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Archiv "Polymorphismus im SDF1-Gen möglicherweise für unterschiedliche AIDS-Progession verantwortlich" (27.03.1998)

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matischen Gentherapie-Protokolls diese inaktiven eIF-5A-Gene in das Immunsystem von HIV1-infizierten Patienten eingebracht werden kön- nen.

Die Bildung der entsprechen- den Proteine könnte spezifisch zur Hemmung der Virusvermehrung im behandelten Patienten führen. Diese selektive Inhibition der spezifischen Wechselwirkungen zwischen Virus und Wirtszelle bei der viralen Genex- pression macht die identifizierten Faktoren zu attraktiven Kandidaten für den Einsatz in der somati- schen Gentherapie bei HIV- Erkrankungen.

Einsatz von

Lebend-Impfstoffen?

Durch die öffentliche Diskussion über den mög- lichen Einsatz eines ab- geschwächten HIV-Lebend- Impfstoffes an freiwilligen Probanden in den Vereinig- ten Staaten erhielt das Bam- berger Symposium zusätzli- che Aktualität, da der Ent- decker dieses Impfstoffes, Prof. Ronald C. Desrosiers vom Primate Research Cen- ter der Harvard Medical School in Boston, zu den Gastsprechern dieses Sympo- siums gehörte.

Am Rande des Symposi- ums wurde intensiv über die- sen Imfpstoff diskutiert. Die Entwicklung eines wirksa- men HIV-Impfstoffes ist schon seit langem ein wichti- ger Schwerpunkt in der HIV- Forschung. Besondere Be- deutung hat er für Entwick- lungsländer, in denen 90 Pro- zent der HIV-Infizierten le- ben und in denen eine HIV-Thera- pie nicht bezahlbar ist. Herkömm- liche Impfstrategien mit inaktivier- ten Viren, viralen Proteinen, syn- thetischen Peptiden, rekombinanten Vakziniaviren, Virus-ähnlichen Par- tikeln und gereinigter DNA haben selbst unter stark optimierten ex- perimentellen Bedingungen bisher enttäuschende Resultate geliefert.

Im Jahre 1991 publizierte die Ar-

beitsgruppe von Desrosiers in der Zeitschrift Cell ein sehr überra- schendes Ergebnis: Affenimmunde- fizienzviren (SIV) mit einer großen konstruierten Deletion im nef-Gen vermehrten sich im Vergleich zu Formen mit intaktem nef etwa 1000fach weniger effizient und wa- ren nicht pathogen.

Dieses Ergebnis hat die bis da- hin vorherrschende Meinung zur Wirkungsweise des nef-Gens voll- ständig gewandelt; war man doch da- von ausgegangen, daß nef die Virus-

vermehrung inhibiert und möglicher- weise eine Rolle bei der Latenzent- wicklung spielt. Spektakulär war auch das nächste Ergebnis aus dem Labor von Desrosiers: Als die Tiere mehr als zwei Jahre nach der Infekti- on mit den nef-defekten SIV-Varian- ten Belastungsinfektionen mit hohen Dosen an pathogenen Viren ausge- setzt wurden, waren alle vor der In- fektion geschützt.

Basierend auf diesen Ergebnis- sen schlug Desrosiers bereits 1993 ein stufenweises Konzept zur Ent- wicklung von abgeschwächten Im- mundefizienzviren als AIDS-Vakzi- ne vor. Dazu gehört insbesondere das Einfügen von Defekten in meh- reren viralen Genen zur Erhöhung der Sicherheit. Es soll damit verhin- dert werden, daß ein defektes HIV- Impfvirus zu einer AIDS-Erkran- kung führt.

Inzwischen haben mehrere For- schungsgruppen bestätigt, daß die le- bend-attenuierten Viren ei- nen sehr effizienten Schutz induzieren. Weiterhin wur- den keine Reversionen zu pa- thogenen Formen beobach- tet.

Die Resultate weisen je- doch auch darauf hin, daß ei- ne gewisse virale Vermeh- rung notwendig ist, um das Immunsystem so zu stimulie- ren, daß ein wirksamer Schutz aufgebaut wird. Diese notwendige virale Vermeh- rung birgt jedoch auch das Si- cherheitsrisiko einer derarti- gen Vakzine. Die Gruppe von Prof. Ruth Ruprechtaus Bo- ston zeigte, daß auch nef-de- fekte Varianten, wenn man sie neugeborenen Rhesusaf- fen, deren Muttertiere nicht infiziert waren, in sehr hohen Dosen direkt nach der Ge- burt oral appliziert, AIDS verursachen können.

Da unter derartig extre- men Bedingungen wohl jeder Lebendimpfstoff zu Kompli- kationen führen würde, sind noch unpublizierte Berichte über vereinzelte Erkrankun- gen bei ausgewachsenen Rhesusaffen wesentlich be- unruhigender. Wichtige Hin- weise darauf, daß möglicherweise auch abgeschwächte HIV-Vakzinen gegen AIDS beim Menschen herge- stellt werden können, ergaben Un- tersuchungen an langzeitasympto- matischen HIV1-Infizierten.

Mittlerweile konnten weltweit bei insgesamt neun dieser „Nonpro- gressors“ ausschließlich nef-defekte Proviren nachgewiesen werden. Alle zeigten eine sehr niedrige Virusbela- A-752

M E D I Z I N

(60) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 13, 27. März 1998

KONGRESSBERICHT

Polymorphismus im SDF1-Gen möglicherweise für unterschiedliche

AIDS-Progession verantwortlich Möglicherweise beeinflussen nicht nur Defekte in HIV-Korezeptoren CCR2 und CCR5 die AIDS-Pa- thogenese. Eine neue Studie unter der Leitung von Dr. Stephen O’Brien (National Cancer Institute, Be- thesda, USA) beschreibt homozygote Sequenzvaria- tionen in der konservierten, nicht-translatierten 3’Region des Gentranskripts für SDF1 bei knapp 5 Prozent der untersuchten Patienten (Winkler C et al.: Genetic restriction of aids pathogenesis by an SDF1 chemokine gene variant. Science 1998; 279:

389–393). Das Auftreten dieser SDF1-3’A-Variation soll die Progression zu AIDS stärker verlangsamen als die beschriebenen Defekte in den Korezeptoren.

Die Autoren spekulieren, daß dieser Sequenz-Poly- morphismus die Produktion oder den Transport von SDF1 beeinflußt. Eine erhöhte SDF1-Produktion könnte dann, über die Blockierung und die Herabre- gulierung von CXCR4, die Vermehrung der zytopa- thischen SI-Varianten herabsetzen und so die Pro- gression zu AIDS verlangsamen. Falls es sich be- stätigt, daß diese Mutation die SDF1-Konzentratio- nen in HIV1-Infizierten erhöht, eröffnet diese Beob- achtung wichtige Perspektiven für die Entwicklung neuer Therapeutika. SDF1 selbst oder modifizierte Formen des Moleküls könnten möglicherweise selbst zu späten Stadien der Infektion HIV1 wirksam

hemmen. Monika Gröne

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dung und entwickelten keine Anzei- chen einer Immundefizienz.

Es gibt einige Ansätze, um die Effizienz und die Sicherheit dieser lebend-attenuierten Impfstoffe zu erhöhen. So hat Priv.-Doz. Dr. Klaus Überla aus Erlangen rekombinante SIV-Varianten hergestellt, die ver- schiedene Zytokingene anstelle des nef-Gens enthalten.

Durch die lokale Koexpression der Zytokine mit den viralen Anti- genen sollen die antivirale Immun- antwort verbessert und Mechanis- men, die für eine protektive Immun- antwort wichtig sind, identifiziert werden. Desrosiers stellte in sei- nem Vortrag ein weiteres Konzept vor, den jetzigen Impfstoff zu ver- bessern.

Die viralen Hüllproteine, die ein Hauptziel der antiviralen Immun-

antwort darstellen, bestehen zu etwa 50 Prozent aus Kohlenhydraten. Die starke Glykosylierung erschwert die Erkennung durch neutralisierende Antikörper und hilft anscheinend dem Virus, sich dem Zugriff des Im- munsystems zu entziehen. SIV-Vari- anten, bei denen einige Glykosylie- rungsstellen entfernt worden waren, induzierten höhere Antikörpertiter und waren nicht in der Lage, effizi- ent zu persistieren. Möglicherweise würden also abgeschwächte, defekte Varianten, deren Hüllproteine in we- niger starkem Maße durch Zucker- reste maskiert sind, sowohl eine bessere Immunantwort induzieren als auch gleichzeitig stärker abge- schwächt sein.

Zusammenfassend stellen auf- grund der beindruckenden Schutzef- fekte die attenuierten Lebendviren,

trotz der großen Sicherheitsproble- matik, eine der aussichtsreichsten Strategien der HIV-Impfstoffent- wicklung dar.

Ob ein derartiger Impfstoff je- doch jemals breite Anwendung im Menschen finden wird, ist aufgrund der schwierigen Sicherheitsabschät- zung zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen.

Priv.-Doz. Dr. rer. nat.

Frank Kirchhoff

Dr. rer. nat. Monika Gröne Prof. Dr. rer. nat. Joachim Hauber Nationales Referenzzentrum für Retroviren

Institut für Klinische und Molekulare Virologie

Universität Erlangen-Nürnberg Schloßgarten 4

91054 Erlangen

A-754

M E D I Z I N

KONGRESSBERICHT/FÜR SIE REFERIERT

(62) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 13, 27. März 1998 Werden in Städten für intravenös

Drogenabhängige Nadelaustausch- Programme angeboten, führt dies im Durchschnitt zu einer abnehmenden HIV-Seroprävalenz. Dies ist ein Stu- dienergebnis einer australischen Ar- beitsgruppe, die die Wirksamkeit die- ser, teilweise umstrittenen, Schlüssel- strategie zur Bekämpfung der Aus- breitung der HIV-Infektion unter- suchte.

In der Studie von Hurley et al.

wurden die Daten aus verschiede- nen publizierten Untersuchungen zur HIV-Seroprävalenz der Jahre 1984 bis 1994 zur Analyse herangezogen. Fer- ner wurden unveröffentlichte Infor- mationen über die HIV-Seropräva- lenz aus mehreren Gesundheitszen- tren der Vereinigten Staaten über den Zeitraum von 1988 bis 1993 ausgewer- tet. Die vorliegende Untersuchung basiert auf Daten aus 81 Städten und von insgesamt 322 892 Drogenab- hängigen.

Im Durchschnitt stieg die HIV- Seroprävalenz in 52 Städten ohne Na- delaustausch-Programme um jährlich 5,9 Prozent. Die HIV-Seroprävalenz sank hingegen durchschnittlich um 5,8 Prozent pro Jahr in 29 Städten, in de-

nen diese Präventivmaßnahme einge- führt worden war.

Eine plausible Erklärung dieser Differenz sehen die Autoren in einer Verminderung der HIV-Inzidenz un- ter intravenös Drogenabhängigen durch die Nadelaustausch-Program- me. Nach Ansicht der Autoren spre-

chen die Ergebnisse der Studie, trotz einiger Einschränkungen, zusammen mit dem verständlichen theoretischen Mechanismus der Nadelaustausch- Programme für die Wirksamkeit die-

ser Maßnahme. mll

Hurley SF et al.: Effectiveness of needle- exchange programmes for prevention of HIV infection. Lancet 1997; 349:

1797–1800.

Dr. Hurley, Research and Development Division, CSL Limited, 45 Poplar Road, Parkville, Victoria 3052, Australien.

Gute Ergebnisse der Nadelaustausch- Programme für Drogenabhängige

Die Bedeutung der Rachenan- ästhesie vor Durchführung einer Ma- genspiegelung wird unterschiedlich be- urteilt. Viele Gastroenterologen ver- zichten auf diese Maßnahme, da an- schließend noch für einige Zeit die Gefahr einer Aspiration besteht. Die Autoren von der Royal London School of Medicine führten eine randomisierte Doppelblindstudie durch, wobei ent- weder 30 mg oder 100 mg Xylocain- Spray zum Einsatz kamen und die Pa- tienten diese Maßnahme zu beurteilen hatten.

Unter der 100-mg-Dosierung klag- ten weniger Patienten über Schwierig- keiten beim Einführen des Endoskops und während der gesamten Untersu- chung. Trotzdem bestand etwa ein Drittel der Patienten auf zusätzlich se-

dierenden Maßnahmen. Ängstliche Pa- tienten jüngeren Lebensalters, insbe- sondere Frauen, sprachen sich auch nach ausgiebiger Rachenanästhesie für sedierende Maßnahmen bei künftigen Magenspiegelungen aus, so daß weni- ger die Rachenanästhesie, in welcher Dosierung auch immer, als vielmehr se- dierende Maßnahmen entscheidend zur Akzeptanz der Untersuchung bei-

tragen. w

Mulcahy HE, Greaves RRSH, Ballinger A, Patchett S E, Riches A, Fairlough PD, Farthing MJG. A double-blind ran- domized trial of low-dose versus high- dose topical anaesthesia in unsedated upper gastrointestinal endoscopy. Ali- ment Pharmacol Ther 1996; 10: 975–979.

Digestive Diseases Research Centre, St.

Bartholomew’s and The Royal London School of Medicine and Dentistry, Lon- don, Großbritannien.

Rachenanästhesie vor Gastroskopie?

Referenzen

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