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Archiv "Peri- und intraoperative Risiken" (02.07.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESS-BERICHT

D

as wissenschaftliche Pro- gramm des Anästhesie-Kon- gresses stand in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „Forschung für die Praxis". Damit sollte vor 2000 Teilnehmern betont werden, daß sich die deutsche Anästhesiologie als praktisch-klinisches Fach sol- chen Forschungsgegenständen zuwenden wird, die die klinische Praxis jedes einzelnen Anästhesi- sten verbessern helfen.

Prof. F. W. Ahnefeld (Ulm) beton- te: „Während Anästhesie früher der Schmerzbeseitigung diente, ist ihre Hauptaufgabe heute die größtmögliche Ausschaltung der peri- und intra-operativen Risi- ken". Dieser Aspekt erscheint um so wichtiger, als in großen Hospi- tälern bis zu 30 Prozent der Pa- tienten als Risikofälle einzustufen sind.

Unter der Leitung von Prof. Jan Hildebrandt (Göttingen) wurden Fragen des Karzinom-Schmerzes beim Patienten erörtert. Es kam klar zum Ausdruck, daß Schmerz als Schutzfunktion für das Überle- ben des Individuums bei einem Patienten mit fortgeschrittenem Krebs den Sinn verliert. Der Krebs- kranke leidet nicht nur an einer zum Tode führenden Krankheit, sondern muß darüber hinaus häu- fig schwerste Schmerzen erdul- den, die ihn daran hindern, die verbleibende Überlebenszeit sinn- voll zu nutzen. Dies ist nur mög- lich, wenn palliative Maßnahmen die Aktivität nicht unnötig ein- schränken, Medikamente vermie- den werden, die unangenehme Nebenwirkungen, Müdigkeit und Apathie verursachen oder Patien- ten von Ärzten abhängig machen, und wenn die behandelnden Ärzte bereit sind, der Begegnung mit den Kranken und der Wahrheit des nahenden Todes nicht auszuwei- chen.

Die angemessene Beteiligung des Patienten an allen Entscheidungs- prozessen trägt zur Stabilisierung der Beziehung bei. Da die Krebs- krankheit dem Betroffenen nur wenig Zeit läßt, muß die Schmerz-

behandlung zudem schnell wirk- sam werden. Gezielte palliative so- matische Behandlung (Strahlen- therapie, Zytostatika und Hormo- ne, neurochirurgische Maßnah- men und neurolytische Nerven- blockaden) ist bei starken Schmerzen der rein analgetischen Therapie zunächst vorzuziehen.

Dieses Vorgehen setzt jedoch ebenso Kenntnisse über die pathophysiologischen Zusam- menhänge der Schmerzentste- hung, der Indikation und der Gren- zen des jeweiligen Verfahrens vor- aus. Die Indikationen unterschei- den sich bei den einzelnen Tumo- ren oder der Lokalisation von Me- tastasen erheblich.

Der Schmerz hat in seiner Komple- xität nicht nur somatische Ursa- chen, sondern wird auch durch emotionale und soziale Probleme ausgelöst und verstärkt, beson- ders bei Krebskranken. Deshalb reicht eine rein somatische Be- trachtungsweise nicht aus. Die ärztliche Hilfe darf sich nicht nur auf Medikamente und medizini- sche Eingriffe beschränken. Ab- bau von Ängsten, Sympathie, Ver- ständnis und konkrete Hilfe kön- nen zur besseren Bewältigung von Schmerzen und Leiden entschei- dend beitragen.

Peri- und

intraoperative Risiken

Kurzbericht vom

Deutschen Anästhesie-Kongreß 1986 in Wiesbaden

Von einer Studie „Stationäre und ambulante Schmerztherapie bei Karzinompatienten" berichteten M. Imhoff, D. Zech, und G. Fischer vom Institut für Anästhesiologie der Universität Köln. Sie behandel- ten 260 Karzinompatienten mit starken bis unerträglichen Schmerzen, davon 77 Patienten auf der von der Deutschen Krebs- hilfe gegründeten Station für Pal- liative Therapie, 86 Patienten kon- siliarisch in anderen Kliniken, be- sonders HNO-, Kiefer- und Frauen- klinik, und 97 Patienten ambulant, von denen 31 wegen ungenügen- der Schmerzlinderung oder we- gen des progredienten Grundlei- dens später stationär aufgenom- men wurden.

Bei mehr als 80 Prozent aller Pa- tienten konnten die Schmerzen al- lein durch eine regelmäßige orale Medikamentengabe ausreichend behandelt werden, überwiegend durch die Kombination von Mor- phium mit einem peripher angrei- fenden Analgetikum. Bei ungenü- gender Schmerzlinderung und je nach Tumorlokalisation ging man zur periduralen Morphingabe über, sowohl intermittierend als auch kontinuierlich mittels eines subkutan verlegten Periduralka- theters mit Port-System.

Andere Therapieformen, wie etwa die transkutane elektrische Ner- venstimulation (TENS), die intra- thekale Neurolyse oder neurochir- urgische Verfahren (perkutane Chordotomie, offene Kommissu- rotomie), waren meist unbefriedi- gend oder wurden nur in Einzelfäl- len angewandt.

Die Schmerzbeseitigung war bei den Patienten der Palliativ-Station sehr viel erfolgreicher als bei den konsiliarisch oder ambulant be- handelten. Während etwa zwei Drittel der erstgenannten nahezu beschwerdefrei wurden, konnte dies in den beiden letzten Grup- pen nur bei ungefähr einem Drittel Patienten erreicht werden.

In einer weiteren Veranstaltung unter Leitung von Prof. Erich Rüg- 1958 (58) Heft 27 vom 2. Juli 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Anästhesie AUSSPRACHE

heimer (Erlangen) wurde die Auf- wachphase diskutiert. Die Proble- me der Aufwachphase resultieren aus dem direkten Einwirken von Anästhesie und Operation auf die verschiedenen Organsysteme (ins- besondere Herz-Kreislauf, At- mung, Stoffwechsel), den Narko- semittelnachwirkungen (Diffu- sionshypoxie, Fetanylrebound, Rekurarisierung) sowie der intra'- und postoperativen Hypothermie.

Da die Häufigkeit kardiovaskulärer Komplikationen erheblich von den Vorerkrankungen bestimmt wird, beginnt die Behandlung dieser Ri- sikopatienten präoperativ. Zwin- gend behandelt werden müssen die latente und manifeste Herzin- suffizienz, der Hochdruck und die koronare Herzkrankheit. Postope- rativ treten besonders häufig Rhythmusstörungen, anaphylak- toide Reaktionen, Störungen der Kreislaufregulation und Hypoten- sionen auf.

Operativer Eingriff und Anästhe- sie, einschließlich Lagerung und maschineller Beatmung, verän- dern insbesondere nach Thorax-, Oberbauch- beziehungsweise Zweihöhleneingriff die Atemtech- nik und führen zu einer Ver- schlechterung der Ventilationsbe- dingungen. Die Verteilung des in- spiratorischen Gasvolumens auf das Alveolarvolumen wird gestört.

Primäres Ziel der unmittelbar postoperativen Atemtherapie ist eine Normalisierung der opera- tionsbedingt eingeschränkten FRC und VC und ein Offenhalten des Bronchialsystems zur Verbes- serung der Ventilationsbedingun- gen in minderbelüfteten Alveolar- bezirken. Es wurden Parameter und spezifische Indikation für den Einsatz ventilatorischer Therapie- maßnahmen zur Sicherstellung von Normoxämie und Normokap- nie genannt: von der Sauerstoff- gabe über atmungsstützende Ver- fahren bis hin zur kontrollierten Beatmung mit PEEP.

Dr. med. Hans-Peter Legal Orleansplatz

8000 München 80

Stellungnahme

Die im Ergebnisbericht der Ta- gung für Neurochirurgie 85 von Prof. Dr. G. Exner, Marburg, refe- rierten pathologischen Befunde sind vergleichbar mit einem Fisch- zug mit dem „Netz" modernster Untersuchungstechnik. Und doch entging aus der Sicht der Manuel- len Medizin die Diagnose des Gros der „atypischen" Leidenszustän- de, die vielen kleineren „Fische".

Auch diese sind durch gezielte manuelle Palpation, Radiologie, exakte Analyse der Beweglichkeit der Kopf/C1-C2-Beweg lich keit, der Atlasdislokationen usw. exakt erfaßbar.

Und vor allem, falls nicht, wie im Report erwähnt, „chiropraktische Maßnahmen strengstens verbo- ten", sind diese kausal chirothera- peutisch behandelten Zustände meist weitgehend heilbar. Diese Diagnose lautet: akute bezie- hungsweise chronische Blockie- rung, oft Jahrzehnte persistierend, heilbar durch gezielte Deblockie- rung, mit Verschwinden der „aty- pischen (Zitat-)Kopfschmerzen, Bewegungsschmerzen, Schief- hals, Kribbelparästhesien, samt vielen anderen Symptomen wie Meniere, spastischer Blässe, ab- normer Müdigkeit, vegetativer Dystonie usw.

Für Ärzte und — Patienten wäre die interdisziplinäre Kommunikation zwischen Neurologie und Manuel- ler Medizin von gewichtigem Inter- esse.

Dr. med. Martin. M. Schönberger Chirotherapie, Allgemeinmedizin Kirschenweg 5

8209 Stephanskirchen

Schlußwort

Die Mainzer Herbsttagung für Neurochirurgie befaßte sich ge- zielt mit den von mir referierten Themengruppen des kranio-zervi- kalen Überganges: Traumafolgen, Fehlbildungen und Systemerkran- kungen, Entzündungen und Tu- moren. Hier handelt es sich um seltenere, aber gravierende Krank- heiten, die tatsächlich aus dem Gros der „kleinen Fische" heraus- filtriert werden müssen, nicht mit dem „Schleppnetz", sondern ge- zielt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine gute manuelle Untersu- chungstechnik zum diagnosti- schen Grundrüstzeug gehört. Es unterliegt aber auch keinem Zwei- fel, daß die basiläre Impression, das Arnold-Chiari-Syndrom, die Syringomyelie, die atlanto-axiale Luxation bei Os odontoideum, die entzündliche Osteolyse oder Tu- moren auf keinen Fall chirothera- peutisch angegangen werden dür- fen. Um solche Krankheitsbilder ging es auf der Mainzer Tagung und nicht um chronische Blockie- rungen und andere funktionelle Störungen der Region. Ich stimme zu, daß eine enge Kommunikation zwischen Neurologie und manuel- ler Medizin notwendig ist. Noch immer ist der Zeitraum zwischen dem ersten Auftreten klinischer Symptome und der Verifizierung von Tumoren viel zu groß.

Die Tagung hat gezeigt, daß mit den neuen bildgebenden Verfah- ren die Diagnostik der kranio-zer- vikalen Region erheblich erweitert und verbessert werden konnte.

Professor Dr. med.

Gerhard Exner

Wilhelm-Roser-Straße 35 a 3550 Marburg

Der kranio-zervikale Übergang als Ort vielfältiger

neurologischer Störungen

Zu dem Kongreßbericht von Professor Dr. med. Gerhard Exner in Heft 6/1986, Seiten 320 bis 322

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 27 vom 2. Juli 1986 (59) 1959

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