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Epidemiologische Untersuchungen zum Auftreten von Kannibalismus in der Ferkelaufzucht und der Schweinemast

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Academic year: 2022

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Tierärztliche Hochschule Hannover

Epidemiologische Untersuchungen zum Auftreten von Kannibalismus in der Ferkelaufzucht und der

Schweinemast

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin

der Veterinärmedizin -Doctor medicinae veterinariae-

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Kathrin König Halberstadt

Hannover 2017

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Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Thomas Blaha

Außenstelle für Epidemiologie (Bakum)

1. Gutachter: Prof. Dr. Thomas Blaha

2. Gutachter: Prof. Dr. Karl-Heinz Waldmann

Tag der mündlichen Prüfung: 18.05.2017

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meiner Familie

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Motto

„Wo irgendwie das Tier zum Dienst des Menschen gezwungen wird, muß jeder von uns mit den Leiden beschäftigt sein, die es um dessentwillen zu tragen hat. Keiner von uns darf ein Weh, für das die Verantwortung nicht zu tragen ist, geschehen lassen, soweit er es nur hindern kann. Keiner darf sich dabei beruhigen, daß er sich damit in Sachen mischen würde, die ihn nichts angehen. Keiner darf die Augen schließen und das Leiden, dessen Anblick er sich erspart, als nicht geschehend ansehen. Keiner mache sich die Last seiner Verantwortung leicht.“

(Albert Schweitzer, Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben)

"Wie auch immer ein Wesen beschaffen sein mag, das Prinzip der Gleichheit verlangt, daß (...) sein Leiden genauso zählt wie ein entsprechendes Leiden irgendeines anderen Wesens."

(Peter Singer, Befreiung der Tiere)

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Danksagung I

Abkürzungsverzeichnis III

Abbildungsverzeichnis V

Tabellenverzeichnis VII

1. Einleitung 1

2. Literatur

2.1 Rechtslage 3

2.2 Caudophagie beim Schwein 4

2.3 Einfluss- und Risikofaktoren

2.3.1 Stallklima (Licht, Temperatur, Belüftung, Schadgase) 6

2.3.2 Futter und Wasser 8

2.3.3 Belegdichte und Gruppengröße 10

2.3.4 Buchtengestaltung und Betreuung 11

2.3.5 Tiergesundheit 14

2.3.6 Tieralter und Gewicht 15

2.3.7 Genetik 18

2.3.8 Geschlecht und Gruppengestaltung 19

2.4. Beschäftigungsmaterial/-objekte

2.4.1 Motivation 21

2.4.2 Erforderliche Eigenschaften und Darbietung 22

2.4.3 Beschäftigungsdauer und Gewöhnung 31

2.4.4 Auswirkungen auf Tiere und Verhalten 33

2.4.5 Auswirkungen auf Haltungssysteme 36

2.5 Caudophagieausbruch

2.5.1 Mögliche Anzeichen 37

2.5.2 Ausbruch und Auswirkungen 40

2.5.3 Ökonomische Auswirkungen 44

(7)

Inhaltsverzeichnis

2.5.4 Kupieren der Schwänze/andere Maßnahmen 45

3. Material und Methoden

3.1 Versuchsplanung und –durchführung 48

3.2 Betriebe

3.2.1 Betriebsdaten 49

3.2.2 Leistungskennziffer 51

3.2.3 Stallbauten 51

3.2.4 Personal 65

3.3 Maßnahmenpakete

3.3.1 Belegdichte 68

3.3.2 Futter 68

3.3.3 Tier-Fressplatz-Verhältnis 69

3.3.4 Verwandtschaft 70

3.3.5 Einstallungstemperatur 71

3.3.6 Beschäftigungsobjekte/Beschäftigungsmaterial 71 3.4 Versuchsreihen in den Versuchsbetrieben

3.4.1 Betrieb A 82

3.4.2 Betrieb B 86

3.4.3 Betrieb C 92

3.5 Betriebsbesuche 93

3.6 Beurteilung Haltungsparameter Stallklima 95

3.7 SCHwiP – Erhebung 97

4. Ergebnisse

4.1 Stallklimaparameter

4.1.1 Betrieb A 98

4.1.2 Betrieb B 99

4.1.3 Betrieb C 99

4.2 SCHwiP - Beurteilung

4.2.1 Betrieb A 102

4.2.2 Betrieb B 104

(8)

Inhaltsverzeichnis

4.3 Versuchsreihen

4.3.1 Betrieb A 106

4.3.2 Betrieb B 127

4.4 Beschäftigungsobjekte/Beschäftigungsmaterial

4.4.1 Strohautomat/Strohraufe/Düsser Wühlturm 159

4.4.2 Dinkelmatte 162

4.4.3 BiteRite 162

4.4.4 Beißseil/Beißschlauch/Beißring 164

4.4.5 Papier 165

4.4.6 Wühlkegelwabe 166

4.4.7 Leckstein mit integriertem Spielzeug 166

4.4.8 Porkys Cooltoy 167

4.4.9 Scheuerbürste 168

4.4.10 Mik Toy 168

4.4.11 Holz 170

4.4.12 Antistressball 170

5. Diskussion 171

5.1 Bewertung der „Nullrunden“ 172

5.2 Bewertung des Abbruches des Versuches Betrieb C 174 5.3 Bewertung der Bemühungen und des Nichtkupierens 175

5.3.1 Betrieb A 177

5.3.2 Betrieb B 183

5.3.3 Beschäftigungsmaterial/Beschäftigungsobjekte 190

6. Fazit 193

7. Zusammenfassung 195

8. Summary 197

Literaturverzeichnis 199

(9)

Danksagung

Danksagung

Mein besonderer Dank gilt Professor Dr. Blaha von der Tierärztlichen Hochschule Hannover für die Betreuung des Forschungsprojektes und dieser Arbeit, für seine Unterstützung, Ratschläge, Hinweise, das stets offene Ohr, die unendliche Geduld innerhalb privat als auch beruflich bedingter Schreibpausen, das Mut zusprechen aber auch die Kritik.

Ebenso Professor Dr. Waldmann für die Hilfestellung, Korrektur und die Übernahme der Gutachtertätigkeit.

Ich danke ebenso Frau Dr. Wehmeier-Graf vom Landesamt für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt und Herrn Dr. John vom Tiergesundheitsdienst der Tierseuchenkasse Sachsen-Anhalt, die mir diese Forschungsarbeit erst ermöglicht haben. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Ihren Enthusiasmus, Ihren fachlichen Beistand und die tatkräftige Mitarbeit bei unzähligen Probenahmen.

Ein großes Dankeschön auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt, allen voran Herrn Dr. Weber. Durch die Erläuterungen zur Stalltechnik, die Untersuchung von Stallklimaparametern, den Hinweisen und Denkanstößen sowie der durch Sie ermöglichten Anwendung des SCHWIP-Systems war eine Beurteilung der Betriebe und der Versuch der Optimierung von Haltungsbedingungen erst durchführbar.

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachbereiches 4 des Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt möchte ich mich ebenfalls ganz herzlich bedanken. Ohne Zögern wurde sich die Zeit genommen, mir Untersuchungsverfahren zur erklären und zu zeigen, mir die Bedeutung einer korrekten Probenahme näher zu bringen und dabei im Verlauf der Forschungsarbeit stets geduldig Nachfragen zu beantworten. Danke, für die schnelle, unkomplizierte

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Danksagung

Untersuchung der eingesendeten Proben, das Befundschreiben und die Hilfe bei der Interpretation.

Auch ein riesen Dankeschön an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bestandstierärzte der am Forschungsprojekt teilnehmenden Betriebe. Danke für Ihren Einsatz, für Ihre Mühe und Unterstützung. Haben Sie Dank, dass sie eine zu Beginn des Projektes im Umgang mit Schweinen eher weniger vertrauten Person Einlass in die Welt der Schweinehaltung gegeben haben, dass Sie mir die Problematik wirtschaftlicher Interessen und Tierschutz von Ihrer Seite aus näher gebracht, Probleme aber auch Lösungsvorschläge aufgezeigt, mir so viel Vertrauen entgegengebracht und mir so viel Freiraum für eigene Entscheidungen gegeben haben.

Letztendlich Danke Familie, Freunde und Bekannte!

Durch eure Hilfe, durch euren Trost, euer an mich Glauben und auch den ein oder anderen Tritt in den Po ist diese Arbeit erst begonnen und nun endlich auch beendet worden. Dank an meine Eltern, für eure Geduld, Hilfe und auch finanzielle Unterstützung, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre. Ich danke meinem Bruder, der trotz seiner stressigen Arbeit und seinen zwei kleinen Rabauken die Zeit gefunden hat, einen großen Teil dieser Arbeit zu lesen und zu korrigieren.

Danke an meine Freunde für lange Telefonate und kraftspendende Abende.

Vielen Dank auch an den IT-Spezialisten, der sich, so lange es möglich war, zwischen Laptop, Drucker und Fenster gestellt, im Nirwana gespeicherte Dateien auf mir unerklärliche Weise wiedergefunden, abgestürzte Programme zum Leben erweckt, einen papierfressenden Drucker gezähmt und somit das ein oder andere Mal meine Nerven gerettet hat.

Vielen Dank!

(11)

Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

AB Antibiotika

Abb. Abbildung

Abh. Abhängigkeit

APP Actinobacillus pleuropneumoniae

Bsp. Beispiel

bzw. beziehungsweise

°C Grad Celsius

ca. circa

cm Zentimeter

CO2 Kohlenstoffdioxid

d Tage

d.h. das heißt

E. coli Escherichia coli

EFSA European Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)

et al. „und andere“

g Gramm

ggf. gegebenenfalls

ggr. geringgradig

hgr. hochgradig

i.d.R. in der Regel

k.A. keine Angabe

kg Kilogramm

KW Kalenderwoche

m Meter

m² Quadratmeter

max. maximal

mgr. mittelgradig

(12)

Abkürzungsverzeichnis

Nov. November

PMWS Post-Weaning Multisystemic Wasting Syndrome Ppm parts per million

PRRS Porcine Respiratory and Reproductive Syndrome rechtl. rechtlich

RL Richtlinie

S Sekunde

SchwIP Schwanzbeiß-Interventions-Programm

Std. Stunde

system. systemisch

Tab. Tabelle

u. und

u.a. unter anderem

u.ä. und ähnliche

v.a. vor allem

VO Verordnung

Vol. Volumen

Wo Woche

z.B. zum Beispiel

z.T. zum Teil

(13)

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Seite

Abbildung 1 : Schema Flatdeckabteil Betrieb A 53

Abbildung 2 : Buchtenschema Flatdeck Betrieb A 53

Abbildung 3 : Schema Maststallabteil Betrieb A 55

Abbildung 4 : Buchtenschema Mast Betrieb A 55

Abbildung 5 : Flatdeckbucht Betrieb A 56

Abbildung 6 : Mastbucht Betrieb A 56

Abbildung 7 : kleine Bucht „alte Stall“ 57

Abbildung 8 : große Bucht „alte Stall“ 57

Abbildung 9 : Schema Flatdeckabteil Betrieb B 59

Abbildung 10 : Buchtenschema Flatdeck Betrieb B 59

Abbildung 11 : Schema Mastabteil Betrieb B 61

Abbildung 12 : Buchtenschema Mast Betrieb B 61

Abbildung 13 : Flatdeckbucht Betrieb B 61

Abbildung 14 : Mastbucht Betrieb B 62

Abbildung 15 : Schema Flatdeckabteil Betrieb C 63

Abbildung 16 : kleine Bucht Flatdeck Betrieb C 63

Abbildung 17 : Schema Mastabteil Betrieb C 64

Abbildung 18 : Buchtenschema Mast Betrieb C 64

Abbildung 19 : Strohraufe Halm 72

Abbildung 20 : Strohautomat Halma 72

Abbildung 21 : Strohautomat Groba 73

Abbildung 22 : Düsser Wühlturm 73

Abbildung 23 : Dinkelmatte 74

Abbildung 24 : BiteRite 74

Abbildung 25 : Beißschlauch 75

Abbildung 26 : Beißseil 75

Abbildung 27 : Beißstrick 76

Abbildung 28 : Beißring 76

(14)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 29 : MikToy 77

Abbildung 30 : Papier 77

Abbildung 31 : Holz 78

Abbildung 32 : Leckstein 78

Abbildung 33 : Bürste 79

Abbildung 34 : Wühlkegelwabe 79

Abbildung 35 : Antistressball 80

Abbildung 36 : PorkysCooltoy 80

Abbildung 37 : Beispiel geringgradige Veränderung Schwanz 94 Abbildung 38 : Beispiel geringgradige Veränderung Schwanz 94 Abbildung 39 : Beispiel mittelgradige Veränderung Schwanz 95 Abbildung 40 : Beispiel mittelgradige Veränderung Schwanz 95 Abbildung 41 : Beispiel hochgradige Veränderung Schwanz 95 Abbildung 42 : Beispiel hochgradige Veränderung Schwanz 95 Abbildung 43 : Auftreten von Schwanzbeißen Betrieb A 125 Abbildung 44 : Tage ohne Schwanzbeißen in Betrieb A 126 Abbildung 45 : Auftreten von Schwanzbeißen Betrieb B 157 Abbildung 46 : Tage ohne Schwanzbeißen in Betrieb B 158

(15)

Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Seite

Tabelle 1 : Betriebsdaten 49

Tabelle 2 : Leistungskennziffer 51

Tabelle 3 : Belegdichte Flatdeck Betrieb A 53

Tabelle 4 : Belegdichte Maststallbucht Betrieb A 54 Tabelle 5 : Belegdichte Flatdeckbucht Betrieb B 59

Tabelle 6 : Belegdichte Maststall Betrieb B 60

Tabelle 7 : Übersicht der angewendeten Maßnahmen im Betrieb A 82-85 Tabelle 8 : Übersicht der angewendeten Maßnahmen im Betrieb B 86-91 Tabelle 9 : Übersicht der angewendeten Maßnahmen im Betrieb C 92

Tabelle 10 : Stallklimaparameter Betrieb A 100

Tabelle 11 : Stallklimaparameter Betrieb B 101

Tabelle 12 : Stallklimaparameter Betrieb C 101

Tabelle 13 : Ergebnisse Versuchsreihen Betrieb A 106-110 Tabelle 14 : Ergebnisse Versuchsreihen Betrieb B 127-133 Tabelle 15 : Maßnahmen ohne Auftreten von Schwanzbeißen Betrieb A 178 Tabelle 16 : Maßnahmen ohne Auftreten von Schwanzbeißen Betrieb B 184

(16)
(17)

Einleitung

1. Einleitung

Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft erfolgte ein Wandel hin zur intensiven Haltung von Tieren, mit der, durch Kostensenkung und effizientem Arbeiten, die Versorgung einer wachsenden Bevölkerung mit steigender Nachfrage nach tierischen Produkten sichergestellt werden sollte. Züchterische Fortschritte, Verbesserungen auf dem Gebiet der Tierernährung und auch wachsende Anforderungen an die Tiergesundheit und Hygiene infolge internationaler Beziehungen führten zu einer Verstärkung dieses Prozesses, der auf dem Gebiet der Tierbetreuung über lange Zeit nur auf Produktivitätssteigerung und Arbeitserleichterung ausgerichtet war.

Die z.T. jedoch enorme Überforderung bzw. fehlende Anpassungsfähigkeit der Tiere an eine eher ökonomisch geprägte Haltung, einhergehend mit spezifischen Erkrankungen sowie ausgeprägten Verhaltensstörungen, erfährt gegenwärtig infolge des sich ändernden Tier-Mensch-Verhältnisses steigende Beachtung.

Ein Beispiel für menschliches Handeln gegen die Bedürfnisse der Tiere ist das Kürzen der Schwänze beim Schwein. Diese mittlerweile zur Routine gewordene Maßnahme wird seit mehreren Jahrzehnten durchgeführt, da in der immer intensiver werdenden Haltung die Tiere begonnen haben, sich gegenseitig durch das sogenannte „Schwanzbeißen“ zu verletzen.

Heutzutage wird diese Vorgehensweise des Schwänzekupierens jedoch als ethisch nicht mehr vertretbarer Eingriff angesehen und ist darüber hinaus auch als Routinemaßnahme gesetzlich nicht zulässig (Richtlinie 2008/120/EG).

Des Weiteren ist zu beachten, dass es sich bei dem Körperteil Schwanz des Schweines um ein hochsensibles Kommunikationsorgan handelt, mit dem über vielfältige Haltungen und Bewegungen den „Mitschweinen“ signalisiert wird, wie man

(18)

Einleitung

sich fühlt (BLAHA 2013) und somit durch das Kupieren auch die Interaktion der Tiere untereinander deutlich gestört wird.

Laut den vorberichtlichen Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland zum Stichtag am 3. Mai 2014 insgesamt 28,1 Millionen Schweine in rund 27 100 Betrieben gehalten. Dabei findet in Deutschland hauptsächlich die intensive Tierhaltung auf Teil- oder Vollspaltenboden Anwendung.

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2010 wurden ca. 19 Millionen Schweine auf Spalten- und 7 Millionen Tiere auf Teilspaltenboden gehalten.

Alles in allem wurden im Jahre 2012 in Deutschland 58 349 687 Schweine geschlachtet.

Trotz der mit dem routinemäßigen Kupieren der Schwänze einhergehenden weitverbreiteten Missachtung des Tierwohles und der Kenntnis über den bestehenden Rechtsbruch, wird ein Umdenken innerhalb der Tierhaltung derzeit durch die Skepsis vieler Schweinehalter erschwert. Steigende Betriebskosten bei stagnierenden oder sogar sinkenden Fleischpreisen und dem vorherrschenden Verbraucherwunsch nach günstigen Lebensmitteln führen zu finanziellen Belastungen und v.a. in kleineren Betrieben zu Existenzängsten, die die Aufwendungen für einen Verzicht des Kupierens häufig nicht angemessen erscheinen lassen.

Aus diesem Grund wurde in dem Zeitraum Oktober 2012 bis August 2014 in drei in Sachsen-Anhalt ansässigen Betrieben ein empirisches Forschungsprojekt durchgeführt. Ziel des Projektes war die Entwicklung von Maßnahmenpaketen, die es ermöglichen sollten, auf das Kupieren der Schwänze vollkommen verzichten zu können. Dabei sollten jedoch keine großen strukturellen Veränderungen vorgenommen werden, sondern ausschließlich mit betriebseigenen Gegebenheiten gearbeitet werden, um die finanzielle Belastung der Betriebe so gering wie möglich zu halten.

(19)

Literaturteil

2. Literatur

2.1 Rechtslage

Mit der bereits im November 1991 erlassenen EU-Richtlinie 91/630/EWG über Mindestanforderungen für den Schutz von Schweinen wurde festgelegt, dass das Kürzen der Schwänze nicht routinemäßig erfolgen darf und Ausnahmen folglich nur gerechtfertigt sind, wenn im Betrieb nachweislich ohne diese Schutzvorkehrungen Schwanzbeißen aufgetreten ist.

An dieser Forderung wurde auch in der aktuellen Neufassung der Richtlinie 2008/120/EG festgehalten.

Explizit wird nochmals darauf hingewiesen, dass das Kupieren der Schwänze nur erfolgen darf, wenn zuvor andere Maßnahmen zur Vermeidung von Schwanzbeißen berücksichtigt worden sind, die auch Haltungsbedingungen und die Bestandsdichte umfassen.

Darüber hinaus wurde angeordnet, dass den Tieren ein ständiger „Zugang zu ausreichenden Mengen an Materialien“ gewährt wird, welche von den Schweinen bewegt und untersucht werden können. Dabei werden Stroh, Heu, Holz, Sägemehl, Pilzkompost, Torf oder Mischungen aus diesen Materialien genannt.

Auf nationaler Ebene wird der EU-Richtlinie in Deutschland durch das Tierschutzgesetz in Verbindung mit weiteren Verordnungen (u.a. Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung) Rechnung getragen. So ist in Deutschland das Kupieren der Schwänze nur in Ausnahmefällen und nur bei unter vier Tage alten Ferkeln ohne Betäubung gestattet. Die Notwendigkeit, sowohl Haltungsbedingungen als auch Bestandsdichte in die Bekämpfungsmaßnahmen von Schwanzbeißen mit einzubeziehen, wurde jedoch bei der Überführung von EU-Recht in das nationale Recht nicht berücksichtigt.

2008 erfolgten durch den britischen Fachverband für Nutztierschutz „Compassion in World Farming“ (CIWF) in mehreren EU-Mitgliedstaaten Untersuchungen zur

(20)

Literaturteil

Tiere mit kupierten Schwänzen gehalten wurden und somit das Problem des Rechtsbruches in fast allen EU-Mitgliedsstaaten vorzuliegen scheint (CIWF 2008;

BMELV 2011). Unter den kontrollierten Ländern befand sich u.a. Deutschland. Hier zeigte sich, dass in 79% der besuchten Betriebe bei einer beträchtliche Anzahl an Schweinen die Schwänze kupiert waren und des Weiteren bei 89% der Betriebe die Ausgestaltung der Stallungen als unzureichend angesehen wurde (CIWF 2008).

Unter Berücksichtigung dieser Daten wurde schließlich durch die Tierschutzorganisation ProVieh 2009 Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht und durch Vorlage neuer Daten 2010 auch die Einstellung des Beschwerdeverfahrens verhindert (OHM u. JOHNIGK 2011). Durch die dadurch hervorgerufene erhöhte Aufmerksamkeit, vermehrt durchgeführte Kontrollen sowie die mögliche Beeinträchtigung von Prämienzahlungen im Rahmen der EU- Agrarsubventionen wuchsen die Bestrebungen zur Beseitigung vorliegender Missstände.

2.2 Caudophagie beim Schwein

Mit dem Begriff Caudophagie wird in der Literatur eine Verhaltensstörung beim Schwein beschrieben, bei der es durch eine orale Manipulation am Schwanz eines Art- oder Buchtengenossen zu Verletzungen an diesem kommt. Die unter Caudophagie verstandene Stärke der Manipulationen sowie der Schweregrad der dabei hervorgerufenen Wunden im Schwanzbereich variiert jedoch deutlich.

So können in der Literatur nach TAYLOR et al. (2010) drei verschiedene Typen von Schwanzbeißen unterschieden werden. Dabei handelt es sich zum einen um den auf die Ausführungen von FRASER und BROOM (1990) basierenden „two-stage“-Typ, welcher nochmals in die „Pre-damage“- und die „Damaging“-Phase untergliedert werden kann. Bei diesem Typ treten leichte Manipulationen am Schwanz auf, die nur durch einige wenige Abwehrreaktionen beim betroffenen Tier gekennzeichnet sind und zu geringen Läsionen am Schwanz bzw. im Übergang zum „damaging“-Stadium

(21)

Literaturteil

zu blutenden Verletzungen mit deutlichen Abwehrreaktionen führen. Als Ursache wird in diesem Fall ein unbefriedigtes Wühl-und Kaubedürfnis angenommen.

Weiter unterteilen TAYLOR et al. (2010) in den „sudden-forceful“-Typ, in welchem durch ein starkes Beißen am Schwanz und eine folglich erhöhte Abwehr des betroffenen Tieres milde bis schwere Wunden ausgelöst werden, wobei als Auslöser ein Mangel an Ressourcen angesehen wird, und den „obsessive“-Typ, der im Verhalten der Tiere dem „sudden-forceful“-Typ ähnelt, dessen Auslöser jedoch unbekannt ist.

Darüber hinaus sind in den Beschreibungen zum Schwanzbeißen verschiedene Einteilungen der durch das Beißen verursachten Wunden zu finden. So nennen SCHRØDER-PETERSEN u. SIMONSEN (2001) die drei Wundtypen nach R. H. C.

Penny von 1981 mild, moderat und schwer bzw. untergliederten WALKER und BILKEI (2006) nach einem Punktesystem von „0“ bis „4“, wobei „0“ für fehlende Anzeichen von Schwanzbeißen steht und „4“ schließlich den Verlust von Schwanzteilen mit Schwellung und Entzündungszeichen beschreibt.

Einig ist man sich jedoch darin, dass Schwanzbeißen durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausgelöst wird (BRUNBERG et al 2011; MOINARD et al.

2003; SCHRØDER-PETERSEN u. SIMONSEN 2001; TAYLOR et al. 2012), zu schwerwiegenden wirtschaftlichen Einbußen führt (KRITAS u. MORRISON 2004;

SCHRØDER-PETERSEN u. SIMONSEN 2001; TAYLOR et al. 2012) und auch für die Gesundheit der Tiere aufgrund der Ausbildung von Infektionen drastische Folgen haben kann ( MARQUES et al. 2012; VAN DE WEERD et al. 2006).

So muss grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass mit dem Ausbruch von Schwanzbeißen in einer Bucht das Wohlbefinden aller Tiere beeinträchtigt wird.

Unglücklicherweise handelt es sich dabei um ein Problem, dass erst erkannt wird, wenn die ersten Verletzungen bereits sichtbar sind (ZONDERLAND et al. 2011).

Das Auftreten von Schwanzbeißen kann sowohl kurz nach dem Absetzen bis in die Mastphase hinein beobachtet werden (MOINARD et al. 2003), wobei v.a. der Zeitraum vom Absetzen bis zur Umstallung erhöhter Aufmerksamkeit bedarf (BLAHA 2013; MOINARD et al. 2000).

(22)

Literaturteil

Abzugrenzen von der eigentlichen Verhaltensstörung ist das sogenannte „tail - in - mouth“ - Verhalten, welches v.a. nach dem Absetzen der Tiere beobachtet werden kann und mit zunehmendem Alter der Tiere abzunehmen scheint (EFSA 2007), wobei i.d.R. keine Verletzungen am Schweineschwanz hervorgerufen werden.

Schwanzbeißen scheint hauptsächlich ein Problem der intensiven Nutztierhaltung zu sein (MCGLONE et al. 1990), konnte aber auch bei Schweinen in Freilandhaltung nachgewiesen werden (WALKER u. BILKEI 2006). Problematisch ist der Aspekt, dass in unterschiedlichen Produktionstypen den verschiedenen Risikofaktoren eine unterschiedliche Wichtung zugeordnet werden kann und somit allgemeine Empfehlungen ihre Wirksamkeit verfehlen können (TAYLOR et al. 2012). Überdies können sich mit dem Alter der Tiere natürlich auch die Ausprägung des Schwanzbeißens sowie die verursachenden Faktoren wandeln (ZONDERLAND et al.

2010 b) und tragen somit zur Komplexität dieser Verhaltensstörung bei.

2.3 Einfluss- und Risikofaktoren

Nach MOINARD et al. (2003) entsteht Fehlverhalten dort, wo natürliche Verhaltensweise nur unzureichend ausgelebt werden können. Im Zuge der Untersuchungen von TAYLOR et al. (2012) konnten aus der Literatur allein 83 Risikofaktoren identifiziert werden, die hauptsächlich den Bereichen Stallklima, Umweltbereicherung, Fütterung und Gesundheit der Tiere zugeordnet werden können.

2.3.1 Stallklima (Licht, Temperatur, Belüftung, Schadgase)

In der Schweiz ist das Kupieren der Schwänze seit Jahren verboten und zahlreiche Erfahrungen konnten gemacht werden, so dass nach WIEDMANN (2012) neben

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Literaturteil

Ammoniak- und Kohlendioxidgehalt der Luft auch Luftführung, Luftrate, Luftgeschwindigkeit und Temperaturschwankungen in eine Ursachenfindung miteinbezogen werden sollten. Dementsprechend werden in dem Bericht der EFSA (2007) als Risikofaktoren ebenso eine hohe Luftströmung, schlechte Luftqualität und eine künstliche Belüftung genannt, wobei darüber hinaus erwähnt wird, dass während der Jahreszeit Herbst vermehrt Schwanzbeißen aufzutreten scheint.

In der Veröffentlichung von HUNTER et al. (2001) wird geäußert, dass eine natürliche Belüftung einer Zwangslüftung stets zur Risikovermeidung vorzuziehen ist.

MOINARD et al. (2003) deuten in ihren Ausführungen an, dass das Schwanzbeißen deutlich wahrscheinlicher bei der Haltung der Tiere unter künstlichem Licht ist.

RAU und BAUER (2013) konnten ermitteln, dass Verletzungen an den Schwänzen v.a. bei extremen Witterungswechseln auftreten und SMULDERS et al. (2008) stellten ein erhöhtes Risiko für Schwanzbeißen in späteren Lebensphasen fest, wenn Jungtiere bereits in den ersten Lebenstagen, entgegen ihrer Bedürfnisse, zu hohen Umgebungstemperaturen ausgesetzt waren.

Generell muss davon ausgegangen werden, dass die Gefahr des Auftretens von Schwanzbeißen durch Stress steigt, der sowohl durch zu hohe als auch zu tiefe Temperaturen hervorgerufen werden kann (EFSA 2007; FREITAG et al. 2010;

FREITAG 2012).

In einer Umfrage von PAUL et al. (2007) wurden Schweinehalter um ein Ranking einzelner Risikofaktoren beim Auftreten von Schwanzbeißen gebeten, wobei 38,9%

der Befragten Probleme in der Temperaturregulierung und sogar 45,9% Störungen bei der Belüftung als wichtig bzw. sehr wichtig einschätzten. Auch bei der Befragung von 520 Schweinehaltern durch BRACKE et al. (2013) identifizierten diese das Klima als bedeutenden Einflussfaktor auf das Einsetzen von Schwanzbeißen.

(24)

Literaturteil

2.3.2 Futter und Wasser

Ein weiteres Risiko für das Auftreten von Schwanzbeißen wird häufig unter dem Punkt Fütterung der Tiere zusammengefasst, wobei in diesem Fall neben dem Futtermittel an sich auch die Futterzusammensetzung, die Fütterungstechnik und die hygienischen Voraussetzungen Beachtung finden müssen. In den Ausführungen der EFSA (2007) werden somit als Gefahr u.a. eine inadäquate Futteraufnahme, Mangel an bestimmten Nährstoffen, plötzlicher Futterwechsel und schlechte Futtermittelqualität genannt. Ähnliche Ansichten vertreten auch STALLJOHANN und BUßMANN (2011), die darüber hinaus auch noch die Schmackhaftigkeit des Futters aufführen, die folglich die Futteraufnahme der Tiere und die Versorgung mit Nährstoffen beeinflusst. In ihren Ausführungen raten sie z.B. zum Einsatz von Milchprodukten, Blutplasma und Fischmehl zur Eiweißversorgung bei der Ferkelfütterung. Des Weiteren beschreiben sie die Gefahr, die durch Mykotoxine ausgehen kann, da diese Hautreizungen verursachen können, aus denen Nekrosen hervorgehen, die durch den entstehenden Juckreiz ein Tolerieren des Beknabberns oder sogar Beißens der betroffenen Hautpartie zur Folge haben können.

Ergebnisse der Studie von FRASER (1987) zeigen an, dass ein erhöhter Salzappetit, z.B. durch eine Verringerung des Salzgehaltes in der Ration, die Attraktivität von blutigen, verletzten Schwänzen erhöhen kann, was wiederum nach dem ersten Auftreten von verletzten Tieren zu einer deutlichen Verschlimmerung des Geschehens führen könnte. Bei ihrem sogenannten „Seiltest“, in dem die Kauaktivität der Tiere zwischen einem unbehandelten und einem mit z.B. Salzlösung behandelten Seil verglichen wurde, zeigte sich eine deutliche Steigerung der Beißaktivität am behandelten Seil mit Verfütterung einer Mineralstoff-defizitären Diät, wobei mit erneuter Verfütterung der Normaldiät erst nach 4 Wochen diese Aktivität wieder gesenkt werden konnte, jedoch höhere Werte im Vergleich zur Ausgangssituation beibehielt. Eine weitere, ähnlich durchgeführte Untersuchung offenbarte, dass mit einer verminderten Proteinzufuhr ebenfalls eine gesteigerter

(25)

Literaturteil

Blutattraktivität (mit blutgetränktes Seil) und überdies eine Gewichtsabnahme bei den Tieren erzielt werden konnte (FRASER et al. 1991)

HUNTER et al. (2001) zeigten in ihren Untersuchungen, dass zwar kein Einfluss durch den Fütterungstyp, also eine ad libitum oder eine restriktive Fütterung, ausgeübt werden konnte, jedoch der Futtertyp Auswirkungen auf ein mögliches Schwanzbeißen hat. So sehen sie in einem pelletförmigen Futter ein deutlich größeres Risiko als bei einem flüssig- oder mehlförmigen Futtermittel. Auch SMULDERS et al. (2008) konnten nachweisen, dass dem Futtertyp eine große Bedeutung zu zuordnen ist. Für das Auftreten von Schwanzbeißen konnte bei diesen Untersuchungen ein erhöhtes Risiko für Trockenfutter im Gegensatz zu Flüssigfutter festgestellt werden.

Auch der Zugang der Tiere zum Futter und die sich daraus ergebene Konkurrenz innerhalb einer Tiergruppe müssen in die Gefahrenanalyse zum Auftreten von Schwanzbeißen mit einbezogen werden. Ein steigendes Risiko sehen SMULDERS et al. (2008), je weniger Fressplätze für die Schweine vorhanden sind und MOINARD et al. (2003), wenn sich mehr als fünf Tiere einen Fressplatz teilen müssen. HUNTER et al. (2001) berichten, dass sich Multispace-feeder günstig auf ein mögliches Beißgeschehen auswirken. In den Untersuchungen von RASMUSSEN et al. (2005) offenbarte sich, dass das Tier-Fressplatz-Verhältnis bei sensorgesteuerter Fütterung einen deutlichen Einfluss auf die Tageszunahmen und das Verhalten der Tiere hat.

V.a. leichtere Tiere zeigten bei einer Erhöhung des Tier-Fressplatz-Verhältnisses schlechtere Masttagszunahmen, mussten an den Trögen länger auf den Zugang warten und wurden häufiger mit aggressivem Verhalten vom Trog verdrängt. Die daraus folgende Frustration der Tiere könnte schließlich auch Ursache eines möglichen Beißgeschehens sein. MORRISON et al. (2003) konnten hingegen keinen Einfluss von Platzangebot und Futterplatz auf das Fressverhalten der Tiere nachweisen. Auffällig war in diesen Untersuchungen allein das vermehrte Auftreten von Tieren mit weniger Rückenfett bei einer Verminderung des gesamten Platzangebotes.

(26)

Literaturteil

In diesem Zusammenhang darf auch die Wasserversorgung der Tiere nicht vergessen werden. Entsprechend den Angaben zum Futter sind beim Futtermittel

„Wasser“ eine ausreichende Qualität (EFSA 2007) sowie die Anzahl der Tränken und deren Wasserdurchflussgeschwindigkeit (STALLJOHANN u. BUSSMANN 2011) von Bedeutung.

WERNER und SUNDRUM (2008) benennen die gesundheitsfördernde Wirkung von Raufuttermitteln (z.B. Förderung von Verdauungsprozessen) mit gleichzeitigem positivem Einfluss auf das Verhalten der Tiere, da durch die Befriedigung des Wühlbedürfnisses und einer Verminderung der Unruhe (z.B. als Folge der Futtersuche bei einer restriktiven Fütterung) eine deutliche Minderung von Aggressionen und Stereotypien erreicht werden kann.

2.3.3 Belegdichte und Gruppengröße

Auch das Platzangebot wird immer wieder als Risikofaktor für das Auftreten von Schwanzbeißen genannt, wobei in der Literatur deutliche Variationen der Einflussnahme von Belegdichte und Gruppengröße diskutiert werden.

So kommen MOINARD et al. (2003) zu dem Ergebnis, dass die Belegdichte einen großen Einfluss hat und das Risiko für Schwanzbeißen in der Mast bei 110kg/m² oder mehr deutlich erhöht wird. Auch PEARCE und PATERSON (1993) fanden heraus, dass eine Überbelegung zu reduziertem Erkundungsverhalten, zu chronischem Stress mit negativen Auswirkungen auf sowohl Tageszunahmen und Futterverwertung v.a. aber zu einer Zunahme von aggressivem Verhalten führte.

Auch das Auftreten von Hautverletzungen scheint nach den Angaben von TURNER et al. (2000) deutlich erhöht.

Hingegen fanden KRITAS und MORRISON (2004) in ihren Untersuchungen heraus, dass das Auftreten von Schwanzwunden und deren Schweregrad in keinerlei Verbindung zum Platzangebot oder der Belegdichte steht.

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Literaturteil

Für RODENBURG und KOENE (2007) ist eher die Gruppengröße von erhöhter Wichtigkeit. In dieser Arbeit wird erläutert, dass die Haltung von Schweinen in größeren Gruppen zu einer stärkeren Ausprägung von verletzendem, schädlichem Verhalten sowie erhöhter Angst und Stress führen kann und somit das Risiko für Schwanzbeißen verstärkt wird.

SCHMOLKE et al. (2003) untersuchten ebenfalls den Einfluss von unterschiedlichen Gruppengrößen mit jeweils 10, 20, 40 und 80 Tieren in einer Bucht und konnten keinen negativen Einfluss auf die Leistung (Tageszunahme, Futteraufnahme, Futterverwertung) und die Gesundheit der Tiere feststellen, jedoch unter der Bedingung, dass ausreichend Platz (0,76m² pro Schwein) und Futterressourcen (1 single-space-feeder pro 10 Tiere) zur Verfügung stehen.

Ähnliche Ergebnisse erzielten RANDOLPH et al. (1981), die ermittelten, dass die Wachstumsrate unbeeinflusst von der Gruppengröße ist, aber mit sinkendem Platzangebot pro Schwein abfällt und überdies durch eine Verringerung des Platzangebotes ein erhöhter Grad an aggressivem Verhalten aufgetreten ist.

RAU und BAUER (2013) konnten hingegen Schwanzbeißen weder durch ein über den gesetzlichen Mindestanforderungen liegendes Platzangebot noch durch Beschäftigungsmaterial verhindern.

PETERSEN (1994) schließt aus seinen Ergebnissen, dass bei Ferkeln, die unter natürlichen Bedingungen, also ausreichend Platz und einem mannigfaltigen Umfeld, gehalten werden, das Knabbern, Kauen oder Saugen an anderen Ferkeln sehr selten zu sehen ist und eher ein Problem der intensiven Tierhaltung zu sein scheint, folglich Umfeld und Platz eine wichtige Rolle spielen.

2.3.4 Buchtengestaltung und Betreuung

Als einer der wichtigsten Faktoren bei der Entstehung von Schwanzbeißen wird das Umfeld der Tiere angesehen (EDWARDS 2006), das infolge von fehlenden Stimuli zu Langeweile und Stereotypien führen kann (WOOD-GUSH u. BEILHARZ 1983)

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Literaturteil

bzw. sogar eine Beschäftigung der Tiere und das Ausleben von Erkundungsverhalten erst gar nicht ermöglicht (ABRIEL u. JAIS 2013; EFSA 2007;

TAYLOR et al. 2012) und daraus folgend durch Unterdrückung der Motivation und Verhaltensweisen schließlich zu Frustration führt (WOOD-GUSH u. VESTERGAARD 1989). In ihren Untersuchungen konnten WOOD-GUSH und VESTERGAARD (1989) aufzeigen, dass Ferkel aus einer mit Ästen, Steinen und Sägespäne angereicherten Umgebung deutlich weniger Bestrebungen zeigten eine neu angebotenen Bereich zu erkunden als Ferkel aus einem kargen Umfeld, die bis dato durch Entbehrungen ihrer Motivation nicht nachgehen konnten. Auch VAN DE WEERD et al. (2005) räumen ein, dass die Umwelt deutlich mehr Einfluss auf die Entwicklung des Verhaltens der Tiere zu haben scheint, als bisher angenommen.

So konnte z.B. in Untersuchungen festgestellt werden, dass nach dem Absetzen der Tiere in einem kargen Umfeld wesentlich mehr Schwanzbeißen zu finden war als in einem angereicherten Umfeld (URSINUS et al. 2014) oder dass sich in großzügig ausgestalteten Buchten das Schwanzbeißen deutlich reduzierte, auch, wenn es nicht vollständig unterdrückt werden konnte (ABRIEL u. JAIS 2013).

Nach BEATTIE et al. (2000) kann eine Bereicherung der Umwelt die Zeit reduzieren, die die Tiere inaktiv oder bei der Ausübung von fehlgerichtetem Verhalten verbringen bzw. die Dauer für das Ausleben des Erkundungsverhaltens erhöhen. Darüber hinaus konnte in der Untersuchung, bei der Mastschweine aus einer kargen Haltung mit Tieren aus einem angereicherten Umfeld verglichen wurden, festgestellt werden, dass sich die Leistung der Tiere aus diesen Gruppen deutlich unterschied. So zeigten die Tiere mit verbesserter Ausgestaltung der Bucht höhere tägliche Futteraufnahmen, höhere Wachstumsraten, höhere Gewichte der Schlachtkörper, höhere Grade an Rückenfett und überdies zarteres Fleisch (BEATTIE et al. 2000).

Ein grundlegender Aspekt ist dabei aber auch die Gestaltung der Bodenfläche in der Bucht. So ist das Risiko für das Auftreten von Schwanzbeißen um das 3,2 fache höher, wenn die Tiere auf Spalten oder Teilspalten gehalten werden (MOINARD et al. 2003). Auch SMULDERS et al. (2008) fanden heraus, dass das Auftreten von Schwanzbeißen in Verbindung steht mit dem Spaltenanteil der Bodenfläche, die die

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Literaturteil

Tiere in der Abferkelbucht geboten bekamen, so dass ein Beißgeschehen als wahrscheinlicher angenommen wird, je größer der Anteil des Spaltenbodens ist.

Darüber hinaus konnten VAN DE WEERD et al. (2005) nachweisen, dass selbst die Gabe eines einzelnen, einfachen Hilfsmittels zur Beschäftigung der Tiere nicht die Defizite kompensieren konnte, die durch einen Teilspaltenboden und ein karges Umfeld auf die Tiere einwirkten und dass Tiere auf Spaltenboden deutlich mehr unerwünschtes Verhalten gerichtet gegen andere Schweine zeigten.

Demgegenüber konnten VAN DE WEERD et al. (2005) aufzeigen, dass durch die Nutzung von Stroheinstreu die Entstehung von Schwanzbeißen verhindert werden konnte. Auch MOINARD et al. (2003) kamen zu der Überzeugung, dass Schwanzbeißen wahrscheinlicher ist, wenn den Tieren kein Stroh angeboten bzw.

dieses auch nicht regelmäßig erneuert wird.

Zur Bereicherung der Umwelt bzw. zur Buchtenausgestaltung gehören neben der Bodenbeschaffenheit nicht nur die Aufteilung der Bucht in unterschiedliche Schaffensbereiche wie Futter-, Liege- und Aktionsbereich, sondern auch die Nutzung von Beschäftigungsmaterial und –objekten, auf die ich aufgrund des Umfangs dieses Bereiches gesondert im Punkt 2.5 eingehen möchte. Erwähnen möchte ich hier jedoch die Versuche von ABRIEL und JAIS (2013), die den Einfluss von Haltungsbedingungen bei Aufzuchtferkeln untersuchten. Dazu hielten sie unkupierte Tiere zum einen in Standardbuchten (0,35 m²/Tier, 1 Beschäftigungsobjekt) und zum anderen in Tierwohlbuchten, die den Tieren mehr Platz (0,5m² pro Tier), eine zusätzliche offene Tränke und verschiedene Beschäftigungsobjekte und Beschäftigungsmaterial boten. Ersichtlich wurde bei diesen Untersuchungen, dass die Tiere aus den Tierwohlbuchten deutlich später mit dem Schwanzbeißen begannen, deutlich weniger Tiere betroffen und die Verletzungen weniger gravierend waren. Eine Eskalation trat nicht ein, obwohl keine Gegenmaßnahmen ergriffen wurden.

Ein wahrscheinlich manchmal vernachlässigter, aber dennoch wichtiger Punkt zur Vermeidung von Schwanzbeißen ist die Betreuung der Tiere. MOINARD et al. (2003) konnten z.B. nachweisen, dass das Risiko für das Auftreten von Schwanzbeißen um

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Literaturteil

das 1,06 fache ansteigt, sobald die Anzahl der Buchten ansteigt, für die ein Mitarbeiter verantwortlich ist. Das gezielte Beobachten der Tiere und das Recherchieren ist auch für WIEDMANN (2012) der Schlüssel zum Erfolg. So lassen sich erste Anzeichen aufspüren, ein mögliches Geschehen schon frühzeitig entdecken und ermöglichen so ein schnelles Eingreifen. Obendrein liefert die Tierbeobachtung wertvolle Hinweise zur Tiergesundheit und Tierleistung und trägt so zu einer besseren Wirtschaftlichkeit bei (WIEDMANN 2012). Dabei sollte eben nicht außer Acht gelassen werden, dass das Wohlergehen der Tiere auch in Verbindung zum Arbeitslohn der betreuenden Personen steht (SMULDERS et al. 2006).

2.3.5 Tiergesundheit

Die Gesundheit der Tiere scheint ebenso eine wichtige Rolle bei der Ausbildung von Schwanzbeißen zu spielen, da bei geringem Gesundheitsstatus zum einen das Wohlbefinden der Tiere deutlich reduziert sein und zum anderen auch die Frustration innerhalb einer Gruppe deutlich ansteigen kann.

So fanden MOINARD et al. (2003) heraus, dass das Vorliegen von respiratorischen Erkrankungen das Risiko für Schwanzbeißen um das 1,6 fache erhöht. Auch WALKER und BILKEI (2006) erläuterten in ihren Versuchsergebnissen, dass die Tiere im Verlauf ihrer Untersuchungen z.T. unter respiratorischen Erkrankungen litten und dieser Umstand als Unruhefaktor ein Auslöser für Schwanzbeißen sein kann.

RAU und BAUER (2013) bestätigten ebenfalls das häufigere Auftreten von Schwanzbeißen bei gesundheitlichen Problemen, wobei sie neben dem Husten als Ursache auch Durchfallerkrankungen nennen.

Dass Reizungen im Magen-Darm-Trakt sowohl Fütterung und Tierverhalten beeinflussen und Schmerzen im Verdauungstrakt zu Aggressionen führen könnten, stellten bereits STALLJOHANN und BUßMANN (2011) fest.So empfehlen WERNER und SUNDRUM (2008) die Gabe von Raufutter, um die Verdauungsprozesse zu

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Literaturteil

stabilisieren, ernährungsbedingte Störungen zu vermeiden und daraus folgende Erkrankungen zu verhindern.

Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass durch eine Erkrankung der Tiere auch deren Leistung, v.a. die Wachstumsrate, in Mitleidenschaft gezogen werden und dies zu kleineren leichten Tieren führen kann, deren Zugang zu Ressourcen wiederum durch größere, schwere Tiere deutlich behindert werden kann (EFSA 2007; TAYLOR et al. 2010) und somit über Frustration und Stress zu Schwanzbeißen führen könnte.

Generell ist die Hygienestrategie, die in einem schweinhaltenden Betrieb Anwendung findet, ein wichtiger Indikator für das Auftreten von Schwanzbeißen (SMULDERS et al. 2008).

Eine Mortalität nach dem Absetzen der Tiere von mehr als 2,5% erhöht laut MOINARD et al. (2003) das Risiko für Schwanzbeißen um das 3,9 fache.

WEISSENBACHER-LANG et al. (2012) untersuchten mögliche Ursachen für die Entstehung von Ohrrandnekrosen und konnten ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren feststellen, zu denen u.a. auch Viren, Bakterien, Parasiten und Mykotoxine gehörten. Es ist somit folglich nicht auszuschließen, dass auch im Bereich des Schwanzes durch ein Agens Durchblutungsstörungen auftreten, aus denen Nekrosen hervorgehen, die z.B. durch einen entstehenden Juckreiz dazu führen, dass das Beknabbern der Schwänze geduldet wird und dies einen Anstoß zur Entstehung von Schwanzbeißen liefert (JAEGER 2013; STALLJOHANN u.

BUSSMANN 2011).

2.3.6 Tieralter und Gewicht

Auch das Alter, speziell das Absetzalter der Tiere, sowie das Gewicht dieser wird oft als Risikofaktor für das Entstehen von Schwanzbeißen genannt.

Hierbei ist von Bedeutung das „Tail-in-mouth“-Verhalten vom eigentlichen Schwanzbeißen abzugrenzen. „Tail-in-mouth“-Verhalten entsteht häufig kurz nach

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Literaturteil

dem Absetzen der Ferkel, wobei es recht schnell mit zunehmendem Alter abzunehmen scheint, wohingegen das Schwanzbeißen gewöhnlich erst später auftritt (EFSA 2007).

SCHRØDER-PETERSEN und SIMONSEN (2001) deuten in ihren Ausführungen an, dass Ferkel, die sehr früh von ihrem Muttertier getrennt werden und in ein Umfeld gebracht werden, das nicht ausreichende Stimuli bietet, eine hohe Motivation zum Saugen beibehalten und folglich auf inadäquate Reize, wie z.B. den Schwanz von Artgenossen, zurückgreifen könnten. Diese These erscheint auch durch die Ergebnisse von PETERSEN (1994) bekräftigt zu werden. Bei diesen Untersuchungen konnte aufgezeigt werden, dass Ferkel, die unter natürlichen Bedingungen in einem abwechslungsreichen Umfeld mit ausreichend Platz gehalten wurden, kaum das Verhalten Beißen oder Knabbern zeigten im Gegensatz zu der hohen Frequenz des Verhaltens, das in der intensiven Haltung zu beobachten war.

Bereits 5 Tage nach dem Absetzen, also mit einem Alter von 33 Tagen, kam es bei den Versuchstieren von ZONDERLAND et al. (2010 a) zu einem deutlichen Anstieg von Schwanzwunden. Auch in den Untersuchungen von BREUER et al. (2005) konnte Schwanzbeißen bereits im Flatdeck (4 Wochen nach dem Absetzen) aber auch in der Mast beobachtet werden. Somit muss davon ausgegangen werden, dass nicht erst in der Mastphase die Gefahr für einen Ausbruch von Caudophagie besteht, sondern dass es notwendig ist, schon mit dem Absetzen der Tiere gezielte Maßnahmen zur Verhinderung des Schwanzbeißens zu ergreifen (BLAHA 2013).

Darüber hinaus konnten VAN DE WEERD et al. (2005) eine Abnahme von gegen Artgenossen gerichtete Manipulationen im Verlauf der Zeit feststellen, ebenso wie VAN DE PERRE et al. (2011), die die meisten gegen Artgenossen gerichtete Beißaktivitäten bei einem Gewicht der Tiere zwischen 20 und 40kg beobachten konnten und feststellten, dass das Verhalten mit zunehmendem Alter deutlich abzunehmen schien.

Gleichermaßen deuten auch ZONDERLAND et al. (2010 b) an, dass sich mit dem Alter der Tiere auch das Bild bzw. die Charakteristiken des Schwanzbeißens verändern.

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Literaturteil

Bezug nehmend auf das Gewicht der Tiere zeigte sich in einem Seilkautest von BEATTIE et al. (2005), in welchem eine Korrelation zwischen Schwanzbeißverhalten und Seilkauaktivität bewiesen werden konnte, dass die Tiere, die 1,5% ihrer Zeit mit Schwanzbeißen verbrachten, zum Zeitpunkt des Absetzens sowie auch 7 Wochen später deutlich leichter waren als die Tiere, deren Beißaktivität weniger als 1,5% der Zeit einnahm, so dass davon ausgegangen werden kann, dass v.a. Tiere mit einer verminderten Wachstumsrate während der Säugephase zum Schwanzbeißen neigen. Ein Unterschied bei dem Geburtsgewicht konnte jedoch nicht ausfindig gemacht werden.

MOINARD et al. (2003) fanden heraus, dass eine Erhöhung der Rückenfettdicke um 1mm das Risiko für ein Auftreten von Schwanzbeißen um das 1,5 fache senkt.

Generell lässt sich in der Literatur sehr häufig die Auffassung wiederfinden, dass v.a.

die leichteren Tiere zum Beißen neigen (FREITAG 2012; SCHRØDER-PETERSEN u. SIMONSEN 2001), da sie durch ihre oftmals rangniedere Stellung und die daraus folgenden Konsequenzen eher zur Frustration neigen.

VAN DE WEERD et al. (2005) konnten zwar keine Gewichtsunterschiede zwischen den zum Beißen neigenden Tieren und den übrigen Schweinen feststellen, allerdings konnte nachgewiesen werden, dass die Tiere, die als ungehemmt agierende Beißer identifiziert worden waren, zum Zeitpunkt der Gruppenzusammenstellung deutlich leichter waren.

Hingegen konnten BREUER et al. (2005) und SINISALO et al. (2011) keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf das Einstallungs- bzw. Schlachtgewicht von gebissenen und nicht gebissenen Tieren ausmachen.

WALLENBECK und KEELING (2013) konnten weder beim Alter noch beim Gewicht der Tiere zum Beginn des Experiments signifikante Unterschiede zwischen den Tieren ausmachen, die im Verlauf des Experimentes an einem Beißgeschehen beteiligt waren oder nicht.

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Literaturteil

2.3.7 Genetik

Ob die Genetik der Tiere als prädisponierender Faktor für die Entstehung von Caudophagie eine entscheidende Rolle spielt, wird in der Literatur stark diskutiert.

BREUER et al. (2003) konnten in diesem Zusammenhang anhand der Kaumotivation im Rahmen eines Seiltests einen signifikanten Effekt der Rasse auf schädliches soziales Verhalten feststellen. In ihren Untersuchungen konnten sie aufzeigen, dass die Rasse „Duroc“ wesentlich häufiger und länger als die Rassen „Landrasse“ und

„Large White“ mit dem Seil interagierte und überdies eher dazu tendierte, unerwünschtes Verhalten gegen Artgenossen zu richten, wohingegen die Rasse

„Landrasse“ den geringsten Grad an dem Verhalten Ohrenbeißen zeigte. Aus diesen Ergebnissen schlussfolgerten sie, dass bestimmte Rassen wahrscheinlich eine höhere Motivation für Erkundungsverhalten und ein andersartiges Temperament innehaben und somit eventuell auch unterschiedliche Bewältigungsstrategien verfolgen. Des Weiteren versuchten BREUER et al. (2005) die Heritabilität für das Schwanzbeißen zu ermitteln. Für die untersuchte Rasse „Large White“ konnte keine Heritabilität, für die Rasse „Landrasse“ eine Heritabilität von 0,27 bestimmt werden.

Dabei ergab sich überdies eine positive Korrelation zwischen Schwanzbeißen und dem Magerfleischanteil sowie eine negative Korrelation zwischen Schwanzbeißen und der Rückenspeckdicke. Auch MOINARD et al. (2003) gaben an, dass mit einer Zunahme der Rückenspeckdicke um 1mm das Risiko für Schwanzbeißen um das 1,5 fache abnahm.

Auch SINISALO et al. (2011) konnten die Rasse „Yorshire“ wesentlich häufiger im Verlauf eines Ausbruches von Schwanzbeißen als „Opfer“ identifizieren als es im Vergleich bei der Rasse „Landrasse“ der Fall war.

Somit kann davon ausgegangen werden, dass genetische Faktoren einen Einfluss zu haben scheinen und eventuell nur durch Umweltfaktoren maskiert werden (EFSA 2007).

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2.3.8 Geschlecht und Gruppengestaltung

Das Geschlecht als Risikofaktor für die Entstehung von Schwanzbeißen wird in der Literatur sehr ausgiebig debattiert.

So konnte nach SCHRØDER-PETERSEN und SIMONSEN (2001) sehr deutlich gezeigt werden, dass das Geschlecht signifikant mit der Verhaltensstörung verbunden ist. Für HUNTER et al. (2001) ist es wahrscheinlicher, als Schwein in einer getrenntgeschlechtlichen Gruppe Opfer eines Beißgeschehens zu werden. In ihren Untersuchungen, in denen sowohl getrennt- als auch gemischtgeschlechtliche Gruppen miteinander verglichen wurden, konnten ZONDERLAND et al. (2010 b) aufzeigen, dass weibliche Ferkel eher zu beißen schienen, also in den rein weiblichen Gruppen wesentlich früher Schwanzverletzungen sichtbar wurden als bei den rein männlichen bzw. gemischten Gruppen. In den gemischtgeschlechtlichen Gruppen entwickelten die männlichen Ferkel wesentlich schneller Schwanzverletzungen als die weiblichen Tiere. Allerdings konnten sie ebenso aufzeigen, dass mit dem, wenn auch später stattfindendem Auftreten von Schwanzverletzungen in den übrigen Gruppen, schließlich ähnlich schwere Grade an Verletzungen, sowohl in den getrenntgeschlechtlichen als auch in den gemischtgeschlechtlichen Gruppen, erreicht wurden und somit kein geschlechtsabhängiger Unterschied mehr auszumachen war. Zu diesem Zeitpunkt konnte nur noch ein Effekt des Mischens der Tiere gezeigt werden, wobei Ferkel aus getrenntgeschlechtlichen Gruppen mehr Wunden aufwiesen als Ferkel aus gemischtgeschlechtlichen Gruppen.

Laut WALKER und BILKEI (2006) ist die Chance für den Borg gebissen zu werden um das 2,9 fache größer als für die Jungsau, KRITAS und MORRISON (2004) erhielten mit einer 2,6 fach höheren Chance ähnliche Ergebnisse. Dabei erschien es ihnen jedoch, dass v.a. die weiblichen Tiere eher einen Kopf zu Kopf Kontakt mit fremden Schweinen bevorzugten, wohingegen die männlichen Tiere den Kopf eher in die entgegengesetzte Richtung drehten und somit gegebenenfalls das Hinterteil schneller attackiert werden konnte. Eine Verbindung zwischen der Prävalenz bzw.

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der Schwere von Schwanzverletzungen und dem Borg – Jungsau – Verhältnis in einer Bucht konnte von KRITAS und MORRISON (2004) nicht aufgezeigt werden, demgegenüber äußerten WALKER und BILKEI (2006), dass die Prävalenz von gebissenen Kastraten positiv mit dem Anteil an Sauen in einer Gruppe korreliert.

BRUNBERG et al. (2011) konnten keine signifikanten Unterschiede beim Erhalten oder Austeilen von Bissen zwischen männlichen und weiblichen Tieren nachweisen, jedoch sahen sie ebenfalls eine Tendenz, dass weibliche Tiere eher schwere Schwanzverletzungen verursachten. Dabei erläuterten sie, dass dies nicht einer höheren Beißfrequenz geschuldet sein muss, sondern auch an einem energischeren Beißverhalten liegen kann. Auch BREUER et al. (2005) war es innerhalb des Seilkautestes nicht möglich, einen signifikanten Effekt festzustellen, jedoch tendierten auch hier eher die weiblichen Tiere zur Seilmanipulation.

In der Forschungsarbeit von VAN DE WEERD et al. (2005) konnten insgesamt 33 Tiere als Beißer identifiziert werden, wobei kein Unterschied im Verhältnis der Geschlechter festgestellt werden konnte (20 männliche, 13 weibliche Tiere), allerdings mussten in diesem Versuch elf Tiere als sogenannte fanatische Beißer aus der Versuchsbucht entfernt werden, bei denen der männliche Anteil deutlich höher war, als es die durchführenden Personen erwartet hätten (neun männliche, zwei weibliche Tiere). Demgegenüber erschien der Anteil an gebissenen männlichen Tieren gegenüber dem der weiblich Gebissenen deutlich höher (49 männliche, 27 weibliche Tiere).

CAMERLINK et al. (2012) und SINISALO et al. (2011) konnten keine Unterschiede bei den Geschlechtern beim Ausüben von oralen Manipulationen einschließlich Schwanzbeißen bzw. einen Geschlechterunterschied beim Risiko, ein Opfer von Beißattacken zu werden, ausmachen.

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2.4. Beschäftigungsmaterial /Beschäftigungsobjekte

2.4.1 Motivation

Schweine erkunden ihre Umgebung unter Nutzung von Rüssel und Schnauze, indem sie Wühlen, Riechen, Beißen oder aber auch auf sowohl Futterbestandteilen als auch nicht essbaren Elementen herum kauen. Dabei ist unter natürlichen Bedingungen das Auskundschaften von weitreichenden Gebieten möglich, so dass die Tiere einen Großteil ihrer aktiven Zeit mit der Futtersuche und dem Sammeln von Informationen verbringen (STUDNITZ et al. 2007). Das Ausleben dieser Verhaltensweisen ist auch bei den domestizierten Tieren ein stark verankertes Bedürfnis (WOOD-GUSH u. VESTERGAARD 1989), welches ebenfalls besteht, wenn der unmittelbare Bedarf an z.B. Futter gedeckt und die Schweinebucht bereits bekannt ist. BEATTIE und O`CONNELL (2002) konnten nachweisen, dass das Wühlverhalten von Schweinen zwar deutlich stärker bei restriktiv gefütterten Tieren auftrat aber nichtsdestotrotz auch bei ad libitum gefütterten Tieren beobachtet werden konnte und somit unabhängig von der eigentlichen Fütterung der Tiere auftritt. Nach ihren Erkenntnissen ist somit Wühlmaterial ebenfalls bei ad libitum Fütterung anzubieten.

Ein Behindern oder ein gar nicht erst mögliches Ausleben dieser Bedürfnisse infolge eines kargen Umfeldes bzw. fehlender Stimuli kann folglich zu fehlgerichtetem Verhalten führen, das sich u.a. gegen die Buchteneinrichtung oder auch gegen Buchtengenossen richten kann (STUDNITZ et al. 2007; WOOD-GUSH u.

VESTERGAARD 1989). So beschreiben z.B. STATHAM et al. (2011) Schwanzbeißen als umgeleitetes Verhalten, das entstehen kann, wenn kein Wühlmaterial angeboten wird und die Tiere ihr auf Manipulationen beruhendes Verhalten auf z.B.

Buchtengenossen umlenken.

Ebenso konnte in verschiedenen Forschungsarbeiten nachgewiesen werden, dass sich durch die Nutzung von Hilfsmitteln zur Bereicherung der Umwelt der Tiere in der intensiven Tierhaltung das Wohlbefinden deutlich verbessern lässt (VAN DE WEERD

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et al. 2003) und Schwanzbeißen verhindert (VAN DE WEERD et al. 2005) bzw.

zumindest reduziert werden kann (DAY et al. 2008; HUNTER et al. 2001; SCOLLO et al. 2013; TRICKETT et al. 2009; URSINUS et al. 2014; VAN DE WEERD et al. 2006) und folglich ein Ausleben von Erkundungs- und Futtersucheverhalten zwingend notwendig ist.

Bereits BEATTIE (2001) konnte zeigen, dass das vorherrschende Verhalten während der Aktivitätsphase von Mastschweinen das Wühlen ist. Dabei ist natürlich auch an eine Veränderung der Aktivitätsphase in Abhängigkeit des Alters der Tiere zu denken. In den Untersuchungen von DOCKING et al. (2008) ergab sich, dass die Dauer der Aktivitätsphase bei Masttieren deutlich kürzer ist als bei abgesetzten Ferkeln. Daraus folgend ist es höchstwahrscheinlich von Bedeutung v.a. Jungtieren ausreichend Beschäftigung zu verschaffen, um einer Entwicklung von schädlichen Verhaltensweisen entgegenzuwirken.

2.4.2 Erforderliche Eigenschaften und Darbietung

Bereits VAN DE WEERD et al. (2003) konnten feststellen, dass Hilfsmittel zur Bereicherung des Umfeldes der Tiere häufig nur nach ökonomischen Gesichtspunkten wie der Langlebigkeit eines Objektes, einem geringen Arbeitsaufwand und anhand gesundheitsbezogener Faktoren ausgewählt werden, anstatt auf die eigentlichen Bedürfnisse der Tiere zu achten und auf diese einzugehen.

Dabei war es VAN DE WEERD et al. (2003) in ihren Untersuchungen zur Eignung von Hilfsmittel zur Umweltbereicherung möglich darzulegen, dass Tiere bestimmte Eigenschaften favorisieren, somit das Interesse an verschiedenen Hilfsmitteln deutlich variiert und folglich auch deren Effektivität beeinflusst werden kann.

Bei ihren Versuchen untersuchten sie die Wirkung von 74 verschiedenen Objekten und Materialien sowohl auf Ferkel als auch Mastschweine innerhalb eines Zeitraumes von 5 Tagen und konnten so die Merkmale entschlüsseln, die

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hauptsächlich für die Interaktion mit dem Hilfsmittel eine Rolle spielten.

So erschienen am Tag 1, also für das Erwecken von Interesse, v.a. die Eigenschaften „odorous, deformable, not rootable, not attched, chewable“ von Bedeutung zu sein, für das Aufrechterhalten der Attraktivität, schließlich aufgezeigt anhand der Untersuchungen am Tag 5, handelte es sich um die Eigenschaften

„ingestible, destructible, contained, not particulate, not rootable“.

Auch VAN DE WEERD et al. (2006) zeigten, dass die Nutzung von Hilfsmitteln zur Beschäftigung der Tiere vor schweren Manipulationen z.B. gerichtet gegen Artgenossen schützen kann, allerdings in Abhängigkeit des Hilfsmitteltyps.

STUDNITZ et al. (2007) äußerten, dass ein passendes und effektives Wühlmaterial das Erkundungsverhalten über eine lange Zeitdauer stimulieren muss und dies am besten zu realisieren ist mit Materialien, die komplex, wandelbar, zerstörbar, manipulierbar sind und auch essbare Bestandteile beinhalten. Spielzeug sollte nach MOINARD et al. (2003) veränderbar sein.

Dass mit der Nutzung von Objekten gegen Artgenossen gerichtetes Verhalten wie z.B. Manipulationen gesenkt werden können, konnten auch TRICKETT et al. (2009) aufzeigen. Bei den Untersuchungen wurden den Tieren als Objekte Seile und Holzklötze angeboten, wobei das Interesse der Tiere am Seil deutlich größer war als das am Holz. Darüber hinaus offenbarten die Versuchsergebnisse, dass Schweine über den gesamten Tag verteilt unterschiedlich hohe Aktivitätsphasen zeigen und das Spielen der Tiere v.a. in dem Zeitraum 9 bis 17 Uhr beobachtet werden konnte, bei einem Abfall der Aktivität zwischen 17 und 5 Uhr und einem erneuten Anstieg zwischen 5 und 9 Uhr.

Die unterschiedliche Wirkung von Hilfsmitteln auf Schweine konnten auch ZONDERLAND et al. (2003) nachweisen. In diesen Versuchen wurden den Tieren ein Seil, eine Metallkette, ein Holzrohr oder ein Metallrohr zur Verfügung gestellt, wobei die meisten Tier-Material-Kontakte bei dem Objekt Seil gemessen werden konnten, dies folglich also von den Tieren favorisiert wurde. Aus diesen Ergebnissen schließen ZONDERLAND et al. (2003), dass Eigenschaften wie Flexibilität und Zerstörbarkeit für das Erwecken des Interesses der Tiere von Bedeutung sind.

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Zusätzlich wurden die Objekte in unterschiedlicher Aufhängung, vertikal oder horizontal, angeboten. Ein Einfluss der Ausrichtung konnte dabei jedoch nicht festgestellt werden.

Das nicht allein nur der Typ des verwendeten Hilfsmittels eine entscheidende Rolle spielt, zeigte BRACKE (2007), der erläuterte, dass für eine erfolgreiche Beschäftigung der Tiere ebenso die verwendete Hilfsmittelmenge, die Gabefrequenz, die Hygiene, die Zerstörbarkeit und die Reaktionsfreudigkeit des Hilfsmittels (z.B.

Bewegung oder Geräuschantwort des Hilfsmittels nach Interaktion) ausschlaggebend sind. TRICKETT et al. (2009) konnten darlegen, dass sich bei einer möglichen simultanen Nutzung von Objekten die Beschäftigungszeit addierte, so dass sie davon ausgehen, dass mit einer Erhöhung der Menge in Form verschiedener Objekte, die den Tieren parallel angeboten wird, mehr Zeit durch die Tiere zur Beschäftigung mit den Objekten aufgebracht wird. Folglich also auch die Möglichkeit zum Ausleben des Erkundungsverhaltens gestärkt wird und somit auch schädliches Verhalten vermindert werden kann.

Auch VAN DE WEERD et al. (2006) verweisen auf das Problem eines limitierten Zuganges zum Objekt z.B. durch dessen Größe und das Platzangebot und der daraus folgenden Gefahr der Entwicklung einer Wettbewerbssituation, die mit steigender Unruhe und Aggressionen einhergehen kann. SCOTT et al. (2007) konnten hingegen keinen Einfluss der Anzahl an Hilfsmitteln auf den Grad der Manipulation feststellen, nutzten in ihren Untersuchungen jedoch stets mehrere identische Objekte.

JENSEN et al. (2010) fanden heraus, dass Schweine mit einem höheren Platzangebot Wühlmaterial in stärkerem Umfang nutzten als Tiere, denen weniger Platz zur Verfügung gestellt wurde. Ähnliches ermittelten auch BEATTIE et al.

(1996), die feststellten, dass die Tiere mit weniger Platz eine deutlich geringere Substraterkundung und vermehrt Inaktivität zeigten. PEARCE et al. (1993) Untersuchungen verdeutlichten dahingehend, dass die Effekte verursacht durch ein geringeres Platzangebot (mehr Inaktivität, vermehrtes Sitzen der Schweine u.a.) durch die Nutzung von Spielzeug deutlich abgeschwächt werden konnten, auch

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wenn das Erkundungsverhalten weiterhin geringer war als bei Schweinen unter Normalbelegung der Bucht.

DOCKING et al. (2008) versuchten herauszufinden, ob das Alter der Tiere die Nutzung von Hilfsmitteln beeinflusst. Dabei wurden Tieren im Alter von 3, 5 oder 13 Wochen insgesamt zehn verschiedene Objekte präsentiert. Die dabei gewonnenen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Masttiere wesentlich schneller an ein unbekanntes Objekt herantreten als 3 oder 5 Wochen alte Tiere. Demgegenüber nutzen 5 und 13 Wochen alte Tiere die Objekte wesentlich häufiger, als die jüngste Gruppe in diesen Versuchen. Alle Altersgruppen schienen jedoch ihr Verhalten zu synchronisieren, so dass dies Hinweise auf die Notwendigkeit gibt, Hilfsmittel in ausreichender Menge anzubieten, um der Entstehung von Wettbewerbssituationen frühzeitig entgegenzuwirken. Ein Geschlechtsunterschied bezogen auf Spieldauer oder der Kontaktaufnahme zum Objekt konnte nicht ausgemacht werden.

Neben der Beeinflussung der Effektivität eines Hilfsmittels durch Menge und Gabefrequenz, ist die Sauberkeit ein weiterer wichtiger Faktor. VAN DE WEERD et al. (2003) konnten aufzeigen, dass die Schweine sehr häufig das Interesse an Objekten verloren, die lose auf dem Boden lagen und somit verschmutzten. Auch in den Untersuchungen von BRACKE (2007) war das Interesse der Tiere an einem sauberen Seil als Hilfsmittel deutlich stärker ausgeprägt als an einem verschmutzten Seil. In diesen Untersuchungen konnte jedoch auch gezeigt werden, dass der Faktor

„Neuheit“ deutlich einflussreicher als der Faktor „Hygiene“ zu sein scheint. Sichtbar wurde dies dadurch, dass keine Veränderungen (Abnahme) des Tier-Material- Kontaktes aufgezeigt werden konnten, wenn das Objekt zwar mit Exkrementen verschmutz wurde, aber die Gewöhnungsperiode deutlich kürzer gestaltet worden war. Darüber hinaus wurde ersichtlich, dass durch eine Veränderung der Materialien in Form einer möglichen Zerstörbarkeit (u.a. Einschnitte im Hilfsmittel Seil) die Attraktivität des Hilfsmittels erhöht werden konnte. Eine Veränderung der Hilfsmittel in Form eines eintretenden Geräusches während der Interaktion mit diesem zeigte allerdings keinen signifikanten Wandel am Interesse der Tiere, so dass für BRACKE

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(2007) v.a. die Zerstörbarkeit und die Hygiene wichtige Eigenschaften zur Aufrechterhaltung der Attraktivität der Hilfsmittel sind, weniger die Geräuschbildung.

SCOTT et al. (2009) zeigten, dass die Schweine ein hängendes Plastikspielzeug scheinbar häufiger manipulierten, als das, welches lose auf dem Boden lag und häufig verschmutzt in der Ecke liegend aufgefunden wurde. Sie mussten jedoch feststellen, dass keines der angewendeten Spielzeuge, die Schweine zeitlich so einnehmen konnte, wie sie es mit einer Stroheinstreu erreichten.

Ein in der Literatur immer wieder auch im Vergleich mit anderen Hilfsmitteln untersuchtes Material ist Stroh. So wird von den meisten Autoren die Ansicht vertreten, dass es sich beim Stroh um ein Material handelt, dass im Gegensatz zu vielen anderen eine Vielzahl von positiven Eigenschaften in einem Material vereinigt.

DAY et al. (2002), DAY et al. (2008), VAN DE WEERD und DAY (2009) und TUYTTENS (2005) erläutern u.a., dass Stroh sowohl thermischen als auch physischen Komfort bietet, als Futtermittel- und Beschäftigungsmittel dient und somit das Tierwohl verbessern kann.

Darüber hinaus konnte in einer Vielzahl an Untersuchungen verdeutlicht werden, dass durch Stroh die Motivation für das Ausführen des Erkundungsverhaltens (SCOLLO et al. 2013) und das Verhalten der Futtersuche (JENSEN et al. 2010) gesteigert werden kann und somit Aggressionen (JENSEN et al. 2010) und das Auftreten von Schwanzbeißen reduziert (HUNTER et al. 2001, MOINARD et al. 2003, SCOLLO et al. 2013, URSINUS et al. 2014) bzw. sogar verhindert werden können.

Auch VAN DE WEERD et al. (2005) veröffentlichten Ergebnisse, die zeigten, dass das Risiko für Schwanzbeißen für unkupierte Tiere bei der Haltung auf Teilspaltenboden größer ist, aber eine Stroheinstreu vorbeugende Wirkung zeigen kann. So mussten im Verlauf des Versuches 36% der Tiere auf Teilspaltenböden infolge von Schwanzbeißen aus der Bucht herausgenommen werden, wohingegen unter Stroheinstreu nur eine Bucht Schwanzbeißen zeigte, jedoch kein Tier aus der Bucht infolge schwerer Verletzungen entfernt werden musste.

Referenzen

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