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Kulturlandschaft Wandel

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Academic year: 2022

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(1)Geographica Helvetica 1977. - Nr.. Peter. 1. A.. Abt. Wandel der Kulturlandschaft auf Stromboli. Auf. den äolischen Inseln vollzieht sich, ähnlich wie. kurzem unveränderten Landschaf¬ ten des Mittelmeerraumes, ein sichtbarer Kulturland¬ schaftswandel. Dieser wird hauptsächlich durch zwei Faktoren bedingt: den seit dem 2. Weltkrieg aufkom¬ menden Tourismus einerseits und die Entvölkerung anderseits, dieselben also, die wir z.B. auch in be¬ stimmten Bereichen der Alpen kennen, mikus1' hat über die wirtschaftsgeographischen Probleme der In¬ selgruppe publiziert. Wir möchten im folgenden auf eine weniger bekannte Arbeit von famularo2' Pro¬ fessor für Geographie am Istituto Teenico Commerciale Rom, hinweisen. Die Arbeit famularos handelt vom ländlichen Haus auf Stromboli, welches letztere er in seiner Abhängig¬ keit von Natur und Wirtschaft untersucht. Er stellt fest (1971), daß sich das Haus auf Stromboli trotz zahl¬ reicher Erneuerungstendenzen nach wie vor «dem Vulkan unterordnet», und sich damit von demjenigen auf anderen äolischen Inseln unterscheidet. Die Aus¬ führungen famularos erscheinen uns deshalb beson¬ ders wertvoll, weil die Entwicklung auf Stromboli noch nicht so stürmisch verlief wie z. B. auf Lipari oder Vulcano. Die beiden eingangs erwähnten Strö¬ mungen, Tourismus und Entvölkerung, haben zur Folge, daß verlassene Wohnplätze sukzessive neu ge¬ nutzt werden. Warum sind die Bewohner der Insel Stromboli weit¬ gehend von der traditionellen Wirtschaftsweise abge¬ kommen? Trotz fruchtbarer Vulkanböden behinderten schon früh Wassermangel und Bodenzersplitterung die Landnutzung. So wurde bis zum ersten Weltkrieg, als die Einwohnerzahl ihren Höchststand erreichte, mit den Segelschiffen der Inselbewohner Getreide aus Taranto importiert. Noch heute erkennt man in der Ortschaft Stromboli die Ruinen der dampfbetriebenen Mühle mit einem markanten viereckigen Backstein¬ kamin. Dem Rückgang der Landwirtschaft steht, vor allem durch den sommerlichen Tourismus bedingt, eine steigende Nachfrage nach Obst, Gemüse, Wein usw. gegenüber. Fragen wir nach den Gründen für den touristischen Aufschwung der Insel, so sind zu nennen: verbes¬ serte Verkehrsverbindungen: rasche Tragflügelboote, Direktverbindung mit Neapel. Anderseits die Attrak¬ tivität der Landschaft: tätiger Vulkan, sauberes Wasser, schwarzer Sandstrand. Ambiente der Siedlung: keine Autos, keine öffentliche Stromversorgung usw. Der in anderen bis vor. überwiegende TeU der Feriengäste stammt aus in¬ dustrialisierten oder städtischen Gebieten Italiens. Um das attraktive Image Strombolis zu erhalten, müßte wohl weiterhin eine behutsame «Entwicklung» ange¬ strebt werden. Eine Voraussetzung dafür wäre aller¬ dings ein gewisses Verständnis für das Wesen und Werden der Kulturlandschaft, zu welchem die Arbeit von famularo in bester Weise beiträgt. Im folgenden möchten wir auf einige Aspekte derselben eingehen. Auf Stromboli können drei Haustypen unterschieden werden: 1. Wohnteil über dem Wirtschaftsteü 2. Wohnteil neben dem WirtschaftsteU 3. Wohnteil und Wirtschaftsteil getrennt Aus den ursprünglich einräumigen («monocellulare») Gebäuden wurden im Laufe der Zeit zwei-, drei- und vierräumige, wobei diese meist in einer Zeile, gele¬ gentlich zwei und zwei übereinander angeordnet sind. Die allermeisten Räume weisen einen nahezu quadra¬ tischen Grundriß mit einer Seitenlänge von 5,0-5,4 Metern auf. Das Baumaterial lieferte weitgehend der Vulkan. Bemerkenswert die Dicke der Mauern: 60 Zentimeter und mehr, dies, um Schutz vor dem bei (allerdings sehr seltenen) explosionsartigen Ausbrü¬ chen herunterfallenden Material zu bieten. Aus dem¬ selben Grund werden die Dächer niemals mit Ziegeln bedeckt, sondern bestehen aus massiven Balkenkon¬ struktionen, darüber Schilfrohr und ein leichter Mörtel aus vulkanischem Material. Diese Flachdächer sind ganz leicht geneigt, damit das kostbare Regenwasser in die Zisterne fließt. Früher wurden sie jeden Herbst sorgfältig abgedichtet und gekalkt. Bei längerer Trokkenheit griff man auf die beiden öffentlichen Reser¬ voirs, gespeist durch die Dächer der Kirchen S.Vincenzo Ferreri und S. Bartolomeo. Seit 1954 bestehen außerdem zwei große Reservoirs, welche durch Zi¬ sternenschiffe beliefert werden. Ein wesentliches Element des Hauses auf Stromboli bildet die auf der Sonnenseite angeordnete Terrasse, teüweise von Rebspalier beschattet. Sie hat vielfältige Funktionen: hier werden Wäsche getrocknet, land¬ wirtschaftliche Produkte verarbeitet (Feigen, Mandeln, Trauben, Tomaten, Kapern, Oliven), Gerätschaften repariert, außerdem spielt sich, typisch mediterran, ein bedeutender Teil des geselligen Lebens während. Dr. phil.. II. Peter. A.. Abt. Im Lett, 8634. Hombrechtikon 29.

(2) Fig. 1:. Backofen im Ortsteil Ficogrande. Sorgfältig renoviert,. seit Jahren außer Gebrauch. Gestrichelt: zugemauerter Raum für Brennholz. Auf der Rückseite: Rauchabzug, der. beim Backen verschlossen wird.. Haus am Strand von Ficogrande (neben Hotel Sirenetta). Zur Zeit unbewohnt, relativ schlechter Bauzustand. 2 Räume im Untergeschoß, 2 im Obergeschoß. 2 Backöfen.. Fig. 2:. I. «Bauern-Fischer-Haus».. Freistehender Backofen im Ortsteil Piscitä, zerfallend. Diese ursprünglichen Typen wurden wohl wegen der Brand¬ gefahr vom Haus entfernt erstellt (nach Famularo).. Fig. 3:. sä*«MS. PS. Fig.. Fig.. 1. \> ISfc. W. Fig.. 30. 2. p.ft. 3.

(3) der günstigen Jahreszeit hier ab. Im Winter dagegen versammelt man sich in der Küche, wo Herd und Backofen Wärme spenden. Oft sind die Backöfen für das Brot außerhalb angeordnet. Fig. stellt einen kuppelförmigen, guterhaltenen Ofen dar, während in Fig. 2 eine quaderförmige Bauart festgehalten wurde, bei der noch ein kleinerer, kuppetförmiger Ofen für den nor¬ malen Küchenbedarf und zur HersteUung von Weih¬ nachtsgebäck und anderen Spezialitäten, zwischenge¬ schaltet ist. Eine urtümliche Form stellt Fig. 3 dar, dieser Ofen steht völlig frei im Garten. Anläßlich ei¬ nes Besuches auf Stromboli im Sommer 1976 konnten wir noch da und dort Backöfen beobachten, die mei¬ sten allerdings in baufälligem Zustand. Schon seit längerer Zeit werden sie nicht mehr zum Backen ver¬ wendet, sondern dienen als Hühner- oder Kaninchen¬ ställe sowie zum Aufbewahren verschiedenster Ge¬ rätschaften. Ein besonderes Kapitel widmet famularo dem Wirtschaftsteü. Dieser hat gelegentlich bedeutende Aus¬ maße, nicht nur der vielfältigen Funktionen wegen, sonder aufgrund des (ehemals) vorherrschenden Weinbaues. Außerdem mußten in früheren Zeiten umfangreiche Vorräte an Nahrungsmitteln angelegt werden, da die winteriichen Stürme jegliche Verbin¬ dung mit dem Festland für viele Tage verunmöglichen konnten. Als wichtiges Stüelement wird die Treppe bezeichnet, welche entweder senkrecht zur Haupt¬ front (Fig. 2) oder, zweigeteüt, paraUel dazu angeord¬ net ist. Die Stallungen für Kaninchen, Geflügel, Schafe und Ziegen werden irgendwo nahe beim Haus er¬ steUt, während der Schweinestall, der Misthaufen und die Latrine möglichst weit entfernt sind. In seinen Schlußbemerkungen weist famularo noch¬ mals auf die Tatsache hin, daß auch auf Stromboli im Zusammenhang mit dem aufstrebenden Touris¬ mus der Prozeß der «deruralizzazione» immer stärker um sich greifen wird. Er hat diese Entwicklung selbst über rund ein halbes Jahrhundert verfolgen können. Tatsächlich ist ein Vergleich der Verhältnisse, wie sie in den Publikationen z. B. von wurm3) oder coray4' geschüdert werden, mit dem, was der Reisende heute vorfindet, frappant. Hoffen wir aber, famularos FeststeUung, daß die Häuser sich trotz vielfacher Erneue¬ rungstendenzen nicht wesentlich verändert hätten, auch. Anmerkungen 1). 1. in. mikus.w.: Aspetti e problemi deUa geografica deUa popolazione neUe isole minori dell'Italia meridio¬ nale. Riv. Geogr. It. 76,1969, H. 1, S. 15-54. Ders: Vulkanische Inseln im Luftbild, in: Die Erde, Z. Ges. für Erdkunde zu Berlin, 100,1969.. Ders.: Wirtschafts- und bevölkerungsgeographische Wandlungen auf den kleinen süditalienischen In¬ seln, in: Deutscher Geographentag Kiel, Tagungs¬ bericht und wissenschaftliche Abhandlungen, Wies¬ baden 1970. S. 440-462. 2). famularo, Roma,. 3). wurm, schau. 4>. v.: La casa. rurale nell'isola di Stromboli,. 1971.. Die äolischen Inseln, in: Deutsche Rund¬ Geographie, XXXIV. Jahrgang, 1. H, 1911.. a.: f.. H.: Bodenbearbeitung, ländliche Geräte, Ölbereitung, Weinbau und Fischerei auf den lipari¬ schen Inseln. Diss. Uni Zürich 1930.. coray,. Zukunft Gültigkeit behalte.. 31.

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