruppe der Lehrkräfte mit Abschluss im Fach Islamischer Unterricht von der FAU jener ohne Abschluss im Fach Islamischer Unterricht von der FAU gegenüber, so zeigt sich (s. Abbildung 14):

 Die Lehrkräfte mit Abschluss im Fach Islamischer Unterricht absolvierten häufiger ein Lehramtsstudium mit 2. Staatsexamen (ca. 30 %) oder ein anderes deutsches Hoch- schulstudium (ca. 20 %).

 Die Lehrkräfte ohne Abschluss im Fach Islamischer Unterricht verfügen hingegen häu- figer über einen ausländischen Hochschulabschluss (86 %) und/oder Erfahrungen im Konsulatsdienst (ca. 47 %).10

10 15 Lehrkräfte ohne Abschluss im Fach Islamischer Unterricht verfügen sowohl über einen ausländischen Hoch- schulabschluss als auch über Erfahrungen im Konsulatsdienst.

46,3 53,8

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Haben Sie einen universitären Abschluss im Fach Islamischer Unterricht von der FAU Erlangen-

Nürnberg? (n=80)

ja nein

86,1 13,9

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Haben Sie an einem Lehrgang zum Islamischen Unterricht an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen teilgenommen?

(n=79)

ja nein

(31)

Abbildung 14: Pädagogische Qualifikation der Lehrkräfte. Darstellung getrennt nach dem Vorliegen ei- nes Abschlusses im Fach Islamischer Unterricht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürn- berg. Angaben der Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts. Mehrfachantworten waren möglich.

Die Lehrkräfte sollten einschätzen, inwieweit ihnen bestimmte Inhalte während ihrer Ausbil- dung vermittelt worden sind und ob sie sich durch die Ausbildung gut auf den Unterricht vor- bereitet fühlen. Insgesamt ist die Zustimmung sehr hoch und liegt bei allen Aussagen bei min- destens 90 Prozent (s. Abbildung 15) und ist fast identisch zu den Ergebnissen aus der Eva- luation des Modellversuchs von 2014 (vgl. Holzberger, 2014, S. 17f.). Die Lehrkräfte bestäti- gen – unabhängig von der Art der Ausbildung oder ihrem Abschluss –, dass sie in der Ausbil- dung

 fachdidaktische und pädagogische Prinzipen des Islamischen Unterrichts kennenge- lernt haben,

 Themen wie Menschenrechte, Pluralismus und Demokratie in ihrer Beziehung zu den Grundwerten des Islam besprochen haben und

 diskutiert haben, wie den Schülerinnen und Schülern der Islam als Teil einer gemein- samen europäischen Kultur vermittelt werden kann. Die Zustimmung zu diesem Punkt scheint etwas höher zu sein als bei der Evaluation des Modellversuchs von 2014 (M2019 = 3,6; M2014 = 3,2).

Gleichzeitig fühlen sich die Lehrkräfte durch ihre Ausbildung gut vorbereitet auf

 ihre Arbeit als Lehrkraft im Fach Islamischer Unterricht,

2,7

29,7

18,9

59,5

16,2 2,3

4,7

86,0

46,5

0 20 40 60 80 100

Lehramtsstudium mit 1. Staatsexamen

(n=1; 1) Lehramtsstudium mit

2. Staatsexamen (n=11; 2) Anderes deutsches Hochschulstudium mit Abschluss

(n=7)

Ausländischer Hochschulabschluss

(n=22; 37) Ehemalige Tätigkeit im Konsulatsdienst (z. B. Islamkunde)

(n=6; 20)

Prozent ja, Abschluss im Fach Islamsicher Unterricht an der FAU (n=37) nein, kein Abschluss im Fach Islamischer Unterricht an der FAU (n=43)

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