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SWU Geschäftsbericht 2010

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3 Das war 2010 2 Inhalt

Möglichst viel Strom und Wärme selbst er- zeugen. Das ist die Strategie der Stadtwer- ke Ulm/Neu-Ulm, schon seit mehreren Jah- ren. Den Anstoß dazu gab der 2001 umgesetzte politische Beschluss, die Lauf- zeit der deutschen Kernkraftwerke deutlich zu begrenzen. Investitionen in neue Kraft- werke, an größeren zentralen wie an klei- neren dezentralen Standorten, lohnten sich. Die SWU nutzte entschlossen die neu gewonnenen Möglichkeiten. Das Un- ternehmen beteiligte sich erfolgreich an kommunalen Gemeinschaftsprojekten. Wie in Hamm, wo unter der Federführung der Stadtwerke-Kooperation Trianel ein

Gas- und Dampfturbinenkraftwerk gebaut wurde. Es ist seit 2007 am Netz. Vor allem dank der aus dem Anteil in Hamm gewon- nenen Strommengen kann die SWU ihre Stromkunden heute schon zur Hälfte selbst beliefern. Derartige Projekte machten Stadt werke unabhängiger gegenüber den Energieriesen und förderten den Wettbe- werb in der Erzeugung. Echter Wettbewerb und funktionierende Märkte brauchen Viel- falt. Der im Herbst 2010 revidierte Be- schluss zu den Laufzeiten der Kernkraft- werke hemmte Stadtwerke in ihrer Er - zeugungsstrategie, säte Zweifel. Freilich nur für kurze Zeit. Die bedrückenden Ereig-

nisse im japanischen Kernkraftwerk Fuku- shima haben eine erneute politische Kehrt- wende herbeigeführt.

Insofern passt das Bildthema des SWU- Geschäftsberichts 2010 gut ins Gesamtbild der deutschen Energiewirtschaft, die mit- ten im Umbruch ist. Unser Fotograf zeigt Ansichten von einigen Kraftwerken und Kraftwerksbeteiligungen der SWU. Er war in Hamm, Kostheim, Senden und Ulm.

Die Energieerzeugung braucht Vielfalt

Abbildung Umschlag außen:

Holzgas-Heizkraftwerk Senden: die sechs Meter lange Transportschnecke in einem der Hackschnitzel-Silos.

Abbildung Umschlag innen:

Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Hamm (Nordrhein- Westfalen): Blick vorbei an einem der beiden 60 Meter hohen Schornsteine.

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4 Inhalt Standorte

Inhalt

SWU-Konzern im Überblick

6

Das war 2010

8

Umbrüche in der Energiepolitik: Stadtwerke tragen die Wende entscheidend mit

Handel und Belieferung

12

Kampagnen und neue Produkte kurbeln den Stromabsatz an

Produktion

15

Eigenerzeugung deckt schon die Hälfte des Strombedarfs der SWU-Kunden

Netze

21

Strom – Erdgas – Fernwärme – Trinkwasser – Telekommunikation

Dienstleistungen

28

Stromsparen in der Straßenbeleuchtung. Leuchtdioden halten Einzug.

Mobilität

33

Verlängerte Straßenbahn erfüllt alle Erwartungen

Umwelt

36

Brennstoffzelle ist im SWU-Alltagseinsatz

Unsere Mitarbeiter

38

Bau des zweiten Verwaltungsgebäudes hat begonnen

Beteiligungen

44

Jahresabschluss 2010

51

Schleswig- Holstein

Hamburg

Mecklenburg- Vorpommern Bremen

Niedersachsen

Nordrhein- Westfalen

Brandenburg Berlin

Sachsen-Anhalt

Hessen

Thüringen

Sachsen

Rheinland- Pfalz

Saarland

Bayern

Baden- Württemberg

Produktionsstandorte der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm

Nordsee-Windpark Borkum, im Bau

Gaskraftwerk

Hamm-Uentrop, in Betrieb Kohlekraftwerk

Lünen, im Bau Kohlekraftwerk Krefeld, projektiert

Wasserkraftwerk Kostheim/Main, in Betrieb

Holzgas-Heizkraftwerk Senden, im Bau

Biomasse-Heizkraftwerk FUG, in Betrieb

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7

6 SWU-Konzern im Überblick SWU-Konzern im Überblick

SWU-Konzern im Überblick

2010 2009

Handel und Belieferung Stromverkauf an Endkunden

SWU Energie und SWU Vertrieb Mio. kWh 1.070 957

Stromverkauf im Großhandel Mio. kWh 505 468

Erdgasverkauf Mio. kWh 1.990 1.880

Fernwärmeverkauf Mio. kWh 60,2 54,7

Trinkwasserverkauf Mio. m³ 10,2 10,1

Produktion

Strom Mio. kWh 569,7 429,3

Fernwärme Mio. kWh 70,7 65,2

Trinkwasserförderung Mio. m³ 11,1 10,7

Netze Strom

Verteilung Mio. kWh 1.464 1.376

Leitungslänge km 2.920 2.896

Zähler 136.965 135.528

Hausanschlüsse 50.004 49.771

Erdgas

Verteilung Mio. kWh 2.259 1.998

Leitungslänge km 1.023 1.012

Zähler Anzahl 33.070 33.094

Hausanschlüsse Anzahl 26.221 25.891

Fernwärme

Verteilung Mio. kWh 60 55

Leitungslänge km 29 28

Zähler Anzahl 1.574 1.529

Trinkwasser

Verteilung Mio. m³ 12 12

Leitungslänge km 766 764

Zähler Anzahl 32.114 31.937

Hausanschlüsse Anzahl 31.198 31.010

2010 2009

Dienstleistungen

Wärme-Dienstleistungen

Wärmeabgabe Mio. kWh 70,1 66,3

Anlagen Anzahl 248 235

Straßenbeleuchtung

Leuchtstellen Anzahl 30.005 29.952

Anschlusswert MW 2,5 2,9

Mobilität

Fahrgäste Mio. 31,6 30,7

Linien Anzahl 20 20

Linienlänge km 216,3 212,2

Gefahrene Kilometer Tsd. 4.857 4.800

Straßenbahnen Anzahl 10 10

Omnibusse Anzahl 63 64

Industriegleis

Beförderte Waggons Anzahl 7.607 9.134

Gleislänge m 16.660 16.660

Mitarbeiter im Jahresschnitt

SWU Anzahl 187 156

SWU Energie Anzahl 420 442

SWU Vertrieb Anzahl 39 30

SWU Netze Anzahl 18 14

SWU TeleNet Anzahl 31 30

SWU Verkehr Anzahl 275 277

Schwaben Mobil Nahverkehr GmbH Anzahl 88 73

Aushilfskräfte Anzahl 36 38

Auszubildende Anzahl 41 42

Konzern 1.135 1.102

Bilanz

Bilanzsumme Mio. EUR 480 457

Anlagevermögen Mio. EUR 370 343

Umsatz Mio. EUR 403 395

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8 Das war 2010 Das war 2010

Wie Phönix aus der Asche kam die deut- sche Wirtschaft im Jahr 2010 nach der größten Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit wieder in Fahrt. Den Auf- schwung maßgeblich bewirkt hatten die Konjunkturprogramme und die rasche Hilfe zur Sicherung der Banken. Arbeitsplätze konnten durch die Regelungen zur Kurzar- beit erhalten werden. In der Folge aller die- ser Maßnahmen zeigte das Jahr 2010 ein überraschend hohes Wachstum. Die Steu- ern sprudelten wieder deutlich kräftiger.

Die Chancen stehen gut, die in der Krise angehäufte Verschuldung schnell wieder abzubauen.

Auf welche Rahmenbedingungen sich verlassen?

Auch für die Energiewirtschaft begann 2010 ein tief greifender Umbruch. Das im Herbst vom Bundestag beschlossene Energiekonzept revidierte den Beschluss aus dem Jahr 2000, die letzten Kern- kraftwerke bis 2021 abzuschalten. Bis zu 14 Jahre länger sollten diese Anlagen Strom erzeugen, bis Mitte des übernächs- ten Jahrzehnts. Wirklich? Die schwere Ha- varie des Atomkraftwerks Fukushima/Japan am 11. März 2011 hatte Auswirkungen auf Deutschland. Die verzweifelte Lage in den vom Erdbeben und nachfolgenden Tsuna- mi getroffenen Unglücksreaktoren hat das Ansehen der Kernkraft bei uns erheblich beschädigt.

So sehr, dass die Bundesregierung ihren wenige Monate alten Beschluss wieder auf den Prüfstand stellte.

Abgesehen von den Erwägungen rund um Betriebssicherheit und atomare Ent- sorgung wirft das Thema Laufzeiten zwei große Fragen auf. Die erste betrifft die Energiepolitik: In welchem Tempo lässt sich der – in breitem Konsens – ange- strebte Umbau des deutschen Kraftwerk- parks fortführen? Die Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen und aus der Kraft-Wärme-Kopplung hatte zuletzt stark Fahrt aufgenommen, eben als Folge des Ausstiegs aus der Kernkraft. Die zwei- te Frage betrifft den Energiemarkt und dessen Regeln. Wenn Atommeiler länger Strom erzeugen, verzerrt das nicht den Wettbewerb? Wie wünscht sich die Politik diesen Wettbewerb? Atomstrom deckt im- merhin noch beinahe ein Viertel des deut- schen Strombedarfs. Die entsprechenden Erzeugungsmengen aber sind in der Hand der vier großen, den Markt von jeher beherrschenden Konzerne konzentriert.

Sie erzeugen Strom zu geringen Kosten, in Kernkraftwerken ebenso wie in großen Kohlekesseln; das heißt also in älteren, seit Langem abgeschriebenen Anlagen. Die Frage ist: In welchem Maß können sich Mit-Wettbewerber auf Rahmenbedin- gungen verlassen, die ihnen den Zugang zum Erzeugungsmarkt ermöglichen sollen?

Wie sicher sind künftig Großinvestitionen

in moderne, umweltschonende und effizi- ente Kraftwerke? Kurzum: es geht um Pla- nungssicherheit. Der Beschluss zum Aus- stieg aus der Kernkraft gab der Vielfalt in der Energieerzeugung einen wesentlichen Anstoß. Gerade kommunale Unternehmen, also die mittleren und kleineren Marktteil- nehmer, ergriffen die Chance, Kraftwerke zu bauen oder auszubauen. Die dezentrale Erzeugung erlebte einen Durchbruch. Viele Stadtwerke bauten mittelgroße Kraftwerke

„vor ihrer Haustür“, setzten dabei auf er- neuerbare Quellen und Kraft-Wärme-Kopp- lung. Modernste Technik ließ die Anlagen mit höchster Effizienz arbeiten. Wo Stadt- werke nicht selbst in ihrer Region bauten, bildeten sie Kooperationen, planten und errichteten gemeinsam Großkraftwerke.

Das war 2010

Umbrüche in der Energiepolitik: Stadtwerke tragen die Wende entscheidend mit

Biomasse-Heizkraftwerk der Fernwärme Ulm GmbH:

Über die Transportschnecke gelangen die Holzhackschnitzel in die Brennkammer.

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm haben den Weg hin zu mehr Eigenerzeugung seit 2003 entschlossen beschritten. Wichtige Etappenziele sind erreicht. Der 79-Mega- watt-Anteil am Gas- und Dampfturbinen- kraftwerk Hamm (Nordrhein-Westfalen), einem Projekt der Stadtwerke-Kooperation Trianel, ist eine solche Wegmarke. Ebenso das im Oktober 2009 zusammen mit einem Partner in Betrieb genommene Wasserkraft- werk Kostheim am Main bei Wiesbaden.

Zwei weitere Trianel-Projekte mit SWU-Be- teiligung sind im Stadium der Realisierung.

Das hochmoderne Kohlekraftwerk im west- fälischen Lünen ist im Bau und soll ab Mit- te 2013 Strom liefern. Für den Offshore- Windpark vor der Nordseeinsel Borkum haben die Trianel-Gesellschafter im Dezem- ber 2010 den Baubeschluss gefasst. Die

Finanzierung ist gesichert, im Sommer 2011 beginnt der Bau. Und bald fertigge- stellt ist der 2010 begonnene Bau des Holzgas-Heizkraftwerks in der bayerischen Nachbarstadt Senden. Dort wird voraus- sichtlich Ende 2011 eine beispielgebende Anlage in Betrieb gehen: Aus der Ver- schwelung von jährlich rund 40.000 Ton- nen unbehandeltem Holz entstehen Strom und Wärme. Das Prinzip der Verschwelung wird in Senden erstmals in einer deutschen Großanlage zur Energieerzeugung ange- wandt.

Das Ziel, bis Mitte des nächsten Jahrzehnts den Strombedarf der Region Ulm/Neu-Ulm nahezu vollständig durch eigene Erzeu- gung zu decken, verfolgt die SWU unbeirrt weiter. Entscheidend für Investitionen wird

jedoch sein, in welchem Maß und unter welchen Bedingungen Kernkraftwerke tat- sächlich weiterlaufen werden und wie sich das auf den Strommarkt auswirkt. Werden, beispielsweise, zum Ausgleich alte und in- effiziente Kohlekraftwerke stillgelegt wer- den? Werden die entsprechenden Strom - mengen vom Markt verschwinden, wie es unter den Gesichtspunkten „fairer Wettbe- werb“ und „Klimaschutz“ geboten wäre?

Von der weiteren Entwicklung solcher Rahmenbedingungen hängt es ab, welche SWU-Kraftwerksprojekte sich künftig ver- wirklichen lassen. Vieles bleibt noch unbe- stimmt, auch nach dem im Juni 2011 von der Bundesregierung gefassten Beschluss, die Laufzeit der Kernkraftwerke doch wie- der zu verkürzen.

SWU verfolgt eine klare Erzeugungsstrategie

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11

10 Das war 2010 Das war 2010

Wie auch immer: Die Uhr der Kernkraft wird ablaufen, der Umbau der Erzeugung unter ökologischem Vorzeichen schreitet voran. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm gehen diese Entwicklung aktiv mit. Ein neues Vor- haben unterstreicht das. Im bayerischen Landkreis Günzburg, rund 35 Kilometer östlich Ulms, projektiert die SWU ein Groß- kraftwerk. Der frühere Fliegerhorst Leip- heim, seit Juli 2010 interkommunales Ge- werbegebiet, bietet dafür einen idealen Standort. Die SWU hat im Februar 2011 die ersten Schritte eingeleitet, um dort ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) mit einer Leistung von bis zu 1.200 Mega- watt errichten zu können. Der SWU wurden 18 Hektar Fläche für das Vorhaben reser- viert. Sobald die Kaufoption unterzeichnet ist, leitet die SWU detaillierte Voruntersu- chungen ein. Diese befassen sich vor allem mit der Frage, ob das Kraftwerk wirtschaft- lich sein wird. Untersucht werden außer- dem die Anlagentechnik sowie umweltrele- vante und planungsrechtliche Fragen. Ziel ist es zunächst, das Projekt bis zur Umset- zungsreife zu entwickeln. Dann wäre der Zeitpunkt für die SWU gekommen, Partner zu suchen für eine Projektierungsgesell- schaft. Alleine wird die SWU das GuD nicht realisieren können: Es geht um ein Investi- tionsvolumen von geschätzt 900 Millionen Euro. Geeignete Partner kommen aus der

„Stadtwerke-Familie“.

GuD sichern die „Erneuerbaren“ ab

Das ehrgeizige Vorhaben passt in mehr- facher Hinsicht gut ins Konzept einer

„neuen Energiewirtschaft“. Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk ist mit einem elektrischen Wirkungsgrad von rund 60 Prozent hocheffizient. Und dank seiner Fle- xibilität eignet es sich hervorragend dazu, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen abzusichern. Ausgelegt für die Mittel- und Spitzenlast, lassen sich GuD- Kraftwerke binnen Minuten hoch- oder he- runterfahren. Sie können dadurch die schwankende Einspeisung beispielsweise aus Windkraftwerken ausgleichen. Das wiederum dient der Stabilität der Übertra- gungs- und Verteilnetze. Das GuD Leipheim könnte demnach eine wichtige Rolle im künftigen deutschen Kraftwerk- park spielen, zumal im Süden Deutsch- lands, wo derartige Kraftwerke bislang selten sind.

Der Standort in der Grenzregion zwischen Württemberg und Bayern profitiert von einer geradezu idealen Infrastruktur. Der Brennstoff käme aus der in nächster Nähe Leipheims verlaufenden Trasse des deut- schen Ferngasnetzes. Der erzeugte Strom, rund 4 Milliarden Kilowattstunden jährlich, gelangte über die gleichfalls ortsnahe 380-kV-Trasse ohne große Umwege ins deutsche Transportnetz. Es müssten nur

drei Kilometer Zuleitung gebaut werden.

Nicht zu vergessen ist schließlich die wirtschaftliche Bedeutung des Kraftwerks für die Region. Es schafft dauerhafte Werte: Arbeitsplätze entstehen; das Ge- werbe in Bayerisch-Schwaben profitiert durch Aufträge; das Kraftwerk zieht weitere Unternehmen an, die auf dem früheren Fliegerhorst einen Standort mit bester Infrastruktur erblicken. Kurzum: Das GuD-Kraftwerk würde die gesamte Region nachhaltig beleben und stärken.

Anders sehen das freilich einige Bürger in einer der angrenzenden Gemeinden.

Sie wollen das Vorhaben verhindern.

Ähnlichem Widerstand begegnet das SWU- Projekt, im Blautal bei Ulm ein Pumpspei- cherkraftwerk zu bauen. Der Protest der Bürger macht ein Dilemma offenkundig.

Man will, aus nachvollziehbaren Gründen, keine Atom- und Kohlekraftwerke mehr.

Die als Ersatz dafür notwendigen Techno- logien aber werden ebenfalls abgelehnt (teils auch deshalb, weil die Bauvorhaben als zu nah in der Nachbarschaft empfun- den werden). Dieses Dilemma zu lösen ist eine der großen Aufgaben der kommenden Jahre. Energiepolitik und gesellschaftliche Fragen verbinden sich in dieser Aufgabe.

Aus dem Krieg rettete Ulm zwei von ehe- mals vier Straßenbahnlinien. Mitte der 1960er-Jahre blieb eine übrig. Diese letzte Tramlinie sollte 1975 verschwinden. Ein reiner Busbetrieb galt damals als wirt- schaftlicher. Doch die Ulmer hielten an

„ihrer“ Linie 1 fest, die Stilllegung wurde verhindert. Wieder ein Jahrzehnt später:

Die Verkehrsdichte wächst, ebenso die Sensibilisierung für Fragen von Umwelt und Klima. Umdenken setzt ein. Ein ge- planter Autotunnel durch die Ulmer Innen- stadt wird nicht gebaut. Stattdessen gibt es einen neuen Verkehrsentwicklungsplan.

Dieser setzt auf die Straßenbahn: Sie nutze, so heißt es, die begrenzten Verkehrsflächen optimal aus, befördere viele Passagiere und belaste nicht die Stadtluft. Ulm und Neu- Ulm fassen Mut. Die „Rumpflinie“ soll zu einem Fünf-Linien-Netz ausgebaut werden.

Eine Machbarkeitsstudie bestätigt: Das ehrgeizige Vorhaben ist volkswirtschaftlich gesehen rentabel und darf Fördermittel er- warten. Ein Bürgerentscheid stoppt 1999 die Pläne. Zu groß erschien die finanzielle Belastung. Doch die Straßenbahn war da- mit nicht „out“. 2002 begannen Unter- suchungen, die Linie 1 zu verlängern. Die Idee wurde verwirklicht. Im März 2009 ging die verlängerte Linie in Betrieb. Von der Bevölkerung einhellig gefeiert, weckte die „erneuerte“ Linie 1 neues Interesse.

Ulm und Neu-Ulm ließen Neubaustrecken untersuchen. „Frühling für die Schiene“, das galt auch im übertragenen Sinn.

2010 wurden drei „Schienenkorridore“

für Neubaustrecken untersucht. Zwei in Ulm, einer in Neu-Ulm. Für Ulm gilt es, die expandierende Wissenschaftsstadt per Schiene zu erschließen – und damit zukunftsfest zu machen, was die Infra- struktur anbelangt. Denn die Buslinien zur Universität mit ihren zahlreichen Insti- tuten, zur Fachhochschule, zu den Kliniken und Hightech-Unternehmen auf dem Obe- ren Eselsberg sind völlig überlastet. Nur eine Straßenbahnlinie sei geeignet, so der

„Masterplan“, die Lage dauerhaft zu ent- spannen. Zumal erwartet wird, dass die Wissenschaftsstadt weiter wächst. Zu- sätzlich soll die Straßenbahn den Ulmer Kuhberg anbinden, einen gleichfalls dicht besiedelten Stadtteil, der zudem ein großes Schulzentrum beherbergt. Ausgangspunkt der neuen Tramlinie ist der Ulmer Haupt- bahnhof. Von dort aus soll auch Neu-Ulm an die Schiene angebunden werden. Die Strecke würde durch das Herz der Ulmer und Neu-Ulmer Innenstadt in den Stadtteil Ludwigsfeld führen. Auf der Strecke liegen die Neu-Ulmer Hochschule und die im Bau befindliche Multifunktionshalle.

Die volkswirtschaftliche Beurteilung der geplanten Neubaustrecken fällt für die Ulmer Trasse positiv aus. Die „Standar- disierte Bewertung“ ergab: Der Nutzen einer Tramverbindung vom Kuhberg zur Wissenschaftsstadt ist 1,4-mal höher als die voraussichtlichen Kosten. Damit ist das Vorhaben grundsätzlich förderfähig.

Die 9,3 Kilometer lange Neubaustrecke ist auf rund 115 Millionen Euro veranschlagt.

Darin enthalten sind die Kosten für die Erweiterung des Betriebshofs, der zusätz- liche Straßenbahnwagen für den Betrieb der neuen Strecke aufnehmen muss. Der Ulmer Gemeinderat hat Ende März 2011 die weiteren Schritte beschlossen. Die SWU Verkehr GmbH wird bis Mitte 2012 die Entwurfs- und Genehmigungsplanung erarbeiten. Ziel ist es, Ende nächsten Jah- res die Fördermittel zu beantragen und das Genehmigungsverfahren einzuleiten.

Etwas anders ist die Lage in Neu-Ulm.

Keine der untersuchten Linienvarianten erreichte den Mindestwert von 1,0 für den Quotienten aus Nutzen und Kosten.

Gleichwohl hat der Brückenschlag Ulm–

Neu-Ulm noch Chancen. Der Neu-Ulmer Stadtrat wird demnächst entscheiden, was weiter geschehen soll.

Ulm will eine neue Straßenbahnlinie. Gemeinderat sagt Ja zu weiteren Schritten.

Voruntersuchungen für ein kommunales Gemeinschaftskraftwerk in der Region

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13

12 Handel und Belieferung Handel und Belieferung

Handel und Belieferung

Das Abklingen der Wirtschafts- und Finanz- krise im Jahr 2010 zeigte unmittelbar Aus- wirkungen auf die Beschaffungs- und Ab- satzmärkte der Energieversorger. Die Preise für die Primärenergien Kohle und Öl zogen kräftig an. Der Erdgaspreis entwickelte sich zwar entkoppelt vom Öl, aber auch wieder nach oben. Da Strom durch Ener- gieumwandlung entsteht, muss er relativ verbrauchernah erzeugt werden. Strom kann also nicht weltweit gehandelt und geliefert werden. Deshalb entwickeln sich Strommärkte eher national. Da in Deutsch- land ein Überangebot an Strom besteht, das durch den Ausbau der umlagefinan- zierten regenerativen Stromerzeugung noch zunahm, sanken die Großhandels- preise stetig.

Der 2009 durch die Wirtschaftskrise im Gas-Spotmarkthandel ausgelöste Ange- botsüberhang verringerte sich durch die steigende Nachfrage ab Ende des ersten Quartals 2010. Dennoch setzte sich der Preiswettbewerb um Endkunden unver- mindert fort. Vor allem neue Gasanbieter profitierten von den niedrigen Preisen auf den Spotmärkten, im Gegensatz zu den etablierten Unternehmen. Deren Beschaf- fungsstrategie ist überwiegend langfristig angelegt und basiert oft noch auf ölpreis- gebundenen Bezugsverträgen.

Wie in den Vorjahren barg die Gesetzge- bung zur Förderung regenerativer Energie- erzeugung Risiken für den Stromvertrieb.

Zwar wurde 2010 erstmals das geänderte Umlageverfahren angewandt. Es macht

die Wälzung der aus dem Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) entstehenden Be- lastungen immerhin besser kalkulierbar.

Doch die Umwälzung hat ihre Tücken. Der Anstieg der EEG-Umlagen konnte bei den Industriekunden aufgrund bestehender vertraglicher Regelungen weiterverrech- net werden. Auch bei den Privatkunden konnten die Verträge nur schrittweise an- gepasst werden. Gleichzeitig offerierte die SWU Alternativangebote mit Preisgarantie.

2010 war das zweite Geschäftsjahr in der laufenden ersten Phase der Anreizregulie- rung der Netzentgelte für Strom. Entge- gen den Ankündigungen aus Politik und Verwaltung waren keine flächendeckend sinkenden Transportpreise erkennbar. Im Gegenteil. Teilweise waren sogar deutliche Anhebungen der Netzentgelte zu verkraf- ten. Die daraus resultierenden Belastungen konnten insbesondere im Bereich der nicht-leistungsgemessenen Kunden nur mit Verzögerung in die Preise einbezogen werden.

Im Geschäftsfeld Stromvertrieb verstärk- te die SWU die Maßnahmen und Kampa- gnen und führte neue Produkte ein. Das blieb nicht ohne Erfolg. Der Absatz im SWU-Netz legte, nach einem schon gu- ten Vorjahr, um über 15 Prozent zu. Die- se Steigerungen wurden erzielt, ohne die Strategie der ertragsorientierten Preis- politik zu verändern. Nach den Einbußen im Vorjahr erhöhte sich der Stromabsatz 2010 um 11,8 Prozent. Das Geschäftsfeld Strom-Belieferung der SWU Energie GmbH

lieferte 311 Millionen Kilowattstunden (kWh) an Kunden im Netz der SWU Netze GmbH, und das Geschäftsfeld Energie- und Dienstleistungsvertrieb der SWU Vertrieb GmbH 759 Millionen kWh im gesamten Vertriebsgebiet.

Außerdem vermarktet die SWU Vertrieb GmbH die Strommengen, die durch die Muttergesellschaft SWU Energie GmbH und deren Kraftwerksbeteiligungen er- zeugt werden. Vermarktet wurden 505 Millionen kWh, etwa acht Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um den SWU-Anteil an der Produktion des Gas- und Dampfturbinen- kraftwerks in Hamm-Uentrop.

Was den Sektor Erdgas angeht, so erhol- ten sich nach dem vorjährigen, konjunktur- bedingten Einbruch die Geschäfte wieder.

Auch industrielle und gewerbliche Kunden fragten wieder verstärkt Erdgas nach. Der SWU-Absatz nahm um 5,9 Prozent zu und erreichte beinahe wieder die Schwelle von zwei Milliarden kWh. Seit Oktober 2009 beliefert der Vertrieb erste Gaskunden in externen Netzen.

Die Trinkwasser-Belieferung blieb mit 10,2 Millionen Kubikmeter auf dem Vor- jahresniveau.

Der Fernwärme-Absatz stieg um rund zehn Prozent auf 60,2 Millionen kWh. Der Zuwachs war hauptsächlich witterungsbe- dingt. Parallel dazu konnte der Mehrabsatz an Neuanschlüssen den zurückgehenden

Kundenbedarf, zum Beispiel weil die Wärmedämmung verbessert und regenera- tive Wärmequellen stärker genutzt wurden, ausgleichen.

Das zum Jahresbeginn 2010 eingeführte

„Treueangebot“ mit Bonus nahmen die SWU-Stromkunden gut an. Mehrere Zehntausend Kunden haben einen Zwei- jahresvertrag abgeschlossen und sich für die Laufzeit den Kilowattstundenpreis festschreiben lassen. Das Angebot galt für die Produkte „SWU NaturStrom“ und

„SWU SchwabenStrom“. Die Unterschrift honorierte die SWU obendrein mit einer

Gutschrift von 100 Euro auf die nächste Stromrechnung. Den Kalkulationsspielraum zur Treuebonus-Aktion gewann der SWU- Vertrieb durch die vorübergehende Sen- kung der Netznutzungsentgelte durch die SWU Netze GmbH. Mit dieser auf das Jahr 2010 befristeten Sonderabsenkung hatte die Bundesnetzagentur das Verfahren der ersten Regulierungsperiode abgeschlos- sen. Zu Beginn der Regulierung im Jahr 2005 hatten die Netzbetreiber ihre nach einer „Verbändevereinbarung“ ermittel ten Netzentgelte weiter angewandt. Erst anderthalb Jahre später versandte die Bundesnetzagentur ihre Bescheide über

die neuen, deutlich gekürzten Netzent- gelte. Die Frage war nun, was mit den von den Netzbetreibern zwischen 2005 und 2007 erzielten Mehrerlösen geschehen sollte. Der Bundesgerichtshof entschied:

Die Mehrerlöse sind „abzuschöpfen“.

Nach dem Willen der Bundesnetzagentur mussten die Mehrerlöse in Form von abge- senkten Netzentgelten den im SWU-Netz aktiven Vertriebsgesellschaften zugute- kommen. Die SWU Vertrieb GmbH gab ihre Entlastung 2010 über die erwähnte Treuebonus-Aktion an den Markt zurück.

Kampagnen und neue Produkte kurbeln den Stromabsatz an „Mehrerlöse“ aus dem Netzbetrieb kamen

den Stromkunden zugute

Handel und Belieferung 2010 2009

Stromverkauf an Endkunden

SWU Energie GmbH im Netz der SWU Netze GmbH Mio. kWh 311 298

SWU Vertrieb GmbH in mehreren Netzen Mio. kWh 759 659

im Großhandel Mio. kWh 505 468

Gesamt Mio. kWh 1.575 1.425

Erdgasverkauf

an Haushaltskunden Mio. kWh 763 770

an Sondervertragskunden Mio. kWh 801 704

an Weiterverteiler-Kunden Mio. kWh 166 152

Eigenbedarf Mio. kWh 260 254

Gesamt Mio. kWh 1.990 1.880

Fernwärmeverkauf Mio. kWh 60,2 54,7

Trinkwasserverkauf

Haushaltskunden Mio. m³ 8,6 8,5

Gewerbekunden Mio. m³ 1,4 1,4

sonstige Mio. m³ 0,2 0,2

Gesamt Mio. m³ 10,2 10,1

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14 Produktion Produktion

In der Strategie, ihre Erzeugungskapazi- täten auszubauen, verfolgt die SWU einen ehrgeizigen Zeitplan. Bis zum Jahr 2020 soll die eigene Erzeugung aus erneuerbaren Quellen den Strombedarf der Haushalte vollständig decken. Bis 2025 soll der Bedarf der gesamten Region – also einschließlich der Industrie- und Gewerbekunden – selbst erzeugt werden können. Damit zielt die SWU in der Strombeschaffung auf mehr Unabhängigkeit vom Großhandelsmarkt.

Das Unternehmen ist auf einem guten Weg dahin. Im Jahr 2010 lieferte die Erzeugung in eigenen, regionalen Anlagen und in Be- teiligungskraftwerken andernorts bereits rund die Hälfte des Kundenbedarfs. Ein Viertel des selbst erzeugten Stroms wurde aus erneuerbaren Quellen gewonnen.

Kräftig vorangeschritten ist der Bau des Holzgas-Heizkraftwerks in der bayerischen Nachbarstadt Senden an der Iller. Bis März 2011 waren sämtliche Großkomponenten geliefert: Silos für die Holzhackschnitzel, Vergaser, ORC-Aggregat, Reservekessel, Rohrleitungssysteme, der 32 Meter hohe Kamin und die beiden 20-Zylinder-Mo- toren des Blockheizkraftwerks. Der Roh- bau der 170 Meter langen Anlage steht.

Ebenfalls zügig vorangekommen ist der Bau der sechs Kilometer langen Leitung, die das neue Heizkraftwerk mit dem Neu- Ulmer Fernwärmenetz verbinden wird.

Im Herbst 2011 wird die Holzgasanlage erstmals angefahren werden, bevor sie Anfang 2012 den Regelbetrieb aufnimmt.

Dann wird erstmals in Deutschland das Prinzip der Holzverschwelung kommerziell genutzt werden. Installiert sind 4,9 Mega- watt elektrischer und 6,4 Megawatt ther- mischer Leistung. Die Anlage wird pro Jahr rund 36 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom und 41,6 Millionen kWh Wärme liefern. Der stufenweise Ausbau des Wär- menetzes beginnt 2011. Die Energiequelle – Holz aus Wald und Landschaftspflege – und der außerordentlich hohe Wirkungs- grad der Anlage (80 Prozent) werden die Atmosphäre entlasten. Das künftige Heizkraftwerk spart pro Jahr rund 40.000 Tonnen Kohlendioxid ein gegenüber einer vergleichbaren, erdgasbefeuerten Anlage.

Die SWU will auch die Wasserkraft in der Region ausschöpfen. Ansatz dafür bie- ten Neubauprojekte und die Erweiterung bestehender Anlagen. So wird die dyna- mische Erhöhung des Wasserspiegels vor dem Ulmer Donaukraftwerk Böfinger Hal- de die Stromausbeute um jährlich 4,4 Mil- lionen kWh oder rund 9 Prozent erhöhen.

Zur Absicherung des Höherstaus um bis zu 50 Zentimeter (je nach Wasserführung) wurden verschiedene Maßnahmen umge- setzt. Zur Stabilisierung des Neu-Ulmer Grundwasserspiegels war ein Drainage- system mit Brunnen verlegt worden. Auf der Ulmer Seite wurde 2010 der Uferweg höher gelegt. Am Kraftwerk selbst wurden die Schütze erhöht und, zum ökologischen Ausgleich, ein neuer, rund 800 Meter lan- ger Bach angelegt. Über dieses naturnah gestaltete Umgehungsgerinne überwinden Fische die Staustufe und finden überdies neue Laichplätze. Ein dynamischer Höher- stau des Donauwassers ist auch an dem rund 25 Kilometer flussaufwärts gelegenen Wasserkraftwerk Öpfingen geplant.

Produktion

Wasserkraftwerk Kostheim am Main: Vier Meter Durchmesser hat das gewaltige Rad des Leitapparats.

Eigenerzeugung deckt schon die Hälfte des Strombedarfs der SWU-Kunden

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16 Produktion Produktion

Wiederaufnehmen können die Stadtwerke ihr Projekt, ein neues Wasserkraftwerk an der Iller zu bauen. Dieses Vorhaben hat- te schon 2005 Umsetzungsreife erreicht.

Das Genehmigungsverfahren kam jedoch unerwartet ins Stocken, als die Genehmi- gungsbehörde einem kurz vor Fristablauf eingereichten Konkurrenzprojekt den Vor- rang gab. Die Stadtwerke reichten Klage ein und bekamen im Februar 2010 vor dem Verwaltungsgerichtshof München in letzter Instanz Recht. Das Wasserkraftwerk soll zwar an der Iller liegen, wird aber gespeist aus dem parallel zum Fluss verlaufenden Illerkanal. Ein rund 300 Meter langer Stollen durch den Boden des Auwalds schafft das Wasser für die Turbinen heran.

Bei einer Leistung von 2.800 Kilowatt kann das Kraftwerk jährlich rund 11,5 Millionen kWh Strom erzeugen. Die SWU hofft auf einen Planfeststellungsbeschluss im Jahr 2012. In Planung ist auch ein Kleinwas- serkraftwerk an der Blau, nur wenige Kilo- meter westlich von Ulm. Dort soll ein zum Abbruch vorgesehenes Wehr zu einer kleinen Staustufe umgebaut werden. Die SWU erwartet eine jährliche Stromgewin- nung von rund 800.000 kWh. Die Inbe- triebnahme ist Ende 2012 vorgesehen.

Verzögert haben sich dagegen die SWU- Pläne, im Blautal westlich Ulms ein 60- Megawatt-Pumpspeicherkraftwerk zu er- richten. Der vorgesehene Standort des Oberbeckens auf dem Hochsträß bei Markbronn/Dietingen, einem Ortsteil der Gemeinde Blaustein, fand nicht die Zu- stimmung der Anwohner und des Ge- meinderats. Derzeit untersucht die SWU einen Ausweichstandort auf derselben Gemarkung. Dieser ist deutlich weiter von der Wohnbebauung entfernt. Bevor das Raumordnungsverfahren ergänzt wird, will die SWU mit der Gemeinde Einvernehmen über den Ausweichstandort herstellen.

Pumpspeicherkraftwerke gewinnen immer größere Bedeutung für die Stromerzeu- gung. Sie sind unverzichtbar als Puffer, um kurzfristige Schwankungen in der Stromeinspeisung auszugleichen. Solche Schwankungen nehmen zu, bedingt durch die steigende Zahl von Windrädern und Photovoltaikanlagen. Ohne leistungsstarke Stromspeicher können wir die erneuer- baren, aber unsteten Stromlieferanten nicht ausreichend nutzen.

Außerhalb Ulms ist die SWU an vier grö- ßeren Kraftwerksprojekten beteiligt. Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Hamm- Uentrop (Nordrhein-Westfalen) liefert seit 2008 Strom. Nach Plan verläuft der Bau des Kohlekraftwerks Lünen, gleichfalls ein Projekt der Trianel. Die SWU hält einen Leistungsanteil von 39,4 Megawatt. Der Regelbetrieb soll Mitte 2013 starten. Die SWU erwartet dann jährlich rund 260 Milli- onen Kilowattstunden Strom als Gutschrift auf ihrem Erzeugungskonto.

Im „Chempark“ Krefeld-Uerdingen plant die Trianel Kohlekraftwerk Krefeld Pro- jektgesellschaft (TKK) ebenfalls ein Koh- lekraftwerk. In Kraft-Wärme-Kopplung soll es hocheffizient Strom und Wärme erzeu- gen. Die neue Anlage soll alte Kohlekessel ersetzen und den Dampfbedarf der im Industriepark ansässigen Produktionsstät- te des Bayer-Konzerns decken. Die SWU hat sich als einer von 24 kommunalen Projektpartnern eine Leistungsscheibe von maximal 50 Megawatt Leistung gesichert.

Das Projekt wird derzeit neu bewertet. Die Partner untersuchen, ob anstatt des Koh- lekraftwerks ein Gas- und Dampfturbinen- kraftwerk verwirklicht werden kann. Das Umdenken ausgelöst hatte der Beschluss der Bundesregierung, die Kernkraftwerke länger laufen zu lassen. Auch der Umbau des deutschen Kraftwerkparks spielt bei den neuen Überlegungen eine Rolle. Gas- und Dampfturbinenkraftwerke sind flexi- bel genug, um die unstete Stromeinspei- sung aus erneuerbaren Energiequellen in kürzester Zeit auszugleichen. Die Stadtwer- ke Ulm/Neu-Ulm haben die Neubewertung des Kohleprojekts gefordert und begrüßen sie ausdrücklich. Im Lauf des Jahres 2011 sollen die Ergebnisse der neuen Untersu- chungen auf dem Tisch liegen. Dann soll entschieden werden.

Nach dreijähriger Projektentwicklung ist der Weg zum Bau des Trianel-Windkraft- werks vor der Nordseeinsel Borkum frei.

Die SWU Energie GmbH und 33 weitere Gesellschafter aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz haben Ende 2010 den Bau des ersten Abschnitts des Offshore-Windparks beschlossen. Die Finanzierung steht. Abschnitt 1 umfasst 40 Windräder mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt. Die SWU Energie GmbH hat sich einen Leistungsanteil von 10 Megawatt gesichert. Dafür werden rund 15 Millionen Euro investiert. Im Sommer 2011 werden die ersten Fundamente für die Windräder gebaut. Ende 2012 soll der Windpark ans Netz gehen. Die SWU wird dann gemäß ihrem Anteil jährlich rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom aus der Nordsee beziehen. Das ist der Jahresbe- darf von über 11.000 Haushalten mittlerer Größe. Die Beteiligung an dem Windpark bringt die SWU ein entscheidendes Stück dem Ziel näher, den Anteil der erneuer- baren Quellen an der Stromerzeugung zu erhöhen.

Gas anstatt Kohle?

Projekt in Krefeld wird neu bewertet

Windpark Borkum II: Bau beginnt im Sommer 2011 Erzeugungskapazitäten in

Nordrhein-Westfalen und

in der Nordsee

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19

18 Produktion Produktion

Eigen-Stromerzeugung übertrifft den Vorjahreswert

Die Stromerzeugung in den sieben SWU- eigenen Wasserkraftwerken erhöhte sich auf rund 102 Millionen Kilowattstunden (kWh). Die große Photovoltaikanlage in Neu-Ulm speiste 2,3 Millionen kWh Strom ins Netz ein. Die Stromproduktion aus eigenen Anlagen übertraf mit 161 Millio- nen kWh um rund fünf Prozent den Vor- jahreswert. Die Gesamt-Stromerzeugung (eigene Anlagen plus Beteiligungen) erreichte rund 570 Millionen kWh. Da- mit konnte das durch die Wirtschaftskrise bedingte Tief des Vorjahrs überwunden werden, die Erzeugung erreichte fast wie- der das sehr gute Niveau des Jahres 2008.

Wärme

Nachverdichtungen, Netzausbau und ein kalter Winter kurbelten die Fernwärmepro- duktion an. 2010 wurden 70,6 Millionen kWh Wärme in die SWU-Netze in Ulm, Neu-Ulm und Senden eingespeist, über acht Prozent mehr als im Vorjahr. Ver- teilt wird die Wärme zum größten Teil in Neu-Ulm. Das Kerngebiet des Neu-Ulmer Netzes erstreckt sich über die Stadtteile Vorfeld, Wiley und Ludwigsfeld.

Trinkwasser

Die Förderung in den beiden Wasserschutz- gebieten „Rote Wand“ und „Illeraue“ stieg um 3,7 Prozent auf 11,1 Millionen Kubik- meter (m³). Von anderen Wasserlieferanten, darunter der Landeswasserversorgung Langenau, bezog die SWU Energie GmbH 840.000 m³ (Vorjahr: 880.000 m³). Über den Wasserverbund erhielt das Neu-Ulmer Netz circa 355.000 m³ Trinkwasser aus Ulmer Brunnen (2009: 309.000 m³).

Produktion 2010 2009

Strom

aus eigenen Anlagen

Wasserkraftwerke Mio. kWh 102,1 94,6

Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen Mio. kWh 55,0 55,0

Photovoltaikanlagen Mio. kWh 2,3 2,5

sonstige Kraftwerke Mio. kWh 1,4 1,2

aus Beteiligungen

GuD-Kraftwerk Hamm Mio. kWh 359,1 232,8

Wasserkraftwerk Kostheim Mio. kWh 12,0 2,1

Heizkraftwerk Fernwärme Ulm Mio. kWh 37,8 41,1

Gesamterzeugung Mio. kWh 569,7 429,3

Fernwärme

Heiz(kraft)werke Bradleystraße und Ludwigsfeld, Neu-Ulm Mio. kWh 63,6 58,6

mobile Heizzentrale Senden Mio. kWh 0,5 0,2

Schwabenstraße, Neu-Ulm Mio. kWh 5,2 5,1

Ochsensteige, Ulm Mio. kWh 1,3 1,4

Gesamt Mio. kWh 70,7 65,2

Wärme-Leistung insgesamt MW 50,8 50,8

Trinkwasser Förderung

Ulm Mio. m³ 7,6 7,3

Neu-Ulm Mio. m³ 3,5 3,4

Gesamt Mio. m³ 11,1 10,7

Gewinnungsanlagen

Brunnen Anzahl 14 14

Brunnen-Förderleistung Liter/Sek. 1.117 1.117

Wasserkraftwerk Kostheim am Main:

Gesamtansicht

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21

20 Netze Netze

Auch aus Windkraft gewinnt die SWU Strom. Die Stadtwerke sind beteiligt an dem kommunalen Offshore-Windpark vor der Nordseeinsel Borkum.

Der Bau wird im Sommer 2011 beginnen.

Strom

2010 verlegten die Bautrupps rund 25 Kilometer neue Stromleitungen. In den Erschließungsgebieten erhielten 278 neue Gebäude einen Stromanschluss. Um die gewohnte Versorgungssicherheit zu halten, wurden im bestehenden Netz 8,8 Kilometer Hauptleitungen und 1,1 Kilometer Haus- anschluss-Leitungen erneuert. In diesem Pensum enthalten waren Umstellungen von Freileitung auf Kabel. 66 Hausan- schlüsse wurden auf Kabel umgebaut und dabei auch die Freileitungen gegen Kabel ausgetauscht. Die Freileitungsbautrupps erneuerten und verstärkten 1,5 Kilometer Freileitungsnetze und Hausanschlüsse.

abgeschlossen. Derzeit läuft die Ausschrei- bung der Arbeiten, die 2011 in Angriff ge- nommen werden. Die SWU Netze GmbH wird über vier Millionen Euro investieren.

Im Horizontalfilterbrunnen 1 wurden die bis zu 90 Meter langen Horizontalfilter- rohre samt Armaturen durch eine Spezial- firma mit Tauchereinsatz und Videokamera inspiziert. Derselben Inspektion unterzo- gen wurden zwei Vertikalfilterbrunnen der Beteiligungsgesellschaft Technische Werke Blaubeuren GmbH. Verbessert wurde die Datenübertragung von der Blaubeurer Wasserversorgung zur SWU. Störungen können nun detailliert in der zentralen SWU-Netzleitstelle visualisiert werden.

Erdgas

Das Erdgasnetz vergrößerte sich um 11,6 Kilometer Zubringer- und Verteilerlei- tungen. Hinzu kamen 5,6 Kilometer neue Leitungen für die 358 Hausanschlüsse. In der Aktion „neu gegen alt“ tauschten die Bautrupps 0,5 Kilometer alte Erdgaslei- tungen und 62 Hausanschlüsse.

Trinkwasser

Zur Versorgung neuer Wohngebiete in den Städten Ulm und Neu-Ulm verlegten die Trupps 7,6 Kilometer neue Haupt- und Hausanschluss-Leitungen und schlossen 241 Gebäude ans Netz an. Im Rahmen der kontinuierlichen Netzpflege wurden im ge- samten Netz rund vier Kilometer Leitungen und 226 Hausanschlüsse erneuert. Über die Hälfte der erneuerten Hausanschlüsse, nämlich 118, betraf das Neu-Ulmer Netz.

Vollends saniert und modernisiert wur- de 2010 der Ulmer Trinkwasserbehälter

„Buchbrunnen“ im Stadtteil Jungingen.

Vorbereitet wurde der Neubau des Hoch- behälters I am Eselsberg. Die Behälterkam- mer verliert Wasser. Sie abzudichten wäre sehr aufwendig und käme ebenso teuer wie ein Neubau. Die Planungen dafür sind

Netze

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23

22 Netze Netze

Netzkonzessionen gehören zum Kernge- schäft der Stadtwerke. 2010 erhielt das Unternehmen die Konzessionen zum Be- trieb der Gasnetze Vöhringen und Elchingen erneut. In beiden bayerischen Kommunen waren die bestehenden Verträ- ge ausgelaufen und neu ausgeschrieben worden. Hinzugewonnen hatte die SWU bereits 2009 die Stromkonzessionen in Elchingen und Nersingen. Das Elchinger Stromnetz konnte wie vorgesehen zum 31.

Dezember 2010 vom bisherigen Betreiber übernommen werden. Schwierig dagegen gestalteten sich die Verhandlungen zur Ablösung des Nersinger Stromnetzes. Die ebenfalls zum Jahresende 2010 angepeilte Netzübernahme gelang nicht, weil keine Einigung über den angemessenen Kauf- preis erzielt werden konnte.

Getrennt marschieren

Getrennt marschieren müssen der Netzbe- treiber und der Energielieferant, auch dann, wenn beide sozusagen unter einem Dach wohnen. Datenaustausch ist Vor- schrift. Weil also Netznutzung und Beliefe- rung gemäß Regulierung auch kaufmän- nisch sauber getrennt sein sollen, mussten innerhalb der SWU-Unternehmensgruppe 2010 zwei komplett neue, voneinander ge- trennte DV-Systeme aufgebaut werden.

Die Bundesnetzagentur verlangt, dass der standardisierte Datenaustausch bei Kun- denwechseln auch innerhalb der soge- nannten „integrierten Versorger“ funktio- niert. Solche wie die SWU, unter deren Konzerndach Energielieferung und Netzbe- trieb zu Hause sind. Zwischen einem Netz- betreiber und einem „assoziierten Liefe- ranten“ müssen die Geschäftsprozesse aufs Haar genauso ablaufen wie zwischen Unternehmen aus unterschiedlichen Häu- sern. „Prozessidentität“ ist Pflicht: Der Lieferant im eigenen Haus ist zu behandeln wie jeder andere. Schon allein aus Grün- den des „informationellen Unbundlings“, einer weiteren Säule des liberalisierten Marktes: Der Energielieferant darf keine Kenntnis von den Daten des Netzbetrei- bers erlangen. Die SWU jedoch hatte, wie viele andere Energieunternehmen, die Da- ten für Netzbetreiber und Lieferant bislang in einem DV- und Abrechnungssystem mit zwei Mandanten verwaltet. In einem aufwendigen Projekt wurden diese Daten gedoppelt und getrennt.

Vorbereitet wurde 2010 die Gründung der

„großen Netzegesellschaft“. Dabei ging es darum, alle Netz-Service-Aufgaben als ei- gene operative Bereiche in die SWU Netze GmbH zu integrieren. Planung, Bau/In- standhaltung und Betrieb der Netze arbei- teten als Servicebereiche bislang unter dem Dach der SWU Energie GmbH und berechneten ihre Dienstleistungen an die SWU Netze GmbH weiter. Dies wird sich 2011 ändern: Serviceleistungen werden dann zum eigenverantwortlichen Geschäft der SWU Netze GmbH gehören. Diese Neu- strukturierung ist vor dem Hintergrund der Netzregulierung zu sehen. Im Kern dreht es sich um die Frage, inwieweit Personalne- benkosten als Basis für die Berechnung der Netznutzungsentgelte in den Block der an- erkannten Kosten einfließen dürfen. Perso- nalnebenkosten werden ungeschmälert als

„dauerhaft nicht beeinflussbare Kosten“

anerkannt, wenn sie durch die Netzege- sellschaft selbst getragen werden. Diese Bedingung stellt die Bundesnetzagentur.

Das aber bedeutet: Die Netzegesellschaft muss sämtliches Personal bei sich beschäf- tigen, das zum Netzbetrieb nötig ist – Planer, Bautrupps, Betriebsleute.

Die Tochtergesellschaft SWU TeleNet GmbH vermarktet die Telekommunikationsnetze der SWU Energie GmbH. Für den Anschluss neuer Kunden verlegten die Trupps 2010 rund 24 Kilometer Glasfaserkabel. Das von der SWU TeleNet GmbH genutzte Glasfa- sernetz ist damit auf 276 Kilometer ange- wachsen. Das Netz ist zum allergrößten Teil im Eigentum der Stadtwerke. Der Ausbau wurde im Wesentlichen veranlasst durch die Aktivitäten im Breitbandkabelnetz und durch Aufträge von Carriern und gewerb- lichen Kunden.

2010 wurden die ersten vier Ulmer bzw. Neu-Ulmer Stadtteile im Rahmen des Konzepts „Glasfaser für die gesamte Stadt“ an das Hochleistungsdatennetz an- geschlossen. Bis Ende 2012 sollen weitere zehn Stadtteile folgen. Insgesamt werden 50 Kilometer Glasfaser verlegt. Dafür sind rund 7 Millionen Euro Investitionen einge- plant. Mit Glasfaser fährt SWU TeleNet GmbH entweder die Straßenverteiler der deutschen Telekom an und erschließt die

„letzte Meile“ bis zum Haus des Kunden mit herkömmlichen Kupferkabeln. Oder das TeleNet-Glasfaserkabel führt ohne Umwege direkt ins Haus („fibre to the home“, kurz FTTH). Diese Technik erlaubt Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde. Zusätzlich werden Kabelfernsehen und Telefonie erschlossen.

Erstmals in Betrieb gegangen ist FTTH Anfang 2011 in einem Neubaugebiet im Ulmer Stadtteil Jungingen. Dort bietet SWU TeleNet GmbH in einem ersten Schritt 100 Megabit/s an, das ist doppelt so schnell wie VDSL.

Ende 2010 versorgte SWU TeleNet GmbH rund 18.400 Wohnungen mit Kabelfernse- hen, gut 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Laufe des Jahres wurden in Ulm und Neu- Ulm 930 Wohnungen neu ans Breitband- kabelnetz angeschlossen. Ferner konnte SWU TeleNet GmbH Kunden für Telefon-

und Internetanschlüsse gewinnen. Insge- samt versorgt das Unternehmen rund 1.400 Kunden über das Breitbandkabel und das funkgestützte DSL-Netz. Der An- schluss weiterer Ortschaften an das Funk- DSL-Netz ist allerdings nicht geplant. Denn in den Stadtteilen soll künftig, wie er- wähnt, VDSL-Technologie über das Glasfa- sernetz angeboten werden.

Die gemeinsam mit der R-KOM Regens- burger Telekommunikationsgesellschaft mbH

& Co. KG, Regensburg, und der KOMRO Gesellschaft für Telekommunikation mbH, Rosenheim, gegründete G-FIT GmbH & Co.

KG (Sitz in Regensburg) hat 2010 wiede- rum ein positives Ergebnis erwirtschaftet.

Zwischenzeitlich nutzen weitere Telekom- munikationsdienste-Anbieter die Telefonie- Plattform der G-FIT. An der Gesellschaft ist die SWU TeleNet GmbH zu 33 Prozent beteiligt.

Die Neustrukturierung des Glasfasernetzes unter dem Titel NGN (New Generation Net- work), mit der das Netz modernisiert und optimiert wird, wurde 2008 begonnen. Im Geschäftsjahr 2010 wurden weitere Knoten aufgeschaltet und das Netzwerk- managementsystem in Betrieb genommen.

Telekommunikation Surfen in doppelter VDSL-Geschwindigkeit SWU übernimmt den Betrieb

des Elchinger Stromnetzes

Alles unter einem Dach

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25

24 Netze Netze

Netzgebiet der SWU Netze GmbH

Ulm

Neu-Ulm

Mähringen Lehr

Jungingen

Blaustein

Grimmelfingen Ermingen

Eggingen Einsingen

Erbach

Wiblingen

Gögglingen

Donaustetten

Ludwigsfeld

Gerlenhofen Reutti

Holzschwang Finningen Offenhausen

Pfuhl Burlafingen

Steinheim Elchingen

Dellmensingen

Senden

Vöhringen Oberdischingen

Donaurieden

Ersingen Hüttis-

heim Staig

Illerkirch- berg

Illerrieden Schnürpf- lingen Söflingen

Beimerstetten Dornstadt

Hermaringen

Hermaringen

Niederstotzingen Herbrechtingen

Netzgebiet der SWU Netze GmbH

Strom Trinkwasser Erdgas

Heizkraftwerk der Fernwärme Ulm GmbH: Einer der drei Generatoren. Er leistet 10 Megawatt.

Stand: 31. Dezember 2010

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27

26 Netze Netze

Netze 2010 2009

Erdgas

verteilte Menge Mio. kWh 2.259 1.998

Netz

Leitungslänge km 1.023 1.012

Hausanschlüsse Anzahl 26.221 25.891

Zähler Anzahl 33.070 33.094

Druckregelung

Übernahmestationen Anzahl 11 12

Reglerstationen Anzahl 68 65

kundeneigene Reglerstationen Anzahl 59 54

Fernwärme

verteilte Menge Mio. kWh 60,2 54,7

Verteilnetz km 28,9 28,3

Hausanschlüsse Anzahl 785 755

Zähler Anzahl 1.574 1.529

Trinkwasser verteilte Menge

Ulm Mio. m³ 8,1 8,0

Neu-Ulm Mio. m³ 3,8 3,7

Gesamt Mio. m³ 11,9 11,7

Netzlänge km 766 764

Hausanschlüsse Anzahl 31.198 31.010

Zähler Anzahl 32.114 31.937

Speicheranlagen

Behälter Anzahl 8 8

Speicherraum m3 40.702 40.702

Netze 2010 2009

Strom

verteilte Menge Mio. kWh 1.464 1.376

Verteilnetz

Netzlänge insgesamt km 2.920 2.896

davon

110 kV km 22 22

10 kV km 1.185 1.176

1 kV km 1.713 1.698

Schaltschränke Anzahl 2.726 2.719

Hausanschlüsse Anzahl 50.004 49.771

Zähler Anzahl 136.965 135.528

Umspannung

Umspannwerke Anzahl 7 7

Trafostationen Anzahl 978 974

kundeneigene Trafostationen Anzahl 502 490

Transformatoren Anzahl 1.029 1.026

kundeneigene Transformatoren Anzahl 912 845

Leistung der SWU-Trafos MVA 534 533

Leistung der kundeneigenen Trafos MVA 635 629

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29

28 Dienstleistungen Dienstleistungen

Die Nachfrage nach Heizanlagen, die Wär- me „aus einer Hand“ nach dem Contrac- ting-Modell liefern, steigt seit Jahren. Ende 2010 betreute das Geschäftsfeld Wärme- dienstleistungen 248 Anlagen, dreizehn mehr als im Jahr davor. Die Wärmeabgabe stieg um fast vier Millionen Kilowattstun- den oder 5,7 Prozent. Die WDL-Anlagen verteilen sich auf Standorte in der ganzen Region. Kunden sind Industrie- und Ge- werbebetriebe, die Immobilienwirtschaft und kommunale Einrichtungen. Die SWU- Fachleute bieten verlässliche Unterstüt- zung, vom ersten Entwurf über die Ausfüh- rungsplanung bis hin zum Bau und Betrieb.

„Komplett-Wärme“ nennt sich dieses An- gebot. Von der Planung der Heizanlage bis hin zum Betrieb und zur Überwachung ist alles inbegriffen. Konzeptionell sticht die vielfältige Kombination der Techniken her- vor, zum Beispiel die Integration von So- larkollektoren oder der Einsatz von Holz- pellets als Brennstoff. WDL-Kunden schät- zen den 24-Stunden-Überwachungsservice, sichergestellt durch die zentrale Netzleit- stelle der SWU. Der Bereitschaftsdienst hält sogar mobile Heizzentralen bereit, sollte eine Störung einmal nicht sofort be- hoben werden können.

Die Stadtwerke sind Dienstleister für die Städte Ulm und Neu-Ulm in Sachen Stra- ßenbeleuchtung. Auch die Straßenlaterne soll ihren Beitrag zur Energieeinsparung leisten. So verbietet die EU ab 2015 den Einsatz von Quecksilberdampflampen. Die- se Technik gilt als zu wenig energieeffizi- ent. Die Städte Ulm und Neu-Ulm stellten 2010 die ersten Weichen für den Über- gang und erprobten LED-Lampen. Diese Licht emittierenden Dioden wandeln Strom direkt in Licht um, ohne Umweg über Leuchtmittel. So werden Wärmeverluste vermieden. Um die gleiche Lichtmenge wie eine Quecksilberdampflampe zu erzeugen, genügt der LED-Leuchte eine niedrigere Wattzahl, entsprechend sinkt der Strom- verbrauch. Leuchtdioden erreichen eine Nutzbrenndauer von etwa 50.000 Stunden und sind damit wesentlich langlebiger als herkömmliche Leuchtmittel. Da werden die höheren Anschaffungskosten – derzeit um die 50 Prozent – über die Betriebszeit wieder hereingeholt. LED-Licht lässt sich außerdem sehr genau auf die Punkte im Straßenraum ausrichten, wo es gebraucht wird. Im Sanierungsprogramm 2011 wer- den in Neu-Ulm rund 170 alte Quecksilber- dampflampen durch LED-Leuchten ersetzt.

Mit diesem Austausch nimmt Neu-Ulm am Förderprogramm „Klimaschutztech- nologien bei der Stromnutzung“ teil. Auf Ulmer Seite wird die LED-Technik zunächst in einem Neubaugebiet erprobt. In einem zweiten Straßenzug werden Seilhänge- leuchten mit LED ausgestattet.

Ausgezahlt hat sich die Erweiterung der öffentlichen Erdgas-Tankstelle. Dort war Ende 2009 eine zweite Zapfsäule eröffnet worden, als Reaktion auf die steigende Nachfrage nach „Erdgas im Tank“. 2010 stieg der monatliche Verkauf auf 32.400 Kilogramm, das lag mehr als ein Viertel über dem Vorjahreswert. Die Tankrechnung kann mit der Kundenkarte „SWU Schwa- benCard“ beglichen werden.

Im April 2010 haben SWU und Stadt Ulm für Bürger eine gemeinsame Anlaufstelle für übergreifende Dienstleistungen eröff- net. Das ServiceCenter Neue Mitte, so der Name, hat für diese bundesweit unge- wöhnliche Kooperation einen zentralen Ort gewählt. Der architektonisch anspruchs- volle Neubau mit seiner charakteristischen Klinkerfassade liegt im Herzen der Stadt.

Ulms „Neue Mitte“ ist nur wenige Schritte entfernt vom Rathaus und vom Münster- platz. Das Konzept „Erledige alles unter einem Dach“ ging auf: Im ersten Betriebs- jahr fanden 107.000 Besucher den Weg ins ServiceCenter. Sie ließen sich in Sachen Energie beraten, klärten Rückfragen zur Stadtwerkerechnung, teilten ihre neue Bankverbindung oder ihren Zählerstand mit, kauften ihre Monatskarte für Bus und Straßenbahn, ließen im Einwohnermelde- register ihre neue Adresse eintragen oder ihren Personalausweis verlängern. Und sie kauften dort sogar Karten für den nächs- ten Konzertabend. Breit gespannt ist der Bogen der Dienstleistungen. Ein Service- Konzept, das in dieser Form bislang selten verwirklicht ist.

Die SWU fördert aktiv die Elektromobilität.

Gerade in städtischen Verdichtungsräu- men, in denen man häufig nur kurze Stre- cken zurücklegt, bieten Fahrräder oder Pkw mit Elektromotor eine Alternative.

Mobilität und umweltschonende Stromver- sorgung ergänzen sich bestens. Elektromo- bilität ist darüber hinaus für Stadtwerke eine Chance, ihren Service weiter auszu- bauen und Kunden noch besser an ihren bewährten Versorger zu binden. Das Un- ternehmen unterstützte daher die Aktion der Stadtwerke-Kooperation Trianel, Elek- troräder testen zu lassen. Im ServiceCenter Neue Mitte stellte die SWU Mitte 2010 solche Räder kostenlos für Probefahrten bereit. Das Interesse war so groß, dass die Testphase verlängert werden musste.

Im ServiceCenter können Radler ihre E-Bikes kostenlos aufladen lassen. Die La- destationen werden mit SWU NaturStrom versorgt.

2011 wird die SWU etwa zwei Dutzend Ladesäulen in Ulm und Neu-Ulm aufstel- len. Es soll ein Ladenetz für Elektroautos aufgebaut werden.

Dienstleistungen

„Erdgas im Tank“ ist nach wie vor stark gefragt Stromsparen in der Straßen-

beleuchtung. Leuchtdioden halten Einzug.

Testlauf für Elektromobilität

„Alles unter einem Dach“:

Über 100.000 Besucher im

ersten Jahr

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31

30 Dienstleistungen Dienstleistungen

Die SWU arbeitet an der Einführung einer neuen Zählergeneration. Dabei geht es nicht allein darum, den altbewährten Dreh- scheiben-Zähler durch einen elektronischen Zähler zu ersetzen (von denen bereits rund 10.000 bei SWU-Kunden eingebaut sind).

Es geht vielmehr um Anreize, Energie ein- zusparen und den Verbrauch sinnvoll zu steuern: Den Stromverbrauch abrufen und auswerten, zum Beispiel über eine Internet- Plattform; Stromtarife je nach Tageszeit flexibel wählen, damit Schwachlastzeiten besser ausgenutzt werden. Der Kunde spart Geld und die Energieversorger können ihre Netze besser steuern. Die Technik dazu lie- fern „intelligente Zähler“ (Smart Meters) und „intelligente Netze“ (Smart Grids).

Grundlage sind elektronische Zähler. Er- gänzt werden muss der Zähler durch ein System, mit dessen Hilfe der Kunde seine Verbrauchsdaten auswerten kann. Dieses Datenübermittlungssystem hat die SWU 2010 zusammen mit ihren Partnern weiter- entwickelt.

„Zähler 2.0“: Es braucht noch etwas Zeit.

Bis zur Einführung sind noch Hausauf- gaben zu erledigen. Die Info-Einheit zur Verbrauchsdaten-Übermittlung braucht die Zulassung durch das Bundesamt für Sicher- heit in der Informationstechnik. Ebenfalls im Gang ist das Verfahren zur messtech- nischen Zulassung durch die Physikalisch- Technische Bundesanstalt. Die SWU erwar- tet die nötigen Zulassungen im Lauf des Jahres 2011. Dann will die SWU zügig das komplette System auf den Markt bringen:

Zähler plus Einheit zur Verbrauchsdaten- Kommunikation plus Tarifmodell, das nach Verbrauchszeiten differenziert.

Die SWU-Energieberater sind gefragte Wissensvermittler. Die Zahlen aus dem Jahr 2010 unterstreichen das. Die Einzel- gespräche mit energiesparbewussten Bür- gerinnen und Bürgern summierten sich auf rund 2.200. Die Themen in den Beratungs- gesprächen waren weit gespannt. Neben allgemeinen Fragen spielten die Nutzung der Sonnenenergie und Fragen zur Heizung eine hervorgehobene Rolle. Noch einmal rund 830 Besucher kamen zu Fachvorträ- gen ins neu bezogene ServiceCenter Neue Mitte. Dass die Öffentlichkeit gerne hinter die Kulissen blickt, zeigten die über 400 In- teressierten, die an den Führungen im Ul- mer Wasserschutzgebiet teilnahmen. Ähn- lich beliebt waren die Rundgänge durch die Wasserkraftwerke.

Auch das ist Kundenservice:

Vorträge und Führungen

Dienstleistungen 2010 2009

Wärme-Dienstleistungen (WDL)

Anlagen Anzahl 248 235

Anschlussleistung MW 52 49

Wärmeabgabe Mio. kWh 70,1 66,3

Straßenbeleuchtung

Leuchtstellen Anzahl 30.005 29.952

Anschlusswert MW 2,5 2,9

Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Hamm (Nordrhein- Westfalen): Hauptwelle der Turbine. Sie läuft mit 3.000 Umdrehungen pro Minute. Der 45 Meter lange Turbinenstrang geht fast durch die gesamte Turbinenhalle.

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33 Mobilität 32 Dienstleistungen

Als dritten Schienenkorridor ließ SWU Ver- kehr GmbH 2010 die Strecke vom Haupt- bahnhof zum Ulmer Kuhberg untersuchen.

Dort befindet sich ein großes Schulzentrum mit entsprechender Fahrgast-Nachfrage.

Für alle drei Schienenkorridore – zusam- men erreichen sie rund 16 Kilometer Länge – wurden 2010 die technischen und wirt- schaftlichen Voruntersuchungen abge- schlossen und in der „Standardisierten Bewertung“ zusammengefasst. Dieses bundeseinheitliche Verfahren errechnet den volkswirtschaftlichen Nutzen einer Tramlinie und stellt den Nutzen den Kosten gegenüber. Förderfähig ist eine neue Stra- ßenbahnlinie dann, wenn der Quotient aus Kosten und Nutzen mindestens 1,0 er- reicht. Für die Strecke Kuhberg–Haupt- bahnhof–Wissenschaftsstadt wurde der Wert 1,4 errechnet. Für die Verbindung vom Ulmer Hauptbahnhof nach Neu-Ulm- Ludwigsfeld waren drei Linienvarianten untersucht worden. Keine davon erreichte aber den Mindestwert 1,0.

Die in den Ulmer Stadtteil Böfingen verlän- gerte Straßenbahnlinie 1 wird hervorra- gend angenommen. Das unterstreichen die Fahrgastzählungen, die Mitte 2010, also über ein Jahr nach Inbetriebnahme des neuen Streckenabschnitts durchgeführt wurden. Danach hat auf dem 4,5 Kilometer langen Ausbaustück die Fahrgastzahl um über ein Drittel zugenommen. Einen Fahr- gastgewinn dieser Größenordnung hatte die „Standardisierte Bewertung“ vorher- gesagt – allerdings erst für die Jahre ab 2015, wenn in Böfingen ein größeres Neu- baugebiet bezogen sein wird.

Ermutigt durch die Linienverlängerung be- fassten sich Ulm und Neu-Ulm aktiv mit weiteren Straßenbahnstrecken. Die baye- rische Nachbarstadt beauftragte die SWU Verkehr GmbH, Vorplanungen für eine Neu- baulinie über die Donau hinweg in den Stadtteil Ludwigsfeld in Angriff zu neh- men. Die Neu-Ulmer Stadtväter griffen da- mit eine über hundert Jahre alte Idee wie- der auf. Denn zum ersten Ulmer Straßenbahnnetz, gebaut 1897, gehörte eine Linie vom Münsterplatz hinüber nach Neu-Ulm. Ulm wiederum hat die expandie- rende Wissenschaftsstadt auf dem Oberen Eselsberg im Blick. Dorthin soll eine neue Straßenbahnlinie führen, für die 2010 ebenfalls die Vorplanungen erarbeitet wur- den. Das Vorhaben ist gleichermaßen für die Umwelt wie für die Stadt- und Wirt- schaftsentwicklung bedeutsam. Ein „Mas- terplan“ geht davon aus, dass bis Mitte des nächsten Jahrzehnts 20.000 Menschen in der Wissenschaftsstadt lehren, lernen und arbeiten werden, fast dreimal so viel wie heute. Rückgrat der künftigen Infra- struktur soll dem „Masterplan“ zufolge eine neue Stadtbahn-Verbindung zum Ulmer Hauptbahnhof sein.

Mobilität

Holzgas-Heizkraftwerk Senden: Zwei der drei Silos zur Lagerung des Brennstoffs. Ein vierter Silo dient zur Trocknung der Hackschnitzel.

Neue Tramstrecken wurden untersucht

Verlängerte Straßenbahn

erfüllt alle Erwartungen

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35

34 Mobilität Mobilität

Der Ulmer Gemeinderat nahm die Ergeb- nisse der „Standardisierten Bewertung“

mit sehr großer Zustimmung zur Kenntnis.

Die Räte beauftragten die SWU Verkehr GmbH, die Entwurfs- und Genehmigungs- planung für die Linie Kuhberg–Wissen- schaftsstadt auszuarbeiten. Ziel ist es, 2012 in das Planfeststellungsverfahren zu gehen und die Fördermittel zu beantragen.

Laufen in den Verfahren die Dinge einiger- maßen reibungslos, könnten 2013 der Be- schluss zum Bau der neuen Strecke gefasst und die Arbeiten ausgeschrieben werden.

Ein erster Abschnitt könnte dann bis zum Jahr 2016/2017 fertiggestellt sein. Die Straßenbahn soll möglichst auch das Stadt- bild aufwerten. Der Gleisbau wird daher durch eine städtebauliche Planung beglei- tet werden. Nicht zu vergessen die Öffent- lichkeitsarbeit. Die Bau- und weiteren Planungsarbeiten werden durch eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden. Das schließt insbesondere die Beteiligung von Bürgern ein, die entlang der Trasse wohnen.

Neu-Ulm hat die Chancen auf eine Stra- ßenbahnlinie noch nicht aufgegeben. Aller- dings müssen weitere Voruntersuchungen beauftragt werden, um eine Linienvariante zu finden, die den geforderten Kosten-Nut- zen-Quotienten übertrifft.

Zusammen mit dem Regionalverband Donau-Iller und dem bayerischen Wirt- schaftsministerium trieb die SWU Verkehr GmbH 2010 die Vorbereitungen voran, die 9 Kilometer lange Eisenbahnstrecke zwi- schen den bayerischen Kommunen Senden und Weißenhorn für Nahverkehrszüge zu reaktivieren. Auf der Strecke fahren seit 1966 nur noch Güterzüge. 2009 schrieb die Deutsche Bahn AG die Strecke zum Verkauf aus. Die SWU Verkehr GmbH übernahm Gleise und Bahnanlagen und bewahrte so die Strecke vor der endgül- tigen Stilllegung. Der Personennahverkehr auf der Schiene hat Perspektive: Bis zu 1.800 Pendler täglich würden, so eine Untersuchung, mit dem Zug ins Oberzen- trum Ulm/Neu-Ulm fahren. Viele davon würden für eine schnelle ÖPNV-Anbindung ihr Auto stehen lassen.

Wie muss die Strecke ertüchtigt werden, damit Personenzüge bis zu 100 km/h schnell fahren können? Wie hoch wären die erforderlichen Investitionen? Diese Fra- gen konnte die SWU Verkehr GmbH 2010 abschließend klären. Rund zehn Millionen Euro werden für die Streckenertüchtigung veranschlagt: um Gleise, Signalanlagen und Bahnübergänge zu modernisieren; um bestehende Haltepunkte auszubauen und neue zu schaffen; um Gleise und Gleisbett zu erneuern; um die Bahnübergänge zu sichern. 2011 werden die weiteren Schritte eingeleitet.

Ulm: Planfeststellung für Straßenbahnlinie 2 wird vorbereitet

Der Freistaat Bayern ist Aufgabenträger und wird über seine Tochter, die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die Verkehrsleis- tungen ausschreiben. Die SWU Verkehr GmbH als Infrastrukturunternehmen wird das Planfeststellungsverfahren einleiten.

Um die Investitionen abzusichern, braucht das Unternehmen eine Bestellgarantie durch den Freistaat. Entgelte für die Tras- sennutzung sollen die Investitionen refi- nanzieren. Die Nahverkehrsstrecke von Weißenhorn nach Senden könnte der erste Baustein für ein regionales S-Bahnnetz sein. Denn es ist geplant, die Züge zum Ul- mer Hauptbahnhof durchfahren zu lassen.

Nur rund 25 Minuten würde die Zugfahrt von Weißenhorn ins Oberzentrum Ulm/

Neu-Ulm dauern, halb so lang wie mit der heutigen Busverbindung, schneller auch und nervenschonender als mit dem Pkw.

Eisenbahnstrecke Weißenhorn–Senden:

Voruntersuchungen sind abgeschlossen

Mobilität 2010 2009

Fahrgäste Anzahl 31.575.457 30.682.700

Linien Anzahl 20 20

Linienlänge Straßenbahn km 10,27 10,2

Linienlänge Bus km 206 202

Straßenbahngleisanlagen km 22 22

Haltestellen Anzahl 411 418

Wagenkilometer

Omnibus km 4.144.916 4.156.719

Straßenbahn km 711.874 643.298

Gesamt km 4.856.790 4.800.017

Nutzplatzkilometer km 479.330.710 467.635.942

Fahrzeuge

Straßenbahnwagen Anzahl 10 10

Omnibusse Anzahl 8 12

Omnibusse 15 m Anzahl 0 0

Gelenkbusse Anzahl 55 52

Industriegleis beförderte Waggons

Ulm Anzahl 4.604 6.875

Neu-Ulm Anzahl 3.003 2.259

Gesamt Anzahl 7.607 9.134

Gleislänge

Ulm m 7.960 7.960

Neu-Ulm m 8.700 8.700

Gesamt m 16.660 16.660

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37

36 Umwelt Umwelt

Nachtbaustellen brauchen helles Licht.

Tausend Watt zieht der „Powermoon“, eine Beleuchtungseinheit aus der Kabelnetz- Werkstatt. Die Leistung stellt üblicherweise ein Stromaggregat bereit. Der Diesel hat einen Nachteil: Er arbeitet laut. Die Nacht- ruhe von Anwohnern steht auf dem Spiel.

Seit 2010 geht den Monteuren sozusagen ein neues Licht auf. Anstelle des Dieselmo- tors liefert eine Brennstoffzelle den Strom – geräuschlos und auch sonst absolut um- welttauglich. Es werden keine Abgase in die Luft geblasen, als Rückstand bei der Stromerzeugung entsteht einzig harmloser Wasserdampf. Die Brennstoffzelle steckt in einem Anhänger und ist ein original Ulmer Produkt: entwickelt und gebaut von der Ul- mer Brennstoffzellen-Manufaktur (UBzM).

Auch der Wassermesstrupp ist mit dem Hänger unterwegs. Zur Feinortung verbor- gener Leckagen im Wassernetz werden eine Reihe von Messinstrumenten einge- setzt, die viel Strom brauchen. Dafür hat der Messwagen zwei Akkus an Bord. Die Brennstoffzellen-Batterie unterstützt die Akkus.

Jetzt gibt es Schrift und Siegel darauf: SWU NaturStrom wird garantiert aus erneuer- baren Quellen gewonnen. Das bestätigt der TÜV SÜD und hat der SWU im Juni 2010 ein entsprechendes Zertifikat verlie- hen. Um den „Herkunfts-TÜV“ zu erhalten, mussten die Stadtwerke unter anderem ei- nen Mengennachweis führen. Für jede Viertelstunde muss belegt werden, dass die gelieferte Menge an SWU NaturStrom zeit- gleich durch die Produktion oder den Ein- kauf grünen Stroms gedeckt ist. Den Strom erzeugt die SWU im Donau-Wasserkraft- werk Böfinger Halde und kauft ihn bei einem Erzeuger in der Schweiz ein, der sich ebenfalls auf Wasserkraft stützt und zertifi- ziert ist. Die verfügbare Menge von SWU NaturStrom übersteigt 100 Millionen Kilo- wattstunden im Jahr.

So heißt ein von der IHK Ulm initiiertes und durch die SWU unterstütztes Öko-Audit- Projekt. Ende 2008 gestartet richtet es sich an mittelständische Unternehmen, die ih- ren betrieblichen Umweltschutz verbessern wollen. 2010 hat sich das Tochterunter- nehmen SWU Verkehr GmbH dem Projekt angeschlossen. Es ging um Fragen wie:

Welche Bestimmungen hinsichtlich Um- weltschutz und Arbeitssicherheit sind für SWU Verkehr GmbH relevant? Mit welchen Gefahrstoffen gehen die Werkstatt-Mitar- beiter um, welche Stoffe gehören in ein entsprechendes Kataster? Werden Mitar- beiter regelmäßig geschult, zum Beispiel darin, wie Gefahrstoffe gelagert werden müssen? Wird der Abfall richtig entsorgt?

Werden Ressourcen richtig verwendet (und nicht etwa verschwendet)? Was das an- geht, war zum Beispiel ein prüfender Blick auf die Druckluft-Anlage für die Busse nützlich. Druckluft gilt als Energiekiller.

Deshalb sollten die Druckluft-Leitungen absolut dicht sein. Im April 2011 erhielten Ökoprofit und das Arbeitsschutz-Manage- mentsystem die Zertifizierung. Seit her geht auch der Verkehrsbetrieb in Sachen Um- weltschutz und Arbeitssicherheit mit gutem Beispiel voran.

Diese können sich ungehindert verbreiten, wenn das Kühlwasser nicht in geschlos- senen Rohren zirkuliert, sondern in offenen Wannen aufgefangen und immer wieder verwendet wird. Der beim Abkühlen ent- stehende Wasserdampf entweicht in die Luft und transportiert mögliche Krankheits- erreger in alle Himmelsrichtungen. Die SWU bot an, drei Mitarbeiter mit Erfahrung in Kühlsystemen und mit guter Ortskennt- nis auf die Suche zu schicken. Sie stellten eine Liste zusammen von Unternehmen, die in Ulm Kühltürme betreiben. Welche dieser Kühlsysteme allerdings offen sind, war nicht bekannt. Also klapperten die SWU-Mitarbeiter in einer mehrtägigen Ak- tion sämtliche Betriebe auf der Liste ab und wurden schließlich fündig. Die krank- heitsbringenden Legionellen hatten sich im Kühlwasser eines Blockheizkraftwerks im Ulmer Telekom-Gebäude gebildet und sich von dort aus über Wasserdampf in der Luft verbreitet. Die Erkrankten hatten sich buchstäblich auf der Straße angesteckt.

Der Wasserstoff als Energiespender kommt aus zwei Stahlflaschen, die ebenfalls im Anhänger untergebracht sind. Der Wasser- stoff-Vorrat reicht für einen 24-stündigen Dauerbetrieb. Bisher existierte die „Ulmer Stromschachtel“ lediglich als Prototyp. Sie ist jetzt erstmals in einem Fahrzeug einge- baut und muss zeigen, dass sie zum harten Alltagseinsatz taugt. Das fördert die Ver- breitung dieser Zukunftstechnologie. An der Ulmer Brennstoffzellen-Manufaktur sind die SWU und das Zentrum für Sonnen- energie- und Wasserstoff-Forschung Ba- den-Württemberg (ZSW) zu je 50 Prozent beteiligt.

Im Januar 2010 verbreitete eine Legio- nellen-Infektion Schrecken in Ulm. Über 60 Krankheitsfälle waren in kürzester Zeit ge- zählt worden. Für fünf Erkrankte sollte es keine Rettung geben. Beim Aufspüren des Infektionsherds leisteten SWU-Spezialisten wertvolle Hilfe. Schnell war klar geworden, dass das öffentliche Trinkwassernetz als Ansteckungsherd nicht infrage kommen konnte. Denn die Legionellen-Bakterien gedeihen in warmem Wasser bei Tempera- turen ab etwa 25 Grad Celsius. Trinkwasser im öffentlichen Netz erreicht aber nur 9 bis 12 Grad. Um sicher zu gehen, zogen die Mitarbeiter des SWU-Wasserlabors in der Wohnung einer Erkrankten Wasserproben.

Darin konnten keine Legionellen nachge- wiesen werden, ebenso wenig in Proben, die an verschiedenen Stellen des Leitungs- netzes entnommen worden waren. Wo also hatten sich die Erreger eingenistet? Über welche Wege konnten sie sich in so kurzer Zeit verbreiten? Bald gerieten Nasskühlan- lagen in Verdacht, wie sie in vielen Betrie- ben eingesetzt werden. Abwärme, wie sie zum Beispiel entsteht in Produktionsanla- gen oder aus dem Betrieb großer EDV-An- lagen, wird durch Wasser abgekühlt. Das Kühlwasser erwärmt sich dabei und kann so zum Nährboden für Bakterien werden.

Umwelt

Brennstoffzelle ist im SWU-Alltagseinsatz Ökoprofit Ökostrom ist zertifiziert Gefährlicher Wasserdampf

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