Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 51–52⏐⏐25. Dezember 2006 [75]
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em sich abzeichnenden Man- gel an niedergelassenen Ärz- tinnen und Ärzten in Niedersachsen wird die Kassenärztliche Vereini- gung Niedersachsen (KVN) eine Umsatzgarantie für Niederlassun- gen in einem unterversorgten Be- reich oder von Unterversorgung be- drohten Planungsbereich entgegen-setzen. Dafür stellt die KVN ab 2007 Fördermittel aus dem soge- nannten Sicherstellungsfonds zur Verfügung. Dies hat die KVN-Ver- treterversammlung auf ihrer jüngs- ten Sitzung beschlossen.
Um den jetzigen Stand der ambu- lanten Versorgung in Niedersachsen zu halten, müssten sich in den kom- menden acht Jahren 3 679 Ärztinnen und Ärzte neu niederlassen. Das be- legt die „Arztzahlprognose 2015“
der KVN.
„Auch in schwierigen Zeiten neh- men wir unseren Sicherstellungsauf- trag sehr ernst“, sagte der Vorstands- vorsitzende der KVN, Eberhard Gramsch. Ohne diese Initiative der
KVN müsse sich die niedersächsi- sche Bevölkerung bald von der wohn- ortnahen, flächendeckenden Versor- gung verabschieden.
An den Gesetzgeber appelliert Gramsch, die Handlungsfähigkeit der Kassenärztlichen Vereinigungen zu erhalten und die Rahmenbedin- gungen nicht ständig zu verschlech-
tern. „Nur eine starke Kassenärztli- che Vereinigung wird auch in Zu- kunft eine qualitativ hochwertige Versorgung sicherstellen können“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Niederlassungsmüdigkeit als Problem
Der Vorstand der KVN hat das Pro- blem der Niederlassungsmüdigkeit junger Ärzte bereits vor einiger Zeit erkannt und ein 3-Stufen-Konzept zur Sicherstellung der ärztlichen Ver- sorgung in Niedersachsen beschlos- sen. Die dritte Stufe des Konzepts ist jetzt von der Vertreterversammlung der KVN initiiert worden. Die Mit- glieder des Gremiums waren sich
darin einig, dass ein finanzieller An- reiz in Form einer Umsatzgarantie in Höhe des durchschnittlichen Umsat- zes eines Arztes in seiner Fachgruppe für neue Niederlassungen ein geeig- netes Förderungsinstrument ist. Die Umsatzgarantie bezieht sich auf hausärztliche und fachärztliche Ver- sorgungsengpässe. Für den Fall, dass sich die Patientennachfrage nicht wie erwartet entwickelt, hat der neu nie- dergelassene Arzt dank der Umsatz- garantie Planungssicherheit.
Förderkonzept mit drei Stufen
Die beiden bereits angelaufenen Stufen des Förderkonzepts:1. Stufe – Steigerung der Motiva- tion zur Niederlassung durch
> Niederlassungsseminare der KVN
> Informationsveranstaltungen der KVN an Krankenhäusern und Universitäten
> Einbindung der KVN in die Weiterbildungskurse zur Allge- meinmedizin und
> Kontaktaufnahme mit den Ge- meinden zur Unterstützung
2. Stufe – Weiterentwicklung der Weiterbildungsförderung durch
> Kooperation und Koordinati- on von Weiterbildungsabschnitten in Klinik und Praxis
> Angebot eines Ausbildungs- plans mit exakt definierten Weiter- bildungsabschnitten
> Bereitstellung entsprechender Fördermittel zur Weiterbildungsför- derung und
> Weiterbildungsförderung in Verbindung mit einer konkreten Niederlassungspflicht.
Die jetzt beschlossene dritte Stu- fe runde das Förderkonzept ab, be-
tont Gramsch. I
Jens Flintrop
PERSPEKTIVE: NIEDERLASSUNG
Mit Umsatzgarantien gegen Ärztemangel
Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen stellt jährlich eine Million Euro zur Niederlassungsförderung zur Verfügung.
Der Ärzteflucht begegnen will die KV Nieder- sachsen mit einem dreistufigen Förder-
konzept. Foto:photothek.net