Deutsche Geschichte zum Nachschlagen
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
BUCHBESPRECHUNGEN
Esch, informiert über die Zugangsvoraussetzungen einschließlich der erforder- lichen Prüfungen zum Me- dizinstudium und zur ärzt- lichen Weiterbildung, über Bewerbungsverfahren und Visa-Bestimmungen, über das System der medizini- schen und die Struktur der
krankenhausärztlichen
Versorgung. EM
Gerhard Schmidtchen: Die Situation der Frau, Trend- beobachtungen über Rol- len- und Bewußtseinsver- änderungen der Frauen in der Bundesrepublik Deutschland, Verlag Dun- cker & Humblot, Berlin, 1984, 257 Seiten, 64 DM In den Sozialwissenschaf- ten ist das Urteil verbreitet, daß die Gleichstellung der Frau in Ehe und Beruf, in Gesellschaft und öffentli- chem Leben in den letzten Jahrzehnten große Schritte vorangegangen ist — im Ge- gensatz zu den vorherr- schenden Meinungen und Einschätzungen der Bevöl- kerung, besonders der Frauen selbst. Der Autor, ein an der Zürcher Univer- sität tätiger, weitum be- kannter Experte der De- moskopie, spricht von der
„Gegenläufigkeit zur tat- sächlichen Entwicklung"
(S. 113).
Und in der Tat hat die Un- zufriedenheit der Frauen, vor allem der jüngeren und beruflich höher gebildeten, in den 25 Jahren der Trend- beobachtung deutlich zu- genommen, sind die Erwar- tungen nach mehr Freizeit und höherem Einkommen, weniger Belastungen bei möglichst keinen Kindern gerade in den letzten Jah- ren rasch gestiegen. Dabei sinkt merklich die weib- liche Bereitschaft zu lang- fristigen persönlichen Bin- dungen in Ehe und mit Kin- dern und verringert sich das — immer schon geringe
— soziale Engagement in öffentlichen Einrichtungen und Organisationen, zum
Beispiel in Parteien und Gewerkschaften, aber auch in Kirche und Verei- nen. Dagegen hat — gleich- läufig mit den Männern — das politische Interesse zu- genommen, auch die Op- tionen für Bürgerinitiativen und alternative Lebensfor- men, soweit sie spontane, kurzfristige und wechseln- de Teilnahme zulassen (vgl. S. 67 f.).
Die Kausalität eines sol- chen „Wertwandels" und solcher „Normenverschie- bungen" sieht der Mei- nungsforscher in den ge- schlechtsspezifischen Le- bens- und Zukunftseinstel- lungen. Die Männer haben in der Vergleichsgruppe nach wie vor ein „stärkeres
Organisationstraining"
und rechnen — mehr vor- ausschauend und voraus- planend — „in Fristen". Die Frauen — je jünger und je älter, desto deutlicher— ha- ben einen „stärkeren Ge- genwartsbezug" bei hoher Zukunftsängstlichkeit. „Ei- ne Kombination von hoher Erwartung und Angst" (S.
119), nennt dieses beunru- higende Syndrom der Au- tor abschließend.
Schade, daß Schmidtchen nicht die Parallelstudie
„Eine Generation später.
Bundesrepublik Deutsch- land 1953-1979" (München 1983) von Elisabeth Noelle- Neumann und Edgar Piel vergleichend heranzieht, zumal diese auf den glei- chen empirischen Verlaufs- daten von 1953 bis 1979 des Instituts für Demosko- pie Allensbach beruht.
Die Allensbacher kommen nämlich zu einem sehr viel positiveren Gesamtbild un- serer Zeitgenossinnen.
Und wir wissen aus unse- rem Alltag, daß es durch- aus einen leistungsenga- gierten und zukunftssiche- ren Typus der Frau gibt, der die bundesdeutsche Gesellschaft zu bestimmen weiß.
Horst Baier, Konstanz
Varia
Vladimir Goljachowski:
Arzt in der Sowjetunion, Serie: Europäische Zeit- Zeugen, Herausgegeben von Wolfgang Leonhard, Band 1281 der Herderbü- cherei, Verlag Herder, Frei- burg im Breisgau, 1986, 256 Seiten, kartoniert, 12,90 DM
Die so sachlich nüchterne Schilderung, die der her- vorragende Orthopäde von seinem Lebensweg in der UdSSR gibt, bildet einen Kontrast zu den dramati- schen persönlichen Span- nungen und Ereignissen, unter denen sich sein Auf- stieg bis in die höchsten Kreise vollzieht. Aber auch die größte fachliche Lei- stung hat dort nur unter Einordnung in die Partei- doktrin eine Chance auf Anerkennung, und die ge- ringste Unbotmäßigkeit führt zum Sturz. Man liest das Werk gefesselt von der seelischen Leistung dieses Mannes, der unter dauern-
Deutsche Geschichte ab dem Jahre 911, nach der bewähr- ten Ploetz-Art chronologisch geordnet (zudem durch ein 30seitiges Register erschlos- sen), zuverlässig.
Deutschland — Ploetz von Werner Conze, 319 Seiten, Verlag Ploetz, Freiburg und Würzburg, DM 26,80
der Anfeindung wachsam und klug seine Ideen durchzusetzen wußte und dann doch mit 48 Jahren den Mut hat, in Amerika noch einmal neu anzufan- gen. Die brutale Über- macht staatlich-partei- licher Institutionen, aber auch die persönliche Freundschaft und Hilfsbe- reitschaft Gleichgesinnter geben hier ein ergreifen- des Bild russischen All- tagslebens, dessen andau- ernden Horror und Streß sich ein Westeuropäer kaum vorstellen kann. Man legt das Buch nicht aus der Hand bis zum Ende.
Hans-Albert Dege, St. Johann
Carl Sagan, Ann Druyan:
Der Komet, Aus dem Ame- rikanischen von Ute Mäu- rer, Droemer Knaur Verlag, München, 1985, 336 Seiten, 350 meist farbige Abbil- dungen, gebunden, 56 DM Aus Anlaß der Wiederkehr des Halleyschen Kometen nehmen sich Sagan, ein bekannter Astronom, und seine Frau des Themas an, werden doch auch weniger bekannte Schweifsterne ständig beobachtet. In be- währter Manier schildern die Autoren für Laien den Stand der Kometenfor- schung aus aktueller sowie aus historischer Sicht.
Auch Spekulationen über den Transport von Baustei- nen des Lebens sowie über Kometenkatastrophen wer- den behandelt. Die aufwen- dige Illustration setzt sich aus historischen Dokumen- ten und künstlerischen Darstellungen zusammen.
Leider fehlen in einigen Zeichnungen Farben, die dem besseren Verständnis dienen sollten. Bei der be- reits geplanten Überarbei- tung des Buches müßten auch zahlreiche Fehler be- seitigt werden, die sich durch teilweise unzurei- chende Übersetzung erge- ben. Ansonsten kann man das Werk allen Hobby- Astronomen empfehlen. jv 2810 (94) Heft 41 vom 8. Oktober 1986 83. Jahrgang Ausgabe A