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Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit

Kurzbericht zur Auswertung der Einschulungsuntersuchungen 2009 im Bezirk Lichtenberg

Die kontinuierlichen Auswertungen der Einschulungsuntersuchungen ermöglichen seit 2005 einen Vergleich der jährlichen Ergebnisse in Lichtenberg sowie zu den Berliner Ergebnissen.

Die folgende Tabelle bildet einen Zeitreihenvergleich zu ausgewählten Problemlagen und Risi- ken der gesundheitlichen Entwicklung der Kinder ab. Nicht aufgeführt sind zum Beispiel die Früherkennungsuntersuchungen und die Impfungen, die in den vergangenen Jahren ein annä- hernd gleich hohes Niveau erreichten.

Tabelle 1: Problemfelder der Einschulungsuntersuchungen im Jahresvergleich 2005 bis 2009 und im Vergleich zu den Berliner Ergebnissen 2008 - Angaben %

ESU Lichtenberg Merkmal

2005 2006 2007 2008 2009

ESU Ber- lin 20081

Zähne nicht versorgt 14,3 12,6 14,5 12,9 15,0 15,7

Übe

(inkrgewicht

lusive Adipositas) 10,9 10,1 8,7 11,7 8,7 11,4

Körperkoordination 12,5 12,0 12,2 14,0 15,5 11,2

Visuomotorik 15,7 17,9 16,5 16,6 17,9 16,0

Visuelle Wahrnehmung 9,3 7,9 8,9 10,7 11,0 12,0

Pseudowörter 7,4 9,0 8,7 12,2 13,1 8,4

Wörter ergänzen 10,8 10,4 8,9 11,0 11,4 9,1 S-ENS auffällige Ergebnisse

Sätze nachsprechen 10,1 10,9 11,9 15,3 15,1 12,6 Sonderpädagogischer

Förderbedarf 5,0 7,9 6,7 6,6 7,3

Schulischer Förderbedarf 30,1 38,0 40,2 33,1 34,4

Keine An- gaben im Bericht

Fernsehen über 1 Stunde 49,9 40,9 41,4 40,5 38,9 32,6 Raucherhaushalte Befragung abweichend 57,6 53,9 47,6 46,3 40,1

Im direkten Zeitvergleich 2005 und 2009 haben sich die Ergebnisse bei allen S-ENS-Tests2 verschlechtert und der Förderbedarf hat sich entsprechend erhöht. Im Zeitreihenvergleich schwanken die Ergebnisse. Besonders problematisch sind die Ergebnisse bei allen drei Sprachtests und bei der Körperkoordination im Vergleich zum Berliner Durchschnitt (ESU 2008) zu bewerten.

Die auf freiwilliger Basis beruhenden Angaben zum Medienkonsum und zum Rauchen deuten auf einen verantwortungsvolleren Umgang im Zeitvergleich hin. Im Verhältnis zum Berliner Durchschnitt ist in Lichtenberg allerdings ein stärkeres Risikoverhalten zu erkennen.

Bei der Auswertung aller Untersuchungsfelder wird wieder deutlich, dass es für die gesund- heitliche Entwicklung der Kinder entscheidend ist, in welchem sozialen Umfeld es aufwächst.

Leider ist es immer noch traurige Realität, dass die Kinder aus Haushalten mit einem geringen

1 Die Berliner ESU- Auswertung 2009 liegt noch nicht vor.

2 Seit 2005 wird das Instrument S-ENS (Screening des Entwicklungsstandes bei Einschulungsuntersu- chungen) eingesetzt. Es beinhaltet Tests zum motorischen, kognitiven und sprachlichen Entwicklungs- stand sowie zur Beurteilung der deutschen Sprachkenntnisse der Kinder nichtdeutscher Herkunft.

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Bildungs- und Erwerbsstatus der Eltern schlechtere Testergebnisse erzielten, ein höheres Ri- sikoverhalten aufwiesen und stärker einer Tabakexposition ausgesetzt waren. Auch die Her- kunft spielt eine wichtige Rolle, was z.B. besonders auffällig bei der nicht ausreichenden Zahngesundheit oder bei der erhöhten Fernsehzeit ist.

Wie schon bei den Einschulungsuntersuchungen der vergangenen Jahre zeigt sich, dass die Jungen schlechtere Ergebnisse bei den S-ENS-Tests erzielten als die Mädchen und ihnen häu- figer Förderbedarf attestiert wurde.

Abbildung: Ausgewählte ESU - Ergebnisse 2009 nach Geschlecht - Angaben %

26,8 4,9

13,7 9,7

11,7 9,8

15,3

11,6 18,9

20,3 12,2

14,3 12,9

16,4 9,5

41,1

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

Schulischer Förderbedarf Sonderpädagogischer Förderbedarf Sätze nachsprechen - auffällig Wörter ergänzen - auffällig Pseudowörter - auffällig Visuelle Wahrnehmung - auffällig Visuomotorik - auffällig Körperkoordination - auffällig

Jungen Mädchen

Generell ist der positive Einfluss eines längeren Aufenthaltes in einer Kindertagesstätte über 2 Jahre zu beobachten, den immerhin 87,7 % der Einschulungskinder für ihre Entwicklung nut- zen konnten. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das beim Sprachvermögen der Kinder. Bei Kindern, die über 2 Jahre eine Kita besuchen, lagen die auffälligen Ergebnisse bei nur noch einem Drittel gegenüber den Kindern, die keine Kita bzw. diese nur kurz besuchten.

Im Weiteren sind die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen zu folgenden Schwerpunk- ten zusammengefasst:

1. Untersuchte Population und soziales Umfeld 2. Gesundheitliche Vorsorge

3. Gesundheitliche Lage 4. Risikoverhalten

5. Problemlagen in den Stadtteilen 6. Konsequenzen und Ausblick

1. Untersuchte Population

Es wurden insgesamt 1.865 Kinder untersucht (34 Kinder mehr als im Vorjahr). Die meisten Einschulungskinder 2009 kommen aus Neu-Hohenschönhausen Nord, gefolgt von Neu- Lichtenberg und Karlshorst.

Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund (nichtdeutscher Herkunft) ist um weitere 2,6 % auf 23,0 % gestiegen. 90,6 % dieser Kinder sind in Deutschland geboren. Erstmals wurden die einzelnen Herkunftsländer erfasst. Danach kommen die meisten Kinder nichtdeutscher Her- kunft aus Vietnam (127 Kinder), gefolgt von den Kindern aus Russland (106). Die meisten Ein- schüler nichtdeutscher Herkunft wohnen im Fennpfuhl, gefolgt von Neu-Hohenschönhausen Nord und Süd.

Nach sozialer Schichtbildung wurden von den Einschüler/innen 30,3 % der unteren sozialen Schicht; 41,8 % der mittleren und 27,9 % der oberen sozialen Schicht zugeordnet. Insgesamt ist eine leichte Verschiebung zur oberen sozialen Schicht mit einem Zuwachs von 3,7 Prozent-

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punkten zu erkennen. Trotzdem gibt es weiterhin erkennbare Problembezirke, wie Neu- Hohenschönhausen Nord mit einem Anteil von fast 50 % der Kinder, die der unteren sozialen Schicht zugehören.

Familiensituation

Die Mehrzahl der Kinder (64,2 %) lebt bei den Eltern. Zu 34,0 % gehören diese Familien der oberen sozialen Schicht an. Über ein Drittel der Einschüler/innen lebt bei nur einem Elternteil, überwiegend bei der Mutter. Die Familien der Alleinerziehenden sind nur zu 16,5 % der oberen Schicht zuzuordnen. 37,0 % der Lichtenberger Einschulungskinder wachsen als Einzelkinder auf.

Besuch von Kindertageseinrichtungen

Mit 96,8 % hat wieder eine große Mehrheit der Kinder (1,1 % weniger als 2008) vor der Ein- schulung eine Kita besucht. Größere Unterschiede gibt es hinsichtlich der Dauer des Kita- Besuchs bei den Herkunftsgruppen und den sozialen Schichten. So ist der Anteil der Kinder mit längerer Kita-Besuchsdauer (über 2 Jahre) bei Einschüler/innen der unteren sozialen Schicht (78,7 %) und der Kinder nichtdeutscher Herkunft (74,2 %) geringer. Dagegen haben 91,7 % der deutschen Kinder länger als 2 Jahre eine Kita besucht, 48 % sogar über 4 Jahre.

2. Gesundheitliche Vorsorge

Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen

Im Vergleich zur ESU 2008 ist der Vorsorgestatus etwa gleich geblieben, ebenso der Trend der abnehmenden Teilnahme mit zunehmendem Alter. Allerdings ist eine leichte Erhöhung der Inanspruchnahme der U8 im Alter von 31/2 - 4 Jahren zu erkennen. Bei den deutschen Kindern liegt die Teilnahme bei 88,5 % (2008: 87,3 %) und bei den Kindern nichtdeutscher Herkunft bei 82,4 % (Anstieg gegenüber 2008 um 8,7 %-Punkte).

Je höher der soziale Status ist, desto häufiger werden die Untersuchungen zur Früherkennung von Fehlentwicklungen und Krankheiten genutzt, was besonders ab der U6 in Erscheinung tritt.

Impfstatus

Der Durchimpfungsgrad hat wiederum ein sehr gutes Niveau erreicht. Im Berliner Vergleich liegt Lichtenberg seit den Einschulungsuntersuchungen 2005 beim Durchimpfungsgrad über dem Berliner Durchschnitt.

Die niedrigsten Impfraten sind bei Pertussis und bei Hepatitis B (96,7 %) zu verzeichnen. Bei allen anderen Impfungen liegt der Durchimpfungsgrad bei durchschnittlich 98 %.

Von 5,4 % der deutschen Kinder und 11,8 % der Kinder nichtdeutscher Herkunft konnte der Impfstatus nicht erhoben werden, da der Impfausweis nicht vorlag.

Die Unterschiede zwischen den sozialen Schichten treten bei den meisten Impfungen kaum noch in Erscheinung. Lediglich gegen Meningokokken C und Varizellen (Windpocken) wurden die Kinder der oberen sozialen Schicht deutlich weniger geimpft. Diese beiden Impfungen wur- den erst seit 2005 bzw. 2004 durch die STIKO empfohlen.

Zahngesundheit

Mit 85,0 % verfügt die Mehrheit der Einschüler über ein naturgesundes bzw. adäquat versorg- tes Gebiss, was aber eine Verschlechterung gegenüber 2008 um 2,1 % bedeutet. Die Kinder mit naturgesundem Gebiss liegen sogar mit 3,9 %-Punkten unter den Ergebnissen 2008. Bei 15,0 % der Kinder liegt ein nicht ausreichend versorgtes Gebiss vor.

Gegenüber 2008 hat sich die Differenzierung des Gebisszustandes der Kinder nach dem sozia- len Status ihrer Familie weiter verstärkt. So nimmt der Anteil der Kinder mit versorgtem Gebiss von der oberen zur unteren sozialen Schicht von 94,4 % bis auf 73,0 % ab. Alarmierend ist die Verschlechterung des Gebisszustandes der Kinder nichtdeutscher Herkunft um 8,5 % auf nur

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noch 69,8 %. Demgegenüber liegt der Anteil der deutschen Kinder mit versorgtem Gebiss bei 89,5 %.

3.

Gesundheitliche Lage

Übergewicht

Von den 2009 untersuchten Einschüler/innen in Lichtenberg wurden 5,2 % als übergewichtig und 3,5 % als adipös eingeschätzt. Das sind 2,0 % weniger übergewichtige und 1,0 % weniger adipöse Kinder als im Vorjahr. Damit wurde wieder das Niveau von 2007 erreicht.

Die deutschen Kinder weisen mit 8,1 % Übergewicht/ inklusive Adipositas (2,6 % weniger als 2008) den niedrigsten Anteil auf. Den höchsten Anteil beim Übergewicht (inklusive Adipositas) haben die Kinder aus dem ehemaligen Ostblock mit 12,9 % (3,6 % weniger als im Vorjahr) vor den Kindern aus den sonstigen Staaten mit 9,9 % (4,3 % weniger als im Vorjahr). Wie in den vergangenen Berichtsjahren sind die Kinder aus der oberen sozialen Schicht weniger überge- wichtig bzw. adipös als Kinder ihrer Altersgruppe aus der mittleren und vor allem unteren so- zialen Schicht mit einer Differenz von 4,7 %-Punkten.

Motorische und kognitive Entwicklung

In allen drei Tests zur motorischen und kognitiven Entwicklung haben die Einschulungskinder 2009 schlechtere Ergebnisse erzielt als 2008. Unauffällig und damit altersgemäß dem norma- len Entwicklungsstand entsprachen 68,1 % der Kinder in der Körperkoordination, 71,9 % der Kinder in der Visuomotorik und 76,6 % der Kinder in der visuellen Wahrnehmung.

Bei allen drei Subtests hatten Jungen, wie auch bei vergangenen Einschulungsuntersuchun- gen, schlechtere Ergebnisse als Mädchen. Eine Differenzierung der Testergebnisse nach Her- kunftsgruppen zeigt wie schon 2008, dass den größten Anteil an auffälligen Befunden bei der Körperkoordination die deutschen Kinder und bei der Visuomotorik und der visuellen Wahr- nehmung die Kinder aus dem ehemaligen Ostblock hatten. Kinder aus Familien der unteren sozialen Schicht erzielten in allen drei Tests die schlechtesten Ergebnisse.

Sprachfähigkeit

Auch bei den Screeningtests zur Sprachfähigkeit schnitten die Kinder schlechter ab als 2008.

Unauffällige Ergebnisse hatten 64,0 % der Kinder beim Subtest „Pseudowörter nachsprechen“, 68,6 % bei „Wörter ergänzen“, 72,8 % bei „Sätze nachsprechen“ und 57,1 % bei der Artikula- tion (keine Artikulationsfehler).

Die Kinder der unteren sozialen Schicht wiesen den größten Anteil grenzwertiger und auffälli- ger Testergebnisse auf.

Die einzelnen Subtests wurden sehr unterschiedlich von den Kindern deutscher und nichtdeut- scher Herkunft bewältigt. Der Test „Pseudowörter nachsprechen“ und „Artikulation“, bei dem die individuellen deutschen Sprachkenntnisse weniger Bedeutung haben, fiel bei den deut- schen Kinder am schlechtesten aus. Bei den beiden anderen Sprachtests erreichten die Kinder nichtdeutscher Herkunft besonders häufig auffällige Ergebnisse.

Obwohl 90,6 % der Kinder nichtdeutscher Herkunft in Deutschland geboren sind, konnten sich nur 61,1 % gut bis sehr gut in deutscher Sprache verständigen. Die größten Probleme zeigten sich bei den Kindern arabischer Herkunft und aus den sonstigen Staaten. Betrachtet man die zwei größten Herkunftsländer, ist es bedenklich, dass nur 56,3 % der vietnamesischen und 58,5 % der russischen Kinder gute bis sehr gute deutsche Sprachkenntnisse besitzen.

Förderbedarf

Im Ergebnis der Tests stellten die Ärztinnen und Ärzte folgenden Förderbedarf fest:

- Für 137 Kinder (16 Kinder mehr als 2008) wurden Antragsempfehlungen für einen sonder- pädagogischen Förderbedarf, teilweise mit mehreren Förderschwerpunkten ausgesprochen.

Bei diesen Kindern lagen schwere Beeinträchtigungen des Sehens und Hörens, der Spra-

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che, der körperlichen und motorischen sowie geistigen Entwicklung vor. Der größte För- derbedarf ist im Bereich Sprache zu verzeichnen.

- Mehr als ein Drittel der Kinder erhielt eine schulische Förderempfehlung zu den Schwer- punkten Körperkoordination, Visuomotorik, Sprachheilpädagogik oder emotionale Entwick- lung. Bei 68 Kindern (3,6 %) wurde in allen 4 Schwerpunkten ein Förderbedarf festgestellt.

Die meisten Förderempfehlungen wurden für den Bereich Visuomotorik ausgesprochen.

4.

Risikoverhalten

Fernsehkonsum

Nach Angaben der Eltern sehen 5,1 % der Kinder nie fern, über die Hälfte der Kinder (56 %) sieht weniger als eine Stunde am Tag fern; 36,5 % der Kinder verbringen ein bis drei Stunden und 2,4 % mehr als drei Stunden am Tag vor dem Fernseher. 18,8 % der Kinder verfügen über einen eigenen Fernseher, was zu einem erhöhten Fernsehkonsum führt. Dabei ist der Anteil der Kinder nichtdeutscher Herkunft mit eigenem Fernseher höher als der der deutschen Kin- der.

Von der oberen zur unteren sozialen Schicht ist ein steigender Fernsehkonsum der Kinder zu verzeichnen. So beträgt der Anteil der Kinder, die über eine Stunde täglich3 fernsehen, bei der oberen sozialen Schicht 22,0 % und bei der unteren sozialen Schicht 52,1 %, wobei 30,2 % der Kinder aus der unteren sozialen Schicht über einen eigenen Fernseher verfügen und nur 6,2 % aus der oberen sozialen Schicht.

Die Kinder mit Migrationshintergrund verbringen wesentlich mehr Zeit vor dem Fernseher als die deutschen Kinder.

Rauchverhalten in der Familie

Die Mehrheit der Einschüler/innen (53,7 %) lebt in Nichtraucherhaushalten. Bei 31,42 % der Kinder raucht ein Familienmitglied, bei 15,0 % rauchen zwei und mehr Personen.

Je geringer der soziale Status ist, desto häufiger sind die Kinder einer Tabakexposition aus- gesetzt. Während in rund 2/3 der Haushalte der unteren sozialen Schicht geraucht wird, be- trifft das nur 1/4 der oberen sozialen Schicht. In Haushalten von Alleinerziehenden wird mit 52,1 % immer noch am meisten geraucht. Der Anteil der Nichtraucherhaushalte ist bei den Familien aus sonstigen Staaten am höchsten und bei den deutschen Familien am niedrigsten.

5. Problemlagen in den Stadtteilen

Wie eingangs schon erwähnt, korreliert die gesundheitliche Entwicklung stark mit der sozialen Situation der Familien und deren Umfeld. So zeigen auch die Einschulungsuntersuchungen 2009, dass in den Gebieten, die laut Monitoring soziale Stadtentwicklung 20094 einen niedri- gen bis sehr niedrigen Entwicklungsindex aufweisen, besonders viele Einschulungskinder mit gesundheitsrelevanten Defiziten aufwachsen. Das betrifft die Stadtteile Neu- Hohenschönhausen Nord, Fennpfuhl und Friedrichsfelde Nord, aber auch Neu- Hohenschönhausen Süd und Frankfurter Allee Süd. In der folgenden Tabelle werden ausge- wählte Problemlagen im Vergleich aller Stadtteile dargestellt.

3 Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt für Kinder ab 5 Jahren am Tag maximal

1 Stunde Fernseh- bzw. Computerkonsum

4 Im Rahmen einer regelmäßigen wissenschaftlichen Beobachtung der „Sozialen Stadtentwicklung“

wird seit 1998 in einem zweijährigen Rhythmus und seit 2008 jährlich ein Monitoring zur sozialstruktu- rellen und sozialräumlichen Entwicklung in Berlin fortgeschrieben. Dabei werden Indikatoren zu Ar- beitslosigkeit und Transferleistungsbezug („Status“) und Indikatoren zu Wanderungen und demogra- phischer Situation („Dynamik“) zusammengeführt und durch einen so genannten Entwicklungsindex (hoch bis sehr niedrig) dargestellt.

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Tabelle 2: Ausgewählte Problemlagen in den Lichtenberger Stadtteilen ESU 2009 - Angaben in %

Problemlagen S-ENS - auffällige Ergebnisse Stadtteile Anzahl der

untersuch- ten Kinder

Zähne nicht versorgt

Überge- wicht (einschl.

Adiposi- tas)

Körper- koordi- nation

Visuomo- torik

Visuelle Wahrneh- mung

Pseudo- wörter nach- sprechen

Wörter ergänzen

Sätze nachspre-

chen

Schuli- scher Förder- bedarf

Fernse- hen über 1 Stunde

Raucher- haushalte

LICHTENBERG GESAMT 1865 15,0 8,7 15,5 17,9 11,0 13,1 11,4 15,1 34,4 38,9 46,3

Malchow, Wartenberg, Falkenberg 29 7,1 3,4 10,3 6,9 0,0 6,9 3,4 3,4 20,7 38,5 40,7 Neu-Hohenschönhausen Nord 259 15,7 10,0 16,3 20,9 16,1 19,8 20,3 26,3 35,5 44,3 55,1 Neu-Hohenschönhausen Süd 206 17,0 11,6 14,9 30,6 14,7 20,1 17,9 31,9 44,2 53,3 54,5 Alt-Hohenschönhausen Nord 95 9,6 10,2 20,4 23,4 14,9 7,5 9,9 11,4 33,7 42,2 49,5 Alt-Hohenschönhausen Süd 183 11,2 4,1 13,6 16,0 7,7 9,3 8,1 10,0 28,4 40,0 35,2 Fennpfuhl 169 25,4 9,1 22,8 16,1 10,8 14,7 13,9 12,2 37,9 46,5 48,1 Alt-Lichtenberg 135 20,0 5,7 17,6 16,4 11,9 6,0 6,7 4,3 28,1 35,3 52,3 Frankfurter Allee Süd 71 19,7 16,7 20,3 15,7 4,3 12,7 12,5 15,9 31,0 39,4 51,5 Neu Lichtenberg 228 14,3 12,1 15,9 18,9 10,1 10,0 11,2 12,8 36,8 36,6 53,0 Friedrichsfelde Nord 98 20,0 12,5 16,8 14,3 11,5 11,0 13,2 17,3 38,8 39,8 63,6 Friedrichsfelde Süd 140 17,3 9,3 15,2 15,1 10,8 12,8 9,5 19,2 42,9 44,0 45,0 Rummelsburger Bucht 30 13,3 6,8 6,9 6,7 3,3 10,0 3,3 0,0 10,0 7,1 6,9

Karlshorst 210 3,3 2,0 7,2 9,1 7,2 13,1 2,9 5,3 26,2 15,2 21,8

ƒ Die grau hinterlegten Werte liegen über dem Bezirksdurchschnitt

(7)

7

6. Konsequenzen und Ausblick

Die untersuchten Gesundheitsfelder verdeutlichen, dass bei der gesundheitlichen Präventions- planung darauf zu achten ist, dass Fördermaßnahmen auf die jeweilige soziale Schichtzugehö- rigkeit, auf die Herkunft sowie auf die regionalen Bedarfsschwerpunkte abgestimmt sein soll- ten. Dies heißt wie jedes Jahr, eine gezielte Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Familien zu entwickeln, u.a. in Neu-Hohenschönhausen Nord und in Neu-Hohenschönhausen Süd.

Auffällig ist auch der Zusammenhang zwischen dem Besuch der Kita und den Leistungen be- sonders im Sprachvermögen der Kinder. Hier zeigen sich deutlich bessere Leistungen bei den Kindern, die die Kita länger als zwei Jahre besucht haben. Es sollten entsprechende Rahmen- bedingen geschaffen werden, um insbesondere Kindern aus den unteren sozialen Schichten einen langjährigen Kitabesuch zu ermöglichen. Ziel sollte sein, den Übergang von der Kita zur Schule adäquat zu gestalten. Darunter ist z.B. eine bestmögliche vorschulische Sprachförde- rung zu verstehen. Ausreichende deutsche Sprachkenntnisse sind Grundvoraussetzung, um dem Unterricht folgen zu können.

Welche gesundheitsförderlichen Präventionsansätze werden weiter verfolgt?

Zur Förderung der sprachlichen Kompetenz sei in diesem Zusammenhang auf das erfolgreiche Lichtenberger Vorlesprojekt „Deutschland liest vor. Lichtenberg liest mit“ verwiesen. Dabei handelt es sich um ein Projekt, in dem gegenwärtig etwa 85 Lichtenbergerinnen und Lichten- berger in 35 Kindertagesstätten und Grundschulen Kindergruppen vorlesen. Das Lichtenberger Vorleseprojekt existiert seit 2007. Zielgruppe sind seitdem alle Kitakinder, insbesondere die, die von Haus aus wenig oder nicht mit Büchern in Berührung kommen und einen offensichtli- chen Bedarf in der Sprachentwicklung aufzeigen.

Regelmäßige Vorleser-Stammtische sorgen für einen stetigen Austausch untereinander sowie für Anregungen hinsichtlich der Bücherauswahl durch die Kinderbibliothekarinnen des Bezirks.

Eine dazu durchgeführte Befragung unter den Leiter/innen der beteiligten Kindertagesstätten ergab ein durchgängig positives Bild des Projekts. Das Vorleseprojekt wurde von der Pla- nungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit initiiert und aufgrund des inhaltlichen Schwer- punkts im Jahr 2010 an die Abteilung Kultur und Bürgerdienste/ Bibliotheken abgegeben.

Auf Initiative der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit wird die Etablierung von re- gionalen Rundtisch-Gesprächen zum Thema Kindergesundheit mit allen entscheidenden Akteu- ren in den sozialstrukturschwachen Gebieten (Neu-Hohenschönhausen Nord, Neu-Hohen- schönhausen Süd, Friedrichsfelde Nord) im Jahr 2011 fortgeführt. Hierbei werden regelmäßig die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung ausgewertet, um nach Lösungs- und Strategie- möglichkeiten zu suchen. Im Zuge dessen finden außerdem gesundheitsförderliche Maßnah- men im Rahmen der Quartiersentwicklung statt (BVV-DS/1235/VI).

Die Ergebnisse der ESU 2009 verdeutlichen des Weiteren einen signifikanten Entwicklungsun- terschied zwischen Jungen und Mädchen. In nahezu allen Bereichen schneiden die Jungen schlechter ab und zeigen Entwicklungsverzögerungen auf.

Im Rahmen des neuen Männergesundheitsberichtes 2010 geht u.a. ein Abschnitt dezidiert auf den Zusammenhang zwischen Jungen und ihre Gesundheit ein. Hierbei wird auf folgende Un- terthemen eingegangen: Jungen und Gesundheitsförderung, Jungen im Einschulungsalter, Jungen und Sexualität, Jungen und Online-Sucht und Jungensozialisation in Frauen dominier- ten Umfeldern. Die Konsequenzen und daraus resultierenden Perspektiven fließen in die Män- nergesundheitskonferenz ein. Somit dient der gesamte Männergesundheitsbericht als Anre- gungs- und Diskussionsgrundlage für einen weiteren Austausch auf der Fach- und Alltagsebe- ne.

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Quellenangaben

ƒ Bezirksamt Lichtenberg, Abteilung Familie, Jugend und Gesundheit, Planungs- und Koor- dinierungsstelle Gesundheit: Kindergesundheitsbericht 2010 - Auswertung der Einschu- lungsuntersuchungen 2008

ƒ BzgA: Broschüre „Tut Kindern gut! Ernährung, Bewegung, Entspannung“, 2006

ƒ Delekat, Dr. Dietrich, Leitender Kinderarzt im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, Be- zirksamt Friedrichshain-Kreuzberg: ESU - Auswertungsprogramm für die ESU-Daten 2005- 2008/ 2009

ƒ Häussermann, Prof. Dr. Hartmut, i.A. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin:

Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2009

ƒ Kinder- und Jugendgesundheitsdienst Lichtenberg: ESU-Daten 2009 aus dem Eingabepro- gramm

ƒ Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz: Grundauswertung der Einschulungsdaten 2008 in Berlin

Referenzen

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