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Archiv "Alltagskunst aus fünf Jahrzehnten in Köln" (20.12.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Weihnachtsrummel TERMINE

• Fortsetzung von Seite 3864 die Jahrtausendwende stammen die frühesten Belege für den Ni- kolauskult, der an zwei histori- sche Persönlichkeiten, den im 4.

Jahrhundert lebenden Klaus von Myra sowie den um 564 gestor- benen Bischof von Pinara an- knüpft. Eine Vielzahl von Legen- den rankte sich bald um den Volksheiligen, als dessen spek- takuläres Wunder die Wiederer- weckung dreier, von einem ruchlosen Wirt ermordeter, zer- stückelter und eingepökelter Scholaren berichtet wurde. In der Regel war der im bischöf- lichen Ornat zur Weihnachtszeit Einkehr haltende Nikolaus von einer struppigen, dunklen Ge- stalt heidnischen Ursprungs be- gleitet, Knecht Ruprecht gehei- ßen, aber auch Krampus, Nik- kel-, Aschen- oder Butterklas, Pelzmärtel, Hans Trapp oder Hans Muff. Heidnischen Ur- sprungs waren auch die länd- lichen Adventsumzüge, bei de- nen junge Burschen, als allerlei Tier- und Schreckgestalten ver-

kleidet, Allotria trieben und den alten Aberglauben an den wil- den Jäger und die mit ihrem Ge- folge von Dämonen über das

Land ziehende Berchta oder Frau Holle neu belebten.

Erst das bürgerliche 19. Jahr- hundert prägte die Formen des häuslichen Festes, wie wir es kennen. Der lichtergeschmück- te Weihnachtsbaum wird zwar schon 1708 von Lieselotte von der Pfalz in einem Brief an ihre Tochter erwähnt, zum Allge- meingut wurde er erst vor wenig mehr als hundert Jahren, als ei- ne veränderte Forstwirtschaft und die neue Verkehrstechnik seine weite Verbreitung möglich machte. Ein Kind des 19. Jahr- hunderts ist auch der Weih- nachtsmann. Unhistorisch, über- konfessionell und entdämoni- siert paßte er besser in die mo- derne Zeit als der würdevolle Ni- kolaus mit seinem rauhen Be- gleiter. Die umfassende Ver- marktung dieser Figur hat ihre

ehemals fast mythisch überhöhte väterliche Autorität, versinnbild- licht durch Rute und Gabensack, inzwischen allerdings fast gänz- lich verschwinden lassen. Der Weihnachtsmann ist zum gut- mütigen Alten geworden, wel- chem, wie dem amerikanischen Santa Claus, sogar derbkomi- sche Züge anhaften können.

Unsere wohlbeheizten Wohnun- gen und die Allgegenwärtigkeit des elektrischen Lichts haben die alten Beschwörungen von Licht, Wärme und Fruchtbarkeit gegenstandslos werden lassen.

Wie in jedem Jahr werden auch in diesen Tagen viele Menschen angesichts der kommenden Festtage, nicht zuletzt wegen der ausufernden Vermarktung, aber auch wegen eines unglaub- würdig gewordenen Rituals, Un- behagen und Widerwillen emp- finden. Nichts wäre jedoch trü- gerischer als zu glauben, die

„gute alte Zeit" habe keine Pro- bleme mit Weihnachten gehabt!

Schon 1508 wetterte der be- rühmte Prediger Geiler von Kay- sersberg gegen allzu fröhliche Weihnachtsbräuche. In J. K.

Dannhauers „Catechismus- milch" wurde der Tannenbaum als die Frömmigkeit gefährden- de Lappalie beschimpft, und die Germanisierung des Weih- nachtsfestes im nationalsoziali- stischen Deutschland dürfte noch manchem unter uns in un- guter Erinnerung sein.

Auch weiterhin wird jede Gene- ration ihren eigenen Beitrag zur Kulturgeschichte des Weih- nachtsfestes zu leisten haben.

Hoffen wir, daß die Freiheit der Persönlichkeitsentfaltung in die- ser unserer Zeit und die vielen Möglichkeiten des demokrati- schen Miteinanderlebens uns neue. Formen zu einem sinner- füllten Feiern des Weihnachtsfe- stes finden lassen.

Anschrift der Verfasserin:

Dr. Anne-Susanne Rischke Dreieichstraße 1

6053 Obertshausen

Aktuelle Kulturnotizen

Einsendeschluß für den Litera- turpreis der Bundesärztekam- mer am 31. Januar — Belletristi- sche Werke von Ärzten, die 1984 oder 1985 veröffentlicht wurden, können bis zum 31. Januar 1986 bei der Bundesärztekammer, Haedenkampstraße 1, 5000 Köln 41, zum Wettbewerb um den jährlichen Literaturpreis der BÄK eingereicht werden. DÄ Architektur-Schau von Walter Gropius in Berlin — Die architek- tonischen Leistungen von Wal- ter Gropius werden bis zum 9.

Februar im Bauhaus-Archiv in Berlin in einer umfassenden Ausstellung gezeigt, die an- schließend im Deutschen Archi- tekturmuseum in Frankfurt am Main zu sehen sein wird. RS Alltagskunst aus fünf Jahrzehn- ten in Köln — In der Kunsthalle Köln gibt es bis zum 26. Januar ein Sammelsurium von Alltags- gegenständen, Möbeln, Lam- pen, Tapeten, Porzellan, Neon- reklamen und Rundfunkgeräten

— alles vorwiegend aus den fünf- ziger Jahren zu bestaunen.

Auch die zwanziger, dreißiger, vierziger und sechziger Jahre sind mit Mode und Möbeln ver- treten. „Alltagskultur" nennt der Kunstvereinschef schmeichel- haft den Inhalt dieser Schau, den das Kölner Original Her- mann Götting zusammengetra- gen und jetzt unter dem Titel

„Von Maurice Chevalier bis zum Nierentisch" herzeigt. CR Käthe Kollwitz in Stuttgart — Bis zum 16. März 1986 zeigt das In- stitut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart Werke der großen Expressionistin Käthe Kollwitz (1867 bis 1945). Die fünfundsieb- zig Exponate reisen seit 1959 durch die ganze Welt und sind Teil eines Ausstellungsprogram- mes, das versucht, im Ausland die deutsche Kunst des 20. Jahr- hunderts darzustellen. IA 3866 (66) Heft 51/52 vom 20. Dezember 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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